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-—,-.. --- -^'- Schloß llogt, staut« stch dt« Meng», wurd« aber bald »on »»ittenen Schutzleuten zerstreu», «chn« daß r« zu Zusammen« stützen kam. Auch vor der Wohnung de« StaatSminift»« Dr. v. Otto sammelte stch die Menge, doch wurd« auch hier dt« Ansammlung von der Polizei schnell auseinander ge trieben. Verletzungen stnd nicht vorgekommen. Dt« katholisch.theologische Fakultät der Universität Bonn ßat stch tn einer Erklärung an den Kardinal Fischer in Köln der Kundgebung der münsterischen Kollegen -um Papstbrtes« ongeschlossen. rr Wie verlaute», werden in diesem Jahr« in Galizien grotze Kaoallertemanöoer stattstnden, -u denen auch der deutsch« Kaiser Einladung erhalten soll. An den tzstapboern werden auch Maschinengewehrabteilungen, Telegraphenab- teilungen, Lenkballon», Aeroplan« und Automobil« teil- nehmen. , Engkand. Drr Kvnig rmpstng gestern nachmittag im vuckipg- hampalast den Geheimrat Prof. v. Vr. Harnack und den Präsidenten v. Spiecker. Die Gäste wurden vom Erz bischof von Canterbury vorgrstellt. Der Empfang halt« privaten, zwanglosen Charakter. Beide Herren hielten An- sprachen an den Künig, der mit herjlichen Worten erwiderte und sie tn England willkommen hieß. Die Deputation überreichte dem König «in Erinnerung«»»?, da« stch auf den Vefuch der englischen Geistlichen in Dentschland im Jahre ISOS bezieht. Dt« Deputation war von den Par- lamrntsmitgliedern Allen Baker und Dtcktnson begleitet. Rußland. rr Acht Studenten der Petersburger Universität, dt« Führer der Bewegung, die vor Monaten zu den Zusammen flüßen mit der Polizei führte, stnd auf zwei Jahr« tn da« Gouvernement Archangelsk verschickt worden. Al« di« Nach richt von dieser administrativen Berurtetlung an der Uni versität bekannt wurde, bemächtigte stch der radikalen Stu denten «tn« grob« Empörung. St« entfalteten im großen Hvrsaal, wohin «ine Versammlung einberufen wurde, «ine rot« Jahne mit der Aufschrift: .Nieder mit der Selbst. Herrschaft I Diese Demonstration rief den heftigsten Wider spruch der im Saal« anwesenden reaktionären Studenten hervor, die die Fahne Herabriffen. Eine fürchterliche Schlägerei zwischen den beiden Studentenparteien entstand. Zahlreiche Studenten wurden verletzt. ir Im Hinblick auf die umlaufenden Gerüchte über einen drohenden Konflikt zwischen Rußland und China erklärte ver mit Ostasien wohl vertraute Diplomat Schisch- mauow in einem Interview, die Beziehungen zwischen Rußland und China seien durchaus zufriedenstellende, wenn auch nicht geleugnet werden könne, daß die Chi nesen nach dem Kriege IapaaS mit Rußland einen selbst bewußteren Ton anschlagen. China werde sich trotzdem nichts herausnehmen, an einen ernstlichen Konflikt sei nicht zu denken. Rußlands Einfluß in Peking sei nur gering, dort habe Dcutschlnud einen Stein im Brett, weil der Regent zu Deutschland ueige. Auch England be sitze seit dem Tode von Sir Hart in Peking keinen Ein fluß mehr. Türke» In Albanien macht sich tn den letzten Tagen eine verdächtige Bewegung bemerkbar. E« scheint, al« ob die Möglichkeit eines Aufstandes immer mehr in greifbare Nähe rückt. Ueberall werden Gehetmsttzungen abgehalten. Weiter wird auch berichtet, daß sich die einberufenen albanischen Soldaten weigern, nach dem Armen abzugehen, um dort gegen die revoltierenden Araber zu kämpfen. Albanische Banden Überfallen und plündern auch serbische Dörfer in drr Türkei. China. Aue Eharbln wird gemeldet, daß der am 3. d. M. an der Pest erkrankte Arzt Dr. Michel gestorben ist. Nm Freitag stnd der Seuche 40 Personen erlegen, unter ihnen zwei Europäer. Im Chtuesenvierlel Fudsjadjan sterben täglich 150 Personen, sodaß die Einwohnerzahl von 40000 Des Jäters Are. Roman von Ewald August König. 