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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191606199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19160619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19160619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-06
- Tag 1916-06-19
-
Monat
1916-06
-
Jahr
1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1916
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D«e«a«. »*. »»ni, nachm. 4 Uhr, ihre Mitalfeder „ «iaer Unterhaltung im Saale der „Elbterrassr" »u vevsammrln. Fraulein Trude Hering aus Dresden bat ihr« Mitwirkung freundlichst »ugesaat und wird mebrcre Lieder »:vk Laute singen. — Hoffentlich gewinnt der Verein auch durch diese Aeranstaltung neue Mitglieder. — Anmeldungen werden jederzeit »ntaegenarnommen von den Vorstand«, damen de« Vereins: Frau Pastor Veck, Frau Bros. Dr. Göhl. Frau Baumeister Heu», Frau Bürgermeister Dr. Scheider, Frau Kommerzienrat Scbönherr, Frau Hauptmann Stuhl mann. —* In derslichsischenVerlustlisteNr. 293 (aus. gegeben am 17. Juni 191«^, die in unserer Geschüfts- iielle zur Einsichtnahme autzliegt, sind Verluste folgender Truppen verzeichnet: Infanterie: Regimenter Nr. 101, 102, 103, 10«, 107, 13». 179, 351; Reserve - Regimenter Nr. 102, 100. 243, 245; Landwehr. Regimenter Nr. loci, 101, 104, 10«. Futzartillerie: Reannentcr Nr. 12, 19: Bataillone Nr. 25, 88. 58: Ersatz-Bataillon. Regiment Nr. 12. Preußische Verlustlisten Nr. 54«, 547, 548; weitere Verluste und Liste Nr. 2 der in Kriegsgefangenschaft befindlichen und jetzt in der Schweiz uutergebrcichtcn vreu- k'.ischen HeereSangehörigen. Bayerische Verlustliste Nr. 273. Württemberaifche Verlustliste Nr. 398. — Höhere Preise fürZettunaS-Drnckpapier. Hierzu schreibt die „Köln. VolkSztg.: An der Verteuerung des Druckpapier« nimmt die Oesfentlichkeit begreiflicherweise in immer stärkerem Make Interesse. Dadurch werden ja die im Kriege noch ganz besonders wichtig gewordenen Zeitungen zu neuem Erhöben der Bezugs- und Anzeigen, preise gedrängt: immer mehr kleinen und sogar mittleren Blättern aber wird das Bestehen völlig unmöglich gemacht. Auch in diesem ErwerbSzweiae ist die „Preisschraube ohne (Lnde* sehr auffällig. Die Druckvapirr-Herfteller berufen sich auf das Verteuern des Zellstoff-:, die diesen liefernden Fabriken auf die Höhe der Preise sür Pnpierffolz. Dieses habe im Jahre 1913 durchschnittlich 18 Mk- das Fcstmeter frei Fabrik gekostet, stelle sich aber im laufenden Viertel- ) ihr auf durchschnittlich 82 Mk. Das bedeutet also Ver- c merung auf nicht ganz da« Doppelte, während die Papier- s'lbrikcn schon das Doppelte des Friedenspreises für ZeitungSpapier fordern. Ja, wenn nun deutsche Zeitungen ebenfalls ihre Preise entsprechend ffinnufsetzcn wollten? Es wäre schließlich nur folgerichtig und mindestens ebenso be rechtigt, da auch alle Betriebsstoffe und jegliches Entgelt im ZeituugSgewerbe ausserordentlich höhere Aufwendungen bedingen, als vor dem Kriege. Jedenfalls liegt ein erheb liches öffentliches Interesse oaran vor, datz die Regierung eine gründliche Nachprüfung der neuen Preiserhöhung für Druckpapier vornimmt, wie sie eS mit den