Volltext Seite (XML)
Z» de» »ttsntat teilt di« Neu« Badisch« L«nd»Iz»ituug folgend« Mvzelheit« mit: Ueber d«u H«r»a»g de« lliöer. falle» hat d«r Großher,o- zu sein« Umgehung g«ituß»t, dah «r ftlbst nicht «ahrgwommen hab», daß d«r Mann «in Miss«« in der Hand hatte. Der Angreifer sei auf da» Trittbrett de» Wog««» gesprung»« und hab« «ersucht, den Arohh«rzog an der Vruft »u fassen. Er -ab, dem Töter mit de« Säbelknauf einen Stoß über da» Kinn versetzt, sodaß er rücklings »am Wage« gefallen sei. Da» Vvblikvm stürzt« sich auf den Till» und wollt« an ihm Justiz üb«n, wa» dt« Polizei jedoch verhinderte. Der Verhaftete gab verwirrte Auskünfte; u. o. erkürte er, er Handl, im Auf« trag« «iver Band«, deren Namen er nicht verraten werd», er sei gedteuter Kavallerist. Er ist Tapezierer, wohut in der Schwetzinger Vorstadt, hat in den letzten Wochen nur au«, hilflweise gearbeitet und war zuletzt bet einem Mann- Heimer Tapezierer beschäftigt. Bei der ersten Vernehmung erklärt« der Täter, er sei Anarchist und hab« de« Groß- Herzog ein« Bittschrift überreichen wollen. Im Kalle der Ablehnung hab« er tätlich werden wollen. Dt« Untersuchung durch di« Staatsanwaltschaft ist eingeleitrt. Drr amtlich« Vericht über da« Attentat lautet: Gestern nachmittag 3 Uhr sprang bet der Ausfahrt au« dem Bahn. Hofe zum Rennplätze auf da» Trittbrett de« Wagen d«» EroßherzogSpaare« ein gewisser Jung, ein arbeitsloser Tapezierer au« vtteSdorf, in Mannheim wohnhaft, wurde aber durch den Großherzog zurückgestoßen und sofort ver haftet. Im Besitz de« Jung befand sich ein gewöhnliche« Taschenmesser. Jung ist Anarchist und wollte angeblich «in Attentat auf den Grobherzog ausüben. Die Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft ist etngelettel. WeMn SnIMMM in MimWtle les LnMki LMWMnir. DaS Wetter hatte in der Berichtswoche einen hoch sommerlichen und überwiegend trockenen Lharakter. An verschiedenen Gegenden vorgekommene Gewitter waren meist nur mit geringen Niederschlägen verbunden. Erst zwischen dem 30. April und dem 1. Mai gingen im Rhein gebiete stärkere Gewitterregen hernieder, die sich innerhalb der nächsten 24 Stunden bis nach Mittel deutschland fortpflanzten. Am 2. Mai war das Wetter im größeren Teile des Reiches trübe, etwas regnerisch und viel kühler als vorher, während cS im Nordosten bis zur Oder hin noch trocken, heiter und sehr warm blieb. Die für die Jahreszeit ungewöhnliche Wärme hat das Wachstum sämtlicher Pflanzen sehr gefördert und die Nachteile der Aprilfröste mehr und mehr zurücktreten lassen. Was die Weizcnsaatcn anlangt, so finden sich in den Berichten aus dem Osten sowie aus Mecklen burg und dem Königreich Sachsen vereinzelt Angaben über dünnen Stand. Das sind aber nur Ausnahmen. Im allgemeinen kann der Stand dieser Frucht als durchaus befriedigend bezeichnet werden. Demgegenüber gibt der Roggen mehrfach Anlaß zu Bemängelungen. Zwar hat das warme Wetter sich auch für seine Entwicklung als vorteilhaft erwiesen, aber nach einer großen Anzahl der eingelaufenen Berichte ist der Stand vielfach dünn geblieben und häufig