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die Abänderungen absolut unannehmbar se>. Unter allen Umständen müsse die Freiheit der Wissenschaft geschützt wer- den. Den Anträgen der Konservativen würden sie zuftim- men, soweit sie sich auf 8 beziehen. Allerdings werde eine Minderheit seiner Freunde hierin eine andere Stellung einnehmen und sich unbedingt ablehnend verhalten. «bg. v. WolSzlegier (Pole) stimmte dem 8 1" nur soweit zu, als es sich um Aufforderung zu Bergehen handelt, bekämpft dagegen die Bestimmungen über die An preisung. Diese seien dehnbarer Natur und können beispiels weise bei parteiischer Handhabung die polnische Presse und Litteratur sehr bedrücken. Die polnische Fraktion stimme für den Antrag Barth als das eventuell kleinste Uebet, dann aber gegen den ganzen Paragraphen. Abg. Retnde (Clr.) giebt die folgende Erklärung ab: Gegenüber der Aeußerung des Reichskanzlers, daß die Kommission fremde Materien in das Gesetz hineingebracht habe, meinen wir, daß nur solche I Bachen hineingezogrn sind, die in der Regierungsvorlage nicht I genügend beachtet waren. (Lachen links.) Die Vorlage ent« l hielt nur Maßnahmen für den Kampf, für die Ordnung; l wir waren aber aufgerufen zum Schutz von Ordnung, Re ligion und Sitte. Letztere beiden Punkte hat die Kommis sion mit Recht ausgenommen. Bezüglich des 8 1" halten wir an der Kommissionsfassung in der zweiten Lesung fest und lehnen die Anträge Leoetzow und Barth ab. Bezüglich der ganzen Vorlage bemerken wir, daß uns die Kommis sionsbeschlüsse nicht allerwegen gefallen und genügen. (Großes Gelächter links.) Wir behalten uns die Schlußabstimmung ausdrücklich vor. Abg. Munckel (fr. Vp ): Ich brauche kaum ausdrücklich zu sagen, daß meine Freunde gegen das ! Gesetz stimmen. Wir meinen, daß alles, was geschützt wer- > den soll, genügend geschützt ist: Religion, Monarchie, Ehe und alles andere. Wir lehnen 8 m ab, da er eine ganz neue Strasthat, die Anpreisung und Anreizung, in das Strafgesetz einsühren will. Auch Schiller und Goethe hätten wenigstens.für ihre Jugendwerke nach dieser Vorlage ins Gefängniß wandern müssen. Abg. Zimmermann (deutsch, soc. Rsp.) erklärt: Wir sind nicht in der Lage, der Vorlage in der Kvmmissionsfassung zuzustimmen, mit Ausnahme des Militärparagraphen. Wir glauben, daß Strafbestimmungen gegen dttz Umsturzbestrebungen nichts nützen. Heute will Niemand die Verantwortung für die Vorlage übernehmen. Bezüglich des 8 m befinden wir uns ausnahmsweise in Uebereinstimmung mit der Linken. Der Antrag Barth ist das geringste Uebel ; der 8 m aber ist auch nach Annahme jenes Antrages abzulehnen. Wir befinden uns einmal in Uebereinstimmmung mit den Sozialdemokraten, das bezieht sich aber nur auf die Ablehnung. Wir sind auch für ein Sozialistengesetz nicht zu haben, das will ich gleich bemerken, um Mißverständnissen vorzubeugen. In vielen gerichtlichen Uctheilen und in ihren Mißgriffen sehe ich eine Förderung der Sozialdemokratie. Aber wir werden mit den Sozial demokraten fertig werden und rechnen zum Beispiel auf Bundesgenossen in ihren eigenen Reihen, nämlich die lieben Mitbürger jüdischer Konfession. (Große Heiterkeit.) Sie werden an diesen lieben Mitgliedern ihrer Partei erleben, daß sie die eigene Partei zersetzen, wozu ja schon der An- fang gemacht worden ist. Wir werden uns durchaus ableh nend gegen die ganze Vorlage verhalten. Abg. von Sa- lisch (kons.) wendet sich gegen verschiedene Uebertreibungen, die im Laufe der Debatte vorgebracht seien. Goethe und Schiller würden nicht ohne Weiteres unter die Strafbestim mungen fallen. Wenn die