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liessest ihr Mrken gewidmet haben. In voriger Woche vcrschsied nach langer Krankheit der Königlich sächsische Steuerinspektor und Leutnant a. D. Kommissionsrat Emil Müller im Alter vvn nahezu 78 Jahren. Ter Bersttor bene trat im Jahve 1860 beim Stcuer-Grenzdienst ein und war bann zehn Jahre in Riochsliß unb zuletzt 25 Jahr« beim Honptzollamt Meißen tätig. Gin noch bedeutend höheres Alter erreichte der Königlich preußische Militär arzt a. D. Dr. Gustav Adolf Richter. Er wurde 88 Jahre alt. Liorn m a tz sch. Eine Anzahl Mitglieder der Lieder tafel, die am 10. Juli ihr 40 jähriges Jubiläum feiert, beschlossen, eine Stiftung ins Leben zu rufen, die zur Ausstellung eines Tenkmals des am 6. April 1815 diort geborenen Komponisten Robert Bolkmann dienen soll. Dresden, 31. Januar. Der gestern mitgetcilte Naubanfall auf einen Kasscnbvten hat sich als fin giert herauSgefkellt. Der betreffende Bote mit Namen Tauschier wurde gestern vormittag scheinbar bewußtlos in der Hausflur des Bantgebäudes in der Ringstraße aufgefunden und in das Bureau getragen. Tie zer rissene entleerte Geldtasche lag dicht dabei. Tauscher sagte später aus, er sei vvn einem Unbekannten ange fallen und mit einem Schslag auf den Kopf betäubt wor den, auch sei ihm eine ätzende Flüssigkeit in die Augen gespritzt worden. Ter Unbekannte sollte etwa 40 Jahre alt und vvn großer Figur sein, sowie dunkle Kleidung tragen. Man rief sofort nach der Kriminalpolizei, die emsig Nachforschungen anstellte, unter anderem die zum Abgang bereitstehenden 'Eisenbahnzüge durchforschte. Tie Erörterungen führten jedoch zu keinem Ergebnis. Auf fallend war, daß der Arzt, der Dauschser untersuchte, weder in den Augen Spuren einer ätzenden Flüssigkeit noch am Kopf solche eines Schlages finden konnte. Schließlich wurde dem Verdachte, der Raub sei fingiert, Ausdruck gegeben und in der Kriminalabteilung ein stren ges Verhör vorgenommen. Tauschpr legte denn auch nach längerem Leugnen ein Geständnis ab, nach! dem er den Raub erfunden hatte, um sich des Geldes zu bc- mächstigen. 'Er hatte die 15500 Mark ein kassierte 500- und 100-Marö-Banlnvten als Trucksachse verpackt, mit 10 Pfg. Marke frankiert, auf der Hauptpost aufgegeben und p ost lagernd nach! einem anderen Postamt dirigiert. Hier wollte 'Tauscher später den Mub erheben. Tie Bank ist bereits wieder im Besitz des Geldes. Tauschser ist nahezu dreißig Jahre alt und verheiratet, seit zehn Jahren in Diensten des Bankvereins und' wird als zuverlässig und Pflicht treu bezeichnet. Was den Mann zu dem Treubruch ver leitet hat, konnte noch! nicht festgestellt werden. Er wurde vorläufig festgenommen. — TaS Vermächtnis!, das der Privatmann Hvlberg der Stadt Dresden hinterlassen hat, beträgt nichjt nur 77000, sondern 770 000 Mark. — Tie 2. Deputation der Ersten Kammer hat zu dem! kgl. Dekret Nr. 18, betreffend die Veräußerung vvn Hof- gärten in Dresden beschlossen, der Kammer zu em pfehlen, zu den vvn der Staatsvegierung geplanten Maßnahmen unter der Voraussetzung, daß das Staats gut nicht geschmälert werbe, Zustimmung zu erteilen und außerdem die Regierung zu ersuchscn, einen Teil des Herzogingartens für einen eventuellen Galerieneubau zu reservieren. Finanzminister Dr. v. Rüger fügt hinzu, daß für die nächste Zeit der Neubau einer Gemälde galerie nicht ins Auge gefaßt werden könne. §8 Dresden, 31. Januar. Der interessanteste Kriminalfall der Jetztzeit ist unstreitig die Kriminal affär« der „Gräfin* Sturdza in