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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192003235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-03
- Tag 1920-03-23
-
Monat
1920-03
-
Jahr
1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1920
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nm Sonnabend bald nach vekanntwerden des Berliner PutscbrS »nm Ausdruck gebracht worden. , . , , -* Gewährung von veschaffungsdelbll- scn an Krieaerbinterbliebene. Sicherem «er« nebmen nach wird die MeichSreaiernna demnächst weitere Mittel zur Besserung der Lage de^Ariegerhinterblirbenen uir Versiianna stellen. Mr den NckwtragShauSbalt werden »'eitere 300 Millionen Mark angefordert »nr Aemährnng einmaliger Beihilfen an versorgungsberemtiate Militär- Personen nnd deren Hinterbliebene. DI» Beihilfen sollen, da bei der zunehmenden Teuerung Beschlenniguna der Aus zahlung dringend geboten ist, in der Norm allgemeiner TenerungSzuschläg, ohne Prüfung der Bedürftigkeit aewiibrt werden. Sie sollen im Laufe der nächsten Wochen in Höbe de« doppelten Monatsbetrages durch die Post auSgezablt werden. Die Hinterbliebenen wrrden ans diese Weife Bei- Hilfen erkalten, die im Durchschnitt etwa 1K0 Mark für jede Witwe, KO Mark für jede Waise und kl)—SO Mark für jeden Hinterbliebenenbezüg« erhaltenden Slternteil be tragen werden. Sm Beginn de« Winter« wurden bereit« von der Reichsreaiernng 100 Millionen Mark für laufende Beihilfen al« Zuschüsse zu den VersorgnngSaebübrnissen zur Versiigunq gestellt. Diese Mittel bauen nicht ausgereicht, um de» Bedürfnissen zu genügen. E« sind deshalb im Nach» tragsbaushalt sür ISIS weitere KO Millionen Mark für dielen Zweck angefordert. Das in Vorbereitung begriffene MNitiirversorgungsgesek wird, wie bereits feftsieht, eine Erhöhung der Renten namentlich für die erwerbsunfähigen Witwen nnd Witwen mit Kindern in Vorschlag bringen. Es wird erwogen, wie weit es möglich fein wird, schon vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes laufend« Teuerung«»»«» schlüge al« Vorschüsse auf die erhöhten Renten zu gewähren. —* Die Metster-Prüfungs-Kom Miss tonen für das Bäckersmudwerk, für das Klempner-Handwerk, sür da« Schuhmacher-Handwerk, sür das Barbier», Frlieur- und Periickenmacherhandwerk, für das Schlosserbandwerk, für das Schmirdehandwerk, sür das Maler« und Lacklererhand- Werk und für das Fletscherhandwerk in Riesa Kletten im Laufe der letzten Woche lm hiesigen Rat Hause Meisterprü fungen ab. Geprüft wurden u. bestanden haben dre'Prüfung der Klempner,Harpendorf in Klelnraschütz, die Bäcker Lartig in Heyda, Wendt in Gröditz, Böuisch '»'n Lichtensee, Sommer in Birmenitz, Edlich in Lommatzsch, Kranke in Grossenhain, Kühne in Grossenhain, die Schuhmacher Pe'chel ln Großen hain, Eichhorn in Priestewitz, Kümmel in Nie a. die Friseure Iugl in Grüba, Knbatzki in Großenhain, Beyer in Großen hain und Stüinko in Großenhain, der Schlosser Lauschke in Großenhain, die Schmiede Jähmg in Lommadsch, B nntsch in Großenhain, der Schriftmaler Nier in Riesa, und die Fleischer Otto in Gröba und Sachse in Geißlitz. 