46 »Ich geh« mit Dir bis anS Ende der Welt," sagte sie, und uuS ihren leuchtenden Augen strahlte eine unsagbare Fülle von Liebe, „Dir vertraue ich ganz, und was mich kommen mag, ich will freudig alles mit Dir teilen." Onkel Ludwig warf einen prüfenden Blick auf seine silberne Taschenuhr und erhob sich. „Wollt Ihr heute abend noch rei sen, so ist es Zeit, daß ich das Geld hole," versetzte er. „Ihr fahrt am besten mit dem Schnellzuge, eS ist etwas teurer, aber Ihr braucht dafür auch unterwegs nicht einzukehren. Seid nur ohne Sorge, ich werde Euch soviel geben, daß Ihr Euch drüben einrichten könnt, hier bleibt Euch jetzt keine Zeit mehr dazu, auch will ich meinem Briefe noch einige Zeilen beifügen, damit mein guter Frennd Euch sofort volles Vertrauen schenkt." Ehe die beiden ihm ein Wort des Dankes sagen konnten, hatte er schon das Zimmer verlassen, und trotz der Zuversicht seines Bruders schüttelte Norbert Klausner auch jetzt noch mit ernster, besorgter Miene das Haupt. Aber welche Bedenken er auch äußern mochte und so sehr begründet dieselben auch zu sein schienen, sie scheiterten an der Entschlossenheit des jungen Paares, das dem Geschick mutig die Stirne bot und von seiner eigenen Kraft und Ausdauer das beste hoffte. „Wir haben den besten Willen, wir sind gesund und rüstig und können arbeiten, lieber Vater," sagte AmauduS mit einer Freudigkeit, die aus den alten Mann einen beruhigenden Ein druck machte, „und müssen wir auch in der ersten Zeit unS einschränken, so ist dies für die späteren Jahre eine vortreff liche Schule. Wir sind beide der englischen Sprache mächtig, so daß wir auch nach dieser Seite hin keine Sorgen zu hegen brau chen, die einzige Sorge, die ich mirjetzt noch mache, betrifft Dich und Deine nächste Zukunft." „Zerbrich Dir nur darüber nicht den Kopf," erwiderte sein Vater rasch, „ich werde schon durchkommen. Vielleicht beschäf tigt mich der Notar, bei dem Du bisher gearbeitet hast, und ist e« nicht der, so ist es ein anderer, ich habekein«Furcht,denn ich bedarf wenig." auf S000 zus«»m«*grsch»ol,»u ist. Dl« chinrflschen Be hörden habe« «Iw« ADV Leichen verbrannt, der verbren- nuflg harren aber noch etwa 4000. Di« Meldung«» au- anderen Städten schildern di« Lage nicht weniger schrecklich. In Hulan haben sich Vera« von Leichen angesammelt. Ein Teil von ihnen ist auf dem Eis« de« Hulan, einem Neben fluss« de» Sungari, aufgehäuft worden, offenbar tn der Ab- ficht. fl« mit de« Ei»g,ng im Frühjahr forttreiben zu lassen. — Wie der Peierlburger Telegraphen-Agentur au« Kwan- tschvngtsu gemeldet wird, sterben dort täglich hundert Per sonen an der Pest. Versio. rr Zum Attentat auf den persischen Kinanzmtntster wird noch gemeldet: Drr Minister hielt im Nagen vor seinem Hause, um au»zustelgen, al« von zwei Kaukasiern mehrer« Schüsse auf ihn abgegeben wurden. Drei von den Kngeln trafen ihn, rin« am Oberschenkel und zwei in der Brust unterhalb dr» Herzen«. Der Zustand Sani ed Dau- lrh« ist sehr bedenklich. Zwischen der Polizei und den Komplizen der Mörder fand «tn große« Wechselst»» statt, wobei zwei Polizisten schwer und einer leicht verwundet wurden. Die beiden Attentäter stnd russische Untertanen und befinden sich im Polizeigewahrsam. Die Russen wer den voroursichtlich ihre Vusltrstrung