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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192211011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19221101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19221101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-01
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1922
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Sachdienliche Wahrnehmungen wolle «an in der Polizei wache melde«. —^DieSinknhrvonAuOl«»-«,ucker tft, wie W. T. B. meldet, vom IS, November an nur noch anf Gruud behördlicher Stniu-edewilligm« gnläfftg. Die Sperre der Einfuhr konnte vorgenomme« werden, «eil da«tt ««rechnet werden kann, «aß der Mundbcdarf der Bevölkern»« an» der inländische« Ernte hinlänglich befriedigt «erbe» konn. Die erite Verteilung von Zucker neuer Ernte wirb t« Sense de» Monats November erfolgen. —* Zum Verbot des Ehrenfeuers. Die Nach richtenstelle in der Staatskanzlei teilt mit: Das Minthertnm de» Innern hat den Einspruch des Sächsischen Militär- veretnSbunde» gegen daS Verbot des Waffentragens und der Abgabe von Ehrenfeuern als unbeachtlich zurückgewiefen. In der vearündnng sagt da» Ministerium u. a.: „Die Militärveretne sind von vornherein als politische Vereine aufgezogen worden. Sie standen unter -em Protektorat de» Königs und hatten die Aufgabe, bei ihren Mitgliedern die gute Gesinnung für König und Vaterland, Kaiser und Reich zu pflegen. Sie wnrben begrtindet als Mittel, die sozial- demokratische Bewegung zu bekämpfen. Sozialdemokraten wurden au» den Kriegervereinen ausgeschlossen. In den Eingaben bezeichnete sich der Bund Sächsischer Mllttär- vereine selbst als eine feste Stühe gegen alle sozialdemo kratischen Bestrebungen. ES wurde ein Zwang auf die Verein« auSgeiibt, dem Bund Sächsischer Militärvereine an- zuaehüren, und um die« zu erreichen, wurde durch eine Ver fügung de- Königs Albert nur deu Vereinen Schuh und Protektion zngcsichert, die dem Bunde Sächsischer Militär vereine angehörten. Aus den amtliche» Unterlagen ergibt sich, daß die Militärveretne politische Ziele verfolgten, und auch in den Presseäußerungen der Dentschnationalen Partei gegen da» Verbot des Führen» von Walsen wirb ausdrück lich auf den politischen Charakter der Militärvereine hin gewiesen. Im Gegensatz zu anderen politischen Vereinen ist -en Militärvereinen durch Verordnung vom 17. Oktober 1876 da» Drage» von Feuerwaffen unter dem Vorbehalt beS Widerrufes gestattet und unter denselben Bedingungen die Abgabe von Ehrenfenern bei den Leichenbegängnissen. ES fragte sich, ob diese politische Ansnah-nestellnna den Militär vereinen noch weiter zu gewähren sei, DaS Ministerium de» Innern hielt den Zeitpunkt für gegeben, mit diesem Ausnahmerecht anszuränmen. Seit Bestehen der Militär vereine hat gerade die Begünstigung, Waffen tragen zu dürfen, in der Bevölkerung großen Unwillen auögelöst, der sich steigerte, als bekannt wurde, daß die Militärveretne die Regimentöfeicrn förderten und in neuerer Zeit wieder mit Waffen hervortraten. Es ist mehrfach zu Konflikten mit der Bevölkerung gekommen und eS liegt deshalb im Inter esse der öffentlichen Sicherheit, Buhe und Ordnung, daß aller Zündstoff beseitigt wird, der eine Störung von Muhe und