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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192712145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19271214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19271214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-14
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1927
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wiesen, wenn e» au» im amerikanischen Parlament viel« Stimmen gibt. di« diele Neu-Ausrüsinna entschieden be« kämpien werden, so ist e» doch anarsicht« der Mentalität und de» Mebkhett-verbültniise» im amerikanischenDarlament anzweifelbait. daß Coolidae mit seinem neuen Programm durchkommen wird. Um die neuen Auirüftuna«tenden»en zu kennzeichnen, die jetzt überall in den Militärstaaten sich Geltung im verschaffen tuchen, dafür diene der Hinweis, daß di« in dem neuen amerikanischen Programm aeforderten Neubauten zahlenmäßig immer noch dinier den von der «naliiche» Regierung aeforderten Nenbauten »urückiteben. Also man siebt, die Aufrüstung bei allen großen Mächten macht beule die besten Fortschritte. Wie man angesichts dieser Tatsache fetzt noch an «ine Verwirklichung der vom Völkerbund auf dem Papiere geforderten Abrüstung denken kann, ist uns unersichtlich. Vermischtes. Polen befestigt seine Eisenbahnbrücken. Die mit großem Kostenaufwand in Angriff genommene Be festigung der Tborner Weichselbrückc soll im nächsten ^ahre zu Ende geführt werden; zu diesem Zwecke ist in den Etat für das Eisenbahnwesen eine besondere Summe nngestellt worden. Durch die Befestigung soll erreicht werden, daß rollende Material in größtem Ausmaße, oon Maschinen schwerster Konstruktion gezogen, die Brücke passieren kann. Außer der Weichselbrücke sollen auch an dere kleinere Eisenbahnbrücken stärker konstruiert werden. Raubmord in Brandenburg. Der 56 jährige Brauereibesitzer Julius Freydank wurde gestern morgen auf seine,» Grundstück in der Plauerstraße, auf dem er als Junggeselle allein wohnte, tot ausgesunden. Es liegt zweifellos Raubmord vor, da verschiedene Wertgegenstände vermißt werden. Nach dem Befund hat ein Kampf zwischen dem Täter und dem Opfer stattgefunden. Nach ärztlicher Ansicht ist der Tod gegen Mitternacht eingetreten. Drei Brüder wegen Raubmordverdachts verhaftet. Aus Elberfeld wird gemeldet: Im Juni dieses Jahres wurde in der Nähe de-Z Knappschaftsgebäu des in Kuvierdreh der Knappschastskassenbeamte Kueper von drei Unbekannten niedergeschossen, die ihm 20000 Reichsmark Lohngclder raubten. Die Täter flüchteten dann im Auto und entkamen nach einer abenteuerlichen Flucht und Verfolgung unerkannt. Gestern morgen nahmen sechs Landjäger zwei Söhne des Metzgermeisters Kolkmann in Linden bei Dahlhausen wegen Verdachts der Täterschaft fest und ebenso in Köln einen dritten Sohn des Metzger meisters, der in Köln studiert. Der Demantssürther Mörder hingerich tet. Der Dienstknecht Emil Ehrliuger, der am 5. April ds. Js. die 48 jährige Gürlcrin Margarete Möhring auf bestialische Weile ermordete, hatte gegen das Urteil des Schwurgerichts Fürth, das ihn zum Tode verurteilte» Berufung eingelegt: die Berufung wurde jedoch verwor fen. Ein hierauf eingereichtes Gnadengesuch wurde vom Justizministerium ebenfalls