Preisen für Brennstoffe, Eisenerz und gewisse Stahlerzcngniffe schon mit Erfolg getan bat und für Rohstahl usw. zu tun noch im Begriffe ist. Dabei muh vom Markte für Holz ausgcgangcu werden, an welchen: sich vielleicht nm schroffsten Auswüchse ergeben. Jedenfalls darf es so nicht weitergehen, wenn die deutsche Presse auch fernerhin im Weltkriege ihre wichtigen Aufgaben erfüllen soll. —* Heist unseren gefangenen Brüdern im FetndeSlaude! Durch alle tzlaue unseres deutschen Vater- lau des erklingt dieser Ruf zu eimniuiaem Zusammen- wirken aller in der Heimat gebliebenen Deutschen, um die mit der Dauer des Kriege? immer schwerer werdenden Lei den der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen lindern zu helfen. Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin und Kö nigin hat sich an die Spihe eines Liebeswerles gestellt. Soweit die deutsche Zunge klingt, gilt es, in deutschen Herzen die Gefühle des Mitleids und der Dankbarkeit zn wecken, deutichc Hände zn opferwilligem Geben zu be wegen. In unserem engeren Mterlande ist unter der Schirmherrschaft Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Johann Georg ein EhrenauSschntz gebildet, der die Spitzen der staatlichen und städtischen Venvaltungen und der vornehmsten Körperschaften Sachsens in sich ver einigt und alle Kreise unseres Volke» zur Beteiligung an der geplanten allgemeinen deutschen Volksspende aufsor- dcrt. Mit der Durchführung dieser Spende, die als Haus- listen-Sannnlnng in ganz Sachsen am 7. und 8. Juli die ses Jahres erfolgen soll, ist ein LandesarbettLauSschutz bvarlftragt, dem nachstellende Herren angehören: Geh. Hof rat Prof. M. Focrster als Vorsitzender, Exzellenz General- leutränt z. D. Sachse, Generalmajor Rohde, Geh. Kon- sistorialrat Freiherr v. Welck, Wirk!. Gey. Kricgsrat Walde, Geh. Hosrat Ernst, Oberleutnant v. Gablenz, Geh. Hofrat Prof. Böhm, Kommerzienrat Gruncberg. Nur spärlich gelangen Nachrichten über das Los unserer ge fangenen Brüder zu uns, aber das auS den wenigen Dar stellungen gewonnene Gesamtbild ist nickt selten recht traurig. Jeder gelungene Erfolg der Waffen stärkt Mut und Ausdauer unserer Kämpfer; jede Siegesbotschaft gibt unS in der Heimat neue Hoffnung und lasst unS die un vermeidlichen Entbehrungen leicht ertragen; unsere armen Gefangenen aber, denen jeder derartige Trost fehlt, leben, abgesehen von vielen körperlichen Leiden, in der schlimm sten Seclcngual der Ungewissheit über das Geschick de« Heimatlandes. Sie müssm aufaerichtet und im Vertrauen auf ihr Vaterland gestärkt werden! Ihnen, soweit irgend möglich helfend zu nahen, ihnen zu »eigen, daß daS Vater land dankbar und liebend ihrer gedenkt, ist die heiligste Ehrenpflicht unser Aller. Zeigen wir uns am 7. und 8. Juli würdig der Opfer, die von unseren Brüdern für unS ertragen werden! Grosse Summen sind notwendig. Möge die allgemeine deutsche Volksspende sie bringen und Sachsen wiederum auch bei dieser Sammlung seine altbewährte Opferfreudigkcct erweisen! — Bon sachkundiger Seite wird Wolffs Sächsischem LnndeSdicnst geschrieben: „AuS allen Teilen des Reiches kommen Nachrichten, dass die Ob st Pächter bei Verpach tungen sich gegenseitig ungelwuer