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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192203252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19220325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19220325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-25
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1922
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das Bild ihrer Mutter angevracyk, umgeben von 5krepp- schleiern. Bor diesem Bilde verbrachte sie ganze Stunden, sprach mit ihm, wie mit einem Lebenden, widmete rhm einen förmlichen schwärmerischen Kultus, um nach diesen Träumereien den Ton des Hauses nur immer mehr als scharfen Mißklang zu empfinden. Marholt brachte einen wesentlichen Teil des Tages in seinem großen Revier zu, wo es immer etwas zu tun und zu beaufsichtigen gab. Aber auch sonst war er Waldläufer aus Passion. Was ihn, den Jähzornigen und Leidenschaftlichen, auch früher bewegt hatte; da draußen, oft in Sturm und Regen, un tiefsten Schnee, hatte er es niedergcrungen. Und diese Liebe zu seinem Wald hatte er aus jenen stürmi schen Zeiten mit hinübergenommen in die langen, ruhigen Jahre, wo sich das Leben gleichmäßig abgewickelt hatte in Arbeit, Erholung und gelegentlichem kleinen Aergxr. Wenn er sonst von seinen langen Märschen nach Hause gekom men war, hatte er es sich in seinem Lehnstuhl bequem ge macht und eine Pfeife nach der anderen geraucht. Jetzt fand er in seinem Wohnzimmer die fremde, junge Dame, die sein Kind war und deren Gegenwart ihm steten Zwang auf erlegte. Ja, wenn man wenigstens noch gewußt hätte, wo von man mit ihr reden sollte, aber ach! Diese Abende, an denen man einander stumm gegenübersaß, ein jeder sich der Gegenwart des anderen peinlich.bewußt wie des völ ligen Mangels an Gemeinsamkeit! Von Tag zu Tag häuften sich die Mißverständnisse und damit die kleinen Auseinandersetzungen; von Tag zu Tag sammelte fick der Zündstoff, der einmal in einem luft reinigenden Gewitter explodieren mußte. Rose beiatz zu viele Vorurteile und viel zu wenig Menschcnkenntms, um ihres Vaters Charakter auch nur annähernd gerecht werden zu können. Eine gewisse Derbheit des Wesens, die nn bänfigen Verkehr mit seinen Forstarbeitern ost unumgänglich not wendig war, erschien ihr als Roheit, und sein allzeit wach samer Pflichteifer allen Waldfrevlcru gegenüber als grau same Härte. Allerlei unklare Gedanken spukten durch ihr Köpfchen, Bilder von unverschuldetem Elend, das durch die unerbittliche Faust blinden Gcsetzeseifcrs ins Ungeheure gesteigert wurde. Marholt empfand das alles ganz gut und wunderte sich selbst, wie weh es ihm tat; zu Erklärungen konnte er sich aber doch nicht herbcilassen. Was hätte es auch nützen sollen? Vorurteile, so meinte er, mußten von innen heraus besiegt werden, mit Begründungen war ihnen nicht berzu- kommen. Als Rose eines Abends in der Dämmerung aus dem Dorfe heimkchrte, begegnete ihr nahe der Försterei eins Frau, die ihr den Weg vertrat und alsbald aus sie cinzu- schwadronieren begann. Die Person begleitete ihre Rede mit ungemein lebhaften Gesten, während sich unter dem weiten Kopftuch ein Paar unruhige Zigeuncraugcn auf jede Stelle in Roses Anzug hcstctcn, wo etwa eine Tasche ver borgen sein konnte. Tie