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I»I Nsibbruck veedvte» (AuS dem finstersten Rußland. Nach den Auszeichnungen eine» englischen Arzte» K von G. Rad«. Während meines Aufenthaltes im russischen Gouver nement Charkow entstand in einem Dorfe der Nachbar schaft, nach dem ich zuweilen gerufen wurde, eine neue Secte. Ein junges Mädchen, Xenia Kuzmin, trat auf und predigte. Das Volk verehrte sie als Heilige. Sie verwarf vor Allem den Besuch der orthodoxen Kirchen, die Ehe und das Schlachten von Thieren. Ihre Anhänger lebten ausschließlich von Pflanzennahrung. Sie wKhlte aus denselben Zwölfe, welche sie als ihre Apostel bezeich nete. Mit diesen durchzog sie das Land, Psalmen singend und ihre Lehre dem Volke verkündend. ' Ihre Schülerin Katharina Wolkoff übertraf bald die Meisterin. Ich traf sie eines Tages in einem Bauern hause und war erstaunt, in derselben eine junge, hübsche, dem Anschein nach sanfte und schlichte Frau zu finden, nur ein schwärmerisches Licht, das von Zeit zu Zeit in ihren schönen, blaue« Augen aufblickte und ein paar strenge Züge um den Mund um» Kinn, deuteten den Fanatismus und die unbeugsame Energie dieser seltsamen Prophetin an. Sie hatte sich von ihrem Mamre getrennt, da sie das weitere Zusammeickeben mit ihm für eine Sünde an sah. Sie befolgte die Lehre Xenias, lehrte aber außerdem die Gemeinschaft aller irdischen Güter, sowie die Gleich heit und Brüderlichkeit aller Menschen. Als den einzigen Weg zum Heil bezeichrete sie in ihren Predigten Entsag ung, Buße und schließlich den Tod. Einer ihrer Anhänger zimmerte sich ein Kreuz, legte sich auf dasselbe und schlug mit eigner Hand die Nägel ein, welche seine Füße und den linken Arm an dasselbe hefteten. Dann rief er sein Weib und ließ sich von ihr den letzten Nagel durch die rechte Hand treiben. Jene; welche den Entschluß gefaßt hatten Gott ein Opfer zu bringen und durch einen freiwilligen Tod die ewige Seligkeit zu erringen, bereiteten sich zu diesem Schritte durch Gebete, Fasten und Bußübungen vor. Daun führte man das Opfer eines Abends in eine unbewohnte Bauernhütte, welche ausschließlich diesem Zwecke diente und ließ ihn allein mit einem der Apostel, welcher laut Psalmen betete. Nach einer Weile trat ein großer kräftiger Mann ein mit einem rothen Hemde bekleidet, warf den dem Tode Ge weihten nieder, legte ein Kissen über ihn, setzte sich auf dasselbe und erhob sich erst wieder, wenn der wahnsinnige Schwärmer todt war. Dieses Mittel, die Menschen in das Jenseits hinüber zu spedrren, scheint ein echt russisches, im Bolkscharakter begründetes zu sein» denn man hört häufig von demselben und auch Tolstoi hat dasselbe in seinem Bolksdrama „die Macht der Finsterniß" zur An wendung gebracht. Dasselbe soll iu früherer Zeit auch bei den russischen Juden nicht aÜAl selten vorgekommen sein. Die streng Orthodoxen boten Alles auf, damit eine Leiche nicht länger als bis Sonnenuntergang im Hause bleibe, ein Gesetz, das im Morgenlande wohlbegründet war, im Norden jedoch keinen Zweck zu erfüllen hatte. Wenn nun die Besorgniß eintrat, der Sterbende könnte kurz vor Sonnenuntergang hinübergehen, so daß die Be stattung an demselben Tage (der jüdische Tag beginnt mit Sonnenuntergang) nicht mehr möglich war, so wur den Kissen über ihn geworfen, auf den sich die ganze Familie setzte, um dm Todeskampf abzukürzen. Der Charon oder Henker dieser wahnwitzigen Secte war ein ehemaliger Soldat Jlin Molok. Sein Hano- werk schien ihm nicht geringe Ueberwindung zu koste", denn er trank sich jedesmal Courage an und die Apostel machten ihm zum Vorwurf, daß er, um nur rasch fertig zu werden, seine Opfer roh anfaßte. Eines Tages wurde er von Katharina Wollkoff abgesetzt und nahm sich dies so zu Herzen, daß er sich bis zur Sinnlosigkeit betrank, in dunkler Nacht in das Flüßchen stürzte und hier seinen Durst für immer löschte. Katharina Wollkoff beschloß sein wichtiges Amt von nun an lieber einer Frau anzuvertranen, denn bei dieser war sie sicher, daß sie nüchtern blieb und ihr frommes Werk mit Geduld und Sanftmuth verrichtete. *Sie f nd