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Fr 117. h. v«n«te r>« Nteserr regetlett. streit«!, LG. M«i ISL7, <» «»4 8». S«tzr» Gt>tfch»eß«t>ge« Ve» r. v. v. Der v»«L««a« Le» De»tsche» OfftzteehnnLe» «ahm esuftimmta folgend« Entschließungen an: 1 AG, tzGW WehegeLanken. Da» Versailler SchanLLtktat Hal ta» dentsche Volk »nr «ußenpoltttsche« Ohnmacht verurteilt. Da» ureigenste Recht le»«» Einzelwesen» und jeder Gemeinschaft, sich zu wehren, veu« et« Angrtst erfolgt, wurde der deutschen BolkSgemein- schäft restlos genommen. Die sich von selbst ergebende Folge ist. bah da» dentsche Volk damit auch jeder GrltungSmüglich- keit »«rlustia ging und bah selbst die geschickteste und ange strengteste Tätigkeit einer Regierung in bezug auf außen- politisch« Belange «ur »« scheinbaren AchtungSersolge» ge langen ka» n, weil keinerlei reale Macht hinter ihre» For derungen steht. Di« letzte» Verhandlungen der AbrüstunaSkommisston haben vor aller Welt die erneute Unmöglichkeit erwiesen, auf solche« Wege» die deutsche Gleichberechtigung durch Ab rüstung der andere« wtederherzustellen. Rur ein» vermag »u Helsen: der geschlossene Wille aller ebrenhaste« Deutschen, der sich aufbäumt gegen die Sni- ehrung und Entrechtung, di« in einer in der Geschichte bei spiellosen Weise einem «rosten Volke wtdersahren ist. Der Bundestag de» Deutschen Offizierbundes fordert sein« Mit glieder und all« gleichgesinnten Kreise im Baterlande ans. dazu beizutrage«. diesen Willen durch unablässige Arbeit in «uferem Volke zu wecken. L Zur Kriegsschuld»««. Die durch ein« skrupellose Propaganda in -er ganzen Welt verbreitete Lüge von der Schuld der deutschen Regie rang und des deutschen Volkes am Wetlkriege kann heute von keinem wahrheitsliebenden Mensche», ob Feind ober Freund, noch geglaubt werden. Trotzdem ist diese bemühte Lüge das Fundament ge blieben, auf Lem sich das Schanddiktat von Versailles und die völlige Knechtung und Entrechtung eines 60-Millionen- Bolkes aufg«baut bat. Infolgedessen must die offizielle Beseitigung der Kriegs schuldlüge als der Voraussetzung für die Revision des „Friedensvertrages von Versailles" eine Hauptarbeit der Negierung und der gesamten deutschen Nation innerhalb wie außerhalb unserer widernatürlichen Grenzen werden. Die von fetten des Auswärtigen Amtes geleistete Arbeit der Aktcnpublikation witd ohne Erfolg verpuffen, wenn nicht die geschloffene Einheit der Deutschen zu der unablässig der Welt einzuhämmernden Forderung der restlose» Beseitigung der Kriegöschuldltige führt. An die Negierung richtet der Deutsche Offizierbund die Bitte, zu erwägen, das vom Auswärtigen Amt herausge- gebene Material in zusammeugefahtcr Weise auch in de» staatlichen Btlbungsaustaltcn zum Gegenstand der Aufklä rung und Belehrung unseres Volkes zu machen. An unsere Mitglieder und Organisationen richtet die Buudcsleitnng die Bitte, In dieser wichtigsten Frage der Ehre und Freiheit unseres Volkes durch unablässige Auf klärungsarbeit in allen Kreisen sich mit ganzer Kraft cin- -usctzen. Fort mit der KrlegSschuldlngc, Revision des Schanddiktatcs von VenaillcS! ü. Zur Besetzung des Rhcinlaudes. Als eine Folge der Ohnmacht Deutschlands wird trotz allen Versprechungen der Feinde die Besetzung grohrr Teile -e» Rheinland«» aufrecht erhalte«. Immer «och N«b dort deutsche Frauen und Männer der Willkür ungezügelter französischer Heere-angehürtger »nd dieser feindliche« Justiz preisaegrben. vielfach glaubt ma«, die Schuld hierfür allein unserer Regierung znfchteben zu müssen. «ndersett» wird durch unwürdige AnbtederungSver- suche mit diesen unseren Feinden und Propagierung pazifi stischer Ideen von deutscher Seite diesem unerhörten Zu stande in unbegretiicher