Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192208010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-01
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Getäuschte Hoffnungen. Roman oo« Ewald Aug. König. - DaS Zimmer enthielt in einer Ecke ein Bett, in der ande ren emen Strohsack, ans dem zwei diinne Kissen und ein« wollene Pferdedecke lagen, in de^ Mitte stand eil« kleiner, runder Tisch und auf diesem ein mit Deilchensträubchen ge füllter Korb. Ein kleiner Ofen, einige Stühle und ei» schma les Schränkchen vervollständigten das Mobiliar; an de» ge tünchten Wänden hing das Fragment eines alten, zerbroche nen Spiegels und di« eingerahmte Urkunde über «ine KriegS- benkmünze. Zwei flnchsköpfige Knaben iin Alter von neun und siebe» Jahre« hatten sich beim Eintritt des Arztes scheu in eine Ecke geflüchtet; sie guckten ängstlich de» alten Herrn an, der sich rasch dem Bette näherte. Sein Blick fiel ans das starre Antlitz einer — Leiche; di« Hilfe kam zu spät! „Mutter schläft!" sagte einer der Knaben zu seiner Schwe ster. Doktor Grollinger drückt« die gebrochene» Augen zu und erfaßte die Hand des Mädchens, ihm voll herzlicher Teil nahme i» die weitgeöffnete» Augen schauend, die mit banger Erwartnng auf ihm ruhten. „Ja, mein armes Kind, Deine Mutter schläft, aber sie wird nicht wieder erwachen," sagteerbewegt, „verstehst Du da»?" Larit aufschreiend warf da» Mädchen sich über die Leich«, die eS mit seinen Armen umschlang; die beiden Knaben blick en einige Sekunden lang den Doktor stnmm an, dann bra chen auch sie in lauteS Weinen au». Der alte Herr ließ sich auf «inen Stuhl nieder und stützte da» Kinn auf den Knops seine» Rohrstock». „Da» sind die , Schattenseiten unsere» schweren Amte»," murmelte er, „sie werden selten durch «ine froh« Stunde auf- zewogrn. Arme Kinder, wer behütet Euch mm ? — Doch richtig, da» Mädchen sprach von der „Tante Koch"; wenn da» dl« Krankittwärtcrin au» meine», Hospital tst, dann wird di« brave Frau sich wohl der Waisen annehmen. «der „Und ivaS wird «tun aus ihnen werde» ?" fragte der alt« Herr. „Da» mag der liebe Himmel wissen, Herr Doktor!" „Wo ist der Later?" „Jin Gefängnis." „Ah, da haben wir'»!" „Richte» Sie nicht gleich so scharf," bat die Wärterin; „ich hätte den armen Mann nicht verurteilt, wenn ich sein Richter gewesen wäre. Anton Wernik hat sein« Familie redlich er nährt, er ist immer fleißig und ehrlich gewesen, und al« Zim mermann verdient« er genug, um die Deinigen erhalten zu können. Im vorigen Jahr fand er kein« Arbeit, ich weiß nicht, wie da» kam. Man sagt wohl, wer Arbeit suche, der könne st auch finden, aber Wernik fand st« eben nicht. Sine Weile ging e» noch, aber al« die kleinen Ersparnisse aufgezehrt, und die überflüssigen Sachen in'« Pfandhaus gebracht oder verkauft waren, da brach da« Elend herein. Die Ara» war krank, der Mann verdient« nichts, und die Kinder schrien nach Brot, Betteln wollt« Wernik nicht, und die Armenverwaltung sagt« ihm, er sei rüstig und könne arbeiten, da hat er denn in sei ner Verzweiflung gestohlen, um seinen Kindern Brot zu kau fen. Und da er da« Stehle» nicht verstand, so wurde er auch gleich beim ersten Male erwischt u»d m» Gefängnis gebracht und da« Gericht verurteilt« ihn zu sich« Monaten. Nun mußt« freilich die Armenverwaltung sich der hungernden Familie annehmen, hätte st« «» früher getan, so wäre de« brav« Ma>l» ehrlich geblieben." „Ist die Strafzeit bald abgelaufen»" fragt« d«r