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Beilage znm „Riesaer Tageblatt Mittwoch, 9. Juni 1900, ,ven»S «S. Jahrg. - — -- > .. , ,, - Wie hoch würden sich Schiffahrts abgaben auf der Elbe stellen? Der Gesetzentwurf sür die Erhebung von SchiffahrtS- abgaben, der dem Bundesrat zugegangen ist, läßt di« Frage, Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Äenn die englische Regierung den Ratschlägen folgt, die Dr. N. M. Bu 1 ler, der Präsident der amerikanischen Gruppe der Vereinigung für internationale Schiedsgerichte, ihr erteilt hat, dann würde sie den maritimen Zweimächte- Standard aufgeben und aufhören, deutsche Anschläge auf britisches Gebiet zu argwöhnen. Auf einer jüngst abge haltenen Konferenz erklärte Dr. Butler mit dem größten Nachdruck und in voller Aufrichtigkeit: er glaube nicht, daß eS irgendeinen Grund zur Nervosität für Großbritannien gebe. Der englische Argwohn gegen Deutschland sei „grausam ungerecht". England biete das größte Hindernis für eine Begrenzung der Rüstungen und für soziale und wirtschaftliche Reformen, weil es den maritimen Zwei- mächte-Standard ausrechterhalte. Den englischen Flotten chauvinisten wird diese ruhig-nüchterne Beurteilung der Dinge nicht behagen. Noch weit unangenehmer aber dürften sie die Folgerung empfinden, welche die „New Dark Preß" aus der in Panik ausgearteten englischen Ner vosität ableitet. DaS genannte Blatt bemerkt zu den grotesken Nachrichten über deutsche Waffennicderlagen in London: „Die Engländer scheinen so überzeugt davon zu sein, daß die Deutschen sie schlagen können, daß eS eine große Versuchung fürDeutschland ist, eS zu versn^-n." — Die Logik dieser Auffassung wäre un bestreitbar, wenn nicht die deutsche Friedensliebe stark genug wäre, um auch einer etwaigen Versuchung solcher Art Herr zu werden. Ein deutsch.südwestafrikanischeS Bodenkreditinstitut ist gegenwärtig in Berlin in Bildung begriffen. An der «otationSdrmk und «erlaa von Lan-«r ck Vtnterltch in Rl«f«. — Für dl» Redaltton vmuMvortNid: Hermann Schmidt in Riesa. kilometer. Nur jemand, dem die Frachten- und Schiffahrt»- Verhältnisse auf der Elbe ein völlig unbekannte» Land find, kann annehmen, daß beispielsweise elne Ladung Zucker von 1000 Tonnen von Aussig bis Hamburg — ich nehme ab sichtlich einen großen Kahn, weil Herr PeterS, wenn auch irrigerweise infolge der von ihm beabsichtigten Vertiefung dr» ElbbetteS mit großen Dimensionen der Fahrzeuge rech net — jemals eine Verkehrsabgabe von 820 M. ertragen könnte oder «ine Kohlenladung von Aussig bis Magdeburg eine solche von 450 M., namentlich bet sinkenden Frachten, die Herr PeterS im Interesse der Konkurrenzfähigkeit der Schiffahrt gegenüber der vahn für notwendig hält. Schon die Hälfte der vorbezeichneten Abgaben würde bet mittleren Kähnen von ca. 700 Tonnen Tragfähigkeit und jährlich 8 Reisen — 4 zu Berg und 4 zu Tal — und einer DurchschnittSbewegung von 300 km pro Reise eine jähr liche Abgabe pro Kahn von mehr als 1000 M. bedingen: 700x300x0,0625x8 -- 1050 M. E» bedarf für jeden Sachverständigen nicht die Spur des Beweises, daß damit die Glbschiffahrt am Ende wäre." Angesichts dieser mit einem so unerfreulichen Ergebnis endenden fachmännischen Berechnung muß man an die Be fürworter der SchiffahrtSabgaben auf daS nachdrücklichste abermals die Forderung richten, daß sie endlich den Beweis sür ihre Behauptung, die Abgaben würden verkehrsfördernd wirken, durch eine nach kaufmännischen Grundsätzen aufge machte