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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192209153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-15
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1922
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AM«,« r>m Airfeer Tegeblatt. Kreit,«, 1». Schtember 1SSS, abend» 7S. Jahr» ar«i« Nkl WWW »A W WIMM. glt unter- >ung dec Krämer in folgender Fassung angenommen: Im Interesse unseres Wirtschaftslebens ist die Wiederherstellung des Bank« geheimnisses insoweit erforderlich, datz die Auskunftspflicht der Kreditinstitute auf den Fall eines eingcleitetcn Stcucr- strafverfahrens beschränkt wirb. Hand in Hand damit hat die Aufhebung des Depotzwanges zu gehen. «egen den Ausverkauf durch AuslSuder. Das braunschweigische Staatsministerium hat, dem „Lokalanzelger" zufolge, die LandeSpolizeibehörden ange- wiesen, mit aller Rücksichtslosigkeit gegen den Ausverkauf der Geschäfte durch valutastarke Ausländer vorzugeben. Bor allem wird dabei an ein «verbot des Kleinverkaufes an Ansländer gedacht, das alle nicht zur Deckung eines augenblicklichen Bedarfes dienenden Gegenstände umfaßt. MMW Mmmlttkl Id MMMk. Der wirtschaftspolitische Ausschuß des vorläufige« Reichswirtschastsrates beschäftigte sich gestern gemeinsam mit dem finanzpolitischen Ausschuß mit der Frage der Ver wendung ausländischer Zahlungsmittel im Fnlaudsverkehr. Nach längeren Erörterungen einigte man sich auf eine ein stimmig gefaßte Entschließung, in der es heißt: De« im Schreibe« des Reichsba«kdirektori«ms vom S. März 1SLS vertrete»«« Bestrebungen. die Mark i« inner deutschen Berkehr nicht durch fremde Zahlungsmittel «er, dräng«» z« lasse«, stimmt der Ausschuß grundsätzlich zu. Die Wichtigkeit der Erhaltung der Mark als Zahlungsmittel und die Notwendigkeit, sie als Wertmesser wiederherzu stellen, darf aber nicht daz« führe«, dnrch verwaltnugs- ^näßige Einsrisse in die Zahlnngsbeziehungen das Wirt, schaftSleten in Gefahr z« bringen. Die Korrektur ein« gerissener Mißstände muß vor allem i« der Hebung der Produktion, in der Verringerung überslüffiger Einfuhr wie überflüssige« Verbrauches und in der nur daburch dauernd erreichbare« Berbeffernng «nserer Zahlungsbilanz gesucht «erden. Die erforderliche« Maßnahme« solle« tunlichst durch frei« Vereinbarungen der an der Erzeugung, am Absatz «nb am Verbrauch beteiligte« Verbände erzielt wer de«. Die Regier««« wird gebeten, Ms di« Verbände in diesem Sinne hinzuwirkeu »ud die bestehende« veftim«««ge« z«r Eindämmnng der Zahl««g mit ausländische« Zahlung»- mittel« z«r A«we»d««s »« bri«ge« ««d «Stige«fallS z« ergänze«. MrSh Mft. .1«.. ..KttlMV^n^Astttag Ei«e Rede de- Reichsk««zlers auf de» Judustrie- «ud Ha»delSta,. In! der gestrigen Eröffnungssitzung der 4». Vollver sammlung deS Deutsche« Industrie« und Handelstage», der u. a. Reichskanzler Dr. Wirth, RetchSwtrtschaftSminister Schmidt und der preußische LanbwirtschaftSmtntfter Dr. Weudorsf beiwohnten, ergriff nach einleitenden Worten des Präsidenten Fra«, v. Mendelssohn der Reichskanzler da» Wort zu einer längeren Ansprache, in der er u. a. sagte: Zurzeit sei angesichts der jüngsten belgischen Forderung nicht der Augenblick, dazu Stellung zu nehmen, bevor im Schoße der Regierung die Entscheidung gefallen sei. Er warne davor, die politischen Ereignisse der letzten Tage mit sogenannten Krlseugerüchte« zu begleiten, die das Gefähr lichste seien, was man sich denken könne. Mit inneren Krisen löse man