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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192712145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19271214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19271214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-14
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1927
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Der kmUtampl um M vesoUsilg. knl»e!Ui«-!MUeo rar venttanU O« Ve»»l6a»srtz«etr« Im lletestzlase Deutscher Reichstag. vdz. Berit«, 1». Dezember, 11 Uhr. Auf der Tagesordnung steht dt« Milk SemlW du MidniWkikduMM. Präsident Löb« macht aufmerksam auf di« Mitteilung be» ReichSffnanzministerS, daß -eu veamten di« AuSzab- luug »or Weihnachten nur dann gewährleistet werden kann, wenn die ReichStagSbeschlüffe zur Besoldungsreform spätestens bis zum Mittwoch abend vorltegen. Darum müsse die Beratung heute und morgen in längeren Sitzungen al- sonst erledigt werden. Ab«. Lacke lWtrtsch. Bag.) beantragt die Mitberatung eines Antrages seiner Freunde, wonach die Erhöhung der Mtntstergehälter, die für die Abgeordneten-Diäten bestimmt sind, in diesem Falle nicht zu einer Erhöhung der Diäten führen soll. Präsident Löbe erklärt dazu, all« Fraktionen seien sich darüber einig, daß der BesoldungSneuordnung automatisch eine Aenderung des DiätengesetzcS folgen müsse. Eine Berbindung mit dieser Beratung sei aber nicht zweckmäßig. Der Mitberatnug deS Antrages der Wirtschaftliche»» Bereinig»«« wird ans dem Hause widersprochen. Aba. Steinkopf (Soz.) erstattete den Bericht über die Verhandlungen deS HanShaltsansschnsscs. Danach haben die Beratungen 30 Sitzungen in Anspruch genommen, in denen 806 Anträge gestellt und darüber abgestimmt wurde. Der Gedanke, für den Aufbau der neuen BesoldungSorduung grundsätzlich das bestehende Besoldungssystem von 1920 zugrunde zu legen, wurde abgelehnt. Acnderungen in -em in der Regierungsvorlage enthaltenen Gruppenaufbau sind nur insofern voräenommcn worden, als an die Stelle von pensionsfähigen Zulagen für große Gruppen von Beamten eine Befördcrungsgruppe gesetzt wurde. In der Besol dungsordnung 8 wurden die Ministerialdirigenten als künftig wegsallend bezeichnet. Die Ncichsgerichtsräte und Reichsanwälte sind um eine Gruppe gehoben worden und die Senatspräsidenten beim Reichsgericht erhielten ein« pensionsfähige Zulage von jährlich 1000 Mark. Dafür fallen bei diesen Beamten des Reichsgerichts die Ministerial zulagen fort. Der von verschiedenen Setten berührte Ge danke des Einbaues der Ministerialzulagen in das Gehalt wurde mit Rücksicht auf den in Aussicht genommenen Abbau der ReichSministerten fallen gelassen. Eine Erhöhung der Ministerialzulagen durch den kommenden Etat ist durch ein stimmigen Beschluß des Ausschusses abgelehnt worden, aller dings hat die Regierung erklären lassen, daß sie sich zu dieser Erhöhung doch gezwungen sähe, wenn Preußen an der am 1. April 1927 erfolgten Svprozentigen Erhöhung der preußi schen Ministerialzulage festhält. Obwohl die Besoldungs ordnung im Reiche und in Preußen tn den wichtigsten Be stimmungen überelnstimmen sollte, so haben sich doch ver- schieden« Unterschiede herausgestcllt. Beim Wohnungsgeld» zuschuß hat Preußen di« Bestimmung, daß ledige Beamte nach Vollendung des 45. Lebensjahres den vollen Woh- nungSgelbzuschuß ihrer Besoldungsgruppe erhalten, nicht übernommen. Das