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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192312115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-11
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1923
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an den Miet»» gedacht wird, E« würden dann vom Reick« Mittel sttr Wobniinotzbauten nicht zur Verfügung gestellt werden; man hoffe vielmehr, das, diese Mittel an« de» erhöht«» Mieten, di» de» Hau«brsitzrrn »»fallen, gescköpst werden. Der Einuabmeausfall de« Reiche« dürst« durch eine Wohnsteuer, vielleicht auch durch Erfassung der Ge winne, bet Hypoibekenentwertung au«geaiiche» werden. Endgültige Beschlüffe darüber lägen jedoch noch nicht vor. Llbenbnrgisch« Regierungskrise. In den lebten Tagen haben wiederholt Verhandlungen zwischen den Parteien fiaOgcsunden, nm eine Regierung zu Stande zu bringe». Nachdem diese Verhandlungen mehr mals erfolglos vertagt werden muhten, ist cü nnn endlich zu einer vorläufigen Einigung gekommen. Allerdings liegt eine Bestätigung der Parteiinstanzcu nicht vor. Die Ministerien sollen solgendermahen verteilt werden: Präsidinm: Finan zen und Handel übernimmt daS Zentrum; AcuhereS, Kul tus, Justiz, Landwirtschaft, Ernährung und Siedlung über nimmt die Deutsche Volkspartei. Die soziale Fürsorge soll der Sozialdemokratie übertragen werden. Die Demokraten werden das Innere ohne Landwirtschaft und Siedlung übernehmen. Bekanntgabe der Steueruotverordnnng nahe bevorstehend. Im Lause des gestrigen Tages habe», wie der Deutsche Handelsdienst erfährt, im NeichSfinanzministcrium weitere Beratungen über die Steuernotvcrordnung stattgefunden. Zu den Beratungen der Vertreter der einzelnen NessortS sind auch noch Sachverständige zugczogcn worden. Es ergab sich die Notwendigkeit kleiner Abänderungen des vorliegen den Entwurfes Die Bekanntgabe der Verordnung dürste nach erfolgter Verabschiedung durch die Negierung alöbald »U erwarten sein. Di« Demokraten fordern Liebmanns Rücktritt. Gestern fanden zwischen den Demokraten und den So zialdemokraten Verhandlungen über die demokratische For derung auf Rücktritt des Innenministers Liebmann wegen seiner Vergünstigungen der Kommunisten nnd wegen der vom ihm angeorbnctcn Bespitzelung der Reichswehr durch sächsische Polizei. Die Demokraten hielte» an ihrer Forde rung fest. Da nunmehr die Entscheidung -er Gesamtfrak tion der VSPD. unterbreitet wird, dürfte die Entscheidung darüber am Mittwoch oder Donnerstag fallen. Der Aufstand in Mexiko. Durch den „New-?)ork-Hcrald wird aus Mexiko ge meldet, dah eS bei Jelata, der Hauptstadt von Veracruz, zwischen Aufständische» nnd Reniernngstruppcn zu einem ernsten, gröberen Znsammenstoh gekommen sei. DaS Ge fecht entwickelte sich zu einer regelrechten Schlacht. Auf der einen Sette verteidigten 3M Negierungssoldatcn die Stabt und versuchten eine über 10M Mann starke Truppe des Ge nerals Sauchcz, der sich Tampico zwecks Beherrschung der Pctrolcumgegend zu bemächtigen versuchte, zurückgcschlagcn. Die amerikanische Negierung verfolgt die Ereignisse nrit ge spanntester Aufmerksamkeit. DaS Blatt erfährt weiter, der mexikanische Gcneralitab habe die Absicht, die Rebellen in Jelata xinige Zeit festznhaltcn, um vier getrennten Kolon nen der Regierung die Möglichkeit deS Vormarsches auf Tampico zu geben. Ausschreitungen