ganze Erscheinung hatte etwas Fremdartiges. Aengstlich trat Rose zurück. „Wer sind Sie, was wollen Sie von mir?" Nun ging eine lange Jammcrgeschichte los von einem treuen Familienvater, der in unverschuldetes Elend ge raten sei- „Hat sich geholt ein bißchen, ach gar so ein lnßchen Holz aus'm ilSald, weil cr's nich könnt' mit ansehcn. wie die Kinder frieren; hat gedacht, Wald is groß und der Herrgott läßt für alle wachsen. Aber Pan Förster ist hart und hat lassen Haussuchung halten, nnd da haben sie ge sunden die eine kleine Birke. Und mein Mann ist sich ge kommen in Gefängnis, weil er's so gut mit uns gemeint hat. Ach, schönstes, guädiges Fräulein —" Ehe Rose sich's noch recht versah, hatte das Weib den Zipfel ihres Jacketts ergriffen und an die Lippen gedrückt. Cie wurde ganz aufgeregt. Gewiß, diese Worte sprachen von höchster Verzweiflung einer Mutter, die die Ihren darben sieht, und diese Verzweiflung hatte die unnötige Härte ihres Vaters verschuldet. Tic schlaue Polin merkte, daß hier höchstwabrscheinllch etwas zu erobern sei. ' „Gnädiges Fräulein haben ein weiches Herz, ich sch's, sind nicht wie der Vater. Herr Vater ist hart — schenken gnädiges Fräulein mir was." Rose atmete hastig. Wie stimmte doch alles, was sie sah und hörte, zu dem Bilde, das sie sich von ihrem Vater gemacht. „Wo wohnen Sie denn?" „Achrüm Poggclow, gnädigstes Fräulein. So recht ein Ort für arme, arme Leute," knickste sic. „Rose," rief Marholts Stimme vom Hofraum her, „komm herein. Was treibst du da?" Eiuc trotzige Antwort kam ihr auf die Lippen, aber da die Polin schleunigst davonstob, blieb ihr doch nichts weiter übrig, als ins Haus zurückzukehren. „Ich liebe das nicht, daß du des Abends so spät allein draußen bist," sagte Marholt, der sie an der Tür erwartete. Er hatte sich im geheimen schon nm sie geängstigt, wollte Hause vorbei, aber was sich dort im Lause eines langer» Tages an Leben zeigte, waren auch nur Bauern, die zur Stadt gingen, Forstarbeiter, Stromer oder langsam fahrende Holzwagen. Herausgerissen aus allem, was ihr lieb und vertraut gewesen, stand sie hier nutz- und zwecklos inmitten eines fremden Kreises, dessen Arbeiten und Interessen sie weder raunte nock kennen zu lernen wünschte. Eine rasende Sehnsucht nach der Mutter, nach der alten Heimat, alten Verhältnissen, Gesichtern und Freunden packte Rose. Tag und Rächt flössen ihre Tränen. Was hatte sie verbrochen, daß sie alles batte verlieren müssen, woran ihr Herz hmg, um hier eingesperrt zu werden bei einem Manne, den sre nicht nur haßte, sondern auch.fürchtete? Tenn sie sah es wohl, in der Diese der falkenscharfcn Augen lauerte der Jähzorn „Teine Briefe sind mein einziger Trost," schrieb sie an Ellen Reineke. Aber im Grunde taten die gutgemeinten Ergüsse überschwänglicher Mädchenfreundschaft doch mehr Schaben als Nutzen, da sie die Selbstbemitleidung wach er hielten und durch stete Schilderung des Verlorenen die Ge wöhnung an das Neue erschwerten. Inzwischen schlug das Wetter um, der Schnee schmolz, ein Paar Sturmtage trockneten die durchweichten Wege, und eines guten Sonntags strahlten Sonnenschein und klarer Himmel über dem Wald. „Wir wollen in die Kirche gehen," sagte Marholt. Bei Roses Mutter war derartiges nicht recht Sitte