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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192312189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-18
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1923
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vor der EMosiung der Ruhr-efan-ene«. Der Generalsuperintenbent der Rheinprovtnz D. Klinge- mann, der Präsident des Evangelischen Konsistoriums, Frhr. v. d. Goltz, und der Präsident der Rheinischen Provinzial- synode D. Wolff sind am 12. Dezember bei der Interalliierten Nheinlandkommission und am 14. Dezember bet dem Kom mandierenden General Tcgoutte wegen Freilassung der poli tische» Gefangenen, wegen Zurücknahme der Ausweisungen und «ege» Freigabe der beschlagnahmte» Psarr- und Ge, meiudehäuser vorstellig geworden. Der Empfang, der den Vertretern der Evangelischen Kirche der Rhcinprovinz zuteil wurde, läßt der Hoffnung Raum, daß die Erfüllung der vor getragenen Wünsche in wohlwollende Erwägung gezogen werben wird. tholische Geistliche nahmen an der Kundgebung teil. Den an der Scke der Kaiser-Wilhelm-Gtratze und Ludwig-Straße schußbereit ausgestellten Separatisten schleudert« die Menge Pfuirufe entgegen. Das separatistische Bezirksamt war von den Franzosen abgesperrt, ebenso ein Teil der Kaiser Wil helm- und der Bismarckstraß«. Die größeren Fabriken bat ten den Betrieb eingestellt. Die Läden waren geschlossen. Bi» zur Stunde (5 Uhr) ist es zu Ruhestörungen nicht ge kommen. Protest gegen das Treibe« der Separatisten. )l Ludwigshafen. In den Tageszeitungen erlassen »er Stadtrat, sämtliche politischen Parteien, alle Beamten, Angestellten- und Arbeitcrgcwerkschaiten und Arbeitgeberver bände und alle Berufs- und Wlrtschaftsverbände der Stadt Ludwigshafen einen Aufruf an die Bevölkerung, der gegen die Verhaftung und Ausweisung der beiden letzten Bürger meister und der Ludwigshafener Bczirksbeamtcn, die gestern erfolgte Verhaftung der Stadträte Fisrhcr und Gebert und gegen die willkürlich vorgenommenen Requirierungen und sonstigen Gewalttaten der Separatisten protestiert. Zum Protest gegen die Willkürherrschaft der Separa tisten bewegte sich gestern nachmittag gegen 4 Uhr ein gro ßer Demonftratiouszug dnrch die Hauptstraßen der Stadt. Ter Zug nahm seinen Anfang bei der Badischen Anilin- und Sodafabrik. Tie Menschenmenge war unübersehbar. Beson ders ivaren die Arbeiter im Zuge stark vertreten. Auch ka- W Nkktt« Mm WWkW in der Zubringling de» Riesaer Tageblattes zu Beginn des kommenden Monats wird nicht «intreteu, wen» heute noch beim Briefträger oder beim zuständige» Postanit die Bestellung für Januar (Bezugspreis nicht mehr 5 Gold mark wie im Dezember, sondern nur 4 Wold- mark) angebracht wird. — Man säume nicht! Tirgesgeschichte. Der kommunistische Erwerbslosenkon- ar eß. Das Polizeipräsidium teilt mit: Die Zahl der Teilnehmer an dem kommunistischen Erwerbslosenkongreß, der am Sonntag vormittag unter dem Decknamen eines Sportklubs in Berlin entgegen dein Verbot tagte, beträgt insgesamt 397. Darunter betäuben sich acht Frauen. Aus allen deutschen Ländern waren Delegierte erschienen, unter ihnen einzelne Angehörige von Landes- und Stadtparla- mcnten. Mehrere der Teilnehmer sind der politischen Po lizei aus früheren Vorgängen bereits bekannt, so zwei Angestellte der russischen Sowjet-Vertretung m Berlin, deren einer bei Veranstaltung des Kongresses