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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192208022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-02
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1922
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denen er sich verabschiedrie, um nach Vans« zu geben. Frevdank trua Band «nd Mütze. Eine halbe Stunde später wurde er bewußtlos im Hofe seines HanseS gefunden. Er ist vermutlich aus dem Trevpenfenster in den Hof gestürzt. Nach den Aussagen von Aerzten erscheint r« zweifelhaft, datz di« Körperverletzunaeu de« Frevdank nur von dem Sturze verrühren. Der Student ist. ohne da« Bewußtsein viedererlangt zu haben, in der Klinik gestorben, so daß der Fall noch nicht aufgeklärt werden konnte. WWW dlli« MMk» UM W rmtM SklMWIrei. wsl. Ans Dresden wird gemeldet: Zu dem gestern gemeldeten Vorfall in der Töpferstratze In Dresden ist nackzntraaen, datz in dem «»bekannten Ver brecher der Buchmacher Wilhelm Blume, am 20.'6. 1874 in Amsterdam geboren, sestgestellt ist. Durch die in seiner Wohnung vorgcnommene Durchsuchung ergab sich, das, e« Blume ans die Beraubung evtl, die Ermordung eine« Geldbriefträgers abgesehen batte. Zn diesem Zwecke batte er schon vor einige» Tagen einen Geldbriesträger beobachtet und eine Nachnahme an eine in der Töpferstratze wohnende Familie gerichtet. Als Absender batte er einen Karl Rolf. Pragerstrahe 15 mobnbast, angegeben. Nach seiner Meinung mutzte diese Nachnahmesendung am Montag, den 31. Juli, früh zur Bestellung kommen. Er batte sich deshalb an dem eben ermähnten Tage gegen V.9 llhr vormittags in das Grundstück Töpferstratze 1 begeben, »m den Geldbriefträger erwarten. Auf die oberen Treppenstufen, die der Geldbriestragcr passieren mutzte legte «r kleine Geldscheine, die den Beamten znm Aufheben veranlassen sollten. Bei dieser Gelegenheit wollte er den Geldbriefträaer mit einem ecsernen Hammer niederschlagen und berauben. An Stelle des Geldbncfträaers erschien aber nur der Briefträger. Da ihm an diesem Tage sein Vorhaben nicht zu gelingen schien, begab er sich in das Grundstück Töpferstratze 2. um dort eine neue Adresse für eine weitere Nachnahmesendung an«- zuforschcn. Dabei kam ibm Polizeioberwachtmeister Bräcklein, der inzwischen von einer Frau aufmerksam gemacht worden war in de" Weg, und verlangte Ausweispapiere von ihm. Bei dieser Gelegenheit kam es zu dem gestern geschilderten Kampfe, wobei Blume dem Polizeioberwachtmeistcr Bräcklein durch drei Schliffe schwer verwundete. Die Dresdner Kriminalpolizei vermutete mit Recht, datz Blume noch weitere gleichartige Verbrechen begangen hat. Sie suchte ihn deshalb auch mit auswärtigen Naubiiberfällen in Ver bindung zu bringen, wobei es ihr auch gelang. Blume zu 2 weiteren in Berlin auSgesührten Ranbmordfälleu, denen 3 Personen znm Opferfielen, zu überführen. Es handelt sich um die Ermordung des Geldbriefträaer? Weber und der Zimmervcrmieterin Rühle am 7. September 1918 in Berlin und des Gcldbriefträgers Lange am 2. Januar 1919 im Hotel Adlon in Berlin. Binme ist auch zu den Berliner Fällen geständig. Neber den festgenommencu Raubmörder Blum« «nd die von ihm verübten Mordtaten wird nnS von unserem Dresdner —g-Mitarbeitcr noch gemeldet: Ter aus Amsterdam gebürtige Buchmacher Wilhelm Blume war iu Dresden auf der Wiudmühlenstratze 13 wohnhaft, er gab sich als Schriftsteller Eilers aus, in seinem Quartier wurde umfmigreiches Gepäck vorgefunden und von der Polizei beschlagnahmt. Als Schriftsteller EilerS batte Blume ein englisches Lustspiel übersetzt und nmgearbeitet, (Simili!), das vor einiger Zeit im Albert-Theater zur Auf- führnng gekommen war. Ter Verbrecher ist von grotzer