weder ein inner- noch ein außenpolitisches Problem. Die Regierung habe zu führen. Sie gehe einen klaren, bestimmten Weg. Erweise sich ihre Methode nicht gangbar, so sei das Sache des Parlaments, eine andere Ne gierung an die Spitze zu stellen, die dann mit einem neuen, aber ebenfalls bestimmten Programm hervortreten würde. Ich bin hierher gekommen, um hier vor Vertretern aller deutschen Gaue, Stämme und Länder eine aufrichtige Mah nung zur Besouuenheit und zum Sichbesiune« auf die tat sächliche Lage und auf die wirtschaftlichen Notwendigkeiten auSzusprcchen. Diese Mahnung richten wir ja an die ganze Welt, insbesondere an unsere ehemalige» Gegner im Auslande. Es wäre aber auch am Platze, sie aus deutsche Volk zu richten. Jederzeit bietet die Negierung die Hand zur Verständigung mit den Ländern, mit jeder Stelle des öffentlichen Lebens in Deutschland im Bestreben, die Schwierigkeiten der Lage zu überwinden. Dieses darf niemals begleitet sein von ultimativen Drohungen. Die innerdeutschen Schwierigkeiten müssen überwunden werden im vollen Bewußtsein, daß das Erste, was es zu retten gilt, die Einheit des Vaterlandes sein muß. Sie als letztes kost bares Gut der großen ruhmreichen Vergangenheit, die wir nicht schmähen wollen, hinüber zu retten in eine neue po litische Entwickelung, ist baS Wichtigste. Ich weiß, daß ich mit meinem Bekenntnis zur Einheit Ihnen Freude bereitet habe, die aus dem Rheinland, aus Oberschlesien, Schleswig- Holstein sowie aus anderen Grenzgaucn unseres Vater landes kommen. Ziel und Leitstern der deutschen Außen politik ist die Verpflichtung, unser Volk mit Brot zu ver sorgen, es zu kleiden und zu behausen. Erst Brot sürs deutsche Volk, dann Reparationen! Dieses Wort hat überall Verständnis gefunden, wo anstelle des blinden Hasses der Wille zur ökonomischen Verständigung getreten ist. Worte sind aber wirkungslos und würben ihr Ziel verfehlen, wenn im deutschen Volke nicht die politischen Kräfte vorhanden wären, sich zu sammeln und zu vereinigen zur Tat, um die Schwierigkeiten zu überwinden. Der Reichskanzler wies darauf hin, baß er sich von den Führern des Handels und der Industrie beraten lalle, be tonte aber, wenn man seinen Rat gebe, mülle man auch alles ausbieten, um in großen cntscheidungsreichen Stunden mit die Verantwortung zw tragen. Die Organisierung des Krieges gegen de« Hunger müsse nicht nur eine Gruppe, vielmehr bas ganze Volk, ganz Deutschland dazu bereit finden, die drohenden großen sozialen Gefahren abzu wehren. Der Kampf gegen den Hunger sei nicht nur ein großer Dienst für das deutsche Volk, sondern für ganz Europa, ja die ganze Welt. Die Versöhnungspolitik des Verfassungs werkes von Weimar sei ein wahres Werk des Wiederauf baues Europas. Die Voraussetzung für jeden Fortschritt des deutschen Volkes im Dienste Europas und der ganzen Welt sei die glückliche Führung der deutschen Außenpolitik. Diese hänge aber von der wirtschaftlichen Einsicht der Gegner ab. Es sei in den letzten Monaten gelungen, die Nebelschwaden der wirtschaftspolitischen Unwissenheit bei vielen zu zerstreuen. Hier und dort beständen sie aber in Europa und in der ganzen Welt immer noch bei Menschen, die meinten, ein Volk für sich allein könne zu Zahlungen gezwungen werden. Das sei, wie jedes Kind sehen müsse, eine ökonomische Unmöglichkeit. Ein Wahn habe sich in Europa ausgetobt, ein Heren- wahn der Vorbereitung von Konferenzen und Kongressen, wo Leute des Handels und der Industrie, überhaupt der Wirtschaft, die