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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192409254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-09
- Tag 1924-09-25
-
Monat
1924-09
-
Jahr
1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1924
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selten durch die Nnterfuchuua»bakt für verbüßt. Der Au- orklagtr Laleffe wurde wegen Mangel« an Beweis«! frei gesprochen. Zur «ilderuus der Rottage der kurhesfische« Lauvwlrlo. )( Kassel. In einer unter dem Vorsitz de« Ober- Präsidenten der Provinz Heffen-Naffau stattgehabten Be sprechung der kurhessischen landwirtschaftlichen Organs- sationen mit Vertretern der verschiedenen »»ständigen Behörden über die durch die Unwetterschädrn bervorgerufene schwere Notlage der kurhessischen Landwirte wurde eine Entschließung gefotzt, in der »»nächst langfristig« Kredite »u niedrigem ZinSfutz für die Landwirtschaft gefordert werden, ferner der Erlaß der Reichs- und Landessteuern, sowie der Rent«nbank»insen, die Herabsetzung der Umsatz steuer auf die Hälfte und endlich die Erhöhung der vom Reich und Etaat »ur Verfügung gestellten Mittel »ur Beschaffung von Saatgetreide. Ak SM-MIs'AgW ill MMMlg. Die »weite Sitznng der Hauptversammlung de« Gustav- Adolf-Vereins in Braunschweig wurde am Dienstag vom Vorsitzenden Geheimrat Rendtorff-Leipzig, vor etwa drei hundert Vertretern der Haupt- und Zweigvereine gan» Deutschlands und namhafter Abgeordneten ausländischer 3V ^inadeulel Mr 64 PH. «teilen Lis osob kolxsnäew Oetker-keLept selbst Kerl 125 x ^Veiroowski »I. 0.05 I Isslötksi vr. Osticsrs „L»oliin^ „ 0.03 '/, vitsr ^Vesser „ 0 125 x Hei-xerill« » ?k<1. 0.60 „ 0.15 3 vier s 0.12 „ 0.36 1 LWttsI voll 2uoicsr L vkci. 40 „ 0.02 1 Isslötksl voll von vr. Ostlcsr's Vaoillin-^nolcer 0.03 H64" 2>tdorslt»ux. IVnsssr uoä Kutter drinzs man rum lloebsn, Ltrsus unter küllreu cins Lloll binsin uuä rükrs soisnxs, bi» siob äis Llnsss vom lopks löst, kinciiäsin <lio Llssso vtvns sbgotüblt ist, seblüZt i»nu uscb unä nsob äis Lior binsin uuä gibt ärmn Aueicsr, Villlilliu-^ueksr uuä Lnolcin biuru. vnnn sstrt wnn mit siuom Issläkksl bleine Lällebsn nuk siu mit Llsbl bsständtss Lscbblsob uuä büolct bsi wnLixsr llitrs golägslb. — Von äsr »u- gogsbsusu Llsogs srbült mnn unZekLbr 30 Ltüoir. — vis 1>Viuä- dsutsl wsräsn vsrm niit Vvinsebsuin- oäsr 8ebokolnäen-8»nos nukxstrnZsn. — Lollso äis ^iVmäboutsl gskWt vsräsn. so sobosiäst wsn sis äurob unä lullt sie mit Loblsgsubus oäsr Vsnills-Oreme. Ols LsblLMsbus virä n>it Or. Ostler» Vnniib'n-2uoler gmvürrt. — Liu ssbr gutes llsrspt kür Vnniilin-Orsme kiuäst ninn nuk äsr küokseits vou vr. Ostkers-Vnoilliu-^noksr-kLolobsn, Verlsvgsu Lis vollstüuäigs vsrsptbüober iu äsu Oesokükteo. wenn vsrgrikksu, äurob kostlnrts grstis uuä krnribo vou Öl'. L. Oütlcsi-, kiSdrmMölfadrUl, Ljklsfsla. evangerischer Klrch-n eröffnet. Zum yestaottesbienst i« Dom waren mehrere tausend evangelische «emrlndrgllrder versammelt, denen Bischof Peets» au« Siebenbürgen «in- druckSvoll von Kampf und Ausbarren evangelischen Deutsch em« tu seiner Heimat sprach. In grotzen öffentlichen Der- sammlungen am Nachmittag und Abend schilderte Bischof Malmgren au« Petersburg