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«oiat>oa»d«ck «ck A«la» «» La«»,» » »i«»«rN» w Ates» -» Mr dk «rdaMo» »««twoMchr Herman» Schmidt w »Iss«. « 187. SeaaaSe«», 14. Au,ast 1S0S, ,»ea»S. «2. Jahr,. Wege« der Kriegsgefahr im Oste» Sechselt di« Stimmung stetig. Bald lauten die Nach richte« Pessimistisch, bald aber auch wieder.optimistisch, ost auch sieht man Lus her «inen Seite den Frieden als gefährdet, aus der anderen aber al- gesichert an. So halten in Paris trotz der beabsichtigten Verdoppelung der LtationSschiffe vor Kreta die maßgebenden Stellen,an der optimistischen Auffassung der Gesamtlage fest. Man erwartet binnen 24 Stunden die Nachricht von dem Ber- ,chwinden aller griechischen Fahnen. Eine mutwillige Ver zögerung würde die Landung von Mächtetruppen und die zwangsweise Riederlegung der Fahnen im Gefolge haken. In Athen werde man voraussichtlich nach einigem Zögern dem türkischen Wunsche entsprechen und die agi tatorisch tätigen griechischen Offiziere desavouieren. Tie Wiener Neue Freie Presse bringt zur gegen wärtigen Situation folgende Meldungen aus Konstanti nopel: Die Lage hat sich wieder entschieden verschlechtert. Ter Angriffspunkt ist nunmehr nach Mazedonien verlebt worden Vorgestern fapd ein Ministerrat statt. Der Mi nister des Innern erklärte einem Journalisten, daß dabei von K'reto überhaupt nicht die Rede gewesen sei; auf die Frage, ob von Mazedonien die Rede war, sagte der Mi nister: „Allerdings, wir haben Beweise, daß die griechi schen Offiziere noch nicht aus Mazedonien.abberufen sind." Auf eine weitere Frage, wie die griechische Mitwort auf- genommen worden sei, erwiderte der Minister: sie hat »licht ganz befriedigt. Im letzten türkischen Lkinisterrate erklärten der Kriegs-, der Marine- und her Arbeits minister, die beste Lösung sei der Krieg. Tie Note, die die Türkei nach Athen schickte, soll den Charakter eines Ultimatums tragen. Ter Optimismus, welcher in jüngster Zeit in Eng land bezüglich des griechisch-türkischen Konflikts in diplo matischen Meisen herrschte, nimmt ab. Obgleich man die Lage noch immer ruhig betrachtet, empfindet man doch einige Befürchtungen, da der Druck der öffentlichen Mei nung und der Militärelemente auf die türkische Regie rung Zwischenfälle ernster Art erwarten lassen. Wenn sich die griechisch-türkischen Differenzen nicht zu einem Streit der Großmächte auswachsen, so könnte es uns so ziemlich gleich sein, ob sich die beiden Balkan völker die Jacke klopfen oder nicht. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Me verlautet, wird Kaiser Wilhelm gelegentlich seiner Anwesenheit bei den österreichischen Kaisermanöoern einen großen- Stab österreichischer Offiziere erhalten, die ihn fortlaufend über den Bang deS Manövers unterrichten sollen. Unter ihnen befindet sich auch der österreichische Militärattaches Freiherr von Bienerth, der während der Manöver seinen Berliner Posten verlassen wird. Der Staatssekretär Dernburg, der gegenwärtig einen Sommerurlaub auf seiner Besitzung Ahrenshoop ver bringt, wird, wie die "Inf." erfährt, am Montag, den 16. dS. Ms., im Reichskolonialamte zurückerwartet. Wie die „Inf." an unterrichteter Stell« erfährt, ist oon den auf der Suche nach dem .Seestern" befindlichen Dampfer nunmehr laut telegraphischer Meldung auch der letzte, nämlich der Lloyddampfer .Prinz Sigismund", nach Brisbane zurückgekehrt, ohne eine Spur de» RegierungS- dampferS gefunden zu habe«. Der seit Anfang Juni ver schollene .Seestern" gilt nunmehr an zuständiger Stell» als verloren gegangen. Wie in diplomatischen Kreisen verlautet, find die Ka- binett« der Mächte bis jetzt von