Kommissionssassung nutzlos sei, so sei dagegen die Fassung des 8 "t in dem konservativen Anträge so klar, daß Niemand ungerecht getroffen werden könne. Der Redner empfiehlt die Annahme der konserva- tiven Anträge. Es erscheint zweifellos, daß die Vorlage nicht Gesetz wird und bei der weiteren Berathung wird sie nur noch weiter zerpflückt und zerzaust werden. TaaeSgeschichte. Deutsche- Reich. Dem Bundesrath ist der Ent wurf zum Nachtragsetat über die Verwaltung des Nord- Ostsee-Kanals zugegangen. In diesem Entwürfe werden zum ersten Male die Gehälter der Beamten gefordert, denen die Verwaltung des Kanals anvertraut sein soll. Der „Post" zufolge soll an ihrer Spitze ein Präsident stehen, für dessen Posten der Geheime Regierungsrath'Loewe ausersehen sein soll. Dem Präsidenten stehen dann ein technischer und ein Betriebsdirektor zur Seite. Für die Stelle des Letz, teren wird die Wahl voraussichtlich auf den Kapitän zur See z. D. Piraly fallen, der bereits jetzt mit der Wahr- nehmung der Geschäfte betraut ist, um die nöthige Erfahrung bis zu dem Zeitpunkt zu sammeln, wo der Kanal eröffnet werden soll. Weibliche Fabrikinspektoren hält der preußische Handels minister, wie er in der Petitionskommission des Abgeordneten hauses erklärt hat, nicht für erforderlich und zur Zeit auch nicht für ausführbar. Daß man in fremden Staaten nennens- werthe Erfolge mit weiblichen Fabrikinspekloren gemacht habe, ist auch dem Minister nicht bekannt geworden. Da derselbe indessen au« Veranlassung einer vorliegenden Petition ein gehendere Erkundigungen darnach anstcllen will, so beschloß die Kommission einstimmig, zu beantragen: die Petition der Staatsregierung als Material zu überweisen. Die neuen Kaiserabzeichen für die besten Schießcrgebuisse sind einzelnen Armeecorps bereit» zugegangcn Es sind in gelbem Metall außerordentlich elegant gearbeitete ovalge staltete, etwa 6 Centimeter hohe Eichenlaubkränze, oben mit der Kaiserkrone abgeschlossen. Der Kranz ist 1 Eentimctcr breit. Inmitten des Kranzes befinden sich für di: Infanterie zwei gekreuzte Gewehre oder Bajonette und darunter die Jahreszahl, für die Artillerie zwei gekreuzte Kanonenläufe. Originell ist die Auszeichnung für Schützen nnd Jäger, für die sie in Gestalt eines skelettirtcn Hirschkopfes mit einem Zwölfendergeweih besteht, da» die Kaiserkrone trägt. Die Jahreszahl ist hier auf dem Hirschschädel angebracht. Uebrigens i sind Kabinetsordre« nunmehr auch für die sächsische und bayerische I Armee bezüglich der Verleihung solcher Kaisrrabzeichen für I beste Schießergebnisse ergangen. Getragen werden die Ab- I zeichen auf dem rechten Obcrärmel. Vertheilt werden sie I nach dem PrüsungSschießen vor dem Manöver auf Grund I der Schußlistcu. Die Mannschaften der betreffenden Com- I pagnie oder Batterie erhalten das Abzeichen nur für ein I Jahr, die damit dekorirlen Unteroffiziere oder Kapitulanten ! so lange sie bei der Abteilung stehen. Zu gleicher Zeit er- i hält deren Ches für immer den sogenannten Kaiserschild. I Bei der Marine werden die neuen Kaiserabzeichen bereits I getragen, und zwar von 71 Mann des Panzers Sachsen, ! die während der vorigen Uebungspcriode im Schießen mit I Schiffsartillcrie zur Geschützbedienung des Schiffes gehört i haben und sich dorr noch an Bord befinden. Die EisenbahnverwaUung erläßt soeben an diejenigen I Vereine und Korporationen, die der Nord-Ostseekanal.Feier ! beizuwohnen beabsichtigen, die Aufforderung, etwaige Anträge I auf eine gemeinsame Beförderung ihrer Mitglieder unver- I züglich zu stellen. Inwieweit derartigen Anträgen entsprochen I werden