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2. Beilage zum „Riesaer Tagevladt". Rvtatio«»dnlS n»d vertag von Langer st Vtnterlich k« Nkesa. — Für di« Nedakklo» mrantwattlkch: Arthur HähneI in «tesa. ««. Fahr, Mittwoch, 1«. A»r» «t>1S, adeiidS 8«. kllüll" Hü!! M U M IM IS H-klM Deutscher Reichstag. 110. Sitzung, Dienstag, den 15. April, 1 Uh«, Drückende Kesseln. Rbruan von H. v. Schinid-Riesemann. 40 „Nein — nein — nicht so," bat Gesina leise, „ich bin krank, werde vielleicht niemals gesund —ich will nicht an die Zukunft denken — ich habe keine mehr. — Sie, Rem. bert, find gesund, Sie haben Pflichten gegenüber Ihrem Sohn — und der muß seine Mittler behalte» —" „Eine schöne Mutter," ries Rembert bitter, dis Szene, welche Elly ihm unmittelbar nach der Rettung des Kindes gemacht, die tonnte er nicht vergessen. Frau Elly, in einem Anfall von sinnloser Wut und eifersüchtiger Raserei, hatte die ver rückte Behauptung ausgestellt, Gesina habe Klaus in den Leich gestoben, weil sie sich in RembertS Angen mit einem heldenmütigen Nimbus zu umgeben wünschte - daß Rem bert den Schlntzeffekt des Dramas mit angesehen und han delnd eingegriffen, habe den Reiz der Situation noch erhöht. „Gleichviel," versetzte Gesina — „die Fran, welche Ihnen Ihren Sohn geschenkt, dürfen Sie nicht hintergehen. O Gott, schon die Gedankensüude ist «in Verbrechen." „Nein — eine Wohltat," ries er leidenschaftlich, „ein seeli scher AnSruhen bet dem Gedanken: Du liebst dieses Mäd chen, welches Dich in allem versteht, das eins mit Dir ist in jeder Empfindung — und allen weltlichen Begriffen zum Trotz, werde ich Sie mir erringen, Gesina." Das zarte Rot, welches Gesina» Wangen bedeckte, ver schwand, sie wurde blaß bis in die Lippen — das starke Ge fühl für Rembert wallte mächtig in ihr auf, «S trug sie gleichsam wie auf Engelsfittichen weit über alle irdische Qual hinaus — über Siechtum und Seelenleid. Alles war auSge- löscht durch die selige Gewißheit, daß Rembert sie liebte — da» grenzenlose Gluck, welches sie sich erträumt — nun war es da — sie verlangte nichts mehr, sie glaubte, den Gipfel ihrer Erdenglücks erreicht zu haben. ES war mehr als jener LlltagSglück, «S war etwas Erhebende- und Reines, eS war nicht Sünde, Rembert hatte Recht, denn sie, Gesina, raubte seiner Frau ja nichts. — Rembert» Herz, das Frau Elly nie mals bekessen, witrde ihr gehören für alle Zeit uno alle Ewigkeit. So einschlafen zu dürfen, mit dem Gefühl, daß RembertS Auge voll heißer Liebe auf ihr ruht, mit dem Be wußtsein, daß ihre Seelen ineinander schmelzen. Die Kräfte der kaum vom Fieber Genesenen vermochten die heftige GemütSbewegmig nicht zu ertragen. Vor Gest- naS Augen begann eS zu flimmern — sie tastete unsicher mit der Rechten in die Luft, als suche sie ^iach einem Halt — dann schwanden plötzlich ihre Sinne. IS. Kapitel. Die Herbststürme hielten ihren brausenden Einzug. Der Himmel hüllte sich in eivigeS Grau — die Kartöffelanfnahme steckte oft tagelang, weil die Felder verregnet wäret«, und als Mitte Oktober über Nacht starker Frost emtrat, da drückte der selbe der sterbenden Natur den ersten winterlichen