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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192211174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19221117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19221117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-17
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1922
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Minium war da» «etuvflaff« wi, Gmch »in Bow- L SaxhMyAM kvtztiew» RtSrUPiP«5r»chil>. t^ü» rtzkdi«» «v» ta» wäLmuü.1 des ganzen NachmitagS in angestrengtester Arbeit, Notizen über Notizen aus Sen dickleibigen Bänden zusammenstellend und lange Bogenseiten mit komplizierten Berechnungen und vierstelligen Zahlen «»füllend. Je tiefer sie sich in das gewaltige Material versenkte, um so mehr wuchs ihre Bewunderung für die geniale Tat kraft -es Baters, dessen überlegene Fähigkeiten die glän zende kaufmännische Bilanz der Firma im hellsten Lichte zeigte. Auf Jahre hinaus war die Fabrik mit Riesenaufträgen überhäuft, die Abschlüsse mit -en Lieferanten der Roh materialien bezifferten sich auf Millionen Mark. Wenn aus der entsetzlichen Katastrophe nichts anderes zu bergen war, so sollten wenigstens diese Papiere als be. redteS Zeugnis erhalten bleiben für die stolze Höhe, zu -er die Leuner Werke unter der Aera HauSmann emporge» wachsen waren. Auch sagte ihr eine unbestimmte Empfindung, daß daL, wa» an geistiger Kraft und Arbeit des BaterS in jenen Blättern «irdergelegt war, nicht ganz verloren gehe« konnte, daß die Sicherung der Geschäftsbücher vielleicht einen GlüSSzufall bedeutete, Lessen Folgen im Augenblick noch garntcht abzusehen waren. In ihrem kaufmännisch geschulten Geiste erkannte st« klar, -atz der Besitz der authentischen Nachweise über di« Geschäftstätigkeit -er Fabrik in den schwere» Stürmen der nächsten Zeit einen unschätzbar sicheren Grund abgab, aus dem die Rechte und Pflichten der Firma bis auf den Pfennig feftzulege« waren und üaS große Kontingent -er Schuldner zur restlosen Einhaltung ihrer Verpflichtungen Heraw gezogen werden konnte. Rur auf diese Weise dünkte e» sie möglich, die Rück wirkung der Fabrikunglück» auf das Berliner Bankgeschäft soweit abzuschwäche», daß a»S dem voraussichtlich unab wendbaren Liquidationsverfahren für die Familie wenigftenS die «otwendigften Existenzmittel gerettet werde« konnten. - r - ' .1 t ! ' / g, ' - Es regnete noch immer aus niedrig ziehende» Wol ken, als Lotte in später Wendstunde wieder zum Bahn hof hinauswanderte. . - Mit den Mittagszügen waren aus der ganzen Um gegend ungeheure Scharen von Schaulustigen nach Lenne gekommen, die allenthalben die Wirtshäuser überflute ten und vor den Türen der ScknapSkneipen und Kram läden bis auf den Straßendamm htnau- in erregten rmilt ls Akilur elstMuMnIM." In der gestrigen Sitzung der Berliner Etadtverord- «etenpersswwknns kam «S bei der Beratung eine« deutsch. »att»»«I«n Anträge», demzufolge der Magistrat ersucht «erde» soll, für die Sicherheit der B-rsammlnngSsreiheit Zorge »u tragen, zu einem ungeheure« Skandal, der einen Augenblick sogar in Tätlichkeit»» ausartete. Der Stadt verordnete Snbe, der den durch den Zusammenstoß beim Zirkus Busch veranlaßte» Antrag begründete, wnrde von kommunistischen und sozialdemokratischen Abgeordneten so hart bedrängt, daß seine deutschnationalen Barteigenoffen zur Abwehr schritten. Die Sitzung mußte auf eine Viertel, stunde vertagt werden. Nack Wiederaufnahme der Sitzung konnte Anke seine Red», wenn auch