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— 70 — 7! 1 ^ko« Jl«n Gefühl« hat« ich kein Verständnis und Hrrbitte mir jegliche ungehörige Zusammenmischung Ihrer lussassungen mit den ureinigen," erllärte er finster. «Marsch, vorwärts zum! Dorf. T»S geladene Gewehr Mrd »ich dar« schütze», daß Ci« mir entwischen." Aber Heller machte nicht Miene, der Aufforderung z» folgen.» Im Gegenteil, er trat dicht ün Wolf heran »ad meinte ims vertraulichen Tone: „Machen Sie einen Strich durch die Geschichte und lassen Sie mich laufen, dann Halle auch ich reinen Mund, und es soll nichts verlaut.« ron dem Lbend vor achtzehn Jahren. Es war La nuten an der Parkpforte, dicht am Rauschebach," Ei» kalter Schauer rann durch Wolfs Glieder, aber festen Doues, sagte er: „Rede Er kein ungereimtes Zeugt Marsch! Vorwärts!" Heller rühmte sich nicht. „So ein kleines braunes BüAl gaben Sie damals der Dame, die mit Ihnen War, und redeten dabei, als ob das Dingelchen da was verraten könnte. Ich weiß das noch genau, denn wir Habe« »ft daran geredet, der Hannes Fischer und ich. Wir Snnen'S beide beschwören, wir Haben alles gesehen «nd gehört, wie wir dazumal in dem Kahne lagen, da, Ma der Nanschebach an der Pforte vorbei fließt." Heller machte eine kurze Pause; in hämischer Be- sriedlgung bemerkte er trotz Dämmerung, daß Wolf totenblaß geworden war, und fügte mit einem häß lichen Lächeln hinzu. „Das von dem Schweigen wie da» Grab Habe« wir auch gehört und können's "be schwören. DaS Gericht wird sich vielleicht einen Pers daraus machen, wo damals die fehlenden dreißig» Dürfend Mark hingekommen waren." Schurke!" unterbrach Ihn Wolf, an allen Gliedern Habend Gr packte den Mann am ArM dnb schüttelte W« deftig. Fast hätte er sich an ihm vergriffen, aber von Hütt übermannt, Netz er ihn gleich wieder hos und WUrmelkr nur mit halberstickter Stimme „elender Wicht!" Httles rieb sich unwillig den Arm, den Wolf so Unsanft behandelt hatte. „Die Geschichte ist Ihnen doch Nus Ne Werben gegaugen, das spüre ich," meinte er. »Wt« Oeht'S, machen wir «inen glatten Dauschhandel? .Eid fasse» «ich jetzt ungeschoren laufen, und ich krümme Ihnen kein Ha«, oder" — und dabei reckte er sein« dibevt Gestalt in die Höhe und drohte mit der Faust >—> >wmr Eka mich einlochen lassen, dann Gnade Ihnen WotL Sau« wich der «lende Wicht dafür Sorge tragen. Daß der Rittergutsbesitzer Martens auch eingelocht wird." Wolf hatte seine voll« Fassung wiedergewonnen, frtnä Züge nahm« etwas Starres, wie aus Stein WdMißtttes an, und mit harter Stimme gebot er: Mcht «in Wort «ehr! Ich werde Sie noch heut« «enh ron ein paar Handsesten Leuten ins Gefängnis KkjMtzen lassch." _ Atller sah ein, daß er für den Augenblick Nichts Woche« kduute. Meinetwegen," bruMmte er, „mir MU rocht sei«, ober «»8 e- Ihne« nachher passen wird. Ms ich auSzusogen hab«, das ist ein anderes Ding." MU einer gchieterischen Handbewegung deutet« ' " de» Mmm an, daß er sich jetzt ohne e auf Rm Weg machen müsse, und Heller sich gezwungen, z» gehorche^ den« das geladene We R» Mbäbms Hemd ließ keinen Gedanken an > schritte« nun beide Männer durch den ie in den Park Fanten, dort, wo der art an der Morte Vvrbeiflietzt, blieb ^tzier war'S," sagte er, „ich biete es einmal äu : glatter Tausch, und. jeder von HM dabet weg." ürdigte ihn keiner Autivort. ckb« Stmche später saß Fritz Heller hinter nme» ARoe« und vergitterte« Fävstern. Er chsdH And das konnte ihm schlimmsten Run, das mußte durchgehalten werden und Ivar schließlich noch zu ertragen, aber Martens , der taub für alle Vorschläge gewesen war, den wollte er gründ lich hineinlegen, der sollte es büßen. 