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Montag, S. April 1S0S, abends SS. Jahr,. s teten Dvrwürse sind, so wird dvH vor der Geschichte s langt, wäre darauf hinzuweisen, daß bekanntlich Frei-- dieser Politik im Reichstag zweifellos die Beschuldigung fallen, die russische Diplo-t Herr vlou Aehrenthgl bereits während der letzten Dclega-, abermals bestätigt, daß oc Vie „Königin Ser Nacht". Seeroman von H. Hill. Beilage znm „Riesaer Tageblatt Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Ries«. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Da der Doktor sich so überaus nützlich machte, hatte ich einen plausiblen Grund, mich fcrnzuhalten, erstens, weil ich noch Berichte, Instruktionen und Orders zu unterzeichnen hatte, und zweitens auch noch eine Besprechung mit Nathan über mich ergehen lassen mußte, der mir seine letzten Verhaltungsmaßregeln erteilen wollte. Es lag also kein Grund vor, der mich auf Deck zu erscheinen zwang, ehe die Glocke zur Abfahrt rief. Tie Fenster der Kapitänskabinc gingen auf die Quaiscite und auf die Fallreeptreppe hinaus und man kann sich denken, daß ich nie in einer dunklen oder nebligen Nacht einen schärferen Auslug hielt, als an jenem Tage, wo ich nach dem holden Gesicht meiner Braut ausschaute. Wie das meiste Gute, ließ auch sie auf sich warten. Fast Scharen von eleganten Leuten drängten sich fröhlich über die Planken der Fallrceptreppc, auf der unser liebenswürdiger Zahlmeister stand, um die Namen der Passagiere mit seiner Liste zu vergleichen. Das Knallen der Champagnerpfropfen aus dem Salon verriet zur Genüge, daß das Abschiedsmahl begonnen hatte, doch noch war nicht das Geringste von Atine zu bemerken. Plötzlich ließen sich Nathans schlurrende Schritte draußen vernehmen; er trat in nieinc Kabine und übergab mir eine Liste der Plätze, wo ich Kohlen emnehmen, und der Firmen, mit denen ich geschäftlich verhandeln sollte, so daß ich also vollauf zu tun hatte, um aufmersam seinen Worten zu lauschen und gleich zeitig die Fallreeptreppe zu überwachen. Er saß neben mir an dem Tische der Kabine, hatte seine PapierevorsichliegennndunterstrichseineJnstruktioncn gleichsam mit der Spitze einer kräftigen Zigarre, mit der er fortwährend hin- und herfuchtelte. Seine pfiffigen Augen erhoben sich vom Papier beständig zu meinem Gesicht und wanderten wieder zurück, als ob er sich jedesmal überzeugen wollte, ob ich ihn verstanden hätte oder nicht. Gerade, als er in seinen Notizen suchte, um mir für seinen Agenten in Malta Verhaltungsmaßregeln zu geben, schlug mein Herz heftiger, als ich Mine über die Fallreeptreppe kommen sah. Sie war von einer gutmütig aussehenden, eleganten Dame von etwa dreißig Jahren begleitet. Ich hatte kaum Zeit zu bemerken, daß meine Braut bleich und traurig aussah, hegte aber die fröhliche Hoffnung, daß die Bläffe ihres Gesichts weniger der Krankheit, als einer voraussichtlich bald Mwindendcn Ursache zuzuschreiben war als ein mahnender Pstff an meinen Ellenbogen mich in die Wirklichkeit znrücknef, und mich zur rechten Zeit ?>. Kapitel. Die vermißten Passagiere. Der zur Abreise der „Königin der Nacht" bestimmte Tag brach hell und sonnig an, und um die Mittagsstunde waren wir alle bereit, die Passagiere zu empfangen. Eine Mannschaft, die für ein Kriegsschiff genügt hätte, war angenommen worden, die Steward - Abteilung war unter den Befehlen ihres ge wohnten Chefs in voller Tätigkeit, und die Speisekammern waren mit allen möglichen Delikatessen angcfüllt. Von dem gewöhnlichen Lärm, der stets bei der Abfahrt eines großen Steamers herrscht, war wenig zu merken, — erstens weil wir keine Frachtgüter hatten, und zweitens, weil kein großes