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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192001145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-01
- Tag 1920-01-14
-
Monat
1920-01
-
Jahr
1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.01.1920
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s - murr ab fou am Freitag, den 83. erfolgen. 4. Di« Tanst'er- Handlungen sollen baldigst weitergesührt werden, wobei m Üebereinstimmung mit dem Reiche zu verfahren ist. Die Vertreter der Eisenbahner zogen sich daraufhin zu einer Besprechung zurück und gelangten zu dem einmütigen Er gebnis, datz sie die Vorschläge der Negierung ihren Kollegen zur Anna ! empfehlen wollen. ES darf die Hoffnung werden, daß eS auf diese Weise gelingt, unser lle» Land vor schweren Gefahren zu bewahren. Ubewnitz lehnt« da» Angebot der sächsischen Reglern», ab. wsl. Ebemnid. IS. Januar. 8« einer Versammlung de« Gisenbabnerverbande« und de« VerkehrSverbande« wurde da« Angebot der sächsischen Negierung von bl)./. Ausschlag auf die Teuernngszuschläge Rr die Arbeiter und 71»°/, für di« Beamten als zu niedrig erachtet und 7b °/, für die Arbeiter und 150°/. für di» Be- amten gefordert. Bei eventueller Verschleppung der Ange legenheit will man unter Umständen mit dem Streik antworten. wie weiter die „L. N. N." erfahren, haben die Werk- stittenarbeiter von Leipzig, Zwickau und Chemnitz in einer in der Nacht »um Dienstag abgehaltenen Versammlung beschlossen, am Mittwoch früh ,« streiken, wenn ihre Forderungen, 7bprozentige sofortige Lohnerhöhung, Weiter verhandlung über den eingereichten Tarifentwurf, in dem eine hundertprozentig« Lohnerhöhung vorgesehen ist, Be zahlung der Streiktag« und Wiedereinstellung aller Streiken den, nicht bewilligt werden. * . Der Bund sächsischer Eisenbahnbeamten und deren An wärter teilt mit, daß bei ihm von der sächsischen Regie rung die Nachricht eingetroffen ist, daß sich Sachsen, dem Vorgänge Preußens anschließend, die gegenwärtige DSnernngSzulage der Beamte« um 15V Prozent er höhe« will. AnSsperrnng in de« Prestowerkrn in Chemnitz. Am Montag früh sind sämtliche Arbeiter der Presto- werke in Chemnitz entlasten worden. Die Direktion hatte es abgelrbnt, zur Bewilligung einer von der Arbeiterschaft geforderten Beschaffungsbeihilfe Stellung zn nehmen und wollte Verhandlungen lediglich von den Organisationen geführt haben, nm die Frage der Beschaffungsbeihilfen einheitlich geregelt zn wissen. Die Arbeiterschaft verweigert« daraufhin di« Akkordarbeit, worauf die Firma sich zur Aus sperrung der Arbeiter veranlaßt sah. * Die Streikbtwlknnil der Klsenvahner ivr Reiche. Heber den Eisenbahnerstreik im Industriegebiet liegen an zuständiger Stelle folgende Nach.tchten vor: Im ganzen Eisenbahndirektionsbczirk Elberkeld ist die Ar beit vollkommen wieder ausgenommen, desgleichen in Hamm und in einigen Orten des Direktionsbeztrkes Essen. In Dortmund und in Essen selbst sind gleich« Bestrebungen im Gonge. In Essen, Dortmund rmd Hamm sind die Unabhängigen und kommunistischen Streikleitungen, die zur Fortsetzung des Streiks ausfor- de'tten und die die geheime Abstimmung über die Wieder aufnahme der Arbeit verhindern wollten, aufgehoben und die Führer verhaftet worden. — Eine gestern mor gen am Frcdenbaum abgchaltene Versammlung der Eisenbahner beschloß nach erregter Aussprache, weiter in dem Ausstand zu verharren und sich keiner örtlichen Ab stimmung zu unterwerfen, sondern sich nur einer geheimen Ei« sächsischer Pfarrer über de« Wegfall des Reliffious-NnterrichtS. Wir werden um Aufnahme der folgenden Veröffent lichung gebeten: In der „Freien BolkSkirche" dem