Volltext Seite (XML)
Tagesgeschichte. Textsche» «eich. Der ,Rttch»<mz«tger" veröffentltcht felgende Verord» nuug, betreffend die Einberufung de» Reichstag», vom 4. Februar 1907. „Wir Wilhelm, v»n Eotte» Gna den Deutscher Kaiser, König von Preutzen re. verordn« auf Gruud de» Artikel« 12 der Verfassung, im Nam« de» Reich», wa» folgt; Der Reichstag wird beruf«, am 19. Februar d. I. in Berlin zusammenzutreten, und beauftrag« Mr d« Reichskanzler mit den zu diesem Zwecke nötig« Vorbereitung«. Urkundlich unter Unser« Höchstetgenhündtg« Unterschrift und betgedrucktem Kaiser lichen Jnfiegel. Ergeb« Berlin im Schloß, den 4. Februar 1907. Wilhelm. Fürst von VÜlow". Ihr« König!. Hoheit« Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen haben sich auf 1 bi» 2 Wochen nach Hom burg v. d. H. begeben. Die für die erste Hälfte diese» Monat» geplanten Festlichkeit« finden nicht statt. Die »Köln. Ztg.- meldet au» Bielefeld von gestern telegraphisch: Der frühere Minister o. Möller nimmt al» Vertreter de» Kaiser» an der Einweihung der Uni- verfität PtttSburg in Nordamerika teil. Er wird am 15. März ab reisen. Gegenüber ander» lautend« Mitteilung« stellt der L. L.-A. fest, daß sich der Bundesrat bi»her mit dem An träge der braunschweigischen Regierung betreffend die dortige Tronfolgefrage noch nicht ander» befaßt hat, al» daß er dies« Antrag dem zuständig« SuSschuffe überwiesen hat. Bou diesem ist er bisher noch nicht an da» Plenum zurückgekommen. Daß dessen Entscheidung mit über wiegend« Mehrheit dem Beschluß vom Jahre 1885 ent sprechen wird, ist bestimmt auzunehmen. Da» Testament der Königin Marte von Hannover, da» nun mit Erlaubnis d«S Herzog» von Cumberland veröffentlicht werden kann, dürfte diejenigen Bundesregierung«, di« etwa noch schwankend gewesen sein sollten, wohl zu dem Standpunkte Preußen» bekehrt haben. . Die »Nordd. Allg. Zig." schreibt: Wie wir hören, hat der n«e Präsident de» ReichSverstcherungLamteS, Dr. Kaufmann, kürzlich eine beachtungswerte Einrichtung getroffen, die namentlich auch bei der Aetztewahl Zu- sttmmung find« dürste. E» sollen von Zett zu Zeit im RetchSversicherung»amt Borträge üb« Frag« der ärztlichen Wissenschaft, die für die Unfall- und Invalidenversicherung besonders bedeutungsvoll find, von angesehenen Aerzten gehalt« werd«. Nutz« den ständig« Mitgliedern und Hilfsarbeitern de» RetchSverstcheruugSamte» werden auch die vom BundeSrat gewählt« Mitglied« und richterlichen Bei sitz«, di« in Valin wohnen, sowie di« anläßlich de» SitzungSdteuste» an d« Vortragsabend« in Balta an wesend« auswärtigen vertret« d« Arbeitgeber und Ver- sicherten zu dies« Vorträg« eingelad«. Für diese» Jahr find vt« Borträge in Au»sicht genommen. D« «st« vor- trag, da am IS. und 20. Februar stattfiudet, wird die Grundlagen für di« Beurteilung de» Zustandekommen» und verlaufe» d« Intoxikation»- undsJnfekttonIkrankhetten im Betriebe behandeln und von dem auf diesem Gebiete befand«» sachkundig« Professor L. Levin-Verlin gehalt«. Hiermit ist et« nm« Weg gefunden, d« vielfach dm ge- äußerten Wünsch« d« Amzte nach ein« größer« Betel- ligung bet d« Durchführung d« Arbeiteroersicherung inner- halb d« Grenz« Rechnung trag« wird, die von der Gesetzgebung bt»her d« Mitwirkung d« Aerzte gezogen sind. Nach amtlich« Feststellung« Üb« di« Ergebnisse der Hauptwahlen betrug die Zahl d« Wahlberech- tlgten 13247 370, die Zunahme seit 1903 also 716122. Die Prozmtzahl d« Wahlberechtigt«, di« ihre