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Frühiahrskatarrhe. von Dr. Han« Fröhlich. Nachdruck »«boten. Da» Frühjahr nimmt in der Krankheit-- und Sterbe- stattstik eine nicht unbedeutende Rolle ein. Namentlich den Lungenkranken wird e» sehr verhängnisvoll. Auch gesunde Menschen sMen int Frühjahr eine Erschlaffung wtd Ermattung. Sie sind weniger widerstandsfähig gegen die Unbilden der Witterung. Allenthalben hört man Nie sen und Husten. Dte Frühjahrskabarrhe erstrecken sich hauptsächlich auf Nase, Halitz Lunge, Augen. „Frühjahrs katarrh der Augen" wird in der Heilkunde eine heftige Entzündung und Schletmkbsonderung dieser Organe ge nannt, welche durch Erkältung, durch Straßenstaub und Mnd hervorgerufen wird. Wahl finden alle Katarrhe Ueberwachung und ent sprechende Behandlung bei kleinen Kindern, bei Grei sen und bei Schwächlingen, Doch wer denkt an die sorg fältige Behandlung eineSs Schnupfens, eine- Hals- oder BronchialkatarrheS bet tinent sonst gesunden, kräftigen Menschen, wenn der Ausbruch nicht allzu heftig ist? Niesen, mäßiger Husten oder selbst Heiserkeit evschetnen eben nur lästig,, nicht aber Wetter schttnttm ES soll nun ketneÄvegS einer Verweichlichung oder Wehleidigkeit daN Wort geredet werden^ Aber Man muß sich nicht ab härten wollen, wenn man krank, sondern wenn man gesund ist. Kleine Ursachen, große Wirkungen I Sehr viele schwere Krankheiten, wohl sogar die meisten, haben mit einxr einfachen Erkältung, mit einem scheinbar unbe deutenden Katarrh angefangen. Eine katarrhalisch ent zündete und verletzte Schleimhaut bildet für alle Krank heitserreger, für Bakterien und Bazillen, einen gün stigen AnsiedelungSboden, eine gute Eingangspforte in die Mut- und LyüchhbahN, während eine ganz gesunde Haut sie nicht in den Körper eindringen läßt. Des halb ist esl Durchaus nötig, auch einen einfachen Ka tarrh nicht zu vernachlässigen, sondern sofort bei seinem Ausbruch eine zweckentsprechende Behandlung einzulei ten, Leider besitzen wir kein Mittel, Ums di« Anschwel lung, Entzündung und gesteigerte Schleimabsvnberung der erkrankten Schleimhaut zur Norm zurückzuführen. Diese Leistung, d. h. die eigentliche Heilung deSs erkrank ten GewebeS, bewerkstelligt di« Natur, Tie Menschliche Kunst kann nur lästige und schmerzhafte Erscheinungen Mildern, die Schädlichkeiten fernhalten. Erfolgt diese Fürsorge in genügender Weise, kaM der natürliche Hei- lungSprozeß ungeheMmtl vor sich gehen, so tritt eine vollkommene Rückkehr in den normalen Zustand ein, das betreffende Gewebe wird so widerstandsfähig und ge sund wie vor deM Katarrh, Fehlt aber die erforder lich« Behandlung, so kann der Katarrh schließlich zwar doch heilen, aber es bleibt eine Empfindlichkeit der Ge webe (Disposition zur Erkrankung), deren weitere Folge leichte und häufige Erneuerung der Katarrhe ist, auch wenn jetzt nur ganz geringe Schädlichkeiten „(der ge ringste Zug)" einwirken, die früher ohne alle Spur vor übergegangen wären. Durch Vernachlässigung kann der Katarrh aber auch in einen chronischen übergehen. Ein solcher widersteht außerordentlich hartnäckig jeder Be handlung; ja Man kann sogar sagen: Veraltete Ka tarrhe sind eigentlich nie ganz ausheilbar, denn die krankhaften Gewebsveränderungen werken nie mehr ganz normal. Mögen auch längere Zett alle Beschwerden schwinden: der geringste Luftzug, die kleinste Unvorsich tigkeit ruft iMmer wieder einen Katarrh desselben Or ganes hervor. Diese Tatsache ist allbekannt, und man hört daher ost Aussprüche wie: „Bei mir wirft sich jede Erkältung auf den Hals", oder: ,MiM geringsten Durch zug bekomMe ich Schnupfen". Vernachlässigte Katarrhe können auch zu sogenannten katarrhalischen Geschwüren führen Andauernde Lungenkatarrhe mindern entweder die Elastizität der Lunge oder ziehen noch häufiger chro nisch entzündliche Zustände