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-s Jetzr«. Monte«, V. Tkptember 1808, «bendS miM jeder Art finden im Messer Tageblatt in der Stadt sowohl wie auch in den Die Geschäftsstelle SS VS bei Abholung in der Geschäftsstelle - - am Schalter jeder Post ¬ anstalt innerhalb Deutschland durch unsere Austräger frei ins HauS durch den Briefträger frei ins Haus. mal» für die verunglückten find verschiedene vetträge ge zeichnet. Krieg-Minister vrun erllürl« einem Mitarbeiter de» Echo de Part», daß seiner Ansicht nach die Lenkballon» in einer nahen Zukunft vor den Aeroplanen da» Feld räumen müßten. Der Lenkballon sei allzusehr verwundbar. Die Aeroplane, wenn sie auch noch nicht die Vollkommenheit erreicht hätten, kämpften siegreich und mit bestem Erfolg und könnten sich zu beträchtlicher Höhe erheben. In Kriegs zeiten könne ein Offizier mit einem Aeroplan drei- bi» viermal täglich aufsteigende Aufklärung«flüge unternehmen, und wenn e» da» Unglück wolle, daß die Leinwand von ein paar Kugeln zerrissen werde, so könne der Neropla» immer noch fliegen. Dse LenkballonS seien gewiß sehr nütz lich und die nöligen Opfer würden gebracht werden, um die Republique zu ersetzen; aber er beschäftige sich schon jetzt ytlt dem Ankauf von Aeroplanen, die dazu dienen würden, die Soldaten einzuüben, und wenn sie ordentlich geschult seien, würden Aeroplane neuesten Modells ange schafft werden. Er glaube fest an die Zukunft der Flug maschinen für militärische Zwecke. da» NeutralttätSthrma. Da hat, wie schon gemeldet z. v. vor einigen Lagen der Korresondent bi» „Nieuwe RotterdamSde Courant" seinem vlatte «in« klein« Räuber geschichte gemeldet. Darin hieß e», der Kaiser hätte vor Jahren der Königin Wilhelmina nahegelegt, daß, wenn die holländisch« Küste nicht befestigt würde, Deutschland im Kriegsfälle Holland militärisch besetzen müsse. Außer dem soll Deutschland bet Gelegenheit de« Nordsee-Abkom men» eine Anfrage de» holländischen und dänischen Ge sandten, ob e» bereit wäre, sich zur Respektierung der Neutralität beider Länder zu verpflichten, mit Nein beant wortet haben. Diese schöne Leistung de» Korrespondenten wäre der Welt beinahe erspart gebltebek. Denn dem „Rotterdam»!»« Courant" war die Meldung zu dumm, er druckte sie nicht ab. Wohl aber verhalf da» „v. T.", da» wohl mit dem betreffenden Korrespondenten in Ver bindung steht, diesem Machwerk durch eine sensationelle Ankündigung zur Publizität. Da» zeigt wieder, nach welchen Gesichtspunkten einige immer noch in deutscher Sprache erscheinenden Zeitungen redigiert werden. Natür lich ist an der ganzen Sache nicht da» Geringste. Die Geschichte mit dem Brief des Kaiser» wird dadurch nicht wahrer, daß sie alle Jahre wieder auftaucht. Die Be- festigungSfrage ist sowohl in Holland wie in Dänemark eine Sache de» Patriotismus, beide Völker wollen ihr« Neutralität mit den Waffen wahren können, und denken auf der einen Sette von selbst an die Befestigungsfrage, auf der anderen Seite lehnen sie natürlich jede vertragliche Neutralisierung ab. Sie ist bekannt genug. Deshalb konnten natürlich bei dem Nordseeabkommen die beiden Gesandten diese Frage, ob Deutschland sich verpflichten wolle, die Neutralität zu respektieren, nicht tun und haben sie auch nicht getan. Denn eine solche Verpflichtung, di« natürlich auch von den anderen vertragschließenden Teilen hätte übernommen werden müssen, bedeutet eben nicht» anderes als eine vertragliche Neutralisierung, die gerade der holländische und dänische Patriotismus entschieden ablehnt. —k— Tagesgeschichte. Neber deu Arbeitsmarlt im Monat August schreibt das amtliche „Reichsarbeitsblatt": Obgleich auch im BerichtSmonate die Lage des Arbeitsmarkts in den einzelnen Industrien und den verschiedenen