unter großer Unruh« de» Sauses, zu Ende führen. Der Berliner Magistrat beschloß, angesicht« der Teue- runa erneut 68 Millionen Mark zu den zur Zahlung der lausenden Armenunterftützunaen bereit» vorhandenen Etat«. Mitteln zu bewilligen, nm aus diesem Betrage laufend den au» Armenmitteln unterstützten Versonen zu den bereit» gezahlten Unterstützungen Zulagen bis zu 400 Mark monatlich zu gewähren. Der Reichsrat beschäftigt« fick gestern mit einer Novelle zum Land«-, stenergesetz vom IS. Marz 1920, die unter dem Titel -FinanzausaleickSgrsetz" verabschiedet werden lall. Der Aus schuß des Reichsrates schlug dazu eine Resolution vor, in der e» heißt: Wenn der ReickSrat dem Gesetzentwurf sein« Zustimmung erteilt, io geschieht eS in der Voraussetzung, daß auch di« jetzige Regelung nur al» vorläufig anznkeben ist, und unter dem Vorbehalt der Geltendmachung seiner ««ter gehenden Forderungen für de» endgültige» Finanz- auSgleich. Der Gesetzentwurf wurde im allgemeinen nach den Beschlüssen des Ausschusses angenommen. Ferner ge nehmigte der ReichSrat den Gesetzentwurf über das dentsch. polnische Abkommen, betreffend die Teilung de» ober schlesischen KnappschastSvereinS. Angenommen wurde ferner die Erhöhung der GrwerbSlosenuuterftützung, die am Royember in Kraft treten soll. - Deutscher Reichstag. wtb. Berlin, 16. Nou«„ivee. In der am Donnerstag fortgesetzten Beratung der Interpellation über die Not der Wissenschaft bezeichnet« Abg. Dr. Moses (Soz.) es als eine Ehrenpflicht der deutschen Großindustrie, der Not der deutschen Forschungs institute abzuhelfen. Bei aller dankbaren Genugtuung über die Millionenspende des javanischen Stinnes Hoshi müsse man ein gewisses Gefühl der Beschämung darüber empfinden, daß die deutschen Großindustriellen noch nicht rm solche Hilfsaktion gedacht haben. Lassen wir unsre Wissenschaft zugrunde geben, dann verelendet unser ganzes Volk. Die Antwort der Negierung hat uns nicht befriedigt. Streichen Sie die Milliarden für die unproduktive Reichs wehr und unterstützen Sie daniit die notleidende deutsche Wissenschaft. Abg. Dr. Strathman» (Dnat.): Die großen Erfolge der deutschen Wissenschaft, speziell der Chemie und Medizin, bi« vom Ausland nie erreicht seien, wären nur möglich gewesen durch die methodische Forschungsarbeit in den wissenschaftlichen Laboratorien, aber auf allen Gebieten dieser Forschungsarbeit, namentlich auch durch den Fortfall gediegen« wissenschaftlicher Zeitschriften, droh« jHt Still- stand und Rückgang wegen des Geldmangels. Die Not gemeinschaft der deutschen Wissenschaft brauche mindestens 150 Millionen, um weiter arbeiten zu können, und die nächsten Etatsausgaben müßten mindestens auf eine halbe Milliarde erhöbt werden. Abg. Dr. Moldenhauer (D.Dp.) erwidert dem Abg. Mose», daß Deutschlands Industrie für die Unterstützung der notleidende» Wissenschaft weit mehr getan habe, als in d« Oeffentlichkeit bekannt geworden sei. Ohne eine um- fassende Hilfeleistung aus Reichsmitteln werde freilich der Niedergang der wissenschaftlichen Forschung in Deutschland nicht aufzuhalten sein. Aba. Lr. Sckiickins (Dem.) sieht in deutscher Kunst und Wissenschaft das vornehmste Mittel, Deutschland nach dem Sturz von der Höhe seiner Macht wieder Geltung und Achtung in der Welt zu verschaffen. Er geht dann auf die Not der studentischen Jugend ein, die eine der tragischsten Erscheimlngen unserer traurigen Zeit sei. Den vielen reichen Leuten in Deutschland muffe klar gemacht werden, daß der Reichtum ihnen die