einer angeblich bestehenden Absicht Rußlands auf Aufhebung des Vertrags vom 13. März 1871 bezu». vom 80. März 1856, um di« Oesfnung der Dardanellen herbetzuführen, nicht verständigt war- den. Auf deutscher Seite wird man jedoch zu dieser Ab sicht nicht eher Stellung nehmen, als bis Oesterreich-Ungarn seinen Standpunkt in der Dardanellensrag« dargelegt hat. Die Zurückhaltung Deutschland» erklärt sich aus dem Um stande, daß da» Deutsche Reick an der Kraoe nickt un- mittelbar beteiligt war. Gemäß dem Beschluß de» VundeSrateS bearbeitet jetzt da» Reichsschatzamt mit den SteuerdirektionSbe- Hörden da» Verzeichnis derjenigen Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien usw., welch« vor dem 1. August d. I. neue ZtnSbogen und Gewinn anteil- scheinbogen ausgegeben haben, obwohl die alten Vogen noch nicht abgelaufen waren. Nachdem eine Reihe oon Gesell- schäften auf Grund der inzwischen gepflogene» Erörterungen die vorzeitige Ausgabe wieder rückgängig gemacht haben, bleiben immerhin noch mehrere hundert Gesellschaften übrig, auf welche die Bestimmungen de« VundeSrateS Anwen dung finden. Sobald da» verzeichnt» vorliegt, wird über eine Vorlage an die gesetzgebenden Faktoren Beschluß ge faßt werden. Bon 27 türkischen Offizieren, die unter Führung de» General» vom Generalstabe Nazis Pascha vor einiger Zeit in Berlin «ingetroffen find und demnächst verschiedenen Truppenteilen zugewiesen werden, sind 19 auf Kosten der türkischen Regierung nach Berlin gesandt worden, während acht sich auf eigene Koste» angeschlofsen haben. — Warum läßt man die Türken überhaupt ihre Nase in den deutschen Drill stecken? Graf Zeppelin lud die Mitglieder des Bundes- raies auf den 3. September, am Tage vor dem Besuch der Reichstagsabgeordneten, zur Besichtigung des Luft- schisses. und der Werftanlagen in Friedrichshafen ein. Italien. Nach Informationen des .Daily Telegraph" wird der Zar am 17. September in dem Hafen von Bari mit dem König von Italien zusammentreffrn. Der russische Kaiser will sich auch für kurze Zeit ans Land begeben und die St. NikolauS-Kapelle besichtigen. Oesterreich. In Wien veranstalten die wackeren Tschechen momentan große Demonstrationen, die augenscheinlich kundtun sollen, daß Oesterreich» Hauptstadt im Grunde eigentlich eine „tschechische Stadt" ist. Infolgedessen ist in Wien natür lich ein großer Entrüstungssturm gegen diese neue Frech heit der liebwerten „Böhmaken" losgebrochen. Für den morgigen Sonntag befürchtet man lt. L. T. harte Zusammen stöße zwischen Tschechen und Deutschen. Die Tschechen haben von der Donau-DampfschtffahrtS-Gesellschaft ein große» Schiff gemietet, um darauf einen Ausflug nach der Wachau zu unternehmen und die Stadt Melk zu besuchen. Auf deutscher Seite erblickt man in diesem Ausflug eine nationale Provokation und bereitet sich vor, die Landung de» Schiffe» in Melk zu verhindern. Der Statthalter»»« Niederüsterreich hat auf verschieden« Aufforderungen, da rr den Ausflug gänzlich verbiete« möge, nicht reagiert. Von Deutschen werden, wie bi» jetzt feststeht, mindesten» 10000 Personen nach Melk kommen, so da- man diesem Tag mit großer Beunruhigung «ntgegensteht. Di« englischen leitenden Kreise scheinen sich mit Oester- reich-Ungarn wieder bester stellen zu wollen. Gin« dem König Eduard nahestehende Persönlichkeit erklärte gegen über dem Korrespondenten eine» Wiener Blatte», mit dem er <n Marienbad sprach, da» folgende: Die maßgebenden Kreis« England» bedauern lebhaft, daß in letzter Zelt eine Verstimmung zwischen Oesterreich-Ungarn und England eingetreten ist. In England bestehen seit langem lebhafte Sympathien für