Teilen Deutschlands nicht gleichartig war, ist doch überwiegend eine allmähliche Auf wärtsbewegung der Beschäftigungskurve eingetreten. Zwar war die Lage auf dem Ruhrkohlenmarkt unverändert un befriedigend, jedoch lauten die Nachrichten aus den schlesi schen Revieren und aus dem mitteldeutschen Braunkohlen gebiete vorwiegend günstig. Besonders der Absatz von Hausbrandkohle zur Auffüllung der Winteroorräte hat sich gehoben. Auch in der Metall- und Maschinenindustrie belebte sich der Geschäftsgang. Der StahlwerkSverband konnte seinen Versand steigern. Ebenso hat sich die un günstige Lage der Gießereien teilweise — so in Sachsen und Westdeutschland — gebessert. Die elektrische Industrie war ebenfalls höher beschäftigt als im Vormonate. Das Baugewerbe verzeichnete fast allenthalben noch eine be friedigende Tätigkeit. Eine zum Teil stark erhöhte Be schäftigung trat in den verschiedenen Zweigen der Beklei dungsindustrie ein. Teilweise, vor allem in den Groß städten, herrschte Mangel an Arbeitskräften. Dagegen hatte die Textilindustrie noch immer unter ungünstigen Verhältnissen zu leiden. Die Lage der Tabakindustrie hat sich nach der ungünstigen Seite hin verändert. Auf die Eine nette Hetzerei. Man schreibt uns: Seit jeher sind Holland und Däne mark ein beliebtes Thema für allerlei Leute, die schwarze Pläne des ruchlosen Deutschland entdeckt haben und durch deren Verbreitung allerlei eigene Geschäfte zu fördern hoffen. Deutschland bedroht die Unabhängigkeit der ihm benachbarten kleinen Länder. Da» Lied wird in verschie denen Varianten gesungen. Eine besondere Rolle spielt Ar SckßMsk i>r LMW .iqiüine'. di« wir i« voriger Nummer meldeten, wird itt ganz Frankreich wie eia nationale« Unglück empfunden. Die . Extraausgaben der Zeitungen jagten sich. Die schweren Schläge, die di« Aviatik erlitten, und da» entsetzlich« Schick sals da» da» Luftschiff „Republique" bei der Heimkehr vom Manöver betroffen, wirken lähmend auf die Hoffnungen, di« man art die Eroberung her Lust knüpfte. Man glaubt, daß bei den Reparaturen, di« an dem Luftschiff vor dem Manöver gemacht wurden, zu schnell gearbeitet wurde. Kaiser Wilhelm hat durch den Militärattache der deutschen Botschaft in Pari», Major v. Winterfeldt, dem französischen Krieg-Ministerium sein Beileid au-gedrückt. Major v. Winterfeldt übermittelte dem K-iegsmintster gleichzeitig die lebhafte Teilnahme der deutschen Botschaft, wie die» auch fetten« der österreichisch-ungarischen Militär attaches im Namen dieser Botschaft geschah. Der fran zösisch« Kri«g»minister schickte gestern früh den Chef de» MUitärkabinett» Toutöe zu dem deutschen Botschafter Fürsten Radoltn, um ihm den «»»druck seiner Rührung über die BeiletdSkundgebung Kaiser Wilhelm» zu über bringen. Di« Katastrophe de» Lenkbalkon» „La Re publique" ereignete sich genau Sonnabend früh 8 Uhr 85 Min. S*/, km von Moulin». Offiziere, die zwei Militärautomobile bestiegen hatten, sahen da» Luftschiff schwanken und plötzlich mit großer Geschwindigkeit nieder fallen. Die Automobilisten kamen fast sogleich an dem Unglücksorte an. Die Ballonhülle bedeckte vollständig die Gondel, die vier Leichen barg. Kapitän Marchal befand sich in sitzender Stellung, die Augen weit geöffnet, er hatte einen Schädelbruch erlitten. Leutnant Thaure hatte eine tief« Wunde am rechten Auge und eine große Wunde in der Leistengegend. Die beiden Mechaniker lagen unter dem Motor und hatten Wunden am Kopfe und an den Leinen. Da» Unglück ist dadurch veranlaßt worden, daß die rechte Schraube, die au» der Achse gesprungen war, in die Ballonhülle geschleudert wurde und diese zerriß. Die Leichen wurden nach einem benachbarten Schloß ge bracht. Präsident FalliSre» und Ministerpräsident Briand haben