Doktor, „Morgen oder übermorgen." „Können die Kinder so lange hier bleiben»" „Wer sollt« st, htnauStreiben» Di« Mt«t« ist bi» End« diese» Monat» bezahlt, Schulden sind nicht vorhanden, sol chen armen Menschen borgt sa niemand. Aber ich glaub« auch, daß kein Pfennig da ist, und wa» der vlummhandel abwtrft —" i «Nicht» davon!" unterbrach Doktor Grollinger di« Wär terin, während er sein» Börse au» der Lasch« holte, „da» Mädchen mag j«d« and«»« Beschäftigung ergreif«», nur nicht diese, di««» auf di« Bahn«« de» Last«» und d«» da« arme Weib hat ja selbst zum Leben kaum genug. — Na, na, Marie, tröste Dich, es ist nun einmal nicht anders — Eure Mutter bittet nun im Himmel für Euch; sie hat alle Schmerzen überstanden." „Tot?" fragte eine Stimme hinter ihm. Doktor Grollinger wandte sich um; ein schmerzliche» Lächeln glitt über sein treuherziges Gesicht, al« sein Blick auf die noch ziemlich junge Frau fiel, die auf der Schwelle de» Zimmers stand und in deren Arme da« schluchzende Mädchen sich warf. „Ich kam zu spät, Fran Koch," sagte er mit einem bedau ernden Achselzucken; „es war überhaupt keine Rettung mög lich. Sie werden das längst erkannt haben." „Ich wußte eS," bestätigte sie, während sie da» Mädchen an sich drückte und voll inniger Teilnahme die weinenden Knaben anblickte. „ES war auch nicht mein Wille, daß Sie belästigt werden sollten, denn wa» hier geschehe» konnte, das hat der Armenarzt gewissenhaft getan. Aber die kleine Marie bat so lange, daß ich wohl einsah, st« würde sich nicht beruht- gen —" „Sie müßten doch wissen, daß ich sür Arme stets zu spre chen bin," fiel er ihr mit leisem Vorwurf in di« Rede. „Sie hätte» getrost das Kind schon früher zu mir schicken sollen. Sie wohnen hier?" „Die -weite Tür nebenan." „Können Sie di« Kinder diese Nacht zu sich nehmen»" „Gewiß, ich brauche nur den Strohsack, da« Lager der beiden Knaben hinüber zit trage», Mart« kann in meinem Bett schlafen, ich habe in dieser Nacht die Wache im Spital." „Können Sie die Kinder jetzt entfernen » Ich möchte einig« Wort« mit Ihnen allein reden." „Geht in mein Zimmer hinüber," wandt« die Wärterin sich in srenndlichem Tone zu dem noch immer schluchzenden Mädchen, und sofort, ohne Widerrede, führt« Mari« ihre bei den Brüder hinan», die willig Folge leisteten. „Sie sehen, die Kinder find gut erzogen," sagt« die Wär terin leise, al» die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte; „ob gleich die arm« unglückliche Fran krank war, versäumt« st« doch nicht», wa» zum best«n ihr« Kind« dt«nen konnte." !>" Oberst werbe noch welkere Entdeckung«, derselben Art machen. Man nimmt an, daß man sich einem Plane gegen- über befinde, der r« gestatten könnte, eine beträchtliche An- »abl von Rekruten auszubilden und diese au« - Lestor« weiß aber nicht ans welch, weise - sofort während dreier Jahr« nach ibrer Verabschiedung immer mied« einzuberufen. öum l». ««an». Der „Vorwärt«" schreibt: Die innerpolitischen Krisen haben «» leider verhindert, daß der Rel-Stag vor den Ferien den Gesetzentwurf über di« Nationalfeiertage verabschiedet«, a»«r trotzdem wird der 11. August im ganz«» Reick« ««feiert werden. In Berlin findet am vormittag de» 11. 