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Donnerstag, 27. De;rmSci 2»r> — so trifft tzas nicht zu. Weder iin Wortlaut des" Ge- 35 Wenn schließlichj-angegeben wird!, daß der Staats unter ihnen., namentlich in wirtschaftlichen Fragen, zu weit auseinander gehen, auch die grosse Verschiedenheit in den geographischen, kulturellen, religiösen und poli tischen Verhältnissen der Wahlkreise macht eine für alle geltende Verständigung fast unmöglich. Es gibt viele in Angriff und 'Abwehr gegen Zentrum, Polen, Welfen und Sozialdemokraten, wenigstens in der erheblichen Zahl der Wahlkreise, wo entweder dastMandat 1903 von einem gemeinsamen Gegner nur mit großer Mühe und info'ge der Uneinigkeit der nationalen Parteien erobert w r-- den war, oder wo ein Mandat der Konservativen i ch Liberalen von Klerikalen, Sozialisten, Polen und Wetz n bedroht ist. Ein drastisches' Beispiel bietet der Wahlkr s Bielefeld. Tie Protestanten machen dort 72 v. H. der t.e- völkerung aus; trotzdem war er zuletzt von einem Zc n-- trumsmann vertreten. Im ersten Wahlgang 1903 waren rund 11000 sozialdemokratische, 8000 Zentrums- und 11 800 konservative, nationalliberale, freisimnge und anti semitische Stimmen abgegeben worden. Aber die Srim- men der letzteren Parteien hatten sich ans ein Mehr heit Kandidaten verzettelt, so daß keiner von i >nen in Neue Erfolge in Südwestafrika. ) ( In den Verhandlungen über den Nachtragsetat für Süoivestafrtka im Reichstage wurde von den Vertretern der Verbündeten Regierungen und deS großen General- stabeS die Versicherung abgegeben, unsere dort noch kämpfenden Soldaten möglichst schnell in gleichem Tempo mit den Fortschritten der kriegerisch.« Operationen weiter zu vermindern und Heimzusenden. Born Kriegsschauplätze ist nun folgende Meldung eingetroffen: Der Stamm der Boudelzwarts hat sich unter worfen. Johannes Christian mit seinen nächsten An- hängern hat sich dem Oberstleutnant v. Estorfs in Heira- chabiS gestellt. Die Zahl der Männer beträgt 120, die der abgegebenen kleinkalibrigen Gewehre 105. Zerstreute Banden und Stnmmesangehörige, die aus britischem Gebiet zurückkehren, sind in die Unterwerfung einbe zogen. Kein Bondelzwart darf Schußwaffen tragen. Ti» Uw ei morsen- « sollen bei Keetmarwhap und Kalk- forueur Lokationen erhalten und dort unter mili tärischer Aufsicht in Lagern gehalten werden. Die Durchführung der UntcrwrrfungSbestimmungen wird noch einige Zeit erfordern. Auch stehen noch einzelne Banden von anderen Stämmen, wie Simon Copper und Tielding im Felde. An Berliner leitenden Stellen hegt man in Ueber- sinstimmung mit dem Oberkommando in Südwestafrika die Zuversicht, daß nunmehr der Krieg rasch zu Ende gehen werde und die kolonisatorische Arbeit in den weiten von ihm berührten Gebieten wieder beginnen können. Diese günstige Wendung bestärkt zugleich in der An sicht, wie falsch die Haltung der MehrheitSparteien im ver flossenen Reichstage war. Der mit der Wahrung deS Budgetrechtes der Volksvertretung motifterte Zentrums antrag, trotz jener Versicherung der Verbündeten Regierungen und des KriegSkommandoS eine bestimmte Zahl für die im Felde stehenden Truppen gesetzlich vorzuschreiben, erscheint nun erst recht als ungerechtfertigt und nur aus dem un sächlichen Bedürfnis einer parlamentarischen Machtprobe zu erklären, dem sich die Regierung nicht fügen dürste. Der Festigkeit der Verbündeten Regierungen ist cs nächst der geschickten Kriegsführung und dem tapferen Ausharren unserer Truppen zu danken, daß der Süden des Schutz gebietes gegen kleinmütige Bedenken uns erhalten worden ist. Nach einem aus Keetmanshoop cingegangcnkn Tele gramm sind am 25. Dezember in HeirachabiS weitere Mann mit 19 kleinkalibrigen Gewehren eingetroffen. ätzen kW TügesgchhichLs. Parteien, die am Tage der Auslösung des gegen Zentrum, Polen, Welfen und Sozial ¬ gemacht worden. Zunächst wird