Stimm« abgegeben hab«, ist also 85 Prozent, gegenüber 75,8 Pro zent im Jahre 1908. Bon dm Parteien hab« die stärkste prozentuale Zunahme die drei liberal« Blockparteien auf- zuweism, nämlich 49 Prozent; e» folg« die National liberal« mit 2ö Prozent, di« beiden konservativ« Par tei« mit 18 Prozent, da» Zentrum mit 16 Prozent, di« Sozialdemokrat« mit 8 Prozent. Danach ist die Zunahme d« sozialdemokratischen Stimm« ganz erheblich, die der Zentrmn»sttmmen auch noch beträchtlich hinter dem allge mein« Wachstum d« Stimmenzahl zurückgeblieben. Di« Wählerschaft d« Partei« der Rechten hat sich regelmäßig vermehrt, und die liberal« Partei« hab« in der Zahl ihr« Stimmen ein« entschieden« Aufschwung zu ver- zeichnen. Bet der deutschen Reformpartei und der Wirt- schaftltchm Vereinigung zusammen mit d« Süddeutschen BolkSpartet wird man im vergleiche zu den entsprechenden Grupp« der letzt« Wahl unter Einfluß des Bunde» d« Landwirte eine Vermehrung d« Stimm« um etwa 10 Prozent annehmen können. Frankreich. D« Gaulol» kommt auf die Schritt« zurück, die d« katholische Herzog Norfolk im Einvernehmen mit König Eduard beim Vatikan unternommen hab« soll, um zu verhindern, daß da» von Italien übernommen« religiöse Protektorat im Orient an Deutschland übergehe. Das Blatt feiert de» König» weis« Voraussicht, der ein be deutender Anteil an der LuSgletchSaktion zwischen Pari» und dem Vatikan zukomme. Große» Aufsehen erregt di« Meldung, daß da» aktive französisch« Mtttelmeergeschwad« diese» Jahr nicht, wie alljährlich, an dm Karnevaissest« an der französisch«, Riviera teilnehmm wird. Der für d« 5. Februar a». gesetzte Seekampf, der jede» Jahr eine Füll« von Schau lustig« aus di« Rrde von vtlleftanche hinauSzulockm pflegte, ist 1nfolg«drff«n auf unb«stimmt« Zett verschob« worden. Di« Offizier« de» Geschwader» hab« nach dem .Echo de Pari»- und dem »Matin* die Beteiligung an den Festen verweigert, um ihrer Unzufriedenheit darüber Ausdruck zu geben, daß da» Parlament die beantragt« 900 000 Frank» zur pekuniären Gleichstellung der Mattno offiztere mit den Offizier« der Landarme« abgelehnt hat. Sie beschweren sich, weil man ihnen trotz de» ungenügend« Solde» jeden Repräsentatton»zuschutz verweigert und sie zur Bestreitung aller Kost« bet besonderen Gelegenheit« persönlich heran-ieht, und sie sollen mtschloflen sein, bi» auf weiteres alle Gesamteinladungen abzulehn«. Weiter fordern die Offiziere größere Mittel zur Beköstigung ihrer Leute, da die 90 Centime» für Tag und Kopf, di« st« augenblicklich von der Regierung erhalten, zu einer zuläng lich« Ernährung der Mannschaft nicht auSrttchmd stten. Rußland. Der Aurstand in dm Naphthawetten bet Baku ge winnt an Ausdehnung. Di« Arbeiter stellten wettere Forderungen, sodaß deren Zahl jetzt 84 beträgt. Unter anderem fordern sie die Einführung de» achtstündig« Arbeitstages. Die Erfüllung der Forderung« würde die Betriebskosten um jährlich 25 bi» 38 Millionen Rubel erhöhen und dar Pud Naphtha um 5 bis 7 Kopeken ver teuern. - Türkei. Nach einem Telegramm der Köln. Ztg. «u» Konstan tinopel vom 5. Februar ist die Ansicht, baß da» vorgeh« der deutsch« Botschaft geg« Fehim Pascha in türkisch« Kreisen Erbitterung erzeuge, irrig. Fehim Pascha hat auch geg« Mohammedaner und hohe Beamte sehr viele Gewalt taten begangen. Am Sonnabend hat sich ein Grieche, türkischer Untertan und Besitzer de» Walde», dessen Holz Fehim Pascha geraubt hat, in die Botschaft geflüchtet. Sr