eine füh rende Rolle gespielt hat. Die überwiegende Mehrzahl der Fcstgenommenen ist im Laufe des Montags nach eingehen der Vernehmung entlassen worden. Gegen die übrigen wird die Verhängung der Schutzhaft durch den Militärbesehls- haber in Frage kommen. Ter A n g e st ell t en str ei k in Görlitz be endet. Ter Streik der Angestellten des Handel-Z und der gemischtgewerblichen Industrie ist nach eintägiger Tauer beendet worden. Tie wesentlichsten Forderungen der An gestellten wurden erfüllt. Ter „Stahlhelm" zum Beamtcuabbau. Der „Stahlhelm", Bund de^ Frontsoldaten, hat folgenve Ent schließung gefaßt: Bei dem bevorstehenden Bcamtcnabbau bitten und fordern die ehemaligen Frontsoldaten von der Neichsregierung und den Landesregierungen, daß die ehemaligen Frontkämpfer, die für den Staat am meiste» geblutet haben, zuletzt entlassen werden. Tie Besprechungen zur Eis en b a hn fr a g e in her englischen Besatzungszone ver schoben. In der „Kölnischen Zeitung" sind die für Sonntag in Köln anbcraumten Verhandlungen über die Angelas Heirat. Roman von L. G. Moberly. SO. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Angelas Erstaunen wuchs. Sie streckte die Hand aus, um den schmierigen Briefumschlag auf den Tisch zu legen, La wurde ihre Aufmerksamkeit von ein paar Worten ge fesselt, die schwach, beinahe unleserlich auf die innere Seite der Klappe geschrieben waren. „Kohmen sie balt," stand da, „es gehd uhm leben oder Tot." — Diese Worte rüttelten die junge Frau sofort vollständig auß Ohne die übrige Korrespondenz eines Blickes zu würdigen oder den Tee zu trinken, den man ihr gebracht hatte, stand sie rasch auf und drückte auf den Klingelknopf. Den prompt erscheinenden Diener beauftragte sie, sofort anspannen zu lassen. „Ich muß mit dem nächsten Zuge nach Berlin fahren," sagte sie zu dem erstaunten Mann, „es handelt sich um wichtige geschäftliche Angelegenheiten. Luise soll gleich zu mir kommen." Das Mädchen erschien und sah genau so erstaunt aus wie der Diener, als Angela ihr sagte, sie solle sofort eine Handtasche mit dem Nötigsten packen, da sie vielleicht ge nötigt sein würde, eine oder zwei Nächte in Berlin zu bleiben. Luises Erstaunen wuchs noch, als die junge Herrin ihr erklärte, sie werde allein reisen und bedürfe ihrer Dienste nicht. Angela pflegte einen einmal gefaßten Entschluß immer rasch auszuführen und so war es auch heute. Sie hatte sich entschlossen, sofort nach dem Westerwald zu fahren, Lnd zu diesem Zweck war der erste Schritt, sich nach dem Bahnhof zu begeben und von da nach Berlin. Die junge Frau überlegte nicht lange; ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, anstatt selbst zu reisen, eine Vertrauensperson zu schicken, sie dachte auch nicht daran, in Berlin erst ihren Rechtsanwalt, den Iustizrat Grüning zurate zu ziehen, sie hatte nur den einen Gedanken, so schnell wie möglich den Ort zu erreichen, wo Nachricht von ihrem Mann sie er wartete. Dorthin wollte sie ohne jeden Aufschub. Nach richt von Erich, das mußte doch bedeuten, daß er lebte. Lochte sie trotz der beunruhigenden Abfassung des schmutzi gen Briefe». Die bloße Tatsache, daß sie diesen erhalten, hatte Angela» Herz mit neuer Hoffnung erfüllt. Und während der Fahrt nach Berlin träumte sie, in die Wagen polster zurückgelehnt, glückliche Zukunftsträum« von einer Zeit, in der Erich vielleicht lernen würde sie liebzuhaben, wo sie in seinen