Berechnung erbringen. Diese Forderung ist schon wiederholt aufgestellt worden, aber bisher hat noch niemand ihr zu entsprechen vermocht. wie hoch sich die Abgaben auf den Strömen stellen sollen, völlig im Dunkel. Auch irgendeine maßgebliche Erklärung, wie etwa die preußische Regierung über dies« wichtigste aller in Betracht kommenden Fragen denkt, liegt nicht vor, so- daß die Interessenten vorläufig auf Mutmaßungen oder auf eigene Berechnungen angewiesen sind. Eine sehr dankenswerte Berechnung dieser Art findet sich in dem Referat über SchiffahrtSabgaben, das kürzlich auf dem in Berlin abgehaltenen Deutschen Binnenschiffahrt», tag Herr Major Placke-Aken gehalten hat. Eie gibt eine greifbar« Vorstellung von der zu erwartenden Belastung, weshalb e» sehr wünschenswert erscheint, daß diese» Referat in allen Kreisen, die an der Glbschiffahrt ein Interesse haben, bekannt wird. Herr Major Placke sagt lt. „L. T." in seinem Referat bezüglich der vorgeschlagenen Stromverbesserungen, hinsicht lich der Elbe sei neuerding« bekannt geworden, daß die Herstellung einer größeren Mindesttiefe geplant wird, wo durch außer den 11 Millionen sür die Umlegung der alten Elbe bei Magdeburg ein Kostenaufwand von etwa dreißig Millionen in Aussicht zu nehmen sei, und sährt dann fort: „Schon für Verzinsung und Amortisation nur dieser letz- teren Summ« — zusammen 4*/, Proz. gerechnet — wären jährlich 1350000 Mark durch SchiffahrtSabgaben aufzu» bringen. Dazu treten die Kosten der laufenden Unterhal tung einschließlich angemessener Rücklagen für größere Auf besserungen und sür Erneuerungen abgängig gewordener Bauten oder Geräte und' die VerwaltungSkosten. Zu den letzteren gehören nach der Praxis auch die Gehälter de» er forderlichen Personal» nebst den Aufwendungen für Ruhe gehälter und Versorgung der Hinterbliebenen. Nun be laufen sich die Kosten für die Unterhaltung der Elbufer- bauten — also fortlaufende Korrektion — für die Ver waltung und Stromaufsicht an der Elbe innerhalb Deutsch lands zurzeit auf 2 Millionen Mark, wobei die in dem Entwürfe vorgesehenen Ruhegehälter usw. ohne Zweifel nicht eingeschloffen sind. Wenn ich mit der Möglichkeit rechne, daß von diesen 2 Millionen die Hälfte als für LandeSmeloration aufgewendet in Abzug gebracht wird (eine Bestimmung über solche Abzüge für LandeSmeloration ent- hält übrigens der neue Gesetzentwurf nicht. L. T.), so bleibt immer noch eine Million, und e» ergibt sich mit obigen 1350 000 M. für Zinsen und Amortisation ein durch SchiffahrtSabgaben jährlich zu deckender Betrag von 2 350 000 M. Die höchste DurchschnittSabgabe des Herrn Ministerialdirektors Peter», mit der er lockt, soll sich für die Elbe auf 0,04 Pfg. pro Tonnenkilometer belaufen. Ueber die Süterbewegung auf der Elbe gibt eS eine zuverlässige Statistik nicht; man nimmt im allgemeinen 8 Millionen Tonnen an, Herr PeterS soll mit 10 Millionen Tonnen rechnen. Ich will die Mitte beider Zahlen als die zurzeit richtige ansehen und als DurchschnittSbewegung eine Länge von 300 km setzen — soviel beträgt ungefähr die Fluß» länge von Hamburg bis Magdeburg und von Magdeburg bis Dresden —, so würde sich bei dem Einheitssätze von 0,04 Pfg. pro Tonnenkilometer ein Abgabenbetraa von neun Millionen x 300 km x 0,04 Pfg., also nur 1 080000 M. ergeben. Um den vorstehenden Ausgabenbetrag von 2350000 Mark zu erreichen, wäre eine SchiffahrtSabgabe von fast 0,09 Pfg. pro Tonnenkilometer nötig, und wenn die Hälfte der laufenden