überbieten uick die Pachtpreise oft das drei-, vier- uick noch mehrfache der früheren Jahre betragen. Im Interesse der Ver- brancher müssen die StadtrÄt« usw. darauf achten, dass frisches Obst zn angemessenen Preisen erhältlich ist, und nötigenfalls werden sie, wie es bereits in einigen Ge genden geschehen ist, Höchstpreise für Obst festsetzen. Dies sollten die Obstpächter bei Abgabe ihrer Pachtgebote be achten. — Bei der KSnial. Prüfungskommission werden im September die Herbstprüfungen über die wissen- scuaftlichc Befähigung sür den ciniährig-frciwilligen Mi litärdienst abgehalten. Erleichterte Prümngen sind jedoch s.ir die Dauer des Krieges ausgeschlossen. Junge Leute, hie im Regierungsbezirke Dresden wohnhaft sind und das 17. Lebensjahr vollendet haben, haben ihr schriftliches Ge such um Zulassung »u dec Prüfung an die Königs. Prü- sungstommission (Schlossstratze 34/36) Dresden, spätestens den 1. August gelangen zu lassen. — Die Handelskammer Dresden macht in dein Mai heft ihrer Mtteilungen nachdrücklich darauf aufmerksam, datz die Schwierigkeiten in der Paviererzeugung und die herrschende Papicrlnavpheit jedem den sparsamen und haushälterilchcn Verbrauch von Papier zur Pflicht «rachen. Es können grosse Mengen ar: Papier jeder Art, gewerblichem, lvie Zeichen-, Schreib- und Druckpapier ge spart werocn, wenn jeder- die Abgabe und den Verbrauch «uf das Mindestmass einschränkt und jeden unnützen Ver brauch vermcidet. Insbesondere ersticht die Kammer die Ver käufer, ihre Abnehmer auf die Papierknapvbeit immer wieder hinzuweiscn und darauf hinzuwirken, dass di- Käu fer auf das Einwirken und Verpacken der Waren, soweit mV DeionperP vetnj WLMuf Pen Ifiabrungonntleln Tasche uud Ktzrv »ft», mitbringen. Zur grStzeren Papiererzeu- guna kSnnen viele Finnen durch Bereitstellung von altem Hamer al« Rohstoff beitragen. Bei einer Durchsicht alter Geschäftsbücher, GeschäftSpapiar, und Korrespondenz wird sich »n>eifello« in vielen Fallen ein Teil al» entbehrlich erweisen. Diese Firmen werden ersucht, die entbehrlichen Paviermenaen al» Altpapier an Papierfabriken »der zu verlässige AlthÜndler »um Einstampfen zu verlausen, wobei übrigen» lohnender drei» erzielt werben kann. Selbst verständlich müssen die Bestimmungen über die Aus- bewahrungSfrist der Handel»bücher usw. beachtet werden. —* Im Monat April erfolgten bei den Sparkassen im Bezirk der Amtshauptmannschaft Grossenhain Ein- und Rückzahlungen: Litz der Kasse Einzahlungen Rüszahlunoen c-n «in!, u. Hns.) Tinlaqen- zinSsuß v-«rag mc. elnzntz! Benag Mk. in Berbisdorf . 112 21804 48 19339 „ Glaubitz . . 169 14649 71 13272 3'/, „ Gröba. . . 329 48884 258 61428 »V, , Gröditz . . IS3 20346 180 61234 „ Großenhain . 1232 1459,1 1183 127833 »V, „ Heyda . . . 115 96' 8 38 -7528 8'/, „ Naundorf b.G. 157 23751 101 80757 3'/, „ Priestewitz 29 2 t 08 23 4283 3'/, „ Radeburg. . 525 100150 489 134812 ^/, , Riesa 1765 263688 1436 195207 3'/, , Röderau . . 