Ordnung herbciführen könnte. Die Militärvereine sind genau so wie alle anderen politischen Vereine zu behandeln, denen daS Waffentragcn verboten ist. Durch daö allgemeine Verbot der NeglmcntSscicrn durch daS Reich nnd durch die sächsische Negierung ist anerkannt worden, daß diese Feiern eine Gefahr für die öffentliche Ruhe und Sicherheit bar stellen. Die Ruhe und Ordnung wird im Lande dauernd gewährleistet,, wenn jede Wasfenspielcret unterbleibt und gegensätzliche Auslassungen durch geistige Argumente aus geglichen werden." WaS ist ein Gegenstand des täglichen Bedarfs? Für Gegenstände des täglichen Bedarfs hat da» NeichswirtschaftSministerium eine Auslegung gegeben. Als solche sind Gegenstände anzusehcn, für die in weiten Kreis«» ein tägliches Bedürfnis vorlicgen kann. daS als baldige Befriedigung erheischt und eines Schutzes würdig ist. Ein täglicher Bedarf für sedcrmann wird dabei nicht vorausgesetzt ES ist auch nicht nötig, daß der Gegenstand unentbehrlich ist. ES könne aber von täglichem Bedarf keine Rede lein, wenn es sich um vereinzelte Personen handelt. Entscheidend ist seine Verwendungsmöglichkeit. Auf den Zweck kommt es nicht an. - —* Neue D a u se n d m a r k sch e t n e. Von den NeichSbanknoten zu 1000 Mark mit dem Datum vom 15. Sep tember 1922 wird demnächst eine -ritte Serie auöaegeben werben. Sie hat besondere Merkmale: das Papier ist hell blau getönt, daS Wasserzeichen des PnpierS ist ein anS Hellen Linien gebildetes, mäanderlörmiaeS, offenes Flächen muster, in dessen Zwischenräume kleine, ebenfalls aus Hellen Linien gebildete Rhomben einaesügt sind. Die Nummer in der linken oberen Ecke der Vorderseite ist in blaugrüner Farbe gedruckt. —* „Deutsche Notgemeiu schäft". Die am 80. Oktober 1922 im ReichSarbeitSmin'sterium gegründete „Deutsche Natgemeinschast" lAuschrist: Berlin NW, Schar»- borstltraße 88> erläßt eine» von dein Reichspräsidenten, dem MelchSarbeitsminister, deu Sozialministern der Länder, den Spitzenverbände» von Arbeitgeber- nnd Arbeitnehmerschaft au» Handel, Industrie, Landwirtschaft nnd Gewerbe, sowie den großen Spitzrnverbänden der Wohlfahrtspflege unter zeichneten Aufruf, in dem eS heißt: Ins Unermeßlich« wächst di« Not in deutschen Landen. Vermögen und Renten, Geld, Gehalt und Lobu verlieren unausgesekt an Wert. Ein schwerer Winter steht uns bevor! Eine Teuerungswelle von nie geahntem Ausmaß überflutet verheerend das gesamte Deutschland, und alle» leidet »nsäglich schwer unter der all gemeinen Not. Schwer leiden darunter sogar die in Lohn und Brot Stehenden. Ungleich schwerer aber lastet die Not ans Tausenden deutscher Volksgenoffen, namentlich den Alten, Invaliden, Witwen, die ehedem fleißig und redlich geschafft haben, und beute, rin Opfer ihrer Arbeitsunfähig- reit, nicht missen, wie sie ein Dasein bestreiten sollen, da« Virtuose» der Selbstpeinignng. Die Ebcrest-Expeditian dieses SommerS, die so nahe au den Gipfel des höchsten Berges der Welt binansührtc, bat das Interesie für tue Wunder des Himalaja wieder neu belebt, und deshalb dorf der deutsche R tfuche Dr Kurt Boeck mu sstuem Buch „Im Banne des Everest", das so eben bei H. Haessel in Leipzig erscheint, auf eifrige Leier rechnen. Boeck schildert hier seine Erlebnisse tu Nepal, in der für