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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192307234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-07
- Tag 1923-07-23
-
Monat
1923-07
-
Jahr
1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1923
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Die englische Note kaum Verbesserungen? Geschehe da» nicht »nm Forderungen der Alliierten? wie immer Poincar^s neueste Hetzrede. „ PoincarS hielt gestern nachmittag bei der Enthüllung eine» Kriegerdenkmal» in Villers-Cotterrt« eine Rede, in der er sich wiederum mit dem Reparattousproblem beschäftigte. Er sprach von einem angeblichen Programm wirtschaftlicher Vernichtung, da« der deutsche Generalstab habe ausstellen lassen, nach dem alles habe vernichtet werden sollen. Wahrend in Deutschland nicht ein Schornstein vernichtet, sei, weiger« sich da« Reich, seine Verpflichtungen zu halten «ad oeu anarrichteten Schaden zu reparieren. Dies«, Augenblick habe Lloyd Georg« ausgesucht, mn »wischen Deutschland und Frankreich Verwirrung anzurichten und um »u erklären, die verwüsteten Gebiete in Frankreich seien wilder gerichtet, und man habe nicht da« Recht, sich über di« . gaben der deutschen Regierung zu beschwere«. Was »oll« Lloyd Georg, damit lagen? Wenn Deutschland fest« Handelsflott« wieder aufricht«, ne«, Kanäle baue, Eisenbahnnetz entwickle, handle eS sich da nicht - - -- - - — tz«, der deutschen Zahlungsfähigkeit anbelangt, so beruft sich da« Blatt darauf, daß nach Ansicht der französischen Regix rung das ZahlungSftatut vom 5. Mai 1921 so lange de« stehen bleiben müsse, al« nicht die Frage der interalliiert«» Schulden geregelt sei. E« verweist auch auf di« Berichte d«r bilden «nglischen Handels« und Finanzvertreter in V«rlin und Koblenz, die vor zwei Monaten in London überreicht worden seien und in denen seftgestellt werde, da» e« keine Möglichkeit g«be, die Einnahmen Deutschland» in Geld abzuschätzen, solang« die Mark nicht stabilisiert sei. Wenn Lord Curzon mit aller Gewalt unparteiisch« Sach verständig« in dir Kombination hineinzteben wolle, so müsse man ihnen di« Aufgabe,«weisen, die direkt«« «ad indirekte« Posten in d«« Vaake« vo« Londo« ««d Newdork ab»«« schätze«. Hier hab« man e» mit einer mestbare» Gold« «innabme zu tun. In der Garantiefrage schließlich soll e« nach der eng lischen Auffassung Aufgabe der ReparationSkommission sein, sich über den Wert der von Deutschland in dieser Beziehung gemachten Angebot« au«,»spreche». In London schein« man Zahlungsmittel und Garantien »u verwechseln.Zahlungs mittel seien keine Garantien. Der ReparationSkommission stehe es frei, den Wert der voraeschlagenen Zahlungsmittel z» untersuchen, selbstverständlich, nachdem der deutsch« Widerstand erledigt sei. Frankreich und Belgien hätten sich am 12. Januar im Ruhrgebiet und auf dem linken Rheinufer auf die Feststellung der deutschen Verfehlungen durch di« RevarationSkommission hin derjenigen Garantien bemächtigt, die ihnen wünschenswert erscheinen. Es könne beute nicht Sache der ReparationSkommission sein, «in« schiedsgerichtliche Entscheidung über da« begonnen« Werk zu fällen. „Petit Parisien* glaubt feststellen zu können, daß man in London in der vergangenen Woche eine Wandelung im Sinne de« formalen Entgegenkommens gegenüber Frank reich durchgeführt habe, bedauert aber, daß in der Sach« selbst anscheinend keine merklichen Fortschritt« gemacht worden seien. Der Graben, der di« beiderseitigen Stand punkte voneinander trenne, erschein« noch