59 8816 24 5968 »V, * Weida bei Riesa. Herr Kantor Bergmann an der hiesigen Schule vollendet am brütigen Tage seine 40 jährige Amtstätigkeit als ständiger Lehrer, davon entfalle» unge fähr 35 Jahre aus unfern Ort. Strehla. Der Schriftführer des König!. Sächs. Milt- tarvereins Max Jungnickel von Strehla echielt die Fried rich August-Medaille. Dresden. Bei der Einfahrt des 6 Nhr 49 Minuten au» Chemnitz kommenden Personenzugcs in den hiesigen Hauptbabnhof versagte infolge noch nicht aufgeklärter Ur sache die Bremsvorrichtung. Noch ehe der Zug zum Steffen gebracht werden konnte, schob er den BremSschlittcn vor sich per und fuhr auf den Prellbock auf. Durch den Unfall wurden einige Mitreisende leicht verletzt. Heidenau. Ein von dec hiesigen Schule an den Reichkauzler anlässlich seiner letzten grossen Rede gerichtetes Begrüssungsschreiben beantwortete dec Kanzler mit Zu sendung seines Bildes mit folgenden Begleitworten: „Auf richtigen Dank für Ihr Gedenken und sceundlichen Grün Ihnen und Ihren Schülern, v. Aethmann-Hollweg." Auch von Hindenburg erhielt die Schule ein Bildnis mit eigen händiger Unterschrift. Die Bildnisse der grossen Männer sollen der Schule als wertvolle Erinnerungen an grosse Zeit erhalten bleiben. )l( Döbeln. In Voraussicht der für die Obsternte »u erwartenden Preistreibereien hat der hiesige Siadtrat in diesem Jahre die städtischen Kirschnntzungcn nicht ver pachtet, sondern den Verkauf selbst in die Hand genommen. Die Preise sind für die Händler auf 15 Pfg. da? Mund, für den Wiederverkauf auf18Pfg. festgesetzt. Das Aberntcn und der Vertrieb der Kirschen an die Händler ist den seit herigen Kirschenpüchtcrn gegen entsprechende Vergütung übertragen. — Ein Schwindler in Soloatemmiform bat unter der Vorspsegelung, er müsse im Auslrage der Neber- landzentrale Grvba elektrische Motoren reinigen, mehrere Personen der kiesigen Gegend geschädigt. )l( Waldheim. Durch Chlorkalk wurden die Fische in der Zschopau vergiftet. Als Täter wurden drei Chemnitzer Einwohner ermittelt. Chemnitz. Rat und Stadtverordnete haben beschlossen, in einer gemeinschaftlichen Eingabe an die Königliche StaatS- regierung und an die Ständevcrsammlnng den Erlass eines Gesetznachtrages zu erstreben, wonach die Zahlung des Lan- deSbrandoerstcherungSamles auf Gebäudeschäden, die dnrch irgendwelche Elementarereignisse hervorgerufen worden sind, erstreckt wird, Falkenau bei Flöha. Der in der Beicrschen Holz- schleifereiimbcnachbartenHetzdorfbeschäftigte Arbeiter Tietel war mit noch anderen Arbeitern damit beschäftigt, den Schützen des zur genannten Schleiferei führenden Wasser grabens zu ziehen, als er plötzlich durch noch unaufgeklärte Weise kopfüber in das reissende Wasser stürzte. Der Be dauernswerte konnte nur als Leiche geborgen werden. Zwickau. Der Rat hat in seiner Donnerstagssitzung beschlossen, von einer Steucrerhöhung für daS Jahr 1916 abzusehen. Da der Rat aber befürchtet, dass die vorhandenen Reserven zur Deckung von Steuerausfällcn nicht ausreichen werden, wird für diesen Zweck die Summe von 40000 M. bereitgestellt, die ursprünglich dem Theaterneubaufonds zufließen sollte. — Von Her Anklage der Unterschlagung und Untreue freigesprochen wurde der Rechtsanwalt Hans Schopper von hier, der beschuldigt wurde, zwei ihm von Klienten übergebene Beträge von 864 und 650 Mark in seinem eigenen Nutzen verwendet zu haben. Schopver hat die Beträge später