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Vertliches ma Sichfifches. Riesa, 28. December 1895. — Tagesordnung für die öffentliche Stadtverord netensitzung Montag, den 30. December 1895, Abends 6 Uhr. 1. Vorlegung der Abrechnung über den Neubau eines Wohngebäudes für 1K Arbeiterfamilien in Göhlis und Be schlußfassung über Prüfung dieser Rechnung. 2. Beschluß de» GaSauSschusse« über Rabattgewährung an Gasconsumenten. 3. Rathrbeschluß über Feldverpachtung an Herrn Naumann in Poppitz. 4. Berathung einer Anzeige Herrn Stadtrath Zeidlers hier, Niederlegung seines Amte« als Rathsmitglied betreffend. 5. Geschäftliches. Als Rathsdeputirter: Herr Stadtratb Bretschneider. — Das dritte Abonnements-Konzert vom Trompeter korps unserer Garnison findet morgen, Sonntag, im Kron prinz stait. — Im Schützenhause hiersklbst giebt morgen der Zauber künstler Böning eine Vorstellung. Vergl. Inserat. — Au« unserem Leserkreise gehen un« Beschwerden darüber zu, daß die Sächs. Böhm. Dampsschifffahrtsgesell- schast noch vor den WeihnachtSfesttagen die Fahrten auf der Strecke Riesa-Strehla-Mühlberg eingestellt hatte, zumal die Naturereignisse dazu keine Veranlassung boten. Die diesbez. uns zugegangene Zuschrift behauptet, den hiesigen Geschäfts leuten sei dadurch ein nicht unbedeutender Ausfall entstanden. Recht schwer empfunden worden sei lie Einstellung der Fahrten aber auch von den Reisenden, die mit der Bahn hier ankamen, indem sie den weiten und beschwerlichen Weg -iS Mühlberg und manchmal noch weiter zu Fuß zurück legen mußten. — Soweit die Zuschrift. Inzwischen bat sich, wie schon mitgetheilt, die Einstellung der Fahrten auf der gcnz n Elbstrecke in Folge des eingerretencn Treibeises nöthig gewacht. — In der Nacht vom zweiten zum dritten Festtage nach beendeter Tanzmusik im Höpfnerschen Saale entstand i» Gastzimmer daselbst plötzlich eine solenne Schlägerei zwischen Eivil und Militär, welche seitens der erstgenannten Partei ohne besondere Ursache begonnen worden war. Der Haupt- rädelssührrr dieser Partei, in der Gestalt eine» hiesigen Hausdiener», wurde alsbald von der noch anwesenden Schutz- mannschaft de« blutige» Amüsement entzogen und zur Po- ltteiwache gebracht, dort aber nach Abnahme seiner Habselig, jäten in einer Ein-elzelle internirt. Bald darauf erschien ans der Polizeiwache, von einer Militärpatrouille escorürt, rin zweiter Hausdiener, der sich ebenfalls in hervorragender Weise an der Schlägerei betheiligt hatte; auch ihm wurde ei» Unterkommen in «iner anderen Zelle gewährt. Der Erstere hatte sich bei seiner Einsperrung al» ein äußerst re- latenter Mensch gezeigt, der sich den polizeilichen Anordnun- gen durchaus nicht fügen wollte. Er gebordete sich wie ein Rasender, verlangte einen Arzt, obwohl er nur ganz uner heblich bei der Schlägerei verletzt worden war und in der Hauptsache eine warme Zelle. Dem ersteren Verlangen kam »uw, da nicht nöthig, poltzeilicherseit» nicht nach, während der Herr Stadtwachtmeister Haufe dem letzteren Verlangen da durch entsprach, daß er in A> betracht der in der Zelle herr schenden kalte» Temperatur de» eisernen Ofen derselben an heize» ließ. Nach Verlauf von etwa einer Stunde, während welcher Zeit der Jnhaftirte abwechselnd immer noch getobt hatte, ertönte aus dieser Zelle ein heftiges Pochen und Schreien, so daß sich der in seiner über der der im Parterre befindlichen Gefängnißzelle im 1. Stockwerke gelegenen Woh- nung befindliche Wachtmeister veranlaßt sah, nach der Ursache des Klopfen» und Schreiens zu forschen. Beim Aufschließen der Zell« drang ihm ei» gewaltiger Qual« entgegen, das Strohlager mit sammt seinen Decken war in Brand ge rächen, der Jnhaftirte in die Höhe gekrochen und hatte den Kopf zum Fenster, nach Hilfe rufend, hinauSgesteckt. N?t«urg für ihn kam zu rechter Zeit, er sprang herunter in U: Zel! > und wurde von dem bestürzten Wachtmeister hinausgebracht; cs war dies da« Werk eines Augenblicks. Die hierbei be haltenen Verletzungen de« Jnhaftirte« sind äußerst geringe, wohl aber hat der Wachtmeister bei der hierauf von ihm er- wirkten Erstickung des