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— — — — m Ai Ä « Li. 8'M !§ «>Ns s K L8 «N 3 8 L, >—« o V Zs Z Z L^s II 3« L« 8>b » » — Ursula sah ihm! nach, Hann ging sie in das HaUL Anein, ohne sich nin den Vetter zu kümmern. Gnigr 'Tage später, als Hasso mit seinem Vater den adgeholzten Hügel hinter dem Park herunterschritt, fuhr unten ans der Landstraße ein leichter offener Mage». „Das find die Klenkendorjer Schecken", erklärte Hasso, und das muß Ursula Hagenow sein, di« die Schecken fährt. Solch Goldhaar hat sonst kein Mensch aus der Welt." Zu anderen Zeiten und unter anderen Verhältnissen hätten diese Worte dem Vater «in Lächeln entlockt, jetzt bewegten sie ihn schmerzlich Auch er hatte einst solch schimmerndes Haar gekannt und gemeint, daß eS auf der Welt kein Mädchen geben könnte, das sich mit der goldkxkigen Elisabeth vergleichen liehe. Wie ein Blitz durchschoß ihn der Gedankt: Sott behüte den Jungen vor ähnlichen Seelenkämpfen, wie ich sie durchgemacht habe. La sah er, daß die schöne Rosselenkerin ihre Schecken anhielt, leichtfüßig aus dem Wagen sprang und auf sie zulam. Die Herren gingen ihr rasch entgegen. ^ch hat« Ihnen noch zu danken für die schön« Rose, die Sie mir schickten, wein kleines Fräulein", jagte Lols und begrüßte sie. Wie sie ihn an ihre Mutter erinnerte! In Len Zügen, in den Bewegungen und jetzt auch durch den Len der Stimme, al- sie ihm antwortete : „Da habe tzh als, doch recht gehabt, wie ich mir dachte. Sie müßten der Herr Martens sein. Wie gut, daß ich da Dietch heraufkam, denn wer weiß, ob ich Eie sonst «ch einmal sehr." „Und womit kann ich Ihnen dienen, mein kleines Miülein?" Sie schüttelte Len Kopf. Ihre impulsive Natur Latte ste so rasch vorwärts geÄSm, jetzt kam eine leicht« Besaugeuheit Über fie. „Ich habe dieser Lage immer an Eie Lacke» müsse», immerzu", gestand sie. „W gefiel mir so gut, daß Eie de» Menschen nichts twwmte» wollte», well Eie jemand, der jetzt tot ist, versprühe» hatte», zu schweigen. Da» mär'», weshalb sch Ihme» die Raft» schickte, und was ich Auen jetzt jage» mutzte." Marten» fühlte sich in diesem Augenblick außer flachs ihr zu antworte», und Ursula beäugte: „Nicht wahr, s» ist es dach? Die anderen sagen immer, ich Wäre »och gu juug, um mitreden zu können, aber eS sst Loch richtig, wie ich es verstanden habe? , «Zd, ganz richtig", antwortete er gedankenverloren. »Mag kommen, was da will, was man gelobt hat, »uß um» hüte»." Da leuchteten die Braun augen. - „Lag ist er ja, was ich so gern -leiden mochte, dar Lre»ehalten." Wolf, der, vH« pr wissen , daß er eS tat, ihre Hand in die sei« genommen hätte, gab sie jetzt stet «rd lächelte wehmütig. „« ist, al» ob ich Ihre Mutter sprechen hörte. Auf die Treue legfe sie den Müßten Wert." De» MÄchenkl Augen wurden feucht. meiner Mntte« hole ich das auch gelernt. Wie oft hat sie rock da» gesagt! M war ihr letztes Wort an unSr -luder, hattet Treue, immer, iynner!" „Ursula," rief die Stimme der Erzieherin, die im Wage» gelliedeu »ar, mahnend herauf. Da» Mädchen achtete nicht darauf, sie fuhr mit Leu -aud üler die Auge» und fragte leise. „Haben s8e »mi« Mutter gelaunt?" „du, und sch» geliebt, sehr verehrt.