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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191906274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19190627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19190627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-06
- Tag 1919-06-27
-
Monat
1919-06
-
Jahr
1919
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1919
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k -. Kreit«», 87 Amt ISIS, «>««-» 14». Beilage za« „Riesaer TezeSlett 78. Jahr,. Lik «cki U iie LckireW« «i Smynise ii ia M» Kit Mleif Wirb der Friede eine allgemeine Pretgennäßigiurs oder Pretgftetgerun- dringen? Da» ist d^e Frag«, di« »ehr nl» «Le» andere die Allgemeinheit interessiert, und di« m» ko »rennender ist. al» die bedauerliche« Vorgänge in Hamdurg, Laffel, Mannheim und in Berlin dewetke«. «re sehr da» Volk durch die Wncherpreise de» «chleichhandel» in Arreguu« ver- fetzt ist. Man geht «ohl nicht fehl in der Ansicht, daß «an tn der allernächsten Zukunft mit einer erheblichen Verminde rung der Preise wen'gften» auf de« Nahrungdmittrl» uud vekleidungSmarkte rechne« kann. Man würde allerding» seilsehen, wenn man glaub«» würde, bah dieser Rückgang der Preise eine Gesundung de» deutsche« Märkte» herbei führe« könnte Tatsäckillch sinke» die Preise für Schleich- Handelsware Tag für Tag. Schweinefleisch au» Schwarz- schlacktunge« ist inzwischen von 18 Mk. auf 11 und IS Ml. da» Pfund gesunken: Stoffe, die noch vor kurzem uner schwinglich waren, gehen tutmer weiter im Preis« zurück, und selbst Butter und andere Fette haben «inen beachtens werten Rückgang zu verzeichnen. Dabei ist da» Angebot be deutend gestiegen. Während man früher dankbar für jede Scheichhändleradresse fein mutzte, werden Waren setzt bereits in zahlreichen offenen BerkaufSgeschäften angeboten. Zu erklären ist diese plötzliche Warenfülle dadurch, dgtz die Schleichhändler ihre zum Teil riesigen Bestände setzt unter allen Umständen loS-uwerden versuchen, we'l ein weiteres Sinken der Preise ihnen das Geschäft verderben würde. Sckon setzt müsse» sie sich mit einem beinahe nor- malen Verdienst begnügen, wen'gstens sind die Summen, die sie etnheimsen, bei we'tem nicht mehr so hoch, wie noch vor 8 oder 14 Tagen Der Grund für diese plötzliche Angst der Schieber, ihre Ware unter Einkaufspreis loSschlaaen zu müssen, rührt daher, dass unsere bisherigen Feinde sich plötz lich zu eifrigen „Geschäftsfreunden" entwickeln. Was von Anfang an zu befürchten mar, tritt setzt ein. Die Ueberschwemmung LeS deutschen Marktes mit AuS- landSwaren. Der grosse Valutaunterschied wirkt zu an reizend. als bass die feinbl'chen Lieferanten sich diese Aus sicht auf grosse G-winne entgehen lassen möchten. Obwohl die Valuta der Mark in den letzten Tagen infolge der Be reitwilligkeit der nenen deutschen Regierung -um Frieden nicht unerssebl'ch gelegen ist, ist der Verdienst, der den Grotz- händlern des Auslandes durch den beträchtlichen Valuta unterschied in den Schoss fä^t. recht groß. Anfolge der un geheuren Arbeitslöhne in Deutschland und der gewaltigen Preise für Rohmaterialien, sowie durch die immer noch an dauernde und auch für die Zukunft vorgesehene ZrvangS- bew'rtschaftuna gan»er Andnstrieaeviete ist bas Ausland vielfach in er Lage. Fcrtigfabrikate bedeutend billiger liefern zu können, als es den deutschen Fabrikanten möglich ist. Dazu kommt, daß