gewesen. Kirchenluft im allgemeinen galt als unbekömm lich. Auf schönes Menschentum, unbeschwert durch Dogmen ballast, kam es ihr an Indessen erhob Rose keinen Wider spruch. Man kam auf diese Art dock einmal aus dem ver haßten, gcfängnishaften Walde heraus. Nach dem Gottes dienst benutzte Marholt die Gelegenheit, Rose mit der Pastorin Mansfeld und ihren Töchtern bekanntzumachen. Während sich Fräulein Elisabeth und Magdalene Roses be mächtigen, und, nicht ganz frei von Befangenheit, ein paar Fragen an sie richteten, blieb Marholt mit der Mutter ein wenig zurück. Obgleich er feine Stimme nach Kräften dämpfte, hörte Rose doch die Worte: „absichtliches Fremd tun, bewußtes Widerstreben." Aha, er führte also Klage über sie. Dann hörte sie die Pastorin sagen: „Sie müssen Ge duld haben, lieber, alter Freund." Rose warf den Kopf auf. Geduld? Ei, wenn hier irgend jemand Geduld zu üben hatte, so war sie es doch, und nicht ihr Later. War nicht jeder Tag des Beisammen seins mit ihm eine neue Prüfung für sie? Es war ein Unglück, daß gleich jener erste Abend Vater und Tochter in eine schiefe Stellung zueinander gebracht hatte. Es war, als ob sie sich nun mit Naturnotwendiq- keit immer weiter voneinander entfernen müßten. Auch in ihm war das Mißtrauen. ,,Nur die Züge hat sie von mir, im übrigen ist und bleibt sie ihrer Mutter Tochter," grollte er, und damit war für ihn im Grunde alles gesagt. War's nicht am Ende ein schwerer Irrtum gewesen, daß er darauf bestanden hatte, sie zu sich zu nehmen? Wie war er über haupt dazu gekommen? War's nicht die Sehnsucht nach seinem Kinde gewesen, das er damals trotzig seiner Frau überlassen, um nicht durch Anstrengung eines Prozesses seinen Namen nock mehr in der Leute Mund zu bringen, als es ohnehin schon der Fall gewesen? Ja, wenn Rose ein Junge gewesen wäre, aber so? Er hätte wissen können, wie das Experiment ausfallen würbe. Er paßte ja nicht zu den Frauen, hatte sich in die Art dieser durch Schwäche starken, launenhaften, unberechenbaren Ge schöpfe nie zu finden gewußt. Gewiß gab cs Ausnahmen, klar, wahr nnd zuverlässig, wie zum Beispiel die Pastorin drunten in Tannhagen, aber sein allgemeines Urteil ward durch solche Ausnahmen nicht beeinflußt. Und dennoch — so widersinnig es klingen mag, würde es ihn gefreut l^bcn, wenn sie ihm etwas Entgegenkommen gezeigt hätte. Es mußte ja hübsch sein, wenn sie einmal den dunklen Kopf mit dem seidigen, gebauschten Haar an seine Schulter gelehnt hätte, wie es die Töchter des Pastors so ost bei ihrem Vater taten. Es freute ihn ja schon, wenn seine Hunde, trotz gelegentlich verabreichter, heilsamer Tracht- Prügel, zahm und zutraulich waren. Aber dieses Wesen, das seines BluteS war, faß ihm gegenüber mit kühlen, fremden Augen, die mehr als deutlich sprachen: Ick mag dich nicht, will dich picht; gezwungen bin ick gekommen nnd werde wieder gehen, sobald ich kann. Trotz allem aber lag in dieser herben Ehrlichkeit etwas, das ihm gefiel, auch wenn es sich gegen ihn kehrte. Wieviel oberflächlichen Firnis d-e Mut ter ihr auch anerzogen haben mochte, diese tiefimiertzch- Ge radheit des Wesens war kein Geist von ihren» Geist, cs war ein Zug seiner eig nen Natur. Rose freilich spürte nichts von irgendwelcher inneren Verwandtschaft. In ihr war nur Auflehnung und Wider willen gegen einen Mann, der in Wasserstiefeln zu Tisch kam, mit dem Messer aß, und dessen dröhnende Stimme, wenn sie sich über ein Versehen im Haushalt grollend erhob, ihr jedesmal Schrecken xinjagte. Soviel sie konnte, flüchtete sie vor ihm in ihr Zimmer. Dort hatte sic »» einer Eck« aber nicht eingcsteheu, nnd so klang sein Ton etwas kurz und herrisch. „Ich denke. Euer Wald ist sicher?" „Uttr mich schon, aber nicht für dich; übrigens s.'