Weiße verschlossenen Heimat der Gorkhas im Zentral-Himalaja, und er ist auf seinen Wanderungen in Gegenden und an Stätten gekommen, di« nur wenige Europäer je betraten und die auf lange hin den Weißen verschlossen sein werden. Ein solches schwer zugängliches Heiligtum, das er besuchte, ist der Mittelpunkt der Brah« »ttnen-Religion in ganz Nepal, der Tempel de» fünf köpfigen Lingam, der bereits im 3. Jahrhundert von der Tochter des Königs Asoka dem elefantenköpfigen Golt der Weisheit Ganesch erbaut wurde. Iu dieser groß artige» Tempelniedcrlage, zu ber an deu großen Fest tagen die Frommen strömen, hat sich eine reiche Anzahl von Heiligen und Büßern niedergelassen, und man kann Mer die erstaunlichen Studien über die geradezu ungsaub- lichen Formen der Selbstpeinigung machen. „Bet einem Nundgaiige," erzählt Boeck, „den ich unter der Führung oe« DaohuS mit dem schneeweiß geschminkte» Gericht zu '«» Unterkunftshäusern der Wallfahrer und den Stand plätzen der Büßer unternahm, sträubte sich mir förmlich a« Haar vor Staunen über die dort verborgenen Ge stalten: ich hatte doch in Asien bereit» so manchen wunder baren ?ch "ärmer kennen aelernt, hier aber fand ich neben br» abenteuer.ichstc» religiösen Bettlern, die fick bei dre iem Tempel et., Stelldichein gegeben hatten, in allen mög- lülle» Schlupfwinkeln Vertreter tcner entsetzliche«, durch kaum «och als Leben anzusprecke« ist. Der deutsche Arbeit- nebmer wird seine erwerbsunfähigen früheren ArbeitSaenoffen, ter deutsche Arbeitgeber seine ehemaligen vrbeltsbelker uud ihre Hinterbliebenen nicht vergessenl Ma« i« Arbeitgeber- nnd Arbeitnehmerschaft heute mancher selbst schwer unter der Not der Leit leiden: er wird und kann nicht übersehen, daß tausende neben ihm leben, gegenüber deren Dasein da» Seine »och glänzend ist. Landwirtschaft, Industrie, Handel nnd Gewerbe, Arbeitgeber und Arbeitnebmer mögen sich tn Einmütigkeit »nsammentun, um da» Hils««erk zu fördern. Gebt rasch »nd gebt reichlich i Geldspenden nehmen zunächst die Postscheckkonten der Retchsaeschäftöstelle der Deutschen Notgemeinschaft u. a. Berlin 142000 entgegen. Weitere Annahmestellen werden noch bekannt gegeben und durch Aus hang kenntlich gemacht. - Gröba. Der Turnverein zn Gröba lD.T.) veran staltete an, verganaenen Sonnabend im Saale de« Gast bause« „Zum Anker" einen Unterhaltunarabend. bestehend aus turnerischen Vorfübrungen «nd Ball. Gleichzeitig Ve- ging er die Feier seine» S2fähriaen Stiftungsfeste«. Die turnerischen Darbietungen, die allseitig al« wohlgelnngen »u bezeichnen waren »nd den rege» Beifall der zahlreich erschienenen Gäste fanden, zeigten, daß der Verein zur Zett unter einer straffen Leitung steht, die e« sich zur Aufgabe gestellt bat, trotz mancher Hindernisse die edle Turnlache zu beben und zu fördern. In zweistündigen Darbietungen zeigte der Verein sein Können. Ein Reigen der Turnerinnen, der an die Mitwirkenden bohr Anforderungen stellte, eröffnete die Turnsolae. Rasch aufeinander folgten sicher und stramm ansgesi'ivrte Freiübungen der Turner, eben solche der Turnerinnen, Pferdsprünae, Pfrrdgruppen- stellungen, Barrenturncn der Turnerinnen mit Klavier begleitung, Stabübungen und Uebungen am Hochreck. Den Abschluß bildete ein von vier Turnerinnen