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Jr 121 So««a»e»d, 27. Biei littl, abends. Beilage z«m „Riesaer Tageblatt". «oiatlonbdnur und »«lag »oa Laagar » «»«ttertlch b, «lela. — ftbr dle Redaktion venmMwttttttu Arthur Hähne! in «lela. «4. Jahr« Avessiaie« ist str «t» sehr ernste und kritisch« Periode setner Entwick lung eingetreten. Wte der Telegraph gemeldet hat, ist der jmrge Ltdsch Jeaffu zum König aulgerufen und der mich- ttg« Na» Wold« Georgi» wegen Hochverrat» zum Tode verurteilt worden. Der folgende Brief au» Addi» Abeba ist Eud« April, noch vor dem Eintreten dieser Ereignisse, geschrieben worden, aber für ihre Beurteilung dennoch von Wert, weil er erkennen läßt, wie verworren und kritisch die Lage ist und wie leicht sie zu bedenklichen Verwicklungen führen kann. Der Brief lautet nach dem CH. Tbl.: Irgend welchen Eindruck im Lande hat die Nachricht von dem Ableben de» Rxichlregenten Ra« Tassama nicht hervorgerufen, und Unruhen ebenso wenig. Wenn e« ihm auch im Lauf« seiner einjährigen Reichloerweserschaft nicht gelungen ist, auch nur di« bescheidensten Anfänge einer Verwaltung, deren Abessinien auf da» dringendste bedarf, zu schaffen, so hat er doch die Ruhe im Innern gesichert und die Anhänger der europäerfeindlichen Kaiserin nieder geworfen. Ueber seine deutschfreundliche Gesin nung ist schon de» öfteren berichtet worden. Wa« nun hier werden soll, weiß kein Mensch; vielleicht wird man in irgend einer Form, etwa indem man ihm einen Berater gibt, Ltdsch Jeaffu an die Spitze de» Staate» stellen. Nur ist unter allen Umständen zu wünschen, daß die Entschei dung recht bald getroffen werde. Seit Monaten kann nicht» mehr erledigt werden, zahllose Geschäfte bleiben un beendigt und alle, die mit Abessinien zu tun haben, ringen verzweifelnd die Hände. „Da» kann nicht so weitergehen", hört man überall wieder sagen, aber e» wird doch noch voraursichtlich lange so dauern, da di« Abessinier im Schutze ihrer Berge vorläufig noch machen können, wa» sie wollen. GS braucht aber nur irgend ein unerwünschter Zwischenfall einzutreten, z. B. eine Empörung in irgend einer Provinz, wo der betreffende Volttstamm bei dem Fehlen einer Zentralgrwalt in Addi» Abeba sich vom Joche der Abessinier befreien zu können meint — und die europäische Diplomatie hat zu den vorhandenen Problemen auch noch da» abesst, nische, dessen Lösung wahrlich keine leicht Ausgabe bilden würde. TageSgeschichte. DEK. Im „Lorrain" de» Ehrendomherrn Tollin in Metz, einem sich stark deutschfeindlich gebührenden klert- koken Blatt« französischer Zunge, beklagt sich eine Zeitschrift über die BollSschulderhSltutffe in Deutschlothrtngen. Einerseits ist ,» dem Schreiber höchst ärgerlich, daß di« Kind« in der Schul« (in Deutsch lothringer! uotadvuo l) nicht genug französisch lernen, so daß sie sogar von einem Schmetterling, einer Schnecke sprechen, und nicht wissen, wie da» auf französisch heißt. Andersett» aber wünscht derselbe Kritiker, daß mehr „Feste" in der Schul« gefeiert werden mögen; er sagt: „In den Schulen gibt e» kein« Lokalfest« mehr, sondern nur noch die Feiern der großen Nation (der xrrrnmäs aatioa heißt e» im Urtext!!) „Deutschland über alle»'. Daher sieht man, daß die Lehrer Schule hallen am Tag nach d« Kirchweih oder anderen Ort»feierlichkeiten, die seit undenklichen Zeiten für die Winzer und di« Bergleute