wohl der Anslandslieserant wie auch der deutsche Fabrikant darauf belieben, 'hre Ware sofort be zahlt zu erhalte», sodaß der Vorteil! den der Bezieher sonst beim Bezug von Inlandsware hatte, die verhältnismässig lauge ZahlungSstvndung in Wegfall kommt So haben die FabrikantenverbLnde der Mäntel- und Blusenbranche ihre Lieferungsbedingungen seift — der bitteren Not gehorchend ebenfalls verschärfen müssen. De nette „Nevergangskon- öition" lautet: „Schluss des Liefermonats 2 Prozent Kaffen skonto, SO Tags ab Schluss des LiekermonatS kein netto" — da» ist eine ganz erhebliche Verschärfung, wenn man be denkt, daß die deutsche Tuchkonvention früher „1 Prozent Muster-, 1 Prozent Maßskonto, lange Valuten, nach 30 Tagen 6 Prozent Kaffenskonto und 6 Prozent Antizi pation" gewährte. Die Auslandslicferante» haben für Len Bezug ihrer Maren gleichfalls feste Bedingungen ausgestellt, denen als Erfüllungsort das Eldorado der Schmuggler, Köln am Rhein, zugrunde liegt. Die Preise für Stoffe sind nach dem laufenden Meter zu zahlen, Verpackung und Transport ' rd mit 1 Prozent des Fakturabetrages be rechnet. Be Erteilung eines Auftrages muß aber die Hälfte des Betrages gle'ch in barem Gelbe bezahlt werben, obwohl niemand weiß, ob die Mare jemals ankommen wird. Den» für Verlust- und andere Schäden kommt der Lieferant nicht auf. Daß trotz dieser scharfen Bedingungen und trotzdem das Geschäft mit dem Auslande nicht ohne großes Risiko ist, der Warenschmuggel außerordentlich blüht, ist einerseits ein Zeichen des gewaltigen Angebots, andererseits aber auch ein schlagender Beweis für die große Not unseres Volkes, -aS alle diese Bedingungen e'ngeht, um nur Nahrung und Bekleiüung zu erhalten. Wie sehr der ausländische Handel sich bereits -aS gute deutsch« Valutageschäft anzueignen versucht, geht daraus hervor, daß zur Zeit im Hafen von Hamburg zwei Dampfer vr't Lebensmitteln, Speck, Teigwaren ufw. eingetroffen sind, die weder von -er deutschen Negierung bestellt und bezahlt, noch von der amerikanischen BersorgungSkommisston ge sandt worden sind. Es handelt sich um eine privat« Kon signation und die Amerikaner hoffen, diese Waren gegen ent sprechende höhere Preise auch im freien Handel lo-zuwer- den. Etwas ganz Aehnl'ches ist es mit der Meldung einiger Blätter, wonach in Berlin und anderen Städten Deutsch lands holländische Firmen beabsichtigen sollen, in eigenen Läden Butter, Margarine und andere Kette zu verkaufe». Eine Bestätigung dieser letzteren Nachricht ist bet -er Re- g'erung noch nicht eingegange«. Auf jeden Kall würde die Regierung hier einschreite», La ste bet dem große» Fettünm- gel i» Deutschland den freihändigen Verkauf von hochwer tige« Fetten nicht zulasse» könnte. Ständen ihr Liefe War»» in ausreichender Menge und zu vernünftigen Preisen zur Verfügung, so wäre sie höchstens in der Lage, die Fettrattouen für die Bevölkerung zu erhöhe». Da aber der Preis dieser Waren zu hoch sei» w°rd, als daß man der Bevölkerung zu mute» könnte, ste anzukaufen, so werde» auch diese Me«. gen wahrscheinlich wieder -em Schleichhandel zugute kom men. Man kann es daher versteht», -atz die deutsche» Schleichhändler aus Angst vor -er Ueberschwemmung «U AuSlauLSware — vielleicht auch aus Angst vor neuen g«. setzlichen Bestimmungen — ihre Ware um jeden noch an nehmbaren Pre'S loSschlagen. Aber diese Konkurrenz zwi. scheu JnlandS-Schletchware und AuSlauLSware wirb nicht