ausgeführter Schleierreigen. Ein komisches Barrenturnen, sowie ein humoristisches Duett waren eingcflochten würden. Ein flotter Ball hielt die zahlreichen Gäste noch recht lang« zusammen. Hoffentlich wird der Abend seinen Zweck erfüllen, säumige Turner aufznrütteln und der Turnerei bisher Fernstehende als neue Mitglieder dem Verein zuzukühren, der durch gründliche Pflege aller Leibesübungen zum Besten unseres gesamten Volkes wirkt. )l Dresden. Neber den Unfall im Opernhause wird noch gemeldet, daß die Tafel, die dnrchgebrochen ist, nicht Wie sonst gesichert war. Klarheit über -ie Art -er Unterlaffung und ein etwaiges Verschulden der daran beteiligten Beamten und Arbeiter kann erst die sofort etngeleitcte gerichtliche Untersuchung bringen. Von den Verunglückten ist der Nahmenmacher Walter Neumann aus Dresden seinen schweren Verletzungen erlegen. Der Feuerwachtmeistvr Dinther aus Dresden und Holzbildhauer Bäder ans Meißen haben Schädelbrttche erlitten. Ihr Befinden gibt noch zu ernsten Besorgnissen Anlaß. Der Zustand Les Bäckerlehr lings Möbins aus Coswig hat sich etwas gebessert. Er hat sich eine Gehirnerschütterung zngezogeu. Leichter verletzt wurde der Arbeiter Winkler aus Kötitz, dessen linker Ober arm gebrochen ist. Dresden. Am Sonntag abend in der sechsten Stunde wurde, wie die „Dresdn. Nachr." berichten, in der Dresdner Heide in der Nähe der Schneise 14 der Sattlergehllfe S. und seine Geliebte, die Kontoristin H., bei einem Spazier gange von einem Unbekannten mit vorachaltenem Revolver angefallen. Der Unbekannte rief das Paar an: „Geld oder Leben!" nnd gab gleichzeitig drei Schüsse ab, durch die die Ueberfallenc» schwer verletzt wurden. S. setzte sich zur Wehr und schlug mit seinem Spazierstock ans den Räuber ein, worauf dieser die Flucht ergriff. Beide Verletzte haben sich bis nach dem Weißen Hirsch geschleppt, von wo ans sie auf Anordnung eines hinzuqeholten Arztes iu das Iobann- städter Krankenhaus übcrgcsiihrt wurden. — Ein Eisenüahu- nnfall ereignete sich am Dienstag früh auf der Strecke Dresden-Görlitz unweit des Bahnbofes Arnsdorf. Infolge AchsenbrncheS mar ein beladener Wagen eines in Richtung Görlitz fahrenden GüterzugeS aus dem Gleise gesprungen. Die Strecke mar mährend de? größten Teiles des Feiertages auf einem Gleise gesperrt, was große Verspätungen im Zug verkehr des Eisenbahnnetzes der Oberlausitz zur Folge batte. Gegen Abend war die Strecke wieder freigemacht und der Verkehr wurde in vollem Umfange ausgenommen. An den Schienen waren an der Unfallstclle beträchtliche Schäden entstanden. Pirna. Die Einverlcibungsverhandlungen mit Nieöer- vogelgesang sind zum Abschluß gelangt. Tie Eingemeindung des Ortes nach Pirna wird am 1. Januar erfolgen. Die Verhandlungen mit Copitz und Hinterjessen stehen vor dem Abschluß. Zschopau. Von einem Radler wurde auf der Berg straße eine von der Arbeit hcimkehrende Frau überfahren. Tie Unglückliche erlitt schwere Verletzungen am Kopfe und ist an deren Folgen gestorben. Ter Radfahrer, der rücksichts los weiterfuhr, ist ermittelt worden und sieht seiner Be strafung entgegen. Schwarzenberg. Bei den Stadtvcrordnetenwahlen, di« am Sonntag stattfanden, gewannen die Kommunisten einen Sitz, während die Sozialdemokraten einen verloren. Sonst hat keine Verschiebung stattgefunden. 