Stempel auf. An einem besonders unfreundlichen Lage schlenderte Benno Senden durch seine Wirtschaft. Er kümmerte sich mehr denn je uni dieselbe und begrüßte Vie vermehrte Arbeitslast als eine Erleichterung. Er trug schwer unter dem Unglück, das über Gesina heremgebrochen. Sie, so jung, so reizend und des Gebrauch- ihrer Füße beraubt, zum regungslosen Daliegen verdammt. Benno, dieser allem Idealismus so abholde Mann, las in GestnaS Herzen wie in einem anfgeschlagenen Buch. Seine Liebe zu ihr hatte nicht» Leidenschaftliche» mehr an sich, er war sich dessen vollkommen bewußt, daß sein Hoffen aussichtslos. Gesina verschmähte da« farblose Alltag»glttck an seiner Seite; sie hatte es gegen ein Siechtum eingetanscht, dein sie etwas Ideales abgewonnen. Außer Benno ahnte niemand, daß Gesina die Kraft, ihr Leiden so ruhig zu tragen, aus den» Bewußtsein schöpfte, daß Rembert sie liebte. — Haldburg stand bereit» seit vielen Wochen verödet, die Fensterladen des Herrenhauses waren geschlossen — denn Rem bert mit Frau und Kind waren Ende September auf nnbe- stimmte Zeit in» Ausland abgereist, wodurch Frau EllyS sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen. Sie wußte na türlich nicht, daß Rembert sich aus Gesinas Bitte plötzlich zu dieser Reise entschlossen. Gesina lag daran, jetzt von Rembert getrennt zu sein. Sie hatte ihn seit jener Aussprache, an deren Schluß sie ohnmächtig geworden, nicht wiedergesehen — ein paar Zei- (Zweiter Tag.) Zur Beratung stehen drei Resolutionen der Budgetkbm- mission. Die erste ersucht am Maßnahmen, durch die der Zu- gangzum diplomatischen Dienst dem Befähigst«», ohne Rücksicht aus ihre Bermögensverhäitnisse, ermöglicht wird. Die zweite fordert eine Denkschrift über den Ausbau des Orientalischen Seminars zu einer deutschen Auslandshochschule. Die dritte verlangt eine Denkschrift über die deutschen Schulen im Ausland. Staatssekretär des Aeußern v. Jagow nimmt Stellung zu dem Zwischenfall in Staxh. Sollten sich die Pressenachrichtcn in vollem Umfang ebestätigen- so würde ich die Borkommnisie al» höchst bedauerlich bezeichnen. (Lebhafte Zustimmung.) Es wäre damit ein trauriger Be weis dafür erbracht, wie sehr das Treiben der Chauvinisten Bedenken erregen muß. Unser Botschafter in Paris hat die Anweisung erhalten, die französische Regierung um Aufklärung zu ersuchen und, falls die Nachrichten sich als richtig er- weisen, Vorstellungen wegen des mangelhaften Schutzes der Deutschen in Frankreich zu erheben. (Beifall.) Ter Staats sekretär äußert sich dann zu der Frage der Reform de« diplomatische« Dienste«. Mr lind Reformen nicht abgeneigt und werden di« Wünsche der Budgetkommtssion sorgfältig prüfen. Der Gedanke der Re solution, die Befähigsten zum diplomatischen Dienste heran zuziehen, ohne Rücksicht auf ihre BermögenSverhältnifse, ist mir gewiß sympathisch. Aber bei den teuren LebenSoerhält- nissen der meisten diplomatischen Posten, die ja ausschließlich .in Großstädten liegen, wird es auch in Zukunft kaum möglich sein, daß die Diplomaten ganz ohne eigene Mittel auskommen. Oder sie müßten so hohe Gehälter erhalten, daß diese in