kann, wird sich erst Herausstellen, wenn ein Ueberblick über die Größe des Verkehrs und den Umfang der Besör- derungsgelegenheiten möglich sein wird. Seit dem Beginn dieses Monats werden auf den deutschen Eisenbahnen mit Ausschluß der bayerischen und würltem- bergischen genaue Erhebungen über die Zahl und das Gewicht der Postpackele über 10 Kg. angestellt. Diese Ermittelungen sollen bis zum 14. d. M. einschließlich dauern. Sie hängen offenbar mit der namentlich von der preußischen Staatsbahn verwaltung wiederholt angeregten Neuregelung der von der Reichspostverwaltung den betreffenden Eisenbahnverwaltungen zu zahlenden Durchschnitts-Frachtvergütung zusammen. Oesterreich. Der Budgetausschuß nahm bei der fortgesetzten Berathung des Budgets da« Kapitel „Lotto" an. ! Im Laufe der Debatte erklärte der Finanzminister unter großem Beifall, die Regierung denke daran, das Lotto all mählich auszuheben. Der Ausschuß nahm eine Resolution an, worin die Regierung aufgesordert wird, nach Durchfüh rung der Reform der direkten Steuern das Lotto aufzuheben. — Liner Meldung aus Brünn zufolge explodirte am Dienstag Abend im Vorgarten eines Gasthauses eine Bombe, ohne Jemanden zu verletzen oder sonstigen Schaden anzurichten. I Die Anzeichen sprechen für ein Attentat von denselben Thä- I tern, welche die drei vorhergehenden Attentate verübt haben. ! — Kaiser Franz Josef hat sich unmittelbar nach Beilegung ' der drohenden Ministerkrisis nach Pola begeben, um dort dem Stapellaufe eines neugcbauten Panzerschiffes beizuwoh nen. Unterwegs stieg er in Laibach aus, um dort die durch das Erdbeben angerichteten Schäden zu besichtigen. Der Monarch erkundigte sich eingehend nach der Lage der Bevöl kerung und betonte die Nothwendigkeit der thatkräfligen Un terstützung, stellte hierfür weitere Staatshilfe in Aussicht und dankte den Behörden für ihre rasche Hilfeleistung und für das werkthätige Eingreifen. Der Kaiser besichtigte so dann sämmtliche Stadttheile und besonders eingehend die Krankenbaracken, wo er sich mit zahlreichen Kranken unter hielt, ließ sich darauf einzelne Personen, die sich in der ersten Schreckensnacht besonders verdient gemacht hatten, vorstellen und sprach ihnen Dank und Anerkennung aus. Nach drei stündigem Aufenthalte wurde die Fahrt nach Pola fortgesetzt. Die Bevölkerung Laibachs begrüßte den Kaiser überall bei seinem Erscheinen mit lebhaften Kundgebungen. Serbien. In informirten Kreisen verlautet mit einiger Bestimmtheit, der Minstcerpräsident Ehristitsch stehe im Begriff, dem Könige die Demission des gejammten Ka- binetS zu unterbreiten. Ls gilt als nicht unwahrscheinlich, daß die Königin Natalie, die übermorgen eintrifft, durch ein raoikales oder halbradikales Ministerium empfangen werden wird. Als muthmaklicher Ministerpräsident wird Sava Gruitsch genannt. Als gewiß gilt, daß einige hervorragende Mitglieder der radikalen Partei zu dem Könige berufen worden sind, der mit ihnen konferirte. vertliches um» Sächsisches. Riesa, 9. Mai 1895. — Gestern Vormittag 11'/, Uhr trafen in FriedriSruh mittels Extrazuges 116 Vertreter von 72 sächsischen Städten, zumeist Bürgermeister und Stadtverordnete»»-», sicher, ein. Oberbürgermeister Dr. Dittrich-Plaucn hielt eine Ansprache an den Fürsten Bismarck; in welcher er hcrvorhob, es sei ein bisher in der Geschichte der Stävte noch nie verzeichneter Vorgang, daß 72 Städte einmüthig das Ehrenbürgerrecht verliehen hätten. Der Redner überreichte sodann den ge- meinsammen Ehrenbürgerbrief und schloß mit einem Hoch auf den Ehrenbürger Fürsten Bismarck. Letzterer dankte für die ehrende