1 Prüfling har die Prüfung nicht bestanden. —*'E röffnungderPersonenschiffahrt ans der Elbe. Borausgeietzt, daß leine hindernden Einflüsse emtrcicn, wird der Personenverkehr der Sächsisch-Böhmi schen Dampfschisfahrtsgesellschaft auf der gesamten Strecke Lcitme itz—Dresden—Mühlberg am Gründonnerstag, ren 1. April wieder anfgenommen. Die Fahrpreise und Fracht sätze werden eine entsprechende Erhöhung erfahren, die durch die erhebliche Steigerung aller mit dem Betrieb« zusammen hängenden Unkosten unerläßlich ist. 'Volks kämm ermatt eilungen. Dec Volks kammer ist eine Regierungsvorlage, den Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung von Mitgliedern der Be- zi.lsausfchüsse, Kreisausschüsse und BezirkSversammlnngen betreffend, zugegangen, nach welchem die gewählten Mit glieder der Bezirksveriammluirgen, der Bezirksausschüsse nnd der Kreisausschüsse außer Reifclostenvergütung für die Teilnahme an einer Sitzung als Aufwandsentschädigung ein Tagegeld von 15 Mark bez., wenn sic am Orte der Sitzung wohnen, die Hälfte erhallen sollen. Das Ministe rium des Innern kann für Zeiten besonderer Teuerung die Tagegeldersätze durch Verordnung erhöhen. Das Tage geld und die Reisekosten für die Kreis- und BezirkSaus- schußmitglieder trägt die Staatskasse, für die Bezlrksver- sammlungsmitglieder die Kasse des Bezirköverbaudes. Die Mitglieder der Bezirksausschüsse ustv. bezogen bisher solche Vergütungen überhaupt nicht. Die sozialdemokratische „Dresdner Volkszeitung" bezeichnet die m der Vorlage vor gesehenen Vergütungssätzc zu niedrig und verlangt rück wirkende Kraft der neuen Bestimmungen bis zum Oktober vorigen JahreS. Parteitag dessüchsischenZentrumS. Am Sonntag fand in Dresden der erste Parteitag der sächsischen Zcntrumspartei statt, in dem u. a. bckanntgegeben wurde, baß die Partei in Sachsen jetzt rund KOM eingeschriebene Mit glieder zählt. Den Hauptvortrag des Tages hielt der Haupt schriftleiter der sächsischen Volkszeitung Heßletn, der sich über die politische Gcsamtlage verbreitete und in sehr bemerkens werter Weise zum Falle Erzberger Stellung nahm. Er be tonte, daß, wenn Erzbergcr wirklich gekehlt haben sollte, man -och seine großen Verdienste um die Pariert und das Vater land nicht vergessen dürfe, er behauptete, daß etwa- Ehren rühriges Erzberger bis heutigen Tages noch nicht nachge- wiesen sei. Erzberger sei aus den AufsichtSräten, denen er bisher angehörte, ausgetreten, als er Minister wurde. Diese Stellungnahme des Referenten wurde aus der Versammlung heraus noch besonders unterstrichen, und eS trat deutlich zu tage, baß eine Vertrauenskundgebung für Erzberger nur deshalb noch nicht in aller Form ausgesprochen wurde, »veil man der Entscheidung dar Reichspartet nicht vorgreifen «»ar«, su« SPlUß wurde solgrnve E«tl»Nttiuu« «,««. »ommen: »Der Parteitag der sächsische« Zentrum«»«riet billig» die Politik der ZeutruwSpartri de» Reiches »ud tzellt sich ohne Einschränkung hinter die Fraktion. InSdesonder« dankt der Parteitag der Fraktion für da» entschlossene «in- trete« t« drr Sebulfrage Der Parteitag sieht aNentbald«» auf dem Boden der Verlautbarungen brr Fraktion zu den jüngsten Ereignäffen. Er erwartet, daß da» Zentrum seinen ganzen Einfluß aufbietet, daß Revolutionen von recht« und von link» »»ach der ganzen Strenge de» Gesetze» dejiraft