^ Sie streckte ihm ihre beide» Hände hin „Wie ^^aw^^warteri Der L»n M alte« WeSuleinS 7S — klang gereizt und vorwurfsvoll, fand aber nur ein Achselzucken ihres Zögling-? zur Antwort Martens las in dem jungen Gesicht das Aufbäumen gegen den unbequemen Ruf. „Und wissen Sie auch, mein liebes junges Fräulein, wie das Mort lautet, das Ihre Mutter sich zur Devise wählte, nicht bloß weil es in ihrem Wappen stand, sonder» weil es ihrem Handeln die Richtschnur gab?" Langsam war ein heißes Rot in Ursulas Wangen gestiegen. Sic hatte Martens verstanden. „Der Pflicht getreu", murmelte sie und senkte die dunklen Wimpern. Martens dünkte das junge Geschöpf in diesem Augen blicke noch liebenswürdiger als vorher. „Wollen Sie uns beiden erlauben, Sie zu Ihrem Wagen zu begleiten?" fragte er freundlich. Ursula nickte stumm. Sie waren, während Martens sprach, znm Wagen heruntergegangen. Tine kurze Vorstellung fand statt, und ein paar flüchtige Worte wurden mit dem alten Fräulein gewechselt, dann half Hasso dem jungen Mädchen beim Aufsteigen und legte die Staubdecke um sie. Er hatte sich bei dieser ganzen Begegnung schweigend verhalten. Jetzt drängte es ihn aber doch, ein Wort zu sagen. Wählend er die Zügel zurecht schob, die fie etwas hafrig aus der Hand des Kutschers genommen hatte, meinte er: „Vielleicht kommen Sie bald einmal wieder nach Klenkendorf, und dann darf ich Sie Wiedersehen." * Sie lächelte ihn an. „O gewiß! Das wär' schön! Ich freue mich drauf." Ursula sagte das in ihrer harmlosen Offenheit so Warm, daß Hasso sich hochbeglückt fühlte. Es war aber doch gut, daß das alte Fräulein nichts davon hörte. Der Gutsherr von Rauschebach hatte' fie etwas gegen ihren Willen in ein kurzes Gespräch gezogen. Jetzt verabschiedete er sich und trat an Ursulas Seite. Er drückte ihre Hand. „Sie Haien mir wohlgetan, sehr wohl. Nehmen Sie meinen Dank." Ursula strahlte ihn mit ihren sonnigen Augen an. „Auf Wiedersehen, wenn ich wieder «ach Klenkendorf Homme", sagte sie, ohne die mißbilligenden Mnke des alten Fräuleins zu beachten. „Und jetzt Heißt's fort!" Aus ihren beweglichen Zügen schwand das Lächeln, ein wehmütiger Ernst glitt darüber hin, als fie hinzu setzte, „der Pflicht getreu". Die Schecken zogen an, legten sich in di« Zügel und jagten davon. BaDl sahen die beiden Herren nur noch die wirbelnde Staubwolke, di« dem Wagen nachzog. 10. Kapitel. Me zu erwarte» stand, hatte die Aussage der Zeugen «egen den Gutsherrn von Rauschebach keine weiteren Folgen für diesen. Nachdem das Gericht fest gestellt hatte, daß jene fraglichen dreißigtausend Mark überhaupt nicht fehlten, ließ es die Sache als be deutungslos fallen. In der Nachbarschaft sprach man noch ein« Weile darüber hin und her, bis andere Dinge die Martensschen Angelegenheiten zurücktreten ließen. Wenn sich auch ein jeder die Vorkommnisse nach dem Tode des allen Horntal auf seine eigene Art gedeutet hatte, so stimmten sie doch darin überein, daß es schade war, diese tüchtige Arbeitskraft im Kreis« verloren zu Haben. „Freilich, freilich", so hieß es dann weiter, „wenn solche gewisse dunkle, unaufgeklärte Punkte bleiben, dann . -.," und ein vielsagendes Achselzucken vollendete Unausgesprochenes. Für Wolf Martens in seinem scheuen Stolz und tief gekränkten Ehrgefühl wurde das Leben in Rauschebach auf die Dauer unerträglich. So geschah es, daß er immer ernstlicher daran dachte, Rauschebach zu ver kaufen und sich fern von der alten Heimat ein neues Keim zu gründen. — 79 — fünf eine aber und von M«ssen«ufla,eu für AotetiouSLruL Noch eine lange, eingehende Unterhaltung hatten Vater und Sohin, diesen Punkt betreffend» bevor Hasso im Oktober nach Posen reiste, um dort bei den zweiten Leibhusaren seiner Militärzeit zu genügen. Dann ver tiefte sich Martens um so eifriger in seine Berech- nungen und in Briefe eines Freundes, die ein früheres und auch neueres Datum