den Zusammenbruch und nun begonnenen Neubau der evangelischen Kirchenwrsen« in Rußland, und dann eine Reihe von bedeutenden Vertretern der Hvangeltschen Diaspora die Schwierigkeiten und Hoff nungen ihrer auf Vorposten siebenden Gemeinde. Sie be tonten, datz die erschütternde Not dieser Gemeinden da» Bewutztsrin vom Derbundensrin der «vangeltscheu Glaubens genossen tu aller Welt stärken müsse. Heftige Unwetter i« Mrtmkreich. Paris. (Funkspruch.) Heftig« Unwetter in der Pro ven»« haben schweren Schaden angerichtet. Au« Marseille wird berichtet, datz im Departement Vauxlus« die Sisenbahn- Unien beschädigt und viele Verbindungen gestört find. Gleichlautende Meldungen kommen au» der Gegend vou Avignon, wo Signalzeichen umgeriffen und lieber- schwemmungen verursacht worden find, sodatz der Zug verkehr namentlich »wischen Lyon und Nime» Unter brechungen erlitten bat. Auch aus anderen Gegenden werden grobe Unwetterschäden berichtet. Nach dem Matin soll die Eisenbahnlinie Lyon-Marseille an einer Stelle unterbrochen worden sein. Di« Rhone führt Hochwasser. Der Minister für öffentliche Arbeiten hat sich in das geschädigte Gebiet begeben. Man hofft, datz di« Verkehrs störungen in wenigen Tagen behoben sein werden. Gerichtssaal. Landgericht Dresden. In einer bi» i« die Abendstunden fortdauernden Sitzung beschäftigte sich die »weite Strafkammer als Berufungsinstanz mit einer nicht alltäglichen Verfehlung. Der fast 50 Fahre alte Oberve» tvaltunasinspektor Karl Franz Alt, der seit 34 Fahren beim Stadtrat zu Melken mrgestellt ist, hatte als Kas sierer der Kassenstelle 3 der Stadtgirokasse während der Inflation dem Möbelfabrikanten Helbig mehrfach Darlehn gegen Hingabe von Schecks gewährt, die letzteren aber nicht an die Kassenstelle 1 weitcrgeleitct. Da der Emp fänger sein Konto überzogen, die leweiligen Schecks aber nicht verbucht werden konnten, so kam die Stadtgirokasse um die üblichen Dcbetzinsen! OberverwaltungSrnsPektor Alt wurde wegen dieser Verfehlungen zur Anzeige ge brackst. Mitte Juli stand er dieserl-alb vor dem Schöffen gericht Meißen, wurde aber zufolge eines Gutachtens des Dczirksarztes Regicrungsmedizinalrates Dr. Stahl frei gesprochen, der den Angeklagten für die ihm zur Last ge legten Handlungen für nicht verantwortlich erklärte. Nach dem ärztlichen Gutachten war ObervcrwaltungSinspcktor Alt infolge der Papiergeldwirtschaft und Ueberarbeit, wie so mancher andere Kassenbaamte, auch zusammenge- brochen. Gegen dieses Urteil, soweit der Paragraph 51 in Anwendung gekommen, erlwb die Staatsanwaltschaft Einspruch imd legte dagegen Berufung ein. Die zioeite Strafkammer mutzte sich jetzt mit dieser Angelegenheit befassen. Eine langwierige zeitraubende Beweisaufnahme war erforderlich, um den Sachverlwlt aufznklären. Der' Angeklagte wurde vorzüglich beurteilt, er hat die vielen Jahre hindurch seinen Dienst einivandfrei erfüllt, und von diesen Gefälligkeiten gegenüber Helbig keinerlei Vor teile gehabt. Als Sachverständiger erklärte Regierungs- medizrnalrat Bezirksarzt Dr. Stahl-Meißen wiederum, wte 1« der verhandln»« vor dem BchSstengerkcht, datz nsa» den Angeklagten nicht verantwortlich machen könne, wäh rend ein weiterer von der Staatsanwaltschaft beantragter