gegen jüdische Studenten in Budapest. )( Budapest. Bei der Universität kam cS gestern zu Ausschreitungen, wobei mehrere jüdische Studenten geschlagen wurden. Den Anlas; zu der Schlägerei gab der Umstand, dis; vor einige» Tagen in einer Kassecschenke im jüdischen Viertel von Budapest eiu be trunkener Soldat von einem jüdischen Geflügelhändler bei einem Wortwechsel erstochen wurde. Tic angegriffenen jüdischen Studenten begaben sich in das ParlaincntSge- bäude, wo sie einen sozialistischen Abgeordneten baten, die Vorgänge der Nationalversammlung zur Kenntnis zu brin gen. Bei Festsetzung der morgigen Tagesordnung brachte Vieser den Vorfall zur Sprache und drückte sein Bedauern darüber ans, das; fast jedcSinal, wenn sich der Minister präsident in Vertretung der ungarischen Negierung inS Ausland begebe, sich derartige bedauerliche Vorfälle er eignen. Der Vertreter deS Ministerpräsidenten erwiderte, er habe mit Bedauern von den Vorgängen Kenntnis er langt. Tie Regierung treffe weitestgehende Maßnahmen Angelas Heirat. Roman von L. G. Moberlh. -14. Fortsetzung. Nachdruck verboten. .Warum sagen sie: sogar ich glaubte an sie?" .ragte der Geheimrat, dem diese Worte aufgefallen waren. .Weil ich zuerst ein Vorurteil gegen sie hegte. Sie schien sich so eigentümlich und so aufdringlich in mein Leben zu drängen. Sie war in der Kirche, als Erich und ich getraut wurden —" der Geheimrat fuhr heftig zu- kämmen, — «sie war auf dem Bahnsteig, als ich in Grau- berg ankam —" Bierling fuhr wieder zusammen, — „es schien mir so merkwürdig, fast unheimlich, daß sie überall ru lein schien, wo ich war. Aber sehr bald entwaffnete sie mich durch ihre Liebenswürdigkeit und ihren eigenartigen Reiz. Ich lernte sie lieben und schalt mich, daß ich ihr zuerst mißtraut Halle. Schon lange war jeder Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit gewichen, ich glaubte an ihre treue Freundschaft, und ich kann Ihnen gar nicht sagey, wie tief verletzt ich mich fühlte, als auch sie sich damals von mir, obwandle, wie der Verdacht auf Erich fiel. Aber ich hätte, mir nie träumen lassen, daß sie diesen Verdacht auf ihn, gewälzt hatte, bis ich zufällig Zeugin jenes Gespräch würde." .Je länger Sie sprechen, gnädige Frau," sagte der Geheimrat erregt, «um so mehr sehe ich ein, daß alles! stimmt. Es ist ganz offenbar, daß Frau von Trent, wie^ wir sie einstweilen noch nennen wollen, wenn sie auch! sicher kein Recht auf den Namen hat, zuerst ausgeschickt^ war, um Martens, Ihren Gatten, zu beobachten. Sie muß aus irgendwelchem Grunde geglaubt haben, die Papiere, die sie zu erlangen strebte, seien in seinem Besitz, deshalb verfolgte sie ihn. Dies war vielleicht sogar der Grunds weshalb sie sich in Grauberg niederließ. Sie mag gehofft haben, di« Dokumente aus Schloß Hammerstein zu finden.", Angela dachte einen Augenblick nach, dann rief sie leb haft : „Das hat sie gehofft, denn ich erinnere mich, al» sie zum allerersten Male bei mir war, wollte sie das Haus . 