Reich hat die Kinderzuschläge auf 20 Mark festgesetzt. Preußen hat die Klndcrzulagen für die ersten beiden Kinder auf je 20 Mark, für das dritte und vierte Kind je 25 Mark und für jedes weitere Kind auf je 30 Mark festgesetzt. Während im Reich die Wartegeld empfänger vom 1. Oktober 1927 ab tn die neu« Besoldungs ordnung eingestuft werden sollen, will Preußen die für die Pensionäre vorgesehenen prozentualen Zuschläge gewähren. Als zweiter Berichterstatter des Haushaltsausschusses nimmt Abg. Dr. Onaatz (Dn.) das Wort. Er weist auf die schwere Belastung der Neichsfinanzen durch die Repara tionsverpflichtungen hin. Der Ausschuß habe sich eingehend mit der Finanzlag« des Reiches beschäftigt und dabei auch geprüft, ob der Vorwurf einer verschwenderischen Wirtschaft im Innern berechtigt sei. Dabei sei festzustellen, daß diese angebliche innere Verschwendung mit der Reparationslast nichts zu tun habe, denn das Geld bleibt im Lande, auch wenn es falsch verwendet wirb. Bon keiner Seite konnte auch der begründete Vorwurf einer Verschwendung zum Schaden der NeparationSpflicht erhoben werden. Immerhin ivar der Ausschuß darin einig, daß im eigenen deutschen Interesse sparsame Wirtschaft notwendig sei, vor allem in der Verwaltung. Die Verwaltungsreform mutz sich er strecken auch auf die Reichsbetriebe. In der Aussprache nimmt als erster Redner das Wort Abg. Bender (Soz.). Er weist zunächst den Borwurf zurück, datz sich di« Fraktion für die Beamten zuungunsten der Arbeiter eingesetzt habe. Den Borwurf politischer Demagogie könne man mit viel mehr Recht gegen die Regierungsparteien erheben, denn sie hätten 1924 di« Not- läge der Beamten zum Stimmenfang ausgenutzt, aber nach her im Gegensatz zu ihren Versprechungen das Besoldungs unrecht vom Mai 1924 nicht wieder gutgemacht, sondern die sozialdemokratischen Aufbesserungsanträge abgelehnt. Drei Jahre lang hätten die Regierungsparteien die Beamten auf die Gehaltsverbesserung warten lassen, obwohl das Reich zeitweise im Golde schwamm und die Regierung den Ruhr industriellen das 700 Millionengeschenk machte. Erst jetzt kurz vor den Neuwahlen kämen die Regierungsparteien mit der Besoldungsvorlage. Der Redner geht dann auf die Gehälter »er untere» Beamte« ein, die auch nach der Besoldungsvorlage viel zu niedrig seien. Unter keinen Umständen dürfe man aber nach der Neuregelung die Löhne der Reichs- und Staats arbeiter aus dem bisherigen viel zu niedrigen Stand lassen. Der Minister habe eine allgemeine Lohnerhöhung abgelehnt. weil die geltende tarifliche Regelung noch bis zum 81. März läuft. Dabei wäre es ein leichtes, durch «ine neue Verein- barung dem Notstand der Reichsarbetter abzuhelfen. Die ungenügenden örtlichen Zulagen seien keine Lösung -er Frage. Der Redner beantragt Aufbesserung der Reichsarbetter, löhne und Auszahlung einer Beihilfe »och vor Weihnachten. Abg. Laoerenz sDn.) gibt für die Deutfchnationale Fraktion eine Erklärung ab, in -er «S heißt: Wir begrüben es, baß mit der Vorlage ein altes, der Beamtenschaft ge- geben«» Versprechen eingelöst wird. Darin erblicken wir eine StaatSnotwendtgkeit. Auf die den Ländern und Ge meinden au» der Neuordnung erwachsenden Verpflichtungen ist im vorläufigen Finanzausgleich Rücksicht genommen worden. Die groben auf -em Reiche ruhenden Lasten machen es notwendig, in den Ausgaben äußerst« Sparsamkeit zu übe« und sie der Tragfähigkeit der