Sachverständiger, Regierungsmedizinalvat Gerichtsarzt Dr. Opve Im Gegensatz hierzu erklärte, daß der 8 51 al» AnS- lchließungSgrund nicht in Frage komme. Der Staatsan walt beantragte die Aufhebung de« fretsprechenben Uv- teils, Rechtsanwalt Dr. Gellntck plädierte für Verwerfung der Berufung der Staatsanwaltschaft. Nach langer Be ratung wurde dem Anträge der Staatsanwaltschaft nur teilweise entsprochen imd der Angeklagte lediglich wegen fortgesetzter Untreue und einfacher Urkundenunterdrückung zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt. «nnnerung an den tzetdedlchker. Wer kennt nicht den Dichter de, „Kleinen Rosengar ten", wer kennt nicht seine Weidmannsbücher »Minmel- mann", -Auf der WtlLbahn" oder .^kraot und Lot", «m nur die bekanntesten zu nennen? Hermann Lön» kennt die Heide, jeden Baum, jeden Strauch, jede Blume und jede, Tierchen, und man bat ihn nicht mit Umecht einmal detz Franziskus der norddeutschen Landschaft genannt. AL« ein tieferer Klang lag in der Seele des Heidewanderers, der in seinem ersten größeren Prosawerk „Der letzt« Hans- bur" hell auftönte. Zn kurzen Zwischenräumen erschienen „Das bunte Buch", „Mein braune« Buch" und di« Gedicht« „Mein blaue» Buch. Man gewann ihn lieb, den echtem Schilder« von Land und Leuten der niedersächsischen Gaue»! und sein Kriegslied, so nannte er selbst den grotzangelegten Roman aus dem dreißigjährigen Kriege, „Der Werwolf", stellt« ihn neben die besten deutschen Erzähler. Nicht trocken« Geschichte, sondern menschliches Geschehen gab er hi« und stellte markige Gestalten auf diesen lebendigen Hintergrund. In das Herz des Volkes sang er sich mit seinen Liedern „Aus dem kleinen Rosengarten", von denen manche her übertönen wie Weisen aus dem alten Wunderhorn . .. Und einmal war es, da gellte ein Ruf über die weg lose Heide. Der einsame Träumer nahm Wehr und Waf fen und zog in den großen Krieg. Den Mädchen sang er zum Abschied: „Ich weiß einen Lindenbaum stehen . . ." und seinen Kameraden schenkte er manch lustiges Retterliedlein. Fern im Heidehof brennt ein verloren Licht. Der Herbstnachtsturm rüttelt an den grünen Läden und löscht das Licht. Am anderen Morgen kommt die Kunde in die Heide: Hermann Löns vor Reims gefallen! Das war am 26. September 1914. Nun schläft er schon zehn Jahre in fremder Erde. Wir aber werden ihn nimmer vergessen, so lange der Herbstwind über die Heide geht. Und der Heide wind weiß um ihn und wird uns immer von ihm erzählen, immer wieder. > Lt. Hteine Wickel Jurick«»»«» mmeAir Ich «ok-De-sand-Manb-M-«- b-nutz«! y-hbtn wirk«» so MckNch. b-b >ch «üblich von bl-s-n Mch-u- llchentzoutunr«lich«U«n befiel! bln-Aok-Seesanb-Man- belNele ist mir unentbehrlich silr bl« tzout- und Telnl- pfleg« geworben. Koslenscele Beratung. sowieLolme«. HaublexUon gegen Rückporto. Txterikuttur.Kolberg. Im Kampf nm Liebe. Roman von Rudolf Zollinger. 32. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Gerhard hatte sich zu jener Zeit weiter von mir zurückgezogen, als es je vorher der Fall gewesen war. Er wußte, daß ich seine Leidenschaft für die Verlobte eines anderen mißbilligte, und daß ich in der schönen Luisa nichts anderes sah als die Verkörperung seines Verhängnisses. Darum mag er damals, wenn nicht einen Groll, so doch jedenfalls ein tiefes Mißtrauen gegen mich gehegt haben, und statt, wie es früher zwischen uns Brauch gewesen war, über alle» mit mir zu sprechen, gewährte er mir nur noch in seltenen Ausnahmefällen, und immer halb gegen seinen Willen, Einblick in sein Seelenleben. Trotzdem konnte er mir nicht verbergen, wie es in ihm aussah, und ich wußte, daß er sich an die unsinnige Hoffnung auf Jens Ienssen» vorzeitige» Ab leben wie an ein letztes Rettungsmittel klammerte, und daß die törichte Hoffnung sich allgemach bis zum glü henden Wunsche steigerte.* Der junge Maler fühlte den Druck einer schweren Beklommenheit auf seiner Brust. WorauH um des Himmel» willen, beabsichtigte Inge Holthausen ihn mfi diesem seltsamen Geständnis vorzubereiten? Stieg da nicht wieder jenes grauenhafte Gespenst empor, das zuerst Lurch das sinnlose Geschwätz des Erpresser« Langheld vor seiner Seele heraufbeschworen worden war, und da» er rängst für immer verscheucht zu haben glaubte? Das Gespenst eines an Jens Ienssen begangenen Verbrechen», dessen Urheberin die bezaubernde Luisa Magnus und dessen ausübendes Werkzeug der Doktor Gerhard Holl hausen gewesen sein sollte ? Er wagte kaum noch zu atmen, während Inge wieder eine lange Pause machte, ihre schmalen Hände fest im Schoß« zusammenpreßt« und starr vor sich hinaus ins Leere blickte. Endlich, nach einer Unterbrechung, die dem Harrenden wie «ine Ewig keit erschienen war, nahm sie wieder das Wort: „Das Bewußtsein, diesen sündhaften Wunsch gehegt zu haben, hat ihn dann in Verzweiflung und Wahnsinn getrieben,* sagte sie mit kaum vernehmbarer Stimme. „Unter der Last auf seinem Gewissen ist er zusammen gebrochen.* Länger vermochte Rodeck nicht an sich zu halten. Bebend vor Aufregung fragte er: „Woraus schließen Sie das, Fräulein Inge? Hat er denn davon gesprochen?* „In den ersten Stadien sein« Krankheit niemals. — Aber je weiter das Leiden fortschrith je. furchtbarer die Selbstvorwürfe wurden, mit denen er sich.marterte, desto mehr ging ihm die Fähigkeit verloren, sein« Qualen schweigend zu tragen. Bor jedem, mit dem er in Be rührung kommt, klagt er sich an. Und ich vermute, daß vr es auch vor Ihnen tun wird, sofern ihn nicht seine kitt «schreckender Schnelligkeit zunehmende körperliche Schwäch» daran hindert.* „Wenn er es tut, werde ich ihm natürlich erwidern, was sa auch seine bisherige Umgebung ihm vermutlich oft genug erwidert haben wirb. Ich werde ihm sagen, daß «in blccher Wunsch noch niemals di« Macht gehabt hat, einen Menschen zu töten, und daß * i Mit einem schwermütigen Kopsschütteln fiel Ingt ihm in die Rrde. „Sie werden mit solchen Beschwichtigungsversuchen sind ja viel schrecklichere Dinge, deren er sich anklagt, als bloße Wünsche. Die Ereignisse der Vergangenheit haben in seinem kranken Gehirn nach und nach eine völlig ver änderte Gestalt angenommen, und er ist schon längst nicht mehr imstande, Wirklichkeit und phantastische Einbildung voneinander zu unterscheiden. Der Zufall hat eben eine gar zu verhängnisvolle Rolle in meines Bruder» Schick sal gespielt, und ich selber habe vielleicht ahnungslos zu der unheilvollen Gedankenoerkettung beigetragen, aus der dann all die späteren