7 sehen, und zwar interessierte sie sich ganz besonders'-für e i n Zimmer. Es war der Raum, den ich als Arbeits zimmer für meinen Mann hatte einrichten lassen, und den er nie benutzt hat," sagte sie seufzend. „Es fiel mir damals schon aus, wie genau sie da« Zimmer besichtigte, wenn ich auch naiürlich nicht ahnte, welchen Zweck sie dabei verfolgte. Dann stellte sie auch so merkwürdige Frage»! über Erich» Schreibpult, und wollte wissen, wo er seine Arbeiten machte und wo er seine Papiere verwahrte, ob in Berlin oder zu Hause und dergleichen mehr. Damals hielt ich es für bloße Neugierde, jetzt weiß ich —" § »Ja, jetzt ist alles ganz klar," versetzte der Geheim rat sehr ernst. „Sie steht offenbar im Dienst einer fremden Reaieruna , bi« batte eine Abnuna-^dab.die.Dokumentes zur Feststellung Der Ruyenorer und zur B-rylltung wei terer Ruhestörungen. Sollten die vom Rektor erlassenen Verfügungen ihr Ziel nicht erreichen, so würde die Re gierung die Universität schlichen. Fest stehe, daß eö sich nicht nur um vereinzelte Ausschreitungen lmndle. — In der Universität wurden die Vorlesungen und Prüfungen durch Vie Krawalle nickt berührt. Schließung der italienischen Kammrrtagnng. X Rom. Das „Giornale d'Jtcilia" erklärt: Die Ent- sckcidung über die Schließung der Kammersessioy ist logisch und zu rechter Zeit getroffen worden. "Sie ist das Vor spiel zur Auflösung deS gegenwärtigen Par laments. Eine Erneuerung der Vollmachten, die durch die technischen Erfordern sse einer Reform de» außeroroent- lich verwickelte» Staatsorgan snnis sehr gerechtfertigt ge- wtten wäre, würde hauptsächlich die Folge gehabt haben, daß man im Auslande geglaubt hätte, Italien sei nicht in der Lage, wieder zu einem normalen politischen Leben »u- rückzusinden, und so eine falsche Anschauung über die wirkliche Bedeutung der Kräfte hervorg'rufen staben, di? dem Faschismus zur Macht verhalfen haben. Tie heutige Entscheidung und die bevorstehenden Wahlen verhindern solche falsche» Auslegungen. Tas Blatr schließt: Die gegenwärtige Regierung kann für sich das Verdienst be anspruchen, dem Ansehen und der Macht deS Staates wieder Geltung verschafft, Ruhe nnd Ordnung im Lande wieoer ln'rgestellt nnd dem Geiste deS Vertrauens und der Betriebsamkeit in allen Teilen der Produktion zum Siege verhalfen zu haben. Erne Verlängerung der Voll machten würde auch den ungünstigen Eindruck y?rvorge- rufcn haben, daß die Rückkehr zum normalen Leben nur oberflächlich und vorübergehend und allein auf aen Aus nahmezustand zurückzufübren gewesen sei. Unter diesen Umständen ist eS natürlich und berechtigt, daß Mussolini sofort zeigte, daß die Regierung die Wahlprabc unc> das Urteil des Landes über ihr Werk nicht scheut. Zinn deutsch-amerikanischen Handelsvertrag. Nack einem Telegramm aus Washington muß eut- sprecbend einem Uebcreinkoinmeii der amerikanischen Negie rung mit dem deutschen Botschafter die Veröffentlichung der Einzelheiten de« am Sonnabend unterzeichneten deutsch« amerikanischen HandelrvertragcS einem späteren Zeitpunkt Vorbehalten bleiben. Vorbereitung der amerikanischen Praflventenwadi. * Washington. Präsident Coolidge wird demnächst offiziell sein« Kandidatur für den Wahlfeldzng 1924 mit teilen. Organisator der republikanischen Wablprovaganda wird Herr Morgan Butler sein und zwar, wie der „Newyork Herald" mittrilt, auf ausdrücklichen Wunsch des Präsidenten. Taflesgeschichte. Der deutsche Botschafter in Rußland Graf Brockdorfs-Rankan gab ein offizielles Essen, an dem der russische Botschafter in Berlin Krestinski, der Volkskom missar Krassin und vom Volkskommissariat für Acnßeres Litwinow und Sabanin, ferner ReichSbankpräsident Schein mann, der italienische, der