Weise Vorschub geleistet. Der Deutsche Vfstzterbund ist der Ausfällung, das, auch in dieser Beziehung nur brr einheitliche Abwehrwille des deutschen Volkes einer Regierung den notwendigen Rück halt geben kann. ES must eine Ehrenpflicht jede» Deutschen werde», seinerseits zur Besreiung unserer Brüder und Schwestern im Rheinland, an der Mosel und Saar durch Anfrüttelung de» dentsche» Gewissens betzutrag-n. Nikdste reit Ist eS für »nsere Postahannenten. d«n Bezug nuferer Zeitung sttr de« nächste« Monat beim Briesträger aber bei« Postamt direkt z« erneuern. Sie erspare» dadnrch die sür »erspätetc Bestellung festgesetzte ZnschlagSgebühr und den Berger, wenn z« Begin« deS «eneu Monat» di« Zeit»«« ausbleibt. Witt MWWk — AanM-PkM. vdz. Berlin. Fn der Tonnerstag-Vcrhaiidliing des Bannat-Prozesses gab Staatssekretär Sauter vom Reickspostunnistenum eingehende ,Darlegungen über die Vollmachten des R c i ch s v o st m i n i- stars Dr. Hüfte »nd über die gesetzlichen Befugnisse des Ministers bei der Begebung von Krediten. Ab weichungen von den bestehenden Richtlinien waren nach Ansicht des Zeugen ohne Geuehnngnng des Verwaltungs rats nicht zulässig. Höfles K r e di t b em i l li a u n g e n stellten einen Verst ost gegen die Bestim mungen dar. Ter Verwaltumrsrat sei nickt gefragt worden »nd es sei auch sehr zweifelhaft, ob dieser solch? Ablveickungen von den Richtlinien als zulässig angesehen hätte. Nack Ansicht des Zeugen würde der Verwaltungsral wahrscheinlich seine Zustimmung nickt gegeben haben Mau hätte sich sicherlich mit Recht gefragt, was das Rcicksvost- ministerium mit dein Barmat Konzern zu tun habe Der Zeuge würde, wenn ihm der Fall vorgctragen worden wäre, sicher nicht so gehandelt haben wie Minister Hütte und vor allem erst einmal geprüft haben, welches In- lercsse die Post überhaupt an einem Ltzrcdit für den Barmat Konzern Hütte. Dr. Höfle habe seinen Beamten gegenüber wiederholt betont, er müsse den Kredit ans v o l f s w t r t s ch a f t li ck e n und so zialen Gesichtspunkten bewilligen. Er sei Po litiker und betrachte die Dinge iniiuntcr von einem an deren Gesichtspunkt aus. Auf Vorhalt des Zeugen habe der Minister gesagt, der Kredit müsse im Interesse von mehreren tausend Arbeitern gegeben werben, die sonst brotlos würden. ES ser aber überhaupt die Frage ge wesen, ob es Sacke der Post war, für die Beschäftigung von Werken zu sorgen, die mit der Post nichts zu tun hatten. Der Minister hätte in diesem Falle die Amexnna an daS Arbeitsminis^rium verweisen sollen Ans die Frage des Vorsitzenden, aus welchem Grunde der Minister den Kredit gegeben habe, ohne den Staats sekretär zu hören, erwiderte der Zeuge, er nehme an, der Minister glaubte, dast der Staatssekretär sein« Auf fassung teile. Er würde aber dem Minister abgeraten und ihm vorgeschlage» haben, sich an das Kabinett zn wenden In einer Vollsitzung des Verwaltungsrats der Reickspost wurde nach, dem vom Zeugen verlesenen Pro tokoll von keiner Seite »»«stritten, das, der von Dr. Höfle hergegebene lS-Millionen Kredit gegen die Richtlinien ver stoße. Der Abschluß des Geschästs lasse einen gewissen Mangel an Sorgcalk erkennen. In dem Prvwkoll über die Sitzung eines Sonderausschusses heißt es, Dr. Höfle habe , n einer Anzahl von Fällen Kreditgeschäfte veranlaßt, die fach sich schwere Bedenken auslösen müßten. Der Zeuge lwtonte weiter, dast in der Verwaltungs ratssitzung die meisten Mitglieder an dem Verhalten Kritik übten und von anderer Seite abschwächend dar auf hingewiclen worden sei, daß man doch den Minister nicht stürzen wolle. Nachdem sich Ministerialrit Alante den Ausfüh rungen des Staatssekretärs Sauter angeschlossen hatte, wurden die Verhandlung«» auf