znrückaezahlt und konnte nachweisen, dass er dazu jederzeit in der Lage gewesen sei. der ec Ticae kann diese Grund- i. Das Leben im Kriege Teplitz. Don der Gendarmerie in Etchwald wurden als Mordbrenner die Brüder Josef und Alois Rossa, Buben im Alter von 10 und 12 Jahren, verhaftet, weil sie gemAtn- sam verschiedene Brandlegungen, Räubereien und Diebstähle während des Bettelns verübt Haden. So legten sie in Vogelgesang in Sachsen an zwei Häusern Feuer an und schossen mit einem im Hausflur siebenden Gewehr in einem Bauernhause auf ein 17 jähriges Mädchen, weil sie ihnen kein Almosen geben wollte. Ihrer Mutter entwendeten sie ein Geldtäschchen mit 65 Mark und einem nach Müglitz gehenden Knaben raubten sie 10 Mark. Die nichtsnutzigen Buben wurden dem Gerichte eingeliefcrt. Generaloberst von Moltke ch. Generaloberst von Moltke, Chef des stellver tretenden GcneralstabeS der Armee, ist gestern 1 Uhr 30 Min. nachmittag gelegentlich einer im Reichstag in Berlin stattgefundenen Trau-cfcier für den Fcldmarschall v. d. Goltz einem Herz schlag erlegen. Der Tod trat infolge eines Herz schlages ein, unmittelbar nachdem Se. Exzellenz seine Rede auf den Gencralseldmarschall Frei herrn v. d. Goltz-Pascha gehalten batte. Dis Feier, welche bereits ihrem Ende naht-, wurde sofort abgebrochen. Die Leiche ist nach dem Gebäude des Generalstabs übcrgeführt worden, wo sie aufgebahrt wird. Tragische Schicksale einzelner bedeutender Persönlich keiten verlieren in dieser gewaltig bewegten Zeit viel von der er cbütternden Wirkung, die sic sonst auf ihre Zeitgenossen auSznüben pflegen. Wir werden dadurch nicht aus der Ricke behab ge» Glückes aufgestört, unser seelisches Empfinden ist fortgesetzt eingestellt auf die schmerzlichsten Ucücrrnschungen. Auch die Freude über errungene Siege kann diese Grund- stimmung in uns nicht verändern. Das Leben im Kriege ist zu schwer, die Opfer, die er schon gefordert bat, sind zu groß geworden, al» dass wir länger als für Augenblicke den Ernst der Letten veraetz« können. De: uff hat nn» die Nachricht von dem plötzliche» Tod« de« Chc.s des stellvertretenden Generalftaoe» der Armee, de« Generaloberst Hellmuth Johanne« Ludwig von Moltke, tief erschüttert. Da« bringt schon dir Ungewöhnlichkeit der Umstände, unter denen er Iah dahtnaerafft wurde, mich sich. Diese Umstünde lassen c« saft so scheinen, al« hätte dem deutschen Volk durch die Art diese» Tode» der Wret der Lebens, das ihm mir diesem Heerführer verloren ging, recht deutlich eingepräat werd»» sollen. Grneralfeldmarschall v. d. Goltz, zu dessen Gedächtnis General v. Moltke mit andern hoffen Würdenträgern im Reichstage an einer Feier teilnahm, hatte gewiss ein tragischeres Ende. Er fiel mitten in einer fieberbasten Wirksamkeit für die Leitung der tür kischen Heere einer tückischen Krankheit zum Opfer und es war ihm nicht vergönnt, die schönste Frucht seiner Erziehungs arbeit im türkischen Heerwesen, den Fall von Knt el Ämara zn erleben. Aber er könnte in dem Bewusstsein sterben, dass selne Verdienste bei Lebzeiten im In- und Auslande ge bührend gewürdigt und anerkannt worden waren. General v. Moltke ist dieses Glück nicht iu gleichem Masse beschiedrn