lauge Lauern, bet -er Aushungerung »er deutsche» Bevöl kerung werde« die Schletchwaren, mag ihr Bestand »och so groß se'n, über kurz oder laag verbraucht ftirr. Dam» wie der Schleichhandel sich der AuSlauLSware allein bemächtigen und wir werde» wieder ein« neue Preissteigerung erleben, wenn nicht — wann hätte da» deutsche Volk je da» Hoffe» verlernt — di« Valuta wieder einmal steigt. Aller-'ng», de» alte» Friedendstaud wird die Mark kau« wieder erreiche», da» freie Spiel der Kräfte, di« Besse rung de» Verhältnisse» von Sin- und Au»fuhr wird un» kaum blühe», dazu hat man Deutschland durch di« unselig« FiledenSbebiugnngrn zu sehr versklavt. Aber man hofft doch auf de» Geschäftsgeist unsere, tze'nde, der sich den gnie« deutschen Markt nicht eutgehe» laste« wird. In Irgendeiner Form wird «an daher de« «arkkur» durch eine «SWa- «rltthe m bester« suche» müsse». Wann die Fetntze m Pfund Sterling gar «U Sü Mk. nnd de« Franke» »ft » Olk. bezahlen «utz, darf «an hoffen, datz da» Au»la«d schon ge- lügend «U deutfthe« Markschetne» gesättigt ist, sodaß ihm feM an einer Gesundung ihre» Kurse» gelegen /et» «atz im Mär» erfolgt und im April erneuert worden. Im üb rigen könne man doch wohl mit der Wahrscheür- ' " --- — - mck, Untch^eichnung des Ftte- rrde, die LebenSinittelratwnen WirtsKaftSminister Schwarz: An größerer Anzahl seien an da» Wirtschaft-Ministerium Gesuche ergangen, di« kritische BolkSernährung etwas -u bessern. Die Regrerung hätte restlos erklärt, datz gegenwärtig Sonderzuweisungen unmöglich wären. Dazu fehlten die Bestände. Da- Mini sterium vertrete die Ansicht, datz m der heutigen Zeit et» Jeder versuchen müsse, mit dem auszukommen, was ihm zur Verfügung siehe. Unverständlich sei eS aber dem Wlrt- schaft-mtnrster nun, datz eine so reichliche LedeN»- mittelbelieferung Her Truppen aufrecht er halten wurde. S» fei zu wünschen, datz die bestehenden Härten bald ausgeglichen wür den. Die Regierung protestiere ebenfalls -egen eine derartige unterschiedliche Le- denSmittelbelteferuna Innerhalb Sachsen». Abg. .Klütz» (Dem.): Die Aufregung der Bevölkerung s«1 darauf zurückzuführen, weil sich da» Volk in seiner Sinn «oft» »er Entente. Me die ,)S. Z. am Mittag" meldet, hat dte Entente vorletzte Nacht dem Gesandten v. Hantel zwer Noten über reichen lassen, deren eine sich auf die Versenkung der deutschen Flotte in Gcapa-FIow und aus dte Ver brennung der französischen Fahnen tn Ber lin bezieht. Die alliierten und assoziierten Mächte erklären darin u. a., datz sie von diesen Taten als Zeichen bösen Willen» Kenntnis nehmen nnd datz sie sogleich «ach Beendigung der Untersuchungen die notwendrgeWre- dergutmachung fordern würden. Eine Wiederholung solcher Akte mützte eine sehr unglückliche Wirkung auf die künftige Ausführung des FriedenSvertrageS haben. Deutsch land werde sich nicht beklagen dürfen, wenn die alliierten und assoziierten Mächte alle Mittel, die ihnen durch den Vertrag, insbesondere durch Art. 429 zugebilligt sind, in Anwendung brächten. Die zweite Rote bezieht sich Sus die angeblichen deutschen Drohungen wegen Polen. Die Entente weist darauf hin, datz sie die deutsche Regierung in aller Form dafür verantwortlich macht, dafür zu sor gen, datz von dem in dem Vertrag bestimmten Zeitpunkt an alle Truppen und alle deutschen Beamten aus den ab- zutretenden Gebieten zurückgezogen werden und datz etwaigen Insurgenten in diesen Gebieten keine