und kräftiger Statur, er machte »ach autzenhi» einen anständigen Eindruck, sodatz ihm die Hausbewohner derartige Mord taten nicht zugetrant haben würden. Blume, der eine offen bar erhebliche Kopfverletzung durch Sturz erlitten hatte, wurde im gleichen Krankenauto mit dem verletzten Polizei wachtmeister nach dem Krankenhaus Friedrichstadt gebracht, dort trafen bald nach der Einlieferung der Kriminalinspektor Geipcl und der Kriminalbauptmachtiueister Grützncr ein, di« den gefährlichen Verbrecher lange Zeit verhörten, und deren Bemühungen zweifellos die rasche Aufklärung der Berliner Verbrechen zu danken ist. Was die Berliner Mord« anbe langt, so batte Blume am 7. September 1918 unter dem Namen eines Buttergrotzhändlers Adolf Stubenrauch bei der Zimmeroermieterin Rühle. Spandauer Strafte 33. Woh nung bezogen, und den betreffenden Geldbriesträger Weber dorthin gelockt. Mitten in der Ausführung des Verbrechens begriffen, war die Wirtin Rühle plötzlich hinzngekommen, die auch sofort ermordet und so auf diese Weise beseitigt worden ist. Am 2. Januar 1919 kam dann der Raubmord an dem 58 Jahre alten Geldbriefträger Lange im Hotel Adlon zur Ausführung. Zu jener Zeit wohnte der Ver brecher als angeblicher Hamburger Hausbesitzer Hans von Winterfeld im Hotel. Bei der Ermordung waren ihm in diesem Falle über 8000 Mark Bargeld und 36 Wertbriefe mit weit über 50000 Mark deklarierter Wertangabe in di« Hände gefallen. Das Hotel Adlon hatte sich Blume des halb ansgewählt, weil es das größte mar, wo die meisten Wertsendungen eintrafen. Alle Ermittelungen nach dem angeblichen Buttergrotzhändler Stubenrauch und dem Haus besitzer Hans von Winterfeld waren bisher vergeblich ge wesen, bis eS jetzt möglich war. in Dresden den Schleier über jenen Verbrecher zu lüsten. Für Ermittelung des Mörders waren damals hohe Belohnungen ausgesetzt Norden. Nichtamtlicher VnWdn Sie DeNitetzmiMMW i, M« am 31. Juli 1VSS, abendS V Uhr, im Sitzungssaal« der Zentralschule. Anwesend waren Herr Gemeindevorstand HanS, die Herren Gemeindeältesten Günther und Schmidt, sowie IS Gemeindcratsmitglieder. Entschuldigt fehlten 5 Herren des Kollegiums. Der Zuhörerraum war nur schwach besetzt. Die Sitzung leitete Herr Gemeindevorstand HanS. 1. An Stelle des durch Wegzug nach Chemnitz aus- scheidenden bisherigen Beisitzers des MieteinigungSamtS wurde auf Vorschlag des MieteroereinS Herr Fritz Venter in das Mietetnigungsamt berufen, gleichzeitig wurde Herr Venter vom Gemeinderat als Mitglied für den Wohnungsausschuh gewählt. 2. Der in der Sitzung vom 3. Juli beratene Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung, Hunde st euer betr^ wurde heute in 2. Lesung verabschiedet. 3. Ein Nachtrag zum Allgemeinen OrtSgesetz, Ritter- zut Merzdorf betr., wonach das der Gemeinde Gröba eigentümlich gehörige Rittergut Merzdorf mit Wirkung pom 1. Oktober 1921 ab mit dem Gemeindebezirk Gröba vereinigt worden ist, wurde vom Gemeinderat genehmigt. 4. Auf Vorschlag des Finanz-Ausschusses beschlotz das Kollegium, die MeldeamtSgebühren in anbetracht des bedeutend erhöhten VerwaltungSaufwandrS wie folgt sestzusetzen: 2 M. Gebühren für die Anmeldung eine« Zugezogenen, 1 M. für Abmeldung eines Verzogenen, 1 W. für ein« Ummeldung, 1 M. für jede mündliche, 2 M. für jede schriftlich erteilt« Auskunft, 5 Di. für Er- teilunä einer Aufenthaltsbescheinigung, 3 M. für Ausstellung eines Duplikat-EinwohnermeldescheineS. 8. Der Gemeinderat beschäftigte sich erneut mit einem Beschlüsse der Verbandsversammlung des ElektrizitätS- PerbandeS Gröba. In der am 8. Juli d. I. statt gefundenen VerbandSversammluna, der Herr Gem.