13 Bürgerlichen stehen wieder 13 Vertreter der Linken gegenüber. Limbach. In der Nacht zum Montag ist in Vleißa in der Nähe der Clausmühle ein etwa 23 jähriger Mann, aus Chemnitz gebürtig, in bewußtlosem, fast erstarrtem Zustande aufgefunden morden. Hilfsbereite Leute brachten ihn in ein benachbartes Haus und nahmen durch Frottieren Wiederbelebungsversuche vor, die von Erfolg waren. In« Leben zuriickgrrufen, gab der junge Mann an, von vier unglaubliche Mittel sich selber quälenden, fälschlich Fakire genannten Büßer, deren Vorhandensein von vielen Indien- reisenden bereits geradezu als Märchen bezeichnet wird, wen denselben in Britisch-Jnknen durch Poltzeimaßregeln, auch wohl durch die wenig respektvollen Blicke, mit denen die Europäer die Aeußerungen ihres religiösen Wahns uns rn Augenschein zu nehmen pflegen, der Ausenthalt ver- letdet wird." Man wird es kaum für möglich halten, daß es tatsächlich Hindus gibt, die unausgesetzt Tag und Nacht mit tief zur Erde hcruntergebeugtem Körper oastehen und dabei mit den zusammengekrallten Fingern die Erde bc- rühren, bts der ganze Mensch in dieser gekrümmten Stel lung gewissermaßen erstarrt ist, bis seine Arme ausdörren, die Nägel der Finger durch das Handfleisck wachsen und brs das Haar wie ein zottiger Vorhang über das Gesicht herüberwächst. Die verehrungövollen Besucher deS from men Mannes haben dann große Mühe, das Haar beiselt? zu schieben, um ihm irgendwelche Lebensmittel in den Mund zu stopfen. Ein anderer dieser „StellungSblißer" hockt unentwegt auf einem einzigen Bein, während der Unterschenkel des andern in die Kniekehle des Standbeines eingedrückt ist. Andere Selbstveimger nehmen die Schmerzen zu Hilf«, die stechende, schneidende oder brennende Gegenstände her- verbringen, um ihre Gleichgültigkeit gegen die Lewen zu beweisen — oder um die Freigebigkeit ihrer Landsleute an- zurusen. Da sind die Bairagis, tue auf den scharfen Spitze» langer etserner, aus einem Brett aufragendcr Nägel kauern oder liegen, die sich an scharfen, durch die Rückenmuskeln gezogenen Haken an Gerüsten von mehr als 12 Meter langen Stangen aushängen lassen und daran hin uns her schwingen, durch die Siadte fahren, oder wieder andere, d»e gleich den Feuerpriestcrn in Japan und den Wunder männern auf den Ftoschiinseln über glühende Holzkohlen «etzen. Manche -leier Büßer, die kick» von brennenden Leuten Kdersacken worden zu lein, wob« Gm feine Brief- lasche mit 400 M. Inhalt und »in Stock mit silbernem Griff geraubt worden ist. Auf Veranlaffuna de« Kriminal- poften« wurde der Ueberkallene, der inzwischen wieder die veftnnun« verloren batte, In« Simbacher Krankenhaus oebracht. — Prim verzehren feine« Mittag«mahle« biß der Arbeiter M. einer bieftgen Fabrik in etwa« Hartes und sand bei» Durchsuchen de« Viffen« in demselben mehrere Stecknadeln. Nach einiger Zeit fühlte er bektiar« Steche» im Leibe. DieUntersuckung im hiesigen Röntgenladoratorium ergab, daß M. «ine ziemlich lange Stecknadel verschluckt batte, die bis in de» Dickdarm gelangt war, wo sie sich «ingestochen batte. Da sie an derselben Stelle sitze,« blieb, machte sich die Uebersührung des Manne« in das Kranken hans nötig. Leipzig. Der 19 jährige Dienstknrcht Bruno