die geeignete Person in einer Bäuerin, namens Aframm Dunjak, einer Fran in reiferen Jahren, welche in jeder da» sie leicht « erMe TmchiVe mit de» Behörden drin- gen komNe, a» S» AK« i» eine« wthen Hemde er- schimm war, sMe Afroam» dieselbe itzvibslische Farbe tragen, wGche nmkeich die Lieblingssarve der Ruffen ist, die rath und M« in chnr Sprache mit demselben Worte bezeichnen. Al» Katharina Wollkaff bereits auf der Schwelle stand, begann Aframia über ihren Rann Peter Wasitje- witsch sich bitter zu beklage», welcher zagleicher Zeit ein Fan- lenzer und Trunkenbold »ar. Zur bdsen Stunde kehrte Peter schwankend mit verglasten Augm nach Hause zu rück. Während er sich vor der Prophetin niederwarf und ihr Gewand küßte, stellte ihn dieselbe zur Rede und spraci, ihm so eindringlich in» Sewrfsen, daß Peter Wasiljewitsch schließlich in lautes Schluchzen ausbrach. Nachdem sie ihm alle Qualm der Hölle, die ihn erwarteten, falls er nicht Buße thue, mit ven entsetzlichsten Einzelheiten aus gemalt hatten, nahm Katharina mitten in der Jsba auf einem Schemel Platz und Peter Wasiljewitsch kniete neben ihr nieder und beichtete ihr seine Sünden. Unter Seufzen und Faustschlägen gegen die Brust versprach er sich zu bessern und die ihm von Katharina auferlegte Buße ge wissenhaft auszuführm. Doch Aframia war damit nicht zufrieden. Kaum hatte die Prophetin das Haus verlassen, begann sie selbst ihren Mann zu ermahnen, ihm seine Laster zu schildern und ihm mit allen irdischen und himm lischen Strafen zu drohen. Nichts könne seine Seele retten, erklärte sie ihm zuletzt, als daß er bußfertig seinem lasterhaften Leben ein Ende mache. Peter Wasiljewitsch sträubte sich einige Zeit, aber der Branntwein und seine Frau waren stärker als er. „Sterben will ich nicht," lallte er, „dazu haben wir noch Zeit. Es ist genug, wenn ich die Reise nach dem Paradiese antrete, aber für diesmal will ich auf halte:-! Wege umkehren. Ich will mich hier an dem Balken au hängen, falls Du mir versprichst mich rechtzeitig abzu schneiden " Nachdem Aframia dies zugesagt hatte, tranken sie zusammen Ken Tbee. Auf eine neue, dringende Ermahnung seiner Frau hin stand Peter Wasiljewitsch dann auf, si- .-te einen Schemel unter den Balken, beststgte einen Si-ml au demselben, legte die Schlinge nm seinen Hast? > stieß dann den Schemel selbst mit dem Fuße um E> warirte jedoch vergeblich darauf, daß Aframia uw halbem Wege nach dem Paradiese zurückrief. Sie schliu st rohig ihren Thee und sah zu, wie er in das Jenseits hinnvertanzte. Da man Aframia nicht die körperliche Kraft zu- mvthete gleich Jlin Jene, die sich dem Tode geweiht hatten, nöihigcnfalls mit Gewalt zur Erde zu Wersen, war der Apostel jetzt jedesmal von zwei Brüdern oder Schwestern der Gemeinde begleitet, welche Zeugen der ganzen Handlung waren. Alle diese rühmten Äfiamia, ihre sanfte, freundliche Art mit der sie mit den sich Opfernden verfuhr, sowie auch ihr hübsches, stattliches Aussehen. „Es muß ein Vergnügen sein," sagte mir eines Tages einer dieser verrückten Sektirer, „durch sie in das Himmelreich befördert zu werden." Der Rubel ist bekanntlich in Rußland ein Zauber- tchlüsscl, mit dessen Hülse inan überall eindringt, sogar in d-e Geheimnisse des schrecklichsten Mystizismus. Mit pülfe eines reichen Geschenkes erreichte ich es, daß ich üimal Zeuge einer solchen Hinrichtung, welche die An ¬ hänger der schrecklichen Lehre ein gottgefälliges Opfer nennen, sein konnte. Ich wurde, ehe das Opfer eingefühO wm de, in eine dunkle Kammer eingesperrt und mir aüst- gctragen mich vollkommen ruhig zu verhalten. Nachdem man mir vorher einen Schwur abgenommen hatte, nutzt» von dem Geschehenen zu verrathen. Ich konnte durch eine Spalte in der Thüre bequem m die anstoßende ge räumige Stube blicken, in der sich nur ein HSheruer Schemel und verschiede« Heiligenbilder an der Wand be fanden. Eine von der Decke herabhängende Lampe spen dete reichliches Licht. Es währte nicht lange, so trat der Apostel mit seinem Schüler und zwei Brüder» herein. Während die letzten sich gegen die Wand lehnten, nahin der