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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger Wedlatl md Ziiychch. Femsprechstell« Nr. 20. Amtsötatt der König!. Amtshaupttnannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. ISS. Montag, IS August 18SS, Abends. 48. Zahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mart 25 Ps., durch dte Träger frei tnS HauS 1 Mark 50 Pf, durch den Briefträger frei ins HauS 1 Mark 65 Pf. Anzrigen-Aunahwe sfür die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für dte Redactton verantwortlich: P. Langer, Riesa, in Vertretung. Bekanntmachung, die Urwahlen für die Handels- und Gewerbekammer betreffend. '' Das Königliche Ministerium des Innern hat in Gemäßheit 8 6 der Verordnung vom 16. Juli 1868, die Handels- und Gcwertekammern betreffend, (Gesetz- und Verordnungsblatt Leite 457), auf Vorschlag der Vorsitzenden der Handels-, sowie der Gewerbekammer zu Dresden behufs Vornahme der Urwahlen zur Ergänzungswahl bei jeder dieser Kammern die Wahlab- theilungen und die Zahl der in jeder Abtheilung zu wählenden Wahlmänner dahin festgesetzt, daß die aus dem Amtsgerichtsbezirke Riesa (ausschließlich der zur Königlichen Amtshaupl- mannschaft Oschatz gehörigen Ortschaften des vormaligen Amtsgerichts-Bezirks Strehla), be stehende XIX. Wahlabtheiluug für die Handelskammer S Wahlmänner, sowie die aus denselben Ortschaften behehcnde XXIV. Wahlabthellnng für die Gewerbe kammer ebenfalls S Wahlmknner zu wählen hat. Es werden daher H.. alle dein vorstehend bezeichneten Theile des Amtsgerichtsbezirks Riesa (also ausschließ lich der zur Amtshauptmannschaft Oschatz gehörigen Ortschaften des vormaligen Amts gerichts Strehlai mit dem Sitze ihres Geschäftes angehörende männliche Personen, welche s als Kaufleute oder als Fabrikanten im Ortssteuerkataster mit einein nach Z 17 öl und 8 21 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 129) abgeschätzten Einkommen von über 1900 Mark eingestellt, d. 25 Jahr alt und L. nicht nach 8 44 der revidirten Städtc-Ordnung und 8 35 der revidirten Landgemeinde- Ordnung vcm Stimmrecht in der Gemeinde oder infolge der Verübung eines Verbrechens von den staatsbürgerlichen Rechten ausgeschlossen sind, sowie alle Vertreter und bez. Besitzer der im Bezirke belegcnen fiscalischen und commun- lichen GewerbSanstalten, Eisenbahn-, Schifffahrt?-, Bergwerks- und Steinbruchs-Unter- nehinuugeu, soweit sie den vorstehend mnd b. und e. angegebenen Bedingungen genügen bez. den unter a. angegebenen Eensus erreichen und 8. alle dein unter eX.. gedachten Bezirke angehörigen Gewerbetreibenden, welche als Kaufleute und Fabrikanten im Ortssteuerkataster mit einem ^Einkommen der obge dachten Art von über 600 Mark, aber nicht über 1900 Mark vernommen, b. ohne zu den Kaufleuten und Fabrikanten zu gehören mit einem dergleichen Einkommen von über 600 Mark, angesetzt sind, und c den Bedingungen unter -V, b und 6 entsprechen — vergl. 8 47 des Gesetzes vom 23. Juni 1868 (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 335) und Punkt III des Gesetzes vom 2. August 1878 (S. 211)—, als stimmberechtigt zur Wahl für die Handels- und bez. Gewerbekammer, hiermit geladen, Freitag, de» 6. September dieses JahreS von Mittags IS bis 1 Uhr im RathdanSsaale in Riesa, in Person zu erscheinen, sich bei dem die Wahl leitenden amtshauptmannschaftlichen Beamten anzumelden, über ihre Stimmberechtigung nach 8 10 der eingangsgedachtcn Verordnung sich aus zuweisen und den von ihnen mit der obbezeichneten Zahl von Namen (2) — wählbar sind alle Diejenigen, welche stimmberechtigt sind, — ausgefüllten Stimmzettel abzugebeu. Hierbei wird noch besonders auf 8 9 der eingangsgedachten Verordnung vom 16. Juli 1868 aufmerksam gemacht. Großenhain, am 14. August 1895. * Die Königliche Amtshauptmannschaft. 