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WesaerD Tageblatt 64. Jakrg. «nd Anzeiger (LlbtblM und Au-rigerj. raegramm-Almss« ß!^ 6 S«n>spr«chftHs ra-.»i.tt R ,» Nr.«t für die Königl. AmtShauptmannschaft Großenhain, das Königl. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba. Aretta-, 17. Mürz IAH, abends. Da» Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abends nitt AuSnahnie der Eonn- und Festtage. Vlerleliührltcher Bezugspreis bet Abholung In der Expedition in Ni«!a 1 Marl 50 Pjg., durch unsere Trüger irel In» Hau» 1 Mark 65 Pfg., bei Tlbholung am Schalter der kaiserl. Poslanstalten I Mark 65 Psg., dnrch den Briestrüger irei in» Han» 2 Mark 7 PIg. dlnch MonatSabonnenient» werden angenommen. Anzeigen-Anuahme stir die Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag V Uhr ohne Gewähr. Notation-bnlik rmd Verlag von Langer L Winterlich in Siieia. — v'elckästSstelle: Goethe slrafie 50. — Für die Nedoktion verantwortlich: Arthur Hähne! in NI eia. Die jetzige Jahreszeit scheint insofern zur erfolgreichen Bekämpfung der Obst- baumschödlivge noch geeignet, al« infolge des blätterlose» Zustandes der Bäume die Brut der schädlichen Schmetterlinge leicht sichtbar ist. Zu den legieren gehören insbesondere: 1. der Goldafter, dessen Nachwuchs in Form kleiner Raupen in zusammen gesponnenen und deshalb in die Augen fallenden dürren Blättern an den Zweigen überwintert, 2. der Ringelspinner, welcher seine Eier perlschnürenartig in 14 bis 16 leicht sichtbare» Reihen, gleich einem Fingerring um dünne Aestchen absetzt, und 3. der Schwammspiuner, welcher seine Eier an Obstbäumen, Mauern und Zäunen in daumdtcken, seuerichwammähnlichcn braunen Gebilden ablegt. Die Vernichtung geschieht am besten durch Abschneiden beziehentlich Abkratzen und Verbrennen de» Abfalles. Zu schone» dagegen sind die in geringen, zusammengesponnenen Mengen häufig zu findenden länglichen, kleinen, 2—3 Millimeter langen, seidenartig glänzenden CoconS, welche die Larven nützlicher Schlupfwespen beziehentlich Jchneumomiden enthalten. Hierbei wild gleichzeitig auch auf die Vertilgung der Blutlaus, der Schildlöuse und der Blattläuse hingewiesen. Die Blutlaus, welche an ein- und zweijährigen Zweigen, aber auch an älteren Teilen der Apfelbäume meist in größerer Gesellschaft saugend zusammenfitz», ist leicht erkenntlich an dem weißen, schon in einiger Entfernung von den befallenen Bäumen zu bemerkenden schimmelartigen Ueberzug. Aon den verschiedenen VertilgungSmitteln, welche in der im Jahre 1897 an die Herren Gemeindevorstände abgegebenen Belehrung erwähnt sind, sei die Anwendung von Kalkmilch mit Seifensiederlauge und Petroleum ganz besonders empfohlen. Schildläuse findet man auf Pfirsich-, Aepfel- und Birnbäumen, sowie auch häufig an Weinreben, und zwar in Form kreisrunder muschelartiger Höcker (Gallen) oder in der Form eines Bindestriches (Komma). Unter diesen kleinen Erhöhungen sind jetzt oft Tausende von kleinen Eiern vorhanden. Die Eier der auf der Weinrebe vorkommenden SchildlauS überwintern recht ost unter dem Schilde der abgestorbenen SchildlauS. Stark besetzte Zweite sind auszuschneiden. Die Stämme sind mit der Stahldrahtbürste abzu kratzen und nachträglich mit einem Anstrich einer 15°/, igen Obstbaum-Carbolineum- Lösung zu versehen. Die Lösung wird derart hergestellt, daß zu 85 Liter Wasser 15 Liter Carbolineum (Lohsol von der Firma Lohse L Rothe in Niederau) gegossen werden. Hinsichtlich der Rebenschildläuse empfiehlt sich außer dem Abschneiden der stark befallenen Rebschenkel — die jetzt vorhandenen braunen Schilder, unter welchen sich die Streusand ähnlichen rosafarbigen Eier befinden, abzubllrsten. Die Eier der Blattläuse sind oftmals massenhaft an den Zweigen des Kern- und Steinobstes vorhanden. Die glänzend schwarzen Eier sehen aus wie feine» Schießpulver. Die besetzten, an der Spitze meist gekrümmten Zweige sind abzuschneiden und zu verbrennen. Durch die klebrigen Ausscheidungen der Schilds und Blattläuse bildet sich der Nährboden für weitere pflanzliche Schädlinge (Pilze). An Obstbäumen, insbesondere an solchen, die km vorigen Jahre nicht mit dem Jnsektenfanggürtel