Unterstützung »u- » ' Der Artikel 429 enthält Vie Zusicherung der früheren Räumung der Brückenköpfe, „wenn dte Bedingungen des Friedens durch Deutschland getreulich erfüllt werden"; droht aber für den anderen Fall mit der Verlängerung der Zeit der Besetzung des linksrheinischen Gebietes und der Brückenköpfe. ' * Wie „Temps" meldet, beschloß der Biererrat, die deutsche Regierung aufzufordern, binnen kurzer Frist eine mit weitgehenden Vollmachten versehene Abordnung zur Unterzeichnung des Vertrages nach Versailles zu ent senden. (Wie schon gestern gemeldet, werbe» der deutsche Minister des Auswärtigen Hermann Müller und der Ko lonialminister Bell nach Versailles reisen.) In dem Pariser Bericht über dre diplomatische Lage heißt es, daß man die Unterzeichnung des Vertrages für Freitag oder Sonnabend morgen erwartet. Die Unterzeich nung wird nicht länger als eine Stunde dauern, da dte Siegel bereits vorher in der Kanzler im Dokument an gebracht wurden. Der Versand der 400 Einladungen für die Unterzeichnung ist bereits geregelt worden. Danach erhalten die Franzosen, Amerikaner, Engländer und Ita liener je 30 Platzkarten, die Japaner 20 und die übrigen am Kriege teilnehmenden Staaten teilen sich in den Rest der Plätze. Wilson hat den Wunsch geäußert. Krau, Tochter und Sekretärin der Unterzeichnung beiwohnen zu lassen. Französischerscits werden außer den Friedensdeleaierten Marschall Foch, das Mitglied der Regierung Petaur, Und die Generale, die Armcetruppen befehligen, reilnehmen. Mehrere französische Kammermitaliedcr haben eine Entschließung eingebracht, die dre möglichst rasche Zerstö rung des Niederwalddenkmals als Züchtigung Deutschlands für die Versenkung seiner Flotte und die Verbrennung der französischen Fahnen fordert. Dieser Wunsch findet im Parlament nur geringe Zustimmung. Sltznnz VerSSchfische« Bvlkskammer. Nachdem vom Vortrag der Registrande rn Anbettacht der großen Zahl der Eingänge abgesehen worden war, trat die Kammer in die Tagesordnung em. Auf dieser steht als erster Punkt folgender Antrag der Fraktion der Unab hängigen Sozialdemokratie: „Die Volkskammer wolle beschließen, die Regierung aufzufordern, bet der Reichslei- tung dahin zu wirken, datz die Verpflegung der Regierungstruppen der der zivilen Be völkerung gleichgestellt wird." In der Beg.ündung dazu führt Abg. Menke (Unabh.) aus, datz dte Frage der Le bensmittelversorgung für Die Bevölkerung Sachsens eine äußerst bedenkliche geworden sei und sich in der kommenden Zeit auch noch ernster gestalten werde. Dies traurige Los gelte aber nur für dte Zivilbevölkerung, dte Grenzjägerber- bände hätten darunter nicht zu leiden. Sie würden von der Reichs- und auch von der Landesregierung mit beson derer Sorgfalt in Bezug auf die Verpflegung bedacht. Dies« Bevorzugung in der Belieferung von Lebensmitteln hätte in der Kttwlkerung große Erregung hervorgerufen. In teressant sei, daß man die übrigen Truppenverbände nicht in dieser Art und Weise bevorzuge. Kriegsminister Kirchhof:: ES fei nicht abzustret- ten, datz ein gewisses Mißverhältnis in der Verpflegung der Reichstruppen gegenüber der Zivilbevölkerung bestehe. DieS st» aber -um Teil begründet. Die sächsische Re gierung hätte schon vor Einbringung dieses Antrages bei der Reichsregierung eine Ausgleichung der Truppen und der Bevölkerung in der Verpflegung angestrebt. Dies ser riaen könne man lichkeit rechnen, daß e» nun