iverben. Er erwartet ferner, das, die RegiernugSmitglteder de» Zentrum» jeden gwalttätlgen Einfluß drr Straße zurück- weise» und nur Wünsche vertreten, die auf verfassungs mäßigem Wege geltend gemacht werde». Der Parteitag bittet die Fraktion, da» neue Wahlrecht nach Möglichkeit »roch vor der NrtchStaaSmahl zu verlangen." -* Zur Beschleunigung der Abfertigung an den Paketschaltern trägt es wesentlich bei, wenn die Paketansliefe-er die Paketkarten vollständig freigemacht vvrlegen. Der Pafettarts in /einer jetzigen veremsachten Form setzt jedermann in die Lage, die in be'racht kommen- den Gebührensätze ohne Schwierigkeiten zu berechnen. Um den Auflieferern die zu übernehmend? geringfügige Arbeit zu erleichtern, werden die neuen Vordrucke zu den Paket karten auf der Rückseite mit der Angabe der «fiebtihrensätze Versehen werden. —' Die Empfänger von Militär-Renten und Hinterbliebenenbezügen, denen dir Beträge nicht »n's HanS gebracht werden, sowie von Unfall- und Invallden- Rente» usw. werden auf die Notwendigkeit hingewielen, ihre Bezüge be» den Postanstalten pünktlich an'den festge setzten Tagen abzuholen und zwar die Militärrenlen am 20. März, die Unfall- und Invalidenrenten ulw. am 1. Avril. Sind sie hierzu ausnahmswei e nicht in der Lage, jo müssen sie ihre Bezüge wenigstens noch in der ersten Hälfte des Fälligkeitsmonats abbeken. Empfänger von Mili- tär-Versorgungsgebührnissen, die die Zustellung ins Haus beantragt haben, müssen ihre Quittungen und Nummer karten bereilhälten, damit Verzögerungen tu der Bestellung vermieden werden. 88 Meißen. Dem Meißner Verein für Volksbildung ist vom sächsischen Finanzministerium durch da? Landbauamt zu Meißen der Vertrag weaen Ueberlasiuna des Dachgeschoßes des Schloßaebäudes der AlbrechtSbura übermittelt worden, wonach der Sächsische Staat dem genannten Verein samt» licke Räume des Dachgeschosses vom 1. Avril 1920 ob auf 2S Jahre mietfrei überläßt. Te n Verein wird gestattet, dem Verein für Geschickte, der Stadt Meißen, sowie der freien Vereinigung für Hetmatforschung die Mitbenutzung der Räume elnzuräurne». Der Verein für Volksbildung aber erklärt sick einverstanden, baß die fraglichen Räume teilweise auch drr Direktion der Gemäldegalerie in Dresden zur Unterbringung von Gemälden mit überlassen werden können. Näheres darüber bleibt späterer Vereinbarung überlassen. Es soll nun in Meißen eine rege Werbung sür das neue Hrimaimnseum eingeleitet und eine Lotterie nach dem Zittauer Muster veranstaltet werden. Augustusburg. Gemeinsam ins Jenseits abberuken wurden bier StadtgutSbesitzer Otto Auerbach uud seine Gattin. Beide waren schwer an Grippe, Lnncienentziindnng usw. erkrankt, und beide starben zur selben Minute. Dem Hinterbliebenen 16 jährigen Sohne wendet sich allgemeine Teilnahme zu. Stollberg. In dec letzten Zeit ist von Bahnbcamten wiederholt festgestcllt worden, daß namentlich au» der Strecke Chemnitz—Stollbera Reisende ohne Fahrkarte be troffen wurden. Es hat sich geradezu ein System dec Freifahrten herausgebildet. Die Kontrolle aus der Strecke ist außerordentlich verschärft worden. )( Zwicka «. Vor der Strafkammer standen 25 untere Eisenbahnbeamte aus Zwickau und Umgegend wegen Teil nahme an den monatelang fortgesetzten, umfangreichen Diebereien auf den, hiesigen Güterbahnhof. 