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2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". R—«eEwck «Id »Md« >«t r«««,r » «»Ntertt« « Riet«. — R«, dk R«d«NK« «nmlwori«» Arthur HL»n«l w Mela. 82. LonrobcaS, 22. April 1911, «de«»S. A4. Zahrg. lltin LalsWir Wifickiks ni sä« Main schreibt man der „K.-K.": Die Deckung de» deutschen Be- darfe» an Rohstoffen ist eine der wichtigsten wirtschaft- lichen Aufgaben und wird mit dem Anwachsen der deut schen Bevölkerungszahl immer wichtiger, da der Vevöl- kerungSzuschuß zum grüßten Teil in den Städten zu sammen strömt und in der Industrie sein Brot verdient. Die Industrie bedarf aber dm Rohstoffe; vvn ihrer Liefe rung in guter Beschaffenheit und zu angemessenen Prei sen hängt da» wirtschaftliche Gedeihen einiger Millionen deutscher Arbeiter mit ihren Familien ab. Mit dem Be züge dieser Rohstoffe ist Deutschland, das nur einen ge ringen Teil davon selbst hervorbringt, ursprünglich fast vollständig vom Auslande abhängig gewesen, das diese Abhängigkeit durch Preistreibereien zu seinen Gunsten auSgebeutet hat. Mne Aevderung in dieser Hinsicht schien möglich, als Deutschland durch den Erwerb eigener Ko lonien in die Reihe der Kolonialmächte trat. Aber ein Jahrzehnt nach dem anderen verging, ohne daß diese Hoffnungen sich verwirklichten. Eine Besserung trat erst ein, nachdem man in Deutschland an eine wirkliche kolonisatorische Arbeit in großem Umfange und unter Bereitstellung bedeutender Mittel herangegangen ist. In erster Linie ist hier der Ausbau unseres kolonialen Eisen bahnnetzes zu nennen, das gegenwärtig rund 4000 Kilo meter umfaßt und die notwendige Grundlage für einen ertragreichen Plantagenbau darstellt. Diese hauptsächlich aus das letzte Jahrzehnt entfallen den Erschließungsarbeiten haben bereits ihre Früchte ge tragen. So werden von Deutschlands Kakaobedarf in der Höhe von rund 440000 Zentner bereit» 30000 Zentner, also etwa 7 v. H., in den deutschen Kolonien selbst er- zeugt, von denen allerdings nur etwa 12000 Zentner, also etwa 21/2 v. H., ihren Weg nach Deutschland ge funden haben. Wesentlich bedeutender ist schon der An teil der deutschen Kolonien an unserem Kautschukbedarf. Von der Gesamteinfuhr von Kautschuk im Jahre 1910 in der Höhe von über 185000 Doppelzentner entstammten unseren Kolonien bereits über 30 000 Doppelzentner, also fast ein Sechstel, während im Vorjahre der Anteil un serer Kolonien mit 16 500 Doppelzentner nur etwa» mehr als ein Zehntel des rund 155 000 Doppelzentner betragen den Bedarfes ausmachte. An der wichtigen Erzeugung von Sisalhans sind die deutschen Kolonien sogar bereits mit rund einem Viertel beteiligt. Der Gesamtbedarf Deutschlands daran betrug im letzten Jahre 75000 Dop pelzentner, von denen aus den Kolonien 19000, im Vor jahre 17 000 Doppelzentner bezogen wurden. Sehr ge- trächtlich ist auch bereits die Produktion unserer Kolo nien an Kopra (getrockneten Kokosnußkernen), Palmöl und Palmkernen, von denen das Deutsche Reich im Jahre 1909 rund 4 Millionen Doppelzentner einführte. Bereits im Jahre 1909 wurden aus unseren westafrikanischen Ko lonien rund 55000 Doppelzentner Palmöl auSgesührt, was mehr als ein Drittel des deutschen jährlichen Durch- schnittsbedarfes ausmacht. Ferner führten in demselben Jahre unsere gesamten Schutzgebiete etwa eine Viertel Million Doppelzentner gedörrte KokoSnußschnitzel aus, rund ein Sechstel des deutschen Bedarfes, und 215000 Doppelzentner Palmkerne, weit über ein Zehntel unseres Bedarfes. Bedeutungsvoll für unseren heimischen Bedarf ist üvch die Produktion an edeln Hölzern, wofür besonders Kamerun in Betracht kommt, daS von 36000 Doppel- Hesühnt. Roman von G. v. Schlippenpach. 