Volltext Seite (XML)
Ueberficht drr auf den Eisenbahnen Deutschland« (aulschließ lich Bayern») im Monate August ds». I«. vorgekommenrn Betriebsunfälle waren SS Entgleisungen (14 auf freier Bahn, St in Stationen), SS Zusammenstöße (3 auf freier Bahn, SO in Stattcnen) md IS8 sonstige Unfälle zu verzeichnen. Die Betrieb«länge betrug SS7SS Sm., an Zugkilometern wurden geleistet so 186 331, sodaß je ein Unfall auf 184 Km. Betrieb«länge oder aus 1SS7SS Zugkilometer entfällt. Lei den Unfällen wurd.n grlödtrt 1t Reisende, SS Bahn beamte oder Bahnarbeiter im Dunste und 16 fremde Per sonen; verletzt wurden 64 Reisende, 79 Bahnbeamte oder Bahnarbetter, S Postbeamte und 17 fremde Personen. Reppen. Am vergangenen Montag Abend in der 11. Stunde brach im Echrunengebäude de« WirthschastSbesttzer« Friedrich Wilhelm Kropp auf bi« jetzt noch unaufgeklärte Weise Feuer aus, welchem außer der au« Fachwerk bestehen den Scheune mit Strohdach noch das au« Fachwerk bestehende mit Ziegeln gedeckte Nebengebäude mit sämmtlichen Futter- vorrälhen zum Opfer fielen. Verbräm r sind ca. LS Schock Horn, 4 Schock Weizen, 31 Schock Hafer, 4 Stück Mast schweine und eine Frrkelsau mit 7 Stück Ferkeln. Ntederspaar, 19. October. Sestern Abend in der 11. Stunde wurde aus drr Dresdner Straße eine auf dem Wege nach Kötzschenbroda befindliche Frau von zwei noch unbekannten, im Alter von etwa SS Jahren stehenden Männern überfallen und in'« Besicht geschlagen. Ein in Begleitung der Frau befindlicher Mann wurde ebenfalls mißhandelt. Am Orte der Schlägerei wurde ein Taschenmesser und rin Portemonnaie mit 1 Mark gefunden. Die Krau hatte da« Dampfschiff verfehlt und beabsichtigte, ihren Bestimmungsort zu Fuß zu erreichen. Bei der Schlägerei wurde ihr überdies eine sogenannt« Markttasche und ein Packet entwendet. Sie war nach Meißen gekommen, um sich hier eine Stellung zu suchen. , * Dresden. Da« „Hotel Wettin" in Dresden, Ecke der Wettiner- und Zwingerstraße am Poftplatz, unweit de« «euen Wettiner Bahnhofes, de« Zwinger«, Theaters und de« König!. Schlöffe«, sowie allen Sehenswürdigkeiten ge legen, ist am 1..Oktober a. c. von de« Herren Mqx und Moritz Canzler, eröffnet worden. Das im Aeußeren und Inneren im Style der deutschen Renaissance gehauene Hotel istßmit allem Comfort der Neuzeit auSgestattet und zeichnet sich in allen seinen Theilen durch Gediegenheit, vornehmen Seschtvack und Sauberkeit au«, sowie dasselbe mit alle« modernen Einrichtungen, elektrisches Licht, Ceutralheizung und Personrnanfzug versehen ist; dabei sind die Preise mäßig gehalten und Zimmer schon von 2 Mark einschließlich Heizung und Licht zu haben. Sämattliche Zimmer find, da da« Hotel Eckhausbau ist, Frontzimmrr. Im ersten Stock liegen die ebenso elegant auSgrstattetrn al« anheimelnd eingerichteten Restaurationsräume. Herr Wax Tanzler ist von seinem, früheren Etablissement Kurhaus Schandau besten« bekannt, während Herr Moritz Lanzler zugleich noch da» ihm gehörige Hottl Kaiserhof bewirthschaftet. , Dre« den, SO. Oktober. Nach der allerdings in diesem Jahre kaum zu erwartenden Vollendung der Arbeiten an der, Wiederherstellung de» Weißeritzbettr« vom Rangirdamm bi» zur Mündung bet Cotta dürfte die dortige Gegend ein wesentlich andere» Gepräge erhalten. So ist jetzt an der Ostsette de» Klußlausis ein« gegen 4 Meter hohe Mauer in der Art der früheren Wehrmauern au» Stampfbeton be- gönnen worden, die bistiautt ist, in dtr ganzen AuützsAnung de« Zerstörungagebtete«, von her Elbe bi» zum