existieren und an denen die ganze Gemeinde leilnahm: die Feste de» heiligen Blnzenz, der heiligen Barbara, de» heiligen Eltgiu», de» heiligen Nicolau». Die Familie feiert, und da» Kind wird in der Schule zurückgehalten. Bon der Klaffe, in der sie eingeschloffen sind, hören die Kinder, wte da» ganz« Dorf in Wonne schwelgt. Da» wird «ine schöne Arbeit sein, die diese Kinder liefern!" Recht so! Nur recht viele katholische Kirchenfeste, recht viel Französisch und recht wenig Deutsch in den Lothringer Schulen, dann wer den die Ziele de» KlerikaltSmu» um so eher erreicht, und die Collin, WetterlS und Genoffen sehen ihren Weizen blühen in der Abneigung gegen alle», wa» deutsch heißt, bemerkt dazu die D. Ev.-Korrespondeuz. Ueber Schtetzversuche auf Helgoland lesen wir im „Th. Tbl.": Bor einiger Zeit wurden auf Helgoland neue Schießübungen vorgenommen, um die Wirkung de» Schießen« schwer« Geschütz« auf di« neuen Befestigungen der GesteinSmafsen zu erproben. Die Schieß- s vttsuche haben die günstigsten Ergebnisse gehabt, denn die ! Wirkung der Schüsse war trotz größter Häufigkeit der Schüsse genau so gering, wie auf dem festen Lande. Die bisherigen Befestigungen hohen sich also bewährt. Ferner ist durch krieg»mäßtge Hebungen de» Seebataillon» auf Helgoland, die vor mehreren Wochen stattfanden und über die jetzt berichtet worden ist, auch die Festigkeit de» Ge stein» gegen Beschießen sestgestellt worden. E» wurden Sprengversuche gemocht, bet denen festgestellt werden sollte, ob da» Gestein der Insel d« Sprengwirkung der Geschosse standhält. Auch diese Sprengversuche haben sehr günstige Ergebnisse gezeitigt. Da da» Gestein der Insel au» einer einheitlichen Folge von rotbraunen kalkhaltigen Tonschichten besteht, in denen eine Anzahl von Kupf«mineralten und Kalkmandeln Vorkommen, so nahm man allgemein an, daß da» Gestein sehr wenig widerstand»fähtg gegen Sprengge schosse sein würde, wie im allgemeinen Kalksteine sind. Bei ein« Beschießung der Insel durch feindliche Geschütze würde dann di« Festung Helgoland sehr gefährdet sein und nur einen geringen militärischen Wert aufweisen. Durch die letzten Sprengversuche, die in umfassender Weise und streng wissenschaftlich vorgenommen worden sind, hat sich aber ergeben, daß da» Gestein die größte Widerstandskraft gegen Sprengwirkung d« Geschosse besitzt. Da« Oberland ist durchaus schußsicher und gibt zu Besorgnissen keinerlei Beranlaffung. Die gesamte Insel umfaßt ungefähr 20 Millionen Kubikmeter, so daß schon an sich bet der Größe de» Gestein» ein Zusammenschießen ein schwierige» Unter- nehmen gewesen wäre, selbst wenn die Widerstandskraft de« Steine« gegen Sprengwirkung der Geschosse nicht so groß wäre, wie sie tatsächlich ist. In dem jetzigen Zustand erscheint aber Helgoland al» «ine starke Festung, die be sonder» durch die umfangreichen Befestigungen ans dem Oberlande vnd die Hafenanlagen für Torpedoboote al« ein guter Stützpunkt für Torpedounternehmungen und für die ganze Flotte geeignet erscheint. Die Befestigungen auf dem Oberland sind außerdem derart angelegt, daß sie sich der Eicht der Feinde entziehen. Durch Verwendung von Beton und Eisen ist außerdem die Befestigung völlig sturm sicher gemacht worden. Diese Befestigungen erhalten erst ihren Wert durch die Feststellungen, daß da» Gestein jed« Echußwirkung von d« Insel und auf die Insel widersteht. 