versehen waren, wird sich jetzt die Apfelmade (Oarpooapsa xomavvvlla) oorfinden. Die Made (Raupe de» ApfelwicklerS) ist jetzt noch unter den Rindenschuppen ein- jrbettet und ist durch Abkratzer, der lockeren Rindenteile zu entfernen und zu vernichten. Wird die lockere Rinde an den Stämmen nicht entfernt, so verpuppt sich die Raupe in ein Gespinnst, au» welchem im April beziehentlich Mai der Schmetterling erscheint, welcher in der Folge die jungen Früchte der Apfel- und Birnbäume mit Eiern besetzt. AuS den Eiern entwickeln sich die Räupchen, durch welche die Früchte madig werden, infolgedessen abfallen, und so großer Schaden verursacht wird. Gegen die Made sind im Mai Jnsektenfanggürtel anzulegen. Dieselben sind spätestens Ende Juni abzunehmen, nach Tötung der Raupen und Puppen aber zur Vernichtung der zweiten Generation alsbald wieder anzulegen und erst im September wieder zu entfernen. Im Hinblick auf das obwaltende volkswirtschaftliche Interesse an der Vertilgung der genannten Obstbaumschädlinge werden die Besitzer von Obst- und Fruchtbäumen an gewiesen, auf ihren Grundstücken die hiernach erforderlichen Vernichtungsarbeiten vorzu- nehmen, mir dem Bemerken, daß etwaige Säumigkeiten in dieser Richtung gemäß tz 368 Ziffer 2 des Strafgesetzbuches mit Geld bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Die OrtSpolizeibehörden werden angewiesen, diese Anordnung noch im Wege der amtlichen Verkündigung besonders bekannt zu machen, deren Befolgung zu überwachen und gegen etwaige Säumige unnachsichtlich mit Slrafoersügungen vorzugehen. Was endlich die an Obstbäumen hier und da wahrgenommenen Schädigungen durch Ptlzkrankheite» anlangt, so sind eS namentlich zwei Pilzarten, welche im letzten Jahr zehnt in den Obstgärten zum Teil Verheerungen angertchtet haben. Die Pilze, welche in die Gattung Llonilia gehören und als Nooilia oinorea von. und Llonilia kruotixsna I?srs. unterschieden werden, machen einmal viele Früchte faul, zum anderen geben sie Veran lassung zum Absterben der Blüten, vlütenzweige und kleinerer Laubzweige der Bäume. Zur Bekämpfung dieser schädlichen Pilze sind von sachverständiger Seite folgende Maßnahmen vorgeschlagen worden: 1. Sorgfältiges Sammeln deS gesamten abgefallenen Laubes der von den Pilzen befallenen Bäume und Vernichtung dieses Laubes (Vermengen mit ge branntem Kalk). 2. Entfernung aller sonst getöteten Triebe und aller Fruchtmumien möglichst sofort, um die UeberwinterungSherde zu vernichten. 3. Umpfropfen der Bäume, d. h. Bepfropfen solcher Aepfel- und Bkrnsorten, die sich al» besonders stark befallen von der Krankheit erwiesen haben, mit Sorten, die als widerstandsfähig und unempfänglich gegen diese parasitische Krankheit erkannt worden sind. 4. Uebersprühen der Obstbäume und Sträucher, sowie der Weinreben — mit Ausnahme von Pfirsich und Aprikose — mit zweiprozentiger Carbolineum- lösung mittel» der Holderspritze, solange die Blatt- und Blütenknospen noch geschlossen sind. Die Lösung wird derart hergestellt, daß zu 98 Liter Wasser 2 Liter Carbolineum (Lohsol von der Firma Lohse L Rothe in Niederau) gegossen werde» und diese Mischung hierauf gut umgerührt wird. Die milchige Flüssigkeit ist dann spritzfrrtig. Nach der Blattbildung darf nur noch mit Kupferkalibrühe gespritzt werden, der der besseren und längeren Wirksamkeit wegen auf IVO Liter Wasser 50 Gramm Zucker zu gesetzt werde«. In dieser Stärke darf auch Pfirsich und Aprikose, jedoch in unbelaubtem Zustande, bespritzt werden. Im übrigen ist da» Spritzen nie bei Regen oder Schnee, auch nicht bei starkem Wind, da solcher den feuchten Nebel schnell verweht, vorzunehmen. Die OrtSpolizeibehörden wollen dafür sorgen, daß auch die vorstehend unter 1—4 empfohlenen BekämpfungSmittel — da wo nötig — gemeinsam und einheitlich bez. plan mäßig durchgeführt werden. Was die zur tunlichsten Verhütung de» Auftreten» von Krankheiten an de» Wein stöcken -— echter Meltau oder Traubenschimmelpilz (Oiäinm luokor) und falscher Meltau (ksronospsra vitioola erforderlichen Maßnahmen anlangt, so wird auf die Bekanntmachung der unterzeichneten Königlichen AmtShauptmannschaft vom 5. Mai 1906 — Nr. 105 des Großenhainer Amtsblattes — verwiesen. Großenhain, am 13. März 1911. 