finnische, der norwegische Ver treter und andere Persönlichkeiten tcilnahmen. B c t r r e b s ein s ch r än k un g c n in der bayeri schen Ma j ch in en i n d n st i i e. DaS größte Unterneh men der bayerischen Maschinellindustrie, die Auge-burg- Nürnberger Werke haben infolge schlechten Geschäftsganges in den letzten Wochen ihre Belegschaft von 18 799 aus rund 15 000 Mann vermindern müssen. Weitere Betricbscin- schränkungen sind zu erwarten. Schließung der rechtsrheinischen bayeri sch en G e t r eid e k a mm e r n. Ter GcneialstaatSlom- niljsar hat mit sofortiger Wirkung sämtliche Gctreide- Preisstellen ine rechtsrheinischen Bayern schließen lassen, weil sie die Preisbildung für Getreide »ungünstig beetn- slußt haben. Eine Völkerbundskommission für dis ungarische Anleihe. Ter Völkerbundsrat beschloß in seiner gestrigen Sitzung, zur Durchführung der Vorschläge für eine Unterstützung der Finanzen Ungarns eine Son» derkommisnon zu schaffen, in der England, Frankreich, Ungarn, Italien, Rumänien, Jugoslawien und die Tschecho slowakei vertreten sein werden. "Deute isevnng ves u«verwachung»-AuS- sckusseS. Wie gemeldet wird, tritt der auf Grund des Ermächtigungsgesetzes gebildete UeberwachunaS-Ausschub de» Reichstags heute vormittag zusammen über die von der Regierung geplanten Verordnungen zu beraten Tie Achtstundenschicht im Ruhrbergbau. Nachdem bet der Abstimmung unter den Bergleuten fast durchweg einstimmig sür die sofortige Aufnahme der Acht- stundenschicht unter Tage gestimmt worden war, ist gestern auf einer Anzahl von Zechen die Aufnahme der Arbeit unter den neuen Bedingungen endgültig durchgeführt wor- den. Auf den staatliche» Zechen ist der Betrieb in vollem Umfange wieder ausgenommen worden. Alle Enlla sencn sind restlos wieder eingestellt worden; nur eine Anzahl Kokereiarbeiter kann gegenwärtig noch nicht voll beschüf- tigt werden. In der Eisen- und Metallindustrie begegnet die Wiederaufnahme der Arbeit noch gewissen Schwierig keiten. Die Uebernrbett in der oberschlesischen Industrie abgelehnt. Tic Arbeituehmerorgantsa- nonen aller Richtungen haben jede Stellungnahme zur Frage der Neberarbeit in der oberschlesischen Jnoustrte vorläufig abgelehnt. GerichtSsaal. Schwurgericht. In zwei verschiedenen Terminen fe- fchäfiiaten fick die Geschworenen am Montag mit schwerem Landfrieden-brnch. Die erste dieser Strafsachen richtete sich argen den 23 Jahr» alten Bäcker und jetzigen Fabrik- arbeiter Walter Erich Zimmermann nnd gegen den 1903 geborenen Gisendreher Max Bruno Wagner, beide aus Dresden. Nach dem EröffnunaSbeschluß haben sich beide Augeklaate unter der Menschenmenge befunden, die am 17. Oktober gegen Mittag in der Lanrinst raße einen MargarinetranSport geplündert bat, wobei 130 Karton« zu je 20 Pfund Maraarine den Demonstranten in die Hände gefallen sind. Zimmermann und Waauer waren iw allgemeinen geständig, sie wollen nur zufällig unter die Menschenmenge geraten sein «ud wie die anderen auch einen derartigen Karton vom Wagen genommen haben. Kutscher Bürger führte als Zeuge aus, er habe am 17. Oktober einen Wagen voll Margarine nach einem Generaldrpoi fahren müssen. Plötzlich sei vom Volksbause brr eine Menschenmenge gekommen und habe sich über die War« gestürzt. Dem Wahrsprnche der Geschworene» »niolge er hielten beide Anneklaate je 7 Monate Gefängnis