Ausgaben nicht für LandeSmeliorationen ver rechnet wird, eine Abgabe von rund 0,125 Pfg. pro Tonnen- Ue Unii» ie§ leits ui in iE» SuieOiin. be Da» Kaiserliche Statistisch« Amt veröffentlicht (in den vierteljahr»heften zur Statistik de» Deutschen Reich») «ine Darstellung der Finanzen de» Reich» und der deutschen B»nd«»staat«n. Die Su»gab«n, Einnahmen, die wichtigeren Bestandteile de» Staatsvermögen» sowie di« Schulden werben behandelt. Die Nachweise beziehen sich durchweg für die Voranschläge auf da» Rechnungsjahr 1908, für die Staat»rechnungen auf da» Rechnung»jahr 1906. Jn»g,samt betragen die Staat»au»gab,n nach den Voranschlägen der Bundesstaaten 5411 Millionen Mark (darunter außerordentliche 261), sür da» Reich 2953 (da runter außerordentliche 265), zusammen in Reich und Bundesstaaten 8364 (darunter außerordentliche 526). Die Staatseinnahmen belaufen sich in den Bundesstaaten auf 5387 Millionen Mark, im Reich auf 2953, zusammen in Reich und vunde»staat«n 8340 (darunter außerordentliche au» Grundstock, Anlehen und sonstigen Staatsfonds 234 bezw. 266). Unter den ordentlichen Ausgaben und Einnahmen der Bundesstaaten stehen die Erwerbseinkünste mit 2597 bezw. 3608 Millionen Mark an erster Stelle. Der Hauptanteil entfällt auf die GtaatSeisenbahnen mit 1908 bezw. 2681. Der Rest verteilt sich auf Domänen, Forsten, Bergwerke, GtaatSdampfschiffahrt, Post, Telegraph und die sonstigen Staatsbetriebe. Die ordentlichen Ausgaben und Einnahmen de« Reich« an Erwerbsanstalten (672 bezw. 825 Millionen Mark) entfallen hauptsächlich auf Post und Telegraph (562 bezw. 655) und di« Eisenbahnen (102 bezw. 126). Die nächstwichttgste Einnahmequelle bilden Steuern und Zölle. Die Bundesstaaten erhoben an direkten Steuern 585, Sufwandsteuern 82, VerkchrSsteuern 86 und Erb schaftssteuern 18, zusammen 771 Millionen Mark. DaS Reich bezieht au» Zöllen 755, aus Aufwandsteuern 473, aus BerkehrSsteuern 153 und au» der Erbschaftssteuer 42, zusammen 1423 Millionen Mark. Zahlenmäßige Nachweise über daS Staatsvermögen der einzelnen Bundesstaaten konnten nur in bezug auf wichtigere Bestandteile erbracht werden. Neben Neberschüssen früherer Rechnungsjahre, verfügbarem Staatskapitalver mögen usw. besitzen die Bundesstaaten an Domänen ein Areal von 766712 da, an Forsten 5009359 da. Die Staatseisenbahnen repräsentieren «ine Läng« von 51930 km (im Reich 1816) und ein Anlagekapital von 14766 (im Reich 728) Millionen Mark. Die fundierten Staatsschulden beziffern sich zu Beginn de» Rechnungsjahre» 1908 für die Bundesstaaten auf 12930 (darunter Preußen 7619, Boyern 1795), für daS Reich auf 3644 Millionen Mark. Die schwebenden Schul den betragen insgesamt 774 Millionen Mark; sie ent fallen in der Hauptsache auf daS Reich (360) und Preußen (345). 130 unerträglich. LLas ihr vorher ein Trost gewesen, war ihr jetzt eine unaussprechliche Pein. Sie mußte allein sein, um dey ganzen Umfang ihres Elendes übersehen zn können. Sie ging zurück, doch andere folgten ihrem Beispiele, da man ja doch nicht weiter konnte, sie war noch immer nicht allein. Rings um sie her wurde laut und lebhaft gesprochen, Vermutungen aufgestellt und die verschiedenen Empfindungen verglichen. Viele hatten an den Weltuntergang geglaubt, andere ängstigten sich um Freunde und Verwandte jenseits des Triimmerhaufens — mit Monika sprach niemand. Welches Interesse konnte die Nonne daran haben, ihr Kloster stand ja noch! Das lag sicher, sie hatte nur Grund sich zu freuen, glücklich zu