Freitag vertagt. Gerichtssaal. vroze» «aufmann. Am heutigen Frciiag ivll in DreS- den der vor Wochcnkrtii begonnene Prozeß gegen de» Textil« lu-nstrielle« Dr. Wilhelm Kanfmann zu Ende geführt wer den. Wie bereits berichtet, mar die Beweisaufnahme noch am Dienstagabend zn Ende gesnhrc worden. Heute sollen die Plädoners staitsindc». Es werden zuerst die beiden Bcnreicr der Lraaisanwalischast, und zwar an erster Stelle Dr. Stessan und anschließend daran Staatsanwalt Hart mann die Antlagc begründen. Nach dem Ergebnis der fünftägigen Beweiserhebung sind einige Puntic in Wegfall gekommen, andere haben sich als minder ichiver hrrausgc- stclli. Im Anschluß an die Plädoners der Anklagevcrtreicr werden der Vcricidigcr Uanftnanns, Rechisanwalt Dr. Fleischhauer, und der Beschuldigte selbst in jeweils längeren Ausführungen das Wort ergreifen. Das Urteil dürfte noch am heutigen Freitag, wenn auch in ipäter Nachmittags stunde, zn erwarten sein. - Wählend der fünftägigen Bc- iveiserhebnna kam es mehrinh zn Erörterungen über den persönlichen Aufwand des Angctlngicn. und insbesondere zu denen Beziehnugcn zu dem im Hnnic Kaufmann früher in Stellung befindlich gewesenen Kindermädchen Dora Fcustcl, das er als ieine Geliebte bezeichne! liane. Der Tora Fcustcl war eine mouatliche Rente von 'lw l'ünshun- dcrtl Mark ausgesetzt worden, weiter haue ihr Tr. Kauf mann das Villcngrii'idstiick Deutsche Kaiser Allee " im Stadtteil Dresden Blaiewitz sowie ein Auto geschenkt, zn letzterem auch eine schmucke Garage bauen lasten. Im Straßcnvcrzeichnis des Dresdner Adreßbuches befindet sich unter der vorgenannten Slraßcnnumnier die ledige Dora Fcustel auch als Grundstucksciaentninerin angeführt. Als Das Spiel mit dem Tode. Noman von H aus Schulze. «Nachdruck verboten.) »Nun, Klaus, so schweigsam?" Der lange, blon-e Walter Ralfs lehnte sich in dem mächtigen büsfellcdernen Klubsessel behaglick zurück um» schlug die gamcische »bekleideten Beine überein ander. Durch bas weit offene Erkerfenster schauten die ltchtgriinen Baumwipfel des KurfürstendaunnS herein. Zuweilen wuchtete eine elektrische Bahn mit schar fen Klingellauten schwerfällig vorbei, oder der Schrei eines Autos klang lang nachschallenü durch die schwe bende Stille des lichten Frühsommertages. Graf Mtland, der vor einem Berg von Büchern und Drucksachen an seinem Schreibtische saß, fuhr, wie aus einem Traum erwachend, auf. Sein hübsches, vor nehm geschnittenes Gesicht, ans dem die hellen, jungen Augen sonst so lnstig und verwegen ins Leben schau ten, war auf einmal tiefernst geworden. „Mein Onkel Leo ist plötzlich gestorben", sagte er, „Gerade während unserer Frtthlingsfahrt durch die Bozener Lande!" , , , . » , Er reichte dem Freunde eine prunkvoll ausgestattete Adresse hinüber, in der die Baronin Sibylle von Rha- den auf handgeschöpftem Büttenpapier mit fingerbrei tem Trauerrand -en Tod ihres Gemahls, des Erb- und Landesherrn Leo von Rhade» auf Schloß Neudteters- dorf, geziemend anzeigte. „Die Beisetzung hat bereits vor mehreren Wochen stattgesunden", nahm er dann nach einer Weile wieder bas Wort und stäubte vorsichtig die Asche seiner Ziga rette ab. „ES ist mir einigermaßen peinlich, daß ich nicht da- ran teilgenommen habe. Da ich ja nach dem Lode mei- nes Bakers jetzt doch gewissermaßen die Familie re präsentiere." „Bist du mit dem Verstorbenen näher verwandt gewesen?" „Er war ein Bester meines Vaters im dritten oder vierten Grade. Ach selbst habe diesen Onkel le diglich vom Hörensagen gekannt. Dagegen war mein Vater mit Ihm in seiner Äugend eng befreundet, und beide find gewissermaßen m NeudieterSdorf zusammen ausgewachsen. Später sind ihre Lebenswege bann aller- dtngs wieder ziemlich weit auöetnandergegangen." Er hatte bei den letzten Worten einen ncnen Brief ausgenommen und öffnete den Umschlag. Et» zusammengefaltetes Leitungsblatt fiel ihm daraus entgegen, die Beilage einer großen Breslauer Provinzzettung; ein Blaustiftstrtch lief an der rechten Sette entlang und hob eine kurze Personalnotiz aus den vermischte» Nachrichten" heraus. . ' „tzlrn 19. Mat verstarb infolge eine» Aag-unfalleS der als ForschungSretsender und Kunstmazen in wei ten Kressen bekannte Freiherr Leo von Rhaden ans Schloß NeudieterSdorf.