.h ich dich init der Michalski reden, w»e kommst dl» zu dem Weibs bild?" Ter 'Ausdruck empörte Rose. „Mir kam sie tief bedauernswert vor. Sie bat mich für ihre hungernden Kinder. Ihr Maui» sitzt, weil er aus Slot —" „Hat gesessen, mein Döchting. Er ist gestern entlassen und könnte seine Familie recht gut ernähren, wenn der Schubiak nicht so unverbesserlich faul wäre. Holz stehlen ist bequemer als arbeiten. Na, ich habe aber ein ivachsames Ange auf den Musjeh." Jedes seiner Worte verletzte Roses Gefühl. So sprach nur die vollendete Herzlosigkeit. „Wenn man selbst in der warmen Stube sitzt und eine»» Buchenklotz nach dem anderen einschiebt, kann man sich nicht in die Seele von Menschen versetzen, die eine armsettge Birke nehmen, um ihre Kinder vor dein Erfrieren zu schützen." Ihr Ton war sehr scharf, so daß Marholt nicht umhin konnte, sie zu verstehen, aber obgleich er sich ärgerte, zog er vor, keine Notiz von dem Hieb zu nehmen. „Do liegt der Poggelow?" fragte Rose nach einer Weile. »Hast du etwa Lust, eine Visite abzustatten? Das ver bitte ich mir nun ganz entschieden. Tu brauchst be» der» Spitzbubenpack nicht den barmherzigen Samariter zu spielen, und ich will nicht in Angst schweben vor den», was dir etwa in meiner Abwesenheit passieren könnte. Laß dir nicht solche Tummheiten einfallen, hörst du?" . Rose schwieg, weil sie sich nicht durch ein Versprechen binde»» wollte. Sie hatte schon ihre»» Plan gemacht und ge dachte nicht, ihi» anszugcben. Ter Wunsch, Marholts Ver ¬ bot zum Trotz, ihrem welchen Herzen stachzugcvest, Wunden zu heilen, die er geschlagen, reizte sie unsäglich und ward endlich unbezwinglich. Sie wollte bewerfen, da» man Marholt heißen und doch Teilnahme für die Armen und Unglücklichen haben könne. Ter Förster hatte am folgenden Nachmittag kauin dckl Haus verlassen, als sich Rose klopfenden Herzens auf den Weg machte. Das Bewußtsein, aus verbotenen Pfaden zu wandeln, hat seit Evas Tagen immer seine eigenen geheime« Reize gehabt. Der sogenannte „Poggelow"" war ein Doppelkaten, d«L, zu Groß-Werlitz gehörte, aber seit Mensckengedenken im übelsten Rufe stand. Er wurde meist von zugelaufene«« Volk bewohnt, von dem niemand so recht wußte, wie es sich/ ernährte. ' , Als Rose nach halbstündiger Wanderung ihr Ziel vor sich sah, wollte ihr indessen der Mut fast entfallen. Da windschiefe Häuschen, dessen Fenster teilweise mit Papier verklebt waren, sah doch gar zu spelunkenhaft aus, und al? sie vollends die Stubentür öffnete» lieb sie nur der Ge danke an ihre Mission standhalten. Was für eine Luft war in dem niedrigen, geschwärzten Maum und welcher Schmutz und welche Unordnung. Ern halbes Dutzend zerlumpte Kinder balgten sich auf dein Fuß boden, man mußte fick förmlich vorsehen, nickt auf eins zv treten, und aus der