zuerkannt. Versucht« Wrwaitunzncht. In geheimer, bis in di« Abendstunden währender Sitzung verbandelte d^« Schwur gericht gegen den ans Leipzig gebürtigen, in Rathewalde wobnhaften Photographen Mar Georg Riedel wegen ver suchter Gewaltunzucht. Eine in Pirna m Stellung befindlich« Stütze batte aus der Fahrt von Dresden nach dort, in Lektüre vertieft, das AuSsteigen verpaßt und war so bis Wedle» meitergefahrrn. Auf der Suche nach einer lieber- nachtungSgelegenbrit war die Stütze mit dem Angckluuten znsainmengrtroffrn und nahm sein Angebot, bei ibm zu übernachten, an. Nirdel wohnte zur Zeit des Vorfalles noch in Wedle», er schloß zu Hause da« Mädchen rin und ver suchte, sie unsittlich zu belästigen. Nack dem Wadrsprucbe der Geschworenen wurde Angeklagter sür schuldig befunden und zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt. Zn jeckeni jlsure mH ÜS8 jiierser ssgedlsll regelmMg Miesen weräen. Bestellungen zum Bezüge durch die Post oder durch Zeitungsboten nimmt täglich zur Vermittlung die Tageblatt-Geschäfts stelle, Riesa, Goetbestraße 59, entgegen, „Tie mutz außerordentlich klug und geschickt sein, daß sie die doppelte Rolle so lange durchführen konnte," sagte Angela nachdenklich. „Ja allerdings, sie erwies sich als Meisterin," erklärte Bierling mit unaussprechlicher Bitterkeit. „Sie wurde durch uns von dem Verlust der betreffenden Dokumente in Kenntnis gesetzt, weil wir hofften, durch ihre Klugheit die Spur des Diebes finden zu können, und sie lenkte den Verdacht auf ' Martens und ließ uns glauben, er sei der Schuldige. Ich bin jetzt fest überzeugt, daß sie selbst die Schriftstücke ent wendet hatte, wie, das kann ich augenblicklich nicht sagen. Sie machte dann die nötigen Abschriften und brachte es auf mir völlig rätselhafte Weise fertig, die Originale in Martens' Pult zu schmuggeln, dazu eine Kopie des kompromittieren den Briefes, worin für die Papiere von der Regierung, der sie so viel wert waren, sechsmalhunderttausend Martz geboten wurden. Dies alles schließe ich aus dem, was Sie mir gesagt haben, und je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir alles." „Also Sie glauben jetzt an Erichs Unschuld?" fragt« Angela, und ein Freudenschimmer glitt über ihr schönes Gesicht. „Sie sind jetzt davon überzeugt, daß er kein Ver räter ist? In Ihren Auaen wenigstens ist der Flecken von seinem Namen weggewaschen? > „Ich bin ganz fest von sekner Unschuld überzeugt/ erklärte der Geheimrat feierlich. „Doch es wird sehr schwer fallen, seine Unschuld zu beweisen, es sei denn, daß Frau von Trent ein Geständnis ablegt, worauf wir kaum hoffen dürfen. Aber ich persönlich —" seine Stimme bebte — yich kann mich nicht länger der Einsicht verschließen, daß Sie recht haben, und daß ich — mich am Narrenseil führe,» ließ." Er stieß plötzlich mit einer heftigen Bewegung seinen Stuhl zurück und sprang auf. „Es fällt mir schwer einzu« .X gestehen, daß ich genarrt worden bin, und es fällt wie s»schwer, es zu ertragen," sagte er leise mit vor Leidenschaft Hbebender Stimme, „es ist scheußlich, daß einer meiner >2 besten Arbeiter eine» so entehrenden Vergehen« beschuldig» Aworden ist, und ich gebe Ihnen mein Wort, ich werde A. nichts unversucht lassen, um die Frau der Gerechtigkeit zu Nutzrrliesern, die Erich Martens' Ruf schädigte und mich die ^--Kastanien aus dem Feuer holen ließ." . Seine