krassem Widerspruch zu den übrigen Beamtengehältern und zu den Gehältern der Diplomaten anderer Länder stünden. Ten Vorwurf, daß für den Zugang zum diplomatischen Dienst Pro tektion unerläßlich ist, weise ich entschieden zurück. (Lachen der Soz.). Ich mache einen Unterschied zwischen Protektion und Empfehlung. (Sehr richtig! rechts.) ES wird allerdings im diplomatischen Dienst niemand angestellt, der nicht emp- sohlcn ist, und über den nicht Erkundigungen eingezogen sind. Das ungünstige Urteil, das hier vielfach über unsere Diplomaten gefällt wird, wird im Auslande nicht geteilt. (Sehr richtig! rechts.) Ein Uebermaß einseitiger Kritik erhöht die Arbeits freudigkeit unserer Beamten im Ausland« nicht. An der Aus bildung unseres Nachwuchses im diplomatischen Dienst arbeiten Wir fleißig. Wir haben wissenschaftliche Kurse im Auswärtig«« Amt eiilgeführt. Sie sind für alle Anwärter des diplomatischen und lonsulatorischen Dienstes obligatorisch. Die jungen Di plomaten müssen alljährlich eine größere handelspolitische Ar beit einreichen. Auch bei der Besetzung der höheren Stellen werden handelspolitische Kenntnisse gefordert. Der An schauung, daß die konsularische Vorbereitmrg auch für alle diplomatischen Missionen genügen muß, stimme ich nicht zu. Eine vollständige Verschmelzung des diplomatischen und kon sularischen Vorbereitungsdienstes ist nicht zweckmäßig. Alle Wünsche tverden geprüft. Mängel sollen abgestellt werden. Aber eine bloße Aenderung ist nicht immer eine Verbesserung. (Bei fall rechts.) Abg. Dr. Oertek (k.): Dem Staatssekretär v. Kiderlen rufe ich ein Wort wehmütiger Anerkennung nach. Wir hoffen, daß sein Nachfolger dieselben Wege wandelt. Wir können ihm zu seinen Ausführungen in fast allen Punkten zustimmen. Der Resolution zur Neugestaltung des diplomatischen Dienstes stimmen wir zu. Aber wie soll man immer den Befähigst«» heraussinden? Wenn man jetzt di« Arm«! ehemaliger Diplomaten i« de» Presse liest, so wundert man sich, daß man solche prominenten Per sönlichkeiten von erstaunlicher Flugweite der Gedanken nicht halten konnte. (Heiterkeit.) Nach dem Ausbruch des Balkan krieges hat Deutschland die richtige Politik gemacht. Tas ivrecüe ich nameu» meiner Freunde ausdrücklich aus. Bom Kriege selbst sind wir alle überrascht worden, nicht nur die Diplomaten. Wir ermangeln alle veS diplomatischen Ruhms. (Heiterkeit.) Ueber Montenegro muß man sich vorsichtig aussprechen, lvenn man nicht die Glocke deS Präsidenten in Bewegung setzen will. Der „Vorwärts" meldet, daß der Präsident, weil er den König Nikita mit einem Ordnungsruf geschützt hat, eine« hohen mon tenegrinischen Orden erhalten hat. (Heiterkeit ) Rnmstnie» Ist d«e »ernSftiÄst« Battanstnnl. Mr sollten uns in seine inneren Angelegenheiten, besonders in die Judensrage, nicht mischen. An keinem Punkte der Welt dürfen wir uns unsere Zukunftsmöglichkeiten verbauen lassen. Wenn wir eine Desperadopolitik treiben wollten, wie die So zialdemokraten . . . (Abg. Vogtherr (Soz): Dummes Zeug» Präsident Dr. Kaempf rüst den Abg. Bogtherr zur Ord nung.) Ich weiß nicht, ob der Ordnungsruf nicht zu streng war (Der