Augen vielleicht wieder da» Aufleuchten ßehen würde wie damals beim Abschied auf dem Bahn- »ok mo lio .vtLlleübt wieder da» leU«. Beben in kein« S.imme hören würbe, das alle ihre Pulse höher schlagen ließ, als er jene letzten Abschiedsworte gesprochen: „Viel leicht — später einmal —" Als sie Berlin erreichte, war ihr erster Gedanke, nach der Bülowstraße zu fahren uud Rolf die beglückende Neuig keit mitzuteilen, aber schon ehe sie den Bahnhof verließ, hatte sie den Gedanken wieder aufgegeben, und sie sah auch davon ab, Stern ein Telegramm zu schicken. Sie er innerte sich schaudernd der Szene im Park und wie Rolf über die Beweise von Erichs Unschuld eher ärgerlich als erfreut geschienen, und sie rief sich die Worte ins Gedächtnis szurück, die er ihr damals wie im Triumph zugerufen: „Er ist tot — tot — tot l" , Sie war zu spät in der Nacht in Berlin eingetroffen, um noch Anschluß an den Kölner Schnellzug zu finden^ und als sie nach dem Hotel fuhr, in dem sie die Nacht zubringen wollte, überlegte sie, ob es möglich sei, daß Rolf in seiner unseligen Leidenschaft für sie Erichs Tod herbeiwünsche. Wenn dies der Fall war, — und so schreck lich es schien, sie konnte sich nach dem Erlebten nicht ver hehlen, daß die Möglichkeit vorlag, — dann war Stern der letzte, der von de«: neuen Hoffnung erfahren durfte, denn er könnte — -- «>>. nutzt, oen Gedan.-en ans.'. und doch kam er'.immer wiederund verhrndeerc so daß sie unerquickt aufstand, um vom Potsdamer Bahn hof aus ihre Reise nach dem Westen fortzusetzen. Ihre hoffnungsfrohe Stimmung vom gestrigen Tag war beinahe in das Gegenteil umgeschlagen, sie fand, daß ihre Reise ziemlich abenteuerlich sei, und daß, wenn man alles in Be tracht' zog, die Aussicht, wirklich Nachricht von Erich zu erhallen, doch sehr gering erschien. Dennoch gelang es ihr nicht, die Hoffnung, die tief in ihrem Herzen schlummerte, ganz zu ersticken, wenn auch auf die freudige Erregung von gestern eine ziemlich tiefe Niedergeschlagenheit gefolgt war. Und als sie sich ihrem Ziel näherte, da regte sich wieder frohe Erwartung in ihr, und es kam fast wie Gewißheit des Erfolgs über sie, als sie auf der kleinen Station ausstieg. Als der Zug wieder abgefahren war, und das damit verbundene Leben und Treiben sich gelegt hatte, fragte sie einen Eisenbahnanaestellten, wie sie nach Hauptstraße 108 gelangen könne. So weit sie sehen konnte, befand sich überhaupt in erreichbarer Nähe kein Haus außer dem Bahn hofsgebäude. Nach allen Seiten erstreckten sich Wiesen und Aecker, aber von einem Dorf oder auch nur einer einzelnen menschlichen Wohnung war im weitesten Um kreis nichts zu erblicken. Der Mann kratzte sich nachdenklich den Kopf. „Ja, Madam," sagte er, „hier iß nur der Bahnhof. Dcj Dorf iß über 'ne Stunde Wegs von hier, und 108 iß sanz am annern Ende, et lieat toiar en Sttckschen vom Ort ab." «rvvebe» i« Solumv»»«. rlotumoien ist von einem heftigen Erdbeben v«r,«pei»wt. Durch Erdstöße wurden viele Personen getütet und eine große Anzahl verletzt. Die Stabt S««bal an der Grenze von Ekuador wurde zerstört. Aus den Trümmern der Stabt wurden bereits 85 Tote geborgen. Di« von Knmbal ausgehenden Straßen sind durch große Erdrutsche gesperrt. „Oh I" Das war alles, was Angela zu sagen ver mochte, und ihr Blick schweifte ratlos nach der Landstraße hinüber, die sich durch die Wiesen hinschlängelte, „lieber eine Stunde?" fragte sie