sein. Wie noch nie zuvor, brach die Erkenntnis ihres Allein stehens, ihrer grenzenlosen Vereinsamung über Monika herein. Steinmann war oer einzige, der ihr Teilnahme und, jetzt gestand sie es sich ein, ihr Liebe gezeigt hatte. Und wie hatte sie es ihm gelohnt und gedankt! — — Den ersten Seitenpfad kletterte sie hinauf. Der Weg war noch weit, sie fühlte sich erschöpft, ihre Knie zitterten, es flimmerte ihr vor den Augen, aber es zog sie unwiderstehlich nach dem Kloster, wo die Erinnerung an Stcinmann ihr winkte. Nach kurzer Zeit begegnete ihr Pietro. Auf seinem alten wetterharten Gesichte prägte sich Entsetzen und Grauen aus. „Die Hütte der alten Fortunata ist mit allen, die darin waren zerschmettert." „Zerschmettert!" ries sic gellend aus. Er nickte indem er cs wiederholte. „Zerschmettert, mit allen —I" Und dann eilte er weiter, so schnell ihn seine alten Füße tragen wollten. Wo solches Grauen über die Menschen hereinbricht, ist Reden keine Erleichterung, nur Qual. Auf der nächsten Bergtcrrasse sank Monika zn Boden, sie konnte nicht weiter, ihr war zum Sterben elend und ver- zweislungsvoll zu Mute. Sie legte den Kopf auf einen Stein, sie meinte, die Sinne würden chr schwinden, doch die heißen Tränen brachen unaufhaltsam hervor und in lautem Schluchzen fegte der namenlose Jammer nun alles hinweg, das sie sich als Bollwerk innerlich gegen die Liebe zn Stcinmann auf gebaut. Nein, sie war nicht gebunden, sie war immer frei gewesen, in unsaßlichcr, eigensinniger Verblendung hatte sie sich und ihm das Leben verbittert, seine Güte mit Undank ge lohnt, seine Liebe gekränkt, verletzt und ihn selbst beleidigt, ver wundet Erst leise, dann lauter und lauter rief sie seinen Namen, fügte die zärtlichsten Licbcsworte hinzu, ja bekannte sich selbst, wie heiß, wie innig, wie ausschließlich sie ihn liebe und schon lange geliebt habe. Sie schleuderte die Haube weg, dl« Ne in einem lebten Ausluge von Trotz beute erst wieder Gewagtes Spiel. 27) Roman von H. von SchreiberShofen. Mit jeder vorüber rinnenden Viertelstunde ward die Ein samkeit für sie drückender und qualvoller. Anklagen und Vorwürfe, an die sie nie bisher gedacht, erhoben sich in ihr und verwirrten ihr Denken. Dann glaubte sie, Schritte von draußen zu hören, doch es waren nur ihre eigenen lauten H r^ufg einmal fiel ihr der geheime Ausgang ein, den Steinmann durch sie erst kennen gelernt hatte. Sofort war sie entschlossen, ihn zu benutzen. Sie hatte nicht versprochen, im Kloster zu bleiben, Steinmann hatte sie ja deshalb ein geschlossen. Im Hose heulte und winselte der Hund, sie konnte ihn mcht mitnehmen. Im Keller erschrak sie einige Male über Tiere, die sich wie Schutz suchend an sie drängten, zugleich war eine Art seltsames Rauschen und Knistern zu hören. In dem Augenblicke, als sie wieder in's Freie trat, ertönte em ohrbetäubendes Geräusch, ein Vrasseln und Krachen, lauter und anhaltender als ein Äewittervonner im Sommer. Monika sah sich um. Der Himmel war klar, sonnig und wolkenlos — doch nein, dort erhob sich eine graue Wolke. -Eine seltsame, ungewöhn liche Wolke! Sie hing nicht oben am Himmel, sie stieg und wuchs von unten heraus, verdunkelte erst dann den Himmel. Und die Erde zitterte, Monika fühlte ein Schwank» und kauerte nieder. DaS mußte ein Erdbeben sein. Sie dachte sofort an Steinmann, sehnte sich in seine Nähe und dachte semeS Trostes, seiner Hilfe, seines Schutzes, die sie immer bei ihm gefunden. .. Plötzlich packte sie auf's neue