Präsident verbittet sich diese Kritik.) Frankreich muß sich mit den Ergebnissen des Krieges von 1870/71 ab finden. Wir wünschen eine amtliche Ausklärung über die Fahrt des ZcppelinluftschisfeS nach LunSville. Ueber das französische Verhalten in Nancy inuß einem das Blut in die Wangen steigen. Wer den Frieden sichern will, der muß nicht nur für eine tüchtige Diplomatie sorgen, sondern auch für eine schlagfertige und daher siegessichere Wehrmacht. (Beifall rechts.) Abg. Ledebour (Soz): Sind oie Vorgänge in Nancy richtig geschildert, dann muß die Regierung für aü gemessene Sühne sorgen. Der französische Chauvinismus ist nur die Folge des deutschen. Die Folge der Aeeresvermehruug konnte nicht nur ein Blinder mit dem Stock fühlen, sondern sogar ein deutscher Diplomat merken. (Ter Präsident rügt diese Art der Kritik.) Der Magdeburger Fall ist das Tollste, tvaS man seit langem erlebt hat. Ob Herr v. Dallwitz der Schuldige ist, weiß man noch nicht. Dahinter , können noch viel langbeinigere Hintermänner stehen. (Heiterkeit.) In der Beurteilung des auswärtigen Dienstes bin ich in der ange nehmen Lage, mich mit den bürgerlichen Parteien in Ueber- cinstimmung zu befinden: Ter auswärtige Dienst ist recht man gelhaft! (Helterkeit.) Leider entscheidet über die Besetzung der höheren Staatsstellen ein Mann, der dem wirklichen Leben fremd ist, wie der Fall Sohst gelehrt hat; und der nicht dasjenige Maß der Kritik auswenden kann, das ihn vor den Jntriguen seiner Ratgeber schützt. Es ist die höchste Zeit, daß mit diesem System aufgeräumt wird. (Präsident Kaempf: Ich halte diese Kritik des Kaisers für unzulässig und bitte Sie, darin nicht fortzufahren. Schon die bisherigen Aeußcrungen würden einen Ordnungsruf erforderlich machen. Ich will aber in diesem Augenblick nicht darauf zurückkommen.) Der Redner spricht sich dann gegen eine deutsche Eroberungspolitik kn Asien aus. Der Zar und seine Helfershelfer haben in Bulgarien die ungeheuerlichsten Verbreche» angezettelt, um jeoe Selbständigkeit Bulgariens zu verhindern. (Der Redner toird zur Ordnung gerufen.) Wir dürfen nicht jede Torheit, die Oesterreich macht, unterstützen. Präsident Dr. Kaempf ruft den Abg. Ledebour wegen der schweren Beleidigungen des deutschen Kaisers bei der Be sprechung des Falles Sohst zur Ordnung. Staatssekretär v. Jagow weist die Ledebourschen An- griffe gegen den russischen Zaren zurück. ; < Präsident Dr. Kaempf erwidert- daß er den Abg. Lede bour wegen dieser Aeußcrungen bereits zur Ordnung gerufen habe. Diese Sache sei also für den Reichstag «erledigt. Abg. Prinz zu Schön aich-Carolath (nl.) verlangt einen amtlichen Bericht über die Landung des Zeppelins in LunSville. Die Führer deS Luftschiffes waren nicht sehr ge schickt. Sie mußten wissen, daß die Landung in Frankreich große Erregung Hervorrufen mußte. Der Redner bedauert dann leb haft die Vorgänge in Nancy. Der Chauvinismus ft» Frankreich ist wieder in bedauerlicher Weise angefacht. In Deutschland würde so etwas französischen Reisenden nicht passieren. Der einzige Balkanstaat, der sich als Freund Deutschlands bewährt hat, ist Rumänien. Es ist tzin Gebot der Klugheit, die rumänischen Wünsche zu unterstützen. Für eine Verständigung mit Ena- kand sind wir stets eingetreten. (Beifall.) «.'