ebenso breit wie vorher. Englischerseit» wünsche man die Frag« der Ruhr besetzung und das Problem de« passiven Widerstande« in den Hintergrund zu rücken. Es dürste jedoch feftstehen, daß man in Pari« sowohl wir in Brüssel dabei bleiben werd«, von Deutschland die Aufgabe d«S vassiveu Wtd«rsta«de» ,« verlange«, und dast mau sich nur nach Mastgabe der geleisteten Zahlungen znm Verlast«« des Ruhrgebiet«» bereit finde« werde. Die Sorge des „Temps" «« Deutschland. Der „Temps" führte gestern in einem längeren Artikel» aus, daß zu einer normalen Lösung der ReparationSfrage der Rücktritt des Kabinettes Cuno erforderlich sei. Die«» Kabinett zeige sich den Anforderungen der auswärtigen Po litik nicht gewachsen. Mit dem Rücktritt der Regierung Cm« und der Bildung einer nach links erheblich erweiterten Re gierung würde ein erheblicher Fortschritt erzielt werde». Die gegenwärtige Negierung, so fügt der „Teinps" hinzu, häng« nur noch an einem Faden durch die Unterstützung England», dessen verschiedene Ermutigungen die Regierung tatsächlich bisher vor dem Sturze bewahrt haben. Die Deutschen seiest unverständlich, die sich von dem Fortbestehen eine» von Großbritannien protegierten Kabinette», eine» zweiten Kck binettes Gunari», Vorteile versprechen. Konferenz der EinbrnchSmSchte. Reuter meldet au» Dari«, «S werd« angenommen, baß Theunis und Jaspar Anfang nächster Woche zu einer Konferenz mit Poincar« nach Paris kommen würden und daß daher mit der Entsendung der französischen Antwort nach London ungefähr Ende nächster Woche gerechnet werden könne. Da, wie verlautet, die französische Regierung aleiche Zurückhaltung beobachten werd« wie di« britische, werde kein« offizielle Erklärung über die französischen Ansichten bezüglich der britischen Not« erwartet, bevor fich die Antwort in britischen Händen befinde. Wie Reute« weiter erklärt, wäre es unwahrscheinlich, daß während de« allernächsten Tage irgend eine Antwort auf die britisch« Note von den Alliierten zu erwarten sei. Angesicht« der großen Bedeutung der britischen Note werd« eine sehr sorgfältige und lange Erwägung durch die Verbündetest erforderlich sein. Vorstellungen deS deutschen Botschafters. Einige Pariser Morarnblätter berichten in sensationeller Aufmachung, der deutsche Geschäftsträger, Botschaftsrat von Hoesch, hab« am Sonnabend im französischen Ministerin« für auswärtige Angelegenheiten «ine Demarche betrffrnd di« Einstellung de« passiven Widerstande« im Ruhrgebiet gemacht. Der Pariser Vertreter de« W. T. v. erfährt von zuständiger Stelle, daß Botschaftsrat von Hoesch tatsächlich am Ouay d'Orsay vorgesprochen bat; er hat jedoch Vorstellungen erhoben wegen der Verhaftung deutscher Persönlichkeiten in den besetzten Gebieten, die in den letzten Tagen durch die französischen BesetzungSbehörden al« Repressalie gegen die Inhaftierung einiger französischer Staatsangehöriger in Deutschland vorgenommrn wurde. Wan« endet der passive Widerstand? Ein von Wolff-Bureau veröffentlichter englischer Stim mungsbericht zur Frage der Räumung Les Ruhrgebietes, ist, wie WTB. erfährt, insofern zutreffend, als Lei deutsche Bot, schaster in London am Donnerstag erneut dahin instruiert wurde. Laß keine deutsche Regierung der Bevölkerung der rechtswidrig besetzten Gebiete den Abba« ihr«» Widerstande» zumut«« könue, ohne Latz Ler Bevölkerung gleichzeitig vor allem ein« sichere Garantie für die Räumung der Gebiete in ksirze^r Frist gegeben wird. Ak jsMWM stk Msch« ilütMt. s» hat sich der politisch diplomatische Branch