Auszeichnung, die noch keinem Minister wider fahren sei. Der Fürst besprach alsdann die Aussichten für ein besseres Zusammenhalten der deutschen Stämme in der Zukunft, da er hoffe, daß das von ihm ausgestreute Saat korn prosperiren und eine dauernde Ernte zeitigen werde. Sodann hob er die Tüchtigkeit der sächsischen Truppen her vor; ihre Thalen 1866 bei Königgrätz gelten noch heute in der österreichischen Armee als das Zeugniß dafür, das festeste Korps von allen gewesen zu sein. Das sei ein glänzendes Zeugniß für die militärischen Leistungen Sachsens. Das Be- dürfnix, in einem großen deutschen Reich aufzugehen, sei in Sachsen rveniger stark gewesen als in vielen lleinen deutschen Staaten. Sachsen als solches habe einen historischen Hinter grund schon seit Jahrhunderten gehabt; trotzdem sei heute das Gefühl, dem großen deutschen Reiche anzugehören, in Sachsen ebenso lebendig wie in Preußen. Für die Einigkeit Deutschlands sei heute nicht« mehr zu fürchten; das Schlimmste sei die Herrschsucht der politischen Fraktionen, die sich zum Wohle de« Ganzen einigen müßten, aber von den Partei führern terroristrt würden. Der Fürst fühle sich versucht, auf die Parteipolitik ein Pereat zu bringen, wolle es aber Unterlasten. Er schloß mit einem einem Hoch auf den König Albert, den Mitkämpfer von 1870/71. — Gegen 40 Herren ! nahmen an dem Frühstück mit der Familie des Fürsten Theil. Ehe der Fürst sich mit seinen Gästen zur Früh- D stückstasel zurückzog, ergriff er nochmals das Wort: Er danke für die ihm zu Theil gewordene Ehrung; er betrachte das Kommen der Sachsen als eine Art Kriedensreise. Weiter hin ermahnte der Fürst, man möge doch die Minister mit mehr Nachsicht behandeln, als e« bisher in Deutschland üblich sei, und leerte schließlich sein Glas auf das Wohl der säch sischen Städte. Bei der Frühstückstafel toastete Dr. Beck aus Freiberg auf den Fürsten, der zahlreiche Erzählungen aus seiner Vergangenheit zum Besten gab. Die sächsischen Vertreter begaben sich um 3 Uhr mittels Extrazuges wieder nach Hamburg, wo ein Festmahl in der Alsterlust und so dann eine Rundfahrt um die Alster stattfand. — Bei dem Festmahle brachte Dr. Dittrich einen Trinkspruch auf das gastliche Hamburg, den König von Sachsen und den Kaiser aus. Der Bürgermeister von Leisnig feierte die Veranstalter der Festlichkeit. Stadtrath Dr. Huhn-Zwickau würdigte die großen Verdienste des Fürsten Bismarck und brachte ein be geistert aufgenommenes Hoch aus den Fürsten aus. Ferner ist noch zu erwähnen, daß Dr. Beck-Freiberg auf den Leiter der Huldigungsfahrt Oberbürgermeister Dr. Dittrich toastete und ihm mittheilte, es solle ihm eine Reproduktion des dem Fürsten Bismarck überreichten Städtealbums gewidmet werden. — Am 15. Mai wird auf dem Artillerie - Schießplätze ! bei Zeithain eine Postanstalt mit Telegraphenbetrieb uncer der Bezeichnung „Zeithain bei Riesa (Schießplatz)" mit ter Befugniß zur Annahme und Ausgabe von Postsendungen der zu den Schießübungen kommandirten Truppen eingerichtet. Die Postanstalt bleibt während der Dauer der Schießübungen ' in Wirksamkeit und erhält ihre Verbindung durch Posibe- förderungen zwischen dem Schießplätze und dem Babnbo'e in Röderau im unmittelbaren Anschluß an die zwischen Berlin und Dresden verkehrenden Eisenbahnzüge. — Der gestrige Tag sowohl als auch der heutige waren überaus gewitterreich. Gestern zogen mehrere schwere Ge witter vorüber, ohne aber hier voll aufzutreffen und ohne Schaden zu verursachen. In der Meißner Gegend sind ater Schloßen bis zur Haselnußgröße gefallen, doch waren dies.lben I so weich, daß sie beim