Pflicht auferlege, mehr für die Wissenschaft zu tun. Der Staat müsse im übrigen für di« Zaunpfähle und meterlange GlaSsplitt«, Möbelstücke und Eisenteile zerschmetterter Maschinen. Eine weit auseinandergezogene Postenkette von Pionieren sperrte bas Fabrikgebäude ab, zu dem auf allen Zufahrtsstraßen -ie Neugierigen noch immer In dichten Scharen herandrängten. — Mit starren Augen sah Lotte auf da» grauenvolle Bild der Verwüstung. Sie hatte sich auf einen Baumstamm niedergelassen, der halb entwurzelt am Straßenrande lag, und saß hier lange Zeit regungslos in einem Zustande dumpfer Betäubung. Ein fernes Summen und Stampfen von Maschinen hing in der Luft, der Regen rieselte leise. Zuweilen schwankte die dtcke, weißfarbene Oualmwolke, die wie ein schlafendes, sattes Raubtier über den zerstörte« Mauerresten lagerte, in einer einzigen homogenen Masse hin und her, dann wieder wühlte der Wind tiefe Spalten in die einfürmiggrane Wand und trieb wunderlich geformte Naucharabesken bis zu dem einsamen jungen Mädchen hin über. , Gegen Mittag endlich kehrte Lotte wieder nach der Stadt zurück und suchte sich in einem kleinen Hotel am Markt ein Unterkommen. Sowohl bet ihrem Besuch der Fabrik wie später auf dem Bürgermeisteramt hatte sie die Ueberzeugung gewonnen, Laß ein weiteres Verweilen in der Unglücksstadt einzig eine Vergeudung ihrer Zeit bedeutete. Noch im Lauf des Vormittags war das gesamte Fabrik areal auf Anordnung der Sicherheitspolizei von den Pionieren bis zu einer Höhe von mehreren Fuß unter Wasser gesetzt und damit alles, das bisher von den verberS- lichen Explosion»- und Feuerwirkungen verschont geblieben war, nunmehr der endgültigen Vernichtung durch da» feuchte Element aickgeliefert worden. Auf dem Rathause hatte Lotte zunächst eine volle Stunde antichambrieren müssen, ehe sie vorgelassen wurde, und war dann von einem nervösen Stadtrat, de» man au» einer außerordentlichen Magistratssitzung herauSgerufen, mit ein paar kurze» Worten höflichen Bedauerns abgefertigt worden. Die Städtischen Kollegien seien augenblicklich mit den dringendsten Arbeiten überhäuft, die Hilf»- und Rettungs aktion nahm alle nur irgend verfügbaren Kräfte in An spruch: man habe für ungezählte Scharen von Obdachlosen Unterkunft und Unterhalt zu schaffen und Hunderte von Benounteten und Kranken auf fliegende Baracken und Prtoat-Luser »u verteilen, daS einzige, wa» er der Dame «ir Verfügung stellen könne, seien die Geschäftsbücher der Fabrik, die ww durch «in Wunder der allgemeine» Vev- Richtung entgangen feien. ' »lkmten sofort an» -em Rad» Mffv KVEseUEGNENEUUNtiEN, INA von vonrisw vrnnv TreveNotN begangen würden, nicht eingkfchiitten werde, »ährend mit nm so grfffferer Härt» vergeben von Angehörig«, anderer politische« Bart»««» geahndet würden. Di» Aushebung der volksaerichte dürfe keinen Ta, mehr verschoben werd«,. Di« Sozialdemokratie würde gegen «in» solche Juki» im ganz«, Land« Sturm laufen. D仫na,L «ne Hilfsaktion lwannst«, nntletdeuder Kinder in Deutschland. Da« dänische Tesamtkomitee siir Silselelstung in den vom Kriege beimaesuckken Länder« veröffentlicht in der Kopenhagen,r Vreff« -inen Ausruf an da« dänische Volk zur Spendung von Beiträgen sür «in« Hilißaktio« zugunsten notleidender Kinder in den deutsch«» Großstädte» und In Sachse» und Thüringen. In dem Ausruf heißt «Sn.a.: .Der Winter steht vor der Tür. Die Not in der Welt und besonder» in Deutschland ist unbeschreiblich. Urberall droht Arbeitslosigkeit. Der katastrophale Fall der Mark ruft