Ofenecke, o Graus, erhob sich gar cm verwildert aussehender Kerl mit einem Struwelkopf. TaS war jedenfalls der Märtyrer für seine Familie, aber Ros, fand es ganz unmöglich, ihre Teilnahme auf der alt«! Löhe zu erhalten. Mit einer solchen Staffage hatte si« sich die Lütte der duldenden Armut denn dock pickt ge ziert gedacht. Glücklicherweise bemerkte sie wenigstens de» Mick grinsenden Einverständnisses nicht, den Mann unk Fran tauschten. (Fortsetzung folgt.) M MM io de« nemtdMe« MlWdvi mit de« M« WMildern. Tie Entdeckung einer großen unterirdischen früh christlichen Begräbnisstätte in der Nähe der Porta Mag giore »n Rom, in der sich wundervolle Fresken m»t den ersten Darstellungen der Apostel fanden, »st einer der wich tigsten archäologischen Funde, die je in dein weltgeschicht lichen Bodei» der ewigen Stadt gemacht wurden. Die erste genauere Schilderung der ganzen Anlage bietet der Be richt eines englischen Archäologen Thonipsvn, der mit Prof. Ncspi Landi die neuen Katakomben besuchte. Bei Ausgrabungsarbeiten zum Bau einer Garage ivaren Ar beiter aus eine Höhle gestoßen, die unter allerlei Schutt verborgen gewesen und den Eingang zu dem Lypogcum bildete. Tie Stätte ist von großer geschichtlicher Bedeu tung nnd liegt am Vialc Manzoni zwischen der Porta Maggiore und der Via St. Croce. Hier war der alte Weg, den bereits Servins Tullius nach der Porta Esqnilina gebaut haben soll, ganz in der Nähe der Schnittpunkt der großen Aquädukte, Wo der Kaiser Claudius im Jahre 272 den Hoffnungs-Tempel errichtete. Nach dieser Zeit waren alle Beerdigungen innerhalb der Mauern Noms streng verboten. Das ist für die Datierung der neuen Katakomben von Wichtigkeit, denn sie liegen innerhalb der Mauern, müsse»» also vor diesem Jahre errichtet sein. Auf zwei »ntt Ziegeln gemauerten Treppen gelangt man durch den Ein gang an der Erdoberfläche nach einem etwa 20 Fuß brei ten nnd 10 Fuß hohen Raum, dessen Wände nnd Dach mit Stuckarbeiten in grauer Farbe bedeckt sind. An den vier Ecken sind Fresken, die weibliche Figuren rn far bige»» Gewändern darstcllen, aber ziemlich undeutlich sind. Steigt man durch einen Torbogen weitere 17 Stufen her ab, so gelangt mau in einen größeren nnd schöner aus gestatteten Rann», dessen Wände und in Bogen gewölbte Decke mit farbige»» Fresken von größtem Wert verziert sind. An zwei Seiten des Raumes befinden sich Nischen zur Unterbringung von Toten, nnd unter diese»» Nischen sind Aushöhlungen von 0 Fuß 0 Zoll Tiefe, die zu dem selben Zweck dienten. In einem dieser Gräber fand man noch die Ueberrestc eines menschlichen Skeletts. An den Wänden über diesen Gräbern besindcn sich nun »cnc 12 Gemälde, die ohne Zweifel die Apostel darstcllen. Die Fi guren, die in Trciviertel-LcbenSgröße sind, erscheinen »n ansrcchtcr Stellung nnd lausen in etwa 2 Fuß Entfernung rund nm den Raum herum. Wenn sich das Auge an die Farbe gewöhnt hat, dann wirken diese Gestalten mit gerade zu plastischer Lebendigkeit, als wollten sie ans den Mauern hcrvortreten. Man ist überrascht von der Schönheit der Malerei nnd der lnnstlerischei» Ausführung, die alles übcr- lrifst, was bisher an Gemälden in Rom ans dieser Zeit entdeckt worden ist. Die Köpse der Gestalten sind beson ders aut ansgesnhrt nnd sicherlich von einer