herau». aebtlbet, den Entstehung-Vorgang einer politischen Aktion kn allen seinen Einzelheiten so ausführlich in der Presse au»zud«uteln und nach Herausgabe der Note inoffiziell alle Einzelheiten so genau zu beschreiben und umschreibe«, daß der sogenannte vertrauliche Schnitt tatsächlich der intetz- nattonalen Kritik schon völlig preisgegeben ist, wenn er, selbstverständlich an» Rücksicht auf den Adressaten, amtlich »och nicht bekanntgegeben ist. Der englische Autwortentwurf hat eine lange orakelumsponnene Werdezelt hinter sich. Er sollte, so hieb e» seit den EntstehungStagen -eS Kabinett» valdwin, eine Tat sein und einen neuen Zeitabschnitt der Weltgeschichte etnletten. Die Pertoden der Weltgeschichte pflegen sich nicht ruckartig mit deutlich erkennbarem Ein schnitt aneinander anzufügen. Sange Zeiten der Ueber- Sänge machen es selbst geschulten Augen oft schwer, die Weg richtung zu sehen, in der die Entwicklung sich in Zukunft fortsetzen soll. Go ist auch die Abkehr England» von der srauzöstsche« Politik nicht erst seit den Tagen Baldwin» oder seit der soeben abgegangenen Antwortnote Tatsache gewor- den. Kein anderer al» der Minister, -er im Kriege der Vertreter Le» schärfsten Ententekurses gewesen ist, der den Bevsailler Frieden unL ihn mit Vormachtstellung Frankreichs -Melassen hat, mußte dem inneren Zwange der politische» Notwendigkeiten wetchen und, oft in schärferer Formulie rung, als sie je aus dem Munde Baldwins gekommen ist, feine Warnungsrufe über -en Kanal hinüberschicken. Immer wieder haben sich die Marksteine der deutschen Notentwick- lmrg, von Ler Entscheidung über Oberschlesien an biS zum Ruhretnbruch, als Prüfsteine der französisch-englischen Be ziehungen erwiesen. Immer wieder hat man in Deutschland mit innerer Genugtuung den KompatzauSschlag im Kurse der beiden angeblich verbündeten Staate« feststellen können. Auch Ler Antwortentwurf der englischen Regierung auf die deutsche Note ist solch ein Wegstcin der Entwicklung. Nicht weniger aber auch nicht mehr. Erfreulich ist zunächst die Tatsache an sich, -atz England da» Leutsche Angebot für eine durchaus tragfähige Ver- hanblungsgrundlage hält. In Paris ist man bekanntlich der gegenteiligen Ansicht. Jedes Eingehen Frankreichs auf die englische Antwortnote, die inhaltlich die deutschen Vor schläge verarbeitet hat, bedeutet also tatsächlich indirekt den Eintritt Frankreichs in die Erörterung. Und bas scheint eS eben,zu sein, was England herbeiführen will. Der Inhalt der «nglischen Antwort ist ein Niederschlag alles besten, waS im letzten Monat in England aus der Presse und von Ne- gievungsseite her verlautbart worben ist, in Ler Form stark beeinflutzt durch Frankreichs ständige Versuche, einen grund sätzlichen Wechsel -er Haltung in -er Zwischenzeit herbeizu führen. Erfreulich ist die Feststellung, datz dieser unter Ein satz aller Kräfte betriebene Ansturm auf -en englischen Standpunkt der grundsätzlichen Richtung nach ohne Erfolg ge blieben ist. England besteht auf Ler Einberufung eines Sach- oerftäudigeuausschuffeS, England verzichtet, in logischer Entwicklung aus seiner in der Ruhrfrage eingenommenen Haltung» darauf, Deutschland zur Aufgabe des passive« Wi, Verstandes zu drängen. Diese beiden Kernpunkte der eng lischen Antwort sollen aber Lurch gewisse Einschränkungen in der Form Frankreich schmackhaft gemacht werden. Der Sachverständigenausschutz soll anscheinend aus der Nepara- tionskommission heraus entwickelt werden. Es würde sich also günstigenfalls um ein Kollegium