^ ... Und bann entdeckte er ganz unten in einer Ecke des Blattes eine kurze, schon Salb verwischte Bleistisl- „Kommen Sie sofort nach NeudieterSdorf.' — Walter Ralfs hatte sich indessen aas der Sühlnug seines Sessels zu feiner ganzen blonden Hochstämmig- rett aufgerichtet und war an den Stuhl des Freundes "^Das Wechselspiel des strahlenden BormtttagSlichlS mit dem vielfach gebrochenen Dämmer des vornehmen Herrenzimmers reizte sein seines malerisches Empftn- WW. Zinä- MM gLiittaen Aua«, konnte. lick^ aus den bunten Farbenflecken Slitzhaft schnell das Bild ei nes stimmungsvollen Innenraumes, wie solche schon in seinen jungen Jahren seinen Ruf als eines Farben - malers von großer Kraft und Eigenart begründ:t hatten. „Deine Schreibttschecke mit den spiegelnden Fen sterscheiben gibt einen ausgezeichneten malerischen Bor wurf ab!" sagte er. «Es ist merkwürdig, wie lebendig und mannigfalkig jedes Stück Wirklichkeit wird, wenn man es Mir richtig anschaut." Klaus Pressentin bewegte ein wenig ungeduldig die Hand. „Das ist dir ganz unbenommen, lieber Walter. Zu nächst möchte ich dich aber bitten, deine Aufmerksam keit einmal für eine Minute diesem Blättchen zu- zuwcnden. Dr fnnge Maler rückte seine Schagpfeife bedächtig in -en rechten Mundwinkel und sah über die Schulter des Freundes in die Zeitung: ein unverhohlenes Er staunen stand in seinem scharfkantigen, von ;cder Barl spur retngefegten Gesicht. „Das klingt ia ganz romantiich, KlauS!" Der Graf nickte. „Allerdings, wer mag der Absender dieser Botschaft sein? Welchen Zweck verfolgt er damit? Warum wen det er sich gerade an mich?" „Das sind gleich drei Fragen ans einmal, mein lie- l>cr Junge. Zweifellos steht diese merkwürdige Auf forderung mit dem Tode deines Onkels in irgendeinem Zusammenhänge, sonst wäre sie nickt »it dieser Ans- sorderung verbunden worden. Was weißt du eigentlich Näheres über den Verstorbenen?" — Klans zuckte die Achseln. „Im Grunde nicht mehr, als was die Zeitung hier schon berichtet. Er galt tm engeren Familienkreise ein wenig als Sonderling. Machte große Reisen durch die halbe Welt, hatte allerlei schöngeistige Liebhabereien und soll selbst ein ganz tüchtiger Maler gewesen sein." Walter Ralfs lächelte. „Das bringt mir den alten Herrn menschlich ve. reits erheblich nüber." „Alter Herr ist im Grunde nicht der richtige Aus- druck. Denn Onkel Leo stand nack dieser pomphaften Anzeige bei seinem Tode erst im achtundsümzigsten Le bensjahr. Gut zwei Jahrzehnte bat er davon wohl im Anstande zugebracht und wurde beinahe schon al» ver schollen betrachtet, da tauchte er eines Tages unver mutet wieder auf seinem alten Stammsitz Rcudictcrs- dors auf, ließ Schloß und Park in fürstlichem Stil neu erricht«», und bann kam znm Schluß die große Ilcber- rafchmig: seine Vermählung." S>r Maler pfisi leiie durch die Zähne. t'e"--> ich unr oewa'K't!" „Das war schon vor etwa sieben Jahren, aber ick entsinne mich noch genau, wie entsetzt meine Eltern über diese Heirat waren. Dte Erwählte Onkel Leos Ivar nämlich noch ein blutjunges Ding, ich glaube kaum 17 Jahre alt.Und zudem eine kleine Anfängerin vom irgendeines: Berliner Bühne, die Ihren Mangel an vor-« nehmer