an die russische Ge- sandtschast verlangen. Hi» herrscht üb» da« Attentat grotze Aufregung. Al« Grund wird ein persönlich» Rache- akt angegeben, da «lner der Ntientät» ein srüherer Ange stellt» de» Finanzminister« war. Bei der Verhaftung der Attentäter half «in berittener persischer Kosak, dessen Pferd verwundet wurde. Sani «d Dauleh ist in Deutschland nicht unbekannt, er gehört der radikalen Partei an und ist seit dem 1. Juli 1910 Finanzminister. «IIS alter Welt. Berkin: Gestern früh kurz vor 4 Uhr erfolgte zwi schen den Stationen Müden und Carden der Moselbahn in einem alte» Steinbruche ein Felsrutsch. Ein vorhan denes Schutzgerüst hielt die Felsmassen größtenteils zu rück. Loötzelöste Teile des Gerüstes fielen jedoch auf das Berggleis und führten die Entgleisung der Lokomotive vomsPcrsonenzuges 400 sowie pine Sperrung beider Gleise herbei. Der Lokomotivführer wurde leicht verletzt, die Maschine stark beschädigt. Der Zugverkehr wird durch Umsteigen an der Rutschstclle aufrecht erhalten. — Hel- singfors: Jin Björkösund sind 253 Fischer auf einer Eisscholle ins Meer getrieben worden. — Rixdvrf: Hier wurde eine 15köpfige Diebesbande, Burschen im Älter von 15—20 Fahren, festgenommen. — Essen: Bon den bei der Grubenkatastrophe auf Zeche „Deutscher Kaiser" in Hamborn verunglückten Bergleuten sind wie der zwei gestorben, sodaß die Zahl der Opfer jetzt 16 beträgt. — Weißenfels: Eine von etwa 3000 Schuh fabrikarbeitern und -Arbeiterinnen besuchte Versamm lung beschloß einstimmig, in allen Fabriken, in denen die Forderung auf Einführung des Neunstundentages ab gelehnt wurde, die Kündigung cinzureichen und am 18. Februar geschlossen die Arbeit niederzulegen. In Be tracht kommen etwa 5000 Arbeiter. — Duisburg: Sonnabend wurde ein dritter Pockenfall Hierselbst kon statiert. Eine ältere Frau erkrankte und wurde ins, Jsolicrhaus gebracht. — London: Eine rätselhafte Ber- giftungstragödie wird aus Dalkeith in der schottischen Grafschaft Edinburgh gemeldet: Ein dortiger wohlhaben der Einwohner namens Hutchinson hatte eine Anzahl Personen zur Abendgesellschaft geladen, wobei nach dem Souper Kaffee serviert wurde. Gleich nach dem Genuß des Kaffees erkrankten Hutchinson, seine Gattin, sein Sohn und 16 Gäste unter Bergiftungserscheinungen. Tvotz aller ärztlichen Bemühungen starben Hutchinson und ein Verwandter Von ihm, namens Clappccton, noch in der Nacht, die übrigen befinden sich in so kritischem Zustande, daß sie nicht aus Hutchinsons Haus hcrauö- transportiert werden können. Auch Hutchinsons Gattin „Sobald ich in die Lage komme, Dich unterstützen zu kön nen .. „Daran ist so rasch nicht zu denken," fuhr der alte Mann fort, „eS wird lange dauern, bis Ihr selbst Euer genügendes Auskommen habt. Aber drüben wenn Du Arbeit für mich fin dest,soschreibemirnur.ichkomnie dann ohne Zögern." „So wenig Einfluß Sie auch auf meinen Vater haben, so könnten Sie uns vielleicht dennoch hier nützlicher sein," sagte Irene, ihm einen bittenden Blick zuwerfend. „Sie tonnten ihn darauf aufmerksam machen, daß sein Eigensinn an dem Ge schehenen nichts ändern wird, und daß mir nichts, gar nichts von ihm verlangen, als seinen Segen; wenn er Ihnen auch ablehnend und schroff antwortet, er wird doch darüber nachden ken und dann vielleicht meinen Brief beantworten." „Du hast einen Brief an ihn zurückgelassen?" fragte Aman dus. „Nur einige Zeilen, in denen ich Abschied von ihm nahm, ich werde ihm schreiben, sobald ich weiß, wie mein Geschick sich gestaltet." Die Rückkehr Onkel