Wahrheit sagen könnten. Diese Aufgabe habe man zu lösen versucht. Ter Tag der Erkenntnis sei herauf gedämmert. Aber eine Gefahr sei damit verbunden: Für Europa ist die Möglichkeit gegeben, daß bis diese Erkenntnis sich umsetzt in politische Tat, in eine wirkliche ökonomische Begrenzung der Reparationen, die Völker, «m die es geht, innerlich zusammen gebrochen find, Europa in Trümmern liegt. Die Gefahr ist vorhanden, daß es auch hier heißen könnte: Zu spät! Aber wir haben die Pflicht, alle staatlichen, kulturellen und moralischen Kräfte aufzubieten, um den Zusammenbruch unseres Volkes zu verhüten, bevor diese Bo« -er Bölkerbuudstagung. Der französische Delegiert« de Jouvenel erklärte einem Vertreter der United Preß gegenüber u. a., daß Frankreich «icht a« Abrüstung denken könne, solange ihm nicht ein Garantievertrag Sicherheit verleihe. Frankreich würde Deutschland gerne im Völkerbund sehen, aber erst dann, wenn ,S Beweise dafür geliefert habe, daß «s den Friedens vertrag auszuführen gewillt f,. Um diese Garantie zu sichern, müsse man die Armee veibehalten. Beim Völkerbundssekretariat ist ein dringender Appell des ökumenischen Patriarchen MeletioS eingetroffen, der schnellste Hilfsmaßnahmen des Völkerbundes zugunsten von 200 000 Christen fordert welche infolge der griechischen Niederlage an die Küste flohen und hier dem Hunger ,md der Obdachlosigkeit ausgesetzt find. m Vier Delegierte des Regerderbande» find in Genf ein- getroffen, um den Völkerbund ersuchen, den Verband mit der Verwaltung der. eben Tagesgeschichte. Denis»«» Nrstb. Die Verhandlungen über ein deutsch. spanische» Wirtschaftsabkommen abgebrochen. Von gut unter richteter Seite hört W.T.B.: Die auf Einladung dec Spanischen Regierung im April ds. Js. in Madrid be gonnenen deutsch-spanischen Verhandlungen über Abschluß eines neuen wirtschaftlichen Abkommens sind bekanntlich dadurch plötzlich sehr erschwert worden, daß die Spanische Regierung ohne jede Ankündigung und inmitten der Ver handlungen den für den deutschen Handel mit Spanien so Überaus schädlichen, erst kurz vorher auf deutsches Ent gegenkommen hin aufgehobenen Valutazuschlag in ver schärfter Form wieder eingeführt hat. Trotz dieses Vor gehens, das als eine Verletzung des Deutschland bis zum Ablauf des von Svanien gekündigten derzeitigen woäus vivsuäi d. h. bis zum 31. Dezember ds. Js., zustehenden MeistbegünstigungSrechtS angesehen werden muß, hat die Deutsche Regierung sich bemüht, die Verhandlungen nicht abreißen zu lassen. Der im Lause der Besprechungen von der Spanischen Regierung gemachte Vorschlag, den Valuta- »Uschlag aufzubeben, deutsche Waren aber fortan nach Kolonne 1 des spanischen Zolltarifs zu verzollen, war für Deutschland unannehmbar, schon weil es dadurch auf sein bis zum 21. Dezember bestehende» Meistbegünstigungsrecht verzichtet hätte. Dieses MeiftbegünstigungSrecht ist leider vor kurzem erneut von Spanien verletzt worden, indem deutschen Waren die vor kurzem von Spanien der Schweiz und Frankreich »ugestandenen Zollermäßigungen verweigert werden. Unter diesen Umständen hat sich die Deutsche Regierung gezwungen gesehen, der Spanischer, Regierung knWWen.