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gewußt, daß ihre Stieftochter von mehreren älteren Damen ooUständig in Anspruch genommen wurde. Gundula war es recht so. Sie hatte gleichfalls ihre Maßnahmen getroffen und dem treuen, alten Diener den Zettel anvertraut, welcher Anatole zu einem Rendezvous im Wintergarten einlud. Unauffällig war es ihr dann gelungen, zu entschlüpfen. Und nun stand sie mit klopfendem Herzen im Winter garten und wartete auf den Franzosen. Die nächsten Minuten mußten darüber entscheiden, ob diese Verlobung veröffentlicht werden durfte oder nicht. Ihr war gewiß nicht wohl bei der ganzen Sache. Einen Schwindler zu entlarven, der hochmütigen, gehässigen Stiefmutter sagen zu müssen: du hast dich von einem Be trüger umgarnen lassen, der hochtönende Name des Fran zosen, sein Besitz und Vermögen ist erdacht und erlogen — war ein Wagnis und konnte für Gundula nur böse Folgen haben. Man würde sie, die „Störenfriedin" wieder heim schicken, nur in Groll und Abneigung an sie denken. Ach, sie kehrte ja eigentlich gern in ihre stille Villa zurück, wo die Tage so gleichmäßig harmonisch dahinflossen und nichts Häßliches sie beunruhigen konnte. Hätte sie nur nicht ihren alten Vater so gänzlich ver einsamt und hilflos zurücklassen müssen. Die Vorstellung, daß er dann liebcarm dahinvegetierte, ohne je ein herz liches Wort zu hören, schnitt tiefe Wunden in ihr junges Herz. Und doch blieb ihr nur der eine Weg, mit sicherer Hand ein Lügengewebe zu zerreißen, das dem hochge schätzten Namen ihrer Familie verhängnisvoll werden, ihn dem Klatsch, der Medisante preisgeben mußte. Aber vielleicht waren all ihre Befürchtungen über trieben l Eine schwache Hoffnung, die aber Gundula er leichtert aufatmen ließ. Doch jetzt hörte sie elastische Schritte; sie trat aus ihrem Versteck, einer lauschigen Grotte, hervor, und in der nächsten Minute standen sich zwei mit totenblassen Gesichtern gegenüber. So hatte ihre Ahnung sie nicht betrogen. Anatole d« Chatelaine und Conte Bethoni waren ein und dieselbe Person. Eugenie und deren Tochter hatten sich von einem dreiften Schwindler düpieren lallen ven Wintergarten aufzusuchen. Das hatte sie ja auch sehr klar und richtig berechnet. Die Aussprache konnte ganz ungestört erfolgen, aber sie konnte ihr auch Verhängnis- voll werden. Ein Glück für Gundula war es, daß von ihren, mädchenhaften Zagen nichts zu merken war. Sie hatte sich unbedingt in der Gewalt, freilich, unter höchster An spannung aller Nerven. Zusammen waren sie in die Grotte zurückgetreten. Blühende Bäume umstanden den Eingang, der durch ein, n Perlenoorhang abgeschlossen wurde. »Hören Sie mich an, Monsieur," sagte Gundula fest, „wenn Sie unverzüglich unter einem beliebigen Vorwande auf Nimmerwiederkehr verschwinden, so bleibt mein Mund stumm. Ihr Schicksal wird Sie auch ohne mein Dazutun ereilen. Denken Sie daran, Ihre falsche Rolle weiterzu spielen, so erfolgt unverzüglich Anzeige gegen Sie, ich habe meine Vorbereitungen getroffen." Der Franzose hob den Kopf nur höher. „Ich lasse cs darauf ankommen, mein Fräulein l Sie können den Herr schaften, deren Gast Sie sind, und ebenso mir große Wider- wärtigkeiten bereiten, mehr aber auch nicht. Ich stehe unter dem persönlichen Schutze meines Schwiegervaters, er wird nicht anstehen, falls Sie es zum Aeußersten treiben, die Bürgschaft für meine