gräßlichen Vorstellungen meines Bruders heroorgegangen sind. Nur allzu deutlich noch erinnere ich mich eines Gespräches, da» ich an Ihres Oheims Todestage mit Gerhard geführt. Er kam von einem Besuche bei dem Obersten Magnus nach Hause und war in seiner unglücklichen Liebe zu Luisa verzweifelter denn je. Mit einer Glut des Hasses, die mich in tiefster Seele erschreckte, sprach er davon, daß Luisas Heirat mit Jens Ienssen niemals zustande kommen dürfe, und in keiner ««blendeten Leidenschaft hatte er dabei ganz das Aussehen eines Menschen, der auch vor dem Gräßlichsten nicht mehr zurückschrecken würde. Wohl kannte ich ihn zur Genüge, um zu wissen, daß er in Wirklichkeit einer schlechten Handlung niemals fähig sein würde. Aber für meine grenzenlose Liebe zu ihm bedeutet« es schon eine unerträgliche Marter, ihn tm Banne schlimmer Gedanken zu wissen, und ich hielt es für meine Pflicht, ihm da» pffen zu sagen. Schärfer und nachdrücklicher viel leicht, al» er gut war. Aber wie hätte ich in jenem Augenblick vorau»seh«n sollen, wa« sich wenige Stunden später ereignen würde! Bald nachdem ich in tiefster Verstimmung meinen Bruder verlassen hatte, «hörte ich das Klingeln des Fernsprecher», und eine unbe stimmte Angst, daß dieser Anruf irgend etwas Schlimmes zu bedeuten habe, veranlaßte mich, in da» Zimmer meines Bruders zurückzukehren. Er stand »och am Apparat, ^als ich eintrat, und ich hörte, wie er jemandem, dessen Stimm« ich nicht vernahm, sein sofortiges Kommen zu- sagt«. Aber ich sah zugleich die furchtbare Erregung, die sich auf seinem Gesicht spiegelte, und ich zwang ihn, mir zu sagen, wohin er da gerufen worden war. Als ich hörte, daß ihn Luisa Magnus gebeten hab^ unverzüglich in das Haus ihres schwer erkrankten Verlobten zu kommen, bot ich alle» auf, wa» in meinen Kräften stand, ihn an .der Erfüllung dieses Verlangens zu hindern. Aber es 'war ein vergebliches Bemühen. »Ich will nicht, daß sie mich für einen Feigling hält!' rief er mir zu und ging. In sdieser unglückseligen Stunde hat sich sein Schicksal erfüllt. Denn als er wiederkam, war er ein anderer Mensch, und ich weiß setzt, daß er seit jenem Augenblick ein hoffnungslos Kranker gewesen istl* „Er muß allerdings in einem Zustande höchster Er regung und halber Unzurechnungsfähigkeit gewesen fein, als er an dem Sterbelager meine» Onkels stand; denn sonst hätte sich dort wohl schwerlich ereignen können, was sich nach der Erzählung des Fräulein Magnus zugetragen hat. Angesichts des eben Dahingeschtedenen zwang er sie durch das Ungestüm seiner Bitten und Beschwörungen, ihm ihr Jawort zu geben. Ein Mensch mit völlig ge sunden Sinnen wäre dessen wohl nicht fähig gewesen; aber ich setzte diese Verirrung eben bisher aus die Rech nung seiner leidenschaftlichen Verliebtheit; an die Mög lichkeit, daß sie bereits den Anfang geistiger Umnachtung bedeutet haben könnte, hatte ich bisher wahrlich nicht gedacht." Inge sah starr vor sich hin. Ohne auk Rodeck» letzt« B«o«H»L eMLtaob eL. UM Le tüü; - „Don Da an war sein Leven nur noch ein unaufhör licher Kampf mit den Dämonen in seiner eigenen Brust. Ich sah, wie er litt; aber ich hatte nicht die Macht, ihm zu helfen. Daß es kein anderes Rettungsmittel für ihn gab, als