etwa von der Zusam mensetzung des Völkerbundes handeln. Da der Völkerbund ein gefügiges Werkzeug in Frankreichs Hand in allen Fra gen, die Frankreichs Lebensinteresse angehen, gewesen ist, dürfte auf den neuen Gachverständigenausschutz, selbst wenn er zustandekommcn sollte, nicht allzuviel Hoffnung zu setzen sein. Die Frage der Ruhrbesetzung scheint im Sinne der „Unstchtbarmachung" der Besetzung gelöst werben zu sollen. Wenn man sich daran erinnert, daß Frankreich von vorn herein diese „Unsichtbare Besetzung" (gesichert natürlich durch Tanks und Bajonette) vorgeschwebt hat, so ist man sich keinen Augenblick darüber im Zweifel, Laß eine solche Lösung eben gerade das bedeutet, was Poincarö will, das heißt einen «ol le« Sieg Frankreichs. In dem englischen Begleitschreiben wird auch die Frage der interalliierten Schulden als un trennbar von der Rlthrfrage angesehen. Wer die Schwierig keiten kennt, die sich der Entwirrung dieses von unendlich vielen gegeneinanberstrebenden Faktoren geschlungenen gor dischen Knotens kennt, wird sich auch in der Beziehung keinem allzu grotzen Optimismus hingeben können. Die politischen Folgerungen aus dem englischen Schritte ergeben also, daß zwar theoretisch wieder einmal Ler englisch-französische Ge« geusatz in Ler GrunLauffastung Largelegt worden ist, -atz aber praktisch für Deutschland in absehbarer Zeit kaum irgeubwelche Erleichteruuge« zu erwarten sind. LaS vielfache der Zlva«sSa«leiht als Brotversorgungsabgabe. Da« Landesfinanzamt teilt auf Veranlassung des Herrn Reichsministers der Finanzen mit: Lurch das Gesetz zur Sicherung der Vrotversorguna im Wirtschaftsjahr 1923/24 vom 23. Juni 1923 fällt di« öffent liche Brotversorguna mit dem 15. September 1923 fort. Um dem bedürftigen Teil der Bevölkerung den Bezug von Brot auch weiterhin zu erleichtern, sollen die besitzenden Klaffe« «tue Abgabe vom Vermöge« entrichten, di« in »wet Teil beträgen am 1. August 1923 und am 2. Januar 1924 zu »ahlen ist. Diese Abgabe soll grundsätzlich,in einem Viel fache» der ZwangSanlrib« bestehen. Der Wichtig« erhält über di« Höh« der Abgabe keinen Bescheid. Er bat sich viel mehr di« Abgabe selbst »u berechnen, und »war an Hand de» ihm seinerzeit mit dem BermögenSstruerrrklärungSvor- druck übersandten ZwangSanleihetarife«, der auch in den Räumen der Finanzämter angeschlagen werden «Nrd. Die erste Teilabgabr ist ungefordrrt bi» »«« 1. August IEEE einzuzahlen. Da «r sich um «in« Steuer und nicht um «ine Zwangsanleibe handelt, ist dir Zahlung bet der für den Pflichtigen zuständigen Finanzkaff«, nicht etwa bet einer Annahmestelle jür di« Zwanasanleth« »u leisten. — Bei- spiel; Das zur ZwangSanleihe angegeben« Vermögen be- irägt 10 Millionen Mark. Hiervon waren an ZwangSanleihe m zeichnen 694000 Mark. An sich find, wenn der Multipli kator für die erste Teilabgab« 10 betragen sollte. S94000 x 10 — 6940000 Mark bis »um 1. August 1928 an di« Finanzkaff« »u zahlen. Wenn in dem Vermögen von 10 Millionen Mark festverzinsliche Wertpapiere in Höh« von 8 Millionen Mark vorhanden find, so darf für di« Be rechnung der Abgabe «in Vermögen von 7 Millionen Mark ue Grund« gelegt werden. Davon wären 894000 Mark ttwangsanleihr ,u zeichnen gewesen; der Pflichtige hatalso Ar die erst« Tetlaogab» 894000 x 10 — 8940000 Mark bi» »um 1. August 1928 »u »ahlen. Die Steuerpflichtigen »erden gut daran tun, fich schon jetzt auf di« Zahlung »er Abgabe tu dies« Höh« am 1. August 192» vorzubereiten «nb> eutstwGbAG Esldbeträg» dafür bsrsitzustsllsn. Veberretchims