Ludwigs brach daS Gespräch ab. Aman dus warerstauntüber die Höhe der Summe, die sein Onkel ihm nebst dem Empfehlungsbriefe übergab. „Ihr habt es nötig und ich kann es entbehren," sagte der Kammerdiener, den Dank ablehnend, „ist es Dir später mög lich, mir das Geld zurückzugeben, so nehme ich cs gern an. Und nun ist eS Zeit, Ihr müßt aufbrecheu, wir haben zum Bahn hof noch einen weiten Weg." Einige Minuten später verließ die kleine Gesellschaft das Hau«. AmanduS, der Irene führte, trug die Reisetasche, die beiden Brüder folgten dem jungen Paare, daS schweigsam und gedankenvoll dem Bahnhof znschritt. „Wenn mein Vater mich nur nicht verfolgen läßt," brach Irene endlich voll ängstlicher Besorgnis daS Schweigen. „Ich glaube, da« Gesetz berechtigt ihn, mich durch die Polizei in sein Hau« zurückführen zu lassen." „Furchtest Du wirklich, daß er von dieser Berechtigung Ge brauch machen könnte?" erwiderte AmanduS in beruhigendem Tone. „Ich für meine Person glaube nicht daran, die Versal- anng würde Geld, viel Geld kosten, und wir wissen ja, wie schwer » stch zu einer Ausgabe entschlietzen kann. Wann wird er Deinen Bries finden?" und Sohn liegen schwer darnieder. — Madrid: Deck Sturm an der spanischen Küste wütet immer noch fort. Bei Castellon de la Plana ist ein spanischer Schovner gesunken. Acht Insassen sind ertrunken. — In Dinars- ist dch: spanische Dampfer „San Antonio" gesunken, wo-, bei 9 Matrosen umkamen. Bei Paniscola sind ü Fischer- barken gesunken, wobei 20 Personen ertranken. Bon 15 anderen Barken fehlt jede Nachricht. — Peking: Sämt liche ausländischen Gesandtschaften Haven sich vollkom men isoliert. Die Stadt ist mit Proviant für drei Mo nate versehen. Der Geschäftsverkehr mit der chinesischen Regierung wird durch einen Vertrauensmann aufrecht erhalten. Vermischtes. Sin bestialischer Doppelmord vor Ge richt. Am nächsten Dienstag wird sich das Schwurge richt Neuruppin mit dem Doppelmvrd in Schönhagen, dessen Ausführung weit und breit Entsetzen hervorge- rufcn hatte, beschäftigen. In der Nacht zum 29. Sep tember des Vorjahres wurde das Kleinsche Ehepaar, wel ches in einer Kolonie abseits der anderen Dvrfbehaus- ungen wohnte, von dem 28 jährigen Dienstknecht Her mann Franz überfallen und mit einem Holzhammer niedergeschlagen. Der rohe Täter, in deni damals die Landbevölkerung, die auf die Nachricht von dem Morde von einem panischen Schrecken ergriffen wurde, den be rüchtigten Sternickel vermutete, hatte die Verwegenheit, nach dem Doppelmorde dec Kleinschen Eheleute sich noch an der erwachsenen Tochter zu vergehen. Nachdem sich das Mädchlen mit Mühe und Not ihrer Fesseln entledigt hatte, verließ sie nur mit einem Hemd bekleidet mit einem! Kindchen am Arm das .Haus, in dem die grausige Tat geschehen Ivar. Dem Verbrecher fielen nur einige Mark baren Geldes und wenige Schmucksachen in die Hände; außerdem raubte er ein Fahrrad, auf welchem er das Weite suchte. Der Petersburger Giftmordprozeß. Die Beweise gegen den Arzt Pantschcnko, den Ausführer des Giftmordes an dem jungen Buturlin, und gegen den geistigen Urheber des Verbrechens, den Schwager des Vergifteten Obrien die Lasch verdichten sich immer mehr, so daß den beiden Beschuldigten ein Entrinnen wohl nicht mehr möglich sein wird. Um Pantschcnko zum Geständ nis zu bringen, wurde ihm die Aussage vorgelesen, die er über die Velgiftung Buturlins vor dem Unter suchungsrichter gemacht Hal. Pantschenko behandelte den jungen Buturlin gegen Nervenschwäche mit Sperminein- spritzungen und