dann. „Ja, wie komme ich denn dahin?" Der Mann kratzte sich wieder den Kopf, wahrschein lich um seiner Denkkraft zu Hilfe zu kommen, dann erklärte er ihr, der Hofbesitzer Stricker sei mit seinem Gespann hier und warte nur noch auf den Zug aus der anderen Rich tung, der in etwa einer Viertelstunde einträfe, dann führe er nach Hause und würde ihr gewiß gestatten mitzufahren. Diese Nachricht wirkte wie eine Erlösung aus Angela, Der Beamte brachte sie zu dem stattlichen Mann, der in der Wirtsstube einen Korn , genehmigte, und der Hofbesitzer erklärte sich bereit, die junge Frau mitzunehmen. So sah sie denn etwa zwanzig Minuten später neben ihm auf dem Wagen und rollte über die Wiese dahin. > Der gute Mann, der sich wohl verpflichtet fühlte, sie zu unterhalten, erzählte ihr von seinem Vieh, seiner Butter, leinen Hühnern und Gänsen und sonstigen Dingen, die für ihn von Interesse waren, aber Angelas Aufmerksamkeit schweifte gar oft ab, denn sie war allzusehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Auch fiel es ihr auf, daß er sie etwas merkwürdig ansah, als sie ihn nach den Be wohnern von Hauptstraße 108 fragte. Es gelang ihr nicht, durch ihre vorsichtig gestellten Fragen etwas Bestimmtes ans ihm herauszubekommen, und sie hatte nicht Lust, dem red seligen alten Mann mehr als nötig von ihrer eigenen Ge schichte zu erzählen. Und so konnte sie keine andere Aus- kunft von ihm bekommen als: „Tja, et sinn sonderbare Leut in bat Häusche." So fragte sie denn nicht weiter, sondern ließ ihn von den Dingen erzählen, die ihm nahelagen und tat so, als ob sie sich dafür interessiere. Mit den guten Pferden, die ein ebenso stattliches Aussehen hatten wie ihr Herr, dauerte es nicht lange, bis sie das Dorf erreichten, das eigentlich nichts weiter war als «ine lange Straße, in deren Mitte das Wirtshaus lag. Der alte Stricker hatte ihr gesagt, man finde dort gute Unter kunft, und da die Wirtin einen sauberen, vertrauen erweckenden Eindruck machte, so beschloß Angela, ihr« Reisetasche dort abzulegen und ein Bett für die Nacht zu bestellen. I Dor allen Dingen ließ sie sich einen Kaffee bereiten — denn sie hatte zu Mittag im Speisewagen vor Aufregung nur ganz wenig zu sich genommen — der über Erwarten gut ausfiel, dann machte sie sich auf den Weg. Die Wirtin sah sie genau so merkwürdig an, als sie das Hau» erwähnte, wie der Alte vorhin, und so fragt« sie: «.Liegt irgend etwas gegen die Leute vor?" Schutzmann Krieg, sowie Stadtsekretär Neukercken, Artist Königs und Schlosser Engel. Ter Eingang zum Stände haus ist von clnem starken Aufgebot französischen Mili tärs besetzt, das eine strenge Kontrolle ausübt. Wer nicht im StändebauS beschäftigt, als Zeuge geladen oder im Besitz einer besonderen Eintrittskarte oder eines Presseausweises ist, wird zurtickgewiesen. Um 9 Uhr 30 Minuten betritt der Gerichtshof den Saal. Nach Feststellung der Personalien der Angeklag ten werden die Zeugen aufgerufen. ES sind über tiO Zeu gen geladen, von denen 8 nicht erschienen sind. Unter den von den Verteidigern geladenen Zeugen befindet sich der Separatistenführer Matthes. Die Zeugenvernehmung wird voraussichtlich morgen nachmittag '> Uhr beginnen. Ter Gerichtsschreiber verliest dann die sehr umfang reiche Anklageschrift, die behauptet, daß die Zu sammenstöße am 30. September nur ans das Verhalten der Schutzpolizei zurückzuführen seien, daß die demon