den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aussprechen lassen. Ministerpräsident Briand besichtigte Sonnabend nach- mittag die UnglückSstätte und begab sich alsdann in das Krankenhaus, um den Opfern der Katastrophe, an deren Bahre Offiziere und Unteroffiziere die Totenwache hallen, den letzten Gruß zu entbieten. Er wird auf dem Sarge des Hauptmanns Marchal das Offizierkreuz und auf denen der anderen Verunglückten das Ritterkreuz der Ehrenlegion niederlegen lassen. DaS Leichenbegängnis wird in Ver sailles veranstaltet werden. Die Trümmer de» LenkballonS sind von Soldaten ge sammelt und nach MoulinS gebracht worden. Der Schraubenflügel, der die Beschädigung des Ballon» ver- ursachte, ist hundert Meter von der Unglücksstelle entfernt aufgefunden worden. Ein Jngenieuroffizier, der den Schraubenflügelbruch an der „Republique" untersuchte, erklärte, die Annahme, im Metall sei eine brüchige Stelle gewesen, müsse fallen gelassen werden. Die Bruchstelle weise keinerlei Spuren einer solchen auf. Der TempS hat zufolge au« Leserkreisen ergangenen Anregungen zum Andenken an die Opfer der Katastrophe des Luftschiffes Republique eine Sammlung für die Aus gestaltung de» Nationalwerke» der militärischen Luftschiff fahrt «ingeleitet. Auch für die Errichtung eines Denk- Bestellungen auf das „Messer Tageblatt" Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschaft Großenhain, der Kgl. und städtischen Behörden zu Riesa sowie des Gemeinderates zu Gröba mit Unterhaltungsbeilage „Erzähler au der Elbe" sür das 4. Vierteljahr werden angenommen an den Postschaltern, von den Brief trägern, von den Austrägern d. Bl., sowie von der Geschäfts stelle in Mesa, Goethestraße 59; in Strehla von Herrn Ernst Thieme, Schlosser, Mesaer Straße 256. — Auch MouatsabonnemeutS werden angenommen. — . Bezugspreis wie bisher: so SS frau und sie meinte wirklich den Verstand zu verlieren und unterliegen zu müssen. „Du tötest mich, Jan! Habe.Barmherzigkeit. Ich will mich bedenken; ich werde mich an den Gedanken gewöhnen, daß mein ganzes bisheriges Leben abgeschnitten und ver loren ist ,. / „Verloren, um zu einem neuen, besseren erweckt zu werden, Divara! Leider kann ich Dir keine Bedenkzeit ge währen, jede Minute ist kostbar. Alle Vorbereitungen sind getroffen." Divara sank auf den Sessel und barg ihr Gesicht in beide Hände, um den Tränenstrom zu verbergen. Jan stand wie versteinert da. Auch in seinem Gesicht zuckte es schmerzlich, als er sah, welche Seelenqualen die kaum wiedergefundene Schwester litt und doch war es nach sei ner Ueberzeugung nur zU ihrem Besten, jvenn er sie von der Sparenburg fortführte, sie mußte ihm folgen. Plötz lich sprang das schöne Mädchen wieder auf — der See lenkampf schien beendet und ein anderer Geist über sie ge kommen zu sein. Alle Zaghaftigkeit war von ihr gewichen, das Ringen nach einem festen Entschluß beendet. „Wohlan, ich will an die Wahrheit Deiner Worte glauben; ich will sie als einen Fingerzeig des Schicksals betrachten. Glaubst Du noch an die Heiligkeit des Schwu res, gilt Dir das Wort für unverletzlich, was Du mit einem heiligen Eide bekräftigt hast?" „Divara! Wie kannst Du daran zweifeln? Nie habe ich meine Hand zu einem Unrecht geboten, wie viel weni ger Dir meiner Schwester gegenüber, die ich iiber alles liebe und für die ich willig mein Herzblut hingebe. Was wir erstreben und erkämpfen ist die Abschaffung der alten Weltordnung und die heute erniedrigt sind sollen erhöhet werden." „So kniee nieder," befahl Divara ernst. „Schwöre mir, daß Du diejenige Personen schützen willst, welche mir lieb und teuer sind, auch wenn Du sie als Feinde betrach- vir Schmmgelllre. Historischer Roman von Gustav Lange. LS. Fortsetzung^ -Nachdruck verboten. ' „Soll ich Dir