^hgb sie von ejnep d^yeitzjjen Foryetzuyg her Umschwung in Paris? _ Uebrr die Beschlüsse der Reparationskommission und die Entwicklung der deutsch-französischen Verhältnisse berichtet der -Sntranfiaeant*; E« ist sehr wenig wahrscheinlich, daß die WtedergutmachungSkommission energische Maßnahmen »egen Deutschland ergreifen wird. Es sei ebenso wenig wahrscheinlich, daß derrtnr oder der andere der Alliierten sine Aktion mit , den Massen gegen Deutschland ergreifen «erde. In Vari» habe sich ein «ngrbenrer Umschwnna üngeftellt. Man sei am Vorabend einer »an» neue« Politik, sie Senator de Lubersac tn die Tat umzusetzen jetzt im begriffe sei, Dann kommt da« vlatt auf den bevor- tehenden Besuch der deutsche« Industrielle« In den zer störten Gebieten zu sprechen und erklärt, e» würden neue deutsch-französische Besprechungen vorarnommen «nd England davon in Kenntnis gesetzt werden. E» sei möglich, daß die Reise au« technischen Gründen um einige Tage verschoben würde. aber jedenfalls werde sie stattstnden und große Bedeutung für die zukünftigen deutsch-französischen Be- zirbunaen haben. Der November 1922, so beißt e» am Schluffe, wird wahrscheinlich den Abschluß des Waffen stillstandes in diesen vier letzten KriegSjahren bedeuten. Cbesbesprechuug in der Reichskanzlei. Von gestern mittag ab fand in der Reichskanzlei in Berlin «in« Chrfbesprechung über die belgisch, Note statt. Gegenstand der Beratung waren laut „Berliner Lokal-An,." besonder» die von den Staat«sekretären Fischer «nd Bergmann au» Bart« eingetroffenen Nachrichten. DaS „Berliner Tageblatt glaubt zu wissen, daß die deutsche Antwort auf di« belgische Note erst nach Abschluß der Ver handlungen erteilt werden wird, zu denen der Reichsbank- Präsident Haoenftein nach London reisen wird. Reichsbank. Präsident Haoenftein wird mit der Bank von England Verhandlungen aufnebmen über die eoent. Beteiligung Englands an der Garantierung der deutschen Schatzscheine. Mirristerrat i« Pari-. Donnerstag morgen wurde ein französischer Minifterrat tn Rambouillet abgehalten, in dem Millerand den Vorsitz führte. Potnears erstattete feinen Kollegen Bericht über die auswärtige Lage. Er setzte sie über die von den belgischen Vertretern mit der Berliner Regierung geführten Verhandlungen in Kenntnis. Er berichtete auch über die der französischen Delegation bei der Reparationskommission nach dem Mißlingen der Besprechungen gegebenen Richtlinien. Letztere wurden einstimmig angenommen. Weiter besprach Voincarv die Ereignisse in Kleinasien. Der Minister hat Weisungen auSgearbeitet, um zu versuchen, im Orient einen dauernden Frieden berzustellen. Der Präsident der Repa- rationskommission Dubois ist mittags in Rambouillet ein getroffen, wo er sich einen Augenblick mit Poincar« unter hielt. Beim Weggang erklärte Dubois, daß er dem Minister- Präsidenten eine Mitteilung zu machen gehabt habe. Der Ministerrat setzte nachmittags die Wiedereröffnung des Parlaments auf den 12. Oktober fest. Er genehmigte ferner das Dekret, durch welches die Bestimmungen über die achtstündige Arbeitszeit 1« der Handelsmarine abge- ändert werden. Millerand bat Rambouillet gestern abend verlassen und sich nach Cotquidan begeben, wo er heute mit dem Kriegsminister dem letzten Manövertage bei wohnen wird. Die Forderungen »er Türken. Reuter meldet aus Sofia, daß der frühere Präsident des türkischen Senates Achmed Rica erklärt habe, daß die Friedens beoingun gen der Türkei auf dem Prinzip des Selbstbestimmungsrechtes der Nationalitäten beruhen, das von den Alliierten proklamiert worden sei und dem sich die Türken auch bereits unterworfen hätten, als sie Arabien, Mesopotamien und Syrien opferten. Tie Türken würden den Artikeln des Friedensvertrages, die den Schutz der christlichen Minderheiten betreffen, keinen Widerstand leisten, auch