wird hervorgehoben, daß die Be stockung zu wünschen übrig lasse, indem der Haupt halm zu schnell cmporschieße, während die Nebentriebe Zurückbleiben. AuSgiebige Niederschläge, namentlich für die leichten Böden, auf denen der Roggen bereits zu leiden begann, sind allgemein^ erwünscht. Auch die Sommersaaten, die meist gleichmäßig aufgegangen sind, und noch gut anssehcn, brauchen für ihr weiteres Fort kommen mehr Feuchtigkeit. Die Futterpflanzen, die in folge der Aprilfröste sehr zurückgeblieben waren, haben sich unter dem Einflüsse deS warmen Wetters sehr er holt und erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Bestel lung der Hackfrüchte ist schon ziemlich weit gediehen, viel fach bereits beendet. Die ersten Rübenpläne sind gut aufgegangen, indes droht der inzwischen hart gewor dene Boden den Aufgang der zuletzt bestellten Saaten zu behindern. § Aus aller Welt. Berlin: Ter Verein für Ferienkolonien kann in diesem Jahre 103000 Kinder gegen 100000 im Vor jahre in die Ferienkolonien ferchen. — Lübeck: Der Makler Höppner wurde wegen Unterschlagungen itt Höhe von 100000 Mark zu drei Jahre« Gefängnis verurteilt. — Newhork: Gin Rettung-dampfer, der in dem über schwemmten Mississippigebiet die auf die Dächer geflüch teten Menschen retten wollte, ist bei Clayton gegen eine Brücke gefahren und erlitt so schwere Beschädigungen, daß er sofort sank. 20 Weiße und Neger sind dabei um gekommen. — Port Said: Der deutsche Dampfer „Weißenfels" der Hanfa-Schiffahrtsgesellschaft in Bremen ist unter dem 29. Grad nördlicher Breit« und 32. Grad östlicher Länge im Golf von Suez gestrandet. Der deutsch« Dampfer „Rheinfels" ist in seiner unmittelbaren Nähe, um jederzeit Hilfe bringen -u können. Ein Schlepp dampfer ist von Suez unterwegs, um die Mederflott- rnachung des Schiffes zu versuchen. Knust und Mffeufcheft. Esperanto und die Schule. Don dem immer wachsenden Interesse der maßgebenden Schulkreise für dt« Einführung de« Esperantounterrlcht« in dt« Schul«» zeugt die ln einer ganzen Anzahl Orten Deutschland« wie de« Auslandes erfolgt« Genehmigung von zunächst privatem Ssperantounterrtcht an Schulkind» und die in verschieden rn Orten im Rahmen der Lsfeotltchrn Schulprüfungen statt gefundenen Abschlußprüfungen solcher Kurse, welch« au«. nahm«lo« recht gute Erfolge »kennen lassen. In Augsburg findet zur Zett ein befond»» Kurlu» für Lehrer patt, an de« 26 Herren leilnehmen; tm Königreich Sachsen bestehl «ine Aber 100 Mitglied« zähl«nd« „Vereinigung esperan- ttfttsch« Sehr«' al« Kachoeretuigung in» Sächsischen L«hru- verband«. Astert. "Lnitschiffahrt. Klieaerunfall. Infolge ein« plötzlichen Windstöße« stürzt« der Schweiz«» Flieger Rech auf dem Flugplatz Dübendorf au» 100 Meter Höhe ab. Er wurde schwer verletzt unter den Trümmern sein«« Flugapparate« hervorgezogrn und «nag bald darauf seinen Verletzungen. Der neueste „Zeppelin" ln Augsburg. Nach längeren erfolglosen Bemühungen ist e« dem Augsburger Fremden, »erkrhrsverein gelungen, den Grafen Zeppelin zur Entsendung eine» Luftschiffe« von Friedrichlhafen nach Augsburg »u