7. Kapitel. Lachenden Sonnenschein brachte der nächste Tag, einen Frühllnqszauber, wie man ihn sich schöner nicht denken konnte. Er schmeichelte sich auch in Frau Annis Herz, und ihr glückliches Temperament, ihr natürlicher Frohmut gewannen wieder die Oberhand. Heller, der ihrem Manne so viel Aerger bereitet, war nun aus dem Wege geräumt, in der Wirtschaft klappte heute alles auf das beste, da mußte auch Wolfs Stirn fich wieder aufhellen, penn er heimkam aus der Stadt, wohin er geritten war, um persönlich Heller der Haft zu übergeben. Bald konnte Wolf heimkehren, sie wollte nun noch selbst in die Küche eilen und dafür sorgen, daß sein Lieblingsessen genau so hergerichtet' wurde, wie er es gern hatte. -Während sie nun mit hochroten Backen aM Koch herde höchst eigenhändig den Teig rührte, ritt der Gutsherr zum Tore herein. Er sah erschreckend bleich aus und ging langsam, gleichsam mühsam die Stufen der Halle hinauf. In seiner Stube angelangt, schloß er hastig die Tür, schob den Riegel davor und griff dann nach den Post sachen, dis auf feinem Schreibtische lagen. Mit zitternder Hand nahm er ein großes schwär umrändertes Kuvert und zog das Matt heraus, das eine Todesanzeige enthielt. Db sein« tränenumflorten Äugen lesen konnten, Was darin stand? Wohl kaum. Es tat auch nicht nötig, er hatte jn schon die Nachricht in der Stadt erfahren und wußte, wen man Heute zu Grabe tragen sollte. Er setzte sich an seinen Arbeitstisch, stützte den Kopf in die Hand und starrt« vor sich Ain. Dan« öffnet« er langsam und zögernd einen »erschlossenen Kasten, den «r aus seinem Schreibtisch« Hervorholte. „Elisabeth," murmelte er, während er die liebliche« Wge des Bildes betrachtete, daS darin lag. „Nun brauchst du es nicht zu erleben, daß sie an dem «Schleier deines Geheimnisses zerren und ihn herunterreißen wollen. Fürchte nichts, dein treuester Freund hält auch her Daten sein Wort." - Die Augen auf das Bild gerichtet, versank er wieder in tiefes Kinnen. Wie lange das währte, wußte er selbst nicht. Er fuhr erst aus feiner Versunkenheit empor, als er hörte, daß jemand in sein Zimmer hinein wollte, unk an die verschlossene Mr gekwpft wurde. Langsam schloß er den Zickel des Kastens , stank auf und öffnete die Mr. Anni stand auf der Schwelle, glühend im Eifer ihrer Kochfertigkeit und glücklich in dem Gedanken, dem geliebten Manne jetzt etwas Gutes vorfetzen zu können. „Wolf, ich Habe Dir Tein Lieblingsessen selbst ge kocht," berichtet« sie leMafh, aber das Wort stockte in ihrem Munde, als sie 'ihres Mannes Blässe und de« tiefernste« Ausdruck feiner Züge bemerkte. „Hast Du eine schlechte Nachricht bekommen?" fragte sie besorgt« Statt aller Antwort reichte er ihr die Todesanzeige von Elisabeth, Freifrau von Hagewow. Annis Augen standen voll Dränen, als sie das Watt gelesen und nun zu ihrem Mann auffah. Sie wußte nicht recht, was sie sagen sollte. „Wie — Wie ist das nur so schnell gekommen?" murmelte sie. Wolf, der ans Fenster getreten war und gedanken los hinau-geblickt hatte," antwortete, vhne sich umzu wenden. „Ich sprach unterwegs den Freiherrn von Eschen- -ron, er erzählte mir, daß seine Nichte sich bei der Pflege ihrer jüngsten Dochtes die am Scharlach erkrankt war, angesteckt Habe und nach wenige« Dagen schon der Krankheit erlege« wHre." , Eintritte wie auf Verabredung verstummte. Jeder der Anwesenden war auf einmal nur damit beschäftigt, sich einen Platz an der Mittagstafel zu sichern. „Es scheint, daß Meine Gegenwart störend auf Ihr