bereits stark vorgeschrittenen Brandes nicht unerhebliche Brandwunden an Hand und Füßen davon- getragen. Tie Entstehung des Brandes, der leicht größere Dimensionen annehmen und den mindesten- ein Menschenleben zum Opfer fallen konnte, läßt sich nur dadurch erklären, daß der renitente Jnhaftirte, welcher das Lager von seine« Platze entfernt und in die Nähe des eisernen Ofens gebracht hatte, dasselbe in Brand gerathen ließ, um bei den zu erwartenden baldigen Rettungsversuchen die goldene Freiheit wieder zu erlangt». Daß ein Leichtsinn vorlirgt, durch welchen das Lagcr aus Versehen zu nah an den Ofen gebracht und wäh- rend des Schlafe« des Jnhafkkten in Brand gerathen wäre, erscheint um deshalb ausgeschlossen, al« da» Toben und Schreien desselben fast ununterbrochen bis zur Entdeckung des Brandes angedauert hat. — Ist die Mahnung durch Postkarte strafbar? Zu dieser vielerörterten Frage liefert das Oberlrndesgericht München einen neuen Beitrag, indem es das Erkenntniß de» Nürnberger Amtsgerichts aushob, durch welches der Kaufmann S. wegen Mahnung eines Nürnberger Fabrikanten auf offener Postkarte mit Strafe belegt wurde. Das Ober- landesgericht führt in den UrtheilSgründen aus, daß die Mahnung durch Postkarte eine Beleidigung nicht sei, sobald nicht aus dem Inhalt un) der Form die Absicht einer solchen hervorgthr. Die Frage, ob bei der Mahnung auf offener Postkarte Beleidigung vorliege, sei von Fall zu Fall zu prüfen. — Sechzehn Gastwirth« aus den Amtsgerichtsbezirken Penig, Burgstädt, Rochlitz und Mittweida hatten sich jüngst vor dem Landgerichte Lhemnitz gegen eine Anklage «egen Vergehens gegen tz 286 des R.-Slr.-G.-B». — Beranstal- ttmg öffentlicher Lotterien und Ausspielungen beweglicher Sachen ohne obrigkeitliche Erlaubntß — zu verantworten. Daß Vergehe» bestand darin, daß durch in den öffentlichen Schauklokalen ausgestellte sogenannte Würfelautomatea Ei gneren auSgespielt wnrden, ohne daß die hierzu erforderlich« obrigkeitliche Genehmigung ringrholt worden war. Sämmt- liche Angeklagte verfielen in eine Geldstrafe von je 5 Mark. — Die «eisten thüringische» Staaten habe» mit de« Königreich Sachsen Verträge abgeschloffen, wonach fie die Königlich Sächsische LaudeSlotteri« ck ihre« Ländern zulaffr» und dafür vom sächsisch«, Staat «ine baare jährlich« Abfindung «nd Anzeiger Mkblalt «»- Anzeigers. Tetkgramm-Adrefft »H 4 Kernlprrchft-"- ».««blatt ««,» » der König!. AmtShanPtmmmschast Großenhain, des König!. Amtsgerickts und des StadtrathS z« Riesa. SOI. Sonnabend, 28. Dezember 1895, Abend». 48. Jahr«. Da» Riesaer Tageblatt erschei« jede» T-, Abend» mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. BierteljLhrlicher «rzngSprei« bei Abholung in den Speditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestelle«, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Trager frei in» Hau» 1 Mark 50 Pf.» durch den Briefträger frei MS Hau« 1 Mark «5 Pf. >»»eigr»A«»ah«e fiir di« NuiiMM de« Ausgabetages bi« vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer 4 Winterlich M Riesa. — «eschüstrstelle: Kaftanienstraße 5». — Kür die Redactton veranttoMlich: Hermann Schmidt in Ries» Bekanntmachung. Das auf das Jahr 1895 noch in Rest befindliche Schulgeld und Fortbild »Mgs» fchttlgeld ist baldigst, längstens aber bi- zvm 7. Januar nächsten Jahres an die hiesige Stadthauptkaffe abzuführen. Riesa, am 16. Dezember 1895. * Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stdtrth. Hmtzsch. Bekanntmachung. Die Lanbrente« auf den Termin Weihnachten laufenden Jahre« find baldigst, längstens aber bis zum 7. Januar 18SK an die hiesige Stadtsteuereinuahme abzuführen. Riesa, am 28. Dezember 1895. Der Stadtrath. Schwarzenberg, Stdtrth. Rdl. Die zum Rettban eines Wafferthnrwes für da« Wasserwerk «uf dem Lrnppen- Uebnngsplatze Zeithain erforderlichen Arbeiten, als L»os I., Erd , Maurer- und Steinwetzarbeite« im Gesammtbetraae von ca. 18600 Mark, Boas II., Zimmerarbeiten im Betrag« von 4100 Mark, sämmtlich einschließlich Materiallieferung, sollen in öffentlicher Verdingung vergeben werden. Zeichnungen und Verdingungsunterlagen