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übergab vorgestern c em UaUenischen Konsulat 5000 Mark zur Verteilung an die im Kriege von Tripolis ver wundeten Italiener als Beweis seiner Sympathien für die Italiener, aber auch als Protest gegen jenen Teil der deutschen und der österreichischen Presse, die das italienische Heer in Tripolis angreife und in ein un günstiges Licht zu stellen suche. Auf der Ostfeite der italienischen Front vor Tripolis wurden am Freitag in geringer Entfernung starke Ab teilungen von Türken und Arabern gesichtet. ES ent spann sich ein lebhaftes Feuergefcckst, das den ganzen Tag über anhielt. Gegen 7 Uhr abends machte eine feind liche Abteilung auf die Italienischen Linien ungefähr in südlicher Dichtung vom ^rt Hamidie einen Angriff, an scheinend in der Absicht, die italienischen Stacheldrähte zu beseitigen, wurde aber zerstreut. Air dem Angriff gegen die Schützengräben des 93. Jnsantcrie-RogimentS nahmen ungefähr 600 Araber teil, die 40 Lote und etwa 100 Verwundete zurückließen. Am Sonnabend,^and eine Zusammenziehung der Araber nach Wnzara statt, wv anscheinend Kamclkarawancn mit Lebensmitteln ans Garian ange kommen sind. Bei Erkundungen, welch« mehrere Kilometer weit ausgedehnt wurden, wurde keine Spur von türkischen Streitkräften entdeckt. Sonnabend wurde auf dem Plateau vor Terna sei tens der Italiener eine Erkundung unternommen. Gegen S Uhr wurden beträchtliche türkische Streitkräfte gemeldet und kurz darauf begann «in lebhafter Kampf, der bis 5 Uhr nachmittags dauerte. Die Türken und Araber, welche ernsthafte Verluste erlitten hatten, verloren an Terrain und begannen sich znrücktzuziehen. Bei Sonnen untergang gingen auch die italienischen Truppen, nach dem sie den Feind aus den Augen verloren hatten, auf Terna zurück. Tie italienischen Verluste betragen 60 Männ, darunter 12 Tote. Nach einer Konferenz mit dem Großwesir und dem Minister des Innern begaben sich der türkische Kriegs und der Marineminister Sonnabend abend nach den Dar danellen, um die Forts zu inspizieren und Instruk tionen für die Verteidigung zu geben. Der Kriegsmini- ster stattete vorher dem englischen Botschafter einen Be such ab, den dieser erwiderte. Der Botschafter kon ferierte hierauf zwei Stunden mit dem Minister des Aeußern. Der Unterredung, Welchfe die drohende, ita lienische Aktion in den Dardanellen betraf, wird große Wichtigkeit beigemcssen. In amtlichen Kreisen glaubt man, daß die Großmächte in Nom Schritte unternehmen und auf die Schwierigkeiten hintvcisen werden, welche eine Blockade dem! internationalen Handel verursachen würde. — Die russische Regierung hat wegen der beab sichtigten Blockade der Dardanellen durch die Italiener eine Zirkularnote au die Mächte gerichtet. — Wegen der Absicht Italiens, die Dardanellen zu blockieren, ist der ausländische Schiffsverkehr in den Häfen des Schwarzen Meeres völlig zum Stillstand gekommen. IM Odessaer Hasen nehmen nur noch drei Frachtdampfer Ladung ein. — Bei Besprechung der Aktion'Rußlands gegen eine Blok- kieruug der Dardanellen schreibt die „Neue Freie Presse" u. a.: Trotz der 40 italieniscl;en Kriegsschiffe vor den Dardanellen könne heute nicht mehr ernsthaft von einer Blockade gesprochen werden. Italien werde nicht gleich zeitig gegen Konstantinopel vorgehen und Rußland tref fen wollen. Tie Lage im ägäischen Meer sei für Italien gerade so unhaltbar, wie die vor Tripolis. Tazesgeschichte. Als Terrorismus aus Furcht bezeichnet die Sächsische nationalliberale Korrespondenz das kürzlich erlassene Verbot der sozialdemokratischen Parteileitung, gegencrische Versammlungen zu besuchen. Als Grund dieses Verbotes wurde angegeben, daß die Beschränkung der Redezeit cs den Sozialdemokraten nicht ermögliche, die Ausführungen ihrer Gegner zu wider legen. An dem Mangel an Zeit kann die Widerlegung Das Geheimnis der Akuten. Roman von Jenny Hirsch. 