war zwei Wochen von Fehim Pascha gefangen gehalten und durch Mißhandlungen zu der Erklärung gezwung« worden, daß der Wald tatsächlich Fehim Pascha gehöre. Der FÜtchtling wird schwerlich au»g,liefert werd«, wmn nicht die formelle Versicherung erteilt wird, daß er geg« ungesetzliche Gewalttaten geschützt werde. In einem ander« Falle hatte Fehim Pascha eine Ladung Balken, di« der Vertreter eine» deutschen Hause» gekauft hatte, btt der Um ladung von einem türkisch« auf ein deutsche» Schiff sott- nehmen lassen. Der deutsche Botschafter richtete darauf «j«? SM SsiiMr. W im llsvss Le« Lern» rsdrlLdvsItllvrs Leläler srnxüsklt si<är rnm ^u- AUÄ Vsrkrmt von KtsntsxsxisrM, kkauäbrlekso, Aktion nn6 sonstigen ^Vstt-xspisron, rur LtuIöMAK von «kldarso Oonpons, Oiviäenäsnsokeiosü u. galostov Ktncksn, rur V«ri7»ItUUK von Wsrtxaxisrvn (Usborvsoliünx von ^uslosangen, Be sorgung neuer Ans- der. Viviäsncksnboßvn nsv.), rur okksnor onä gssodlosssnor Vexols, rur VormlotlMK von 8sko»-8<änLnkoksn unter eigenem Versellnss 6sr Bieter, nur 6«vRltruLK von Darlehen, rur Benutzung ILrer Vlrm» »1» VomIrllslOlIv anä mir VIsßOlltlorUUK von ^VeoksÄn, rur NkLDnwK Inukvnäer Lsoknungen mit un6 olms Odvß-Vvrkolir, -or ^nnakmv von kitziäern rur Verzinsung Ml. WM. jährige Agnes auf seinem Arm, welche laut schrie und die klttn« Aermchen verlangend nach einer weiter zurückge legenen Stelle des Sees ausstreckte. „Wo ist mein« Vferde gesprungen und ohne sich weiter m kümmern^ auf die Landungstreppe zugeeilt er nicht die rechten "Watte dazu, dann Zeigte er mit der Sees ausstreckte. Arau?" fragte Aavell, der haslla vom und ohne sich weiter um das Äer zu „ .. . - war. Der Ruderer zögerte etwas mit der Antwort, als finde Hand nach dem spiegelglatt sich ausdehnenden Wasser und sagte mit ängstlicher Stimme: »Sie ist in das Wasser gefallen!" Ertrunken!" Dieses einzige Wort entrang sich als heiserer Schrei dm Lippen Rlr. Aavell», dann strrang er hastig in das Boot, daß dieses heftig schwankte und geberdeke sich wie ein Rasender, der plötzlich den Verstand verlor« hat. Ich folgte ihm nach einigem Überleg« in das Boot nach, wußte aber auch nicht gleich etwas zu sagen, so sehr war ich von der Hiobspost erschüttert ward«. Doch faßte ich mich zuerst, es mußte etwas geschehen, wir tonnt« un möglich untätig in dem Book steh« bleiben und bin nach der Stelle starr«, die uns von dem'Dimer als Unglücks stelle be§richnet wurde. Wir rudert« mit Aufbletuna aller Kräfte hin nach der verhängnisvoll« Stelle- die See war dort, wie uns der Augenschein lehrte, nicht gerade sehr tief, aber immer noch tief genug, daß ein Mensch daselbst ertttnken konnte. Auf die Frag«, mit den« wir dm Diener bestürmten, erzählte uns der Diener in kurzen, abgerissenen Sähen, daß Mrs. Aavell sehr lustig und erfreut über die Boots fahrt gewesen sei und viel Vergnügen über das Wasser und die munter darin schwimmenden Fische empfunden habe, was gewiß nicht zu verwunde«, da sie Zeit ihres Leb«» über das große Häusermeer London» nicht heraus gekommen und so etwas wohl noch nicht gesehen hatte. Sie bmgte sich dabei etwas weit über dm Vootrrand, ver lor schließlich da» Übergewicht und stützte kopfüber in da» Das Meersräulein. Kriminal-Rmncm von Gustav Sang«. : 75 Herrenhaus liegt am Meere oder vielmehr an der Bai, war prächtig eingerichtet, hatte die herrlichste Aussicht auf die jenseitigen Berge von Devonshire, Cornwall, besaß eine prächtige Meierei, schöne