Organ de« Bun des für Gegenwartschristentum (yeranSgegeben von Prof. Weinel-Jena und Pastor Mensing-Drcsden), findet sich in Nr. 22 ein Artikel über den Wegfall d«S Religionsunter richts von Pfarrer PertHel-Oberwürschnitz, dem fol gende Stellen entnommen sind: . „Der Religionsunterricht ist gefallen. . . Ich verstehe, daß bei vielen Bitterkeit, Resignation, Enttäuschung sein wird, bis hin zur Erwägung der passiven Resistenz. Und doch sollte uns das nicht blind machen. Ein unwahrhaftrger Zustand ist beseitigt worden. Unwahrhaftig insofern, als ein allgemeiner Religionsunterricht eine allgemeine Religiosität oder doch Christentumsfreundlichkeit vorauS- setzt, die nicht mehr da war. Unwahrhaftig insofern, als jeder allgemeine Religionsunterricht auch eine irgendwie geartete religiöse Grundstimmung zur Unterlage haben muß, die eben fehlte. So hing der Religionsunterricht ge wissermaßen in der Luft. Er baute ans etwas, was nicht mehr da war. . . Von dieser Unwahrhaftigkeit sind wir jetzt befreit. Di« Last der Jahrhunderte ist von uns ge- nvwnwn. Ich empfinde p» Win eine Befreiung. Nm Nei« wird es zwar noch gelingen, den Religionsunterricht »k halten. Aber man täusche sich nicht, e» ist nur noch auf Zeit. Am Ende der Entwicklung liegt ver Zustand, den wir; M Sachsen nun erreicht haben. Er wird darum kommen,! weil diese Entwicklung ein« »waugSläufige, unvermeidlich«! ist, letzten Ende« ein Ausläufer der mit det Reformation' anhebenden Verweltlichung. Soll man da nach der Na-j ttonalversammlung rufen und von tlw Heil erwarten? Deo Religionsunterricht, der von ihr käme, wäre doch nur eiN Religionsunterricht von ZentrumSGna den. Und kür den sollten wir uns bedanken. Er würde aber auch die Lage erst recht unwahrhaftia machen. Denn er! wäre ein mit Bewußtsein gegen den Willen der Mehrheit deS Volkes ansgezwungener. Ein Unabhängiger hat von' den Kanonen gesprochen, di« das Reich um des Religions unterricht» willen nach Sachsen schicken könnte. Kann man da wirklich noch glauben, daß ein Gegen von solchem Reli gionsunterricht käme? Mit dem Haß neuen Zwanges be lastet, hätten wir di« alte Front zu schützen und müßt«« doch täglich besorgen, daß sie zusammenbrtcht. Können wir uns daS wirklich wünschen? Sollten wir nicht froh sein, daß wir da» Unhaltbare los sind? Bisher sind unsere Kräfte aufgeaanaen in AufräumungSarbeit. Nun, nachdem diese so gründlich von anderer Seite besorgt ist, kriegen wir sie endlich frei für Neuaufbau. — Moral unterricht will die Schule nunmehr geben. Warum soll man sich dagegen sträuben? Moralunterricht — wir sollten uns dessen freuen — wenn es nur echte, rechte, ge wissenhafte Moral ist. Wird ine Religion davon Schaden haben? Im Gegenteil, hier ist mir da» Wort au» dem Galaterbrief wie eine Verheißung: „Das Gesetz ist ein Zuchtmeister auf Christri»." Gerade das Gesetz »st der Weg, um einer neuen Religion zum Durchbruch zu ver helfen. Go war e» bei Paulus, so war «S bei Luther. Erst wenn der Mensch in der eigenen Kraft e» hat schaffen wollen, wird er reif für die Religion. Vielleicht war da» da» Unpädagogische der bisherigen Art, daß sre dem Menschen die Religion gleich in die Wiege legt«. Man ersparte so d«m Menschen den Weg des Gesetze», untz darum war'» dann auch mit der Religion nichts. Nu« mag unsere Zeit erst einmal den Weg des He letze» laufen. Und sie wird eS. Dafür sprechen alle Zeichen. Dafür sprechen vor allem auch die guten Kräfte deS Sozia lismus. Wer aber Augen hat, der si«ht schon heute, wie hier und da Menschen über das Ei'ne hinaus»cetfen in das Ewige. Der Tag kündet sich an in den ersten Strahlen der Sonne, der Tag der neuen