89 Unwillkürlich und doch sehr folgerichtig hatten sich seine begehrlichen Blicke dem Vermögen seiner Schwägerin zuge wendet. Während er verarmte, ward sie immer reicher, den» sie verbrauchte bei ihrem bescheidenen Leben nur einen ver hältnismäßig geringen Teil ihrer Einkünfte. Wie aber an dieses gelangen ? Wäre Lydia großjährig gewesen, so hätte er sich wohl die Geschicklichkeit zugetrant, ihr durch Edith nach und nach große Summen ablvcken zu lassen, aber vom Kon sul Elster, ihrem Vormund, mar nichts herauszub'ekommen. Und ehe sie die freie Verfügung über ihr Vermögen erlangt hatte, war sie höchstwahrscheinlich schon verheiratet. Noßwitz Sinnen und Trachten war nun darauf gerich tet, Lydia am Eingehen einer Ehe zu hindern und bis zu ihrer Großjährigkeit den Schein uufrecht zu erhalten, als sei er noch ein reicher Mann. Mit Hilfe des Spieles und der Geldverlciher, die er immer wieder gefügig zu machen sich zn- traute, hoffte er sich so lange über Master zu halten. Lydias Liebe zu Ludolf Pöplau kam ihm, so ungeberdig er sich datzeaeu auch anstellte, eigentlich gar nicht ungelegen; sie hinderte sie daran, eine andere Verbindung einzngehen. Erst als er aus dem Verhalten des jungen Müd Yens den tie- sen Ernst, die Neigung, erkannte, ward er besorgt und sann ans Mittel, sie mit ihrem Verlobten zn entzweien. ES hielt für ihn nicht schwer, sich eine Handschrift von Pöplan zu verschaffen, mit deren Hilfe er nun von einem dunklen Ehrenmann in Berlin, welcher anch die anonymen Briefe an Lydia „»faßt hatte, jene Ludolf so schwer kom promittierenden BrtM auser-cgen ließ. Ein- Schauspielerin von einem Vorstadttheater spielte in einer zu diesem Zwecke für »i» »aas gemieteten möblierten Wohnung dem Koasal Ulst« di« verratene Geliebt« täuschend genug vor. Elster war mn so leichter in die Falle gegangen, da ihm die Sache im Grunde recht gut paßte. Als Stellvertreter vaa Lydias Vater fühlte er sich verpflichtet, in dessen Siu» zn handeln, und er wußte, daß der stolze Geheimrat nie seine Einwilligung zur Heirat mit dem FörsterSsohn gegeben haben würde. gewiß nicht scheitern, denn für sachliche Ausführungen erhalten alle DiSkufsionSredner die gleiche Jett. Tie SSchssiche nationälliberale Korrespondenz prüft die ver- schiedcnen Gründe, die zn Vielem auffallenden Verbot geführt haben können, und kommt zu dem Schluß, daß das Verbot des- Besuches gegnerischer Versammlungen einen tieferen Grund haben rnüsse. Die Korrespondenz schreibt dazu: „ES ist eine längst bekannte Tatsache, daß die Sozialdemokratie ihrer Anhänger gegenwärtig durch* aus nickst mehr so sicher wie früher ist. TaS „klassen- kämpserische Proletariat" ist durchaus nicht eine so ho mogene Masse, wie die sozialdemokratische Presse es dar zustellen beliebt. Es ist im Gegenteil sehr mannigfach gegliedert und nicht wenige Schichten sind innerlich dem Erfurter Programm bereits entfremdet. Diese Tatsache verhehlt man sich auch in den führenden Kreisen der Sozialdemokratie nicht- Die praktischen Zugeständnisse an die freien Gewerkschaften, die sich schon ost recht wenig marxistisch aufgeführt haben, sind dafür untrügliche Be weise. Um einer weiteren Lockerung des Parteigesüges vorzubeugen, ist die Sozialdemokratie nun auf das pro bate Mittel verfallen, den Anhängern jede eigene Urteils bildung dadurch unmöglich zu machen, daß ihre Führer den Besuch gegnerischer Versammlungen einfach