-Aeltester Schmidt al« Vertreter der dem G. v. al« Mitglied anae- börenden Gemeinde Gröba beigewohnt hat, fand u. a. bei der vorgenommenen Statutenänderung ein Paragraph Annahme, wonach den Rittergut«derrschaft«n auch noch nach ihrer Eingemeindung zur politischen Gemeinde gewiss« Sonderrecht« zuaestanden werden. Der Verwaltung«. au«schutz bat beschlossen, gegen die Aufstellung de« fraglichen Paragraphen Einspruch zu erheben. Herr Gem.-Aeltefter Schmidt berichtete eingehend über die gepfloaenen ver- Handlungen und erläutert« nochmal« di« Gründe, die die Gemeinde Gröba seither zu einem ablehnenden Standpunkte bewogen bätten. Herr Schiller verspricht sich von einem etwaigen Einspruch wenig Erfolg. Er schlua de«halb vor, in der nächsten VerbandSversammlung die Streichung de« betr. Paragraphen zu beantragen. Herr Hanne« brachte hierauf »um Ausdruck, das, e« Pflicht der Gemeinde- Vertretung sei. geaen derartige AnSnabmerecht« «inznschreiten. Auch Herr Gem.-Aeltetter Schmidt zerstreute di« Meinung de« Herr» Schiller, dab der augenblicklich zu erhebende Einspruch schlietzlick nur Zeitvergenduna und bedeutende Koste» erfordern würde. Nachdem Herr Schiller erklärt hatte, dab er nnr an« rein sachlichen Gründen gegen einen sofortigen Einspruch gewesen sei, er aber nach den gegebenen Erklärungen des Herrn Schmidt sich nicht ablehnend verbalte, wurde einstimmig beschlossen, gegen den ein schlägigen VerbaiidsversammlungS-Beschlnb des E. V. Gröba bei der Aufsichtsbehörde Einspruch zn erbeben. 6. Zur Begründung einer BernfSberatungS stell« in Gröba gab das Kollegium seine Zustimmung. Es soll eine Arbeitskommission gebildet werden, die je au« 3 Vertretern der Lehrerschaft und des Elternrat« bestehen soll. Auf Vorschlag des Schul- nnd des VerwaltungS- ansschuffcs wurde ein BcrechnnngSgeld bis zu höchstenfalls 2000 M. verwilligt. 7. Mit der Gewährung eines Sparkassen» darlebnS an die Gemeinde Gröditz zur Errichtung eine« 6 Familien-WobnbanseS zn 6 Prozent Verzinsung und 1 Prozent AnSleihnngsgebühr, rückzahlbar 1923, erklärte man sich einverstanden. 8. Zur Begründung einer Beamtenstelle für die Bearbeitung der Wohnnngssachen berichtete Herr Gem.-Aeltefter Günther, daft mit Inkrafttreten de« Reichsmietengesetzes von der Gemeindeverwaltung eine Unmenge Sachen zu erledigen seien, die anfterordentlich große Arbeitskraft erforderten. Der Finanz-AuSschuft habe deshalb beschlossen, eine Bcnmtenstelle in Gruppe 6 der BesoldimgSordnnng zn begründen. I» Erkenntnis der angeführten Gründe beschlaft der Gemeinderat die Errichtnng einer neuen Beamtenslellc wie vom Finanz-AnSschutz vorgeschlagen. 9. Bekanntlich wurde in einer früheren Sitzung von Mitgliedern des Gemeinderates der Wunsch gcäutzert. von Zeit zn Zeit Milch Prüfungen bei den Produzenten nnd Händlern in Gröba vornehmen zu lassen. Wie Herr Gem.-Aeltester Günther mitteilte, ist dem inzwischen entsprochen worden. Herr Günther gab die UntersuchnngS- ergcbniffe bekannt nnd erklärte, datz inbezug des Fett gehaltes der Milch Beanstandungen nickt erfolgt seien. In einem Falle, in dem Milch mit 12 Prozent Wasser ver dünnt und demnach verfälscht vorgefunden worden sei, sei bei der Staatsanwaltschaft das Strafverfahren, das gegen wärtig noch schwebe, eingelcitet worden. — Im Anscklutz hieran krackte Herr Gem.-Aeltester Günther die Be schaffenheit des Brotes, die in Gröba in letzter Zeit mehrfach zn Klagen Anlatz gegeben habe, zur Sprache. Nach von der Landesstelle vorgenommenen Untersuchungen von Mehl- nnd Brotprobcn fei festgestellt worden, datz das verwendete Mehl zn hoch ansgemahlen gewesen fei. ES sei deshalb den hiesigen Bäckern aus anderen Mühlen Mehl zwecks Vermischung zngewiesen worden und somit die Herstellung von gcnutzsähigem Brot gewährleistet. Gegen die Belieferung des beanstandeten Mehles seien be reits Verhandlungen im Gange. — In der Anssprache frug zunächst Herr Horn an, ob nach den gemachten Er fahrungen beim Milchverkauf nunmehr Abhilfe geschaffen sei und ob es nickt angängig wäre, die Milch durck ein vereinfachtes Verfahren des öfteren an Ort und Stelle nackprüfen zu lasten. Herr Gem.