die riesengroße Angst um ihn. Jetzt wußte sie, warum eS sie hinausgetrieben, warum sie ihn hatte folgen, ihn hatte zurück halten wollen. Dort, wo die dunkle Wolke aufstieg, dort hinter jenem Felsengrate lag Amalfi, dort war Fortunatas Hütte. ... Ihr Herz schien stehen zu bleiben, sie haschte nach Atem, sie glaubte zu ersticken. War dort da» Erdbeben gewesen, war dort die Stätte der Zerstörung, dort, wohin Steinmann seine Schritte gelenkt hatte, dann ! Monika stieß einen Schrei aus, so kläglich, s ver- «wetflungSvoll, wie nie zuvor. Sie konnte nur noch einen Laren Gedanken fasten: Hin zu ihm, wo er auch war! Ohne Ueberlegung, nur von einem Instinkte getrieben, über den sie sich keine Rechenschaft gab, sprang sie auf und lief talwärt», bi» sie die Landstraße errnchte, auf der sie am schnellste» vorwärts zu kommen hoffte. Schon strömten Menschen darauf demselben Ziele zn, schreiend«, entsetzte Menschen, die nach dem Meere zeigten, dessen Wogen sich über die niedrig gelegenen Teile der Straße, über die Gärten, Häuser und Anlagen ergossen hatten und im Rückprall Terrassen, Bäume, Brücken, Mauern und Treppen mitrissen. Die Straße war hier unberührt, man konnte auf ihr gehen, Monika drängle sich in der r-.neuge »ul vorivuu^, vis eine mächtige Wand von Erde, Schlamm und Felsen d-n Weg versperrte. Die Leute riefen und schrien durcheinander. „Der Berg ist gestürzt." — „Die Stadt vernichtet." — „Alle Häuser zerstört." — „Die Schiffe zerscheitert." — „Zahllose Menschen tot." — „Feuer kommt aus den: Berge." — „Nein, das Meer steigt, alles wird versinken." — „Die Heiligen werden uns Helsen!" Die Angst, der Schrecken vergrößerten die Tatsachen, an sich schrecklich genug, ins Ungemessene, die Phantasie schuf neues Entsetzen. Monika hörte, faßte aber den Sinn der Worte kaum, bis jemand in ihrer unmittelbaren Nähe sagte: „Wer heute in Amalfi oder in der Umgeb' ..g gewesen ist, der hat die Sonne zum letzten Male gesehen!" Da sank sie mit einem Aufschluchzen nieder und drückte ihren Kopf in ihr Kleid, um ihre Stimme zu ersticken. Niemand achtete ihrer, es hatte jeder mit sich und den: Furchtbaren zu tun, das über sie herein gebrochen war. Man begriff cs noch kaum. Das Antlitz der Gegend hatte sich in kurzer Zeit ge ändert. Wo fruchtbare Terrassen mit herrlichen Obstbäumen, wo Landhäuser inmitten blühender Gärten gewesen, sah man nur noch ein wüstes Trümmerfeld. Noch immer rollten Felsblöcke herab, schoben sich Erbmassen vor und sanken mit den Bäumen und Büschen, die darin gewurzelt, lautlos in daS Meer, das seine lehmfarbigen Wogen gierig darüber hintrieb. Es war unmöglich, von hier aus weiter vorzu dringen, doch Monika wollte zur Hütte Fortunatas, sie hatte keinen andern Gedanken, sie mußte hin. — „Bis zu den Capncini ist alles zerstört, kein Haus, kein Garten, nichts ist mehr da!" rief em Mann, der mit An strengung einen Felsen erklettert hatte. „Die Menschen, die Menschen — sie sind doch gerettet l" stammelte Monika mit bleichen Lippen. In ihren Angen lag ein Flehen, als hinge ihre Seligkeit davon ab. Ein alter Mann neben ihr schüttelte traurig den weißen Kopf. „Nein. Wer dort," seine Hand deutete nach der Unglücks stätte, „heute war, hat ausaelittcn, der lebt nicht mehr. Sich vort, wie es den Schissen ergangen ist, Schwester!" Er wies auf die Wellen, wo Leichen auf und nieder tauchten. Schaudernd verhüllte Monika ihr Antlitz. Was tc4 sie noch hier! Tie Näve der vielen lärmenden Menschen ward ihr auf einmal