abgclebnt. Ehrlinger hat übrigens vor einigen Wochen versucht, aus dem Fürther Gefängnis auszubrcchen, worauf er in das Nürnberger Gefängnis überführt wurde. Die Hinrichtung des Delin quenten ist heute früh mittels Fallbeil erfolgt. Zehn Tote bei einem Schiffszusammen stoß. Eine Motorbarkasse stieß auf dem Rangoon-Fluß mit einer Dampibarkasse zusammen. Die Motorbarrasse sank mit 17 chinesischen Passagieren, von denen nur sieben gerettet wurden. V- »M^W , - > — Grenzstreit zwischen ihm und Heuberg» den letzterer nach langwierigem Prozeß verlor. Nun schikanierten sie sich gegenseitig bei jedem Anlaß. Da Kahl Pächter der Unter- rankiner B,«ernjagd war, Vie an die Oberrankiner Forst grenzte, bot sich hierzu ost genug Gelegenheit. Heuberg konnte sicher sein, daß sein Widersacher vom ersten Mai ab jeden Rehbock mit Schrot ihm wegzuschießen versuchte, der auf sein Revier übertrat. Dafür rächte sich dann Heuberg Im Winter. Sobald er hörte. Kahl beabsichtige eine Treib jagd auf Hasen zu machen, ließ er Rübenschnitzel nicht allzuweit der Grenze hinfahren, die die Hasen gierig an nahmen. In der Nacht vor der Jagd lappte er heimlich die Grenze ab, um den Hasen morgens die Wechsel nach dem Felde zu versperren. Wenn Kahl dann schimpfend über die geringe Jagdbeute mit seinen Gästen kesselte, schoß Heuberg mit seinen Söhnen und einigen schnell be nachrichtigten Freunden des Gegners Wild im Borsteh treiben tot. Verirrte sich einmal ein Stück Vieh des Bauerndorfes von der Weide in die Oberrankiner Forst, dann wurde es sicherlich gepfändet, dafür verklagte dann Kahl den Nachbar, so oft es irgend möglich war, auf Wilüschadenelsatz. Wenn Kahl auf seiner Wassermühle mahlte, staute Heuberg gewiß plötzlich den Bach, ließ seine Wiesen berieseln oder speiste seine Karpfenteiche, dafür räumte Kahl im Frühjahr den Mühlgraben nicht zur rechten Zeit, so daß das Wasser die Oberrankiner Saaten über schwemmte. Beides führte dann zu endlosen Streitereien und Prozessen. So tätig Kahl nun auch seit Wochen für seine neue Partei und seine eigene Wahl war, er mußt« einsehen, daß er ohne die Hilfe der städtischen Oppositionsparteien keine Aussicht hatte, den heißersehnten Sitz im Abgeordnetenhaus« zu erobern. Deshalb setzte er sich mit den Führern der Freisinnigen und Sozialdemokraten in Verbindung, die ebenfalls die Hoffnung nicht hegen konnten, einen eigenen Kandidaten durchzubringen. Seiner unermüdlichen Bered samkeit gelang es endlich, sie zu überzeugen, es käme zu nächst doch nur darauf an, die Wahl eines konservativen Junkers zu verhindern, an seiner Stelle einen Mann aus dem Volk ins Abgeordnetenhaus zu schicken, der besser wüßte, wo die kleinen Leute der Schuh drückte. Und da er seine Reden mit vielen ähnlichen, zwar törichten, aber nur allzu gern gehörten Wendungen würzte, war der Erfolg auf seiner Seit«. Bei einer Zersplitterung der Stimmen, hielt er ihnen ferner vor, wäre eben nichts für die Opposition zu erreichen. Nur. wenn sie sich einigten, könnte es ge lingen, den Junker aus dem Sattel zu heben. Er selbst würde ja natürlich mit Freuden zugunsten eine» andern Kandidaten zurücktreten, denn er hätte nur das eine, große Ziel im Auge» und jeder Ehrgeiz läge ihm fern, allein seine Partei sei augenblicklich