verbieten und für sichere Durchführung dieses Verbotes Sorge tragen. Also lediglich bleiche Furcht vor eindringlicher Aufklärung, die -um Abfall vieler Anhänger führen würde, hat dieses Verbot diktiert. Das ist ein deutliches Zeichen, daß die Sozialdemokratie in ihrer Position sich nicht so stark fühlt, wie sie sich den Anschein gibt. Um nun das Schwächegefühl zu ummänteln, fchiebt sie einen fadenscheinigen Grund für ihre Praktiken vor; und um zn ihrem Ziele zu gelangen, wendet sie das Mittel an, was sie den bürgerlichen Parteien so sehr verargt, er- Lärmlichen Zwang. Reise« urteilsfähige Volksgenossen müssen sich von der sozialdemokratischen Parteileitung wie unmündige Kinder behandeln lassen. Die freie Wil- lensentfchließung wird einfach vernichtet durch die Dik tatur der Parteiinstanzen. Das Recht der Persönlichkeit wird durch Zwangsmaßnahmen ausgetilgt. Furcht vor der Wirkung gründlicher Aufklärung ist der tiefste, wahrste Grund für das sozialdemokratisch« Bersammlungsverbot, und Terrorismus ist das unwürdige Mittel, das zur Durchführung dieses Verbots angewandt wird." « * * Deutsches «eich. Der Kaiser ist nach herzlicher Verabschiedung von dem Fürsten zu Fürstenberg, dessen Familie und den Gästen gestern 5 Uhr 35 Mtn. im Sonderzuge nach Moschen in Schlesien abgereist. Ein zahlreiches Publikum bereitete dem Kaiser bet der Abfahrt lebhafte Kundgebungen. Dem Hilfskomitee für die in Brasilien in Blumenau durch die Hochwafferkatastrophe geschädigten Deutschen wird gemeldet, daß die Stadt einem großen See gleiche, au» dem nur wenig« Häuser hervorragten. Der Sachschaden ist enorm. ES ist fast alle» Vieh in der ganzen Stadt er trunken. Viele Häuser sind teilweise etngestürzt oder ganz fortgeriffen worden. Da« Bureau de» Hilfskomitees be findet sich in Berlin m 40, Alsenstraße 10. — In seiner letzten Sitzung hat der Vorstand der Deutschen Kolonial gesellschaft, wie H. B. erfährt, für die durch Hochwasser ge- schädigten deutschen Schulgemeinden in Blumenau 1000 M. bewilligt, und ebensoviel hat Seine Hoheit Herzog Johann AlbrecK zu Mecklenburg, der Präsident der Gesellschaft, au» seinem Disposition»fond zur Verfügung gestellt, sodaß auf telegraphischem Wege den Notleidenden die Summe von 2000 M. übermittelt werden konnte. — An Beiträgen sind ferner gezeichnet worden von der Firma Mendelssohn L Co. 5000 M„ von der Nationalbank 3000 M., von der Firma Schmidt L Lorentzen 1000 M. Im nächsten Jahre werden von der englischen Re gierung 15, von der französischen 21 Offiziere zur Erler nung der deutschen Sprache nach Deutschland entsandt werden. Die englischen Offiziere sollen sich drei, di« fran- Wie Noßwitz der schlau ersonnene Streich bei dem Konsul geglückt war, gelang er ihm auch bei Lydia in einer Weise, wie er kaum zu hoffen gewagt hatte. Das stolze Mädchen arbeitete ihm selbst m die Hände, indem sie die Briefe ver brannte, die möglicherweise doch einmal unbequeme Zeugen gegen ihn hätten werden können. Sie brach auch in schroff ster Weise mit ihrem Verlobten, wich allen seinen Annähe rungsversuchen auS und nahm sich den Kummer schwer zu Herzen. Wie er Lydia kannte, war diese Erfahrung hinreichend, um sie zu dem Entschlüsse zu bringen, nie einem Manne die Hand zu reichen. Es war aber aucb möglich, daß der Schmerz, den sie stolz und verschlossen im Busen trug, sie vor zeitig aufrieb. Zu diesen Hoffnungen gesellte sich freilich die Befürchtung, sie könnte sich doch wieder mit Pöplau verständigen; er wußte geschickt den Groll gegen ihn in ihr zu nähren, er schlich ihr nach, wenn sie im Walde spazieren ging, um aus- znspionieren, ob sie doch vielleicht mit ihm