Meisterhand gezeichnet. Tie Farbe ist dunkel im Ton und bevorzugt Vcr- bi"dunac»» ''ines rcicke» Brann nnd Terrakottarot mit etwas Blau und Grün, die die Gewänder beleben. Die Bestimmung jeder einzelnen Figur ist schwierig, aber die, Gestalten von Petrus und Paulus, die sich in einem bes sere» Erhaltungszustand befinden, als die andern, sind, ziemlich sicher zu erkennen. Tas Gesicht von Petrus ist sehr charakteristisch pnd zeigt eine gebietend« Strenge,' während die Züge von Paulus viel milder und gütiger' sind. Alle Figuren sind bärtig, in die Toga gekleidet und' barfüßig. ' Tie Decke dieser Grabkammer ist gewölbt und mit? einen» Ornament in roter Terrakottakarbe verziert, das in den Ecken Vögel und Tiere auftveist. In dem ersten, Gewölbebogen befindet sich ein bemerkenswertes Gemälde,, das den Abhang eines Hügels darsteüt, auf dem eine! Herde von Schafen grast. In der Nähe des Gipfels be-' findet sich eine sitzende Figur, die eine Rolle hält und sehH wahrscheinlich Christus darstcllt. Tie Schafe haben gerade- Hörner und lange Schivänze nnd sind denen ähnlich, die! »nan nock heute in Syrien und Palästina findet. In dem nächsten Bogen-Gemälde ist der Garten einer römischen Villa zu sehen, der zahlreiche, z. T. verwischte Figuren/ nnd Tiere enthält. Darunter in eine» Nische ist ein» Szene abgebildet, auf der sich mehrere nackte Gestalten-, Land in Hand einer Art Quelle nähern, neben der eine/ weibliche Figur steht. Die Darstellung erinnert an antike) Bild r von heiligen Quellen, die eine Nymphe bewacht- Auf der linken Seite dieses Bildes ist die sryende Figur, eines beneideten bärtigen Mannes, der den rechten Arm' ausstrcckt. Tas Bild wird wohl auf die ckristllche Tausch zu deuten sein. An der rxchten Seite des Raumes ist ein/ Gesims, das einen Schmuck von bunten Ziegeln auiwcist.', Ter Boden zeigt eine»» Mosaikbelag von weißen nndj schivarzen Steinen in vorzüglicher Erhaltung, dessen Jn-I schrift ein Licht auf den Besitzer der Grabstätte wlrft/ Tie Inschrift enthält die folgenden Namen: Aurcliu« Oncsimus, Aurelius Paperitls, die Jungfrau Amceln» Prima und Aurelius Felicissrmus. Das Hypogeum wird da»,ach von einem reichen Christen »m 1. oder spätestens? 2. Jahrhundert als Familieubegräbnis erbaut »vorbei» sein» Steigt »nan vier weitere tiefe Stufen herab, so kommt man in einen anderen Raum, dessen Wände ebenfalls mit Stuck belegt nnd farbig ausgesckmückt sind. Die Dekora tionen der Bogenecken dieses Raumes zeigen vorzüglic» ausgcftthrte farbige Pfauen, während sich in andern Ecke» Tarstcllnngcn von Seepferden befinden. Eins der Tieres das ii» Fahlblan gehalten ist, will man als eine persisch« Katze erkennen. Rings um den unteren Teil der Wänog dieses Raumes liegen sechs Grabnischen. Die Räume sm« durch kreisrunde Löcher vorzüglich ventiliert. Tre größt« Tiefe, die bis jetzt erreicht ist, liegt 30—40 Fuß unter d«s Erdoberfläche. Einige der Bilder werden jetzt sorgfältig kopiert, um sic festzuhaltcn, bevor sie vielleicht durcU Zufuhr von Luft beschädigt werden; die ganze Nnlag« wird photographiert, und die Regierung tut alles, MU diese wichtigen Funde zi» erhalten, die vrelleicht noch b« weiteren Nacbsorschnngcn verinchrt werde»»-
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