doch nach der konservativen die stärkste im Kreise und verlangte mit größter Bestimmt heit seine Kandidatur. Lägen in fünf Jahren die Verhält nisse anders, würden die Freisinnigen oder die Sozial demokraten an Zahl feiner eigenen Partei überlegen fein, dann legte er natürlich sein schwere» Amt, zu dem man lhn ja leider förmlich dränge, nieder und würde seinen ganzen Einfluß aufbieten, damit der neue Kandidat auch vom Bunde die Stimmen erhielte. Er redete dann noch vtel davon, daß .Einigkeit stark mache", man ein „Schutz- ond Trutzbündni» bilden", sich „in die Hände arbeiten," -dem Feinde einmütig di« Stirn bieten", „den Handschuh m» gerechten Streit hinwersen", „sich gegen politische Ber- aewaltigung zur Wehr setzen", „Protest erheben", „dem Wegner die Supp« versalzen" müsse und bracht« fo der Drei Arbeiter bet einem Gerüstznsam- menbruch getötet. Au» Amsterdam wird gemeldet: Gestern abend ist beim Bau einer Krananlage auf dem Hochofenwerk Pmuiden ein 30 Meter hohe» Gereist ein gestürzt, wobei drei auf dem Gerüst beschäftigte Arbeiter getötet wurden. Zusammenstoß »wischen einem Autobu» und einem Privatautomobtl. Gestern nachmit tag stieß in der Großgörschenstratze in Berlin ein Auto bus mit einem Privatautomobil zusammen. Der Privat kraftwagen wurde durch den Anprall gegen einen GaS- kandelaber gedrückt und überschlug sich. Sech» Personen erlitten Verletzungen, darunter der Führer de» Autobus' und der de» Privatauto». Da» Prwatauto wurde voll ständig zertrümmert: auch der Autobu» wurde erheblich beschädigt, konnte aber seine Fahrt später fortsehen. ExplosionSunglück in Dorpat. In der che mischen Fabrik Helios ereignete sich gestern eine Explo sion, durch die ein Arbeiter und sieben Arbeiterinnen ge- tötet wurden. Die Explosion entstand in der Abteilung für Pulververarbeitung, vermutlich durch unvorsichtiges Oeffnen einer Kiste mit Pulver. Fünf Pulverkisten explo dierten. Die ganze Abteilung flog in di« Luft: die Haupt gebäude haben jedoch nur wenig gelitten. Unfall des Schnellzugs Dl. In Westdeutsch« Herler Tag ein Sonntag! 3a der Ze» vor dem weihnachisfeff ift la »ezug au« die Inseratenwirkung jeder Lag «la Soaalag. Unsere Leser und Leserinnen Haden »ÜKlteH Einkäufe za machen und studieren daher auch tAchlteH den In seratenteil unsere, Blatt«,, um zu sehen. was die Ge schäftswelt anzubieteu hat. E, liegt d«»halb Im Iniereff» eine, jeden Geschäftsmann«,, nicht nur in der Sonntag» Nummer, sondern mit einem Inserat vertrete» zu sein, wenn er a»W« Käufer und diese Lag la sein Seschäfwlokal ziehen will. Bel der BielfSlligtelt d« Angebot, la der Weihnachtszeit kann sich nur derjenige Geltung verschaffen, der >Ut«ibtG mit seinen Inserate« um dir Gunst des großen Publikum» wirbt. Llne stSnclkge Insertion dringt ein gutes Weihnachtsgeschäft land gingen gestern bormittaa Gerüchte um, dte von einem Eisenbahnunglück wissen wollten. Dazu erfahren wir auf Anfrage von der Reichsbahn, daß der D-Zug l. der auf der, Strecke Köln—Berlin verkehrt, im Bahnhof Essen- West gestern vormittag »/,tz Uhr auf eine Baulokomotive gefahren ist, ohne aber zu entgleisen. Ein Reisender de» D-Zuges wurde leicht verletzt. Nach Auswechselung der Lokomotive konnte der D-Zug seine Fahrt fortsetzen. Di« Untersuchung