8. eine Feier «m R«ich»taae statt, bet der, wie bereit« bekannt, der badische Staatspräsi dent Hummel die Festrede halten wird/ Während der Feier im Reichstage wird die Musikkapelle einer Reichswehr- «brenkonwanle vor dem Hause konzertieren. Für den Abend ist im Gtaatstbeater «ine künstlerisch« Feier vor- gesehen, zu der der Reichspräsident die Einladungen ergehen läßt. Von der republikanischen Jugend wird ein Fackelzug aeplant, der vor dem Staatstheater enden soll. Wie in Berlin, so werden auch im Lande die Staatsbehörden den 11. August durch einen Festakt feierlich begehen. Urber die Feiern in den Schule» schweben noch Verhandlungen, di» in den nächsten Tagen »um Abschluß kommen werden. Republik Oesterreich. Die neue österreichische Devtseuordnuna wird die Ein führung der Abgabepflicht für die Ervortvaluta, da« Der- bot des freien Handels in ausländischen Zahlungsmitteln und da« Verbot des Kronenverkaufs an da« Ausland vor- sehen. Da« den Ausländern bisher zugestandene freie Ber- fügungsrecht über ihre Kronengutbaben bleibt ihnen ae- wahrt. Dagegen ist die Erteilung von Kronenkrediten jeglicher Art den AnSländern wie bisher verboten. Italien Die Regierungskrise. Nachdem die Sozialisten den Vorschlag Orlandos abaelrhut haben, mit de» Faszisten oder der Rechten in Kombinationen einzutreten, hält man den versuch Orlandos, ein Kabinett zu bilden, für ge scheitert. Der Kammerpräsident de Nicola hatte eine lange Unterredung mit de Facta, dessen Rückkehr für möglich ge halten wird. Der König empfing Montag früh Facta. ES wird versichert, daß er ihm die Bildung de« Kabinetts angeboten hat. Facta behielt sich die Antwort vor. In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß Facta trotz ge- ringer Neigung die Ausgabe nickt ablehnen wird, um die gegenwärtige Lage zu klären. Wenn es, wie man glaubt, zu einer Entscheidung kommen sollte, wird Facta, wie man als sicher annimmt, das Kabinett mit den Demokraten, der katholischen VolkSpartet und der Reckten unter Beibehaltung mehrerer seiner bisherigen Mitarbeiter und seines früheren Programms bilden. Facta hatte im Laufe des gestrigen Tage« mit Vertretern der verschiedenen parlamentarischen Gruppen Besprechungen. Die Sozialisten drohen mit dem Generalstreik, wenn die Krise nicht auf Grund der von der Kammer angenommenen Tagesordnung gelöst wird. Tittoni wurde gestern vom König empfangen. Die Streiklage. Reuter meldet aus New-Vork, in Kreisen, die genaue Kenntnis über die Streiklage batten, werde versichert, daß über die Friedensbedingunaen im Eisenbahnerftreik infolge der Bemühungen des Präsidenten Harbins bereits eine Einigung erzielt worden sei. ES bleibe zur Beendigung des Streiks nur noch übrig, daß die Bedingungen auf der Versammlung der Aktionsausschüsse der Eisenbahner und auf der Versammlung der Streikführer in New-Dork bezw. in Chicago angenommen würden. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 1. August 1822. —"Kartosfelversorgung. Auf di« Bekannt machung des Rates in Nr. 174 deS Tageblattes vom 28. Juli 1922, Kartoffelversorgung betr., nach der Bedarfs- anmeldung am Montag, den 7. und Mittwoch 1»n 9. August vormittags zwischen '/.8 und 12 Uhr im Rathaus« zu erfolgen hat, wird nochmals verwiesen. . —"Diebstähle. In der Zeit vom 29. Juli abends 6 Uhr bis 31. Juli früh 7 Uhr sind am hiesigen Elbkai, unterhalb der Dampfmühle von Gebr. Schonherr, von dem dort befindlichen Umbau der Eisenbahnanlagen nachfolgende Gegenstände gestohlen worden: 1 neue Eisenbahnschwelle 2,50 m lang, 1 Stück Eisenbahnschiene, 1,80 bis 1,50 m lang, 20 Stück Krampenplatten, 1 Stück Herzplatte kl, 3 Stück 8 L 3 Stück Knaggen, l 6 3 v», ill 03V», IV 0 3 V« gezeichnet, 3 Stück Knaggn mit 2 Löchern, 