Augen flblttzten und seine Hände krampften sich ineinander. „Sie geglaubte, sie habe es nur mit einem verliebten alten Narren Fzu tun, aber dank Ihnen, Frau Marten», wird sie bald ' finden, daß sie sich selbst eine Grube gegraben hat. Sie glaubte, sie habe nur «inen Mann vor sich, einen Mann, der durch ihre Reize betört, sich von ihr betrügen ließ, sie rechnet« nicht mit «tn«r Frau al» Gegnerin, einer Frau, di« mindesten» ebenso klug ist wie sie. Und sie macht« den großen Fehler, diese Frau zu unterschätzen." die'sie Haden wollte, in den Händen Ihres Gatten gewesen^ und sie setzte nun alles daran, um herauszufinden, wo sr seine Papiere aufbewahrte. Ihre Gründe sind leicht zu er raten. Sie juchte eine Möglichkeit, um das zu tun, was sie offenbar später getan hat. Sie wollte die Papiere stehlen; und dann durch einen sehr geschickten Gegenzug den Der«! dacht auf ihn wälzen. Und das ist ihr gelungen. Sie hat die ganze Zeit ein doppeltes Spiel gespielt, sie ist die Spionin des Feindes gewesen und zugleich meine Geheim agentin." Er lachte bitter auf. „Es ist mir jetzt ganz klar, furchtbar klar." Und einen Augenblick stützte der starke Mann den Kopf in beide Hände, al» ob der Schlag zu schwer sei, um ihn zu ertragen. „Ja, ja," fuhr er dann fort, „ich begreife jetzt alles, sie hat verstanden, was die Wenigsten können, sie hat mit Erfolg zwei Herren ge dient." i „Aber wer ist sie? Was ist sie?" fragte Angela, als f Bierling einigermaßen wieder seine Fassung gewonnen« batte. „Wie konnte sie Zugang zu so wichtigen Papieren,! erlangen? Ich verstehe das nicht. Wer ist denn diese Frau! von Trent?" 1 „Wer sie tatsächlich ist, bin ich außerstande Ihnen zu sagen," versetzte der Geheimrat. „Sie kam zu mir mit tadel losen Referenzen und Empfehlungen — wahrscheinlich all«! gefälscht — und gab sich für die Witwe eines Großindu-' stnellen aus, dessen Name einen sehr guten Klang hatte.! Sie erklärte mir, sie habe als zweite Frau ihres verstör-^ benen Mannes, dessen Betriebskapital von der ersten Frau! stammte, die ihm mehrere Kinder geboren, während sie! keine» habe, nur ein sehr unbedeutendes Einkommen und sei an ein luxuriöses Leben gewöhnt. Sie wolle daher ihr Einkommen durch Arbeit als Geheimagentin vergrößern, wozu sie aus vielerlei Gründen hervorragend befähigt sei. Sie gab mir zu verstehen, und ihre Empfehlungsbriefe sagten dasselbe, sie sei zwar von Geburt Ausländerin, sei^ jedoch in Deutschland erzogen und an einen Deutjchen verheiratet gewesen. Sie sprach mehrere Sprachen fließend und mit sehr gutem Akzent und hatte Beziehungen zu ver schiedenen fremden Diplomaten. Sie erklärte mir, daß Herr de Larive, ihr Bruder, wie sie ihn nannte, ebenso wie sie trotz seine« jranzösischen Namen» lm Grunde jeines Herzens Deutscher sei, denn er sei wie sie in Deutschland erzogen." ! „Deshalb sprachen sie auch meist deutsch miteinander,^ bemerkte Angela. „Jawohl, ich glaube fast, die Sprache war ihnen ver-^ trauter als ihre eigene, aber sie waren vollständige Kosmo politen. Die Arbeit, die sie für das Auswärtige Amt be sorgte, war tadellos. Sie war entschieden eine der begab testen Geheimagentinnen, die wir je gehabt, und genoß? unser vollstes Vertrauen, so daß sie immer tieferen Einblick in diolvmatiscke Pläne und.Gebeimnille erbielt.'
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