-Aeltester Günther er widerte, es dürfte die wenigste Gefahr bestehen, datz weitere Fälschungen vorgenommen würden. Die Untersuchungen müßten von einem vereidigten NahrnngSmittelckemiker vor- genommen werdeir, denn nur dieser sei der Behörde gegen über vollgültig. Er wolle aber versuche», zu erfahren, ob ein einfacher Apparat zu beschaffen sei, unter besten Zuhilfe nahme eine öftere Milchnachprüfnng möglich wäre. 10. Verschiedenes. Der Herr Gemeinde- vorstand gab Kenntnis von dem Eingänge der Genehmi- gungsurkunde für die der Sparkasse Oschatz entnommenen Darlehen, ferner von der von der Gemeinde Gröba aus gestellten Schuldurkunde für zwei durch den Schulbezirks- vorstand dez. Schulvorstand aufgenommene Darlehen in Höhe von je 200000 M. aus den Sparkassen in Wilsdruff und Dahlen, und ferner von der Anstellung des Stratzen- wärterS Kayser aus Lounewitz. — Herr Gem.-Aeltester Günther nahm nochmals Veranlassung, Erläuterungen über das Reichsmietengesetz zu geben. Er teilte mit, datz die benötigten Vorarbeiten bei Einführung dieses Gesetzes erledigt werden müßten nnd zn diesem Zwecke gelegentlich einer Besprechung die Mieter- und Vermieter-Vertreter angehört werden sollen. Zu dieser Besprechung wurden di« 4 Gemeinderatsmitglieder, die dem WohnungSauSschuß angehören, abgeordnet. — Zur Bewachung der Fluren haben sich in früheren Jahren die hiesigen Polizeibeamten während ihrer freien Zeit zur Verfügung gestellt. Die Kosten sind zur Hälfte aus der Gemeindekaste und zur Hälfte von den Landwirten bestritten worden. Der Gemeinderat beschlotz, vorausgesetzt, datz die Polizeibeamten den Flnrschutz wieder übernehmen, für dieses Jahr 1000 M. zu den Kosten zu verwilligen in der Voraussetzung, dab sich die Flurbesitzer zur Uebernahme der weiteren Kosten bereit finden. — Herr Apelt regte an, daß die Beschotterungs arbeiten in den verschiedenen hierzu vorgesehenen Straßen beschleunigt werden möchten. — Herr Horn wünschte, daß der als Kinderspielplatz dienende Sandkasten am Georgplatz wieder hergestellt werden möchte und daß die In Reparatur befindlichen Bänke baldigst wieder aufgestellt würden. — Herr Gem.-Aeltester Schmidt berichtete, datz man des öfteren beobachten müsse, wieunbeaufstchtigteKtn- der an Bäumen und Sträuchern groben Unfug anrichten. Vornehmlich seien die Lindenbäume an der Oststrabe arg in Mitleidenschaft gezogen. Es würden dort Beste abge brochen und allerhand Baumbeschädigungen vorgenommrn. Er bat die Anwesenden, die Eltern anzuweisen, ihre Kinder zu verwarnen oder eventl. jede beobachtete Rüpelei zur Anzeige zu bringen. — Im Auftrage de» Schulvorstande« bemängelte Herr Urban das oft überlaute Verhalten der Besucher de» MieteinigungSamteS auf den Gängen de« SchulhauseS, sowie die Schulabortbenutzung durch fremd« Leute, und bat, nach Möglichkeit Abhilfe zu schaffen. — Einige zur Sprache gebrachte Mibständ« an Strahrnteilen sollen dem Bauamt zur Abstellung vorgetragen werden. — Von Herrn Ladislaw wurde oa» jetzt wieder stark in Erscheinung tretende Umbertretben führerloser Hunde auf dem Georgplatz gerügt. — Der Herr Gemrindrvorstand versicherte, nach Möglichkeit für Abstellung der angeführten Mängel besorgt zu sein und bat um Unterstützung. ES sollen demnächst verschiedene Bekanntmachungen erlassen werden. — Der öffentlichen Sitzung, die V,i0 Uhr zu End« war. folgte nichtöffentliche