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1. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich In Niesa. — Für dir Redaktion »eraotwortltch: Arthur HSHnel in Riesa. S7S. Soaaavea», 30. Robember ISIS, abends. «s. Jahrg. Volk na» Regierung. BD. ES ist zu vermuten, daß die Regierung ui den legten Tagen eingesehen hat, daß dem deutschen Volk nichts ferner liegt, als eine Opposition um jeden Preis. Kritik ist sicher eine Notwendigkeit, und gerade die Männer, nach bereit fester Ueberzeugung manches im Deutschen Reiche zu reformieren und zwar entgegen der Ansicht der Regierung zu reformieren ist, haben das Recht und noch mehr die Pflicht, die Ausstellungen ihrer Kritik der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Aber das ist der schärfste Unterschied zwischen dem Bürgertum und der Sozialdemokratie, Laß das erstere sich nicht in Negationen erschöpft wie die letztere, sondern viel lieber mit klugen Maßnahmen der Regierung einig geht, als daß es unkluge bekämpfen muß. Das werden die Herren der Regierung während der ganzen Entwicklung der Ballanlrise gemerkt haben. So lange man in der Wilhelmstraße überhaupt schwieg, oder sich in allzu gegenstandslosen Beruhigungserklä rungen erging, alles leugnete und jeden kriegerischen Gedanken als lächerlich abtat, solange war die Unzu friedenheit des Volkes mit solch billiger Erledigung brennender Fragen leicht zu merken. Eine Nervosität bemächtigte sich der Mlgemeinheit, die ihren Nieder schlag sowohl in pessimistischen Zeitnngsbetrachtungen, als auch in den großen Verlusten der Börse fand. Jetzt scheint die deutsche Regierung durch Schade» klug ge worden zu sein und mit ihrem bisherigen Verhalten radikal gebrochen zu haben. Die drei Männer, auf welche die Blicke ihrer Volksgenossen am gespanntesten geheftet waren, haben gesprochen, mannhaft und ohne Rückhalt, nicht schönfärbend und nicht ängstlich, just so, wie es die Lage verlangte. Die telegraphische Anweisung des Reichskanzlers an den Oberpräsidenten von Ostpreußen entsprach mancher Lücken wegen noch nicht vollständig der Aeußerung, die nötig war. Sie war zu sehr von dem Wunsch beseelt, Ruhe um jeden Preis zu schaffen. Sie ist aber jetzt ergänzt und vervollstäirdigt worden durch eine Aeuße- rung des Herrn von Kiderlen-Wächtcr an eine Jour nalistin und durch die Antwort, die der Kriegsminister von Heeringen gestern im ncichstage auf eine „kleine Anfrage" gab. Zweierlei war für Deutschland notwendig zu wissen: Ist die Lage für uns gefährlich, und wie sind wir auf eine Gefahr vorbereitet? Das erstere bedurfte umso mehr einer Beantwortung, als die serbisch-österreichischen Gegensätze nichts von ihrer Schärfe verloren hatten, das letztere war fast noch wichtiger all den Gerüch ten gegenüber, die in den letzten Wochen über mangel hafte Vorbereitungen nmherschwirrtcu. Tic Frage nach dem Ernst der Lage hat Herr v. Kiderlen-Wächter so beantwortet, wie eS nötig war: nicht zu pessimistisch und nicht zu rosarot. Kein Mensch kann heute wissen, was morgen geschieht, darum ist ein ruhiges, leiden schaftsloses Betrachten der Situation am angemessensten. (Die Aeußerung Kiderlens befindet sich ausführlicher unter: „Der Balkankrieg" veröffentlicht.) Besonders die Ansicht KiderlenS, daß die Konferenz vorerst nicht spruch reif sei, deutet darauf hin, daß noch lange nicht alles geklärt ist, während sein Bekenntnis der unbedingten