Aufschlagen zerspritzren und in Folge I dessen auch keinen Schaden anrichteten. Auch bru.e Nach« I mittag streifte wieder ein lang anhaltendes Gewitter die I hiesige Gegend, ohne aber ebenfalls hier starke elekirure Ent- I ladungcn zu bringen. — Die durch die Blätter gegangene, auch von uns I kürzlich gebrachte Notiz, daß die kleinen Zwanzigrscnniger I von den Postanstalien nach und nach cingezogen wurden, ist, I wie von maßgebender Seite mitzetheilt wird, unrichtig. — Eine Reproduktion des dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh überreichten Ehrenbürgerbriefes der 72 sächsischen Städte mit revidirter Städteordnung mit den 72 angehängten Dokumenten, dem Album rc. ist von dem Hofpholozraphen Herrn Axtmann in Plauen angefertigt worden und wird nach dem „L. T." in Kürze den einzelnen betheiligten Städten zugehen. Oschatz, 7. Mai. Am 5. d. M. ist der Gutsbesitzer Klotz in Collm beim Strohholen in der Scheune von einem Balken gestürzt und bald darauf an den davongerragenen Verletzungen gestorben. Der Arzt conftatirte einen Schädel bruch. Der Verstorbene war 53 Jahre alr. ch Dresden. Gutem Vernehmen nach wird König Albert der feierlichen Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanal beiwohnen. Id. Dresden, 9. Mai. Gestern Nachmittag 4 Uhr begann unter starkem Andrang des Publikums vor dem königlichen Landgericht das gerichtliche Nachspiel gegen den Urheber der Blutthat, die am Mittag des 22. März 2. I. im Quartier der 78jährigen Almosenempsängerin vcrw. Geißler auf hiesiger Windmühlenstraße ftattsand. Ter no- nicht 18 Jahr alte arbeitsscheue Verbrecher, Namens Julius Theodor Ebert, ist schon wiederholt wegen Diebstahls be strast, genoß eine sehr mangelhafte Erziehung und handelt-, offenbar unter dem verderblichen Einfluß der Lektüre von Schundromanen. Um Geld zu stehlen, betrat er dre Woh nung der Greisin und als ihn diese nach der Wegnahme eines Portemonaies mit 30 Pfennigen fefthielt, kam Ebert auf den Gedanken, die lästige, mit ihm im Handgemenge de- ! findliche Zeugin ums Leben zu bringen. Zu diesem Behufe erwürgte der Angeklagte sein Opfer und versetzte ihm schließlich, um des Todes sicher zu sein, noch eine Anzahl Messerstiche in den Kopf. Ebenso machte der jugendliche Verbrecher den 11 Jahr alten Enkel der Geißler für immer durch Erwürgen stumm, als derselbe aus der Schule heimkehrte und beim Anblick der todten Pflegemutter in Jammer ausbrach. Lor dem Verlassen des Schauplatzes der Blutthal schlang der Mörder noch Bindfaden um den Hals der beiden Leichen, um damit der Möglichkeit einer Wiederkehr des Ledens vor zubeugen. Bald nach der Thal legte Ebert ein Gcsrändniß ab und erfolgte seine Verurtheilung zu der höchsten, für das Alter E.'s gesetzlich zulässigen Strafe von 15 Jahren Ge fängniß. Bon einer wirklichen Reue zeigt der Verbrecher keine Spur. Schandau. Gestern schloß sich hier das Grab über einer Hundertjährigen, der in der ganzen Gegend bekannte» Mosel Hering, welche bis in ihr hohes Alter eine selten« l Geistes- nnd Gedächtnißfrische bewahrt hatte. Chemnitz, 8. Mai. Eine entsetzliche Entdeckung macht« am Montag Vormittag die Ehefrau eines auf der Peters straße wohnhaften Grünwaarcnhändlers. Sie fand nämlich in dem Bettchen ihres 17 Wochen alten Söhnchens Blut« flecken und, dadurch aufmerksam gemacht, später auf deu Bcttrande die — Zunge ihres Kindes, welche dem selben von der ihm beigegebcnen Wärterin am vorh« gehenden Tage abgeschnitten worden war. Die Mer« hatten sich am Sonntage an einem Ausfluge bcthciligt unW das kleine Kind der Obhut einer 70 jährigen Frau anvertrauW