na, denSvertrageS möglich sein Wei etwas aufzubessern. Wirtschaft. ' .7 , . seien an das Wirtschaft-Ministerium Gesuche ergän« kritische BolkSernährung etwas -u bessern. Dte Re, «möglich wären. Dazu fehlten die Bestände. Da- Minr- terium vertrete die Ansicht, datz in der heutigen Zeit ein Ada. Dr. Wagner feiner Vorredner zu. II lei« ein« kurze Zeit dte . " Pen stet» eine! Aba. Dr. Wagner (D. N.) stimmt den AuSfübrrmgen feiner Vorredner zu. Ueberall, wo d»e Unabhängigen al lein eine kurze Zeit dte Herrschaft innegehabt hätten, wäre de« Truppen stet» eine bessere Verpflegung -»gesichert wor den. Auch feine Partei lehne den Ertrag ab. Minister Schwarz wendet sich gegen die Auöfüh« rungen deS Abg. Klütz» und betont, daß eine Hebung nu fere« Produktion unbedingt nötig fei, nm vom Au-land Lebensmittel zu erhalten. Aber auch,' wenn un» -le» ae- ltnaen würde, könnte nur mit einer »an» allmählichen Besserung gerechnet werden. Abg. Schäfer (Unabh^) wirft den» Krieg-Minister vor, -atz er sich mit Hilfe Großenhainer Matrosen de» Schleichhandels au» HeereSbeständen schuldig gemacht hätte. Minister Kirchhof legt dagegen Verwahrung em Abg. Dr. Menke-Glückert (Dem): Er finde e» eigenartig und nicht vertrauenerweckend für unser Volk, wenn sich dte Regierung über derartige Fragen nicht einig fei; denn die Au-sührungen des Ministers Schwarz stün den im Widerspruch zu denen deS Krieg-Minister-. Rach einem Schlußwort des Abg. Menke (Unabh.) und nach einer GeschäftSord- nunas-ebatte wird der Antrag in folgender Fassung gegen die Stimmen der Rechten angenommen: „Die Volkskammer wolle beschließen, die Regierung auf-usbrdern, in Erwägung ein- zutreten, bei der Re ichSlc»tung dahin zu wir ken, daß die Verpflegung der Regierung-- truppender der-ivilenBev Alterung tunlichst gleichgestellt wird." Hierauf beschäftigt sich die Kammer mit folgender In terpellation der Demokraten: WaS gedenkt die Regierung zu tun, um die zurzeit in Sachsen noch nebeneinander bestehenden zahlreichen ver- schtedenartigen Truppenverbände einheitlich zusammen zu fassen und im Sinne der geplanten Reichswehr zu orga nisieren und um die zurzeit bestehende unverhältnismäßig starke Inanspruchnahme der Kasernen und mili tärischen Dienstgebäude auf ein Mindestmaß zurückzusühren und dadurch diese Gebäude ganz oder teilweise zur Behe - bung der dringendsten Wohnungsnot verfügbar zu machen? Abg. Schwager (Dem.) begründet die Interpellation und betont u. a., daß es angebracht »väre, die bestehende« verschiedenen Truppenverbände zu vereinheitlichen, damit Die Kasernen zu Wohnungs-Wecken frei würden. Bor allem sollte man die verheirateten Unteroffiziere in den Kasernen nnterbringen, weil dann Zivilwohnungen frei würde». Seine Partei verlange von der Regierung die sofortige Auflösung der noch vorhandenen Rumpfvcrbände und dre Ueberflih- rnng in die Reichswehr. Krieasminister Kirchhof: Die Regierung habe sich schon mehrfach mit dieser Angelegenheit beschäftigt Die Reste der alten Regimenter bestünde» nur noch aus einem ganz geringen Etat. Die endgültige Auflösung werde sich wohl auch noch i/» Jahr oder länger hinaus schieben. Em schneller Abbau könne auch kaum gewünscht werden, well dadurch dann die Zahl der Erwerbslosen eine nicht unbe deutende Zunahme erfahren würde. Weiter geht der Mi nister auf die Einrichtung und Aufgaben der Einwohner wehren ein. Zur Freimachung der Kaserne» bemerkt er, datz