vchüduüßre,- da» östliche Ufergelände zu sichern. Mächtige FuMücken überspannen den Bauplatz; auf diesen besördM mqn da» Betonmaterial von den Zubereitung-Maschine» au Schuster hause nach dem erwähnten Bauwerke; diese Brücken geben ungefähr ein Bild von der Höhe der aufzusührenden Schutz- mauern. Kamenz, 18. Oktober. Gestern wurde auf dem Rtttrrgüte Lieske von dem Vereine für Arbeitercolonien im Königreich Sachsen unter Betheiliguyg der Mitglieder de» Kuratorium» und einer Anzahl gelaßener Säfte die 3. Ar- beitercolonie in feierlicher Weise eröffnet. Zwickau, 20. Oktober. Gestern Nachmittag wurde im Vorort Schedewitz ein dreijähriges Kind von einem Motorwagen der hiesigen elektrischen Straßenbahn überfahren und sofort getöttet. Das Kind licf erst neben dem Wagen her und dann plötzlich Über das Gele S hinweg. Es wurde total zermalmt. — Der Gemeinderath tes Vororte« Wilkau hat beschlossen, für diesen Ott «ine Däu Pffeuerspritze anzu schaffen. — Ein hirfiger berittener O fikier rettete vorgestern Abend im Weißenborner Wald, in der Nähe der Zwickauer Milttärschießstände, einen Geschirr sührer aus der Gewalt von ca. SO Zigeunern, die im Walde lagerten und den Fuhrmann zwingen wollten, sein Pferd ab- und vor ihren Wagen zu spannen. Falkenstetn, 20. October. In den letzten Tagen ist unsere Umgegend abermals von mehreren Feucrcbrünsten hcimgesucht worden. Am Sonnabend Abend brannte m Trieb bei Bergen da» Besitztum des Zimmermanns Schneider vollständig nieder, während gestern Abend gegen 9 Uhr in Auerbach zwei kleinere unbewohnte Wohnhäuser de« Fabrik besitzers E. Weidenmüller eingeäschert wurden. Die Gebäude find tagsüber geräumt worden und sollten demnächst nieder gelegt «erden. Böswillige Brandstiftung wird vermuthet. Hainichen, 20. Oktober. Der Steinkohlenbergbau in unser« Nachbarorte Berthelsdorf, der schon einmal vor 100 Jahren in» Leben gerufen wurde und länger als 70 Jahre mit bestem Erfolg für den Bifitzer und unfern Orr und Umgebung in Betrieb war, kommt jetzt wilder in Ausnahme, nachdem er durch Brsitzftreitigkeiten zum Erliegen gekommen war. Diese Streitfrage ist seit Kurzem von dem Königlichen ObcrlandeSgerichte zur Entscheidung gebracht worden. Der Uricrnehmcr hat unter -roßen Kosten und Schwierigkeiten die Vrläitniffe geordnet und die nölhigen Baulichkeiten und W aich » » auf seinem Grundstücke errichtet, um den Stein- ko^undau wilder in Betrieb zu setzen, wozu er die nöthige Genehmigung erhalten hat. Unter de« gebräuchlichen Feier lichkeiten wurde am 19. o. Mr«, der erst« Spatenstich zu I zu dem neu abzuteuslnd.n Schachte gethan. Mit Freuden steht mau de« Fortgänge des Unternehmen« entgegen, denn man erinnert sich noch de« Wohlstandes, den der Bergbau damals brachte. Tri «mit schau, 20. October. Am gestrigen Nach mittage in der 7. Stunde ertönte die Feuerglocke. E» brannte in der im Stadltyeit« Wahle« gelegenen Vigogne- Spinnerei von August Lmdner. Der Brand soll durch Um werfen einer Pltroleumlampe im 3. Stockwerk entstanden sein und zwar zur Erhöhung de« Unglück» in der Nähe de» Treppenhause«. Da« Feuer verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit über alle Räume der großen Fabrik, und unter den Arbeiter« entstand ein furchtbarer Schrecken. Ene An zahl derselben konnte sich nur durch Herabspringen au» den Fenstern retten, wobei veljchiedene schwere Verletzungen vor gekommen find. Ein achtzehnjährige« Mädchen wurde heute morgen noch vermißt. Treuen, 20. Oktober. Die Vogelsteller betreiben zur Zett hier uns