Wirtschaft anzupaffen. Trotz der dadurch gebotenen Zurückhaltung ist es uns ge- langen, manch« Verbesserung«« über die Vorlage hinaus zu erreich«»» Wir »«dauern es, dab angesichts der ungünstige« Finanzlage nicht durchzusetzeu »ar. »ab Re Pensionär« «ach de» gleichen Grundsätzen behandelt werden wie dt« im Dienst befindlichen Beamten. Nm so schärfer bekämpfe» wir jeden Versuch, im Wege der Pensionskürzuna wohlerwor bene Beamtenrechte zu schmälern. Die so»taldemokr«ttsche Anregung einer ZwangSpensionirrung aller über SO Jahre alten Beamten lehnen wir ab. In der Erklärung wird schließlich eine Zusammenfassung deS Behördenaufbaus und in Verbindung mit der Verwaltungsreform eine durch greifende VerfaffunaSreform gefordert. Abg. Morath (DVp.) erklärt im Namen der Deutschen Bolkspartet, dab die BesoldungSrcform eine Staatsnot- Wendigkeit sei, an der neben den Beamten auch alle übrigen Wirtschaftskreise ein großes Interesse hätten. Mit der Vorlage werd« nachgeholt, was drei Jahve und länger ver säumt würde. Die schlechte Finanzlage habe e» leider nicht erlaubt, all« berechtigten Wünsche zu erfüllen: eine erfreu liche Verbesserung sei jedoch der Ersatz der vorgesehenen individuellen Zulagen durch weiter« Besoldungsgruppen. Die Angriffe der Oppositionsparteien seien unverständlich angesichts der Tatsache, baß die BesoldungSordnung tm engen Zusammenhang mit der der preußischen Negierung aufgestellt worden sei, für die Sozialdemokraten und Demo kraten mit verantwortlich seien. Der vom Abg. Bender gegen die Regierungsparteien erhobene Vorwurf der Demo, gogte und Heuchelet falle vollkommen auf die Angreifer zurück (Beifall rechts). — Auf lange Reden müßten die Regierungsparteien verzichten, weil ihnen daran liege, den Beamten recht schnell die nötige Aufbesserung zu gewähren. Abg. Geppel (Soz.) erwidert dem Vorredner, die jetzig« Eile der Regierungsparteien stehe nicht in Einklang mit der langen Verschleppung der Besoldungserhöhung. Der an geblich soziale Geist der Vorlage werde dadurch gekenn zeichnet, datz danach der Kapitän zur See monatlich 307.90 Mark mehr erhält, während den Schützen und Gefreiten monatlich 2—4 Mark abgezogen werden (Hört! Hört!). Der Zcntrnmsabg. Stegrrwald habe in seiner scharfen Kritik der Vorlage die schlechte Vorbereitung des Entwurfs gerügt. Vielleicht liege das darin, datz der Entwurf in Marienbad entstand, wo viele natürliche Störungen vorkamen (Heiter keit). Diese Besoldungsordnung sei ein Danaergeschenk für die Beamten, wcuiger in finanzieller, als in ideeller Hin sicht, weil den unteren und mittleren Besoldungsgruppen damit die Aufstiegsmöglichkeit genommen merde. Abg. Dietrich-Baden (Dem.) weist darauf hin, datz in manchen Parteien die Meinungen über die Besoldungs reform geteilt seien. Tie beiden Vertreter der Wirtschafts partei hätten im Ausschuß ganz verschiedene Ansichten ver treten. Bet den Regierungsparteien habe sich der Mangel klarer Richtlinien und einer festen Führung gezeigt. Sehr bedanerlich sei es. daß auch die Beamte« teilweise das Ge schrei mitmachtcn. die Besoldungserhöhnng werde durch eine allgemeine Teuer»«« wieder wettgemacht werden. Zu einer Preiserhöhung liege «ar kein Anlaß vor. »a die Be, soldungsreform nicht z« Stenererhöhuugen führt. Die Preise in Deutschland seien abhängig von den Weltmarkt preisen, nicht aber von der Höhe der Beamtengehälter, die nur der voraufgegangenen