nach sich, die dien Anfang zur Schwindsucht bilden Deshalb Mutz jeder Katarrh, auch der leichteste, voM ersten Tage an sorgfältig be handelt werden. Darunter ist besonders die Möglichst gewissenhafte Fernhaltung aller Schädlichkeiten zu ver stehen, welche den natürlichen Heilungsprozeß beeinträch tigen können. Ties find bei den Frühjahrskatarrhen au Augen, Nase, HalS und Lunge: Schroffer Temperatur wechsel, Wind, Staub, unreine AiMmerluft, Rauch. Zeigen sich die ersten Anzeichen dessi Katarrhs, so gelingt es meist durch heftiges Schwitzen, seinen wei teren Ausbruch zu verhüten. Man legt sich in das durch heiße Kruken erwärmte Bett, trinkt mehrere Tassen hei ßen Tee und schwitzt bei etwas geöffnetem Fenster in reiner, frischer Luft Mindestens zwei Stunden lang. „Verhüten von Krankheiten ist leichter alS heilen". Tos' bewahrheitet sich namentlich bei den Kätarrhen. Man ist an schönen FrühjahrStiagen leicht geneigt, in der Kleidung schön den DoMmer zu machen, TaS ist höchst verhängnisvoll. Mit Freuden wirst Man beim ersten Sonnenschein die warnte Unterkleidung ab. Rad ler und Fußgänger kehren sich nicW an die launische und wetterwendisch« Jahreszeit, sondern setzen sich von der körperlichen Anstrengung „in Schweiß gebadet", in den kühlen WirtShausgarten. Dort sieht Man Damen in leichten Lommerkiostümen, Herren ohne jeden überzieher lichen Schutz, Kinder mit nackten Knieen und Waden. Wer genügend abgehärtet und daran gewöhnt ist. Mag dies tun; andere aber können sich einen ganz gehörigen Katarrh holen, der, wie wir gesehen haben, in seinen Folgen keineswegs ungefährlich ist.! Schon vor ISO Jahren mahnte Prvfesfor Dr. Triller: Nicht gleich in ersten Frühlingstagen Söll man zu leichte Kleider tragen, Zumal wenn Wetter, Lust und Mndj Nvch «We, Mr? und stürmisch sind. GS werden Fluß und andere Fiebe»- Durch diesen Wechsel ost erregt, Trum rat' ich, daß alsdann man lieber Noch etwas dicke Kleidung trägt. vermischte» Ein furchtbarer Schrecken ist dem Marseiller Frauen in den letzten Wochen eingejagt worden. Eine ganze Bande von Ohrringräubern inacht die Stadt un sicher, und die Verbrecher begnügen sich nichts damit, den Frauen die Ringe abzunehmen, sondern sie schneiden ihnen beim geringsten Widerstand buchstäblich die Ohrläppchen ab. Ter erste Fall dieser brutalen Beraubung ereignete sich an einer einsamen Schelle deS Quai du Vieux Port, wo ein Mann einer von der Arbeit heimkehrenden Frau befahl, ihre goldenen Ohrringe ihm einzuhändigen. Sie weigerte sich und versuchte um Hilfe zu schreien, aber plötzlich empfand sie einen furchtbaren Schmerz und fiel besinnungslos zu Boden. Als man sie aufhvb, fand man, daß das Läppchen ihres linken Ohres ntit einem Rasier messer abgeschnitten war und natürlich der Ohrring mit. Seitdem sind eine ganze Reihe solcher Verbrechen vorge- voMmen. Sie nehmen immer Len gleichen Verlauf. Ein gutgekleideter Fremder nähert sich auf einer einsamen Straße einer TaMe, di« wertvolle Ohrringe trägt, tritt an sie heran, lüstet seinen Hut und sagt höflich: „Bitte geben Sie mir Ihre Ohrringe!" Leistet die Dame keinen Widerstand, so steckt der Marin ruhig die Ohrringe ein und verschwindet; aber wenn sie sich weigert öder schreit, zieht er blitzschnell ein kleines,Rasiermesser, und das Ohr oder Ohrläppchen ist sogleich lösgetrennt. In einem Fall wur den sogar einer Frau beide Ohren abgeschnittcn. Eine panische Angst hat sich nun diesen schrecklichen Anfällen gegenüber der Frauen bemächtigt und bei vielen hat be reits die Furcht über die Eitelkeit gesiegt, sodaß sie keine Ohrringe Mehr tragen. Der Petroleu MvmnibuA Der Ingenieur Beaumont hat vor dem Institut der Maschineningenieure in London einen Vortrag über MotovoMnibusse mit Pe- trvleumbetrieb gehalten, dessen Inhalt eine deutliche Vorstellung davon gib?, mit welcher