gegen sie Neutralisierung der Meerengen hätten sie nichts einzuwenden, aber aus Grün den nationalen Stolzes müßten sie verlangen, daß die Interalliierte Kontrollkommission aus Konstantinopel ver schwinde und nach Galipolis verlegt werde. Tie Türkei müßte den allergrößten Wert auf die Sicherheit ihrer Hauptstadt legen, und um oies zu gewährleisten, müßte an der Grenzlinie der Martha sestgehalten werden. > Die bulgarische Presse beschäftigt sich lebhaft mit den Ereignissen in Kleinasien, die durch ihre eventuellen Folgen für das Schicksal des Bulgarien benachbarten Thrazien für Bulgarien erhöhtes In teresse gewinnen. Tas Blatt der Unabhängigkeitspartei „Pobeda" spricht die Hoffnung aus, daß die Kemalisten als Sieger in ihrem Streben nach Schaffung eines auto nomen Thrazien sich nicht beirren lassen werden. Das offiziöse „Echo de Bulgarie" hebt hervor, daß die bul garische öffentliche Meinung erwarte, daß durch Gewährung eines Zugangs zum Aegäischen Meere das Versprechen eingelöst werde, das. Bulgarien vor drei Jahren gegeben worden sei. -- i , Einer Reutermeldung zufolge fuhr gestern abend ein Bataillon Infanterie aus Malta nach Kon stantinopel ab, während sich weitere britische Trrrp- pen in Bereitschaft halten. Mir dem Eintreffen dieses Jn- fanteriebataillons wird die britische Besatzungsstreitmacht in Konstantinopel aus tt Bataillonen Infanterie, einer Bri gade Feldartillerie und einem Kavallerieregiment bestehen. Große Bedeutung wird dem heute unter dem Vorsitz von Lloyd George stattfindenden englischen Kabi nett srat beigemessen, der sich mit der Frage des. nahen Ostens befassen soll. >- Wie Havas mitteilt, hat Poincars auf die letzte italienische Note, die die Notwendigkeit betont, eins Orientkonferenz einzuberufen, geantwortet, daß er bereit sei, einen Bevollmächtigten zur Vertretung Frank reichs zu ernennen, sobald die Bedingungen der Zusam menkunft zwischen den beteiligten Regierungen festgesetzt seien. Tie französische Regierung ist, ohne in den anechisch- türkischen Konflikt emgreifen zu wollen, der Ansicht, datz die türkischen Truppen die neutrale Zone achten müßten. politische Erkenntnis zur wirtschaftlichen Tat geworden ist. Alle, die am Kriege teilgenommen haben, müssen sich zu sammensetzen, um das Ende des Krieges «och einmal durch» znkpreche« und dann Paragraphen an Paragraphen zu- sawmenznsetzen, die der Welt einen wirklich bauernden Frieden gewährleisten. Der Kanzler erinnerte an RathenauS Worte auf der Genuejer Konferenz: Pace, Pace, Pace! Sei dieser Friede heute wirklich da? Nein. Europa habe keine wirklich große Politik, sondern eine Politik der Termine. Die Politik der Termine aber sei eine Politik der Vivisektion Europas. Wolle man deshalb zum Ziele kommen, so müsse man die große Frage der Reparationen auf eine nüchterne rech nerische Basis stellen. Auf diese Basis werde sie aber nicht von denen gestellt, die mit SLdeldiktate« Europa ver wüsteten, sondern von den Männern der wirtschaftlichen Arbeit zur Versorgung der Welt mit Brot, Bekleidung und Behausung. Tie Einsicht der Staatsmänner, der Wille zur Tat müsse die Arbeit dieser Geschäftsleute in der ganzen Welt begleiten. Man sei deshalb allen dankbar, die mit geholfen haften und mithelsen würden, die Ruinen auszn- vauen, Wunden zu heilen, ohne deren Heilung Europa über haupt nicht zur Ruhe kommen könne. Es würden Ver träge geschlossen, um die Wunden Nordfrankreichs zu heilen und den Wiederaufbau zu fördern. Tas sei eine Arbeit durchaus