14 Wie ander» war er al» der Weichling drüben in Man Barsange wie anders als die meisten, die bisher ihren Weg gekreuzt. Sie sprachen nicht mehr, sie gingen stumm neben ein ander, ein Zauber webte sich um beide und hielt sie süß umfan gen. Da schlug e» acht Uhr von der Fabrik, der sie sich ge nähert hatten; da» junge Mädchen erschrak. „So spät schon,- nes ste; „ich muß eilen, sonst verspäte ich mich. Und ich bin tüchtig hungrig,- fügte sie lachend hinzu, .nicht» erscheint mir im Augenblick so verlockend wie der duftende Kaffee, die frischen Brötchen und die goldgelbe Butter, die auf der Veranda in Mon Äarsange meiner war- ten." -Welche Materialisten wir doch all« sind!" Si, lachte herzlich. „Wenn Sie gestatten, rudere ich Sie über den See, gnä dige» Fräulein,- sagte Klinaberg höflich, „dann sind Sie In der halben Zeit drüben und können schneller Ihren Hunger be- srtedigen.- Luch er lachte, znm ersten Mal, fett Rora ihn kannte; sie bemerkte, wie sehr e» da» ernste Gesicht verschönte, wie weiß die Zähne unter dem schwarzen Schnurrbart schimmerten, wie fröhlich die Augen blickten. Bald daraus kletterten sie den ziemlich stell abfallenden Abhang hinunter, der zum User de» Tee» führte. «Bitte, stützen Sie sich fest aus mich,-sagte Klingberg und dar Nora die Hand. St« tat e» ohne a lberne A imp er sich kett, da» gefiel ihm wie der. Unten angekommen, löste der Fabrikdtrektor da» weiße, schlanke Boot von der Kette, und e« schoß, von seinen kräf tigen Ruderschlägen getrieben, über die glatte Fläch«. «Morgen erwarten wir in Mon Darsang« Besuch,- sagt« da» junge Mädchen, «dann wird e» bunt hergehen; ich fürchte, ich werde nicht mehr solch« köstliche Moraenpromenaden ma chen können. Ich nahm mir vor, sie in Zukunft zu wiederho len, ich habe e» so sehr genoffen." »Und tch hätte nie gedacht, daß mir dieser traurige Er- tzentner der deutschen Einfuhr rund 8000, also fast ein viertel, geliefert hat, während Ostafrika in demselben Jahre 14 000 Doppelzentner Gerb-Rinde lieferte, die aller dings nur etwa 3 v. H. unsere- über 400000 Doppel zentner betragenden JahreSbedarfS auvmachen. Außer dem führte Ostafrika noch etwa 1700 Doppelzentner Wach aus und trug dadurch nicht unerheblich zur Deckstng unsere- sich auf rund 20000 Doppelzentner belaufen den Jah-reSbebarsS bei. Dagegen läßt sich leider nicht leugnen, daß der Anteil der deutschen Kolonien an der Erzeugung unserer wichtigsten Rohstoffe, nämlich der Baumwolle und der Wolle, noch sehr unbefriedigend ist. Allerdings ist die Baumwollproduktion in Logo von 1909 aus 1910 vbn 3000 Doppelzentner auf 5400 Doppelzentner und die Baumwollproduktion vvn Deutschostafrika von 2600 auf 3000 Doppelzentner gestiegen. Doch kommen diese 5- bis 8000 Doppelzentner so gut wie garnicht in Betracht gegen über unserem JahreSbedarfe von mindestens 4 Millionen Doppelzentner. Diese Frage ist aber um so ernsthafter, als der Baumwollbedarf in der ganzen Welt außerordent lich steigt und die für den Anbau der Baumwolle geeig nete Fläche beschränkt ist. Noch geringer ist die Woll produktion unserer Kolonien, die im Jahve 1909 kaum 3000 Doppelzentner betrug, was für unseren Bedarf kaum in Betracht kommt, trotzdem gerade in Deutschsübwest afrika weite Gebiete für die Schafhaltung außerordentlich geeignet sind, knW UMM mt Ue WiM. Don vr v. Reitzenstein. SK. Noch ist e» nicht allzulange her, daß im deut schen Binnenlande di« so außerordentlich wohlschmecken den Fischkonserven, Räucherfischwaren und anders bear- beiteten Fische in der Ernährung unseres Volke- eine wesentliche Rolle spielen. Wohl ist der Salzhering schon seit alten Zeiten ein begehrtes Nahrungsmittel des Deutschen, und gelangten ebenso auch geräucherte Heringe und einige andere Rauchfische in die Hände unserer binnenländischen Konsumenten, aber die Hauptzahl der Räucherfische und vor allem die wirklichen Fischkonser ven waren noch in den achtziger Jahren deS vergangenen Jahrhunderts in den breiteren BevölkerungSschichten so gut wie unbekannt. Wir besaßen eben früher in Deutsch land keine Fischindustrie wesentlicher Bedeutung und säst