eine bisher unbekannt« Preissteigerung hervor. Arbeiter, veanfle und Bedienstet« sehen mit Granen den Leid«, ,»t. atgen, dl» die Folge von Hunger vnd Not sein «erden. Wie immer werden die am wenigften Widerstandsfähigen, die Kinder, zuerst davon betroffen. Da» Komitee bat sein« Tätigkeit bereit» ausgenommen und speist täglich 1000 Kinder in Berll». Aker anck Breslau. Hamburg und Städte in Sachs«« und Thürinaen warten mit banger Spannung ans «in« Ausdehnung dieser HilsSarbeit aus sie. versetzt unS in die Laa«. d«n Namen Dänemark« den Ländern an die Seit« zu stellen, die in Erinnerung an ihr, Pflicht sofort di« Not zu lindern suchten." Der Minister der Innern beantragt« beim Finanzausschuß des FolkethingS die Bewilligung von 38000 Kronen Staatszuschuß für die Hilfstätigkeit de» Komitees. Ein dieser Taae ernannte« Komitee zur Sammlung von Beiträgen sür den notleidenden deutschen Mittelstand bat ebenfalls einen Aufruf mit einer ein dringlichen Mahnung zur Hilfe erlassen. — Der Berliner -Vorwärts" meldet an« Kovenhagen: Die dänisch« Regierung bat dem Komitee zur Silke kür die deutschen Kinder 80 Millionen Mark bewilligt. Manner und Frauen aller Parteien Dänemarks werden aufgefordert, freiwillig« Beiträge zu leisten. In den dänischen Gewerkschaften und Genossenschaften werden Sammlungen für die deutschen Kinder veranstaltet. Frankreich. Kongrest der sozialistisch-radikalen Partei. Donners tag vormittag wurde in Marseille der Kongreß der sozia- listifch - radikalen Partei eröffnet. Ihm ging ein lokaler Kongreß des sozialiftisch-radikalen DerbandeS für Südost. frankreich voraus. Wie Havas mitteilt, wird auf dem Kongreß eine Resolution kur die Amnestierung von Caillaux und Malvy eingebracht werden, die von dem lokalen Kon» greß bereits angenommen worden ist. Für die Arbeiten des Kongresses sind drei Tage vorgesehen. Rußland. Anläßlich der Rede Lenin- auf dem vierten Kongreß der kommunistischen Internationale schreibt „Prawda", das Beispiel Rußlands beweise, daß es nicht möglich sei, die verschiedenen sozialen Formen zu überspringen. Wer das nicht beachte, riskier«, die Sache der proletarischen Revo lution zu Grunde zu richten. Da« sag« da» russische Prole tariat seinen westeuropäischen Proletarierbrüdern durch den Mund Lenins. Die Vereinigung der Republik deS Ferne« Ostens mit Sowjetrustland. Nach einer Meldung der Russische» Lelegraphen-Agentur au» Tschita hat die Gesetzgebend« Körperschaft d«r Republik des Fernen Ostens nach ein- gebender Besprechung der Lage einstimmig den Beschluß gefaßt, sich aufzulösen und die Bereinigung mit Sowjet rußland zu vollziehen. ES wurde ein aus sieben Mit gliedern bestehender revolutionärer Ausschuß errichtet und fünfzehn Delegierte zun, Allrussischen Rätekongreß gewählt. Die Bevölkerung begrüße diese letzte Aktion der Gesetz, gebenden Körperschaft mit Begeisterung. Amerika. Milderung deS AlkobolverboteS? Au» Newyork wird gemeldet: Nach einer Mitteilung des Präsidenten Harding ist eine Milderung deS AlkoholverboteS zu erwarten. Die Gründung einer dritte« Partei. Nach einer Meldung der -Chicago Tribüne" aus Washington wird im Anschluß an die Wahlen die Organisation einer unpartei ischen Gruppe geplant, die zu den Präsidentenwahlen von 1924 in eine „dritte Partei" von führender Bedeutung umgewandelt werden soll. Zum Beitritt sind nach dem Blatte unter anderen aufgefordert: die Senatoren Borah, Johnson, La Follette und Morris, ferner der frühere Staatssekretär Bryan. Eine Konferenz der Gruppe soll