15 Stück halbe Platten mit 2 Löchern, 5 Stück Polzen mit Sckraubenaewinde, 3 Stück starke Schrauben, 30 Stück Schienennägel. Von sachdien- lichen Wahrnehmungen wolle man der Polizei Mitteilung machen. Naturfreunde dürft« iteressieren, daß auf dem Pionierübungsplatze bei Neuweida kurz vor Pfingsten eine vollständig weiße Haubenlerche (ausgesprochener Albino) wiederholt gesichtet wurde. Kürzlich sah ein hiesiger Ein- wohn« anscheinend dieselbe Lerch« mit 4 Jungen, von sagt, im Verlaufe be» JahreS würben gewisse Faktoren der Schwäche, die sich bereit» in der Laie dec Kcmalisten zeigten, stärker hervortreten. Die Kemalisten und bolsche wistischen Helfershelfer seien vom politischen Zusammen bruch bedroht. Sollten^ die Ententeoiplomaten die Herstel lung des Friedens in Kleinasien nicht erreichen, würde e» am besten sein, wenn alle alltterten Unterzeichner de» Vertrage- von SevreS, nicht nur die Alliierten zu einer Konferenz zusammenberufen würden, da oie Möglichkeit eines Druckes auf die Türken viel größer wäre, wenn die interessierten Balkanstaaten mit zu Rate gezogen toürden. Die drohende Kohlenkatastrotzhe. Der amerikanische Kohlenarbciterstrcik hat die deutsche Kohlenlage indirekt noch weiter verschärft, denn er hat zur Folge, daß die englische Kohle, durch die wir den dringend sten Bedarf unserer Industrie, wenn auck unter sehr er- heblicher Aufwendung von Gold und Auslandsdevisen hät ten decken können, uns «vr die nächste Zeit auch'noch ab geschnitten wird. In der letzten Sitzung des Reichs- kohlenrats hat dessen Geschäftsführer Bergh.auptmaiin Benhold dik Lage der deutschen Kohlenversorgnug als katastrophal bezeichnet. Nach den Berechnungen dieses im höchsten Grade sachverständigen Beurteilers fehlen uns nach dem Fortfall der ostoberscl'lesischen Förderung gegenüber der Förderung des Jahres 1913 jährlich 39 Millionen Tonnen Kohle, die durch Einfuhr gedeckt werden müssen, wenn die deutsche Kohlenversorguuq wieder in normaler Weise gesichert sein soll. Daran ist aber heute um so weniger zu denken, als die heutige deutsche Valuta uns tne Einfuhr derartiger Kohleninengcn auch dann nicht ge statten würde, wenn die englische Kohle, dir als Einfuhr- kohle hauptsächlich für uns in Frage kommt, nicht unter dem Truck deS zahlungskräftigeren Dollars nach Amerika abjließcn würde. Gefährdet sind neben der Versorgung der deutschen Produktion das gesamte Verkehrswesen und die Heizung im kommenden Winter. Von der Neichscisenbahn ist mit geteilt worden, daß ihre Kohlenvorräte im Höchstfälle für den Bedarf von 16 Tagen ansreichen. Nur im be setzten Gebiet hat auf Befehl der Desatzungsbehörden ein Vorrat für 40 Tage angesammelt werden müssen, was natürlich nur auf Kosten des übrigen Deutschland möglich war. Die deutschen Elektrizitätswerke und Gasanstalten, die schon heute nur aufs knappeste mit Kohlen versehen sind, müssen mit einem Versiegen der Kohlcnzufuhr im kommenden Winter rechnen. Tic Verbraucher von Haus brandkohle sind durch einen Aufruf des Reichskohlenkom» anissarS aufgcfordcrt worden, sich jetzt schon, so gut sie können, mit AnSlandSkohle, Nohbrauukohte und Lors ein zudecken. TaS ist bei den heutigen Verhältnissen leichter gesagt wie getan, und man wird in den betroffenen Be- oölkerungskreisen den „guten Nat" des KohtenkommissarS angesichts des herrschenden Kohlenmangels und der unge heuren Teuerung vielleicht eher als eine Verhöhnung als eine Hilfe anschen. Da schon