alle-, was damals an solchen Fischwaren in Deutsch land verzehrt wurde, mußte au» dem Auslande einge führt werden. Denn auch die Hochseefischerei, diese unbe dingte Voraussetzung für eine günstige Entwicklung der Fischindustrie, lag bet uns zu jenen Zeiten noch völlig danieder und lieferte infolgedessen nur geringe Erträge, die als Material für die Fischindustrie nicht in Betracht kommen konnten. Go kann man sagen, daß noch vor 30 Jahren ungefähr nur die Anfänge sowohl der Fisch industrie wie auch der Hochseefischerei in Deutschland vorhanden waren. Diese bestanden, wa» erstere anbelangt, in einigen wenigen Betrieben an unserer Ostseerüste, welche die dort hauptsächlich in größeren Mengen austreten den Fischarten, wie Hering, Sprott, Aal, Flunder und andere, mehr zu Räucherwaren verarbeiteten. Die Hoch seefischerei aber wurde nur von einer Anzahl von Hoch- seefischfeglern betrieben, deren Erzeugnisse fast au»- schttetzltch tn frischem Zustande an der Küste verzehrt wurden. ES fehlte also bei der damaligen Hochseefischerei innerungStag so schöne Stunden bringen könne," sagte Kling berg, «ich danke Ihnen dafür, mein Fräulein." Si« landeten eben. freimütig hielt Nora ihm die Hand hin, die er ehrerbletig «Leben Sie wohl, Herr KNngberg,' sagte ste freundlich, «nun muß tch eilen." Trotzdem stand ste noch ein Weilchen »nd blickt« ihm lä chelnd in da» ernste Gesicht; dann sprang st« elastisch an das Uter und war unter den tief überhängenden Bäumen ver schwunden. Klingberg stand im Boot, sich auf daS Ruder stützend, und sah der weißen, schlanken Gestalt sinnend nach. «Offen und wahr, furchtlos und sich selbst treu," dachte er und ruderte langsam über den See heim. «Fräulein Nora, woran denken Eie» Ich habe Sie be reit» zweimal angeredet, und Sie hören nicht. Liegt eS tn Ih rer Absicht?" Der Sprechende ist Felix, er hält einige wundervoll«, frisch geschnittene Rosen in der Hand und ist 00m Scheitel seines künstlich gelockten HaareS bis zur Spitze seiner zierlichen Geh werkzeuge wie au» einem Modekupfer geschnitten: großkar- rierter englischer Anzug, grüne Riesenkrawatte, blau und weiß gestreifte Wäsch«, gelbe Schuhe und rotseidene Strümpfe, kurz, er ist kolossal fein. Giaerl, denkt Nora gelangweilt und blinzelt durch die halbgeschloffenen Lider auf di« m allen Regenbogenfarben spie lende Erscheinung de» «Knaben", wie ste in Gedanken den Sohn der Fürstin bezeichne». «Ste haben mich au» meinem Nachmittagischläfchen ge weckt," sag» ste und tut, al» unterdrücke ste ein Gähnen, ob gleich ihr nicht» ferner liegt; «schadet" «Sie haben nicht geschlafen," versetzt Felix ärgerlich, «ich habe Eie schon lange beobachtet. Sie lagen im Schautelstuhl mit weit offenen Augen; erst al» Sie mich kommen hörten, schloffen Sie schnell di« goldbraunen ..." «Sterne," vollendete Nora lachend. «Ja, da» wollte tch sagen l" ruft Felix und sinkt neben seiner schönen Gästin in einen bequemen Gartenstnhl. „Glauben Sie, daß braune Sterne hübsch wären?" fragt Nora mit der Schelmerei, die ihr oft in den Adern prickelt. an Landungen größerer.Mengen billiger, frischer See fische, die als Material für die Bereitung von Fischkon serven und dergleichen hätten dienen können. Für die Entwicklung der deutschen Fischindustrie zu denk Gewerbe heutiger Bedeutung war cs daher erforder lich, daß zunächst unsere Hochseefischerei einen erheblichen Aufschwung nahm, wie die) ja seit dkn achtziger Jahre» des vergangenen Jahrhunderts tatsächlich in unvorherge sehen schneller und intensiver Weise gesclxhen ist. Sv betreiben heute von unserer Nordseckliste auS etwa 230 Fischdampfer und 270 Heringslogger die Hochseefischerei und bringen große Quantitäten frischer und bearbeite ter Seefische an den verschiedene» Küstenplätzen an das Land. ES liefern unsere Heringssischereixn bereits für etwa 12 Millionen Mark gesalzene Heringe, und von den Fischdampsern werden gewaltige