eingewendet, daß ihr Entzündstngspnnkt gegen den der jetzt' üblichen weiß phosphorhaltigen Zündhölzer nur etwa 100 Gr. Celsius höher liegt. Ties trifft zu, ist aber vorn volks wirtschaftlichen Slmidpunkte aus' als'Vorzug zu betrach ten. Tie. Weißphosphorzündhölzer haben infolge ihres niedrigen bei etwa 50 bis 80 Gr. C. liegenden Ent- znndnngSpunktcs zu zahlreichen Bränden Anlaß ge geben. Als Ursache vieler Brände ist z. B. festgestcllt - ....... worden, daß sich die Weißphosphvrhölzer an heißen Soin- f men erkaufen; mertagen, am Fenster aufbcuahrt, unter der Einwirkung s getan, und das werden die verbündeten Regierungen auch der Sonnenstrahlen selbst entzündeten. Aber wuchs die aus i nicht tun." , der Schuieniugscheu Züudmasse gefertigten Zündhölzer I entzünden sich trotz ihres bei etwa 150 bis'100 Ar. C.' liegenden EutzüudungSpunltes an jeder beliebigen Reib fläche ohne jede Schwierigkeit; sie bedürfen nur eines etwas stärkeren Druckes^ beim Austreichcn. Nun griff ich in das Gespräch ein und sagte, daß ich e» ihnen gern zeigen wolle, wie man beginnen müsse. „Zur Genesung Euerer Mutter ist die Reinlichkeit und saubere Instandhaltung Euerer Wohnung unerläßlich; ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, wenn ich da» Haus einmal für Euch frisch Herrichten lasse." Wir kamen überein, daß die Wände geweißt, der Bo den erneuert und der Kranken ein ordentliches Bett zur Verfügung gestellt werden solle. Außerdem versprach ich jedem der Mädchen ein Kleid unter der Bedingung, daß ich das HauS dann später immer tadellos ordentlich und sauber finden würde. Ich will den Erfolg dieses Versu ches abwarten. Peppi führte mich dann auch zur Witwe Tailleur. Ich saß still daneben, als die beiden Frauen von der Gräfin Franziska redeten, und ich wurde nicht müde, ihren wor- te» zu lauschen. Man hätte meinen sollen, diese edle Fran sei noch gestern hier gewesen, und sie ist doch schon seit zwanzig Jahren tot; so lebt dar Andenken an sie noch rege in allen Herzen. Henny erzählte mir ihre Geschichte mit Tränen in den Augen und auch Peppi weinte. „Wir haben alle durch sie einen unersetzlichen Verlust erlitten! Monsieur Alex würde heute noch im Besitze de» Schlöffe» sein, wenn sie nicht gestorben wäre, wenn da» andere Unglück nicht eingetreten wäre.* „Bon welchem Unglück sprechen Eie?* „Bon der zweiten Heirat de» Herrn Grafen!* be merkte Peppi leise zu mir. „So hat sich also Gräfin Esther nicht Ihre Liebe eo- worben?* „O, sie war durchaus keine böse Frau! Eie gab viel, aber ohne etwa» dabei zu denken und ohne Ueberleanna. Da» Geld macht nicht alle» au», es kommt auch auf bie Art an, wie e» geboten wird * 134,1» Die Art, ja die Art, welche Gräfin Franziska hatte I Wer kann Sie mich lehren? E» wäre so süß, in Vies«» Dorfe geliebt zu werden, wie sie arliebt worden ist! )k( Tic Reichstages Sodann ist behauptet norden, die Schwieuingsche s demokrateu zusammeugestandcn haben, sind einig in dem Zündmasse sei explosiv, auch würden durch ihre Ex- - Gedanken, daß im Interesse der deutschen Waffenehre, plosionsfähigkeit die Arbeiter ärger gefährdet als durch , im Interesse unseres afrikanischen Kolonialbesitzes, im die Giftigkeit des bisher verwendeten weißen Phosphors.- Interesse unserer gesamten Stellung zum Auslände das Als Beweis hierfür ist in der Presse eine Reihe von ' dLotwendige für die Schut'truppe geleistet werden mnß, Unfällen veröffentlicht, welche sich bei der Verarbeitung '. und daß Forderungen für Militär im Kriegszustände als der Schwicningschsen Zündmasse ereignet haben sollen.: Gelegenheit für parlamentarische Machtproben ganz un- Es hat sich aber ergeben, daß bei einigen der Unfälle ° geeignet sind. Trotz dieser Uebcreinstimmung in einer nicht die vom Reiche empfohlene Schwieningsche Zünd-. nationalen Hauptsache konnte doch ein sich auf alle mässe Ursache war, sondern daß bald diese, bald jene