10 Angeklagte wurden zu Strafen von 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis bis herab zu k Tagen verurteilt. Secks Angeklagten wurden außerdem die Ehrenrechte ans 3 Jahre aberkannt. Fünf Angeklagte wurden freigesprochen, gegen einen das Ver fahren eingestellt. * Hartenstcin. Zwei zwölfjährige Knaben wurden beim Spielen von einer Sandwand verschüttet und getötet. * Glauchau. Der Bezirkslehrerverein beschloß ab Ostern keinen Religionsunterricht in bisheriger Form in den Schulen mehr zu erteilen. * Burgstädt. Die städtischen Kollegien bewilligten 15000 Mark sür die Arbeiterwehr. * Bodau b. Sckönbg. Eine 42jährige TutSbelferin des hiesigen Rittergutes wurde dein» Füttern im Stalle von einem Ochsen aufgespietzt und ihr der ganze Leib anfgeschlitzt. Im Krankenhaus zn Plauen ist die Frau gestorben. * Werdau. Ein «jähriges Kind hatte, während es allein war, in einer Kommode einen Revolver gefunden, der geladen war. Beim Spielen mit der Masse entlud sich diese und das Geschoß drang dem Kind in den Kopf. Den schweren Verletzungen ist es erlegen. Treuen. Dem Platin an den Blitzableiterspitzen gilt neuerdings die Ausmerkiamkeit der Langfinger. Hier sprach in einem Villengrundstiick ein Mann vor und gab an, vom Stadtrat mit der Prüfung der Blitzableiter beauftragt zu sein, meldete dann auch nach kurzer Zeit, daß er alles »n Ordnung befunden habe. In Wahrheit aber batte er vier Biitzableiterjpitzen abgeschraudt und mitgehen heiben. bat Stadtbaurat Professor Poem« in Dresden übernommen. Der Vorzellanvalast soll «ine hervorragend« Anzieonnatzkrast der Leipziger Mess« werden und den in- und ausländischen Besuchern «inen guten Ueberblick über die hervorragendste« Errungenschaften deutfcher Vorzellankuyst geben, voktts iw! UM .zum Austraaen des Riesaer Tageblattes in Gohlis kann sich sofort melden. Näheres in der GeschästsfteHe in Riesa, Goctheftraße 50. «ermißhte». D»e Grabstätte Bismarck» von E,«» brechern heemgesncht In der Nacht zum Sonntag wurde das Mausoleum von FrkehrichSruh. dir Grabstätte de» Alt e1ch»kauzlers Fürsten Bismarck, von Einbrechern heimgesucht, die silberne Kränze, Wandschmuck und der- gleichen raubten. Die Einbrecher, zwei etwa Lkjähng« Männer in Feldgrau, wurden inzwischen verhaftet. girchennachrichte«. Riesa. Mittwoch '/.» Mr Bibelstunde (Pf. Friedrich), Gröba. Mittwoch abend 8 Uhr Bibelstunde in der Kirch« schule, Pastor Winkler. 1 dlanerHandwagenschieber von Bismarckstr. nach dem Svetckerverl.BIIte abzugeben Bismarckftr.20,v., Bäckerei. Grauer Pacher entlaufe«. Steuermarkc 212. Vor Ankauf wird gewarnt. Mathildenftr. 2, 2. r. MmWkl EM ViSmarckftr. iÜ, 2. Für 1. od. 15. April zu. verlässige«, bessere« gesucht. Fra« Grete Braune, Kaiser Wilbelm-Platz 7. 2. Frau sucht Stelle al» Wirt schafterin ok^r Wohnung, wo Beschäftigung geboten in ianck auf dem Lande». Näh. Goetkefir. 