Religion." Literarisches. Wochenhilfe mrb Wochenfürsorg«. Durch da» Gesetz vom 26. September 1V1V ist eine umfassende Wochenhilfe etngeführt, die nicht nur den Krankenkaffenmitgliedern eine erweiterte Fürsoge zuteil werden läßt, sondern auch große Teile der übrigen Bevölkerung umfaßt. ES kommt nun darauf an, daß diese sich mit ihren Rechten bekannt machen. Au» der sachkundigen Keder deS LandratS Seelmann ist im Berlage von Stephan Gelbe! in Altenburg, S«A>, eine Schrift erschienen, welche zum Preise von Mk. 2.80 vom Berlage und durch jede Buchhandlung zu beziehen ist. Außer den Erläuterungen bringt daS neue Heft den vollständige« Text des Gesetzes, die'zur Ausführung des Gesetzes ergan gene Bekanntmachung vom 80. September ISIS und einen Abdruck der Bestimmungen -er RBO über die Wochenhilfe in ihrer jetzigen Fassung. Krankenkaffen, Versicherung«, ämter, Rechtsauskunftsstellen, Arbeitersekretäre, aber auch alle diejenigen Personen, die Anspruch auf die Wochenhilfe und Wochenfürsorge haben, finden in diesem kleinen Buche alles, was sie von dem neuen Gesetz wissen müssen. i Sinsoniekonzert öeö Vereins für Volksbildung u. Kunstpflege Riesa-Gröba Donnerstag, den 15. Januar 1920.*) Eine Erläuterung von Iwan Schönebaum. ES ist nickt schwer, bei Einführungen in Werk« der Kunst in fackwisienschastlichen Ausdrücken und Rede wendungen sich zu ergehen, nm so leichter, wenn man sicher ist, daß man verstanden wird. Gar nicht so leicht ist es aber, einem Konzertbesucher, der naiv und, das soll nicht etwa ein Vorwurf sein, ohne musikalische Sach« und Fach- kenntnisse sich dem Genüsse eines Musikwerkes bingeben will, das Verständnis dafür zu erschließen. Hier kann nur di« bewußte und absichtliche Einiachheit im sprachlichen Ausdrucke und im Gebrauche der musiktccknischen Bezeich nungen Helsen. Die Benutzung von Konzertführern oder di« Anlehnung an sie, wie sie in der Eile, in der die nach folgenden Ausführungen abgefaßt werden mußten, so bequem gewesen wäre, verbietet sich, weil diese zu viel vor» aussetzen, von selbst. Beim Lesen der nachfolgenden Zeilen wird manchem der Wissenden ein überlegenes Lächeln um die Lippen spielen. Ich weiß es. Aber ich wende mich ja nicht an diese. Mein Aussatz stellt beileibe nicht eine fach wissenschaftliche Studie dar, sondern mein Wort gilt dem Mann und der Frau aus dem Volke, der reiferen Jugend, denen, die, ohne Musiker zu sein, den ehrlichen Willen haben, «ir ihren Teil der Kunst etwas abzugewinnen, was in den Leiten schwerer materieller Nöte über das Alltagsleben und -schaffen hmaushebt. 1. Wolfgang AmadenS Mozart, Ouvertüre zur Oper: „Die Entführung ans dem TeraU*. Erstaufführung 12. Juli 1782 in Wien. Mit dem italienischen Namen Oper» bezeichnete man ursprünglich jedes Musikwerk im allgemeinen, erst späterhin verstand man darunter ein Bühnenwerk mit Musik. Schon im Altertum kannte man die Oper in diesem Sinne. Bel den Griechen stand sie in hoher Blüte. Zu Beginn der Neuzeit (im 17. und 18. Jahrhundert) nahmen sich die Italiener, später die Franzosen dieser Kunstform an und noch vor 130, 140 Jahren beherrschten die italienischen Opern die deutschen Bühnen. Deutsche Komponisten wid meten sich der Over, aber unter Verwendung von Dich- tAgen in italienischer Sprache, bis Gluck (1714—1787) die «st« deutsch e Opsr» ssri», die erste deutsche Oper ernsten Inhalte» und Mozart (1756—1791) mit der „Entführung au» dem Serail" die erste deutsche Opvr» butte, die erste deutsche komische Oper schuf. Die ältesten Opern kannten eine Ouvertüre, d. i. ein EröffnungSstück, eine Einleitung, nicht; sie begannen ohne Umstände mit der Handlung. Späterhin