Abkunft allerdings durch eine ganz hervorra gende Schönheit wettgemacht Haven soll. Ruch soll sie sich überraschend schnell in die neuen Verhältnisse ge funden haben. Wenigstens erzählte mein Vater, der Las Paar vor zwei Jahren einmal in Berlin getroffen hat, daß sie sich zu einer vollendeten großen Dame ent wickelt habe." „Die jetzt vermutlich als reiche, junge Witwe über die Erde wandelt." „Das ist wohl anzunebmen, denn Onkel Leo galt selbst für die Begriffe schlesischer Magnaten als uuge- wöbnstch vrrmügerlL MS Lin Schloß Los tm südlich sten Teil des Reg!ernnaSvezirkS Lleanttz gelegen M. findet sich, soviel ich weiß, in fedem Reiseführer." Ein Schweigen entstand, die große Gongubr uni -em altsilbernen Zifferblatt tickte leise durch den weiten Raum. Walter Ralfs hotte das Zeitungsblatt von »EM ausgenommen und war damit in das scharre Licht des Fensters getreten. „Die Schrift ist ziemlich unbeholfen", begann er dann nach einer kurze» Pa nie wieder. „Mau kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob ne einem männlichen oder weiblichen Wesen gehört. In den unteren Volks schichten sind ja die Unterschiede zwischen den Hand schriften der Geschlechter noch wenig ausgeprägt. Auch ist es natürlich möglich, daß sic absichtlich verstellt tst." „Der Fall interessiert dick also?" „Aber gewiß, KlauS! Das knappe Bild, da- -u vorhin von dem Verstorbenen entworfen hast, beginn: sich für mich bereits zu vertiefen. Ein alter, müder Weltcnwanderer, ein fungcS nnd natürlich wunder schönes Weib, ein vcrwnnsckenes Schloß, von dem ge heimnisvolle Botschaften in die Ferne ergehen. Wenn Lu phantasieloser Mensch da nicht die Grundlinien eines spannenden Dramas heranslicst, kannst du mir aufrtchtig leid tun." „Ich faste die Sache vielleicht ein wenia ernster ans wie Lu. Ich habe das seltsame Ge»übl, daß irgend ein Mensch wirklich meiner Hilfe bedarf." Das wird sich alles historisch entwickel». Die Hauptsache ist natürlich, daß wir uns . erst einmal an Ort und Stelle begeben. Dn bist ja deiner Frau Taute auf diese Anzeige hin sowieso einen BeileidSbesucht schuldig. Ich schlage daher vor, wir klettern so bald als möglich wieder in unseren trefflichen Stoewer ,md fah ren in die schlesischen Berge. Wert» ich mich übrigens recht entsinne, muß ein alter Freund meines Vater? in der Liegnitzer Gegend irgendwo ans einem großen Gute hernmsitzen." Der junge Graf erhob sich. - „Also abgemacht, Walter! Morgen früh Punkt sechs Ikbr balte ich mit dem Arüo vor Leiner Wohnung. Doch jetzt komm, wir wollen in der Stadt zusammen früh-i Micken und können daun ja noch alles weitere bc^ sprechen." Die DviZglocke läutete den Feierabend ein. Der stattliche Gasthof von Güldenie: lag breit »nd behäbig im letzten Glanz der Nachmittaassonne. Znweilen blitzte ein Taubcnschwarm durch -ie flimmernde Luft nnd sank dann weich in die mächtige» Kronen der alten Linden herab, die das ganze Han» in ihrem Schutz zu nehmen schiene». Bon den wetten Felder» kam ein Duft von blühen dem Korn, grüne Wiese» breiteten ihre weißgetüpfelten Teppiche. Zur Neckten stand die Wand eines hoben Waldes dunkel nnd geheimnisvoll und darüber zog ein blauer Gebirgsgrat eine seine Linie gegen deu Himmel. — Klaus Pressentin kam durch den kleinen Vorgarten des Gasthofes und wandte sich dann zn der einsamen Lhauisce hinüber. Nach der vlelsttiudigen Autofahrt verlangte cS ihn noch zu einem kurzen Wanderweg. Der Tag begann sich allgemach zu neigen, und ein iiudcS Wehe» zog durch de» Golddunsi der scheidenden Sonne über das sommerliche Land, als atme es leise und in schwellenden Zügen. Jetzt bog die Straße in einem scharfen Knick znm Walde hinüber. Da» vielaetsirw'e Giebeldach eines .Sckttosk-a üi«M