Oesterreich-Ungarn, vielleicht größere, al» in irgendeinem anderen europäischen Lande (!?). Zwischen den Staatsoberhäuptern herrschte stet» «in freundschaftliche» Verhältnis. Eine gewisse Verstimmung wurde in England dadurch hervorgerufen, daß Baron Aehrenthal sich beson der« mit Iswolski über die bosnische Annexion verstän digte. England habe während de» Boykott» in der Türket keine Vorteile zu erringen versucht und iS hoffe, daß die alten Beziehungen bald wieder im vollen Umfange herge stellt sein würden. Oesterreich-Ungarn wird diese britischen Lamentationen wohl zu würdigen misten l Spanien. Aus Madrid schreibt man dem L. T.: Die spanische Regierung hat den Vorschlag de» Sultans Mulry Hafid oon Marokko (die spanischen Truppen bei Melilla sollten daS marokkanische Gebiet räumen und der marokkanischen Regierung die Züchtigung der Riffkabylen überlasten, wo gegen sich der Sultan verpflichten wollte, die spanischen EntschädtgungSforderungen anzuerkennen) abgelehnt, da sie zur Macht Muley Hafid» nicht daS vertraue»! haben könnte, daß er die Stämme im Riff wirklich unterwirft. Schweben. Bis zum gestrigen neunten Streikiage war die Ruhe nirgend» gestört. Die Eisenbahnen, Post, Telegraph, dis DaS- und Elektrizitätswerke, Wasserleitung und die Straßen- reinigung fungiere»! ausgezeichnet. Gegen 800 städtische Arbeiter Stockholms arbeiten ; 1700 befinden sich noch im Ausstande. Da die Leichenwagenkutscher ausständig find, werden sie durch Mitglieder der Bürgerwehr ersetzt. In großen Betrieben in der Provinz, so in mehreren der größten Eisenwerke, Gruben und Sägemühlen ist die Arbeit wieder ausgenommen, andere Werke sind von der Be wegung überhaupt nicht berührt. Der Typographenstreik ist nicht wirksam; in Stockholm wie auch in der Provinz erscheinen die Zeitungen. Die Landwirtschaft ist von dem Streik völlig unberührt geblieben. Der Streik wird von keiner bürgerlichen Zeitung, von den konservativen bi» zu den radikalen, gebilligt, alle protestieren gegen die ver suche, der sozialdemokratischen Presse während der Streik dauer ein Monopol zu geben. Die Ordnung bei den Arbeitern ist mustergültig. England. verschiedene Korrespondenten englischer Blätter be schweren sich sehr bitter darüber, daß König Eduard auf seinen Spaziergängen in Martenbad in unglaublich rück sichtsloser Weise von der Neugierde deS PulikumS belästigt werde. Die Polizei mußte bereit» wiederholt einschreiten, - G LmN «Sälsr's Mitsrei mü e-fs G solide Bedienung. SW Gfle Schloss «. Goetheftr. von bekannter Güte. Fehrbellin Historische Erzählung von Kurt Kühn». 13 (Nachdruck verbot«») Wie ein Rausch! hatte es einen jeden gepackt, der Fußgänger beflügelte seine Schritte, der Reiter spornte den Gaul zu einem Galopp, als säße der Feind ihm schon aus den Fersen. Und wenn der Reiter an Fußgängern vor übersprengte, btann winkte er ihnen zu, und der neue Schlachtruf erklang: „Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen unserem Kurfürsten mit unserm Blutl" Auch Erwin und Herr v. Rhyn hatten sich nach dem Gasthofe begeben, wv ihre Pferde eingestallt waren. Schnell war Herr v. Rhhns Kaleschwagen angespannt, und Erwin bestieg seinen Schimmel. Im langen Trabe ging'S zum Tore hinaus und über die Hakenberger Höhen tnS Bruch hinab. Wo sie einen Trupp Landsleute überholten, da brachen diese in jubelnde Zuruf« aus und schrieen: „Heil, Herr Doktor Weiprechl l" Zei fallt uns' Föhrer sin!" Erwin dankte den Leuten freudig, und doch überkam ihn, wenn die Zurufe hinter ihm verklungen, wieder jene Bangigkeit und Zagheit, ob er auch der Aufgabe, die er da so schnell übernommen, gewachsen sein würde? Wenn nicht, was