benutzte diesen Umstand, uni am 17. Mai ihm zwei Einspritzungen mit Diphtherietoxin zu machen. Um Müt zu dieser Tat M haben, betrank er sich vorher. Er öffnete zu Hause zwei Sperminampullcn, goß ihren Inhalt aus und füllte sie mit Diphtherietoxin. Da er auch sonst immer den Ampullen in Gegenwart Buturlins mit dem Taschentuch den Hals abbrach, um sich die Finger nicht zu Mrschneiden, so spielte er am 17. Mai die gleiche Komödie. Er umwickelte vor Aufregung zit ternd die Ampullen, die M't dem Diphthericgift gestillt waren, mit seinem Taschentuch und brach ihnen schein bar den Hals, während sie schon geöffnet waren. Der junge Buturlin merkte nichts von der geschickt ausgc- führten Verwechslung, obgleich Pantschenko während der Injektion die Hände zitterten. Pantschenko injizierte Bu turlin zweimal je zwei Kubikzentimeter Diphtheriegift, um eine ganz sichere Wirkung zu erziehen, obgleich schon die Hälfte genügt hätte. Als Pantschenko sein Opfer am nächsten Tage aussuchte, war Buturlin ein dem Tode geweihter Mensch. Die taperten stellten an der Leiche fest, daß der junge Buturlin seinen Tod nicht durch eine unsaubere Spritze, sondern durch Diph theriegift gesunden habe. Als Pantschenko gefragt wurde, was er hierzu sage, erklärte er, seine Aussagen später machen zu wollen. „Ich habe mein Zimmer verschlossen und den Schlüssel mit genommen, er wird keinen Verdacht schöpfen, wenn er mich heute abend nicht mehr sieht; nach dem, was zwischen uns vor gefallen ist, muß es ihm ja natürlich erscheinen, daß ich mich ihm fern halte." „Also wird er die Entdeckung erst morgen machen?" „Morgen früh." „Nun, dann sind wir weit genug entfernt, und wie gesagt, er wird das Geld nicht anlegcn, Dich verfolgen zu lassen." Irene schwieg, war sie auch nicht völlig beruhigt, so glaubte sie doch dieser Behauptung beipflichten zu dürfen, sie kannte ja aus Erfahrung den Geiz ihres Vaters; cs unterlag auch für sie keinem Zweifel, daß er vor den Kosten der Verfolgung zu- rückfchrccken würde. AIS sie den Bahnhof erreichten, blieb ihnen kaum Zeit, die Fayrbilletre zu lösen und Abschied zu nehmen, Onkel Ludwig drängte sic in seiner geschäftigen Weise, einzusteigen, und be nutzte die wenigen Augenblicke, ihnen einige gute Lehren und Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Bald darauf fuhr der Zug ab, mit bekümmerter, sorgen voller Miene blickte Norbert Klausner ihm nach. „Das ist alles so rasch gegangen, daß man gar nicht zur Besinnung kam," sagte er tief aufseufzend. „Gottes Segen mit ihnen, möge nie eine Stunde kommen, in der sie diesen Schritt bereuen." „Ich fürchte daS Nicht," entgegnete sein Bruder mit zu versichtlicher Ruhe; „im Gegenteil, mich freut es, daß eS so ge kommen ist, daß Amandus aus seinen hiesigen Verhältnissen hcrausgerissen wurde;» wird drüben seine Kenntnisse besser verwerten können, und die Sorge um seine junge Gattin zwingt ihn, alle seine Kräfte anzuspannen und den einmal betretenen Weg nun auch mit Ausdauer und Energie zu verfolgen. Tref fen auch in der ersten Zeit keine erfreulichen Ngchnchten ein, wir wollen drum den Kopf nicht hängen lassen, aller Anfang ist schwer und Lehrgeld muß jeder Anhänger zahlen." „WaS aber willst Du nun beginnen? Hilarius Poppert wird Dir sein HauS nicht mehr öffnen, auch wenn Du Dich ..." „Schweig' mir von ihm!" unterbrach der alte Mann ihn entrüstet, „den Triumph, daß ich vor ihm mich demütige, soll er nicht mehr erleben. Ich werde ihn heut« abend noch hrim- silcheu, aber zu einem anderen Zweck." 183,20