ein Losreißen von jenem unseligen Geschöpf, war meine innerste Ueberzeugung, doch es gab für mich keine Möglichkeit, das zu bewirken. Sie werden sich de« Gespräches erinnern, das ich bet Ihrem damaligen Besuch mit Ihnen führte. Heute kann ich es ja eingestehen, daß ich damals meine letzte Hoffnung auf Sie und auf Ihre Freundschaft für meinen Bruder setzte. Ich war Ihnen unaussprechlich dankbar, als Sie es dahin brachten, daß er Luisa an die Riviera reisen ließ, und daß er daraus verzichtete, sie zu begleiten.* Aber es war doch wohl di« rechte Lösung nicht ge wesen, oder sie war zu spät gekommen! Denn statt de, erhofften wohltätigen Wirkung traten nach Luisas Abreise nur um so schlimmere Zustände bei meinem un glücklichen Bruder ein. Er sing jetzt an, unter Halluzinationen zu leiden, und lief ganze Nächte lang ruhelos in seinem Schlafzimmer auf und nieder. Meinen Beistand wies er mit einer Schroffheit zurück^ wie er sie mir nie vorher gezeigt hatte. Und als dann einige Zett nach dem Tode des Obersten ein Brief Luisas kam, in dem sie ihm mitteilte, daß sie während der nächsten Monat« nicht zurückkehren würde, weil sie für ihre angegriffene Gesundheit dringend der Ruhe und der Erholung bedürfe, da beschuldigte er mich geradezu, Ihr« HrlfersHelferin bei dem Berrat gewesen zu sein, den Sie gegen ihn verübt hätten." „Einen Verrat? — Ich?* „Ja. — Sie dürfen eben nicht vergessen, daß es ein kranker Seist war, der sich die Ding« da auf seine Art zurechtlegte l Und Sie dürfen mir nicht zürnen, wenn ich Ihnen nichts verschweijiel Es ist meine Pflicht, Sie voll- srapvlg aufzuklären, «he ich es geschehen lasse, daß Sie meinem Bruder gegenübertreten.* »Ich bin Ihnen dankbar dafür, Fräulein Inge I Und ich brauch« Ihnen wohl nicht erst zu versichern, daß Sie keinerlei törichte Empfindlichkeit zu fürchten haben! — Ihr Bruder hielt mich also für einen Verräter? Er zweifelte an der Aufrichtigkeit meiner Freundschaft?* j „Ja. Er glaubte, daß Eie aus eigensüchtigen Be weggründen gehandelt hätten, als Sie Luisa Magnus' Abreise begünstigten und ihn überredeten, seine Einwilligung dazu zu geben. Es gab damals eine Zeitspanne, in der Gerhard vielleicht keinen Menschen auf der Welt leiden schaftlicher haßte al» Sie.* „Nun glaube ich zu verstehen, weshalb Sie mich nicht von seiner Erkrankung benachrichtigten. Sie wolltest verhindern, daß ich ihm unter di« Augen träte?" Da» junge Mädchen nickte. „Damals hätte unter keinen Umständen eine Degeg^ nung zwischen Ihnen und ihm stattsinden dürfen! Aber jene Eifersuchtsperiode war nicht von langer Dauer. Sie bildete eben nur «in« der Entwicklungsohasen seiner unaufhaW fam fortschreitenden Krankheit. Und eines Tage» ändert« Gerhard fein Derdalten ganz unvermittelt so vollständig, daß ich zuerst an Verstellung glaubte. Er war plötzlich wieder der zärtlichst« und liebevollste Bruder, bat mich weg«» allen Unrecht«, da, «r mir -ugefügt habe, um Verzeihung und erklärte, d«ß er jeden Gedanken an «ine Verbindung mit Luisa aufgegeben habe. Weil er sich über die Gründe dieses plötzlichen Stnneswechsels nicht aussprechen wollt», wagt« ich ntch^ an seine Aufrichtigkeit bi» sch -u. «muck
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