Gespräch wirkt," klang Martens' Stimme Warf in die augenblickliche Still« hinein. Einer der jüngeren Herren, der erst kurze Zeit" in der Gegend ansässig War und Hern das Wort führte, antwortete in nachlässigem Tone: „Allerdings war di« Unterhaltung sehr pritater Natur und nur für unseren engsten Kreis berechnet" „Bon dem Sie mich auszuschließen wünschen," er gänzte Wolf. Gr war blaß geworden bis i« die Lippen, seine graue« Augen blickte« stolz, fast verächtlich im Kreise umher. ' 1 i Mia« mMvrkets iHM WM, tzveH W Mtz sMss kWs Di« Buchdrucker«! von LsugerLVinterliell (T. Langer und H. Schmidt) UicSK Goetheftratze Rr. k- hält sich zur Anfertigung nach stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billigster Preis stellung bestens empfohlen. «vife I Adreß- und Geschäfts- karte« BriefkSpse, «riesleisten «eftellrettel Broschüre«, BtlletS Deklaration«« DanksagungS» »ad EtnladuugSbries« Einlaßkarte« Gillette« aller Art Fakturen, Flugblätter Formular« i« »iv. 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Er strich mit der Hand üher ihr Haar. „Kind, jetzt brauchst Du dich nicht mehr mit eifersüchtige« Sorgen zu quälen. Das ist alles vorbei." Anni schlang ihre Arme uM seinen Hals. „Wolf, Wolf," rief fie ungestüm, „Deine Freude ist meine Freude und Dein Kummer mein Kummer." Ta zog er sie fest an sich und küßte sie. ' » i .Liebling!" Mehr sagte er nicht, aber das Wort' klang so warm und innig, daß Frau Anni aus feuchten Augen mit einem' strahlenden Blicke zu ihm aufsah. — — Das Alltagsleben nahm seinen gewöhnlichen Verlauf in den darauffolgenden Wochen. Daß Wolf jetzt ernster und einsilbiger war als sonst, fand Frau Anni ganz begreiflich' und' suchte durch allerMnd Aufmerksamkeiten ihn zu zerstreuen. Das tat ihm Wohl. Er dankte es ihr innig, und Mehr als früher trat er jetzt ihr gegenüber in einzelnen Stunden aus seiner meist so verschlossenen Haltung heraus. Doch über die Sorge, die ihn seitl jenem Abend . im Walde drückte, verlor er kein Wort, trotzdem! sich der Fall zuspitzte, als das Verhör von Heller seine« Anfang nahm, und dieser seme Drohung wahr machte. Wenn alte, fast vergessene Geschichten Plötzlich ausgegraben und von einem ganz eigentümlichen Lichte beleuchtet lverden, dau« bemächtigen sich ihrer sofort eifrige Amgen, schmücke« aus, verschärfen die Schatten und brechen rück sichtslos den Stab Über Menschen, bene« sie sonst bereit waren Achtung und Ansehen zu zollen. Diese bittere Lebenserfahrung sollte jetzt Ker Guts- Herr von Rauschebach machen. Bei einer Kreistagssitzung fiel ihm die teils ver- legene, teils kühle Haltung der Nachbarn ihm gegen über auf. Mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, hatte er nicht gleich darauf geachtet, aber! als er es erfaßte, war sein scheuer Holz geweckt, und er sagte sich, daß diese Zurückhaltung wohl nicht edlem Zufälle zuzuschreiben sei, sondern vielleicht Gerüchte«, die durch die Gerichksverhandümgen in Umlauf geletzt waren. Herr Gott, es war Loch nicht möglich, daß auch nur einer dieser Herren den geringsten Zweifel an per Lauterkeit seiner Handlungen auflommen ließ! Das Blut stieg ihm glühend tzeiß in die Schläfen, und er war kaum noch imstande^ den wetteren Ver handlungen der Sitzung aufmerksam zu folgen. Tie Herren pflegten an solchem Kreistage nachher gemein sam im Gasthaus« zur'Krone das Mittagessen einzu- nehmen. Wartens war einer der letzten, der in dem Speisesaal erschien, wo di« übrige« Herren sich bereits versammelt hätten. ; Schon vom Flur aus hörte er, Laß eine äußerst lebhafte Unterhaltung im