in einem Monat stattfinden. Auf ihrem Programm steht u. a, die rechtliche Anerkennung Sowjetrußlands. Notgemeinschaft der Wissenschaft mindestens 800 Millionen auSwrrseu. Aba. Dr. Beyerl, (Bayer.vv.) schließt sich der Zentrum». Interpellation durchaus an. Bayern sei In der Unterstütz««» der Privatdozrnten führend vorangegangen. Er empfiehlt da« Ost^kurova-Jnstitut in Breslau und da» Römisch. Germanisch« Musenm in Main» der besonderen Fürsorge de» Reiche«. Abg. Hepdeman« (Komm.) greift die Universitäten an, di« jetzt „nr al» Drillanstalten kür di« Funktionär« de« Kapital» gelten könnten und kält den Professoren vor, daß sie vor dem hoffnungslosen Twttel Wilhelm U. gekatz- buckelt hätten. Obwohl die Student«« di« größten Schandtaten gegen Republik und Arbeiterklasse begangen hätten, «erde kein« Partei doch dafür eintreten, »en Studenten da» Existenzminimum zu sichern. Aba. Weamann (Unabb.) fordert, daß die Wissenschaft nicht allein den besitzenden Klaffen offenstehen dürfe. Ein wirklicher geistiger Ausstieg in, Gesamttntereffe dr» Volke» sei nnr möglich, wenn e« auch de» befähigten Köpfen au» den Kreisen der Arbeiterschaft ermöglicht werde, dl« Uni- versitäten zu besuchen. Abg. Dr. »feister lZ.) ttellt in keinem Schlußwort fest, daß bei allen Parteien volle« Verständnis kür die Not der Wissenschaft bestehe. Di« hier anfgerollten Bilder von Not und Elend seien erschütternd. Aber wa» bedeuteten dem» gegenüber die 20 Millionen für die Notgemeinschaft, von denen der Staatssekretär sprach? Auf das Mäcenotentum sei nicht zn rechnen. Das liege nicht dem Typus unserer Zeit. Mit Almosen sei der Wissenschaft nicht zu helfen. Damit schließt die Besprechung. Freitag nachmittag« 2 Uhr zweite Beratung des Anträge« Herat über die Ab« ändrrung der Umsatzsteuer und Fortsetzung der Geschäft». ordnungSdebatte. Schluß 7 Uhr. Tagesgeschichte, Deutsches Reick S4V0« Polen in Nordfrankreich. Aus Gelsenkirchen wird un» geschrieben: In dem lHte» Jahre sind etwa 24000 polnische Arbeiter, meist Bergleute, nach Nord- frankreich ausgewandert. Vielfach unter Zurücklassung ihrer Familien, die hier noch wohnen bleiben und den Arbeitern, die an die Stelle der Nnswandernden treten, die Unterkunft kortnebmen. Ans den Briefen der Polen, die ihr Glück in Nordfrankreich versuchten, geht hervor, daß sie keineswegs das gesunde» haben, was sie suchten. ArVeiterschutz, soziale Wohltaten gibt es nicht-, das Wohnen in Baracken ist auch nickt angenehm. Und was die Behandlung anbelangt, so ist sie gewiß nickt so, wie sie franzoscnfreundlick« Polen er- warteten. Kurz: viele Polen haben ein Haar in der Suppe gefunden »nd wünschen sich nach Westfalen zurück. Ihrer Rückkehr wird, soweit es sich nicht um Chauvinisten handelt, keine Schwierigkeit in den Weg gelegt. Da unter den Polen viele Heuer sind, an denen es im Ruhrgebiet manaelt, so wnrde man es nickt ungern sehen, wenn diese zurückkehrten. Die «ationalsozialistiscbe Bewegung in Bayer«. Minister des Innern Dr. Schweyer kam im bayerischen Landtag auf die nationalsozialistische Bewegung in Bayern zu fvrechen, die sehr stark zugenommen habe und die auf- merksamste Beachtung der Regierung verdien«. Die Nationalsozialisten nähmen scharf gegen den Marxismus Stellung. Da« sei ihr gutes Recht, wie e» auch da» Recht der marxistischen Parteien sei, den Gegner zu bekämpfen. Di« Aufgabe der Regierung bestehe nicht darin, sich in den Kampf der Parteien einzumischen, vielmehr habe sie nnr di« Aufrechterhaltung dec Ruhe und Ordnung