gewesen. Gegen Erben grosser Namen regt sich leicht das Vor urteil, dass sie ihr« Laufbahn mehr diesem Namen als ihren Verdiensten zu danken hätten. Gewiss find manche Kreise im deutschen Volke auch gegenüber dem jetzt Hingeschiedenen grossen Soldaten von solchem Misstrauen nicht frei gewesen. Und das war der Grund, weshalb, als General v. Moltke am 1. November 1914 wegen seiner erschütterten Gesund heit ausspannen und im Januar 1915 da« verantwortungs volle Amt des Chefs de? Generalstabs des Feldheere« in die Hände des damaligen Kriegsministers v. Falkenhayn legen musste, leise davon geredet wurde, datz der Amts wechsel so etwas wie «ine Kaltstellung bedeuten mochte. Als sei der Enkel des grossen alten Moltke doch nicht ganz seiner Aufgabe gewachsen gewesen! Heute werdem ihm die, die seine Erkrankung damals nicht ganz ernst «ahmen, im Stillen Abbitte tun müssen. Der Schlag, von dem er bei der Gedächtnisfeier für General v. d. Goltz betroffen wurde, erklärt sich als der plötzlicue Zusammenbruch eines von langem Siechtum morsche» Körpers. Und nun erwäge man, welch eisernes Pflichtgefühl diesen Mann beseelt haben muss, der, als der Krieg ausvrach, eine kaum begonnene Kur in Karlsbad unterbrechen mußte, um die ungeheuren Ausgaben zu bewältigen, die gerade in deir ersten KriegSmonatett die Leitung des Feldheeres mit sich brachten. Dass seine er- schütterte Gesundheit den Aufregungen und Anstrengungen, die er in dieser Stellung zu überwinden hatte, nur wenige Monate gewachsen war, braucht also nicht wundernehmen. Eine spätere unbefangene Würdigung der Ereignisse dieses Krieges wird dem Verstorbenen das Hauptverdienst an den glänzenden Erfolgen zuerkennen, die unsere Truppen im ersten Kriegsmonat erzielt hatten. Auch bei der Mobili sierung unserer Heere hätte nicht alle? so tadellos „klappen können, wenn General v. Moltke als Nachfolger des Grafen Schliessen auf dem Posten als Chef des Gcneralstabcs seit dem 1. Januar 1906 irgendwie seiner groben Vorgänger uuwürdia gewesen wäre. Was er in den letzten einund einhalb Jahren als Chef des stellvertretenden Generalstabes in Berlin noch sür die Organisierung des Sieges im Felde und in der Heimat geleistet hat, wird gleichfalls eine spätere Zeit erst richtig bewerte» können. Sern Nau e ist jedenfalls wie 'ver seines großen Oheims unlösbar mit ocr Geschichte dieses Weltkrieges und mit den Geschicken Deutschlands für immer verbunden. * * * )( Berlin. Bei Besprechung dsS plötzliche» Tode? deS Generalobersten v. Moltke sind die Blätter einig, dass di- Zeit nach nicht gekounne» sei, ein abschließende? Ur teil de? jäh Daffiugeschicdcuen in den kriegerischen EG eignisjcn der leinen Jahre zu fällen. Ein schöne? Ge fühl innerer Befriedigung müsse cs ilnn gewesen sein, at? in den Tagen der Mobilmachung nach fernen Plänen der Aufmarsch des deutschen Heere? mit wunderbarer Regel mässigkeit einer großartigen Maschine sich vollzog. — DaS Berliner Tageblatt sagt: Wolle inan dem Verstorbenen gerecht weriv», jo müsse man sagen, dass ihn ein starke? Pflichtbewusstsein sein Leben lang beherrscht und geleitet habe. — Die Deutsche Tageszeitung schreibt, er l-abe nicht gern die Nachfolge des