erweiterten sich die anfänglich kurzen Einlei tungen zu oft ganz selbständigen Musikwerk-n. Selbständig, sag« ich: denn sie standen noch zur Zeit Mozart» in fast remer Beziehung zur Oper selbst, wahrend in der Neuzeit di« Ouvertüren insofern mit der Oper zusammenbängen, al» 1« ihnen die auffälligsten musikalischen Gedanken au» der nachfolgenden Over aneinandergereiht wurden oder auf di« Oper durch Ausstellung von Gegensätzen, di« in ihr in Er scheinung treten, in zusammengedrängter Weise vorbereitet Die hier erwähnte Ouvertüre steht noch in loser Ver- dindung zur Oper. Violinen, Bratschen, Celli und Bäffe, di« sogenannten Streichinstrumente, bringen in äußerst raschem Zeitmaß« (kr«tox ähnlich, wie die Entschlüsse und Entscheidungen bet der Entführung einer Geliebten schnell, aha« lange» Besinnen fallen müßen, einen musikalischen E» empfiehlt sich, den Artikel auSzuschnecden, in» Wmsnrt, «iwibxingM Mj nqch deut Kanpert nochmal» M WW>. " >. U«»a«Mla der erhöhten Löhne für die Zelt pom L Aa- Abstimmung fit, den Bezirk Aken zu fügen. — Auf denk eruar ab soll am Freitag, den 23. erfolgen. 4. Di« Tarlfr*r- Düsseldorfer Hauptbahnhof ist grstern um 1 Uhr " - - - ' mittag» der Personen- und Güterverkehr wieder aufäe- nommen worden. — Au» Hamborn wird gemeldet: Im Lause ldier Nacht »um Dien»tag kam e» zu Hamborn zu erneuten Unruhen und Zusammenstößen mit dem zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung eingerückten klei nen Teil de» Bataillon Schuld. Dienstag vormittag stell ten sich den einmarschierendW drei Kompanien. Infanterie mit Maschinengewehren Demonstranten entgegen. Es kam dabei »u einer Schießerei, in deren Verlauf ein ZI- vtltst getötet und 7 mehr »der weniger schwer ver letzt wurden. Auf leiten de» Militär» sind kein, Ver lust« zu verzeichnen. Gerüchtweise verlautet, daß ein Offi zier erschossen sein soll, 228 Zivilisten wurden verhaftet und wegen Ueberfüllung de» Gefängnisse» zum überwiegen den Teil nach Svesel abtransportiert. — In Neumünster ist ein Eisenbahnerstreik ausgebrochen. Der Personen- und Güterverkehr ist lahmgelegt. Die Züge- nach Norden ver kehren nicht mehr. — Die Angestellten der Hamburger Straßenbahn, der Hochbahn und anderer Verk«hr»institute drohen mit der Arbeitsniederlegung, fall» nicht bi» zum 17. dieses Monat» die Direktionen die Forderungen der Arbeiter und Angestellten, bewilligt haben. Neben erner Reihe anderer Forderungen wird u. a. 1000 Mark und für jedes Kind 200 Mark Beschaffungsbeihilfe verlangt. Amtlich wird au» Kattowitz gemeldet: Im allge meinen ist die Betriebslage und die Streiklage dieselbe wie gestern abend. In Kreuzburg bat sich der Ausstand wei ter ausgedehnt. Für beut« morgen wurde der Streik der Wagenwerkstätte Gleiwitz erwartet. Unterstützung de» Eisenbabnerftrrik» dnrchPokbedienstete. Die Versammlungen der Postunterbeamten und Tele- graphenarbetter de» Berliner Direktionsbezirks haben sich für die Unterstützung de» Eisenbahnerstreiks erklärt. In einer Versammlung in Potsdam teilte ein radikaler Be triebsangestellter mit, daß alle deutschen BerkehrSarbeiter vor dem LoSschlagen gegen die Regierung stünden. — Nach einer Meldung au» Braunschweig sind di« dortigen Tele- graphenarbeiter in den Streik getreten. folgt, ohne daß eine Ruhrpause eintritt, sofort der 3. Satz (^llsgros, der in der Art eines Rundgesanges «ital. Lonäo) geschrieben ist. Immer wieder ertönt nach ruhelos hasten dem Vorwärtsdrangrn der anfangs erklungene musikalische Gedanke, eben wie in einem Rundgesange, und selbst das Orchester stimmt, der Solovioline kurze Ruhe gönnend, ihn an. Der Violine erwächst die Lust, nun auch Schwierig- ketten