zu sichern, eine Bewegung in den gesetzlichen Schranken zu halten und bei Aufreizungen einzugreisen. (Große Unruhe links.) Der Minister schloß, er werde nicht geduldet werden, daß irgend eine Gruppe willkürlich und mit Gewalt voraehe. Das gelte ebenso für die Kommunisten wie alle übrigen Sozialisten. (Unruhe links.) Demnächst werde eine Verordnung erscheinen, di« in diese Verhältnisse eingreife. DaS angebliche Interview mit VroSdorff-Rau-a«. Zu der Veröffentlichung über da« angeblich« Interview mit dem deutschen Botschafter Grafen Brockdorff-Rantzau teilt die Russische Telegraphen-Agentur mit: Wir haben uns nachträglich davon überzeugt, daß diese Veröffentlichung sich weder der Form noch dein Inhalt nach mit den wenigen Worten deckt, die der deutsche Botschafter mit den Journa- listen gewechselt hat. Die in Frage kommenden Journalisten sind entlassen worden. Die bayerischen Sozialdemokraten -egen die Volks- gerichle. Bei der Beratung der Interpellation der sozial demokratischen Partei gegen das Urteil des VolkSgerichteS im Landesverratsprozeß Fechenbach im bayerischen Landtag suchte der sozialdemokratische Abg. Sänger an Hand von zahlreichen Beispielen nachzuweisen, daß die bayerische Justiz . Die Siegerin. ' Roman von HanS Schulze-Sora«. 10. Fortsetzung. ... . Fn trübem Sinnen schaute sie durch die beschlagenen Scherben rn das Gewirr der schmutzigen Gassen hinaus, die »ie Rauchwirbel der Schornsteine rn schwärzlichen Schwa den durchzogen. Man wußte gar nicht, ob man sich in emer Stadt oder auf dem Lande befand, in einem Torf oder rn riner Einöde von Schlamin und Schlacke. Unmittelbar hinter dem festen Häuserkern dec Haupt straßen begannen schon wieder die unwirtlichen Vierecke braungelber Fabrirmauern; dazwischen, wie in dre Erde gedrückt, niedrige baufällige Hütten, mit ausgebrannten Sohlen gedeckt. , Unwillkürlich schauerte Lotte zusammen. In der verzweifelten Niedergeschlagenheit des Augen blick» nahm sie nichts in sich auf von der großartigen Symphonie Lieser Arbeit, dieser'Einheit der Kraft, Sie aus Hunderten von Schloten wirbelt und flammt. Heute sah sie nur bas Zerrbild eines verwüsteten Landes, rine regellose Trümmerstätte, ein Chaos ohne Sinn und Ziel, von Menschen bewohnt, die nur Len einen Lebenszweck ,« haben schienen, keine Menschen zu sein. Und vor ihrem geistigen Auge hob sich ein anderes Bild, da- sie einst aus einer Kunstausstellung in Berlin gesehen, und dessen erschütternde Tvagik ihr tief ins Her» gegriffen hatte. In einem Schuppe» lagen die Opfer einer Grubenkata- ffrophe ans Holzgestellen reihenweise nebeneinander; LaS Zwielicht riner einsamen Blendlaterne vorn beleuchtete die schaurige Gruppe, und in einem «»sicheren Halbdunkel hocken ein paar hohlwangige alte Weibletn und schneiden mit ziUernden Händen die Leichentücher für die entsetzlich rerstummrlten Körper zurecht. Da hielt die Droschke plötzlich mit scharfem Ruck; der Rutscher sprang vom Vock und öfstiete den Wagenschlag. „Die Dame wnß auSstrigenl Bi« hierher ist alle» ab- gest-errt!" In banger Neugier hielt goti« Umschau. Vi, »and am AuSgaug einer kleine» Straße, die durch ek, quer über den Damm gespannte» Seil sür den Wage« verkehr gesperrt war. Vor ihr sie einer keffelfvrmigrn Bodensenkung breitete sich da» Trümmerfeld der »erftürtk» Fabrik. Fass sämtliche Gebäude waren bi» aus die Grundmauern »egraflert und in «in wüste» Durchei mm der omr Holzbalken mW rtetuteAorvwru verwandelt .
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