trugen. Dieser Jugendbekannte hatte sich vor etwa Jahren in Südwestafrika nicht weit von Windhuk Farm gekauft. Heiße Arbeit hatte es gekostet, nun war der Besitz auch im Aufblühen begriffen, seine Briefe brachten 'eingehende Schilderungen dem Leben und den Verhältnissen drüben. Martens hlckte sie stets mit großen: Interesse gelesen, in letzter Zeit verknüpften sich mit ihnen seine Zukunstspläne, denen er immer eifriger nachhing, da auch Hasso sich » in jugendlicher Begeisterung für die neue Idee er wärmte, und Anni ohne Zögern beigestimmt hatte, als er mit seinem Wunsche hervortrat. Das sonnenduvckglühte Tvrnenland mit seiner wilden Romantik hatte von der Zeit an, daß er jenen Briefwerysel führte, einen gewissen Zauber auf Wolf geübt. Für seine tatkräftige Natur lag ein nicht zu verkennender Reiz darin, in dem neuen Kolvniallande ein Stück Deutschtum aufzubauen. Scherzend hatte er früher oftmals gemeint: wenn es einmal mit Rauschebach nicht mehr geht, dann siedle ich mich drüben an. Was Wolf damals schon reizvoll erschienen war, wirkte unter den jetzigen Verhältnissen geradezu mit einer magischen Kraft auf ihn. Der Jugendfreund hatte es ihm! nicht verhehlt, mit welchen Schwierigkeiten ein solcher Aufbau verknüpft sei, und wie man dauernd auf Nackenschläge und Enttäuschungen gefaßt sein müßte. Aber Wolf sagte sich, das fei das Los eines jeden Sandmannes in der Alten wie in der Neuen Wett. An Tatkraft und Charakterstärke, die das Leben drüben ganz besonders fordert, wenn man eS zu etwas bringen sott, fehlte es Martens wahrlich nicht. H>ie Aufgabe, die ihm drüben winkte, und die er in ihrer vollen Tragweite erfaßte, sollte ihm einen Ersatz bieten für das, was er mit der Heimat aufgeben mußte. Jin Frühjahr bot sich eine günstige Gelegenhell, Rauschebach zu verkaufen, und nun zögerte Wolf nicht länger, seinen reiflich durchdachten Plan durch;«- führen. Die geschäftlichen Sachen erledigten sich ohne Schwierigkeiten, in den Nächsten Tagen sollte die Ueber- gabe stattfinden, und dann war die Abreise festgesetzt. Es gab nach allen Richtungen hin zu tun, mrd die Gedanken des Ehepaares wurden vollauf in Anspruch genommen. Die Bestimmung über die Sachen, die man mitnehmen wollte, und das Ordnen der letzten Angelegenheiten nahm viel Zeit in Anspruch. Daß dem so war, empfanden Wolf und Anni wie einen Segen, denn ohne diese Arbeitsbürde hätte der Abschiedsschmerz zu gewaltig seine Stimme erhoben. Das Losreißen von einer liebgewordenen Scholle, in sonderheit aber die Trennung vom Heimatboden, ist und Äetbt ein schwerer Schritt. An einem tränenfeuchten Morgen jvaren sie aus Rauschebach weggefahren, dem Orte, wo Wolf di« frohsten Tage seiner Kinderzeit verlebt hatte, der Stätte, wo er seinem Jugendtraum nachgehangen, und wo er dann später fein glückliches Heim aufgebaut hatte. Mit keinem Worte machte er seinem gepreßten Herzen Lust, aber Anni wußte, welcher Schmerz durch seins Seele zog, und schob leise ihre Hand in die feine. Sie selbst ging so völlig in den Gefühlen ihres Mannes auf, daß alles eigene Empfinden nur ein Widerhall des seinen war. Er nickte ihr zu. „Es wird alle» gut werden, Anni, -er alt« Kott bleibt auch drüben bei uns. Ich Die Buchdrucker«! von Langer Mnlerliek lT. Langer und H. Schmidt) DIES- «oethestraße Nr. öS hält sich zur Anfertigung nach stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billigsterPrriS- stellung bestens empfohlen. I Avise I Adrrß- und Geschäfts karten vrtefttpse, Briefleisten Bestellzettel Broschüre«. Billett Deklarationen I Danksagun,S- und Etnladungsbrtefe Einlaßkarte« Etiketten aller Art Fakturen, Fl«,blätter I Formulare i« »id. 