über die Schuldfrage ist eingeleitet. einem Personenzug überfahren. Ein schrecklicher Unfall ereignete sich Montag abend gegen Uhr auf der Eisenbahnstrecke Schreibendorf—LandeS- but. AiS der nach Landeshut fahrende Personenzug vor der Aielstation auf offener Strecke hielt, stieg die Tochter de» Bierverleger» Pohl au» Pfaffendors in der Meinung, der Zug sei schon in den Lanoeshuter Bahnhof etnge- fahren, au» dem Zuge. Im gleichen Augenblick setzte sich der Zug wieder in Bewegung, und die Pohl kam zu Fall. Im nächsten Augenblick kam «in Personenzug aus entgegengesetzter Richtung und überfuhr das junge Mäd chen, va» auf der Stelle getötet worden ist. Im Rhein ertrunken. Aus Ludwigshafen wird gemeldet: Al» zwei SchlsfSsührertöchter sich aus ihr Schiff begeben wollten, glitt die lbjährige Margarete Mahl aüf dem Gangbord aus und stürzte m den Rhein, wobei sie die 20 Jahre alte Maria Vowinkel mit sich zog. Auf die Hilferufe der Mädchen sprang der 60 jährige Vater d«S jünger» Mädchen» in» Wasser und konnte seine Tochter glücklich an Land bringen. Da» ältere Mädckren ertrank. Ein verdächtiger Passagier. Aus Darm- stadt wird gemeldet: Ein Bierfahrer au« Michelstadt i. O. wurde auf der Heimfahrt von einer Frauensperson mit einem Korb im Arm gebeten, sie aus dem Wagen mit fahren zu lassen. Nach ewiger Zeit schöpfte der Fahrer Verdacht, daß eS sich um einen verkleideten Mann han dele. Er warf seine Peitsche vom Wagen herunter und bat die Person, dte Peitsche aufzuheben. Als sie abge stiegen war, fuhr er schnell davon. Der Korb war auf dem Wagen geblieben: er enthielt, wie später festge stellt wurde, zwei geladene Revolver. Vereitelte» Sprengstosfverbrechen in einer Kirche. Eine große Kerze, dte zu Ehren der Heiligen Jungfrau in einer Kirche in Guadelupe gestiftet war, war, wie sich kurz vor dem Anzünden herausstellte, mit einem starken Sprengstoff gefüllt. Die in der Kirche anwesenden Andächtigen wurden durch die Entdeckung vor schwerem Schaden bewahrt. Ein holländischer Kutter samt Besatzung verloren. Der Scheventnger Schisfkutter „Sch. 190" der Reederei Verhetz Jzn, von dem bereits seit einiger Zeit befürchtet wurde, daß er während eines großen Sturmes Ende November an der englischen Küste unter gegangen sei, wird jetzt samt seiner aus 13 Mann be stehenden Besatzung als endgültig verloren betrachtet. Da es sich bei „Sch. 190" bereits um den zweiten seit Ende November vermißten Schifsskutter handelt, haben inner halb kurzer Zeit 25 Seeleute aus dem Fischerdorf Sche- veningen den Tod in den Wellen der Nordsee gefunden. Ueber 100 Schweine verbrannt. In einem Anwesen in Wischreihe brach ein Brand aus, der das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude bis auf die Grund mauern einäscherte. Ueber 100 Schweine sind in den Flamme» umgekommen. Auch der gesamte Heuvorrat ist verbrannt. bleibt mir gar nichts andere» übrig, al» ihn uns das Frühstück «inzunehmen. Auch dir gegnung mit de» unausstehliche» Mens Reihe nach alle jene schönen Gemeinplätze an, die in jeder I Schulz und Koch au» Unterrankin, Richter und Fröhlich Wahlversammlung unzweifelhaft immer wieder den un- I aus Overrankin und dte Brüder Han« und Wilhelm Ruten- glücklichen Wählern in die Ohren klingen. Und wirklich, er