Person zu übernehmen. Ihnen aber, der Anstifterin, wird man sicher kein Loblied finger, das sollten Sie auch bedenken." Jetzt erschrak Gundula wirklich. Er hatte ja nur zu recht mit seiner Voraussetzung. Eugenie würde sie zu strafen wissen, würde sorgen, daß man die Stieftochter für eine Intrigantin der allerschlimmsten Art hielt. Durfte sie sich dadurch aber beirren lassen? Und hatte sie das nicht alles vorher erwogen? Ihre schlanke Gestalt richtete sich straffer auf. „Ich werde die Folgen meiner Handlungsweise zu tragen wissen," erkürte sie, „der Zahlungsvertrag über das Automobil ist von Ihnen unterschrieben worden und in meineiü Besitz. Der Angestellte der Autofirnia befindet sict hier und wird Sie unbedingt wiedererkennen. Aber auch in der Prootnzstadt sind Sie bekannt, es bedarf nur der Gegenüberstellung mit dem Chauffeur. Der Mensch mochte einsehen, daß er eine unerbittliche Gegnerin in dem Mädchen besaß. Er ließ ihr oeaenüber die Maske fallen. »Ich sehe,. daß Sie mich wledererkennen, mein Herr," sagte Gundula, ihre furchtbare Erregung in den fernsten Winkel ihres Innern zurückdrängend, „und ich hoffe. Sie werden ohne weiteres von der Bildfläche verschwinden. Mein Onkel, Herr Düren, war großmütig genug, d-r neun tausend Mark wegen, um die Sie ihn betrogen, kein Strafverfahren gegen Sie einzuleiten. Der Erfolg scheint Sie kühn gemacht zu haben. Denn Ihre Dreistigkeit, eine hochangesehene Familie in Ihre abenteuerliche Existenz Hineinzuziehen, übersteigt doch eigentlich alle Grenzen." Veras Verlobter hatte Zeit gefunden, sich von seinem ersten Erschrecken zu erholen. Die Farbe kehrte langsam in sein Gesicht zurück. Mit funkelnden Augen sah er in das blasse, süße Mädchengesicht. Er machte eine Hand bewegung, als finde er nicht sogleich die rechten Worte für das, was ihm hier geboten wurde. „Ich bin untröstlich, gnädiges Fräulein, durch die Aehnlichkeit mit irgendeinem Hochstapler Ihr Mißfallen erregt zu haben," sagte er in gebrochenem Deutsch — der Italiener hatte es fließend gesprochen, „und ich kann Ihnen nur die ehrenwörtliche Versicherung geben, daß Sie sich in einem Irrtum befinden. Mein Schwiegervater in 5>pc hat das Schloß meiner Ahnen mit eigenen Augen ge sehen und sich auch in Paris von der Identität meiner Person überzeugt. Und Sie werden selbst nicht glauben, daß Herr Bankier Eicke seine einzige Tochter einem nicht völlig einwandfreien Menschen zur Gattin gibt." Gundula fixierte mit hartem, unerbittlichen Blick das Gesicht des Mannes. Er trug jetzt einen Vollbart, und dadurch hätte sich jemand, der ihn früher nur flüchtig gesehen, täuschen lassen können. Wer aber, wie Gundula, Gelegenheit gefunden hatte, die kleinen Eigenarten seines Wesens und Mienenspiels aufs eingehendste zu beobachten, den konnte die geschickt in szenierte Veränderung nicht beirren. Sie war ihrer Sache ganz sicher. Aber jetzt erst kam es ihr zum Bewußtsein, daß sie unüberlegt gehandelt, als sie sich schutzlos einem ver wegenen Verbrecher zum Angriff in den Weg stellte. Sie zitterte vor seinen funkelnden Augen, dem düster entschlossenen Ausdruck in seinem Gesicht. Und um diefe Zeit, wo immer noch neue Gäste kamen und die Be grüßungen kein Ende nahmen, dachte noch niemand daran. LukinLdl. Liininwi- an beff. Herrn 1.4.z. verm. 8u erkr. im Taaebl. Ntela r'm Llao-anck" verwendet, welche r'n/otzecksLLen