Bündnistreuc zu Oesterreich alle Hoffnungen der „Freunde" des Dreibunds zu nicht machen wird. Herr von Heeringen klärte nach der andern Seite hin durch seine kurze, aber entschiedene Erklärung, er gebe „die pflichtmäßige Versicherung, daß für den Kriegs fall das Erforderliche in die Wege geleitet ist." (Siehe den Reichstagsbericht.) Das deutsche Volk wird in den Beifall des Reichstages nach dieser Erklärung ein- stimnren. Damit muß für Deutschland die Lage nach jeder Hinsicht, klar sein. Keine augenblickliche Gefahr, aber auch keine Garantie für friedliche Abwicklung der Dinge, hingegen die nötige Vorbereitung für jeden Fall! Damit muß aber auch die Haltung des deutschen Volkes sestgelegt sein, die gerade in der Ungewißheit des Kommenden, aber der Gewißheit pflichtmäßigcr Vor bereitung genug Ursache finden wird, abseits von jeder Unruhe den Möglichkeiten ins Auge zu scheu. Die Regierung, deren besonnene Haltung in ganz Europa gewürdigt wurde, soll das Volk nicht übertreffen, son dern das Gefühl haben dürfen, daß cS mit i-r in einer Reihe und eine Ruhe stehe und empfinde. Tagesgeschichtk. Deutsches Reich. Schutz vor der Fremdenlegion. In Metz ist es der Polizei erfreulicherweise geglückt, zwei französische Werber, die systematisch deutsche Staatsangehörige zum Eintritt in die Fremdenlegion verleitet halten, zu verhaften. Die Tatsache selbst wurde von den festgenommenen Fran- zosen zugegeben, dagegen in Abrede gestellt, daß sie berufs- mäßig Werbungen vorgenowmen hätten. Es ist oft und ost von den unseligen Leiden erzählt worden, denen die in die französisch« Fremdenlegion eingetretenen jungen Leute ausgesetzt sind und eS ist auch allgemein bekannt, daß der größte Prozentsatz der Fremdenlegionäre von Deutschen ge stellt wird. Trotzdem hat man sich bei uns noch immer nicht dazu aufraffen können, nachdrückliche Sbwehrmaßregeln gegen die verbrecherische Institution der Fremdenlegion zu treffen. ES ist noch Äicht lange her, daß ein Deputierter in der französischen Kammer diese Einrichtung als ein not wendiges U-bel bezeichnet hat. In Frankreich gehört die Truppe der Legionäre zu einem Gesprächsthema, da« man nicht gerne berührt und dessen man sich schämt. Für uns in Deutschland liegt aber die Angelegenheit wesentlich anders. Jahrzehnte lang wird bei uns zugesehen, daß junge Leute, die aus oft nichtigen Gründen glauben, ihrem Vaterland den Rücken kehren zu müsse», beinahe willenlos sich in die Fremdenlegion verschleppen lassen. ES ist auch ein offenes Geheimnis, daß in allen deutschen Grenzorten Elsaß-LothringenS wohlorganisierte Werbebüros errichtet sind. Es müßte doch ohne besondere Schwierigkeiten gelingen können, diesem Unwesen radikal entgegenzutreten. Die Verleitung zum Eintritt in die Fremdenlegion müßte Lurch ein Ausnahmegesetz mit besonders schwerer Strafe bedroht werden, nur auf diese Weise ergäbe sich di« Möglichkeit, den von Frankreich ständig verübten Raub einer Teiler unserer waffenfähigen Jugend «in für alle Mal aurzurotlen. Vom Reichstag. Wie gemeldet wird, hat die Sozialdemokratie beschlossen, ihren auf ein Mißtrauens votum gegen den Reichskanzler gerichteten Anlxag sofort zurückzuziehen, da er nach der Ansicht der anderen.Parteien spezialisiert ist. Sie will ihn dann in anderer Form wieder Einbringen, sodaß bei der Abstimmung eine ganz generelle Beurteilung der Haltung von vethmann HollwegS herauskäme. Die