Alfred Hammel an« Mutzschen, der bei einem Gutsbesitzer in Frauendorf in Arbeit stand, unterhielt mit der wesentlich alteren Dienftmagd Martha Rödig ein Liebesverhältnis, da« nicht ohne Folgen blieb. Am 17. Februar d. I. schrieb er dem Mädchen, er «olle mit ihm einen Vesnch bei dessen Elter» in Nerckati macken. I» Wirklichkeit nahm er sich aber vor, die Rödig zu beseitigen. Als letztere aus dem Wege nach Nerchau Verdacht schöpfte, lief sie davon, kam aber auf einer Kreuzung der Lrebfiner Kleinbahn mit der Straße zu Fall. Hammel, der der Fliehenden nachgeeilt mar, warf ihr nun eine» bereitaebaltenen Strick um und zog diesen mit aller Kraft zu, riß ihn aber an sich, al» von Nerchau her ein Zug nahte. Durch diesen wurde da« Mädchen Überfahre» und getötet. Hammel, der sich wegen dieser Tat vor dem Schwurgericht -u verantworten batte, wurde zum Tode verurteilt. Leipzig. Kestgenommen wurde von -er Leipziger Kriminalpolizei am 27. Oktober der au» Leipzig gebürtige, zuletzt tn Kupferhammer-Grünthal i. E. wohnhaft gewesene 2»jährige Bankbeamte Kurt Mühl. Er hatte am 1V. Oktober von seiner Firma tn Setffen den Auftrag erhalten, tn Chem nitz 780 000 Mark zu erheben »nd war mit dem Gelds flüchtig geworden. Auf ber Fahrt nach Chemnitz hatte er angeblich einen Bekannten getroffen, der ebenfalls dorthin fuhr. Mit diesem hatte er sich an einem Geschäft beteiligen wollen und ihm zu dem Zwecke 600 000 Mark von der abgehobenen Summe ausgehändlgt. Mit dem übrigen Geldc ist er am nächsten Tage nach Leipzig gefahren, hat sich dann angeblich einige Tage tn Berlin, vorwiegend aber hier und in der näheren Umgebung Leipzigs aufgohaltcn. Das nnter- schlagcne Geld hatte er bis auf knapp 799 Mark verpraßt. Er wurde dem Gericht zugeführt. Die Erörterungen wegen eventueller Wiedererlangung der 890 909 Mark sind noch im Gange. Vermischtes. Eine Geldstrafe, Sie Gewinn bringt. Man schreibt dem „Berl. Tagebl.": Der bekannte Kapellmeister Selwar Meyrowitz fuhr Anfang beS Sommers nach Marienbad, und zwar auf Einladung eines Freundes in dessen Automobil. In ber Annahme, daß den Autofahrern gegenüber die Grenzkontrolle nicht so scharf sei, nahm er für sich und einige schon in Marienbad anwesende Freunde eine größere Menge Zigaretten mit. Seine Annahme war jedoch falsch, die Zigaretten wurden an der Grenze beschlag nahmt und Menrowitz selbst obendrein in eine Geldstrafe von 19909 Markggenommen. Auf eine Reklamation bei der Finanzbehörbe in Eger um Erlaß wenigstens eines Teils der Geldstrafe, die mit der Not ber geistigen Arbeiter und Künstler in Deutschland begründet war, bekam Meyrowitz, ber in Böhmen von seiner langjährigen künstlerischen Wirk samkeit in Prag sehr bekannt ist, vor einigen Tagen den Bescheid, daß ihm die Hälfte ber Geldstrafe erlassen sei. Zugleich erhielt er einen Scheck über 448 Kronen auf eine Bank in Prag. Die erlassenen 5999 Mark waren zu dem Kurse berechnet worben, der am Tage der Verhängung ber Strafe galt und damals sich auf etwas über 19 belief. Nach dem inzwischen etngetrctenen Kurssturz ber deutschen Mark sind 446 tschechische Kronen heute fast 69 999 Mark. Herr Meyrowitz bedauert heute nur, daß er damals nicht höher bestraft worden ist. Bergwerksunglück. Auf der Zeche Bruchstraßr in