rkre Lost-aren AMrstoFis enthält. Ore L/aa- -anä-tlla^Fanne ist ein kocL- r^ertiFes iVaüranFsmittei von /ernstem -4/oma, grösster Le- Lümmiic/rLeit rrnci -iiiissem^reis. rveü SV in «keK bekannten k'ackung Ein neues Instrument für die Meeresforschung hat der deutsche Ingenieur Draagcr konstruiert. Es ist eine Art langes Fernrohr, das die Beobachtung großer Mccres- tiesen vom Schiss ans ermöglicht. tVir bitten, beim LinLan/ von /o / l>/uack„Siaabanct-zlarFa/'iae"riaL/arbi^ illiutrierts?amiiiendialt,,0ie Skrlibanck-k^ocbe" LorteaioL La verrannen. Für rin aesnndeSzukunftS« reiches Unternehmen wird stiller oder tätiger Teilhaber mit Einlage von 20000 bis 30000 M. gesucht. Angebote unter v 2445 an daS Tageblatt Riesa. gestalten. In stflner Ankwort weist »er prenßllck»» Handele- Minister daraus bin. daß die Preise kür Zirgrleierzengnifle während der Absatzstockung in der Mitte de» Vorjahres ehr niedrig waren und durch die Notwendigkeit der Ab- stoßuna großer Bestände zwecks Kreditbeschaffung zum Teil sogar weit unter die Vorkriegssäße gedrückt wurden. Lei vermehrtem Absatz zogen die Preise wieder an, wobei »ine besonder« starke Steigerung dort »«trat, wo die Lager vorräte knapp wurden und die Preise infolge de» vorher- gebenden Uebrraugebots besonder» stark gesenkt worden waren. Die unter Mitwirkung der PreiSpriistingsstellen vielfach vorgenommene Nachprüfung bat ergeben, daß di« Prelie iür Ziegeleiprodnkte mehriach übersetzt waren. In diesen Fällen wurde ans eine Verminderung der Preise ersolgrrich bingemirkt. Die weitere Entwicklung wird ins besondere im Interesse der Förderung des HänserbaueS Gegenstand genauer Beobachtung bleiben. -so* Marktberichte. Landwirtschaftliche Warenbörse zu Großenhain. Sonnabend, den 21. März 1925. Wetter: trüb«. Stimmung ruhig. Weizen, hiesiger, 11,50; Roggen, hiesiger, 11,50; Sommergerste 12—12,50; Hafer 9—9,50; Mais «Mixed und Laplata) 1l—N.50; Maisschrot 12,50 — 13: Wicfenheu 4—5; Weizen- und Roggenstroh 1,20 bis 1,50; Hascrhroh 1 — 1,30; Weizenmehl (70°,„) 19 ; Roggen mehl (70°/„) 18; Roggenkleie L; Mcizcnklcie 8; Speisekartoffeln 2,20 — 2,50. Die Preise verstehen sich in Goldmark per V0 Kilogramm. L« Mark von anst. jungen Herrn aus kurze Zeit zur An schaffung von Lernmitteln gegen gute Sicherheit und Zinsen sür sofort zu leiden gesucht. Werte Ei lästerten erbeten unter k 2440 an das Tageblatt Riesa. Dresdner EchfaMidsetztaarA vom 28. Erz. Auftrieb: 1. Rinder: 18V Ochsen, 24« Bullen. 266 Kalben und Kühe; 2. 868 Kälber; 3. 471 Schafe; 4. 2703 Schweine, zusammen 4743 Tiere, davon 27 Rinder und 220 Schwein« ausländischer Herkunft. Preise in Reichsmark slir 50 Kilogramm Lebend- und tim Durchschnitt» für Schlachtgewicht. Ochse«: 1. vvllslcischlge auSgrmästete höchsten Schlachtwerte» bi» zu 6 Jahren 52 bi» 54 (96), 2. jung« fleischige, nicht auSgemästete, ältere auSoemästete 45 bi« 49 (90), 3. mäßig genährt« junge gut aenährte ältere 35 bi» 39 (80». 4. gering genährte .jeden Alters 24 bis 32 (62>, 5. Tschecho-Slowaken 55 bi« 62 (100 bis 106). Pulle«: 1. vollfleischiae ausgewachsene höchsten Schlachtmerte« 50 bi« 53 (89), 2. vollfleischige jüngere 44 bi» 48 (88). 3. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 39 bi« 43 (79), 4. gering genährte 30 bis 36 (79). Kalben und Kühe: l. vollfleischiae, auSgemästete Kalben höchsten SMlach'werteS 51 bis 53 (94), 2. vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bi« zu 7 Jahren 44 bis 47 (87), 3. ältere auSgemästete Kühe und gut entwickelt« jüngere Kühe und Kalben 36 bis 40 (84), 4. put genährte üübe und mäßig genährte Kalben 28 bis 32 (75), 5. mäßig und gering genährte Kühe und gering genährte Kalben 20 bis 26 (67). Kälber: 1. Doppellender2. beste Mast» und Saugkälber 74 bis 78 (122), 3. mittlere Mast- und gut« Saug kälber 6» bis 70 <113», 4. geringe Kälber 40 bis 58 ,72 blü 105). Schafe: I. Mastlämmer und jüngere Mastbammel 57 bis 6l (118), 2. ältere Mastbammel 48 bi» 54 (113), 8. mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafc) 25 bi» 42 (65 bis 110). Schweine: 1. oollfleischige der feineren Nassen und deren Kreuzungen im Alter bis 1'/, Jahre 60 bis 62 (78), 2. Fett- schwekne «3 bk« 6S «0). 8. fleisch»«« 57 bi« 5» (77), 4. gering entwickelte 54 bis 56 (77), 5. Sauen und Eber 50 bi« 56 (70). Ausnahmepreise über Notiz. Die Preise sind Maiktpreii». Sü enthalten sämtliche Spesen des Handel« für Fracht-, Martt- und BerkaufSkvsten, llmsaßsteuer nsw. und beziehen sich auf nlicktern aewogene Tiere. Die Stallpreise verringern sich entsprechend, lieberstand: 2 Bullen. 142 Schweine. Tendenz des Markte«: Geschäftsgang in Rindern und Kälbern langsam, in Schafen mittel, in Schwein«» schlecht. Amtlich sestgesetzte Pretse a« »er Produktenbörse zu Perlt« am 23. März. Getreide und Oelsaaten pro 1000 lig, sonst pro 160 lig. (In Goldmark der Goldanlrihe oder in Rentenmark.) Wetzen, märkischer 246—250, pommerscher —. Roggen, märkischer 225—228, mecklenburgischer —, westprcußischcr —. (»erste, Futtergerste 205—224, Sommergerste 225 — 246. Hafer, märkischer 180—187, pommerscher —, westpreußischer — Mat«, loco Berlin—, Waggon frei Hamburg —, Weizenmehl, pro 100 lig frei Berlin brutto inkl. Sack (feinste Marken über Notiz» 32,50—35. Aoggenwehl pro 100 tg frei Berlin brutto inkl. Sack 31,25-33,25. Wetzenkiele, frei Berlin 18,80-14. Roggen- kleie.srei Berlin 14,30-14,40. Rap«320-395. Leinsaat 395-405 vtktorta-vrdsen 22-29, kleine Sprtse-Srdsr» 18-20, Futter- erdsen 18-19. Peluschke» 18-19. «ckerbohnen ld-20. Wicke« 18,50-20. Lupinen, blaue 11-12, gelbe 13,50-15,50. Serradella alte —. neue 13,50-16. Rapskuchen 15,30—15,60. Leinkuchen 21,20—21,70. Trockeuschnttzel 9,60-9,80. Vollwertig« Zuckerschnttzel —. Torsmelaffe 30/70 9,00. Kartoffel flocke» 18,60-19. »llsrKrl Uekort »allü u. preirvert IM llsngerLIVlnIkrllcki Voetstvrtrsy« «. gäbe (ausschließlich Post, auilage) liegt eine An- kündiaung der Firma Dr. med. Robert Hahn L Co., N. m. b. H., Magdeburg über „Salvito" bei. Ring verloren! Goethestraße. Dem ehr lichen Finder wird eine hohe Belohnung zngesieb. Abzugeb. tSoetbestr. S7. «MU UW« IN besseren Herrn zu ver mieten. Off. unk. V 2446 an daS Tageblatt Niela. 1000 Mark auf Landwirtschaft an 1. Stelle sür zwei Jahre zu leiben gesucht. Angebote unter 8 2443 an da» Tageblatt Niesa. »5 Jahre habe ich alles ver- gebens versucht, um meinen Teint zu verbessern, nun nach Gebrauch von nicht mal ganz einer Packung «Aok-See- sanb-ManbeMete" habe ich M M M einen weißen, reinen Teint M U erhalten. K. Sch., A." — Es U E E -Aok. Seesand. Mandelkleie E 1,— und 2,50, Probe 0,20 In allen Fachgeschäften erhältlich. Ertertkultur G. m. b. H., Ostseebab Kolbera. 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