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Nur eins beunruhigte Ternow, der oft ,Ich will ja nicht Dein Vertrauen erzwingen," versicherte dort sah, , ww warm, „wir wolle» nie mehr an da» tasten, wa» Dir «inmal in ihre schwarzen Augen blicken, weh tut, ich habe nur verstanden, daß Du ein großes Leid erfahren und möchte e» Dir tragen helfen, Freund, mein Bru der." gehen, und er blieb düster und in sich gekehrt. Ruhelos lag er die Nacht im Bett und als er einfchlief wälzte er sich unru hig hin und her und wieder rief er denselben Namen wie da mals in Rorschach: „Molly! Molly!" In banger Sorge beugte sich Ternow über ihn, bleich und verfallen war des Freundes Gesicht, tiefer Schatten lag um die Augen und auf die Stirn grub sich eine Schmerzensfalte. - Als die beiden Wanderer nach anstrengendem, vielstündi gem Marsch da» Gasthaus Rigikulm erreichten, war Viktor so erschöpft, daß sein Begleiter sich Vorwürfe machte, ihm so viel zugemittet zu haben. Aber schnell erholte sich der junge KÜmsi- ler, als er einen kurzen Schlaf auf Befehl des ArzteS gp-Hi. Um diese Zeit beginnen die Fremden sich zur Heimreise zu rüsten, die großen Gasthäuser auf den Bergen leeren sich und versinken in ihren Winterschlaf. Es war Ternow lieb für seinen Patienten, der der Ruhe bedürftig war. Im Sommer sind meh rere hundert Menschen ans dem Rigikulm, das alte und das prächtige neue Haus beherbergen mit Leichtigkeit eine große An zahl Gäste, die eine Welt für sich bilden. Man lebt sehr lustig auf dem Rigi, die schönen Säle vereinigen jung und alt; da wird getanzt, musiziert, gemeinschaftliche Ausflüge finden statt. Jeden Morgen weckt ein Hornruf bei Sonnenaufgang die Schläfer, das Erscheinendes Tagesgestirns zu bewundern. Sehr viele Engländer besuchen alljährlich den Luftkurort und selbst auS Amerika kommen die Menschen angereist und bleiben gern einige Zeit auf den Bergen. „Heilte trifft die Gräfin Biberstein mit ihrem Schwager ein, ich habe eben einen Brief von ihr bekommen," sagte Ternow zwei Tage nachdem, wo er und Viktor auf dem Kulm ange kommen waren. „Dann mache ich mich unsichtbar," versetzte Viktor Aurich. „Aber warum, lieber Freund?" sagte Ternow. „Ich will nach Thielen hinunter," lachte Viktor, „Du weißt, sahen wir das hübsche Fräulein Lucie und ich möchte noch " 185,20 Künstterlieöe. § Roman von G. v. Schlippenbach. 14 Ternow stand neben Viktor, der sich bleich und atemringend an die Wand des Bootshauses lehnte, er stützte denHalbbewußt losen. Er kannte diese Zufälle nur zu gut und als Arzt konnte er ihre Tragweite beurteilen. „Das dumme Herz", murmelte Viktor leichenblaß. Sein Freund blieb bei ihm und rieb seine kalten Hände, er führte ihn, al» er sich erholte, in das Gast hau» und entkleidete ihn. Aber schon lachte Viktor ihn wieder an. „Sorge Dich nicht, mein guter Gustav," sagte er freundlich, „morgen ist es gewiß besser." Gleich darauf schlief er ruhig wie ein Kind, da» müde von de» Tages Last und Spiel geworden war. Ternow aber wachte noch eine Weile an seinem Lag«, mit ernster Sorge blickte er auf den geliebten Freund. Er lebt zu schnell, dachte er, erfühlt mit zu heißer Stärke, der Körper leidet unter dem Feuer, das seine Seele verzehrt. Ich will über ihn machen und in der Zeit unseres Beisammenseins hegen und pflegen. Armer Oskar, armer Kerl! Der Schlafende warf sich