bestimmen. Die erforderliche Teilnehmerzahl war bald erreicht und gestern früh 6 Uhr sl> Minuten stieg do« neueste Luftschiff „Dachsen" da« erst am Tage zuvor seine erste Probefahrt unternommen hatte, bei windstillem Wetter zur Fahrt nach Lugeburg auf, wo es um 8 Uhr 80 Minuten glatt auf dem großen Exerzierplatz landete. Da« Schiff ist 142 Meter lang, hat 15 Meter Durchmesser und einen Raumgehalt von 1S700 Meter. Eine nach vielen Tausenden zählend« Menschenmenge begrüßte trotz der frühen Morgenstunde da« Luftschiff begeistert. Die „Sachsen" unternahm einen */. stündigen Rundffug um die Stadt, fuhr dann in die Umgebung und stieg um 10 Uhr 10 Minuten wieder zum Rückflug« nach Friedrichshafen auf. wo das Luftschiff um 1 Uhr S Minuten nachmittags wieder in der Halle landete. Pferdestzvrt. Di« Fortsetzung de« Maimeetings de« Dresdner Rennverein« am gestrigen Sonntag bracht« trotz der großen Häufung sportlicher Ereignisse wieder sehr guten Sport. Wenn auch größtenteils schwache Felder liefen, so waren sämtliche Rennen intereffant, zum Teil in den Finish sehr spannend, da gute Kämpen am Start er schienen waren. Den Mittelpunkt de« Programm« bildete der Preis vom Altmarkt, der allerdina« nur Major Graf Wuthenau« Triglav und Herrn Schröder« Goldrock am Start sah. Sieger in dem langen Rennen wurde Leutnant Stresemann auf Ttiglav ganz knapp gegen Leutnant von Stammer. Der vo.n Herrn Schröder wegen Drängten« eingelegte Protest wurde vom Schiedsgericht verworfen. Die sich« Rennen waren mit 21015 Mark uno vier Ehrenpreisen außgestattct. Der Besuch war bei angenehmer Temperatur und schönem Wetter gut. Distanz rund 1SLv Meter. Bericht über die öffentliche Gemetnderattfitznng in Gröb« am 4. Mai ISIS. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Han«. Entschuldigt fehlten die Herren Hensel und Hilgenstock. Bor Eintritt in di« Tagesordnung erfolgt feiten« de« Herrn Gemeindeoorstand« Hans dir Einweisung de« für den au«ge< schiedenen Herrn Ortlepp neu in da« Kollegium eintretenden Ersatz mannes Herrn Burkhardt, und widmet zugleich dem ausgeschiedenen Herrn Ortlepp, welcher inzwischen auch au« dem Leben geschieden, für seine der Gemeinde geleistete uneigennützige Tätigkeit auch von dieser Stelle au« Worte de« Danke« und der Anerkennung. 1. Mitteilungen: Von der von der Amtshauptmannschaft mit dem Bezirksausschuß au«gesprochenen Genehmigung der Einbe- zirkung aus dem Ritterguts- in den Gemeindebczirk de« von der Gemeinde erworbenen Grundstückes am Gaswerk, ferner lke« von der Firma Göpfrrt L Laube an der Schulstraße bebauten und der vom Veamten-WohnungSbauvercin hinter der Zentralschule, sowie der von der Firma Heine L Co. an der Oschatzer Straße er worbenen Flurstücke wird Kenntnis genommen. Desgleichen von einem Dankschreiben des Herrn von Ältrock für die ihm zu Ehren vom Gemeinderat erfolgte Straßenbenennung. Die ihm zuteil gewordene Ehrung werde ihm ein Ansporn sem, wie bisher auch ferner dem Wohle GröbaS, da« ihm eine zweite Heimat geworden, zu dienen. — Wegen Benutzung der vom Ministerium de« Innern unterhaltenen Stiftung für Familien-Farschungen zur Anfertigung von Entwürfen für Gemeinde-Siegeln (Gemeindezeichen) soll der Rechts- und BcrfassungSauSschutz die weiteren Schritte in die Wege leiten. 