strierenden Separatisten sich völlig ruhig Verhalten hätten und erst durch das Erscheinen zweier Polizeibeamten, die sich von der Kaserne in der Mühlenstraße nach dem Eornrlius- platz begeben und dabei die 'Demonstranten gereizt hät ten, beunruhigt worden seien. Nach Verlesung der Anklageschrift, die rund "/4 Stun den dauerte, trat eine kurze Pause ein, nach der die Ver nehmung der Angcklngten begann. Die Verteidigung bestritt die Zuständigkeit des französischen Kriegsgerichtes, wobei Rechtsanwalt Bräutigam aus führte, es handle sich bei dem Gebiet, aus dem die fran zösische Besetzungsarmee weile, nicht nm feindliches Gebiet, denn die Besetzung Düsseldorfs ici seinerzeit als Sanktion erfolgt. Zudem seien die Vorgänge vom 30. 9. anläßlich der Kundgebung der Separatisten und der Eingriff der deutschen Schupo eine rem deutsche Angelegenheit. ES handele sich also keinesfalls um einen beabsichtigten An griff gegen Mitglieder der französischen Besetzungsarmce, und wenn wirklich die angeklagten Polizeioffiziere einen Befehl des Tr. Haas, dem die Polizei unterstellt war, nicht befolgt hätten, so bandele cs sich hier nicht um einen von der Besetzungsarmce gegebenen Befehl, sondern um den Befehl eines deutschen Vorgesetzten, also um eine rinn deutsche Tisziplinarangeleaenheit. Wenn bei den Vor gängen in der Menge befindliche französische Personen ver letzt worden seien, so sei das'durch reinen Zufall durch verirrte Kugeln geschehen, keinesfalls aber von den Schupo beamten beabsichtigt worden. Ten Schnpobeamten war be kannt, daß am 30. 9. sämtliche französische Truppen konsig niert waren, die Scknrpobeamten hätten deshalb gar nicht auf den Gedanken kommen können, daß sich französische Militärpersonen unter der Menge befinden. Wenn also in der Anklage von absichtlichen Angriffen gegen die Mit glieder der Besetz'-lngsarmce gesprochen werde, so sei dies unzutreffend. Handele e-s sich aber vielleicht um ein fran zösisches Interesse? Um welches? Vielleicht um die Se paratisten zu schützen? Tas könne doch wohl nicht der Fall sein. Tie französische Besetzungsarmee habe bei der Besetzung Düsseldorfs ausdrücklich die deutsche Gerichts barkeit in ihren Funktionen bestehen lassen. Tas deutsche Volk erwarte von dem Gerichtshof, der im Namen des französischen Volkes spreche, die Antwort, ob seine Sou veränität, in deren Namen die deutsche Gerichtsbarkeit spreche, hier noch weiter bestehe. Ter Gerichtshof behält sich seine Entscheidung über den Antrag des Verteidigers vor. Kurz nach 12 Uhr wurde die Sitzung geschlossen. Frage der Eisenbahnen In der englischen Okkupation», zone verschoben worden, da das ReichSverkehrSministerium, bas erst am Sonnabend über den Inhalt des Koblenzer Abkommens unterrichtet werden konnte, nicht in der Lage war, schon an diesem Tage in Verhandlungen mit Sen Eng ländern etnzutreten, um einen endgültigen Beschluß her- beizuführen. Tie angekündiaten Besprechungen dürften in den nächsten Tagen stattstnven. Tie Verminderung der belgischen Rühr te uvpen. Dem Brüsseler Times-Berichterstatter zufolge soll das belgische Kontingent im Ruhrgebiet unverzüglich vermindert werden. Die Kontrolle des besetzte» Gebietes auf dem rechten Nheinufer wird einem einzigen Befehl unterstellt werden, mit dem Hauptquartier in Duisburg. Tie belgische Regierung prüft die deutschen Vorschläge in wohlwollendem Geiste. Kabinettsrat in Brüssel. Der