reißenden Geschwin digkeit sich der MvtorvMnibus' aus dem Stadium des Experiments zu einer ausgedehnten praktischen Wich tigkeit entwickelt hat. BeauMont äußerte selbst die Ueber- zeugung, daß kein Beispiel lehrreicher sein könne, als die Anpassung des PetrvleuMmvtors von hoher Ge schwindigkeit, starker Kraft und geringem'Gewicht an die schwere Arbüt, die der Betrieb eines OMnibuS auf den gewöhnlichen Straßen beansprucht., ES sind kauM vier Jahre vergangen, seit der erste MotovoMnibuS dieser Art in England einen regelmäßigen Dienst aufnahm, und in den letzten Heiden Jahren hat sich die Zahl diese« Fahrzeuge in London bereiM auf 80V gesteigert, die etwa 18b Millionen Fahrgäste befördern und 150 bis 200 Kilometer täglich oder 50- bis 65000 Kilometer jährlich zurücklegen. Aeußerlich sehen diese Gefährte alle ziemlich gleich aus, aber in den Einzelheiten des Me chanismus und in der Bauart dos Untergestells bestehen große Unterschiede, und vorläufig läßt sich die Zeit noch nicht absehen, in der eine einheitliche Konstruk tion dafür vereinbart werden wird. Tie stark« Benutzung der MvtsrvMnibusse hat den Vorteil gewährt, eine große Erfahruyg innerhalb kurzer Zeit zusammen zu bringen, ist aber auch recht kostspielig gewesen. Da diese Er fahrungen in England älter und daher reichlicher sind alS in anderen Ländern, -ist das Urteil von Beaumont wichtig, wonach doch noch sehr eingehende Versuche sei tens der Ingenieure nötig sein werden, uM den Motor- vmnibuS zu einem wirklich scharfen Konkurrenten des gewöhnlichen Omnibus zu machen, namentlich auch durch Verminderung dess Gewichts und des Verbrauchs an Brennstoff und der Abnutzung: Die gezähmte Claque. Man schreibt den W. N. N.: Im Hotel zur Post in Berchtesgaden hatten die Honorationen des Ortes eure Liobhaberbühne begründet, die am 4. Februar mit einem dreiaktigen Schwank „Tie treue Liebe" aus der Feder eines ungenannten Mitbür gers debütierte und drei Kunstmaler für die dekorative Ausstattung deS Schwankes benötigte. Ferne sei eS uns, über daN Stück oder über Darstellerinnen und Darsteller zu urteilen! Uns interessiert lediglich und ungemein ein Passus auf deM Theaterzettel: „An das P- P- Publikum! Die lieben DaMen werden ersucht, ihre verehrlichen Hüte abzunehmen. TaS P. P. PublikuM wird gebeten, sich bezüglich der Beifallsbezeigung der Bühnenleitung gütigst anzuver trauen iytd a) beim Erscheinen einer blauen Fahne — zu klatsch«»; b) heim Erscheinen einer roten Fahne — seiner Bewunderung Ausdruck zu verleihen". Nein, e8 hatte kein Spaßvogel die seltsam^ Rand bemerkung befohlen; es war den Darstellern bitter ernst Mit der Sache, Und hinter der Rampe hatte man einen Mann postiert, der jedesmal eine blaue Fahne in das szenisch« Bild hob, wenn ein Witzwort gefallen war. Und siehe da: augenblicklich brachen die Theatergäste in Heiterkeit und lebhaften Beifall aus. Wenn aber eine der weiblichen Darstellerinnen die Bühne betrat, um einem sentimentalen Momente Ausdruck zu verleihen, schob der Mann an der Rampe eine rote Fahne vor und ganz BerchteSgaden erstarb in Bewunderung. Tos klappte wie nach langen claque-technischen Exerzitien. Nur pas sierte eS dem Fahuenschwinger manchmal, daß er einen Witz mit der blauen Fahne notierte, der — noch nicht gefallen war. Aber das" Publikum vertraute sich auch in solchen schwierigen Fällen der Bühnenleitpng an und lachte und applaudierte. Wieder wurde, wie gestern unter „Telegramme" schon kurz gemeldet, ein Munitionslager in Eng land entdeckt. AuS Newcastle wird nach London telegra phiert, daß vorgestern abend ein Patronenlager von der Polizei im Zimmer eines Flickschneiders nainenS Hogarth entdeckt wurde, und zwar 25000 Patronen zu Mauser pistolen und 6500 Gewehrpatronen, System Mauser. Hv- garth wurde verhaftet und erklärte, ein Ausländer, der seit voriger Woche