Neuformulierung soll sich ganz genau auf den Boden de« neuen 8 33a der Geschäftsordnung stellen. Alsdann soll auf Antrag der Sozialdemokratie der ganze Vorgang der GeschäftSordnungSkommission über wiesen werden, um genauere Bestimmungen über die Formulierung derartiger Anträge herbeizusühren. Vom Marine-Luftschiff. Gestern bezog die Marinrmannschaft de» Luftschiffe« „L. 1" ihre Baracken am Flugplatz« Johannisthal, wo sie ständig zur Bewachung de» Reich-martneluftschiffeS stationiert bleiben soll. Die Abteilung von vorläufig 30 Mann soll morgen durch weitere 30 Mann de» Seebalaillon» verstärkt werden. Auf eine Eingabe de« Deutsch-Russischen Vereine» zur Förderung der gegenseitigen Handels- beziehungen E. V., Berlin, hat der Staatssekretär de« ReichS-PostamteS dankenswerter Weise folgenden Bescheid gegeben: „In den ausländischen, darunter auch den russischen Fahrplänen der 6. Abteilung de» ReichS-KurSbuch« sind die durchlaufenden Wagen, soweit hierfür Unterlagen zur Verfügung stehen, durch Anbringung eine» Pfeils zwischen den Stunden- und Minutenziffern gekennzeichnet. Eine Erklärung für da» genannte Zeichen befindet sich am Schluffe etwa jeder zweiten Teile. Im Interesse de« deutsch-russischen Reiseverkehr» Habs ich aber gern ange ordnet, daß über die direkten Wagen zwischen den Grenz stationen und einzelnen Hauptplätzen im Innern Rußland«, und zwar für Moskau (über Rhjäshitza) bei Nr. 581, für St. Petersburg, Moskau, Kiew bei Nr. 581 ck und für Kiew bei Nr. 583 künftig noch weitere Angaben gemacht werden." Deutsche Antimilitaristen. Die politische Polizei beschlagnahmte in dein sozialdemokratischen Burean für Rheinland und Westfalen SOM Exemplare einer antimilitaristischen Broschüre, von der ein Teil bereits versandt worden wär. D as Schic dsge richt für die Angeste llten- versicherung. Eine kaiserliche Verordnung bestimmt nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats: Für die Angestelltenversicherung wird ein Schiedsgericht in Ber lin und zwar für das Reichsgebiet errichtet. Diesem Schiedsgericht wird die Entscheidung auch in solchen Fällen zugewieseu, in welchen cs sich um Versicherte oder deren Angehörige handelt, die außerhalb des Ge biets des Deutschen Reiches wohnen oder beschäftigt sind. Ke in L nf tfl otten g es etz? Durch die Presse ging vor kurzem die Nachricht, daß mittels eines Luftflotten gesetzes unsere Wehrkraft durch 20 neue Zeppelinluft kreuzer verstärkt werden würde, wozu die Mittel nach- 8vbe>u 8ie sieb bitte äie ausgestellten l^aren bei L. Mittag an, äann wissen 8ie sofort, mit >vas 8ie Idren lieben ^nKebSriKen eine ^Veibnaebtskreuäe maeben können. Zum bevorstehenden d d*r Firma MN08 ° - E Roqmon«« roktuog. Roi vonmoklung koken Roboää. vtt« Werner Uelier M tüinii. kkiMiOie Mess, Koetßntr. 81 ersucht däüicdst, ikm rmgsckacdts Woiknovkäo-KuäänKgo drück aufeugsdsn. t eruspreeder Xr. KLO. UnsLKIiaus Dieser, AG- RnnpGoünnGo 41. "ML , ßüMlM-WMI. Da ich die von meinem Herrn Vorgänger geführten mechanischen Spielware« al» Anto», Eisenbahnen und alles Zubehör, Stoffignren «sw. gänzlich aufaebe, stelle ich dieselben von Sonntag, den 1. Dezember ab iis M Me iks WriM Pttists zm Mus. Ich gebe damit auf kurze Zeit Gelegenheit, wirklich solide Waren zu nicht wiederkrhrenden Preisen zn erwerben und lade zur Besichtigung derselben höflichst ein. 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