Mengen von frischen Seefischen auf den Markt gebracht. Diese letzteren stel len aber ein so vorzügliches und mannigfaltiges Ma terial für die Bearbeitung in der Fischindustrie dar, daß man nun auch bei uns dazu übergehen konnte, in größerem Maßstabe Konserven und andere Dauerware herzustellen. ES entstanden zu diesem Zwecke denn auch in den letzten Jahrzehnten in einer großen Reihe von Orden an unserer Nordseeküste, von der ja die deutsche .Hochsee fischerei ausschließlich betrieben wird, und auch im Binnenland« nach und nach immer mehr Fischind ustrie betriebe, so besonders in Mtona, Geestemünde, Norden ham, Hamburg, Cuxhaven, Bremerhaven nsw. Diese Be triebe stellten aber nicht nur Räucherwaren her, sondern nahmen auch andere BearbeitungSvcrfahren auf. Sie rich teten große Bratereien, Marinieranstalten, Kochereien und dergleichen ein. Deutschland verfügt heute im gan zen weit über dreihundert solcher Fischindustrioanlagen, Geruch u. Geschmack werden in gleich hohem Maße befriedigt bei dem Genuß von Ban HoutenS Cacao. Als täg liches Getränk, besonders früh morgens findet Ban Houten» Eacao immer mehr Aufnahme. Da» Dor urteil, daß man des CaeaoS bet täg lichem Genuß überdrüssig wird, ist längst überwunden, d. h. soweit Van HoutenS Tacao in Frage kommt. Im Gegenteil l Aroma und Wohlgeschmack sind so vollkommen entwickelt, daß der Feinschmecker Ban HoutenS Cacao nach öfterem Genuß nicht mehr entbehren will. Mit einem Versuche ist tn der Lat kein Risiko verbunden. Van HoutenS Cacao enthält im Gegensätze zu Kaffee und Le« wirkliche Nährstoffe, welche dem Körper zu träglich sind und demselben ein Gefühl er höhten Wohlbehagens geben. T» ist ein« bekannte Tatsache, daß Van Houten« Cacao leicht löSlichu-ouch leicht verdaulich ist. Felix sieht verblüfft darein. „Am Himmel nicht, aber wohl in ihrem Gesicht," entgegnet er ziemlich einfältig. „Woran dachten Sie, al» Sie so träumend emporblickten?" „An Sie,- antwortete Nora trocken. Tatsächlich hatte sie den „Knaben- mit Klingberg verglichen, dem ganzen Mann. «Wirklich i- ruft Felix erfreut, «das ist ja reizend, dann sollen Sie auch die Rosen bekommen; ich habe sie eben drun ten im Garten für Sie geschnitten, Baronesse Nora. Scheu Sie, diese weiße Blume hat die Farbe Ihrer Haut, die La France ist rosig wie ihre Wangen, die purpurrote Rose gleicht Ihren Lippen, die.. ." „Genug, genug," unterbricht Nora ihn lachend, „eine ganze Farbenschachtel ist schon laut Ihrer poetischen Beschreibung aus meinem Besicht. Und hier die gelbe Rose," Ne deutet neckend auf eine goldige Blume, „habe ich auch von ihr etwa» ? Vielleicht ist mein Haar von derselben Schattierung." Felix hält die Blüte über Nora» Kopf. „Ja," versichert er begeistert, «wenn die Sonne über dieser seidigen Fülle scheint, schimmert ste wirklich .. hm . .golden." „Rot, sprechen Sie die Wahrheit? Sie sehen, ich bin hoch modern. Die Maler schwärmen für die Titiansche Farbe, ich für mein Teil finde ste unschön, gräme mich aber nicht dar über." «Da» glaube ich nicht, alle Damen sind eitel." „Und die Herren nicht?" fragt Nora. „Sie zum Beispiel. Halten Sie sich nicht für ein furchtbar nette» Kerlchen?" «Warum hängen Sie die Endung an da» letzte Wort?" fragt Felix gereizt, „das klingt, als sei ich ein kleiner Junge; tch bin fünfundzwanzig geworden." „Ach ja. Sie haben es mir schon oft gesagt, eS ist allein meine Schuld, wenn tch vergesse, daß Sie bereit» diese» ehr würdige Alter erreicht haben." „Bitte, ich bin ganze vier Jahre älter al» Sie," gibt Felix empfindlich zurück; „al» ich mit achtzehn mein Leben zu ge nießen anfing, waren Ste erst vierzehn, ein Backfischchen." Er betont die letzte Silbe höhnisch. „Mädchen von vierzehn sind ost reifer al» achtzehnjährige Jünglinge," lautet NoraS schlagfertige Antwort. 187,20 „Das kann wohl sein, aber eS gibt Ausnahmen." „Zu denen Sie sich zählenI" ist die trockene Erwiderung.