in der Umgegend ihr verwerfliches Geschäft wreoer einmal recht lebhaft. E» vergeht kaum ein Tag, an dem nicht seitens der Polizeibehörde bezw. der Gendarmerie diesbezügliche Anzeigen erstattet werden. Leider hat vie Er fahrung gezeigt, ratz selbst vermögende Leute sich mit Vogel stellerei befassen. Um auch diesen Leuten, sür die nur eine Geldstrafe so gut wie gar keine Strafe ist, ihr Geschäft zu verleiben, hat vre Amtshauptmannschaft Auerbach in letzter Zeit wegen diese« Vergehen» lediglich auf eine Freiheitsstrafe von zwei Tagen Haft erkannt. Adorf. Von fachmännischer Sette schreibt man: Der in verschiedenen Zeitungen ausgetauchten Behauptung, daß die Acorftr Perlmutter- und Muschel-Industrie arg da - nieder liegt, muß von fachmännischer Sette vollständig wiver- Iprochen werden, da die in dem betreffenden Artikel ange führten Zahle« nur de« Export nach Nordamerika da: stellen, der doch «ur einen kleinen Thrtt des Gesammtumsatzrs bildet. - Dre Industrie hat sich infolge ihrer ceatralißrten Lage be deute«) gehoben. Es gilt da» Jahr 1897 äl« ein verhält- nißmäßtg gute«. Selbstverständlich darf nicht außer Acht gelassen werden, daß die Lage der Industrie überhaupt keine gme ist, und daß auch die Perlmutter-Industrie darunter zu leiben hat. So ist z. V. hie AuSsuyr nach den ver einigten Staaten von Nordamerika durch di« bekannte Max Kinley.Bill und durch vie schlechte Geschäftslage in Nord amerika selbst, sehr zurückgegangrn. Dagegen hat sich die Ausfuhr rütch England immer mehr gehoben, wie sich auch nette Absatzgebiete erschlaffen haben, z. B. Indien, Australien, Südafrika (Transvaal) rc. Der Export nach de« Orient, war de» Kriege» wegen etwa» geringer, doch ist die Türkei' ein sehr guter Abnehmer sür Perlmuttrrwaaren und es wird nächste« Jahr rin große« Geschäft dort erwartet. Italien, - Oesterrerch und Holland kauften dieses Jahr stärker al- früher, wodurch der Ausfall ziemlich wieder ausgeglichen ist. Bon einem Niedergang kann demnach keine Rede sein, viel- i mehr ist berechtigte Hoffnung vorhanden, daß da» Jahr 1898 einen noch höheren Umsatz bringen werde. Iw Interesse der vielen durch die Industrie beschäftigten Bewohner de- Vogtlande» wäre dies sehr zu wünschen. Wurzen, 20. Oktober. Anläßlich de» 25jährigen Regierung-jubtläum» de» König- Haben auch unsere städtische« «ollmten etamüthig beschlossen, eine Stiftung zum bleibenden Gedächtniß Hirse» Tage» zu errichten: r» find 6400 Mark verwilligt worden zur Gründung einer Freistelle i« Johannis hospitale. Leipzig. Nach Mittheilung de» Vorsitzenden wird die Ausstellung ohne Deficit und ohne Zuhilfenahme von Garantie-Zeichnern abschlteßen, falls die Stadt die Garten anlagen übernimmt. Die Ausstellung, an der sich 3500 Aussteller betheiligten, hatte 5 Millionen Umsatz und wurde von 4 Millionen Menschen besucht; sie ist somit die größte von allen bisherigen deutschen Au«stellua-en gewesen. Au» dem Reiche. *1-* Mühlberg (Slbe), 20. Oktober. Vorgestern Abend in der zehnten Stunde verunglückte der in der Zuckerfabrik zu Brouewitz mit dem Rangtren von Eisenbahnwagen be« fchästigte 26 Jahre alte Arbeiter Franz Weiße von hier auf bisher unaufgeklärte Art dadurch, daß er beim Verkoppeln zweier Eisenbahn-Lowrys zwischen die Buffer derselben gc- rieth, wobei er schwere innere Verletzungen de« Unterlews erlitt. Der BedauernSwerthe, der eine Wittwe und 2 kleine Kinder hinterläßt, wurde von seinen furchtbaren Leiden gestern Abend durch den Tod befreit. In Neustadt a. d. Orla ist