Langendreer entstand Montag früh 614 Uhr über Tage auf ber Hängebank des Schachtes I eine Explosion, bei der drei Bergleute getötet und weitere einundzwanzig mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Die Ursache des Unglücks ist anscheinend eine Kohlenstaubexplosion gewesen, die unter einem nicht mehr in Gebrauch befindlichen Kreiselwupper entstand. Vulkanische Bewegungen in Thüringen. Dem „B. T." wird aus Halle gemeldet: Im Meißnergebirqe zwischen Werra und Fulda machen sich, wie westthtiringische Zeitungen berichten, Erscheinungen bemerkbar, die darauf schließen lassen, baß es sich um erwachende Vulkane handelt. Die Felswände sind in letzter Zeit in Bewegung geraten, so daß sich dort ein richtiger Bergrutsch vorbereitet. Aus dem Berginnern steigen gelbe Dämpfe auf. Die Forstverwaltung hat an der Stelle, wo die Dämpfe aufstetgcn, Maßnahmen getroffen, um Forstschädigunqen vorzubeugen. EinWeltenbummlervor Gericht. Die Aben teuer eines WeltumscgierS kamen in einer Verhandlung vor dem Berliner Landgericht 1 zur Sprache. Angeklaot war der Schmied Karl König wegen schweren Diebstahls. Er hatte u. a. einem Schweden eine Brieftasche mit einem Betrag von mehr als einer Million entwendet. Zu der Verhandlung war der Angeklagte nicht erschienen. Vom Holzscheiten schmoren lassen, richten sogar heimlich Assen ab, neues Brennmaterial nachzulegen, wodurch ihre Heilig- keit in den Äugen des Volkes vermehrt wird. „Für mich ist eS gar keine Frage", sagt Boeck, „daß viele dieser Son derlinge aus lauteren Beweggründen handeln. Die Lehre des Brahminentums, nach der die Götter durch Opfer und Bußübungen zu gewissen Gnadenbeweisen gezwungen wer den können, treibt viele vom Unglück bedrohte zu solchen Maßregeln, die nur unscrm Gefühl als unbegreiflich und abgeschmackt, dem Hindu aber als höchst zweckmäßig er scheinen" Amtlich verbürgt sind z B. die Leiden einer jungen Indien» Schundra Bela, die lange Zeit während der Tageshitze zwischen fünf Feuern hockte und die Nächte brs an den Hals im Wasser stehend zubrachte. Der Jogi Gosaiu Pranpuri brachte 12 Jahre seines Lebens regungs los auf elnem Fleck stehend zu, hielt in den 12 folgenden auch noch die Arme empor, ließ sich dann 3Vi Stunde» an den Füßen im Geäst eines heiligen Baumes hängend über einem Feuer hin und her schwingen und ebenso lange aufrecht in eine trockene Sandarube einscharren. Bei diesem Erngrabcnlassen hilft dem Jogi die Kunst, den einge zogenen Atem erstaunlich lange, jedenfalls länger al« drei Stunden, im Organismus aufzuspeichern und damit auszu kommen, und überhaupt trägt zum Aushalten dieser Selbst- Peinigungen die Lebensweise der Jogis viel bet: ihr Schweigen, ihre überaus spärliche Nahrung, der Mangel jeder Körperbewegung. Der Jogi pflegt seine Zunge durch 24 Einschnitte derart zu verlängern, daß sie nach hinten umgeschlagen werden kann, um Stimmritze und Kehl deckel mit der Zungenspitze zu verschließen, nachdem Lung« und Magen mit Luft aimefullt und die Ohren mit Baum wolle versperrt sind. Durch beharrliches Schielen nach seiner Nasenspitze soll er dann die Tätigkeit der Sinne fast gänzlich auSjchaltcn. Solche berühmten Heiligen ge nießen in Neval die höchste VerehruM.
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