zu meistern: in Läufen und Figuren vergibt und verliert sie sich förmlich. Einzelne Orchefterinstrumente, z. B. die Oboe, erinnern sie an ihre Aufgabe, den Rundgesang doch wieder aufzunehmen. Unwillig darüber deutet sie ihn nochmals kurz an und bricht das Spiel ab. 8. Ludwig vau Beethoven, Symphonie Nr. 8. (Erstaufführung am 22. Dezember 1808 in Wem) Das wichtigste über den Aufbau einer Symphonie ist bereits bei der Besprechung des Violinkonzertes gesagt worden. Eingangs sei nur erwähnt, daß im 3. Satze dieser Symphonie die Bezeichnung „Scherzo" von Beethoven unter lassen worden ist, und das aus Gründen, die nachher er» örtert werden sollen. Beethoven hat 9 Symphonien ge schrieben, die man, wie oben ersichtlich, mit fortlaufenden Nummern bezeichnet. ES wäre vermessen, im Rahmen einer kurzen Einführung den Inhalt dieses gewaltigen Tonwerkes bis ins Einzelne auslegen zu wollen. Beethoven hat an ihm sechs, wohl auch heben Jahre, wenn auch mit Unterbrechungen, gearbeitet. Groll, dumpfe Ergebung, Kamps, Hetzeleid, Ermannung, innere Erstarkung und schließlich Siegesbegeisterung sprechen aus ihr. Durch die nächtlichen Wolken des Erdenleides dringt hier und da der Strahl der Sonne, die am Ende den durch Nacht zum Licht ringenden Helden mit ihrem Licht« übergießt. 1. Satz. «m btto, d. i. schnell, mit Lebhastigkeit. Bier dumpfe Schläge. „So klopft das Schicksal an die Pforte!" Ueberall stimmt das Orchester diesen Gedanken an und stürmt vorwärts. Fast ist es als ob himmlische Gnade oder auch gewaltiger Trotz dem unerbittlich dahin- schreitenden Schicksal Einhalt gebieten will. Der dem Geschick trotzende Held ist der Erschöpfung nahe, aber die Macht des Verhängnisses reißt ihn zu neuem Kampfe fort. Und ob er auch schließlich in Klage ausbricht (Oboe), es ist unversöhnlich. — 2. Satz, äaLnts voa moto, d. i. fort schreitend, mit Bewegung. „Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden!" Celli und Bratschen, dann die nach der Höhe und Tiefe zu liegenden Holzblasinstrumente nehmen diesen Gedanken auf, der sich, musikalisch immer von neuem ver- ändert, aber stets klar erkennbar, tief in die Seele des Helden einaräbt. Hoffnung! Ja — ein kurzer Siegesmarsch! Drei- mal verheißt er dem Ausdauernden und Getreuen die Krone des Lebens. Aber nochmals erschüttern Zweifel die Seele, obwohl in weiter Ferne Klänge des Friedens (Holzbläser paare) ertönen. — 8. Satz, äll^ro. Kein Scherzo! Ein düsterer, unruhiger Traum, von etwa grausigem Humor erfüllt. Unheimlich beginnt es zu poltern, und dann wird e» still. Der zu Beginn des Satzes erklungene Gedanke er scheint gespenstisch wieder, auf den Saiten der Streich, instrumente gezupft, und wieder wird es totenstill. Ganz unmerklich albt die Pauke wenigstens noch den Takt des Satzes an. Da erwacht der Held, die Schläge der Pauke fallen rascher, das Orchester rafft sich empor und im un mittelbar sich anschließenden 4. G atz (4»sgn> w»ostoso, d. i. majestätisch, schnell) kommt die in heldenhafter Ermannung und kühner Begeisterung errungene Siegesfreude zum Au», druck. Im Jubel künden drei Posaunen die Gewalt der dem Geschick trotzenden Siegers. Erinnerungen an das un- abänderliche Fortschreiten des Menschengefchicke» (1. Satz) und an den bösen Traum (8. Satz) ziehen vorüber. Immer Her wird da« Licht der Tonne, immer lauter der Jubel e» endlich, endlich von Qual und Summer befreiten schenherzen», . Gedanken, der vom vollen Orchester ebenso schnell beant wortet wird. Eine Flucht von aufwärts steigenden Ton reihen erinnert an die bei der geplanten Entführung eine wesentliche Rolle spielenden Leitern. Die Möglichkeit eines Mißgeschickes bei der Flucht wird in einem bedächtiger dahinschreitenden Teile erwogen, bis von neuem der Ent schluß gefaßt wird und die Musik schnell zur Oper über leitet. Diesen unvermittelten Abschluß bat Johann Andr- erweitert, indem er die musikalischen Gedanken des Anfangs nochmals in interessierendem Wechsel bringt und ini Fortissimo, d. i. in äußerster Tonstärke, mit einem der selben abschließt. 