2. Die durch Austritt des Herrn Ortlepp frei gewordenen Aemter im Rechts- und Verfassung«-, Armen- und Gatwertt» auSschuß werden dem neu «»getretenen Herrn Burkhardt übertragen. 3. Al« Vertreter für di« Verbandsversammlung der allgemeinen Landkrankenkasse wird Herr Gemeindevorstand Han« einstimmig auf 3 Jahre gewählt. 4. Der letzige Pächter des Kinotheater« in der Hafenschänke, Herr Zach, beabsichtigt, auf der von ihm erworbenen, neben der Hammitzschschcn Billa gelegenen Parzelle «in Wohnhaus mit an grenzendem Kinotheater zu errichten, da da« vorhandene den An sprüchen nicht mehr genüge. Die vom Bauausschuß für diesen Bau gestellten Bedingungen: Verbreiterung der Riesaer Straße auf 15 Meter, Festlegung der Baufluchtlinie auf 17 Meter, Regu lierung deS Fußweges, Errichtung einer geschmackvollen Ein friedigung, Hinterlegung von Bauplan- und Platzlosten und einer Baukaution in Höhe von 750 M. werden vom Kollegium gut geheißen. — Eine Bausache des Gutsbesitzer« Hermann Hensel für einen kleinen Anbau an seinem HauSgrundstÜcke am Mühlweg wird genehmigt. Baubedingungen sind nicht zu stellen. 5. In bejahendem Sinne beantwortet wird die BedürfniSfraa« »ur Uebertragung der vollen Schank-Konzession einschließlich für Uebernachtung im neu zu erbauenden Restauration-grundstücke an der Oschatzer Straße auf da« Gesuch de« Herrn Bernhard Zachäu« in LeiLnig und für Ausschank von Wein auf da« Gesuch de« Herrn Konditors und Cast-Inhaber« Alfred Helemann. Der Besitzer de« Hafenrestaurants, Herr Max Große, beabsichtigt, do« jetzige Kino theater abzubrechen und an da« bestehend« Gevaude ein Wohnhaus mit zwei Läden und hinten einen Saal zu errichten zur Abhaltung von nichtöffentlichen LereinSveranLgen, Konzert, Theater uno Kino vorführungen und ersucht um llebertraauna der Schank-Konzession für den Saal. Befürwortens äußern sich hierzu di« Herren Burk hardt und Münch, die wie andere Gewerbe auch da« Schank gewerbe nicht beschränkt wissen wollen und »inen dritten Saal für Gröba al« Bedürfnis anerkennen. Die Bedürfnt«frage wird vom Gemeinderat aulaesvrochen. Desgleichen auch auf ein Gesuch br« Herrn Hermann Heykx zur AuSübuna ve« RestaurationSbetriebe« in seinem neuerbauten Grundstücke Eck« Allerstraße und ArmenhauSwrg. 6. Im eigenen und im Interesse ihrer Angestellten wird von einer Anzahl hiesiger Geschäftrinhaber darum nachgesucht, ihre Läden an den ersten Feiertagen brr drei Feste, an den Bußtagen, am Karfreitag und Totensonntag schließe» zu dürfen. Gegen va« Ansuchen werden vom Kollegium Bedenke« nicht geltend gemacht. 