Wahlkreise des Reichs erstreckendes Wahlkartell zwischen andere Züudmasse, niit denen Fabrikanten Versuche an-. den Parteien der Rechten und der bürgerlichen Linken stellten, verwendet worden war. Andere Unfälle wurden i nicht zustande kommen. Nicht nur daß die Ansichten dadurch herbeigeführt, daß Fabrikanten entgegen der ihnen vom Reiche ausgehändigtcn Beschreibung des „Verfahrens zur Herstellung der Züudmasse für wcist- phosphorfreie Zündhölzer" und unter Außerachtlassung der nötigen Vorsichtsmaßregeln Versuche mit den Che mikalien der Schwieuingschen Zündmasse anstelltcn. Tie Wahlkreise, in denen sich nur Liberale und Konservative Herstellung der Schwieuiugschen Züudmasse und ihre gegenüberstcheu. In anderen wieder sind keine Kvnser- Benntzung ist, Ivie die Reichstagskommission im Laufe ! vativen vorhanden und konkurrieren Liberale und Temv- der IÄrberatung des Gesetzes durch den Augenschein und , traten verschiedener Schattierung untereinander. Was wie auch Sachverständige festgestcllt haben, ungefähr- aber sehr wohl möglich und zur Erreichung des den lieft, sofern die vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln be- Minoritätsparteien vom 13. Dezember gemeinsamen Zic-- obachtet werden. Deshalb ist man auch., wenigstens von les, nämlich einer anderen Mehrheitsbildung im Reiche seiten der Regierungen, keineswegs' über dieses Rezept tage, unbedingt erforderlich ist, ist die Gemeinsamkeit zur Tagesordnung übergegangen, Ivie in der Fachpresse behauptet wurde, sonderu ist von seiner Brauchbarkeit nach wie vor überzeugt. Tie Züudmasse ist aus' einer Reihe anderer weißphosphorfreier Massen aus'gewühlt worden, weil sic zur Zeit der Einbringung des Ge setzentwurfes die beste und Jahre hindurch schon bewährt war, was bei den anderen Massen nicht zutras. Neuer- Papa war ganz entzückt, in Reinach einen Schachspieler Vvn solcher Meisterschaft entdeckt zu haben. „Wir wollen uns doch zusammen niesten! Wann sind Sie frei, Herr Notar?" fragte Papa lebhaft. „Während der Tagesstunden leider nie, da ich durch «reine Berufstätigkeit iu Anspruch genommen bin, nur abends und .. „DaS trifft sich ja sehr gut! Also komnren Sie jeden Abend! Und nun lassen Sie uu» an die Geschäfte gehen!" Diese nahmen nicht lange Zeit in Anspruch. Papa war so guter Laune, daß er ohne Erörterung auf alle Bedin- gungen einging, welche Herr Herbette für den neuen Päch- ter in Vorschlag brachte. Es lag klar zu Tage, daß ein Notar unbedingt gut Schach spielen muß, wenn er seine Klienten für sich ein nehmen will. Ich wollte die gute Laune meine» Vater» auSnützen und brachte da» Gespräch wieder auf die Unter- stützungen. Die Angelegenheit wurde zur allgemeinen Be- friedignng gelöst, und wir kamen überein, daß ich bereit» am folgenden Tage in Begleitung der Frau Peppi die Ar men besuche» könne. 30. Mai. Heute erster Armenbesnch in unserem Bezirke. Ich nahm die Sache selbst in die Hand und machte bei einer fieberkranken Frau den Anfang. Aus dein Zimmer, in welche» man mich führte, strömte ein übler Geruch, und ein flüchtiger Blick genügte, um zu sehen, daß in allen Ecken Obst- und Gemüseabfall umher- lag. Die Kranke lag in einer Art Alkoven. Spinngewebe hing von der Decke nieder; zwei große Mädchen von fünf- zehn und zwanzig Jahren lungerten müßig auf Stühlen umher. Peppi schalt sie und drohte, wir kämen nicht mehr her, sie aber hörte» sie mißmutig an, begriffe» offenbar gar nicht, weshalb sie sich ereifere, und fanden alle» in Ord- uung „Wir haben zu viel zu tun, Frau Peppi, man weiß nicht, wo man zuerst ansaugen soll!* bemerkte endlich die eine vo» ihnen. 