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72 Druck von Langer -c Winterlich in Ries,. Mr Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa vermischte-. Das Geld im Sprichwort. Bei vielem Geld nicht I an- der Art zu schlagen, das will viel sagen. — DaS Geld I zieht hinkend ein und geht tanzend fort. — Das Geld giebt I man aus, den Narren hält man zu Haus (der Narr bleibt I man). — Das Geld ist nicht aller Leute Freund. — Das I Geld macht stumm und Gerades krumm. — Es wird viel I Geld verloren, um Geld zu gewinnen. — Für Geld bekränzt I man den Esel. — Geld borgen macht die Zeit kurz. — Geld I giebt Ehre, sagte der Frosch, da er sich auf einen Heller setzte. I — Geld hilft Bielen in die Hölle, aber Keinem heraus. — i Geld ist nicht eitel, es geht auch in einen schlechten Beutel. I — Geld macht taub. — Geld regiert die WUt und der I daß eine «enderung absolut noth thut. Doch darüber später t Knüppel den Menschen. — Gestohlenes Geld schimmelt nicht, mehr. Ich hab« aber auch an den Laden gedacht und bin der I — Hast Du Geld, so bist Du lieb, Du seiest Schelm oder «»ficht, Mutter, daß Du Deine Sämereien und Knollen ruhig I Dieb. — Ohne Geld, ohne Freund. — WaS Geld Werth, »ach wie vor verkausst. DaS Geschäft kannst Du auch ohne I weiß man erst, wenn man kein- hat. — Verliehen Geld macht Garten weiterführen, außerdem könntest Du Dir zu dem I Feinde. — Well ich hab Geld genommen, kann die Wahrheit Eamenhandel noch ein paar Vorkostartikel zulegen. Du bist I nicht auS mir kommen. — Wem man Geld geliehen, Var dem in der Stadt als ehrlich und vertrauenswürdig bekannt, und I muß man den Hut abzirhen. — Wenn man - am Geld« röche, wer seine Zwiebeln von Dir holt, wird, wenn Du erst Bohnen I womit eS verdient ist, gar manchmal müßte man räucher». — u»d Mehl in Deinem Schaufenster ausstellst, auch diese Waaren I Wer des Geldes Werth nicht kennt, der gehe zum Nachbar, von Dir beziehen, und Du sollst sehen, Du wirst besser fahren I um einen Thaler zu borgen. — Wer Geld ausleiht ohne als vorher." I Pfand, hat einen Wurm in seinem Verstand. — Wer Geld »Nur gut, Will," meinte Frau Dewall ziemlich bitter, I einfordert, klopft stets zu früh an. — Wer Geld gewinnt »daß Du mich nicht auch noch aus dem Hause herauSbringen I und Freiheit verliert, verliert mehr als er gewinnt. — Wer willst. Dagegen hätte ich mich kräftig gewehrt, denn daß Du I Geld hat, kann sich seine Schwiegersöhne auswählen. — Wer eS weißt, hier will ich bleiben, bis unser Georg einst heim- I Geld in Händen hat, dem bleibt oft etwas kleben. — Wer kehren wird." I sein Geld verlieren will und weiß nicht wie, der fetz' es in »Aber, Mutter, unser Georg ist lange todt." I die Lotterie. — Wer von mir Geld leihen will, der ist mein »Wer weiß das? DaS kann Niemand wissen, Dein Bruder I Feind oder will eS werden. Wo Geld das Uriheil spricht, war rin starrsinniger Knabe, aber ich glaub« kaum, daß er so I da ist gewiß kein recht Gericht. — Wo Geld ist, da ist der weit gegangen wäre, wie heute Du, und die Nase verächtlich I Teufel, wo keins ist, neunundneunzig. — Wo man Geld gerümpft haben würde über alles waS Dein seliger Vater I zählt, da zählt man die Gebote nicht. — DaS Geld nicht an- t gethan und geschaffen. Nein, Will, daß Du so wenig Pietät I seh'», ist ost große Klugheit. — Erspieltes Geld hat Flügel. - gegen rin Grundstück besitzest, daS Dich so lange Jahre genährt I — Für Geld ist Alles feil, nur ein gut Gewissen nicht. — und gekleidet und Dich zu dem gemacht hat, was Du bist, das i Geld kommt nicht allein, Sorge stellt sich mit ihm ein. — hätte ich Dir nimmer zugetraut." I Geliehen Geld geht mit Lachen fort und kommt mit Weinen Will verantwortete sich mit keiner Silbe. Er fragte seine I zurück. — Ohne Geld leben, ist ohne Federn fliegen. — Un- Mutter nur, wie sie plötzlich aus den Gedanken käme, daß sein I recht Geld erbt nicht aufs dritte Glied. — Wer Geld borgt, Bruder Georg noch wiederkehren könnte. I um Bauholz zu kaufen, der baut, um aus dem Haus« zu »Seit sieben Jahren," meinte er, »hat doch Keiner mehr I lausen. - Wer will Geld und Gut verliere», fang an zu etwas von ihm gehört, und der