80, Hth. Junger Mann, welcher Lust hat das Vorführen i. Kmo z. erlernen kann sich melden im Gasthaus Stadt Freiberg, Poppitzer Str. 2. Graugrüne Militärjopp« mit Brieftasche aetteru abend von Elbbriicke bis Bahnhof Riesa verloren. Gegen Belohnung abzugeben Nengröba, Bahnhosstr.12,2. Slchdf. Lemmve» od.Schlasstrlle von liess. Herrn per 15. April ob. irüber «es. Angebote unter V IV 4771» au da- Tgbl. Nieka erbrt-n Gins. möbt. Zimmer oder Schlafstelle ev. m. Kost von jung. Herrn sofort oder 1. 4. gesucht. Angech unter 2IV 4775 an das Tgbl.Riesa. Junges, besseres, linder- loses Ehepaar sucht müdk. Ltmemve» mitKüchenbcnubnng s.1.4.20. Offerten unter <: X 474^> an das Tageblatt Riesa. WliWMW sucht Stellung bei Familienanschluß. Angebote unter O »V 4772 an das Tabl. Riem erbeten. Sünmeb suckt Schmiede Mebltbeuer. Tüchtiger, zuvcrtäjfigrr Buchhalter für 1. 1. 20 gesucht. * Offerten mit GehaltS- anspliich-ll und Zeugnis- ciMirnten unter .4 X 477« an das Tabl. Riesa erbeten Möbl. Zimmer gesucht. Angeb. u. V 4V 4774 an daS Tageblatt Riesa. Herr sucht einfach möb!. Ummer mit »oller Pension, Nähe Lauchhammer. Offerten unk. X IV 4773 an das Tabl. Nieia. Für 15. April lüMi WmrtW gesucht. FranLiua Meißner, Altmarkt 3. ^i!!kMs.SLrs!.rMd!stt gesucht. Adr. nnt. v »V 477» an das Tag-ülatL Nieka. BnlleuMker von imoortierten Tieren hat gegen Bcz'.iqscheiil abzugeben Rittergut Seerhausen. 1 Me LMWM verkauft BiSmarckftr. 10. Küchenmädchen für 1. Avril gesucht. Marketenderei Wolff, Tr.-Pi. Zeithain. Ter Staatsanwalt. Roman von Arthur Brausewetter. 45. Fortsetzung. „Angeklagte — Sie haben uns noch.mehr zu sagen, mahnt der Vorsitzende — „fahren Sie fort. — Wie war Ihnen zu Mut, als die Tat geschehen?" „Ich kam bald zum Bewußtsein — mir wurde mit einemmale klar, was ich getan. Eine schreckliche Furcht kam über mich und Verzweiflung. — Ach, nicht seinetwegen! Ihm war wohl, so wohl! — Aber ich?! Meine Mutter — meine arme Mutter! Ich eine Mör derin! Sie würde es nie überwinden! Und man würde mich einsperren iuS Gefängnis — vielleicht das ganze Leben lang — und ich würde nie zu ihr konlnien und sie würde allein sein in Ihrer Quai und ihrem Schmerz. Mir blieb nur ein Ausweg — ich mußte mich "selber töten — das war mir ganz klar — und ich wollte es auch. Aber wunderbar — ich war zu schwach und feige da zu — ich hatte das Messer auch «»gesetzt — ich hatte einige- male zugestoßeu — aber die Wunden, die ich mir beigebracht, waren nicht tödlich. Bel Alfred lxitte ich es so gut gekonnt — warum mißlang es mir bei mir selber?! Da — mit eineinmale kam mir ein rettender Gedanke. Ich dachte an all die seltsamen Einbrüche, die hier in nächster Nähe geschehen — ich konnte solch eine» E n- bruch auch hier ersinnen — einen Mord an Alfred — einen Versuch an mir selber — meine Wunden kamen mir gut dabei zu statten! Wie ein Blitz war dieser Entschluß über mich ge kommen. Ich zog den Vorhang auf und öffnete das Fenster — auch die Türe, die zum Korridor hinausführte — dann legte ich mir alle» zurecht, wie ich handel« wollte ! Und ich bade so gebandelt — di» ,«, letzte« Ott,«»« l" „Aber das Messer? !" fragte der Vorsitzende mit ztt- terndcr Stimme. — „Das Messer, mtt dem Sie Ihre Tat „Ich hatte eS in meinem Rock verborgen — ich nahm «S mit, als ich gleich darauf zum Arzt ging — da warf ich es am Strande fort — nnd da hat es der andere gefunden." Eine lange, lange Panse folgte diesen Worten. „Angeklagte", sagt schließlich