Dresden, die die Dresdner Staatsanwaltschaft bereits seit 4 Monaten, ohne daß irgend etwas in die Oeffentltchkeit gelangte, beschäftigt. SS war der angeblichen Gräfin durch ihr vornehme», ele gantes Auftreten und dadurch, daß sie sich stets in Gesell schaft der elegantesten und reichsten Kavaliere Dresdens bewegte, gelungen, sich mit einem gewissen Nimbus zu umgeben, den selbst jetzt die Kriminalpolizei noch nicht völlig zu zerstören vermag. Di« Verehrer der Ungarin halten immer noch daran fest, daß Maria Sturdza eine hochgeborene Gräfin und nur da» Opfer einer Jntrigue geworden ist. Und die Abenteuerin selbst bestreitet mit aller Entschiedenheit, einen falschen Namen geführt und sich den Titel einer Gräfin brigelegt zu haben. Ebenso stellt sie in Abrede, sich durch betrügerische Manipulationen Geld" erschwindelt und ihre Kavaliere über ihre finanziellen Verhältnisse im Unklaren gelassen zu haben. Ihr« augen blickliche Geldnot führt die verhaftete „Gräfin* auf große Spielverluste an der Spielbank in Monts Carlo zurück, woselbst sie innerhalb einer Woche ein Riesenoermögen verloren haben will. Zahlreiche Dresdner Geschäftsleute find ebenfalls durch die Eleganz der „Gräfin* arg düpiert worden. Juweliere und andere haben große Forderungen an die Abenteuerin, die für ihre Toilette Unsummen auf- gewendet hat. In einem Dresdner Korsettgeschäft wurden für die Gräfin Korsett» im Preis« von 150 M. angefertigt. Elegante Toiletten wurden für sie in Berlin und Pari» hergestellt und es kam stets ein Angestellter dieser Bekleidungs künstler nach Dresden zur Anprobe. Kostbare Pelzsachen lieferten Leipziger Pelzhändler anstandslos. Wenn die Verhaftete auch vor dem Dresdner Untersuchungsrichter immerfort behauptet, „Gräfin Maria Sturdza* zu sein, so läßt doch nach den bisherigen Ermittelungen alles dar auf schließen, daß sie tatsächlich mit „Irma Tihanyi" oder eigentlich mit der vor einigen Jahren in Oedenburg wegen Betrugs zu drei Jahren Kerkers verurteilten „Irma Freyler* identisch ist. Die Tihanyi hieß nämlich in Wirklichkeit Freyler und hat sich jenen Namen erst später brigelegt. Sie ist zu GünS in Ungarn geboren. Eine zeitlang trat fle al» Chansonettensängerin auf. Al» solche kam sie auch nach Bukarest und trat dort in Beziehungen zu Donater Sturdza. Wohl in Erinnerung an diese Saison dürfte sie dann auch den Namen Sturdza angenommen haben. Von Bukarest übersiedelte sie nach Wien, wo sie eine Pension in der Gingerstraße eröffnete, damit aber nicht reüssierte. Al» fi« kn Wien allen Bode« verloren hatte, wendete sie sich nach Budapest und von dort nach Oldenburg. Dort nun wurde sie wegen Betrügereien zu dreijähriger Haft verurteilt. Au» dem Kerker entlassen, tauchte sie al»bald in Gödüllö auf, wo fle sich einer Baronin von Tharanne anschloß. Sie nannte sich dort Gräfin Staray. Unter diesen Namen bezog st« von Juwelieren in Wien, Berlin, Leipzig und München Schmuck im wert« von 100000 M. Die Juweliere kamen bald dahinter, daß ihnen die Waren entlockt worden waren und wendeten sich an die Polizei. Durch diese Intervention erlangten fle dann den größten Teil de» Schmucke» wieder. In Göbvllk war nun ihre« Bleiben« nicht mehr und man weiß von ihr, daß sie sich von dort nach Mont« Carlo und dann nach Dresden be- geben hat. E» mag noch erwähnt werden, daß die Tihanyi alias Freyler alias Gräfin Sturdza ein Buch der bekannten Frauenrechtlerin Ellen Kay unter ihrem eigenen Namen hat erscheinen lassen. Die Hochstaplerin wird übrigen» auch von den Wiener Behörden steckbrieflich verfolgt und dürfte nach Erledigung de« Strafverfahren» in Dresden nach Wien auSgeltefert werden. 