nicht mehr gesehen wurde und der ein Zimmer über ihm bclvohnte, habe ihm die Kisten zur Auf bewahrung übergeben, ohne daß er etwass von dem In halt gewußt habe. Tie Behälter waren mit der Aufschrift „Nägel" und „Farbe" versehen, wie die in Sunderland ge- fUndenen, und die Patronen trugen die gleiche Fabrik marke. Der Ausländer, der offenbar ein Kommissions agent gewesen sei, habe in voriger Woche mehrere Kisten fortgeschafft. Die Polizei sand in seinem Zimmer noch 200 Mauserpistolenpatronen und 1000 Gewehrtcile. Tie gefundenen Sachen füllten einen Kohlenwagen. Tie Po lizei glaubt^, daß sie nur einen kleinen Teil der nach New castle geschmuggelten Mrrnition bilden; sie fand auch einen deutschen Frachtbrief für Staatöpatronen. Internationale Ballonfahrten. Bet den im kommenden Dvnttner geplanten, groß angelegten, wis senschaftlichen Ballonfahrten wird es sich auch darum handeln, die Luftströmungen über den ALeeren nach wis senschaftlicher Methode zu untersuchen. Zu diesem Zweck wird sich Hauptmann Hildebrandt ans Berlin als Mit glied der aeronautischen Kommission für wissenschaftliche Luftschiffahrt im Juni nach der Insel Island begeben, uM von hier aus vermittels eines eigens für diesen Zweck gecharterten TampferS seine Untersuchungen anzustellen. Tie Erforschung der Atmosphäre wird svtvohl vom Ballon auS, wie auch durch Drachen-Aufstiege erfolgen. Wetterwarte. Barometerstand MItgctellt Win R. Nathan, Optiker. Mittag« 12 Uhr. Sehr trocken 770 Beständig sch.^oo Schön Wetter Veränderlich 75g Regen (Wind) Viel Regen 740 Sturm 730 S t» « <r> Sport. * Dresden, 10. April. Das Hauptereignis des nächsten Dresdner Renntages am kommenden Sonntag, den 14. April bildet dar „Ehrenpreis-Handicap" (Ehren preis und 7000 M.), welches in der Gunst der deutschen Sportkräfte sich immer mehr befestigt hat und mit der Zett ein Rennen geworden ist, daS nicht erst in der Stunde der Entscheidung, sondern schon längere Zeit vorher will kommenen Gesprächsstoff abgibt. Auch die weiteren zum AuStrag kommenden 5 Rennen werden größere Felder bringen, sodaß für den dritten diesjährigen Renntag guter Sport in Aussicht steht Versicherungswesen. Magdeburger Lebe«- - Versichern«-- s Gesellschaft. In der Lebensversicherung waren im Jahre 1906 zu erledigen 7678 Anträge über Mark 34 454 596 Der- sicherungSsumme. Ausgesertigt wurden 6515 Policen über Mark 29 045 896. Der reine Zuwachs des VerstcherungS- bestandeS betrug infolgedessen 2578 Policen über Mark 16274 528,50, sodaß letzterer sich Ende 1906 auf 84 383 Policen über Mark 268 272 776,50 Versicherungssumme belief. — In der Unfallversicherung erhöhte sich die Prämien - Einnahme auf ca. Mark 932 000 und der DersicherungSbestand auf 29 395 Versicherungen über rund 145 Millionen Mark auf den Todesfall, 318 Millionen Mark auf den InvaliditätSfall und 113 000 Mark tägliche Entschädigung für vorübergehende Erwerbsunfähigkeit. — In der Anfang 1906 neu aufgenommerea Haftpflicht versicherung bestanden Ende des Jahres 2091 Ber- sicherungen und die Prümteneinnahme betrug rund 46 000 Mark. Marktpreise -er Stadt Chemnitz am 10. April 1907. Weizen, fremde Sotten, - jächstsch«. Roggen, niederländisch sächs Roggen, preuhischer - hiesiger, > fremder, Gerste, Brau-, fremd«, - . sächsisch, » Futter- Has«, sächsisch« « preußischer - ausländischer Eibsen, Kmb- . Mahl- n. Futter- Leu Sirch, Flrgeldrusch Stroh, Maschtnrndrnsch, Langstroh Strich, Maschtnendrusch Kartoffel» Butter 10,10 Ml. biS 10,60 pro »0 Kilo 9,8) . . 10,— . . 8,93 , , 9,20 , , 8,93 , , 9,20 . 8,90 - * 9,— , , 9,05 . . 9,23 , , W — » » — , » O — W M E G B 7,35 - , 7,60 » » B 9,25 » » 9,65 » » U 9,30 . . 9,75 - , O « 0 « O I 9,75 . . 10,25 . . 8,75 » » 9,25 , , 3,30 . . 3,70 , « I 2,90 . , 3,10 - . 2,40 , . 2,70 « . I 2,10 - « 2,40 . . S,— . . 8,30 . . 2,40 - . 2,60 . . B