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Roch eine letzte schwere Stunde, der Abschied Vs« Hasso,'blieb für die Eltern durchzukämpfen, aber in die Tränen, die Anni nicht zurückhalten konnte, mischte sich das bewegte und zugleich hoffnungsfvshe Wort „auf Wiedersehen, mein Herzensjunge, in einem halbe« Jahre!" Hasso, das treue Abbild seines Vaters, verbiß den Schmerz und wollte ihn nicht aufkommen lassen. Lanz gegen seine Gewohnheit zeigt« er diesmal eine rührend: Zärtlichkeit seinen Elte.n gegenüber. Eigentlich war er allen Gefühlsäußerungen abhold und pflegte sich oft lachend gegen die Liebkosungen der Mutter zu wehren, beim Abschied aber warf er diese Auffassungen über den Haufen und erschloß den Scheiden den die ganze Fülle seines liebewarmen Herzens Jetzt trennte das Wcltenmeer Eltern und Sohn. Nur noch wenige Tüge, und Swakopmund, das erste Reiseziel, sollte erreicht sein. Die Seefahrt war bei ruhigem Wetter verhältnis mäßig glatt verlaufen, und die Passagiere wußten nur von ein paar kurzen Schireckenstagen zu sagen, deren Leiden sie freilich auch gründlich durchgekostet hatten. Martens hatte unter den Passagieren «inen Herrn angetrvfsen, dessen Persönlichkeit ihn lebhaft interessierte und anz .g. Es wär dies der ^Leutnant v. L. von -er Schntztruppe, der nach kurzem Aufenthalt in der Heimat wieder nach Afrika zurückkehrte. Bon diesem Offizier mit dem klaren Urteil und dem weilsehenden Blicke, -em di« Verhältnisse drüben völlig vertraut waren, konnte er gar nicht g«mg hören über die Lage der Dinge in der südwestafrikanischen Kolonie. Was er von ihm hörte, bildet« gleichsam die Ergänzung zu dem Bilde, das der Freund, der Farmer bei Lindhuk, ihm von seinem dortigen Leben entworfen Hatte. Wenn diese drei Herren auch völlig verschieden geartete Persönlichkeiten waren, so fanden sie sich doch in der Auffassung zusammen, daß die Kolonie, die dem zielbewußten Willen eines nationalen Ausdehnungsledürfnisses ihren Ursprung verdankte, nun dazu oa sei, um hier im fernen Weltteil ein Stück Deutschtum aufzubauen. Tiefe Arbeit aber, voll Kamps, voll Entbehrung und voll heißen Ringens, die ging — auch darin waren sich diese ernsten Männer einig — alte etwas an, die em deutsches Herz in -er Brust Hatten. Vom Mutterlands zum schwarzen Erd- - teile sollte sich ein festes Band knüpfen, und die Männer, die in dem sonnendurchglühten Dornenland ihrer Härten Arbeit oder ihrem anstrengenden Dienste nachkamen, durften ihren Brüdern in der alten Heimat keine Fremdlinge werden. Das sollte gellen für de« Farmer, der unter tausend Schwierigkeiten, aber mit un gebrochenem Mute sich hier sein eigenes Heines Reich gründete, in dem deutscher Sinn, deutsche Sitte und deutsch« Kultur ausblühen konnte, und sollte ebenso gellen für die wackeren Schutztruppler, die gleichsant Schildwache standen vor dem Heim des deutschen An siedlers. ! Während der langen Tage der Ueberfahrt hatte Wolf genügend Zeit und Gelegenheit zu tiefgehenden Gesprächen mit dem jungen Offizier, der sich zu dem älteren, ernsten Manne besonders hinge-ogen fühlte. Ganz selbstverständlich geschah es, daß die Unterhaltung sich hauptsächlich um die Verhältnisse und das Lebe« in Afrika drehte. Der Osfzier war mit Leib und Seele Schutztruppler, und Martens erfüllte das ernste Verlangen, seine Vollkraft einzusetzen, um hier de« Samen des Deutschtums in das «»kultiviert« NeulmM