88 Freiberg, 30. Januar. Der Fabrikbesitzer Juliu» Zwarg in Freiberg, Inhaber einer elektrotochnischen Anstalt, war bestraft worden, weil er entgegen den Be- stimmungen der Gewerbeordnung junge Leut« al» Schreiber angestellt, aber ohne LehrlingSoertrag zu Lehrlingen aus gebildet hatte. Er hatte geltend gemacht, daß e» den Eltern besonders vorteilhaft sei, wenn ihre Söhne am Platze ein Unterkommen fänden. Jeder Anfänger müsse lernen, sei er Lehrling, Schreiber oder HauSbursch«. Er habe mit den Ellern keine Verträge abgeschlossen, sondern denselben anhetmgestellt, ihre Söhne wieder au» dem Dienste zu entfernen, wenn «» ihnen beliebe. Damit sei ein Lehrverhältnis nicht etngetreten. Da» Landgericht Freiberg bestätigte indessen das Strafmandat und auch die beim OberlandeSgericht zu Dresden eingelegte Revision blieb ohne Erfolg. Da« OberlandeSgericht nahm al» er wiesen an, daß di« in Frage kommenden jungen Leute al- kaufmännische Lehrlinge eingestellt worden seien. Ein LehrlingSoertrag gelte als abgeschlossen, auch wenn derselbe nicht in schriftlicher Form gemacht werde. Schriftlichkeit sei nicht zur Gültigkeit eines Lehrvertrages erforderlich. (Nachdr. verb.) Chemnitz. Der bisherige sozialdemokratische Stadt- verordnete Kaufmann Zeißig hatte Herrn Schuldirektor Schulz in Chemnttz-Altendorf in Aussicht gestellt, daß er, fall» ein wegen Lügens heruntergesetzter Knabe nicht an seinen alten Platz zurückgesetzt würde, diese Angelegenheit, sowie verschiedene» andere» Material über die Altendorfer Schule in der sozialdemokratischen „Volkrstimme" veröffent- lichen werde. Außerdem werde er auch beim Bürgermeister Beschwerde einlegen. Zeißig wurde deshalb wegen Nötigung zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. Seine dagegen ein gelegte Berufung wurde verworfen. Sehr kleinlaut gab der Verurteilte zu, eine große Dummheit begangen zu haben. — In der Werkzeugmaschinenfabrtk von Reinecke wurde der Besitzer der Fabrik, Kommerzienrat Reinecker, sowie ein Schmiedemeister von einer au» einem Schmiede ofen herausschlagenden Stichflamme erfaßt und erheblich verletzt. Zwickau. Am Mittwoch hat sich ein hiesiger an gesehener Bürger, Oberleutnant d. L., aus unbekannter Ursache durch Erschießen entleibt. Tannenbergsthal. Am Sonntag wachste der aus Ellefeld gebürtige Sticker Dhoß, ein noch junger Mensch aus Liebeskummer einen Selbstmordversuch, in dem er sich eine Kugel in die rechte Schläfe schloß, ohne sich indes zu töten. Ter Unglückliche, dem das Geschoß das eine Auge herausLiß, sowie den Stirnknvch^n zer trümmerte, befand "sich auf dem Nachhauseweg nach Elle feld. Unweit Tannenbergsthal beging er die unselige Tat, die ihn, wenn er mit dem Leben davonkomMt, dauernd entstellen wird. Aon anderer Seite wird hierzu gemel det, daß es sich! um einen „eigenartigen Unfall" han delt. Ter Sticker sei infolge Glatteises ausgeglitten und zu Boden gefallen, wobei sich sein in der Tasche stecken der Revolver entladen habe. Ehrenfriedersdorf. Ueber den enkietzlichsen Un glücksfall, der sich in der Mechanischen Zwirnerei von N. B. Maiovrn zutrug, wird ausführlich gemeldet: Es hatten sich der Maurer und Maler Emil Möckel mit dem als Aushilfsarbeiter angenommenen Steinmetzen Oskar Lißner wegen im Lürbinenraum vvrzunehmendcr An streicharbeiten in diesen hinybbegeben, als beim Wieder- aufstieg Lißner vvn der Turbine am Malerkittel er- faßt und ihm beide Füße