am Dienstag die neben der Post gelegene große Schneidemühle von Göhlitzrr mit sämwtlrchen Maschinen und Borrächen abgebrannt. — Da heißt'» zahlen! Der Fehlbetrag beim 12. Deutschen BundeS- scbteßen zu Nürnberg beläuft sich auf 104077,75 Mark. Dre Garantiefondszeichner werden mit 25 Procent herange- zog-n. — In einem Berliner Blatt sand sich dieser Tage sorgende Anzeige: „Hübsche, junge Damen, die in ihrer freien Zeil ein hochelegantes, neues Fahrrad gratis Rcclame fahren, erhalten solches dafür umsonst mit elegantem Kostüm. Offer ten unter „Fahrrad" usw." — Bet Gumbinnen find zwei Bauern, die beim Schmuggeln ertappt wurden, am Dien-tag von einer russischen Grenzwache erschossen worden. — Vom Schwurgericht zu Glogau wurde am Dielstag der Arbeiter Wilhelm Gutsche au» Neusatz wegen fünf Brandstiftungen zur gesetzlich höchsten zulässigen Strafe von 15 Jahren Zuchthaus verurtheiit. Der Angeklagte hat die Brände ohne den geringsten Grund, nur einzig au» Freude am Feuer, angelegt. — Eine schwere Strafe verhängte die Strafkammer zu Elberfeld über den früheren GefangenwSrter Jakob Lücker von hier. Er hatte sich von der Frau de» Hürdler» Otto Dabringhaus durch ein kleine» Geldgeschenk bestimmen lassen, deren im Grsäng- niß fitzendem Manne etwa» Kautabak, Wurst und Butter zu übermittel«. Die Strassammer ahndete diese Pflichtverletzung mit 6 Monaten Gesäogntß. Frau Dabringhaus kam mit SO M. Geldbuße davon. — Zur Vorsicht «ahnt der folgende Kall, der au» Berlin mttgethetlt wird: Der 18 jährige Schüler Karl B. au« der Vrunnenftraße hatte durch Un vorsichtigkeit einen Brief beschmutzt und dann die Tinte mit der Zunge entfernt. Schon am andern Tage stellten sich bei demselben die heftigsten GefichtSschmerzea ein, während der ganze Kopf anschwoll. Ein htnzugezogrner Arzt konnte leider nicht mehr Helsen, sodaß der Unvorsichtige unter den gräßlichsten Schmerzen seinen Geist aufgab. 7^ vermischte», ß Die Fahrt auf dem Puffer. Eine merkwürdig« Eisenbahnfayrt legte ein au- lustiger Gesellschaft in der Etly hetmkehrender Londoner zurück. Während ein nächtlicher Güterzug sich der Station «nerlcy bei London näherte, be merkte ein Bahnwärter ein eigenrhümliche» dunkles Etwa» zwischen zwei Wagen hin- und herschaukeln. Der Zug hielt, man forschte nach und fand zwischen den beiden Waggon» auf einem Puffer einen fein gekleideten Herrn im Cylinderhut. Nachdem man den seltsamen Passagier mit Roth und Mühe von seinem gefährlichen Sitz herabgelockt hatte, erklärte er de« Stationsvorsteher, daß er au« der City käme und auf Station New-Groß einen Zug nach Brockley abgewartet hätte. Dies sei der erst; Zug gewesen, der dort angehalten und da wäre er eben aufgestiegea. Die luftige Fahrt war dem stark angeheiterten Fremden gar nicht schlecht bekommen; die englischen Bahnbeamren wunderten sich nur, daß dem waghalsigen Reisenden kein Unglück zugestoßen ist. Ein Reinfall. In einer oberelsässischen Stadt war die Jagdverpachtung herangerückt. Nachdem verschiedene Re viere bereits an den Mann gekommen waren, entbrannte um ein Revier mit werthvoller Waldjagd ein heftiger Kampf. Zwei Liebhaber trieben sich ganz gewaltig in die Höhe, al» sich ein dritter Steigerer betheiligte, der bald die ersten beiden mürbe machte und nun nur noch einen,ihm unbekannten Jagd liebhaber zum Gegner hatte. Dieser Letztere war nicht per sönlich da, sondern ließ lediglich durch den Ausrufer jedes ab gegebene Gebot unseres Freundes sogleich kräftig übersteigern. Das wurde denn doch