Sitzung. Durch ZeitnngSvoten-Wechsel in einem Stadtteil wird e« sich Herausstellen, dab da« Riesaer Tageblatt an verschiedenen Stellen nicht wie üblich »ur Ablage kommt. Diesbezügliche auftretende Erinnerungen wolle man in der Geschäftsstelle des Tageblattes. Goethestratze 89, melden, damit Abhilfe bei» qSchsten Brstellaanaeerkolaen kam». Reuest« Rechrichttu Uud Delegrem«« vom 2. August 1922. -ie e*,Nsche «ste Vrsßle« tzer ittter- Echulde«. )( London. Gestern abend wurde der Wortlaut einer von valfpnr unterzeichneten Note veröffentlicht, die den französischen und italienischen Botschaftern und den G«. sandten von Jugoslawien, Rumänien, Portugal und Griechen» land übermittelt wurde. Auch der amerikanische Botschafter erhielt aus Gründen der Höflichkeit «ine Abschrift. Wie Reuter meldet, wurde die Note von Balfour abaesaht und von der Gesamtheit der Kabinett-Mitglieder gebilligt. Die Note besagt u. a.: Die Frage der französische« tttalteattcke« «sw.) Schul den an England sei bisher noch nicht Gegenstand einer formellen Mitteilung zwischen den beiden Regiermigen ge wesen nnd die britische Regierung hatte nicht den Wunsch, sie im gegenwärtigen Augenblick aufzuwerfen. Mit Rück sicht auf die neuen Ereignisse indessen fühle sich die britische Regierung genötigt, ihre Auffassung gewisser Seilen der durch den gegenwärtigen Stand der internationalen Brr- schuldung geschaffenen Lage darzulegen. Die Schulden an Großbritannien betrügen gegenwärtig 8400 Millionen Pfund Sterling, nämlich 1480 Millionen seitens Deutsch land», 650 Millionen seitens Rußland« und 1800 Millionen von den Alliierten. Andererseits schulde Grobbritannien den Vereinigten Staaten etwa ein Viertel dieser Summe, nämlich 850 Millionen Pfund Sterling. Eine internationale Besprechung dieser beispiellosen Lage fand bisher nicht statt und bis zu ihrer Regelung, die an die Wurzeln des Problems geben werd«, habe die britische Regierung stillschweigend davon Abstand genommen, irgendwelche Forderungen an die Alliierte» wegen der Zinszahlung oder Amortisation zn stellen. Diese Haltung sei nicht »urvckzuführen auf «ine Unterschätzung der ans diesem Zustand« sich ergebenden Uebel, auch nickt ans Abneigung, grobe Opfer zu ihrer Be seitigung zu bringen. Im Gegenteil sei Großbritannien bereit, alle ihm von den Alliierten geschuldeten Anleihe» und die ihm von Deutschland geschuldeten Reparationen zu annullieren, wenn eine solche Politik den Teil einer be friedigenden internationalen Regelung bilden würde. Die neuerdings eingetretenen Ereignisse indessen machten die Verwirklichung einer solchen Politik schwierig. Die amerikanische Regierung habe England aufgefordert, die seit 1919 rückständigen Zinsen feiner Schulden an Amerika zu bezahlen, die Schulden zu fundieren und binnen 25 Jahre» zurückzuzahlen. Die englische Regierung erkenne die Be rechtigung dieser mit großer Heftigkeit gestellten Forderungen an und sei bereit, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Aber sie könne dies nicht tun, ohne ein Verfahren, daß sie unter anderen Umständen zu befolgen beabsichtigt hätte, von grundauf abzuändern. Sie könne die amerikanische Anl^cke an England nicht als einen isolierten Teil behandeln. Die Anleihe bilde nur einen Teil des zusammengehörigen Systems von finanziellen Transaktionen. Wenn die un- zweifelhaste Verpflichtung Englands als Schuldner durch gesetzt werden solle, könnten seine unzweifelhasten Reckte als Gläubiger nicht völlig beiseite gelassen werden. Die britische Regierung unternehme diese Aendernng in ihrer Politik nur ungern, denn die Alliierten seien Teilnehmer an dem größten internationalen Kampf für die Sache der Freiheit gewesen. Ihre Anleihen wurden ausgenommen