Erhöhung der Arbeiterlöhne ge folgt sei. Dt« Aufbesserung sei notwendig nicht nur im Interesse der Beamten, sondern auch des Staates selbst. Abg. Torgler (Komm.) sieht das Ergebnis der langen Verhandlungen über dte Besoldungsreform darin, daß nun die Beamten jede Hoffnung auf das Parlament verloren haben. Die Beamtenschaft werbe erst später die bösen Folgen des vorliegenden reaktionären Besoldungsgesetzes spüren. Abg. Lucke (Wirtsch. Bgg.) erklärt, seine Freunde hätten durchaus Verständnis für die Notwendigkeit, die Beamten gehälter tn angemessener Weif« zu erhöhen. Es müsse aber dafür Sorge getrage« werde», -atz die dazu erfordcrliche« Mittel ohne »ene steuerliche Belastungen beschafft werden könne«. Die Versicherung des Ministers, daß die jetzige Besoldungserhöhung sich ohne steuerliche Mehrbelastung durchführen lasse, sei unzutreffend. Denn der Minister habe dabei nicht berücksichtigt, daß dte gleiche Erhöhung auch für die Beamten der Länder und Gemeinden eintreten muß. Die daraus entstehenden Mehrkosten müßten in erster Linie vom gewerblichen Mittelstand in Form erhöhter Real steuern getragen werden. Die Wirtschaftliche Bereinigung kann der Vorlage nur zustimmen, wenn ihre Anträge auf Einsparung bei den Höheren Gehältern und beim Reichs haushalt angenommen werden. Im anderen Falle schlagen wir vor, sich jetzt auf eine Erhöhung der bestehend«» Ge, hiilter iu de« Gruppe« 1 blS 18 zu beschranken, die betragen soll iu den Gruppe» 1 bis 8 SO Prozent, i« de« Gruppe« S bis 7 SS Prozent «ad tu de« Grupp«» 8 bis 10 10 Prozent. Inzwischen ist oo« den Regierungsparteien ein AendernngSantrag eiugegauge«, wonach für die Dauer von zunächst fünf Iah» re«, beginnen» mit de« 1. Avril 1SS8, »o» je hrei freie« oder frei «erdende« planmäßige« Beamteustelle« der Be» soldungsorduung ei»e Stelle »««fallen soll, falls die Ge schäfte dnrch eine Hilfskraft wahrgenomm«» werde« können. Diese Bestimm»«« soll für Länder, Gemeinde« und Organe des öffentlichen Rechts entsprechende Anwendung finde«. Ausnahme« solle« nur mit Zustimmung -es Neichssiuanz- ministers statthaft sei«. Abg. Allekotte (Ztr.) gibt für die ZentrumSfraktion die Erklärung ab, daß sie einig sei in der Erkenntnis, datz eine Erhöhung der Beamtengehälter nicht länger aufgeschoben werden könne. Meinungsverschiedenheiten bestehen inner- halb der Fraktion nur über das Ausmaß und über die Bor. auSsetzunge» über dte außen- und innenpolitischen Aus wirkungen. Endgültiger Finanzausgleich und Berwal- tungsresorm stehen noch bevor. Brette Schichten der Arbeit nehmer leiben unter unzureichenden Löhnen und Gehältern. Dies« Tatsachen haben dazu geführt, daß eine Minderheit der Zentrumsfraktion Bedenken trägt, der Besoldungs reform zuzustimmcn. Die Mehrheit der Fraktion wirb der Vorlage zustimmen unter der Voraussetzung, daß der An trag auf Verminderung der Beamtenstellen angenommen wird. Abg. Dr. Stegerwald (Ztr.) erklärt als Vertreter der Frakttonsminderheit, er sei nicht grundsätzlicher Gegner einer Besolbungsverbefferung, wolle ihr aber nur tn Ver bindung mit einer BerwaltungSresorm ,»»stimmen. Der Redner weift dir Angriffe zurück, die von kommunistischer Seite wegen eines Briefes gegen ihn gerichtet worden sind. Dieser Privatbrief sei ohne seine Zustimmung veröffentlicht worden und enthalte keineswegs eine Beschimpfung der abgrbaute»» Beamten. Abg. Dr. Frick (Nat.