Apostel auf dem Schemel Platz und der dem Tode Geweihte, ein junger, bleicher Mensch mit den Augen eines Verzückten lag vor ihm auf den Knieen und betete mit ihm Psalmen. Leise ging die Thüre auf and Aframia trat ein, ein hübsches, üppiges Weib von etwa vierzig Jahren mit einer Fülle des herrlichsten bloade» Haares. Sie sah sehr gut aus in ihrem rothen Kokoschnik, ihren Stiefeln und dein seidenen Sarafan von derselben Farbe, über dem sie eine rothe mit dunkeln Pelz besetzte Jacke trug. DaS Opfer begann bei ihrem Anblick zu beben, sie aber näherte sich freundlich demselben, klopfte ihm auf die Wangen und sprach: „Fürchte Dich nicht " Noch immer knieend wendete er sich zu ihr und flehte: „Warte noch etwas, noch einige Augenblicke." „Du stellst Dir das ärger vor," gab sie gelassen zur Antwort, legte den Widerstrebenden sauft zur Erde nieder, warf das verhängnißvolle Kiffen auf sein Gesicht, hielt seine Hände mit ihren kräftigen Annen und Knieen fest und setzte sich auf ihn. „Sichst Du," murmelte sie, „wie hübsch das geht." Während der Apostel und die beiden Brüder laut halb singend einen Psalm beteten, vollbrachte Aframia chr grauenhaftes Werk. Vermischte». Kaiser Josef II. gegen das Duell. Dem „Linzer Volksblatt" wird mitgetheilt: Wir besitzen noch einen Erlaß des Kaisers Josef vom Jahre 17 kl, in dem er einen General seiner Armee beauftragt, über zwei Duellanten, den Grafen v. K. und den Hauptmann W. Kriegsgericht zn halten, und den, der die meiste Schuld am Duelle gehabt, streng zu bestrafen. In dem Dokument heißt es: „Der Graf v. K. ist aufbrausend, jung, von seiner Geburt und von falschen Ehrbegriffen einge nommen. Hauptmann W. ist ein alter Kriegsknecht, der jede Sache mit Degen und Pistolen berichtigen will. Ich will und leide keinen Zweikamps bei meinem Heere und verachte die Grundsätze derjenigen, die ihn vertheidigen, die ihn zu recht fertigen suchen und sich mit kaltem Blute durchbohren. Wenn ich Offiziere habe, die sich mit Bravour jeder feindlichen Ge fahr preisgeben, die Tapferkeit und Entschlossenheit im Angriffe und in der Vertheidig ing zeigen, so schätze ich sie hoch. Wenn aber hienwlcr Männer sein sollten, die alles der Rache und dem Hasse gegen ihren Feind aufzuopfern bereit sind, so ver achte ich dieselben, ich halte einen solchen Menschen für nichts Besseres, als für einen römischen Faustkämpser. . . . Eine solche barbarische Gewohnheit, die dein Jahrhunderte der Tar- tarenfürsten angemessen ist, nud die ost traurige Wirkungen auf einzelne Familien gehabt hat, will ich unterdrückt und be straft wissen, und sollte es mir die Hälfte meiner Offiziere rauben. Noch giebt es Menschen, die mit dem Charakter von Helden mut!; denjenigen eines guten Unterthanen vereinbaren und das kau- nur der sein, welcher die Staatsgesetze verehrt." Produelettvcmen. LU. d'rltn, 2- Januar. Witzen w-w M. —, Mai 138-. Juni 138,50, Juli 139,-, siill. '-ogg>' Moldau Sstr Lgcr cä > i- - Bud- weis Prag Lung- dunz« ll!U Lmrn Par- dnbip Br-.-.- det« Mei nst 2er l- k.ierih st er- 'Ns.V 24 :5 —54 - 54 Anw -4 -4 i-g. - . F. z— --- jchll er 0. fehlt — mir fehlt -128 -IL8 -86 -80 M .14,-, Mai 117,50, Juni M. 118, -, Juli M. 3,50' still. Spiritus wco M. —lac- 31,90. Mai 37,40. Juni 37,70, SO er loco M. 51,80, fest. NW- loco M. 43,^0. Mai M. 43.50, Juni fest. Ha- loco —, Mai M. N3.75, Juni 114,25, schwach. — -wirtle-: ^hau- wciter. — Course v. 1 Ulir 20 Mm. AmalieM des „Muer LMbtattes". In den Ausgabestellen Abcnds iE" gegen 7 ll h r, in dcr Expedition PM- '/,7 Uhr. -N« willst » li) M. Belohunng crhälr Terjemge wel.-.' r :> i>. ci M.r-.r: s haft macht, wctre .rcnut - > >>« r! »>»c»?: , rische Airdens rieu nacb'agr. > gench:- j liche Bei ra ung crmstuw st" n. E-'na-ä iist-Ker. Ein grepne? und fnr soicrk als ^ustv.irui! g . eswvl .ststlKllmbr, ii. Tischlerlehriiug sucht l. Olt.rn 1895 I v ttri«d. Für mein Lissn-, Vsrkrsug- L LarrwLsrvL-Sesedätt suche per Ostern a. e. nnt.r günstigen Bedingungen / Kost und Logis im House. * kobvrl vi'sekltbf, siivi88sn. 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