der Vorsitzende und sucht die eigene Bewegung nicderzudrücken, „nachdem Sie uns ge sagt, aus welchen Motiven Sie diesen Mord getan, ist es mir noch unverständlicher als vorher, daß Sie ihn nicht von vornherein ruhig eingestanden haben. — Wie dursten Sie — ich frage es Sie noch einmal — sich zu einer so hartnäckigen Leugnung von diesem Gerichtshöfe hier verstehen ?" „Weil ich wußte, daß man mich hier nicht verstehe« konnte — daß man mich verurteilen würde — wie eine Mör derin." — „Aber das sind Sie doch." „Ich hab« ihm eine Wohltat erwiesen." „Nach Ihrer Meinung waren Sie also straflos?" „Ich verdiene keine Strafe." „Und Sie bereuen nicht einmal, was Sie getan habe»» ?" „Bereuen ? !" Sie sieht den Vorsitzenden mit den großen fragenden Augen an, als verstände sie seine Worte gar nicht. „Bereuen! ? — Es war der letzte, der größte Dienst — und der schwerste, den ich ihm je getan — sein ganze- Leben lang —" „ES wären noch andere Wege denkbar gewesen." „ES gab keine anderen — ich hab« mein« Aufgabe er füllt, und er wird mir danken dereinst." „Sie haben eine» Menschen getötet." „Ja — aber aus Erbarmen — mit heiligem Recht! Ei» Wurm, ein Tier, das ein elende» Dasein sübrt, töten wir und nennen e» Barmherzigkeit. Und einen Menschen, der mehr ist al» ein Wurm, der «lend und krank, und der nie mand hat, der ihn lieb hat und ihn pflegt, den man nur er hält, um »h« auSzubewte« — den dürften wir nicht töten?" „Nein, da» dürfen wir nicht." „Ich — aber ich mußte ihn tüten. Es war meine heitis« Pflicht ihm gegenüber. — Mit diesem Mord werde ich voe Gotte- Richtersmhl treten und rein befunden werde»». Die Schwärmerei ist ganz in ihr zum AnSbruch gekorw- men — aber aus dem bleichen Antlitz spricht der- Ausdruck eines großen, edler, Schmerzes. Der Vorsitzende fordert den Staatsanwalt und die Br» leidiger zn ihren Plaidoyers auf. — Der Staatsanwalt spricht kurz und sachlich. ' Nicht die leichteste Spur eines Triumphe» liegt auf seinem Gesicht, klingt durch seine Rede — nur der Hauch innerer Erregung ist rvetcher geworden noch und wärmer auf den sonst so strengen und unnahbaren Zügen. — Er schildert die Angeklagte al» da», «a» ftr geworden, je mehr er nun ihre Tat unter diesem Gesichtspunkt beleuchtet, um so versöhnender werden seine Worte. Die Uebcrlcgung hält er für au»«» schlossen — mildernde Umstände reiht er zahlreich und wieder mtt sehr geistreichem Scharfsinn aneinander, ohne j« s«i«er Pflicht als Ankläger das geringste zn vergeben. Schließlich beantragt er eine Gefängnisstrafe. — Auch die beiden Verteidiger fassen sich k»r» — ihnen beiden ist ihr Irrtum noch sehr peinlich — desondrr» dem Iusttzrat, der während der letzten Stund« feinen Blick ängst, lich gehütet hat, um nicht dem Auge de» Staatsanwalt» »n begegnen. Aber die Angeklagte lassen sie ihr« Niederlage nicht ent- gelten. < Dazu sind sie zu tief angefaßt von dem, am» sich hier vor ihren Augen abgespielt. , Sie platdteren beide mit den wärmsten Worten für völlige Freisprechung. - Der Gerichtshof verkttndet nach dem Spruch der Se- schworen«« das Urteil — e» lautet dem Antrag de» Staat»'" onwalt» auf GefängntSstrafe. ^Schluß folgt.)^
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