sowohl die Reichsregierung als auch die sächsische Regierung schon längere Zeit, wie zahlreiche Verordnungen bewiesen, ernst lichbestrebt sei, die Kasernen der Bevölkerung zu Wohnung»« zwecken frei zu machen. Dies sei auch bis heute in.grö ßerem Umfange erfolgt, und dieser Lage sei eme Kom mission eingesetzt worden mit dem besonderen Auftrag, festzustellen, ob nicht durch eine noch, besser« Zusammen legung von Truppenverbänden weitere Gebäude für Woh- nungszweckc sreigemacht werden könnten. Abg. Hartmann (Dem.) macht eingehende Dar legungen über die Schwierigkeiten, die der Stadt Bautzen bei der Verschaffung von Wohnungen erwachsen wären. Abg. Schwager (Dem.) hält die Antwort der Re-, grerung nicht für ausreichend. Abg. Liebmann (Unabh.) stimmt für seine Partei der vom Abg. Schwager vorgebrachten Begründung -u und greift den Kriegsminister an, wobei er betont, datz er (der Minister) tvohl heute das letzte Mal Gelegenheit gehabt hätte, zu reden; denn ein Mann, de* dte Gesetze verletzt habe, könne unmöglich Minister sein. Minister Kirchhof wendet sich gegen diesen Vorwurf. Wie oft er dein Abg. Liebmann noch begegnen rverde, über lasse er der Zukunft. Im übrigen liege ihm nichts daran, mit einem notorischen Verleumder zusammenzukommen. Hierauf beschäftigte sich dte Kammer mit einem Antrag« deS Beschwerde- und Petitionsausschusses zur Petition der Studentinnen der Rechte an der Universität Leipzig um Zulassung zu den luristischen Staatsprüfungen und Ermög lichung der Ausübung der juristischen Berufe. Der An trag, der vom Abg. Dr. Roth (Dem.) begründet wird, geht dahin, die Petition der Regierung zur Erwägung zu über weisen. Justizminister Dr. Harnisch: Es sei Pflicht de» Staates, die Frau den Männern »licht nnr politisch, son dern auch staatsrechtlich und wirtschaftlich völlig gleichzu- stssllen. Wenn auch in erster Lime für die Unterbringung der Kriegsteilnehmer gesorgt werden müsse, so dürfe doch nicht unbeachtet bleiben, datz auch die Frauen in gewissem Sinne Kriegsteilnehmer gewesen seren. Das Ltzort „Kon kurrenz" ser dabei ganz unberechtigt und dürfe rn einem sozialistischen Staate kerne Rolle spielen. Sachsen habe seit 1906 die Frauen -um juristischen Studium, nicht aber zur Staatsprüfung zugelassen. Dies ist ganz unzulängliches Stückwerk. Die Regierung beabsichtige daher, die Frauen zu den juristischen Staatsprüfungen zuzulassen. Ihrer Ausübung des Richterberufes stehe jedoch vorläufig da- ReichSaesetz noch entgegen. Die Kämmer stimmt dem Antrag des Ausschusses -u. und eS gelangt ein Antrag des Finanzausschusses A zur Bittschrift der Stadt Bautzen um Einstellung von Mitteln in den StaatShauShaltplan zur Unterstützung von höheren Mädchen- nnd Studtenanstalten zur Besprechung. Räch Ausführungen de- Berichterstatters Abg. Koch (Dem.) könne sich der Ausschuß nicht der Ansicht verschließen, -atz dte höheren Mädchenschulen le- diglich StandeSschulen seien und beantrage deshalb, dre Bittschrift auf sich beruhen zu lassen. , -Abg. Hartmann(Dem-) tritt wurm für die Er- eirund *** der Stadt Bautzen ausgesprochenen Kitte .Setters?nt> (Dem.) wendet »ich gegen die Ansicht deS Ausschusses. Abg. R Yss ei (Unabh.) gibt leine Zustimmung -um Antrag«, der darauf gegen dre Stimmen der Rechtspar teien angenommen wurde. Schluß tzr Sitzungö.30 Uhr. iS Mr^ Sttzuns: S«itag. den 87. Juni, vormittags
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