zusammeutreffe; er war mit allen Kräften bemüht, sie von ihren Waldspazier- gänqen abzuhalten, freilich ohne Erfolg. Saß er ihr bei Tische gegenüber, so beobachtete er, ob sie aß oder die Speisen an sichvorübergehen ließ; erspähte in ihrem Gesichte, ob noch kein Zeichen des Verfalls sicht bar würde; er sah ihr nach, ob ihr Gang nicht weniger ela stisch sei als früher. Die Hoffnung,daß Lydia bald sterben werde, ward zn einer Art fixer Idee bei ihm, und davon waren es nur wenige Schritte bis zu der Erwägung, daß man ja der zögernden Natur zu Hilfe kommen könne. Er wies den Gedanken anfänglich von sich, aber er kam wieder und wieder, er nahm ihn auf, er spielte mit ihm, e: beschäftigte sicy mit der Frag?, in welcher Weise er sich an: leichtesten und ohne daß ein Verdacht ihn treffen könne, aus führen lasse. Endlich sand er darauf die Antwort. Lydia ging, das wußte er, öfters bis dicht an den Rand des Was sers und bog sich wett über, um Wasserrosen zn pflücken. M« leicht könnte sie da» Ucbergewicht verloren haben und hineingefallen sein; man konnte vielleicht auf einen Selbstmm-d ans Liebeskummer hindellten. Gleichviel aber, welche Er klärung man gab, die Hauptsache war, daß sie auS dem Le ben schied und Edith anstandslos ihre Erbin ward zöstschen 6 Monate in Deutschland aufhalten. — Nach den Erfahrungen der letzten Jahr« kann man sich dem ver- dach» kaum entztehen, daß mancher dieser Offiziere seinen Studienaufenthalt weniger der Erlernung der deutschen Sprache, al» der Erkundung deutscher Festungen und Krieg», rüstungen widmen könnt». E» hvtrd Sach« der deutschen Behörden sein, ausländischen Spionen ihr Handwerk zu legen. Tie „Nordd. Alkg. Ztg." schreibt: Durch einen am 16. d. M. stattgehabten Notentvechsek zwischen dem deut schen Botschafter in Konstantinopel und dem türkischen Minister des Auswärtigen sind der de u tsch-tür ki sch x Handelsvertrag vom S6. August ^390> und die dazu abgeschlossene Zusatzübereinkunst von» 25. April 1907 bis zum 25. Juni 1914 verlängert worden. — Auf Grund des ß 19 der Maß- und Gewichtsordnung vom 30. Mai 1908 ist von der Kaiserlichen NormaleichungSkommsision unter dem 8. November d. I. eine neue Eichord- nung erlaßen worden, die demnächst im Reichsgesetz blatt veröffentlicht werden und am 1. AprJ 1912 in Kraft treten soll. Die Eichordnung wird Anfang nächsten Monats im Buchhandel erscheinen. Die mit dem 1. Oktober ds. Js. im deutschen Post verkehr eingesührten Brieftelegramme haben bis her nur eine verhältnismäßig geringe Inanspruchnahme gesunden. Offenbar liegt dies daran, daß die Einrich tung noch nicht allgemein bekannt ist. Es wird sich em pfehlen, daß die Handelsvertretungen und die Presse auf die von weiten Kreisen gewünschte Einrichtung und ihre Vorteile fortgesetzt Hinweisen. Bei Eröffnung der Schlußstrecke der Nebenbahn Schorndorf—Welzheim sagte der württembergische Mi nisterpräsident Dr. v. Weizsäcker in einer Rede: „Wie in Württemberg, so sehen wir in Deutschland eine blühende Industrie und eine fortschreitende, zum Teil glänzende wirtschaftliche Entwicklung. Kann man darauf auch für die Zukunft rechnen? Ich sage ja, dank der Tatkraft unseres Bolles und dank der zielbewußten und ebenso entschloßenen als besonnenen deutschen Politik. Die Fortführung der ostafrikanischen Zen tralbahn bis an den Tanganjikasee und der Ausbau, der Usambarabahn wird noch vom gegenwärtigen Reichs tage genehmigt werden; dem neuen Reichstag werden neben diesen Bahnprvjekten, zu denen er im nächstjäh rigen Kolonialetat die Mittel zu bewilligen hat, neue Vorschläge zum Ausbau der Kolonialbahnen in Kame run und Togo vorgelegt werden. Es ist