plötzlich hin und her und stöhnte: „Fort, sott!" rief er, „ich kann Dich nicht mehr lieben, ich will Dich nicht mehr sehen, Molly! Molly I" ES klang wie Abscheu und kopfschüttelnd suchte Ternow setn Lager auf, nachdem eS bereits zu tagen begann und die Morgendämmerung sich hescheischlich., Der Rigi lag im Sonnengold des Herbstes da. Die Luft ist um diese Zeit besonder» stärkend auf den Bergen, die Som merhitze macht der milden Temperatur des Oktobers Platz, klar und durchsichtig treten See und Alp, Tal und Hügel hervor, das ist die beste Zeitzur Fußreise durch Gottes schöne Welt. DaS große,menschenüberfüllte Gasthaus auf dem Rigikulm begann sich zu leeren, als Ternow und Viktor Aurich eines Tage» den Gipfel deS gewaltigen Berges erklommen. Sie hat- tendie Bahn verschmähend, chren Weg über Brunnen genom men, hatten Rigikaltba, die Rigischeidegg und Klösterli berührt und sich vermittelst ihrer Bergstöcke zu der Höhe des Rigikulm «mporgearbeitet. Vierzehn Tage in den Berner Alpen üben in und frisch der anfänglich etwas angegriffen scheinende Freund geworden, wie frohgemut er da» Leben auffaßte und wie er sich seit Beginn ihrer Reise gestärkt hatte. Die trüben Stimmungen wichen, die schlaffe Haltung ver- ; Viktors Haltung war nie so stolz abweisend gewesen, die schwand und der Schlaf wurde besser, nicht durch künstliche Mit- innigen Worte Ternows schienen spurlos an ihm vorüber zu tel erzeugt wie früher. Nur eins beunruhigte Ternow, der oft übermäßige Genuß des Weines, dem Viktor sich ergeben, und noch ein Verdacht war mit der Zeit in Ternow wach gewor den. Er wußte, daß Viktor früher Morphium gebraucht, als er, ein Knabe noch, seine Künstlerlaufbahn begonnen. Während der Schulzeit hatte er es aufgegehen, das ruhige Leben erheischte das Reizmittel tnicht, und die treue Mutter wachte über ihr Kind. Später, als Viktor wieder seine aufreibende Künstlerlauf bahn begann, mußte er doch wieder zudem schrecklichen Gift ge griffen haben, die klugen Augen des Arztes entdeckten die An zeichen davon, aber er sagte nichts, und beschloß nur zu beob achten. Die Opfer dieser unheimlichen Leidenschaft schämen sich ihrer und verheimlichen sie meist ängstlich vor allen und Vik tor schien besonders vorsichtig in diesem Punkte zu sein. Er erlaubte nie dem Freunde, wenn seine Anfälle kamen, ihn zu untersuchen, verwehrte ihm auch ängstlich, seine Sachen zu pak- ken und verschloß seinen Handkoffer stets. „Du solltest Deine Konzerte aufgcben," sagte Ternow, „sie dele Dich hier an, kaufe Dir ein hübsches Haus am Vierwald städtersee oder im Berner Oberlande, heirate." „Heirate," rief Viktor heftig, „das ist leicht gesagt, nein, mein Lieber, keine Fessel, kein Weib mehr, ich will frei sein, endlich frei." „Ich verstehe Dich nicht," sagte Ternow, „Du sprichst oft so, als wenn Du eine schlimme Erfahrung gemacht hast." „Eine?" Viktor zuckte verächtlich die Achseln, „lieber Fritz, Du bist ein Philister, das Leben eines Künstlers ist reich an derlei Erfahrungen, zuerst nimmt man sie tragisch, dann lacht man über sie, wie ich eS tue." „Aber dieses Lachen ist nicht echt," warf Ternow ein, „es klingt hohl, Du täuschst mich nicht." „Ach, laß dieses Gespräch," grolltcViklvr, „forsche nicht, ver dirb mir nicht die Laune. Was ich vielleicht gelitten, eS ist mein Eigentum und memarid hat ein Recht daran." Texnöw warm, „wi