-Soz.) erkennt an, daß die Vorlage manche Verbesserungen bringe, sie enthalte aber viele Un gerechtigkeiten. die beseitigt werden müßten. Mit den hohen Ministerpensionen müsse aufgeräumt werden, vor allem mit dem Unfug, daß peusionierte Minister neben ihrer Pension noch Abgeordnetendiäten beziehen. Abg. Dr. Best (Völk.) bemängelt dt« k» ber Vorlage ge. tröffe»»« Gehaltsregeluna beim Reichsgericht. Dem ReichS- gertchtsprästdenten werde das Gehalt um 4 Prozent gekürzt, während dte Mintstergehälter erhöht würden. Die Abgc- ordneten-Diäien dürften nicht in dem gleichen Verhältnis wi« dt« Mtntstergehälter erhöht werden. Der Redner wen det sich gegen dte Benachteiligung der NuhestandSbeamten bei der Besolbungsneuregelung. Abg. Groß (Ztr.) wirft ber Wirtschaftsvartet Demagogie vor. In» Plenum beklage sie die Belastung des Mittel standes durch dte Besoldungsvorlage, während ihr Vertreter im Ausschuß Anträge stellte, die 100 Millionen Mehr ausgaben erfordert hätten. Die Gesamtvorlage des Aus schusses sei ein Werk, auf das die Beamten stolz sein könnten. Abg. Schmidt-Stettin (Dn.) unterstreicht die Ausfüh rungen des Vorredners über die Wirtschaftspartei und er klärt, die Beamtenschaft müsse dankbar sein, datz die Dorlagt noch vor Weihnachten zustande gebracht werde. Abg. Torgler (Komm.) verliest einen Brief des Abg. Dr. Stegerwald und erklärt, dieser habe dte abgebauten Be amten als minderwertig bezeichnet. Für die höheren Be amten habe er sich dagegen warm eingesetzt. Diese Demo- gogte -cs Zentrums müsse der Beamtenschaft klargemachi werden. Abg. Lucke (W.irtsch. Bgg.) weist die Angriffe der Abgg. Groß und Schmidt-Stettin zurück. Es sei nicht richtig, daß seine Anträge im Ausschuß eine Mehrausgabe von 100 Millionen erforderlich gemacht hätten. Tie im Ausschuß von den Regierungsparteien genannten Zahlen seien falsch gewesen. Von der Regierung wird demgegenüber erklärt, die ge nannten Zahlen über die finanzielle Wirkung der Lucke'schen Anträge beruhten aus genauer Berechnung und seien durch aus zutreffend. Abg. Daner (Banr. Bp.) hält dem Abg. Lucke vor, er habe die Rechte des Abgeordneten dadurch gcmißbraucht, daß er im Ausschuß völlig unausführbare Anträge gestellt habe. In dem Streit mit den NcgicrungSvcrtretern habe Abg. Lucke eine schwere Niederlage erlitten. Abg. Lucke (Wirtsch. Vgg.) hält gegenüber den Vor rednern daran fest, daß seine Zahlen richtig, die der Regie rung falsch seien. Damit schließt die allgemeine Aussprache. In der Einzelberatung bedauert Abg. T. Strathman» lDn.) den Einbau der Frauenzulage ins Gehalt und di« Regelung der Kind-rzulage. Hier sollte die bessere preu ßische Regelung im bevölkerungspolitischen Interesse über nommen werden. Abg. Noßmann (Soz.) begründet AenderungSantrSg« der Sozialdemokraten zugunsten der VersorgungSanwärter. Abg. Schnldt iTem.) tritt für demokratische Aende- rungSanträge zu den Bestimmungen über die Versorgungs anwärter ein. Rach weiterer Aussprache werde« die AendernngS- anträge der Ovposittonsparteien abgelehnt. Die Vorlage wird bis z«m 8 14 i« der Ausschnßfassnna angenommen. Nm Nhr wird die Weitcrberatnng ans Mittwoch. 