^7... Mi«dB Sn iri«»», " «ettt»erftratze 20. I len von »hr, mühsam mit zitternder Hand hingemalt, hat- ! ten ihn angefleht, bis auf weitere» dem Verlangen seiner ! Fran nachzngeben, und Esthsand zu verlassen. Er sei di« ' für alle Teile daS beste. Das hatte denn auch Rembert ein» i gesehen. Von seiner Frau ließ sich eben all« erwarten,'die ! Dienstboten trugen Schilderungen der Szenen, die st« ihm - jetzt auch vor Zeugen bereitete, in der Nachbarschaft hemm ; — es war richtiger, durch eine schleunige Abreise allem mü ßigen Gerede ein Ende zu machen. Er nahm keinen Abschied von Gesina, aber er sandte ihr seinen Sohn, der die Händ chen voller Rosen, es waren wieder dunkeltote, diesmal aber keine Haldburgschen, sondern für teures Geld aus Rbväl be- , zogen« — bei seiner Lebensretterin eintrat. Und Gesina küßte ! Vas Kind, welches sich zutraulich an Ne schmiegte. In ihren ! Angen schimmerte es feucht, als der Kleine wichtig die ihm ! anfgetragene Botschaft ansrichtete: „Mein Papa läßt Dich ' grüben." Sie streichelt« immer wieder das blonde Köpfchen. , ES waren ja RembertS Augen, welche sie auS dem Kinderge- ! sicht anschanlen — und Ne brauchte ihren Blick ntchsvöe densel ben niedekzitschlagen, sie wollte ehrlich kämpfen, um sich end lich zn dem Gefühl ruhiger Freundschaft durchzstringen. ' Benno ahnte den Kampf, in dein sie lag. Jahre des Ledens hätte er daran» gegeben, wenn er die arme Gelähmt« in sein Hans hätte tragen dürfen, sie al» seine Frau pflegen und behüte«», ihr jeden Stein aus dem Wege räumen, bi-ssie verstehen gelernt hätte, welch einen Segen .das Alltagsglück mit sich bringt; denn kommt seine Wärme vielleicht auch nur derjenigen des Oktobersonnenscheins gleich, so ist tS doch beständig nnd zuverlässig. Aber Gesina bohrte sich förmlich in dis Glücksidee, weiche jetzt Besitz von ihrem Seelenleben ergriffen, hinein. Gott hatte sie dazu au»ers«hen, Rem-eetS Sohn zn retten, sie begehrte nicht» mehr vom Leben. Es lag so viel Idealismus, und Schwärmerei in dieser Auffassung, datz Benno da» volle Verständnis dafür man- gelle. Allein Gesina» Opfermut rührte ihn- Während er die Sendenhof'sche Meierei einer Musterung unterzog, dachte er unablässig an Gesina, wie schmal ihr Gesicht geworden, m»d ob sie jemals den Gebrauch ihrer Füße wieder erlang«!» würde? Nachdem er seine WirtschaftSinkpektiou beendet, ent schloß er sich, zum Abend nach WerreSfer-u sahrah mn stch nach GestnaS Befinden zu erkundigen 207,20 «lbg. Dr. Müller- Meiningen ^Lp.) bedauert de« Zwischenfall in Nancy. Der Magdeburger Fall beweist wieder die KmotzfichtiGleit den dmttfehms MmimmEmrtist» Die deutsche Diplomatie war in China und auch auf dem Balkan zur rechten Zeit nicht vertreten. ES mich e»y vollständiger Systemwechsct vorgenommen tverden im Sinne der Vernunft und des Rechts. UnterstaatSsekretär Zimmermann wendet sich erregt gegen die Kritik des Vorredners. In der Frage der «tt- erkennung der chinesischen Republik wird rasche Arbeit geleistet