2. Ludwig va« Beetbove«, Violinkonzert. Am 23. Dezember 1806 zum ersten Mal« gespielt vom Violinvirtuosen Clement in Wien. Unter einem Konzert versteht man nicht nur die öffentliche Aufführung von Musikwerken nach einer aus ein zelnen Teilen bestehenden Vortragsfolge (Sinfoniekonzert, Kirchenkonzert, Militärkonzert usw.), sondern seit den älte sten Zeiten brachte man den Namen Oonosrto für zunächst kirchliche Tondichtungen (Gesänge mit Begleitung von In- strumenten), dann später auch für weltliche Musikstücke in Anwendung, in denen einem Solo spieler (Violine, Violon cello, Orgel, Klavier usw.) Gelegenheit gegeben wurde, seine Fertigkeit auf dem von ihm erwählten Instrumente mit Begleitung des Orchester» zu zeigen. Seit Mozart erhielten diese Konzerte eine fast immer dreiteilige Form, ganz ähnlich, wie di« Sonate — «in Tonwerk für Klavier oder ein Soloinstrument und Klavier —, oder auch ur sprünglich die Symphonie (das Wort ist griechischen Ur- sprungs, bedeutet wörtlich „Zusammenklang", di« italienische Uebersetzung ist „Sinfonie") — «in Tonwerk für Orchester — aus drei Teilen sich »usammensetzte, von denen der erste und letzte Satz (die einzelnen Teile nennt man auch Sätze), die man auch als die Ecksätze bezeichnet, in schnellem Zeitmaße, der zweite Satz aber in langsamer Bewegung wiedergegeben wird. In der Symphonie erscheint zwischen dem zweiten und dem letzten Ecksatz sehr häufig noch ein anmutig und tän zelnd fortschreitender (Menuett, d. i. «in alter französischer Tanz) oder auch ein scherzhaft, lustig erklingender (Scherzo) Satz. Die Sätze benannte man entweder nach dem vom Komponisten, d. i. vom Tondichter angegebenen Zeitmaße oder auch nach dem Charakter in einem meist italieni schen Worte, das ihnen oorangesetzt wurde. So ist die Grundform eines Konzerte« in dem oben erwähnten ursprünglichen Sinne, einer Sonate oder einer Symphonie also: 1. ^Uogro, d. i. schnell: 2. 4nchmt«, d. i. gebend, oder d. i. langsam; (8. Menuett oder Scherzo): 8. (oder 4.) 4U«gn>. Hierbei wolle man aber nicht vergessen, daß neuere Komponisten die althergebrachte Form des Konzerte«, der Sonate und der Symphonie gesprengt haben und bei der Niederlegung ihrer musikalischen Gedanken den Wert nur noch auf den Inhalt ihrer Tondichtungen legten. Die dreiteilige Form liegt nun auch dem einzigen Kon zert für Violine und Orchester von Beethoven (1770—1827) zu Grunde. Vier Paukenschläge leiten den 1. Satz (4U»zn>, w, non troppo, d. i. schnell, aber nicht zu sehr) «in. Immer wieder erklingen sie durch di« Melodien, die im Wechsel gesänge, fast volksliedmäßig, die Instrumente aufnehmen, vis die Solovioline in fortreißendrm Schwünge, vielfach auf der natürlichen Tonreihe «mporklettrrnd, di« Herrschaft an fich reißt und dem begleitenden Orchester nur hier und da Gelegenheit zur Entfaltung gibt, wenn fie, gleichsam de» Spieles müde, ausrnht. — Nach wemgen Takten einer orchestralen Einleitung beginnt di« Solovioline im 2. Satz o^utzdotto, d. j. etwas breit, langsam, mit Verlegung de« Nachdruckes auch auf Einzelheiten) einen Ziergesang, dem eine schmeichelnd süße Wels« folgt, die gegen den luß de» S, Satze» -in nochmal» ausaeuommen wird» Un
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