Vater gab ihn längst als todt I prozessiren. — Wo Geld den Edelmann macht, da kann auch auf." I der Bauer Junker werden. »Ganz recht, und erwähnte ihn mit keinem Wort in i seinem Testament, der einzige Vorwurf, den ich Dewall noch I im Tod« zu machen habe. Er hätte seinen Erstgeborenen wohl I auch berückfichtigen, ihm verzeihen und etwas, wenn auch nur I seine silberne Uhr, zum Andocken vermachen können." »Aber, Mutter, noch einmal! Georg ist todt, zweifellos I todt! Was bringt Dich nurHaraüf, daS Gegenthlllzu glauben ?" I »Weiter nichts, aber ich habe drei Nächte hintereinander I von ihm geträumt Dein Bruder Georg war wohl ein Wild--1 sang, doch ein gar schmucker Mensch, der.gewiß, glaube ich, ! Zi^^^mttnrnBusmbDu!" nie zur See^gelaufev, wäre Lein Vater-nachsichtiger gegen ihn I gewesen. So aber ward dem Aermsten das Elternhaus ein I wahres Strashaus, aus dem er eines Tages floh, ohne je I wieder etwas von sich hören zu laffe». Allein obgleich seitdem i sieben Jahre ins Land gegangen sind, glaube ich doch nicht, I daß er todt ist. Denn so lebendig, wie ich von ihm die drei I Nächte lang träumte, kann man von einem Toten nicht tränmen. „ I (Fortsetzung folgt). I Im Frühling. »Ruu grünt'S und blüht » an alle» Ende«; . Die Welt tm Arm der Frühling hält Und ring» die Lerchrnkehlen serwe« Ein Lied de» Dank» zum Henn der Welt UM» ring» die Blumendüste geben Und ring» ist Frieden »lück und Ruh' — . O Frühling« lust. o KrühlingSlrben, > So sang ich einst, doch heute nimmer Erklingt mein Lied in solchem Ton ; - ES waltet KrühUngSsonnenschimmer Ja längst in meinem Busen schon. 5 Da» trübe Lied, da» Lied der Klagen, " Ich sang «S schon so lang nicht mehr, War in de» Winter» kalten Tagen Doch meine Brust nicht blumrnlerr! Zwei Augen sah ich Flammen sprühen, Zwei Augen, drau» die Liebe sprach! Zwei Sangen sah ich glüh'» und blühen, - Al» ring» der Frost die Blumen brach! Zu ihrem Dienst, dem srrlig süßen, Hat mich dir Liebe jetzt geweiht, Drum darf ich heut' Dich fröhlich grüßen. Du wundersel ge Frühlingszeit! Run mein' ich recht erst zu verstehen Der Vögel Lied im Waldgebiet, De» EotteSwort im WindrSwehen, DaS fächelnd durch die Fluren zieht. O Frühlingslust, o Frühlingssonne, Wohl warst Du stets dem Herzen werth, Doch Deine» Segen» ganze Wonne Hat Liebe mich versteht gelehrt! Emil Ritter hau». ErMer an der Gibt. Belletrist. Srattsbellage zm» »Riesaer Tageblatt". Nr. 18. Riesa, de« 1. Mai L8V7. G». Jahr«. Goldlacke. I Nach dem Englischen von Arthur Röhl. (Fortsetzung). „Gehe gleich in Deine Stube zurück, Will, und ziehe Dir Deine Kleider an," sagte seine Mutter. „Ich werde herunter gehen und dem armen Kind aufmachen. Der Säufer, ihr Vater, hat sie auf die Straße gejagt. Will, Du wirst heute Nacht mal vor dem Küchenherd schlafen und ihr Dein Zimmer einräumen." „Gut, Mutter." Frau Dewall zündete ein Licht an, kleidete sich zur Noth- durft an, ging in den Laden hinab und machte die Laden- thür auf. Sie hielt ihr Licht hoch und blickte aus die Straße hinaus. Auf der Treppe hockte daS Mädchen in ihrem langen, weißen Hemd. Der Kopf war ihr auf die Kniee gesunken, die sie, wie in Verzweiflung, mit den Armen umschlungen hielt. Ihr gelbes, aufgelöstes Haar floß über die Schustern bis aus den Stein hernieder. Sie war so unempfindlich in ihrem Gram, daß sie nicht hörte, wie die Thür hinter ihr auf. ging, und nicht daS- Licht sah, das auf sie niederschien. „Essie, bist Du'S?" fragte Frau Dewall. Bei der Frage hob das Mädchen langsam den Kops und sah sich um. Und nun erkannte Frau Dewall richtig ihr bloffrs, zartes Gesicht, ihre großen , blauen Augen und ihre feinen weißen, blaugeaderten Schläfen. »Aber, Essie, Kind, wie kommst Du hierher, -tznh^in dieser Verfassung?" Das Mädchen starrte sie schweigend an, als hätte sie ihre Stimme verloren. Ohne weitere Fragen ging Frau Dewall jetzt die Treppe hinunter, bückte sich, nahm daS Mädchen bei der Hand, zog sie hoch und in ihr Haus hinein. Drinnen schloß Frau Dewall hinter sich die Thür, schob den Findling in das Zimmer hinter dem Laden und warf der Aermsten ihren hellgrünen Wollen- shawl um die bloßen Schultern. »Du mußt ja