10 Uhr vertagt. Ain der Tagesordnuna stehen weiter die Anträge zur Erwerbslokensürsorge für Arbeiter tn auslän dischen Nnternebm"ngcn und zur Kleinrentnerfürsorge. . Ae MWkMlW Im WM. vd». Berlin. Ter SteneranSschnst de» Reichstage» beschäftigte sich am Dienstag mit der Beratung de» Gesetzentwürfe» betreffend Senkung der Lohnsteuer. Aba. Dr. Hertz (Soz.) führte an?, nach dem Standpunkt feiner Partei müßte eine Entlastung dnrch den Abbau der Zölle und Verbranchsstenern eintreten, was ober durch deren Verpfändung nicht möglich sei. TeSbalb verfolge die Sozialdemokratie die Tendenz, eine Korrektur der dadurch steigenden Belastung durch Senkung der Lohnsteuer berbeiznfübren. Tie Preise für Lebensmittel seien stärker gestiegen, als sich das allgemeine Lohnniveau gehoben babe-. Wenn auch durch Senkung der Lohnsteuer zunächst erhebliche Arbeitrrmassen von der Stenerpflicht befreit würden, würden dafür wieder andere Arbeiter in die Steuerpsticht hinein« wachsen. Aehnlich lägen die Derbältnisse bei den Angestellten. Aba. Dr. Brüning (Ztr.) entwickelte die Gründe, die zur Entstehung des Gesetzes über die Lohnfteuerbegrenzuny geführt böttrn. Wenn dieses Gesetz ans die Frist von zwei aufeinanderfolgenden Kaiendervierteliahren abgestellt worden sei, so habe dies seinen Sinn darin, datz angesichts der Unsicherheit der seinerzeit bei Begründung der, Vorlage vorhanden gewesenen Zahlen mit einer Ueberschrettung der festgesetzten Summe schon im ersten Halbjahr gerechnet worden sei, was auch wirklich eingetreten wäre. Es sei fraglich, ob da» Prinzip der jetzigen Vorlage mit der Senkung des Prozentsatzes der Steuer dem Sinne des Gesetze» entspreche. Die Lohnsteuer sei autzerordentlich kompliziert geworden. Seine Fraktion bebalte sich die endgültige Stellungnahme vor. Das Argument der Länder regierungen. datz dnrch eine Senkung der Lohnsteuer rin« grobe Anzahl von Lohnsteuerpflichtigen wieder steuerfrei würde, träse nicht zu. Durch die Lohnerhöhungen de» vergangenen Jahres würden im Gegenteil «ine große Zahl von Lohnempfängern wieder in die Steuerpsticht hinein» kommen. Autzerordentlich bedauerlich sei, datz «in Teil der Länderreaierungen bei der Erhöhung der Beamtendrsol- dungen über di« ReichSvorlage binauSgegangen sei und nun ihre Mehrausgaben durch Nichtsrntung der Lohnsteuer decken wollten. Dagegen müsse der schärsfte Einspruch ein gelegt werden. Dies« Länder hätten besser getan, sich zu überzeugen, was auch bei gering, besoldeten Arbeitern, bei spielsweise des Waldenburger BrrgrevierS, ein oder zwei Mark Ersparnisse im Monat für den Haushalt auSmachteu. Wünschenswert sei, datz der Finanzminister darüber Auf klärung gebe, inwieweit er von den Finanzministern der Länder gedrängt würde, 1300 Million«»» statt 1200 Milli» one» in den Etat für 1V28 einzuftellen. Der ReichSrat habe einen autzerordentlich schwierigen staatsrechtlichen Zustand geschaffen, er habe ein« Vorlage der Regierung abgelehnt. dir auf Grund eine» bestehenden Gesetze« «in- gebracht sei. ohne an diesem Gele» etwas zu ändern oder sein« Aufhebung ,u verlangen. In einem UnterauSIchuh muffe die Frag« geprüft werden, wie e« verhindert werden soll, datz die Erleichterung der ledigen Lohnsteuerpstichtigrn mit hohem Einkommen erheblich gröber sei, al» die der übrigen Lohusteuerpflichtigen. Abg. Reinatd (DVp.) äutzerte Bedenken gegen dt« Senkung der Lohnsteuer und kündigt« an, datz sein« Fraktion auf ein« stärkere Auflockerung des vinkommenfteuertarÜ» hinwirken werde. Abg. Dr. Horlacher (Payr, vp.) fchlotz sich im wesen»- klchen de« Ausführungen des Abg. Dr. Brüning an. Nächst« Sitzung beut« Mittwoch.
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