Gänge Kar, die äber bei seinem z« verstehen, was gesagt wurde. Mn bunker Durch- eiWandcr von nichtssagenden Redensarten schwirrte ihm! in den Ohren. l > Gr warf den Kopf in den Nacken. „Darf ich Lle Herren ersuchen, mir im Nebenzimmer ohne weiters Zeugen eine Erklärung zu geben übe« dieser eigen« tümliche Verhalten mir gegenüber?" „Ktörcn Sie doch nicht die Gemütlichkeit," warf ein alter Herr dazwischen, dem die ganze Geschichte wider den Strich ging, und der es vvrgezogen HStte, seinen Deller Suppe zu essen, als noch auf lange Erörterungen einzugehen. .Lassen Sie uns erst in Frieden unser kärglichrs Mdhl verzehren. Die dumMe Geschichte hat ja Zeit Lis nachher." Wolfs Augen blitzten. „Ich bedaure den Aufschub Ihrer Mahlzeit. Aber diese „dumMe Geschichte" scheint doch mich persönlich so nah anzugehen, daß ich darauf bestehen muß, eine sofortige Erklärung zu verlange«. Ich meine. Laß der Mann, dem Sie bisher Jkv ' trauen schenkten, indem Sie ihm ein gam l wichtiger Arbeiten des Kreises anvertrauten, s sein gutes Recht fordern kann. Ich darf ah. Litten, meine Herren!" Jn dem Tone seiner S , wie in der fast gebieterischen Handbewegung, m. er auf^daS Nebenzimmer wies, lag eine so energhc, Willensäußerung, daß keiner der Amvesenden sich diesem Eindruck entziehen kounte. „Schaffen wir Klarheit in die Gerüchte, das wird bas beste sein," meinte der Freiherr von Eschenbron und ging als erster in das Rauchzimmer. Die anderen folg ten. Wolf schloß die Wr hinter ihnen. Während die Herren es fich auf Sofa und Stühlen bequem Machten, blieb er, mit dem Rücken gegen das Fenster gelehnt schweigend'stehen. Sc verschränke die Arme und nahm eine abwartende Stellung an. Die grauen Augen, die er langsam von einem zu« anderen gleiten ließ, erschienen dunkel durch die Erregung, in der er fich befand. Freiherr von HchenLron trat an ihn heran. „Es ist rin« höchst fatal« Geschichte, Herr Märtens ; diese Gerichtsverhandlungen wecken natürlich überall hin kolportier^ und Sie müsse« begreifen, daß dir Zeugen- aussagen doch — doch," er räusperte sich, rieb sich nervös die Hände und Hoffte, daß einer der Herr«, ja vielleicht Mutens selbst, ihm weiwr httfen würbe. Doch da allgemeines Schwelgen Herrschte, sah er sich geaöttgt, fortzufahren, und mit übersprudelnder Hast kgm mm der Schlußsatz zu Dage. „Ja, die Sache nimmt jetzt geradezu ein« kompromittierende Wendung an." „Und wenn ich fragen darf, für wen kompro mittierend?" Wolf Hatte die Frage in anscheinender Ruhe gestellt, aber jeder Nerv! in ihim bebte, und sei« Herz klopft« in wilden Schlägen. Der Freiherr starrte ihn geradezu Verblüfft an. Der jüngste der Herren aber, der schon int Speisesaale di« ersten verletzenden Worte gesprochen Hatte, rief jetzt in lässigem Toner „Mr da fragt, pflegt gewöhnlich -er- jenige zu sein, der gemeint Ist. Die bei der Damnen ts- eröfjnung fehlenden dreißigtauserck» Mark«. Weiter aber kanr'er nicht. ! Wolf hätte sich in seiner ganzen Höhe ausgerichtet, jede Spur von Farbe war aus seinem Gesicht ge wichen, unk mit Kiner Stimm«, di« einen unnatürlich Heiseren Klang hätte, unterbrach er seine« Angreifer. ,Htzrr! Sie wollen -och nicht sagen, daß Sie mir zukrauen, jenes Gelb beiseite geschafft Kl Häben!" Gr fuhr mit der Hand über die Stirn, eS war ihm, als ob er den Boden unter ten Füße« verlöre, Gin älteres Mitglied des Kreistages Sinke «em! jungen Heißsporn, der sosvvt mit der Antwort bereit war, ungeduldig ab und wandte fich an Mart«», ,Ach warn« allseits davor, die Sache auf die Nlitzrj zu «kveiben. Geben St« WM »Wb«« Me VMM