803 b L. Königliche AmtShauptmannschaft. Kulsllonl Sonnabend, den 18. Mörz 1S11, von mittags 1 Nhr an kommen zirka 60 Stück ausrangierte, zweisitzige SvkmldLnIs« im Schulhofe der Knabenschule an der Goethestraße gegen sofortige Bezahlung öffentlich zur Versteigerung. Riesa, den 16. März 1911. Der vollstreckangSbeamte des Rates der Stadt Riesa. Oertliches «nd Sächsisches. Riesa, 17. März 1911. —* Der diesjährige VerbandStag de» Verbandes Sächsischer Mittlerer Etsenbahnbeamten findet vom 17. bi» 19. Juni in Riesa statt. —* Die Kapelle deS Feldart.-Regt». Nr. 68 hielt gestern abend im Hotel zum Stern ihr 3. Abonne- ment »konzeit ab, da» von über 200 Personen besucht war. Da» Konzert wie» wieder ein geschickt zusammen gestellte» Programm auf, und da auch die Kapelle unter der umsichtigen Leitung ihre» Dirigenten, Herrn Musik- meister Oito, mit Eifer und Berständni» an die Durch führung de» Konzerte» herangtng, so konnten die Besucher wieder einen recht genußreichen musikalischen Abend ver- leben. Eröffnet wurde da» Konzert mit dem Marsch „Treu zu Kaiser und Reich' von Warnken. An zweiter Stelle stand die schwungvolle Jubel-Ouvrrture von C. M. o. Weber, die trefflich dargeboten wurde. Noch einmal kam der geniale alte Meister zu Worte, und zwar mit der Komposition Klänge au» „Preziosa'. Bon der Kapelle mit Ausdruck und Wärme wtedergegeben, zeigten di« ein- schmeichelnden, längst Gemeingut de» Volk» gewordenen Melodien auf» neue ihre Unvergängltchkett. Die älter« Tonkunst war außerdem noch vertreten mit dem Finale a. d. Op. „Die Tochter der Luft" von Bach. UeberauS willkommen war der hübsche Walzer „Wer kann dafür" au» der hier so beifällig aufgenommenen tollen Operette „Polnische Wirtschaft". Großen Beifall lösten die slim- mungSoollen Lieder für Piston „Ob du mich liebst" von Linke und „Vergiß die teure Mutter nicht" von Sauber, sowie die Fantasie „Der LiebeStraum" von Hoch au», die Herr Musikmeister Otto mit bestem Gelingen zu Gehör brachte. AI» letzte Darbietung verzeichnete da» Programm da» Potpourri „Eine fidele Kremserpartie" von Sauber. Die launige Komposition verfehlt« dank der ausgezeichneten Wiedergabe durch die Kapelle ihre Wirkung auf die Zu hörer nicht und bildete die rechte Ueberleitung zu dem an da» Konzert sich anschließenden Ball, dem wacker zuge sprochen wurde. Somit ist auch der gestrigen konzertlichen Veranstaltung der 68 er Kapelle ein schöner Erfolg be- schieden gewesen. — In der am 15. d. M. abgehaltenen AusfichtSra». sitzung der Vereinigten Elbeschtsfahrt». Gesell- schäften, A.-G., gelangte der JahreSabschlutz für 1910 zur Vorlage. Derselbe »raibt einen vetri«b»o,rlust von 174 837 Mark st. v. 981826 Mark BetrtebSÜbirschuß). Nach Abschreibungen von den eigenen Betriebsmitteln von 473163 Mark st. B. 536 728 Mark) und 275 756 Mark st. V. 314 569 Mark) von den erpachteten Vermögens objekten der Oesterretchtichen Nordwest-DampsschiffahrtS-Ge- sellschaft ergibt sich nach Entnahme von 134 918 Mark aus dem Reservefonds ein Derlustsaldo von 788 849 Mark, welcher auf neue Rechnung vorgetragen werden soll. — Dem Jahresabschluß der Sächsisch-Böhmischen DampfschissahrtS-Gesellschaft ist zu entnehmen: Die Witterung-Verhältnisse de» Jahre» 1910 für den Personen verkehr auf der Elbe sind nicht al« günstig zu bezeichnen, während gleichzeitiq der andauernde Wasserreichtum diese» Jahre» Erschwernisse und eine Verteuerung deS Betriebes im Gefolge hatte. Die Einnahmen erfuhren gegen da» Vorjahr im Personenverkehr eine Zunahme von 13853 M., im Frachtverkehr bet einer Minderverfrachtung von 768176 kg «inen Ausfall von 14999 M., der sich haupt sächlich durch das Ausbleiben großer Obstsendungen erklärt, «ine Folge schlechter Ernte. Bei einer Gesamtoerfrachtung von 24867184 kg verschiedenster Stückgüter wurden 186522 M. Frachrrtnnahmen erzielt, während sich die G,»nahmen im Personenverkehr auf 1033543 M., im Schlrppverkehr auf 1484 M. belaufen. Das Ertragskonto der Loschwitz-Vlosew'tzer Fähre schloß mit einem Verlust von 462 M. ab. Abgeschrirben wurden vom Dampfschiffe-