beabsichtigt, die Kameruner Nordbahn allmählich bis an den Tsad- See fortzuführen und in Togo die Hinterlandbahn über Atakpame hinaus zu verlängern. — lieber den Stand der gegenwärtigen Eisenbahnbauten in den Kolonien gibt eine soeben dem Reichstag vorgel'egte Denkschrift eine Zusammenstellung. Danach befinden sich gegenwärtig im Betrieb in Ostafrika 1065, in Kamerun 160, in Togo 323, in Südwestafiika 1909, im ganzen also 3437 Kilometer. Im Bau befinden sich zurzeit in Ostasrika 134, in Kame run 360, in Südwestafiika 217, im ganze»: also 711 Kilo meter. Im Jahre 1911 wurden dem Verkehr übergeben in Ostasrika 347, in Kamerun 53, in Togo 25 und in Südwestafiika 311, zusammen 736 Kilometer (gegen 356 im Vorjahre). Dieser Zuwachs an Betriebslänge ist der größte, der bisher in einem Jahre in deutschen Schutz gebieten erreicht wurde. Belgien. In Antwerpen sind gestern di« Hafenarbeiter tu den Ausstand getreten. Drei Schiffe konnten au» Mangel an Personal nicht abfahren. Der Bürgermeister versucht zu vermitteln. Die Forderung der Hafenarbeiter ist, daß di« Lohnskala von Hamburg etngeführt werde. Frankreich. Anläßlich eine» Tagesbefehls de» Seepräfekten von Toulon, in welchem den mit der Versenkung der Pulver vorräte Betrauten persönliche Anerkennung ausgesprochen wird, bemerkt der Temp», der Wert de» versenkten Pulver! Noch immer wieß Noßwitz den Versucher von sich, aber seine Stimme ward stärker und iinmer stärker, und die Ver legenheiten wurden drückender. Der Verfalltag der Wechsel bei Liewald nahte heran, und der Wucherer wollte nicht pro longieren. Andere Versuche, Geld zu schaffen, schlugen fehl. Ain Mittag jenes verhängnisvollen Julitages hatte ihm dis Post mehrere Briefe gebracht, die sämtlich Hiobsposten für ihn enthielten. Sein Ruin stand vor der Tür. -Voll Verzweif lung hatte er die Flinte über die Schulter geworfen und war in den Wald gestürmt, und da war ihm das ahnungslose Wild in die Hände gelaufen. Lydia begegnete ihin, und ihr Schicksal war besiegelt. Er führte sie nach dem Oberiee, machte sie auf eine hart ain Rande desselben wachsende Pflanze aufmerksam und schleu derte sie, als sie sich danach bückte, mit einem kräftigen Stoß in das Wasser, daß es hochaufspritzend, sein Opfer verschlang. Wie von Furien gejagt, eilte er davon und glaubte den Hilferuf der Unglücklichen noch zu vernehmen, als er schon iveit, weit vom Schauplatz seines Verbrechens entfernt war. Furchtbar waren ihm die Stunden der Ruhe und der Un tätigkeit geworden, die er, um jeden Schein zu vermeiden, neben seiner Frau zubringen mußte, bis er deren Besorg nis um die Schwester rege machen durfte, was bei Editb" Phlegma gar nicht so schnell ging. Endlich hatte er die Leute aufbieten dürfen, um mit ihnen auSznziehen und die aufzu suchen, die er auf dem Grunde des Sees wußte. Er hielt es auch für angemessen, nach Eutin zu fahren und dort Anzeige zu erstatten. Es hatte ursprünglich wohl in seinem Plan ge legen, Ludolf Pöplau zu beschuldigen, nun sich aber der Verdacht ans ihn wandte, ließ er den Dingen ibren Lauf und sand es gar nicht so übel, noch neue Monteur« hinzuzufügen, Von großer Wichtigkeit war für ihn, daß die Leiche ge funden ivürde, denn ohne diesen Beweis wurde die Erb schaft nicht ait Edith, das heißt an ihn, ausgeliefert. Er hatte deshalb eine Schildpattnadel der Ermordeten, in deren Be sitz er sich zu setzen gewußt, unvermerkt am Obersee in das Moos geworfen, und bracht« sie herbei, damit sie zum Anlaß würde, den See abzusuchen. Die List gelang, der nächtliche Fischzug konnte in Szene gesetzt werden, man brachte die Uhr und Kette zum Vorschein, aber die Leiche nicht. 19l,20