Grafen Schliessen übernommen, aber mit seiner vornehmen lauteren Gesinnung, seinem klaren, militärischen Verstände und seiner Mensctxnkenni- ni? habe er nach Massgabe seiner Kräfte diesen wichtigen Posten dock trefflich ausgefüllt. — In der Vossischen Zeitung heisst es: Der Verstorbene hat in der glücklichsten Weise, was seine Vorgänger geschaffen hatten, zu:n Nutzen des Heeres arsgelnut. Man brauche sich nur seiner Ver dienste um die schwere Artillerie des Feldheeres und die Militür-Luftschifsaffrt zu erinnert:. — Im Berliner Lokal anzeiger wird ffervorgehoben, dass er ein wunderbares Bei spiel dar Entsagung gegeben habe, als er bei seiner Ab berufung von dem Posten da? Chefs d«S Generalstabes des Feldheeres, nachdem er genesen tvar, sich seinem Kaiserlichen Herrn für jede Verwendung zur Verfügung stellend, der Untergebene derer geworden sei, denen er zuvor Vorgesetzter gewesen sei. In der Anspracl>e, die Moltke bei der Gedächtnisfeier zu Ehren v. d. Goltz hielt, wurde besonders kraftvoll der Satz gesprochen: „Am Grabe eines Soldaten müsse auch ein Soldat sprechen. Ein Soldat sei Goltz in erster Reihe gewesen." )( Berlin. Ueber di« näheren Umstände de» plötz lichen TodeS de? Generalobersten v. Moltke gehl unS noch folgeirder Bericht zu: Auf seinen Wunsch erhielt der stell vertretende tzicneralstabschef Generaloberst v. Moltke daS Dort zu einem Nachruf im Namen der Armee und des GeneralstabeS. Er sprach etwa zehn Minuten lang packend« Worte der Freundschaft sür den Verstorbenen. Dann nahm er wieder seinen Stuhl ein, und. der türkische Bot schafter begann in deutscher Sprache einen Nachruf. Wäh rend seiner Rede — er mochte etuxr fünf Lstmuten ge sprochen haben — sahen die zunächst Sitzenden den Ge neraloberst auf seinem Stuhle sich streckend und stöhnend hintenüber sinken. Die Benachbarten und einige anwesende Aerzte sprangen herzu und legten den Ohnmächtigen auf den Boden. Der Vorsitzende schloss sofort die Versamm lung und bat sie, den Raum möglichst schnell zu räumen, da Generaloberst v. Moltke ein ernster Unfall -«gestossen sei Dis Aerzte, denen die Oberschwester und eine Schwester des Lazaretts des Reichspräsidenten mit helfender Hand beigesprungen waren, stellten nach wenigen Mnuten den durch Herzschlag eingetretenen Tod fest. ES war ein er greifendes Bild, wie der Verstorbene auf dem roten Tep pich der als Trauerhalle dekorierten Wandelhalle ausge streckt lag, unter der Marmorbüste seines Freunde» und Kameraden, des Feldmarschalls Freiherrn v. d. Goltz, dem er soeben schöne Worte treuer Kameradschaft gewidmet hatte, daS brechende Auge aus das grosse Standbild Kaiser Wilhelms I. gerichtet, das in der Mitte des Kuppclraumes steht. — Im Laufe' des Nachmittags fuhr als einer der Ersten der Reichskanzler v. Bcthmann-Hollweg am Ge- ncralstab vor und sprach der Witwe am Sarge des Ent- schlas-n-m sein ti-fst-S Beileid auS. «Port. »Astern nachmittag '/,4 Uhr spielte die 1. ManGäialt des „R.-S.-Ä." gegen d:e 1. Elf de» Fußball klubs „Wettin". Nach schwerem Kampfe unterlag die Fuss ballmannschaft „Wettin der jungen „R. S.-D."-Mannschaft mit 2:5. Halbzeit 2:2.
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