3« Wk. brilkW PHMrMMM le. Vom 1. Januar 1907 ad darf nach dem Gesetz, vom 10. Mai 1903, betreffend Phosphorzündwaren, wer Her odkr gelber Phosphor zur Herstellung von Zünd- dsings mögen Zündwaren in den Handel gebracht worden hölzern und Zündwaren nicht mehr verwendet und es sein, die gleichfalls allen Anforderungen entsprechen, dürfen Zündwaren der bezeichneten Art zum Zwecke ge- ' werblicher Verwendung nicht mehr in das Zollinland ein- sekretär des Innern bei der Beratung des! Gesetzes, be- geführt werden. Gegen dieses Gesetz hat sich in den treffend Phosphorzündwaren, inr Reichstag erklärt habe: Kreisen der Züttdholzfabrikanten lebhafter Widerspruch ! „eine Entschädigung der Phosphorzündholzfabrikanten sei geltend gemacht, trotzdem vom Reiche auf Verlangen! aus dem Grunde nicht erforderlich^, weit das Reich ein denjenigen Fabrikanten, welche Weißphosphorzündhölzcr i Rezept erworben habe, welches dien Zündholzfabrikanten Herstellen, das Rezept einer an jeder beliebigen Reib- unentgeltlich zur Verfügung gestellt werde, so daß durch Berlage ZNm „Messer TagMat Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. -- Für die Reduktion verantworckich: T. Langer in Ncha. v. A'chrg. .1. ' ! '-MWN «k V fläche zündenden wcißphosphorsreien Zündinässe zu nn das Verbot kein Fabrikant einen Schaden leiden könne" entgeltlicher Benutzung mitgeteilt worden ist. Mit die- — so trifft das nicht zu. Weder im Wortlaut des Ge- ser nach ihrem Erfinder Schwieuing benannten Zünd- setzcs oder in seiner Begründung, noch in den steno- mässe können Zündhölzer unter Benutzung der einsachen . graphischen Berichten des Reichstags oder in dem Be ulten Betriebseinrichtungen hergestellt werden. j richt der Kommission zur Vorbereitung des Entwurfs Von den Fabrikanten sind in der Fachpresse Be-! eines Gesetzes, betreffend Phosphorzündwaren, findet sich denken gegen die Verwendung dieser Zündinässe geltend G in Anhalt hierfür. Tie Entschädigung der Fabrikanten " ' " .... .. , war keineswegs, wie behauptet wird, „die erste Voraus ¬ setzung und Bedingung, unter der das Oiesetz erlassen wurhe". Regierungsseitig ist die Anerkennung einer Entschädigungspflicht immer prinzipiell bekämpft wor den — aiis welchen Gründen, das ist vom Staatssekre tär in der Neichstagssitzung vom 22. April 1903 näher ausgeführt worden. Er sagte: „Tann müßten wir jede Verordnung, die wir im Interesse der Gesundheit oder Sittlichkeit der Arbeiter erlassen, mit ungeheuren Sum- ; dfls hat aber bisher noch kein Staat Wahre Ireunde. Roman vo» Georg Bütow. 28 28. Mai Nach der Mahlzeit spiele ich gewöhnlich mit Papa eine Partie Schach. Er liebt diese Unterhaltung sehr und pflegte sie in Pari» mit alten Freunden alltäglich. Hier ans dem Lande hat er mir angetragen, mir darin Unterricht erteile» zu wollen, und ich habe mich gefügt, mn ihm ein Vergnüge» z» machen. Ich war auch heute im schönsten Zuge, die Partie zu verlieren, al» Herrn Herbettes Besuch angekündigt wurde. Papa ließ ihn ein treten, und da er seinen Vorteil nicht verlieren wollte, bat er um die Erlaubnis, meine Niederlage vervollständi gen zu dürfen. „Sech» Züge genügen, Herr Notar, dann stehe ich Ih nen ganz zu Diensten!* Herr Hcrbette erklärte, daß er vollkommen Zeit habe zum Warten, und näher hinzntretend, sah er mit großer Aufmerksamkeit unserem Spiele zu. Eben war ich im Be- griffe, einen meiner Türme in Bewegung zu setzen, al» er lebhaft ries: „Nein, nein, mein Fräulein, mit der KV- uigin müssen Sie parieren!* „Wie, Sie können Schach spielen?* fragte mein Vater, -angenehm überrascht. „Gewiß, ich pflegte mit dem Grafen täglich zu spie len* „Dann raten Sie Liseite nur, aber nach all den Tor heiten, die sie begangen, wird sie, glaube ich, selbst mit Ihrer Hilfe nicht mehr im stände sei», den verfahrenen Karren in» Geleise zu bringen.* Meine Torheiten müssen denn doch nicht gar so ent- setzlich gewesen sei», denn dank dem Beistände »«eine» Ver bündeten, währte der Kampf zwischen mir und Papa noch eine voll« Stunde, und zweimal hatte der feindliche König Mühe, sich der Gefahr -«entziehen. Wir unterlagen schließ- »ich. über e» war eine ehrenvolle Niederlage l