Pferde, Equipagen — und das Alles gehörte nach dem letzten Federstriche unter dem Kontrakt meinem Klienten Frederick Aavell und seiner hübschen Frau. Ich bmeidete im ersten Augenblick fast die beiden, die hier nun ein recht angenehme» Leb« führ« konnten. ( Ich machte mit dem neu« Besitzer einen Ritt in die Umgevung und Mrs. Aavell, welche die durch die Abwe senheit ihres Gatt« bedingte Langweile sich abkürzen wollte, kam auf den Einfall, eine Jährt mit dem nettm Segel boote zu machen, welches gleich allem ander« beweglichen Vermögen des früheren Besitzers in dm Besitz des Käu fers übergegangm war. Es war die erste Bootsfahrt ihres Lebens und weil das hübsche Boot so verlockend auf der Oberfläche des Wassers schaukelte, so kam sie . eben auf dieses Vergnügen. Unser Ritt währte nicht allzulange, dmn wie von einer Vorahnung erfaßt, hatte Mr. Aavell zur Heimkehr getrie ben, obwohl wir etzt ein« Teil des Besitztum» besichtigt hatten. Er wollte sich die weitere Besichtigung für einen späteren Tag vorbehalten. Ich bin durchaus nicht aber gläubig, aber seid diesem Tage bin ich doch geneigt, an Vorahnung« der Menschen von kommend« Unheil oder Glück zu glaubm, dmn wie kam der Mann ohne allen Grund dazu, plötzlich zur Rückkehr zu drängen, als ahne er das furchtbare Unglück, welche» sich währmd seiner Ab- wesenheit ereignet hakte. Als wir zurückkehrken kam eb« das Segelboot an die Keine Landungstreppe von Serpen- tiustein; einer der Dimstleuke, welcher die Bootsfahrt mit- gemackk batte, um das Ruder zu führen, trug die drei- Wasser. Die kleine schreiende Agnes halte in ihrer kind lichen Unwissenheit der Mutter nachgewollt, sodaß der Dimer seine Aufmerksamkeit dem Kinde zuwenden mußte und der Verunglückten, was nicht schwer war, keine Huf« bringen konnte. Das Unglück war auch so schnell ge schehen, in wenigen Minutm war alles vorüber gewesen, möglich, daß die Verunglückte btt dem Sturz auf einen Stein gefall« war und dadurch die Besinnung verloren hatte, sonst hätte sie sich schließlich doch herausarbtttm können, wenn sie auch des Schwimm«» nicht kundig war. Al» wir an der Stelle angekommm waren, startt« wir all« entsetzt in die Tiefe und unterschied« auf dem Grund wirklich di« regungslose Gestatt der Verunglückten. Mr. Aavell wollte sich nachstütz« und es bedurfte meiner und de» Diener» ganze Kraft, um ihn zurückzu halten. Er war völlig außer sich und glich gar keinem Menschen mehr, rang m wildem Schmerz die Hände und schrie mit verzweifelnder SNmme nach seiner Gattin, welche er mit den zärt lchstm Namen nannte. Erst nach und nach wurde er meinen Vorstellung« zugänglich, sich in da» Unvermeidliche zu füg« und doch auch au sein mutterlos gewordenes Kind zu dmkm, welche» uunmehr doppelt des Vater» bedurft«, wo e» die Mutt« so jäh verloren hatte. Ich glaube, wmn ich nicht zugegen ge wesen wäre, der kurz vorher noch so glückliche Gatte hätte dm schweren Schicksalsschlag nicht Überwunden, sondern würde sich seiner Gattin tu die nass« Aluten nachgestürzt und dm Tod gesucht hab«. Inzwischen war noch ein Book zur Rettung hervelge kommen, dmn die Kunde von dem traurigen Unfall der neuen Gutsbesitzerin hatte sich schnell verbreitet. Maa zog Mrs. Aavell au» dem Wasser und stellte auch Wied erbe- " lebungsversuche an, doch vergeben», dl« hübsche junge Arau hotte ihr Leb« schon ausgehaucht und selbst der größte Schmerz Ihr« Gatt« und aller Jammer konnte sie nicht wled« in dasselbe zurückrufey.