endlich dem Letzteren zu toll und er ermannte sich zu der Frage an den Ausrufer: „Für wen steigert Ihr denn eigentlich?" „EI, für Mr. X. auS K.," ver setzte dieser. „Da schlag aber doch ein Donnerwetter drein," meinte nun unser Freund, „das Revier wollte ich ja mit dem X. zusammen pachten, wie es schon bisher der Fall war." L. hatte den Ausrufer ganz allgemein angewiesen, er solle unter allen Umständen die Jagd sür ihn pachten; der Theil- haber war aber hiervon nicht verständigt worden, und so ver half daS Mißverständniß dem städtischen Säckel zu einer jähr lichen Mehreinnahme von etwa 400 Mk., macht für die Herren Jagdpächter in neun Jahren 3600 Mk. nebst dem Zuschlag vom Jahre 1900 ab. Der Schoppen soll an dem Tage keinem von ihnen geschmeckt haben. Ein zartfühlender Magistrat ist der Wiener. Dieser veröffentlicht periodisch ein „ Verzeichnis der Verstorbe nen," und da finden wir unter dem 15. Oktober nachstehende Mittheilung: „Dolezal, Ferdinand, Comptorist, 25 Jahre, VUl., LandeSgerichtstr. 21, an Stickfluß." — Dieser Herr Dolezal ist kein Anderer als der 25 jährige Agent Ferdinand Dolezal, der im Herbst vorigen JahreS zwei Frauen durch Erdrosseln umbrachte, sowie beraubte und dafür am 15. dss. Mts. in Wien — durch den Strang hingerichtet wurde. Eine folgenschwere Gardinenpredigt. Aus Veszprim in Ungarn wird der folgende Vorfall berichtet: Der Kaufmann Ludwig Weintraub kam nach Mitternacht nach Hause. Seine Frau machte ihm heftige Vorwürfe über sein langes Ausbleiben, und dies brachte ihn derart in Harnisch, daß er einen Revolver hervorzog und aus demselben gegen seine Frau einen Schuß abfeuerte, der sie in die Brust traf. Als Weintraub die schreckliche Wirkung seines Thuns sah, drückte er die Waffe gegen sich selbst ab. Die Kugel traf ihn in den Schädel. Beide Verwundete schweben zwischen Leben und Tod. Ein Heirathsschwindler sn §ros. In Bern ist ein abgefeimter Gauner, der Schneidergeselle Jacob Steiner aus Rechnitz (in Ungarn), abgefaßt worden. Er lebte lange Zeit in der Schweiz als „Or. mscl. Stonert" und verstand es, sich im Laufe der Jahre — sieben Mal zu verloben und dreimal zu verheirathen! Von seiner grenzenlosen Gewissen losigkeit spricht aber ein Fall besonders, in dem er eine wunder schöne, junge Appenzellerin damit zu umgarnen verstand, daß sie ihn heirathete, nachdem er einen Theil ihres Vermögens, 7000 Fl., schon während ihres Brautstandes entlockt hatte. Die Unglückliche Lheilte natürlich das Schicksal ihrer Vor gängerinnen. Er wußte die Heirathen mit falschen Papieren in England durchzusetzen. Aber schließlich ward er doch von seinem Geschicke ereilt. In Baden (Aargau) lauste er, ohne Geld zu besitzen, auf allen erdenklichen schwindelhaften Wegen ein Hotel — für 150000 Mark. Nun wurde er als Hoch stapler entlarvt und vom Aargauer Schwurgericht zu acht Jahren Zuchthaus verurtheiit. Der Liebesroman eines Berliner Professors. Ein junges Mädchen auS der Provinz Posen, dessen Vater Barbier ist, sand auf einem Gute in Schlesien eine unterge ordnete Dienststelle. Dort verkehrte auch während seiner Ferienzeit ein schon bejahrter Verwandter der betreffenden Herrschaft, ein mit Glücksgütern reich gesegneter Professor aus Berlin, der zu dem Mädchen eine solche Zuneigung faßte, daß er beschloß, es zu seiner Frau zu machen. Natürlich hat die kleine Posenerin den Heirathsantrag mit Freuden ange nommen. Der glückliche Bräutigam wollte die zukünftige Frau Professor aber schon jetzt.aller irdischen Sorgen entheben,