zermalmt wurden. Als Möckel, der die Leiter vvraufgestiegen war, den Unfall bemerkte, begab er sich sofort in den Raum zurück, vermochte aber auch nicht helfend einzugreifcn, da inzwischen die mit genommene Lampe von dem mit der Türbine kreisenden Körper Lißners herabgefloßen und verlöscht war. Erst als das Werk zum Stehen gebracht worden war, konnte der Unglückliche aus seiner entsetzlichen Lage befreit wer den. Gegen Mittag wurde Lißner, der auch noch innerlich schwer verletzt gewesen sein dürfte, aber dennoch bis zur letzten Minute bet vollem Bewußtsein war, durch den Tod von seinen schrecklichen Schmerzen erlöst. Ter Verstorbene war 32 Jahre alt und seit zwei Jahren Wit we». Um den auf fo gräßliche Weise ums Leben Ge- b-nnmeuen trauern ein sieben- und ein zehnjähriges Kind. AuS dem Erzgebirge. Jü einem erzgebirgischen Torfe war der alte Kantor gestorben und durch einen neuen ersetzt worden. Ter alte Kantor hatte die Nerven seiner Gemeinde und die alte Orgel geschont, der neue dagegen war sehr eifrig und liebte lange Vorspiele. Wer am meisten dabei zu leiden hatte, war der alte Weiser fried, der Bälgetreter. Tie schönen Zeiten, wo er beim Bälgetreten sein Pfeischsen hatte rauchen können, waren vorbei-, kaum hatte er sich einmal gewendet, gleich schoß der Balken wieder hinauf, und das ging während de» ganzen OrgelspiclS so dort. Eine- Sonntags versagte die Orgel mitten während de» SchjlußverseS. Der Kvntvr macht dem Weiserfried Vorwürfe. Dieser fragt ganz erstaunt: „Wos hvbn Sie dän für ä Lied gespielt?" — „Laß mich dein sein vnd bleiben", sagt der Kantor. —« „Na, doS gelab ich, daß do« net gepatzt hist, ich,ho „Ach bleib mit deiner Gnade" getreten!" 88 Grumbach i. Erzged. Der Kantor Woldemar Krömer hatte einem seiner Schüler, dem 13 jährigen Sohne de« Gutsbesitzer» Siegel in Grumbach, eine Züchtigung angedethen lassen, weil dieser in der Religionsstunde einige ihm zum Auswendiglernen aufgegebene Bibelverse nicht wiederholen konnte. Der Vater des Knaben hatte gegen den Kantor Strafantrag gestellt und das Schöffengericht in Jöhstadt hatte den Kantor wegen fahrlässiger Körper. Verletzung zu einer Geldstrafe und Zahlung einer Geldbuße verurteilt. DaS Schöffengericht nahm für erwiesen an, daß der Knabe von seinem Lehrer zwei heftige Schläge auf di« linke Backe erhalten hatte. Zwei Schneidezähne seien locker geschlagen, einer ausgefallen und außerdem habe der Knabe eine 5 ow lange Wunde an der Backe davongetragen. Das Landgericht Chemnitz stellte als Be- rufungSinstanz jedoch fest, daß die Verletzung nicht 5 ow, sondern nur 5 wm betragen habe, daß auch nicht zwei linke Zähne lockergeschlagen sein könnten, weil die Schläge nicht auf der linken, sondern auf der rechten Backenseite erfolgt seien. DaS Ausfallen des einen Zahnes sei keine Folge der Züchtigung, sondern auf die schlechte Beschaffen heit der Zähne zurückzuMhren. Das Züchtigungsrecht habe der Kantor nicht überschritten. Auf Grund dieser Feststellungen erkannte das Landgericht auf kostenlose Frei- sprechung. Hiergegen hatte der Vater deS Knaben Revision beim Oberlandekgericht in Dresden eingelegt, die gestern verhandelt wurde. Vr machte geltend, daß 8 47 des Volksschulgesetzes unrichtig auügelegt sei. Hiernach sei eine körperliche Züchtigung nicht als Erziehungsmittel, sondern lediglich gegen grobe Verstöße feiten» der Kinder anzu zuwenden. DaS OberlandeSgericht hielt sich an die Fest stellungen der Vorinstanz und erkannte auf kostenpflichtige Verwerfung der Revision. (Nachdr. verb.) Plauen. Ter