in der Richtung und in den bisher be schrittenen Bahnen der deutschen Politik. Der Reichskanzler hob nochmals besonders hervor, daß eine ökonomisch mögliche Erfüllung das Ergebnis sachlicher Einsicht und Einigung sein müße. und fuhr fort: Demgemäß ist es Lauernd unsere Politik den Gläubigern gegenüber gewesen, das ganze Problem in eine Atmosphäre der Ein ficht und Einigung zu steuern. Wir wollen die Welt von den Terminkrisen befreien, die zu jedem Zahlungstermin, bei icder Verhandlung über die Zahlungen cinzmeven pflegen. Dazu iß es erforderlich, daß die internationale Mentalität nicht jedesmal Krisen und ultimative Zustande besürchten muß, wenn die deutsche Reichsregierung Forde rungen widerspricht, die uns non dem Ziele, unsere Leistungen mit unjercr Leistungsfähigkcit in Einklang zu bringen, entfernen, und die Herbeiführung des erstrebten Weltfriedens verzögern. Wir glauben, auf diesem Wege zu einer ruhigeren Vcrhandlunqsmentalität einen kleinen Schritt weiter gekommen zu sein. Wir werden mit Geduld, mit ruhiger fester Hand das Steuer auch weiterhin in diemr Richtung zu führen haben. Ter Weg ist klar. Es iß der Weg, den die Völker nach verlorenem Kriege gehen müssen. Dieser Weg isr »icht Schlemmerei, nicht Vergeudung des Nationalvermögens. Es ist der Weg harter Arbeit und, wenn es sein muß, harter Mehrarbeit aller Schichten. Keine Partei im Deutschen Reiche ist sich Selbstzweck. Im Streben nach dem Ziele der Rettung des deutschen Volkes haben die. Parteien auch die eigene Existenz in die Wagschale zu werken. Dies gilt von links wie von rechts, aber insbesondere von den bürgerlichen Parteien der Mitte. Im Ringen um die Methoden der Politik dürfen keine wertvollen Mitarbeiter im blutigen Strauß mit sinnlosen Fanatikern ihr Leben ver lieren. Die Methode ist gleichgültig. Das Ziel ist das höchste. Im Ringen um dieses Ziel muß das ganze Volk hinter uns stehen. Tas ganze Deutschland soll cs sein. Denn es gilt die Einheit, die Zukunft des deutschen Volkes zu retten und im Laufe der Jahre wieder eine Periode deutscher Wohlfahrt herbeizusühren. Tie Rede des Reichskanzlers wurde mit lebhaftem Bei fall ausgenommen, der sich wiederholte, als -er Präsident v. Mendelssohn dem Kanzler den Tank der Versammlung aussprach. Tirektor Urbig über unsere Sreditnot. Auf der gestrigen Vollversammlung des Industrie- und Handelstages sprach Direktor Urbig, Geschäftsinhaber der DiSkontogesellschaft, über unsere Kreditnot. Direktor Urbig führte aus, das einzige Mittel, das wir zur Linderung dcr Krediinot anwenden könnten, fei die erhöhte Einführung des Wechsels. Um den Handelswechsel wieder stärker eiu- zuführen, mußten die Verbände herangezogen werden. Außerdem sei es dringend erforderlich, daß die Reichsbank Grundlinien vorschreibe, unter denen sie zur Tiskoutieruug von Wechseln bereit sei. Jedoch könne eine Vermehrung des Wechselumlaufes die Kreditnot nicht völlig abstcllen. Diese habe vielmehr ihre Ursache in der Verminderung des Kapitals, die durch den Verkauf unter dem ErgänzungsprciS eingetreten sei. TaS Gegenmittel seien starke Preis erhöhungen und Fakturierung in ausländischer Valuta. Die Lösung der Probleme des deutschen Marktes hänge aufs innigste mit der Reparationsfrage zusammen. Im Anschluß an das Referat UrbigS wurde eine Ent schließung angenommen, in der auf die Wichtigkeit der Wäbrnngsftabilität und eine ausgedehntere Anwendung des Handelswechsels hingewiesen wird.
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