ber Dokumente in P»ri-. Die englischen Dokument« über die Deutschland auf sein« Vorschläge »u übermittelnde Antwort find am Sonnabend mittag im französischen Ministerium für auswärtige Ange- legenheiten übergeben worden. Entsprechend den ringe- aangenen Verpflichtungen wird, wie Hava» fest stellt, da« Außenministerium das absolut» Geheimnis über den Inhalt dieser Dokument« wahren. Poincarö wird sich, nach der gleichen Agentur, nach Kenntnisnahme der Dokument» auf diplomatischem Weg« mit der belgischen Regierung in Ver bindung setzen, um «in Einverständnis darüber »u erzielen, «elche Folge den englischen Vorschlägen gegeben werdrn soll. Der englische Entwurf. Der diplomatische Berichterstatter de« Dailv Telegraph behauptet, über den englischen Entwurf der Antwort an Deutschland und die Mantelnote folgende Angaben machen zu können: Der Autwortentwurf sei ein Dokument von 5 bi« 6 Seiten, di» Mantelnote beträchtlich länger, da der In- halt eine« ausführlichen Memorandum« mit ihr verschmolzen worden sei. Der Entwurf der Antwort enthalte die gründ- fätzliche Zustimmung »ur Forderung der deutschen Reaiernna betreffend die Feststellung der deutfche« Zahlungsfähigkeit durch eine ««parteiische Körperschaft internationaler Sachverständiger, vermeide es aber sorgfältig, sich bezüglich der schließlichen Zusammensetzung dieser Körperschaft und der Rechte der ReparationSkommission vorzeitig feftzulege». Er schlage vor. drei Arten der von Deutschland angebotenen Garantien in Erwägung zu ziehen, ohne sich jedoch über die Frage ihrer Vollständigkeit oder Unzulänglichkeit au-zu- sprechen. Hinsichtlich der dritten Forderung Deutschland», mit den Alliierten auf einer Konferenz zu mündlichen Ver handlungen ans der Grundlage der Gleichberechtigung zu- sammen,»treffen, sei der Antwortentwurf vielleicht etwa« weniger präzis, jedoch nicht ungünstig. Die Note enthalte kein« Verurteilung de» deutschen passiven Widerstande». Eine solche Verurteilung würde eine Verleugnung der bis- hrrigen britischen Politik in der Rubrangelegenheit bedeuten und sei niemals in Frage gekommen. Dies schließe aber nicht au», datz Bedauern über die durch eine derartige Lage verursachten Leiden und Unruhen ausgedrückt werde. Der Entwurf der Antwort enthalte anscheinend «ine Anspielung auf die Ruhr und den passiven Widerstand, aber wenig mehr. Da» bedeute nicht, daß in England nicht der Wunsch nach einer baldigen Einstellung de« passiven Widerstandes weit verbreitet sei. Sollte dies« «intreten, so müßte Deutsch- land in der Lage sein, sich auf die Zusicherungen gerechter Behandlung durch die Alliierten verlassen zu können. Eine solche Zusicherung würde sicherlich von der Mehrzahl der letzteren gegeben werdrn. Der Berichterstatter erfährt weiter, e< sei zu vermuten, daß in der Mautelnote ein konkreter britischer Vorschlag betreffend di« Mäßigung des französischen Drucks im Ruhr- gebiet enthalten sei. Der britische Standpunkt gegenüber der Ruhrfrage werde, wie verlautet, ziemlich ausführlich dargelegt, und die in der Parlamentserklärung in der vorigen Woche vorgebrachtrn Erwägungen politischer, wirtschaft licher. sozialer und moralischer Art würden noch ausführ licher, überlegter und überzeugender wiederholt, sowohl, wa« di« britischen al» was die allgemeinen Interessen der Welt anaehe. Di« Mantelnote wend« sich an da» moralische Ge wissen der Welt. Gleichzeitig sei sie praktisch, geschäftsmäßig und geschickt und vermeide «S, durch vorzeitige Erwähnung nebensächlicher Punkte, dir