liegen im Geschäftszimmer des unterzeuhneteu Bau beamten, Dresden-Albertstadt, Admmistratlonsgebäude, Flügel 6, I, 94 «n Wochentagen während der Geschäftsstuuden 8—4 Uhr zur Einsicht au«, und sind daselbst BerdingungSauschläge gegen Erstattung der Selbstkosten vom 28. Dezember ab, zu entnehmen. Angebote find versiegelt und mit der Aufschrift: Wafferthurm für da» Wasserwerk auf dem Truppen-UebungSplatze Zeithain, Erd-, Maurer-, Steinmetzarbeiten bez». Zimmerarbeiten, Loo« I, bez». Loos II bis Freitag, de« 1« Januar 18NS, für Erd-, Maurer- und Steinmetzarbeiten Loos I, 11 Uhr Bar«. - Zimmerarbeiten Loos II 11^ - - postfrei an die vorbezeichnete Stelle einjureichen, woselbst die Eröffnung in Gegenwatt der et«, erschienenen Bieter erfolgen wird. Zuschlagsfrist 4 Wochen. Die Auswahl unter, den Be werbern ist Vorbehalten. Dresden, den 21. Dezember 1895. Königl. Garnison-Baubeamter IU Dresden. bekommen. Altenburg erhält z. B. 8750 Mark jährlich Im Landtag kam die» zur Sprocke, und e< wurde beschlossen 1. daß der neu abzuschließendc Vertrag — der alte läuft am 1. November 1897 ab — dem Landtag zur Genehmigung vorgelegt werde; 2. die herzogliche StaatSregierung solle mit den anderen thüringischen Regierungen Verhandlungen behufs baldmöglichster Gründung einer eigenen Lotterie der thüringischen Staaten einleiten. — Um dem planlosen, leichtsinnigen Zuzug« Stellung suchender Personen nach Berlin thunlichst vorzubeugen, werden durch eine Bekanntmachung des dortigen Polizei präsidiums alle Personen, welche in Berlin oder von hier aus in einen Dienst treten wollen, eindringlich vor dem Verlassen ihre« bisherigen Wohnortes gewarnt, bevor sie nicht eine ganz genau bestimmte Stellung in Aussicht haben. Namentlich werden die Stellungsuchenden darauf hingewiesen, Reverse und andere Schriftstücke, wenn überhaupt, so doch nur nach aufmerksamer Prüfung des Inhalt« zu unterschreiben. Dienstbücher und Legitimationrpapiere sollten überhaupt nicht aus der Hand gegeben und nur den Herrschaften oder Arbeit gebern vorgelegt werden. Lommatzsch. Au« dem AmttgerichtSgefängniß ent flohen ist am Nachmittag des heiligen Abend« der Dienstkneckr Oskar Schöne au- Oberau. Der Flüchtig« hatte eine drei monatige Strafhaft wegen Diebstahl« zu verbüßen, auch »ar er eines weiteren Diebstahls verdächtig. Im Hofe de« Amt»- gerichtSgefängniffe« beschäftigt, hatte er trotz der Aufsicht de« Herrn AmlSgerichtswachtmeisterS Kmoch Gelegenheit gefunden, durch den Garten zu entkommen, worauf er den Weg über die Bahn einscklug I rn nach dem sogenannten „Jammer" bei Mertitz zu entfloh. Meißen. H:rr Oscar Geipel, der Besitzer der Geipel- burg, hatte vor den Feiertagen die Anschaffung einer „Gäste- bedrenungsmaschine" angezeizt. Da« „Wunder" entpuppte sich wie folgt: I« Löwcnsaale sind je 6 Paar eiserne Säulen ausgestellt, auf denen eine eiserne Schiene in der ganze« Länge des Saale« angebracht ist. Daran bewegen sich nun in verschiedenen Zwischenräumen 4 von Eisen und Draht- gkflecht hergest llte eiserne Stühle, auf denen die zu fahrenden Personen Platz nehmen. Je nach der Schnelligkeit der drehen den Arbeiter (Herr Geipel will in Kürze für diese Maschine Gasmotorbetrieb einrichten und damit gleichzeitig da« dazu gehörende Musikinstrument betreiben) fährt «an so i« Saale herum. Wer Durst hat, läßt sich bei« Borbeikommen am Buffet ein Glas Bier oder sonstige Erfrischung reichen, dir der Fahrende dann in Muße genießen kann. Einen prak tischen Zweck die Maschine »atÄlich nicht! Meißen. Der bisher hier gedruckte „Meißner BolkS- freuad", Organ der Socialdemokratie im 7. sächs. RtichRagS- Wahlkreise, geht mit Ende diese« Jahre« ei». * Dahlen. Am 2. Weihnachtsfeiertag Nachmittag ertrank in Ochsensaal. der 13 jährige Otto Gerftrnberger bei« Spielen auf deck Eise de» Mühlteicht». Die Leich« wurde mit vieler Mühe noch am selben Tage gefunden. Oederan. Die Familie d«SHerr»Gwtmetster Dittrich hätte dieser Tage leicht durch ein an sich unbedeutendes vor- kommckß von schwere« Unheil betroffen werden könne». Bo» eine« schon mehrere Jahre tm Gebrauch besckdvchea