Auszügler David Hvrlbeck aus Pöhl wurde früh hinter dem Tvrfe im Helmsgrüner Grund tvt aufgesunden. Ter im 80. Lebensjahr stehende, noch! rüstige Mann hatte abends in der Schiente noch Skat gespielt. Er ist vom Wege abgekommen, auf eine Eis scholle gefallen, liegen geblieben und erfroren. Leipzig, 30. Januar. Am Mittwoch mittag kam ein etwa 15 Jahre alter Durschje in ein Prvduktengeschäst in der Lampestraße, in dem zu dieser Zeit die 10jährige Tochter des Geschäftsinhabers allein anwesend Ivar. Ter Bursche verlangte vvn dem Kinde ein Glas Wasser und veranlaßte dann das Mädchien, nach der Mutter, die sich in der Wohnung in der vierten Etage des gleichen Hanfes befand, zu rufen. Tiefes geschah und der freche Bursche plünderte nun die Kasse. Tabei wurde der Dieb von dem zurückkehrenden Kinde überraschst. Er ergriff das Mäd- chjen und schleuderte es zwischen die im Geschäft stehenden Körbe. <eider ist es dem frechen Menschen gelungen, zu entkommen. — Ms heute in der 11. Stunde der am 18. Julr 1890 geborene Klempnerlehrling Naumann an der Ecke Delitzscher- und Lothringer Straße um einen dort haltenden Petrvleumwagen herumfahren wollte, wurde tzas Rad seines Handwagens vvn einem Straßenbahn wagen erfaßt Ter junge Mann wurde durch! den Anprall beiseite geschleudert und schlug mit dem Kvpfe fo stark auf den Rand des Trvtttoirs aus, daß er eine tiefe Kops wund« davvntrug, an der er kurz darauf verstarb. Liebenwerda. Ein Beispiel mehr für die rührende 'Anhänglichkeit der Hunde ist folgende Begebenheit. Ein Dresdner Hundebesitzer hatte seinen dreijährigen Rattler in andere Hände nach Liebenwerda verkauft, wo das Mer am vergangenen Montage mittelst Eisenbahn ein traf. Tas Heimweh nach seinem alten Herrn faßte den Hund aber so stark, daß er bereits am Dienstag sein neues Tvmizil verließ, um nach der Heimat zurückzu laufen. Obwohl das Tier in der Gegend gänzlich unbe kannt war, legte es den beträchjtlichen Weg in sechs Stunden zurück And erschien in den späten Abendstunden, wvhl sehr erschöpft aber sichtlich zufrieden bei seinem alten Herrn auf der Wintergartenstraße in Dresden. Hoffentlich bleibt dem treuen Tiere nach diesem „Hunde wege" eine nochmalige Trennung erspart. Vermischte». Dimgad, das Pompeji vvn Afrika, das in den Bergen vvn Mgier an der Grenze der Sahara liegt, erfährt durch Ernst vvn Hcsse-Wartegg im 8. Heft der Zeitschrift „Ueber Land und Meer" (Stuttgart, Teutsche Verlags-Anstalt) eine von prächtigen Bildern begleitete Schilderung. Obschvn vvn Timgad, schreibt der Verfasser, heute noch drei Viertel unter der Erde begraben liegen, ist cs doch in mancher Hinsicht weit interessanter als Pompeji. Jeder mitteleuvopäischse Bürgermeister könnte sich an dem zweitausendjährigen Timgad ein Beispiel nehmen, wie man in modernen Städten Straßenpslaster, Bäder, Kloaken, Märkte anlegt, Straßen und Plätze ver schönert. Tie Ringmauern umfassen ein Quadrat von je einem hawen Kilometer Seitenlänge, und innerhalb des selben kreuzen sich je ein Dutzend Straßen in Sch-ach- brettfvrm, mit zwei breiten prächtigen Hauptstraßen in der Mitte. An ihren vier Enden erheben sich bei den Stvckmauern mächtige Torbogen, und am westlichen Tor steht eines der schönsten und bcsterhaltenen Tvrmonu- mente, ein Trajansbvgen zu Ehren des Gründers der Stadt. Nm Kreuzungspunkte der beiden Hauptstraßen erhebt sich! das riesige Forum, dessen Säulen und Sta- tuen freilich der Zerstörungswut der Vandalen zum Opfer gefallen sind, aber die mächtigen Quadern der Säle und