7. Ein am 4. April d. I. gegründeter, au« Angestellten der GroßeinkaufSgesellschast bestehender Bildungsverein richtet an den Gemeinderat da« Ersuchen um Ueverlassung und Einrichtung von Leseräume« in Gemeindegebäuden, während der im Ort« bestehend« Museumverein um Ueberlassung eine« Au»stellung«zimmerS für seine Sammlungen rc. nachsucht. Der Bauausschuß steht beiden Gesuchen zwar nicht unsvmpathtsch gegenüber, will jedoch üb« all« einfchläalichen Fragen, insbesondere auch über die Höhe der der Gemeinde entstehenden Unkosten noch Erörterungen anstellen und enwfiehlt, die Angelegenheit zur weiteren Klärung zurückzustellen uno mit beiden Vereinen Verhandlungen anzuknüpsen. In schrift licher Abstimmung wurde mit 12 gegen 2 Stimmen beschlossen, dt« Sache an den Bau- und Finanzausschuß zurückzuweisen, nachdem di« Herren Münch, Schmidt und Burkhardt sich dafür ausgesprochen hatten, bereit« heute di« beiden Gesuche zu beraten und die Herren Krauspe, Strrhl«, Gartenschläger, Neubert und der Vorsitzende für Len Vorschlag de« vauau«schufse« «ingetreten waren. ö. Bet seinem im Jahre 1211 an der Alleestraße errichtete» Wohnhau«neubau hat Herr Otto Voigt 250 M. hikterlegt al« Haftsumme für Sirchaltung der gestellten Vaubedingnnaen. Der Genannt« wend«« sich heute in einem Schreiben an den Gemeinde rat um Rückzahlung der Kaution, nachdem di« Bedingungen, in«- besonder« für di« vorschristbmSßige Anlegung de» Fußwege« erfüllt moetzen find. Der Gemeinderat entspricht dem wuäsch« und bi- schließt, Voigt MV M. »an der ««zahlte« Summ« »urückzuv«rgüien, für Bamslan und Platzkosten aber 50 M. zurückzuoehalten. 2. D«r Latirnenwarter Socke erhielt bisher für Bedienung der ea. sö Straßenlaternen südlich de« Hafen« lv M. pro Jahr und Laterne. Zur Vereinfachung de« Rechnungswerte« und im Ein« verftändni« mit dem LaternenwLrter beschließt der Gemeinderat »ach dem Vorschlag« de« Ga«au«schusse« für dies« Arbeit für da« kaufend« Jahr «ine Pauschale von 480 M. ohne Rücksicht auf di« Zahl drr Laternen auszuwerfen. Ausschluß »er Oeffeutlichkit. vor dem Schwurgericht in Posen entscheidet sich 1» diesen Tagen da» Schicksal der Frau Dr. Wume, die angeklagt ist, ihren Ehemann erschossen zu haben. Hin ter verschlossenen Türen spielt sich das. traurige Drama ab. Da» hat in weiten Kreisen Enttäuschung hervorge rufen und diese Enttäuschung ist charakteristisch für den Zug der Ztit. Man hat sich wohl viel Interessantes von diesem Prozeß versprochen, denn die Zeitungsbe richte, die da» Bild de» ersten DerhandlungStageS bi» zum Ausschluß der Öffentlichkeit brachten, heben den starken Andrang de» Publikums zu der Sitzung hervor. Hauptsächlich Damen der ersten Gesellschaft füllten den Zuschauerraum, die in elegantester FrühjahrStotlette des Kommenden harrten. ! Ter Staatsanwalt und der Gerichtshof, der seinem Anträge auf Ausschluß der Öffentlichkeit stattgab, brachte sie alle um die erhoffte Sensation. Unempfäng lich für Anträge und Gesuche ließ die Behörde alle au- dem Saale weisen, die schönen Frauen, die Juristen und Militärs, die fernen und näheren Verwandten der An geklagten und selbst die Vertreter der Presse. Dabei können die Eindrücke, die der ernste Zuhörer aus dem GerichtSsaal mit hinausnimmt, besonders nach haltig und lehrreich sein. Enthüllt sich doch an dieser Stätte das ganze 'Elend des menschlichen Leben». Schänd- lichkeiten treten aus dunklen Tiefen zu Tage, die