unüberwindlich« Hindernisse für ein« Einigung werden könnten, eine künstliche Kris« Hervor zurufen, und zwar in dem Gedanken, daß «ine allgemeine Vereinbarung über die wesentlichen und dauernden Faktoren automatisch die sekundären, aber unangenehmen Meinungs verschiedenheiten allmählich beseitigen könnt«. Drr praktische Angelpunkt der britischen These sei der Vorschlag betreffend di« Ernennung einer Sachverständigen kommission, die in dem vom Versailler Vertrag gegebenen Rahmen arbeiten könnte. Diese Körperschaft werde fest»»- stellen haben, inwieweit die deutschen Hilfsquellen für Re parationen herangezogen werdrn sollen, und sie werde so- dann di« Zahlungsmethoden zu erwägen haben. Einzel heiten wie di« Frage drr alliierten Schulden würden in der Mantelnote nicht erwähnt. Dieser Punkt sei «in Gegen stand für die Verhandlungen einer wirtschaftlichen Boll konferenz. Außerdem erheb« man Einwendungen dagegen, daß di« ReparationSfrage mit der der alliierten Schulden an di« Vereinigten Staaten in Verbindung gebracht werde. Zum Schluß heb« di« Mantelnot« hervor, daß drr Entwurf der Antwort an Deutschland keinen endgültigen Text dar- stelle, und daß d«r Inhalt auf Grund von Besprechungen unter den Alliierten abgeändert werden könne. Der Berichterstatter schließt, wenn trotz de» aufgewandten Takte» und drr Versöhnlichkeit der britischen Diplomatie «ine interalliiert« Kris« entstehen sollte, so werd« di« Ver antwortung nicht bei ihnen liegen. Wenn dieser Fall ein trete, so werd« di« Frage der Entwickelung einer freimütige» britischen Politik in den Vordergrund treten, und dies« Politik würde nicht nur von der britischen Regierung, son dern auch von den Regierungen der überseeischen Dominion« und Indien», die ja den Friedensvertrag mit unterzeichnet hätten, erwogen werden. Ein Anfang hierzu sei bei dem letzten Meinungsaustausch zwischen London und den Regie rungen der Dominion» über die europäische Kris« gemacht worden. Die» sei ein Punkt, den di« Alliierten nicht über sehen könnten. Die Pariser Presse lehnt ab. Nach den Mitteilungen der Pariser Morgenpresse be- stehen die englischen Dokument« ausschließlich au« dem Entwurf einer gemeinsamen Antwort auf di« deutsche Not« vom 7. Juni und einem erläuternden Begleitschreiben an di« Alliierten. Ueber den Inhalt, bet dessen Besprechung man sich lediglich auf allgemein« Andeutungen zu stützen erklärt, äußern sich die großen Nachrichten blätter wenig hoffnung-voll. Sine Verfolgung der von ihnen vorae schlagenen Politik läßt die Meinungsverschiedenheiten er- kennen. „Echo de Paris" glaubt, die Differenzen in drei Punkten zusammenfaffen zu können: di« Frag« d«S passiv«» Wider- stände», di« Abschätzung der deutschen Zahlungsfähigkeit und die Garantirfrage. Lord Curzon hab« keineswegs darauf verzichtet, von Frankreich bestimmte Angaben über diejenigen Konzessionen zu rrhalten^die e» al« Gegenleistung für di« Einstellung des passiven Widerstande» Vorschlag«. Da Frankreich und Belgien «» bisher abgelehnt hätten, sich hierüber Im voraus zu äußern, hab« «r fich dadurch au» d«r Schwierigkeit gezogen, daß er Frankreich und Belgien er- sucht«, gewiss« Verpflichtungen gegenüber England einzu gehen. di« auf di« Umwandelung v«r militärisch«» Besetzung des Ruhrgebiet«» in «in« unsichtbar« B«s«tzung usw. hinaus- li«f«n. E» «rscheiur höchst unwahrscheinlich, dast «an sich fransöfischeriritS an» da» »orarschlagenr Kvmvrowtst« verfahren einigsten werd»!. W-s «ine erneut« Abschätzung
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