werden, sobald die Präsidentensrage erledigt ist. Die Beamten können nicht immer auf dem Posten sein, sie sind auch Menschen und brauchen Urlaub und Erholung. DaS sollte auch Herrn Tr. Müller-Meiningen einleuchten. Unsere Berichterstattung aus China ist gut, jedenfalls viel besser als die Berichterstattung des Herrn Dr. Müller-Meiningen, die auf «latsch «»d Tratsch aufgebaut ist. (Große Unruhe.) Vizepräsident Dr. Paasche: Dieser Vorwurf ist wohl nicht an» Platze, gegenüber Abgeordneten, die gewissenhaft ihre Pflicht tun. (Beifall links.) Unterstaatssekretär Zimmermann: Ich weiß nicht, ob eine derartige Kritik deS Präsidenten gegenüber einem Bundes« ratsbevollmächtigtcn zulässig ist. (Lebhafte Unruhe.) ... Vizepräsident Dr. Pansche: Ich habe keine Kritik ge übt, sondern nur den Wunsch ausgesprochen, nicht in derartigen Ausdrücken gegen Abgeordnete vorzugehcn. (Beifall links.) Abg. Herzog (W. Vgg.): In die Judenfrage in Ru mänien sollten wir uns nicht mischen, um so weniger, da Ru mänien ein Freund Deutschlands ist, und wir Haden nicht soviel Freunde in der Welt. Abg. Dr. Pfeiffer (Z.) verlangt ein Weißbuch über die Landung deS Zeppelin in Lunsvillc. Für die deutschen Schulen im AuSlande müssen mehr Mittel aufgewendet werden. UnterstaatSsekretär Zimmermann erklärt gegenüber bene Abg. Tr. Müller-Meiningen, daß er die gewissenhafte Prüfnng der diesem zugcgangcnen Informationen nicht habe bezweifeln wollen. Er habe nur den objektiven Wert dieser Informationen kritisieren wollen. In Tibet und in der Mongolei wöllen wir unserem Handel die offene Tür bewahren. Abg. Tr. Paasche (nl.): Bei unseren diplomatische« Ver tretungen sollen wir nicht sparen. Es ist ein Teil unserer Rüstung, und unsere Stellung im Auslande hängt wesentlich davon ab. Sie nützt uns manchmal mehr alS ganze Reihen pön Regimentern und Bataillonen. Ui sere Zukunft liegt auf dem Wasser und über dem Wasser. Wie schon Frhr. v. Richthofen auS- gcfnhrt hat, muß die Vorbildung der Diplomaten und Konsuln auf die gleiche Basis gestellt werde::, damit ein breiter Unter bau geschaffen wird. Tann werden wir auch für die diplomatische und konsularische Karriere in China und anderswo Leute her- anzicheu, die an Ort und Stelle die Slewohnheite» deS Volkes l-nnen lernen und Beziehungen zu ihnen mitbringen. .Den Beamten unserer Missionen sollte ein Heimaturlaub bewilligt tverden. Wir wollen keinen Landerwerb in China, aber einen kommerziellen Wettbewerb rnit den anderen Mächten. Staatssekretär v. Jagow tvahrt sich nochmals daS Recht gegen Aeußcrungen auszutrcteu, die er im Interesse der aus wärtigen Politik nicht für schicklich erachte. Abg. Weill (Loz.) bestreitet, daß in Frankreich eit» aichet- getvöhnlicher Chauvini".nnS herrsche. . - Abg. Ahlhorn (Np.) weist darauf hin,, daß« die deutsche« Interessen in Marokko von der französischen Regierung nicht genügend berücksichtigt werden. Nach weiteren Reden der Abgg. Dr. SP ahn (Z.) und Dove (Vp.) erllärt Abg. Tr. Müller-Meiningen (BP), daß' er sich das Recht nicht nehmen lasse, an RegierungsmaLuMnty Kritik zu über». Mittwoch, 1 Uhr: Weiterberatung.. ' Schluß 6»/-Uh^