2139 i?. v. Wttucki. tt Bekanntmachung. Die Gras- und Schilfnutzung auf dem fiskalischen Gebiete des Grödel-Elster- werdaer KanaleS soll vom Jahre 1896 ab fernerweit unter den vorher bekannt gemacht werdenden Bedingungen auf die nächsten 5 Jahre, und zwar: der aus den Parzellen Nr. 1 bis mit 10, 12 bis mit 31 bestehende Theil, d. i. von der Grenze des fiskalischen Holzhofgrundstückes bei Grödel bis an die Siedlitzer Kanal brücke mit Ausschluß der Parzelle Nr. 11, Donnerstag, den SS. dieses Monats, von Nachmittags >/z2 Uhr an im Rentzsch'schen G asthofe in Nünchritz und der aus den Parzellen dir. 32 bis mit 75 bestehende Theil, d. i. von der Siedlitzer Brücke bis zur Töpferlache Freitag den SS. dieses Monats, von 'Nachmittags 3/^2 Uhr an in der nahe der Bahnstation Wülknitz gelegenen Richter schen Restauration, sowie der aus len Parzellen Str. 76 bis mit 88 und 90 bis mit 105 bestehende Theil, d. i. von der Tövferlache bis zur Landesgrenze mit Ausschluß der Parzelle Nr. 89 Sonnabend, den S4. dieses Monats, von Nachmittags >/,3 Uhr an im Richter'schen Gasthofe in Gröditz meistbietend verpachtet werden. Die Parzellen sind durch cingeschlagene nummcrirte Pfähle bezeichnet und haben Pacht lustige sich von der Lage und Größe der Parzellen vorher zu unterrichten. Königliche Straßen- und Wasserbau- Königliche Bauverwalterei Inspektion Meißen I, Großenhain, am 14. August 1895. Baurath Goebel. Größel. Dienstag, den S7. dss. Mts., Bormittags IO Uhr sollen ungefähr SS SSO ks gebrauchtes Lagerstroh gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Die Bedingungen werden im Termin bekannt gemacht. Versammlung der Bieter bei Stall Vll. * Truppen-Uebungsplatz Zeithain, am 17. August 1895. Königliche Garnison-Verwaltung. Zir knilnenuig M eine große Zeil. (Kriegsnachrichten aus 1870/71 er Zeitungen.) SO. August. Dresden. Nach einer Meldung des Kronprinzen Albert von Sachsen au seinen königlichen Vater hat das säch sische (12.) Armeekorps in der Schlacht bei Rezonville und Gravelotte tapfer mitgekänipft, sich sehr brav gehalten, leider aber auch sehr große Verluste erlitten. Nachdem die Eisen bahn von Metz nach Thionville von dem sächsischen Armee korps genommen und besetzt worden ist, sind die Franzosen von ihrer ganzen Verbindung mit Paris abgeschnitten. Die beiden sächsischen Prinzen (Albert und Georg) sind wohl. — Ter Sieg von Rezonville ist in allen größeren Städten Deutschlands, auch in Dresden und Leipzig rc. durch Beflaggen der Häuser, Illumination rc. gefeiert worden. Weimar. Ter Sieg vom 18. (Rezonville) wurde hier durch Glvckengelüutc und auf dem Markte mit dem allge meinen Gesang des Liedes „Nun danket alle Gott" gefeiert. Berlin. Ter heutige Preuß. Staatsanzeiger sagt aus Anlaß dcs letzten Sieges: „Wenn die edelsten des deutschen Volkes fallen, so habe dasselbe den Trost, daß dieser Kampf nicht wieder vergebens gekämpft werde, wie von unseren Väter» gegen ein Volk voll Herrschsucht und Uebermuth, das Deutschland seine schönsten Gebiete geraubt. Es wird dem Könige vergönnt sein, einen: dauernden Völkerfricden herzu- sulien, im Herzen Europas durch ein großes einziges deutsches Vaterland, als Hort der Gottesfurcht, edler Sitte und wahrer Freiheit!" Berlin. Englund machte neue Friedensvermittlungs versuche. Der König lehnte dieselben ab. Das herausge- sordcrte