bis weilen ein überraschendes Verständnis für die gewöhn lich so verworren erscheinenden Fäden Les Dasein ergeben. Wenn in Posen dieser Möglichkeit der Boden ent zogen wird, dann ist cs rein vom Standpunkt de» nach Erkenntnis Strebenden bedauerlich. Verständlich wird cs aber, wenn man sich in die Psyche des Publikum» hineinversetzt, daS heutzutage in solchen Fällen die Ge- richtssälc zu stürmen pflegt. Solange die große Mässe in einer bedeutendere,« Gerichtsverhandlung — ein Maß stab dafür wird die äußere Erscheinung und das allge meine Verhalten sein — lediglich ein Schauspiel erblickt, das stärker al» ein geschickt abgefaßtes Kinodrama die Nerven anzufpannen versteht, solange man nach berühm tem Premierenvorbild dabei gewesen sein muß, solange wird cs gut und richtig sein, in Prozessen, wie der jetzige in Posen einer ist, die Öffentlichkeit während des größten Teiles der Verhandlung auszuschließen. Bezeichnend genug für das sachliche Interesse de» großen und „gebildeten" Publikums ist es ja, wenn cs den Besuch der kleinen Strafverfahren, die nicht we niger nutzbringend zu verfolgen sind, in der Regel der Hefe der Bevölkerung „den Kriminalstudenten" überläßt. Der moderne GerichtSsaal soll und darf heute kein Theater und keine physische oder seelische Folterkammer mehr sein, die die Mässen instinktiv suggeriert. 'Er ist zur Erziehungsstätte bestimmt für gereifte Menschen und wenn er seinen Zweck ein wenig ergiebiger al» bis her durchzufetzen verstanden hat, dann wird eine öffent liche Gerichtsverhandlung über Vorgänge, die da» sexuelle Gebiet stark berühren, nicht mehr den Schaden anrichten, den man jetzt noch und mit Recht durch Preisgabe all der Einzelheiten eines Ehelebens be fürchtet. , Gesellschaft und Einzelmensch sind neben sozialen, Erziehung»- und Veranlagungsgründen Schuldfaktoren für so manche» Verbrechen. > ! Jeder Hörer eines „Sensationsprozesses" soll sich diese» Umstande» bewußt bleiben und er wird — und zwar zu seinem Nutzen — sicherlich mit weniger Neu gier, aber stärkerem Verantwortlichkeitsgefühl dem Forum irdischer Vergeltung nahe« und förderliche Antriebe em pfangen tätig und opferwillig mitzuhelsen an dem Kampf gegen Verirrung und Degeneration. Marktbericht«. Vich«tz, S. Mat. L Kilo Butter S,S0-»,S0 M. Meißen, 3. Mai. 1 Kilo Butter 2,00-2,70 M. Marktpreise der Stadt Chemnitz am 3. Mai 1913. 8,- 7,40 8,10 6,S0 8,90 8,SO 7,20 8,60 7,— 2,20 10,10 10,«0 8,4S 8,75 7,75 Skljili, ftemde Arten , '73—77Lg Roggen, neuer, sächs. - preuß. G»dir-«ro--«n, sächs. Roggen, srimdrr Gerste, Brau-, fremde - - sächsische - Futter. Hafer, sächsischer - * - beregnet - preußischer, », Iirnive 11,25 bi« 12^5 Mk. pro so Kilo sächsischer, 70-7» L- 9,SS , 73—77 Ls 10,10 8,05 8.60 7,— - oueländischer 8,25 - 9,20 . Erbsen, Koch- 10^0 - 1l,— - - Mayl- >,. Kutter» - VH0 « Heu, 9,SO » 4,— « - gebündelt 3,80 . 4,30 « » neue« —- Strotz, Flegeldrusch 2,SO - 2,SO - » Maschinendrusch, - « Langstroh 1,60 - 1,20 - Krummstroh 1,20 - 1,80 - Kartosstl» inländische 3,— . S,2S - - ausländische 10,— » IS,— - Butter 2,60 - 2^0 - r