brachte es fertig, daß die Anhänger des Freisinns und der Sozialdemokratie sich verpflichteten, ihm ihre Stimmen zu geben. Auch die Konservativen blieben natürlich nicht untätig. Hörn und Witzenhagen mit Heuberg beriefen Ver sammlungen über Versammlungen in Stadt und Land. Des Iustizrats überzeugender Beredsamkeit gelang es un schwer, die Getreuen zu festigen. Schwankende ins alte Lager zurückzuführen: er erfreute sich ja allgemeiner Beliebtheit: die Leute waren auch gewöhnt, in allen andern Dingen sich Rat bei ihm zu holen und ihn zu befolgen. Witzen hagen dagegen hatte nur wenig Erfolg. Ihm mangelte fo jede Eigenschaft eines Cicero. Blieb er früher einmal bei der Rede stecken, dann half ihm ja Heuberg immer rechtzeitig aus. Neuerdings ließ er ihn erst eine Weile stammeln und in Verlegenheit sich winden, oder er gab ihm gar ein falsches Stichwort, und der Majoratsherr auf Ricnow erz^ lte dann seinen Wäl lern zum zweitenmal, wa« er eben erst gesagt hatte. Las «ar Heuberg» Rache. Er glaubte ja, Fortunat oder Fabian wollten seinen Bern hard bei Agnes Barr ausstechen. Kam es aber gar zu einer Diskussion nach der mühsam abgequälten Red«, dann wußte Witzenhagen überhaupt nicht, was er sagen sollte. Darauf war er nicht vorbereitet. Was der Gegner auch vorbringen mochte, sei es Zoll, Biehsperre, die Kanalfrag« oder da» Börsengesetz, Witzenhagen stammelte al» Ant wort nur etwa» von König-treue und Vaterlandsliebe und schloß mit einem Hoch auf den Landesherr«. Das war er so von den Kriegeroereinen her gewohnt. Dann trat er mit schweißbeperlier Stirn von der Rednertribüne herunter und ließ die andern fragen und sich zanken. Er hatte das Seinige getan. Aus dem Lande ging es ia allenfalls, doch die erste Versammlung in der Stadt, in Wonneburg, würde kläglich verlaufen sein» wenn nicht Graf Walkerode im letzten Moment eiugegriffen hätte. Da höchst spitz« und spöttische Worte gegen Witzenhagen sielen, er» klärte der bisherige Vertreter des Kreise» wütend, er ver zichtete gänzlich aus die Wahl, denn es fiele ihm nicht ein, sich ein zweites Mol denInsulten sozialdemokratischer Arbeiter auszusetzen. Walkerode mußte seinen ganzen Einfluß auf bieten, den Erzürnten zur Aufrechterhaltung seiner Kandi datur zu bewegen. Der Landrat machte ihm klar, wenn er jetzt im letzten Moment abfpringen würde, gewännen die andern Parteien Oberwasser. Er müßt« also wenigsten» diesmal noch bei der Stange bleiben. Nach vielem Hin- und Herreden erklärte Witzenhagen unter der Bedingung sich endlich bereit, das Mandat noch einmal anzunehmen, daß er nicht mehr sprechen müßt«. Er wurde also wieder für stark erkältet und heiser erklärt, blieb in Rienow, und die Wahlreden hielten an seiner Stelle Hörn und eia Herr von Kronfeld, ein gewaltiger Schwadroneur, der niemal» verlegen wurde, keinem die Antwort schuldig blieb und mangelnde Sachkenntnis durch Schlagfertigkeit und Ditz glücklich ersetzte. Oberrankin, Unterrankin und Schwarzhof bildeten zu sammen einen Urwahlbezirk. Jede der drei Klassen batte einen Dahlmann zu wählen. Zur ersten Klaffe gehörten nur Heuberg, Barr, Kahl und «in Gutsbesitzer Fretling. Der dem Trunk ganz ergeben« Mensch hatte sein Gut varzellenwetse verpachtet und vertrank, ohne irgendeine Beschäftigung