Deutschland müsse für die gebrachten Niesenopfer un- enückbare Friedcnsbürgschasten haben und den Chauvinismus v des Nachbars gründlich unschädlich machen. — lieber die sich öfter wiederholende Verletzung der Genfer Konvention durch die Franzosen äußert sich der Staatsanzeiger u. A. folgender maßen: Die Franzosen verletzten die Genfer Konvention auf flagrante Weise, indem sie (am 16.) auf die Verbandplätze und Aerzte schossen. Sie schossen am 18. auf unfern Parla mentär, welcher nach der gewonnenen Schlacht Mittheilungen im Interesse der Humanität über die gefallenen Franzosen zu machen hatte und tödteten dessen Trompeter; sie gaben Feuer auf Aerzte, welche mit dem Verbinden französischer Verwun deter beschäftigt waren; sie feuerten auf die deutschen Ambu- lancen und lieferten damit den Beweis, daß sie in Afrika, in China und Mexiko die Gebräuche verlernt haben, welche sonst bei zivilisirten Nationen auch im Kriege zur Anwendung kommen. Stuttgart. Schloß Lichtenberg ist am 11. in die Gewalt des 1. württcmbergischen Jägerbataillons gekommen; 300 Franzosen, 4 Kanonen, 3 Haubitzen, 204 Chassepotge wehre, 30 000 Chassepotpatronen, Pulver, Lebensmittel rc. fielen den Württembergern in die Hände. — Tie von den Württembergern eingeschlossene Vogesenfestung Pfalzbnrg hat am Nachmittag des 20. kapitulirt. Kehl. Gestern Vormittag 7 Uhr hat die Beschießung Straßburgs vom diesseitigen Ufer aus bei Kehl begonnen. Durch das feindliche Feuer ist in der Stadt Kehl nicht un erheblicher Schaden angerichtet worden, gestern sind 14 Häuser abgebrannt. Heute wurde das Bombardement auf Straßburg von hier aus fortgesetzt. Paris. Im Gesetzgebenden Körper brachten Jules Favre und Gambetta den Antrag ans Einsetzung eines nativ, nalen Verthcidigungs-Komitees ein, Gambetta hielt eine Rede - z» Gunsten dieses Antrags. Als die Majorität durch un zweideutige Zeichen zu erkennen gab, daß sie davon nichts hören wolle, sprach Gambetta zum ersten Male das Wort der Situation aus, indem er erklärte, es könne nicht geduldet werden, daß das Kabinet nunmehr das Heil der Nation dem Heile der Dynastie unterordne. Darauf entstand ein gewal tiger Lärm im Zentrum und auf der Rechten, das Publikum klatschte Beifall. Es wurde darauf die Oeffentlichkeit ausge schlossen und der Antrag auf Einsetzung eines Landes-Ver- theidigungskomitees, der in der That eine durchaus revolu tionäre Maßregel ist, dann abgelehnt. Damit ist denn gegen über dem Geist der Revolution, der in Frankreich immer kühner das Haupt erhebt, wieder ein paar Tage Zeit gewonnen. Chalons. Der Kaiser Napoleon besichtigte zu Pferde mehrere (französische) Armeekorps. Tie Soldaten umringten ihn und verlangten vorwärts. TageSgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser war Sonnabend Vor mittag um 8 Uhr im besten Wohlsein in Potsdam einge« troffen. Unterwegs, von Spandau ab, nahm er im Sonder« zuge den Vortrag des Ministers v. Bötticher entgegen und hörte Vormittags von 10 Uhr ab im Neuen Palais die Vorträge des Chefs des Generalstabes Graf v. Schlieffen, sowie des Chefs des Militär-Kabincts v. Hahnke. Zur Früy. stückstäfel, welche um 1 '/« Uhr stattfand, war der Reichs kanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst geladen. Au der Abendtascl im Neuen Palais, welche uw 7 Uhr stattsand, waren der Großherzog und der Erbgroßyerzog von Ba)en anwesend, die io,'« Vormittags einzetrofffn waren und im Kgl. Schlosse Wohnung genommen hatten. Der „Tocialist'", Organ für Anarchismus« Socialism.is, ist wieder erschienen. Als Verleger zeichnet der Schriftsteller