wiederholen, Divara, warum es uns nicht möglich war, früher zu kommen? Doch noch eins gebe ich Dir zu bedenken! Wir werden von Münster aus auf unserer Siegesbahn fortschreiten und in Bälde auch den Trotz der Spareuburg brechen. Dann kannst Du der Frau von Rauschenburg und deren Sippschaft Deinen Dank beweisen. In Deine Hand wird es gegeben sein, jegliches Unheil von ihnen abzuwenden, indeß die anderen mit Feuer und Schwert ausgerottet werden." Mit forschendem Blick sah das geängstigte schöne Mäd chen ihren Bruder an, doch aus dessen Antlitz war jeg liche Wildheit geschwunden und der Stempel der Wahrheit so deutlich darauf gedrückt, so daß an seinen Worten nicht zu zweifeln war, so schrecklich ihr Inhalt auch klang. „Sprichst Du die Wahrheit, Jan! Sind Deine Worte Nicht bloße Drohung, um mich von hier fortzubringen?" „Ich spreche die volle Wahrheit, Divara. Komme mit noch Münster und schaue selbst, welche Macht wir aufge- richtet haben, wie alles Volk dem neuen Heim zujubelt und man nur noch auf die Königin wartet, als welche Du ausersehen bist. Heil unserem Stamme, aus dem die ses ReiS entsproß!" Divara verfiel in tiefes Sinnen. Kuno von Rauschen burg war nach Münster geflohen und gerade Münster be fand sich nach dem Ausspruch ihres Brüders in den Hän den der Wiedertäufer. Wenn sich dem so verhielt, so drohte dem Junker dort große Gefahr. War sie von der Vorsehung dazu ausersehen, ihn zu retten? Sie hatte ihm den Eid, seine Mutter nicht zu verlassen, nicht geleistet; sie war daran gehindert worden und war daher auch jetzt durch kein Gelobte gebunden. Immer toller wirbelten die Gedanken in dem Gehirn der armen gequälten Jung« Beilage z«m „Riesaer Tageblatt «GtUimMde«» md Verla« am, «»««er » »i»t«,ttch m M«,a. — Mr die «SakUa» mrmMoorMch: Herman« Schmidt w Riesa: Landbezirken, in allen Kreisen der Bevölkerung vorteilhafteste Verbreitung. «iesa, Goethestr. 59. test. Schwöre mir, daß Du auf mein Geheiß Dein Leben an die Errettung dieser Personen wagst und kein anderer Befehl Dich meineidig macht. Wenn Du das kannst, so will ich Dir zu .unseren Eltern folgen. Wehe aber, wenn Du diesen Schwur brechen, oder nur daran zu deuteln wagen solltest!" Der junge Mann hatte seine Kniee gebeugt und kein Zittern seiner Stimme verriet seine Erregung. Als er sich wieder erhoben hatte, da sank die Schwester unter heftigem Schluchzen an seine Brust. Liebevoll richtete er das in Tränen aufgelöste Mädchen auf und sprach ihr Trost zu. „Komm, wir wollen eilen, Divara. Noch haben wir einen großen Vorsprung diese Nacht und vor morgen früh ist die Entdeckung Deiner Flucht nicht zu befürchten; wenn wir tüchtig ausschreiten, erreichen wir in einer Stunde ein an der Landstraße gelegenes Gasthaus, wo zwei gute Gäule unser warten, die uns sicher nach Münster bringen." Divara band nur wenige von ihren lieben und teuren Andenken zu einem kleinen Bündelchen zusammen. Nichts berührte sie von den Schmucksachen und kostbaren Ge schenken, mit denen die Pflegemutter sie wie eine eigene Toch- zu erfreuen gesucht hatte, sie ließ alles zurück, denn ihr Sinn war in diesem Augenblick auf nichts weniger als wie auf Schmuck gerichtet. Dann schrieb sie noch einige Zeilen an ihre Mutter, in denen sie inständig bat, sie keine Undankbare zu schelten; die Zukunft werde vielleicht aufklären, was jetzt dunkel und rätselhaft erscheine nick das augenblickliche Herzeleid wieder heilen. Sie warf noch einen letzten scheidenden Blick in dem trauten Gemach umher, in welchem sie so viele glückliche Stunden verlebt hatte und folgte daim ihrem voranschret- tenden Bruder auf den Söller. Divara mußte alle ihre Kraft zusammennehmen, um die keineswegs so ungefähr liche Reise über die hohe Burgmauer a»r schwankenden Seil dnrchzuführen.