heute das Gespenst ber Kohlennot in seiner ganzen Härte dem deutschen Volke vor Augen steht, hat die Reichsrcgierung sich erklärlicherweise bemüht, eme Herabsetzung der Reparations-Kohlenlieferungen von der Entente zu erreichen. Ter Versailler Vertrag gibt uns aus- drücklick ein Recht, eine solche Milderung zu verlangen, wenn unsere eigene Versorgung in Gefahr ist. Aber was dieser Schandvertrag a^s Rechte Deutschlands bezeichnet, sind eben immer nur Scheinrechte. Wir haben ein Recht zu verlangen, aber die Entente kann dieses Verlangen ab lehnen und unsere Rechte mit Füßen treten. TaS hat sie auch in der Frage der Kohlenlicferungen wieder in ichrosfster Form getan. Sie hat nach der Abtretung Ober- schiessens die deutschen Kohtcnlieferungen für dre Mo nate August bis Oktober in einer Höhe festgesetzt, durch die weder der Verlust des größten Teils des oberschless- schen Produktionsgebietes neck die Verminderung der För derung des Ruhrgebietes in angemessener und gerechter Weise berücksichtigt wird. Der Reichskohlenrat hat soeben eme Entschließung an den Reichskanzler gerichtet, in der das neue Koblcnreparationsprogramm sür unerfüllbar er klärt und seine Ablehnung durch oie Reichsregierung ge fordert wird. Gleichzeitig hat der Reichskohlenkommissar durch eine vorläufige Bekanntmachung die Kohlcnausfuhr aus Deutschland weitgehend verboten, oie Einfuhr dagegen begrenzt zngelasscn. Aber diese letztere Maßnahme er folgt in einem Augenblick, in dem auch die Wcltkohlen- läge infolge des amerikanischen Riesenstreiks stark ange spannt ist. England, das als Kohlenausfuhrland haupt sächlich in Betracht kommt, hat im ersten Halbjahr 1922 fünfmal soviel Kohlen auSgcsührt, wie in der gtcrchen Zeit oes Vorjahres. Infolgedessen sind die Kohlenpreise in England stark gestiegen und werden in nächster Zelt noch weiter cmporgetricbcn werden. Dadurch wird natürlich -er Kurs der Mark auch von Seiten der Kohle her aufs schwerste geschädigt, und die Zeit ist nicht mehr fern, wo «benio wie für die Reparationszahlungen auch für Kvhlen- bezst^ an» dein Ausland keine D evlsett mehr Mkzuvnn^,« sind. Auch In der Frage ber Kohlenlicferungen verweigert die Entente hartnäckig ein Einlenken und eine vernünftige Ermäßigung ihrer übertriebenen Forderungen. Dre Wir kung kann, nur die sein, daß dem Bankerott der Nepara- tionSzahlungen der ber Kohlenlieferungen für die Wte- dergutmachnn«, dem Zusammenbruch der deutschen Wäh rung der der ganzen Wirtschaft folgen wird. razeSzeschichte. Devlkcke» Reich. Die erste «Verhandlung de» Vtaat»aer!»t»kose» »um Sckutze der Republik findet unter dem Vorsitz de« Senats- Präsidenten Dr. Schmidt, des Leiter« der Kriegsbeschuldigten. Prozesse, am 10. August statt. Als Richter nehmen die Relcksaericktsriite Niedner und Dr. Baumgarten, außerdem der frühere Reichskanzler Fehrenbach, die Reick«tag«mit- glieder Hermann Jaeckel und Erkelenz teil. Verbandelt wird zunächst gegen den Archivar Karl Laun-Füssen und Ge nossen, den Kaufmann Julins Mengert-Nürnberg, den Kapitan Ednard Geerken-Hambnra, den Kaufmann Georg Buehler-Oppurg, de» Studenten Manfred Backrrer-Heldel- bera nnd Genossen nnd gegen den Landwirtschastreleven Rudolf Ziepke-GreiiSwald. Sozialdemokratischer Parteitag kür Groh-Berkin. Am Montag fand ein sozialdemokratischer Parteitag sür Groß-Berlin statt. ES wurde eine Entschließung angenommen, in der die Bildung der zwischen den Fraktionen der S.V.D. und der U.S.P.D. zustande