deutsche Ge sandte hat dein belgischen Außenminister die schriftlichen Erklärungen überreicht. Am Montag findet ein KabmettSrat statt, der die Erklärungen des deutschen Geschäftsträgers einer Prüfung unterziehen wird. Als Grundlage für die belgische Antwort an Deutschland wird der in Brüssel ein getroffene Antwvrtsentwurs PoincarßS dienen. Bradbury in London. John Bradbury, der englische Delegierte in der Revko, ist gestern früh nach England abgercist. Er wird, wie verlautet, in o«n ersten Tagen der nächsten Woche wieder in Paris cintreffen und wahrscheinlich dem Präsidenten der ReparationSkommission die Namen der englischen Mitglieder zu den Untersuchungs ausschüssen mitteilen. Französische Beamtenverhältntsse- In weite» Kreisen der französischen Beamtenschaft macht sich seit einiger Zeit eine wachsende Beunruhigung gegen die allgemeine wesentliche Teuerung geltend. Tie Unzufrieden heit hat sich so verstärkt, daß die Beamten in Paris und in den großen Provinzstädten täglich Protestvcrsamm- lungen abhalten und Umzüge veranstalten. Sie verlangen eine einmalige Teuerungszulage von 1800 Fr. Am Sonn- tag wurden nach einer Havasmeldung Kundgebungen in Lyon abgehaltcn. Wesentlich stark ist die Bewegung in Paris. Sonntag nachmiltag fand eine große Protestvcr- sammlung der Beamtenschaft trotz des ausdrücklichen Ver- botes der Regierung statt. Tie Organe der Linkspresse nehmen sich den Bestrebungen der Beamten uist> öffent lichen Angestellten lebhaft an und suchen politische Mo mente hineinzubringen. i Ter Schaden des japanischen Erdbebens. Nach einem Telegramm aus Tokio erklärte der japanisch« Finanzminister, daß das Erdbeben einen Schaden von insgesamt 10 Milliarden Neu verursacht hat. Amerika und die französischen Schulden. Ter „Daily Telegraph" will aus zuverlässiger amerikani scher Quelle erfahren haben, daß die Vereinigten Staaten außer Stande sind, Frankreich zur Regelung seiner Schul der: vorteilhaftere Bedingungen anzubicten, als seinerzeit England zugestanden wurden. Tie von französischer Seite verbreitete Meldung, wonach Frankreich einen Zinsfuß von nur 2 Prozent zu zahlen hat, entspricht aber nicht den Tatsachen, da die Zinsen der englischen Schult» 3 bis 3»/r Prozent betragen. Vermischtes. Großfcuer in der Zuckerraffincri« Tan- germünde. In der Zuckerraffinerie Tangermünae, der größten Anlage dieser Art auf dem europäischen Fcstlande. brach Großfcuer aus, dessen Ursache bisher noch nicht fest gestellt ist. Durch den sich schnell ausbreitenden Brand wurde der Bau B, der alte Teil der Fabrik, vernichtet; das Kesselhaus konnte gehalten werden. Da von dem bren nenden Gebäude kaum noch etwas zu retten Ivar, mutzten sich der Maodeburg schon Zeitung zufolge die Feuerwehren, die aus Stendal, Salzweüel. Tangermünde und Magde burg erschienen waren, darauf beschränken, eine weitere Ausdehnung des Feuers zu verhüten. — Zu dein Krano wird von der Direktion des Unternehmens folgendes ge meldet: Ter Brand ist nicht so schlimm, wie er m den Zei tungen geschildert wird. Die alte Raffinerie C. ist ganz abgebrannt. Ob Brandstiftung vorliegt, ist fraglich. Es ist das der Teil der Fabrik, der stillgelegt und ausgebaut werden sollte. Es ist weder Roh- noch Weißzuckcr ver brannt, nur einige Nachprodukte. Der Betrieb geht un unterbrochen weiter. Tie Fabrik war in Gold voll ver sichert.
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