dann? Wenn er Hunderte von Leuten ins Unglück führte? Wenn nach verlorenem Gefecht die Brandsackel in all« Ortschaften flog und der LodeSschrei wehrlos Kingemordeter schrecklich gen Himmel klang? Linen solchen Tqg durste er nicht überleben, so viel stand fest! Eine düstere Entschlossenheit malte sich auf seinen Zügen. »Kq; popult vox dell" sagte da Herr von Rhyn „Ihr seid durch allgemeinen Volkswitten zum Führer gewählt. Ich will Euch wünschen, daß es Euch gelingen möge, so schnell, wie den Stein ins Rollen, auch ans Ziel zu bringen." „Gebe es Gott!" erwiderte Erwin seufzend. Adelheid beobachtet« ihn heimlich. Wenn er jetzt wenigstens, wo er einmal ausgetreten ,war wie ein Mann, fast wie ein Held, wenigstens seine Rolle durchhielte und, von der Bolksgunst getragen, heiter dahingaloppierte, freudig und ungeduldig Kampf und Aufregung erwartend, wie ein Mann wsnd Soldat muß. Aber er? Schon wieder nachdenklich, in Gedanken versunken, wahrschein lich an sich und seinem Können zweifelnd. Er war eben 'ein Mensch, der nie über sich hinauskam, er war kein Mann, und am wenigsten ein Soldat. Unmutig trat sie mit dem Fuße auf. Erwin richtete sich indessen im Sattel höher. Er hatte keine Zeit jetzt, an den Ausgang zu denken, und er hatte keine Zeit, sich über den Jubel der begeisterten Menge zu freuen. Er sollte der Führer sein, d. h. er sollte die Verantwortung tragen; für ihn hieß es jetzt handeln. > „Was beabsichtigt Ihr zunächst zu tun?" unterbrach Herr v. Rhyn seinen Gedankeugang. . ,Lch werde sofort," erwiderte Erwin nach einigem Nachdenken, „mich an den Kommandanten ron Spandau, unserer nächsten Festung wenden; ich werde ihm mit- teilen, daß unser Landvolk zum Aeußersten entschlossen ist wnd die Rhynübergänge halten will. Er möge mir Mitteilen, was er davon hält, welche Schritte er rät, ob er gegebenen Falles uns unterstützen will." „Ein trefflicher Gedanke!" lobte Herr v. Rhyn,, „aber zögert nicht mit der Ausführung, die Sache eilt!" „Roch heute will ich einen reitenden Boten abjertigen l" erwiderte Erwin. > Natürlich! Ter Gedanke an Hilfe war sein erstert dachte Adelheid, und wieder flog ein spöttisches Lachen um ihre Züge. „Tann," fuhr Erwin fort, „kommt es darauf an, ein gut funktionierendes Mcldewesen etnzurichten. Di« Törfer müssen Tag und Nacht mit einander verbünde« sein, uni jederzeit den Heerbaum aufbieten zu können, wenn eine feindliche Annäherung gemeldet wird." „Sehr richtig!" versetzt« Herr v. Rhyn, „Ihr scheint den klaren Kopf im Sturme der Ereignisse nicht zu ver lieren." - „Drittens natürlich," nahm Erwin wieder das Wort, „ist Bewaffnung und Einüben der Mannschaften notwen dig. Tie freien Dörfer können unter ihren Schultheißen, die hörigen unter ihren Vögten üben." „Sehr gut!" stimmte Herr v. Rhyn bei. „Und werdet Ihr den Feind angreifen, wo Ihr ihn trefft?" fragte Adelheid mit blitzenden Augen. „Wenn ihr jetzt auf Ruppin marschiert, könnt Ihr ihn sicher ahnungs los überfallen." Erwin lächelte. „DaS hieße von einer mtlitärsch un geschulten Miliz wohl zu viel verlangen!" erwiderte er, „Sie kann wohl einen Engpaß verteidigen, aber im offenen Felde darf sie sich der regulären Armee doch nicht stellen." „Um Gottes willen nicht!" rief Herr v. Rhyn, „sie wäre ein billiges Kanonenfutter. Ich Hoffe nicht, daß Ihr solche ehrgeizigen Pläne hegt, Doktor Weiprecht!^ „Ich denke nicht daran!" versetzte Erwin. Man hatte indessen den Kreuzweg erreicht, wo der Weg nach Klein-Bruchnow abgabelt«. Erwin empfahl sich'. Herzlich schüttelte Herr v. Rhyn ihm die Hand und sagte: „Ich wünsche Euch alles Glück zu Eurem Unter nehmen. Möge eS gut auslaufen."