für die gemeinsame Sache. Zn den zahlreichen WirtscbastSübeln, unter denen die Welt leide, gehöre die internationale Verschuldung und deren verhängnisvolle Rückwirkung auf die Kredite nnd Wechselkurse, auf die internationale Produktion und den internationalen Handel. Die Völker aller Länder sehnten sich nach scklenniaer Rückkehr zur normalen Lage. Aber wie könne eine solche Lage erreicht werde», solange derartige an normale Zustände herrschten? Wie könnten diese Zustände beseitigt werden durch solche Heilmittel, mit deren Anwen dung man im Augenblick rechnen könne? Die bisher von England befolgte Politik sei nnr erträglich, solange sie all gemein befolgt werde. ES fei nicht gerecht, datz ein Teil haber an einer gemeinsamen Unternehmung alles erhalten solle, was er ausgeliehen habe, ein anderer Teilhaber aber nichts erhalte und gleichzeitig noch alle seine Schulden be zahlen soll. Ein solches Verfahren wäre ungerecht. Wenn die auf dem britischen Steuerzahler liegende Last noch ver mehrt würde, würde er sicher fragen, warum die anderen keinen Anteil daran haben sollten. Die Note fährt fort, während aber die britische Re gierung zu ihrem Bedauern gezwungen ist, die französische (italienische usw.) Regierung zu ersuchen, Vorkehrungen zu treffen, um nach ihrem besten Vermögen bezüglich ihrer Schulden an Großbritannien zu bandeln, wünscke sie zu er klären, dab der Betrag der Zinsen und Amortisation, um den sie ersucht, nickt so sehr von dem abhängt, was Frank reich und die anderen Alliierten Großbritannien schuldest, al« vielmehr von dem, was Großbritannien an Amerika zu zahlen hat. Wie bereits bemerkt, geht die von der britischen Regierung begünstigte Politik dahin, auf den britischen An teil an de» deutschen Reparationen zu verzickten und durch die gleiche Transaktion die Gesamtheit der internationalen Schulden abzuschreiben. Wenn sich das indessen als unmög lich erweisen sollte, müssen wir erklären, daß wir keinesfalls wünschen, ans irgendeiner weniger befriedigenden Neben einkunft Vorteile zu ziehen. Unter keinen Umständen be» absichtigen wir, mehr von unseren Schuldnern zu verlangen als notwendig ist, um unsere Gläubiger zu bezahlen. Mehr verlangen wir nickt, aber jedermann wird zugeben, daß wir uns mit weniger schwerlich begnügen können, denn es soll nicht vergesse» werden, obgleich eS zeitweilig geschieht, daß wir unsere Äepflichtungen um anderer und nicht um unserer selbst willen einaegangen sind. Die britischen Kriegsaus gaben und die Halste der Anleihen an die Alliierten wurde nicht durch auswärtige Anleihen, sondern durch innere Anleihen und Steuern aufgebracht. Da die anderen Staaten ein gleiche« Verfahren leider nicht einschlagen konnten, mußte Großbritannien bei den Vereinigten Staaten Bürgschaft für sie leisten. Der Schlußtril der Note lautet wie folgt: Weiter oben wurde dargelegt, daß das Problem der internationale« Schulden nicht nur die Alliierten untereinander angebt, auch di« vormal« feindlichen Länder sind darin verwickelt. Der größte internationale Schuldner ist Deutschland. Nun schlägt dir britische Regierung nicht vor, daß aus Gründen der Gerechtigkeit oder Zweckmäßigkeit Deutschland seiner Verbindlichkeiten gegenüber den anderen Alliierten enthoben werden soll. Großbritannien begnügt sich damit, nochmals zu erklären, dab es von den wirtschaftlichen Schäden, die der Welt durch den gegenwärtigen Stand der Dinge zugefügt werden, so tief überzeugt ist, daß England (unter Vorbehalt der gerechten Ansprüche anderer Teile de« Reiche»! bereit fein würde, jedes Anreckt ans deutsche Reparationen «ad alle Forderungen auf Rückzahlungen dnrch die AM-
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