zu haben, sein Einkommen in den Krügen und Kneipen de» Kreises. In der »wetten Klaffe stimmten die Großbauern Leitz, bäum au» Schwarzhos. Kurt Barr schied nach dem Gesetz für diesmal als Wähler aus, da er noch nicht sechs Monate einen Wohnsitz in der Heimat hatte. Da Freiling ganz im Schlepptau Kahls sich befand, so war letzterer völlig sicher, Wahlmann der ersten Klasse zu werden, wenn er seine Stimme sich selbst gab. Für die -weit« Klasse hatte er den Bauern Weitz bestimmt. Da nur die Brüder Rutenbaum nicht dem Bund angehörten, sondern streng konservativ waren, bestand für Weihens Wahl kein Zweifel. Nur die dritte Klaffe war für Kahls Partei so gut wie verloren. Die Leut« aus Oberrankin und Schwarzhos stimmten unbedingt wie ihre Herren es wünschten. Als Wahllokal diente immer die Schwarzhofer Amts stube, da Schwarzhof, von Ober- und Unterrankin gleich weit entfernt, für die Wähler am bequemsten zu erreichen war. Wahlvorsteher war Herr von Heuberg. Zwei Tage nach Kurts Eintreffen in der Heimat sollt« die Wahl stattfinden. Als ihm Franz am ersten Morgen die Post überbracht«, fand er unter den Eingängen auch einen Brief de» Oberrankiner Majoratsherrn. Woher der Nachbar seine Rückkehr wußte, war ihm freilich unklar. Er j hatte den Tag seiner Ankunft ja selbst erst im letzten Moment bestimmen können. Irgendein Zufall mochte da wohl mitspielen. Zunächst gab Heuberg in überschwenglichen Worten der Freude Ausdruck, den teuren, lieben Freund, nach dem sich all«, ganz besonder« aber seine Familie schon sehnten, nun endlich wieder daheim zu wissen. Daran knüpfte er die Hoffnung, chn am Wahltage persönlich begrüßen zu können. Endlich sprach er die Bitte aus, Kurt möchte seinen Leuten nachdrücklich einschärfen, ihn, Heuberg, in der dritten Klass« al» Wahlmann zu wählen. Vielleicht würde es sich auch empfehlen, die Bauern, Gebrüder Rutenbaum, zu be- stimme«, dem Förster Krähberg in Schwarzhos ihre Stimmen zu geben. Das Schreiben schloß mit vielen honigsüßen Worten und ergebensten Empfehlungen an das hochverehrte Fräulein Agne» von Barr. Kurt war sehr verstimmt über den Brief. Zunächst ärgerten ihn die Schmeicheleien und Freundscyastsbe- teuerungen eines Manne«, der ihm so unsympathisch, von dessen Umaufrichtigkeit er überzeugt war. Dann aber sah er keinen Ausweg, ein persönliches Begegnen mit ihm zu vermeiden. Wenn er nicht die einfachste Pflicht der Höflich, keit gegen den Nachbar verletzen wollt«, mußte er ihn nach der Wahl zum Frühstück «inladen. Schon wegen Agnes, die jedes Zusammentreffen mit Heuberg» vermied, war e» ihm höchst peinlich. Die Oberrankiner Herrschaften hatten «» gar zu deutlich gezeigt, daß der Grund ihrer vielfachen Versuche, sich heranzudrängen, nur die sagenhafte Mitgift der Eoustne war. Al» Agne» bald darauf unten in» Wohnzimmer trat, fiel ihr sogleich di« mißmutige Miene de» Detter» auf. „Hast du schlechte Nachrichten erhalten k" fragt« sie besorgt. „Richt gerade schlechte, aber ein« unangenehme. He» berg kommt morgen al» Wahlvorsteher hierher. Er schreibt mir einen von Liebenswürdig kett überfließenden Brief. Es bleibt mir gar nicht» andere» übrig, als ihn zu bitten, mit . . ' wird «in« Ba ¬ lch«» utcht er-
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