frieren, Kind! Du mußt Dich ja zu Tode erkälten! Mein Gott — und nicht einmal Pantoffel an den. Füßen! Warte, ich werde Dir gleich ein paar warme Schuhe von unserm Will holen gehen." Nach und nach erholte sich Essie, und als Frau Dewall mit den warmen Schuhen wieder zurückkam, suchte sie dem armen Geschöpf nach Kräften mit freundlichen Worten Muth zuzusprechen. Es war nicht von ihr herauszubekommen, auf welche Weise sie aus die kalte Straße hinauSgerathen war. Einigermaßen ward den Dewalls jedoch die Sache theils auS den halben Antworten klar, die sie auS ihr herauSzogen, theils auS dem, was sie von den Schornsteinfegerleuten breits wußten. Essie war nämlich nicht des Schornsteinfegers eigene Tochter, sie war nur eine Stieftochter von ihm, ein Kind Frau Blockers aus einer ersten Ehe, das er, wie er sagte, mit angrheirathet hatte; Ihr eigentlicher Name war Kant, allein von den Leuten, in der Nachbarschaft wurde sie nach ihrem Stiefvater nur Essie Blocker genannt. Der Schornsteinfeger war, wenn er nüchtern war, kei» schlechter Mensch. Er war ehrlich und fleißig, aber er hatte den einen Fehler, er üebte ein Gläschen über den Durst. Sein Gewerbe machte ihm die Kehle trocken, erllärte er; er müßte sich den Ruß auS seinen Lungen herausspülen; als ob das Bier, das rr hintergoß, durch seine Athmungswerkzeuge hindurchging! Leicht möglich, daß er, wäre seine Frau eine umsichtigere Hausfrau gewesen, die ihm seine vier Pfähle wohnlich zu machen und ihm sein Esten und Trinken appetit lich vorzusrtzrn verstand, für daS WirthshauS weniger ge schwärmt haben würde; fraglich jedoch blieb dies immer, denn über den Kneipentisch ging Herrn Blocker einmal nichts. Er war ein Mann ohne jede Schulbildung, der keine Zeile lesen konnte, doch überall das große Wort zu führen, bramarba- siren und zu politisiren liebte. Und wenn er bezecht war, verlor er jede Selbstbeherrschung. Die geringste Heraus forderung brachte ihn auS dem Häuschen, und er wallte wie ein Tobsüchtiger auf. Auf seine Frau war er, weil sie ihm sein Haus verleidete, nie gut zu sprechen; wenn er betrunken war, kam dieser Groll, den er gegen sie hegte, stets zuerst zum AuSbruch und ließ ihn die Unglückliche mit unverdienter Rauheit behandeln. Frau Blocker war auch sonst eine ganz brave und fleißige Frau, die bestrebt war, ihrer Pflicht gerecht zu werden, nur war sie eine Frau ohne jedes System. Sie kannte, wie ge sagt, das Geheimniß nicht, bei der Sache zu bleiben. Sie wirthschaftete sich endlich müde, ohne jedoch damit ein be- friedigendes Resultat erreichen zu können. Die Kinder sahen immer schmutzig und zerlumpt auS, sie waren ungezogen und hörten nicht^auf ihr.Wort. DaS Esten Mr mochten auch die Zuthatrn gut sei», beständig entweder halb roh oder zer kocht, Gemüse und Bwd war bei ihr entweder ungesalzen oder ganz versalzen. Und waren die Kleider der Kinder ein mal wirmch-geflickt^ so wahr dies »icht mit paffendem Stoffe geschehen. > Schlimm genug war es, ließ Her Schornsteinfeger seinen Grimm an seiner Frau auS; wenn er bezecht war, ging er jedoch oftmals noch weiter und nahm sich die kleine Essie vor, die ihn nichts anging, wie ir meinte, und die er doch füttern, Neiden und beherbergen mußte. EssieS ältester Stiefbruder Jack »ahm sich den Vater zum Beispiel und glaubte, weil der Schornsteinfeger in seiner Betrunkenheit die Stiefschwester malträttrte, sie nach Herzens lust, wie und wann er wollte, gleichfalls mißhandeln zu dürfen. Der garstige Knabe, der von seinem Later nur olle schlechten Eigenschaften geerbt, fühlte heraus, daß Essi< ihm überlegen war, und radikal, wie der Bube in seinen Pump hosen war, suchte er sie auf das Niveau der Familie Herab zuziehen. Mit ihrem angeborenen Sinn für Ordnung und Rein lichkeit konnte Essie sich in die herrschende Unsauberkeit nie finden. Sie merkte, wo ihrer Mutter größter Fehler lag, und nahm sich ängstlich in acht, nicht seäst in ihn zu ver fallen. Sie war überhaupt eine kleine brave, fleißig« Person, die Abends, wenn sie zu Bette ging und ihr Nachtgebet ge sprochen, ihre Ruhe wohl brauchte, in der sie jedoch leider nur zu oft van dem lärmend aus dem WirthshauS heim-