gekommenen Arbeitsgemeinschaft gebilligt und die Hoffnung ausgesprochen wird, daß r« bald gelingen möge, die der organisatorischen Wiederver- einiguna der beiden sozialistischen Parteien etwa noch im Weae stehenden Hindernisse hinwegzuränmen. Dagegen wird jede Gemeinschaft mit der Kommunistischen Partei ab gelehnt und auf das entschiedenste auch rin Zusammengehen mit einzelnen kleinen Bezirken nnd Gruppen verurteilt. Der angebliche Student Werner Flesch, der seinerzeit verhaftet worden war, weil er unmittelbar nach der Be kanntgabe der Ermordung RatheuauS im Reichstag dem Abgeordneten Helffrricb einen Blumenstrauß mit einer schwarz-weiß-roten Schleife überbracht hatte, dann aber wieder freigelassen worden war, ist am Sonnabend anss neue verhaftet worden, nnd zwar wegen Teilnahme an dem Attentat auf Harden. Grenzverletzung durch die Polen in Oberschlefien. Im westlichen Teile des oberschlesischeu Kreises Tarnowitz fand nach dem „Verl. Lokalanzar." eine Grenzüberschreitnng durch polnisches Militär nnd polnische Polizei statt. Auf die Meldung von dem Ueberfalle rückte deutsche Schutzpolizei heran. Die Polen traten darauf den Rückzug an. Ein Erntearbeiter soll von ihnen mit Karabinern bedroht worden sein. Bom Völkerbund. Aus Genf wird gemeldet: Die Kommission zum Studium der Frage der intellektuellen Zu sammenarbeit wird am Dienstag im Sekretariat d«S Völkerbundes ihre erste Sitzung abhalten. Die Kommission setzt fick aus 12 Mitgliedern zusammen, darunter 2 Frauen. Deutschland wird durch Albert Einstein vertreten sein. — Im englischen Unterhause fragte Wedgewood an, ob der Premierminister sagen wolle, welche Haltung die englische Regierung bezüglich der Zulassung Deutschlands in den Völkerbundsrat einnebme. Das Gesetz über die Beschränkung des Lustsahrzeug« baues. Wie die Berliner Morgenblätter berichten, stimmte der ReichstaaSansschnß für die Ausführung des Friedens vertrages gestern dem Entwurf der Bestimmungen für das Gesetz über die Beschränkung des LuftfabrzeugbauS zu. Diese bereits vom Reichsrat genehmigten Bestimmungen erreichen durch die Zustimmung des Ausschusses Gesetzeskraft. Die Bestimmungen sehen die Zahlung einer Summe von 150 Millionen Mark an den Verband deutscher Lnftfahr- zeugindustrieller vor. Mit dieser Zahlung sollen sämtliche Ansprüche an das Reich auf Grund des Gesetzes über die Beschränkung des LuftfahrzeugbanS abaegolten werden. Entschädigt werden sollen nur die Gestehungskosten, nicht auch der entgangene Gewinn. Dollarkurs. An der Berliner Vörie nahm am Mon tag die schon am Ende der vorigen Woche aufgekommene Devisen-Hause ihren Fortgang. Der Dollar setzte bei sehr fester Tendenz mit 635 ein. Die Prager Krone wurde mit 1500 genannt. Ententemärchen über die Reichswehr. Der frühere französische Kriegsminister Lessvre greift die vor einigen Tagen von der „Daily Mail" verbreitete Denunziation auf, wonach man in die Reichswehr junge Leute von 19 und 20 Jahren ohne Ermächtigung ihrer Eltern einstellt und, nachdem man sie lange Zeit ausgebildet habe, wieder aus- der Reichswehr austreten lasse, weil sie die Mündigkeit noch nicht erlangt haben und infolgedessen ohne Zustim mung ihrer Eltern den Eintritt in die Reichswehr nicht er- möglichen könnten. Lessvre behauptet, daß diese Ent deckung auf den englischen Oberst Morgan, der der Rollet- kommission angehört, zurückzuführen sei. Lestvre erklärt,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)