Gepäck einzuichiffen war. Ein in der Kabine unterzubringender Koffer — höchstens zwei — genügten jedem Passagier für die sechs wöchentliche Fahrt, und diese brachten sie mit. Wir hatten keine Verpflichtung, vor drei Uhr abzuscgeln, doch die ersten Passagiere kamen zur Zeit des Lunch, das um ein Uhr für die Reisenden und ihre Freunde im großen Salon bereit stand. Als Kapitän des Schiffes war cs eigentlich unter meiner Würde, die Gäste bei ihrem Erscheinen an Bord selbst zu empfangen, außerdem war Dr. Zavertal tatsächlich ein „geborener Wirt*. Er hieß jeden willkommen, half allen beim Ablegen der Garderobe, geleitete sie auf die Plätze — eine Tätigkeit, bei der er von dem Zahlmeister und den Stewards unterstützt wurde. Dieses gediegene Arrangement paßte mir ausgezeichnet. Ich hatte aus der Passagierliste ersehen, daß Sir Timon Crawshan nicht für sich selbst einen Platz bestellt hatte, Alines Reisegefährtin war vielmehr eine Mrs. Brinkworth, von der ich nie etwas gehört hatte. Aber es war immerhin möglich, daß der Baronet sein Mündel auf den Steamer geleitete, um sie abfahren zu sehen, und ich hegte die größte Furcht, er könne sie wieder an Land zurücknehmen und ihre Abreise vereiteln, wenn er merkte, daß dar Kommando des Schiffes mir anvertraut war. Um einer solche» Entdeckung vorzu beugen, hielt ich mich in meinem eignen Zimmer auf, als die Passagiere anlangten, und es war ein Glück, daß die Um stände mein Vorhaben begünstigten, ohne daß ich die Aufmerk samkeit der andern dadurch erregte daran ermncrie, dcw vs für mich wünschenswert war, meine Gefühle inöglichst zu verbergen. Ich fürchtete schon, ich yärie das nicht genügend getan, denn Nathan sah mich mit sardonischem Grinsen an. „Ich sehe, daß Sie ein Bewunderer der Frauenschönhcit sind, mein lustiger Kapitän," sagte er und blickte mit bedeutungsvollem Augenblinzeln nach der Fallreeptreppe, „oder vielleicht sind Sie dem reizenden jungen Geschöpf schon vorher begegnet?" „Sie haben in beiden Behauptungen gewissermaßen recht, Sir," erwiderte ich mit anscheinender Gleichgültigkeit, „ich erkenne ein hübsches Gesicht, wenn ich es einmal gesehen, sogleich wieder und ich glaube auch, ich bin mit der jungen Dame, die eben an Bord kommt, flüchtig bekannt. Das ist," fügte ich hinzu, „wenn ich mich in meinen Erinnerungen nicht täusche, eine Miß Challcnor, ein Mündel von Sir Simon Crawshay." Nathan zuckte niit vollständig gleichgültiger Miene die Schultern, sah mich aber fest an, als er antwortete: „Das ist sehr leicht möglich, daß sie da-Z ist. Soviel ich weiß, hat ein Gentleman, namens Sir Simon Crawshan, Plätze für zwei Damen bestellt. Ucbrigcns, Kapbän," fuhr er fort, indem er seinen Blick schließlich von mir wandte, „Sic können ihr ruhig die Cour machen, solange sich die Ge legenheit dazu bietet, Sir Simon wird nicht an Bord komme» und Ihnen das Spiel verderben." Er zeigte nicht die geringste Neugier, wo und wann ich Miß Challcnor kennen gelernt, und wir erledigteil unsere Geschäfte. Jetzt, da ich von Sir Simons Ausbleiben über zeugt war, konnte ich meinem Reeder ungeteilte Aufmerk samkeit schenken, so daß die übrigen Angelegenheiten schnell erledigt wurden, und Nathan die Kabine verließ. Er war kaum fort, als der erste Offizier, Mr. Ale. Jntyre, mir init- tcilte, der Lotse wäre an Bord. Ich gab den Befehl, cs sollte zum ersten Mal geläutet werden, um die Angehörigen und Freunde der Passagiere vom Schiff zu bringen, dann ging rch auf die Brücke, um die Vorbereitungen zur Abreise zn treffen. Nach einigen Worten mit dem Lotsen und den Maats ging ich das Deck hinunter und suchte mir Alinc. Sofort wurde ich für meine bisherige Diskretion belohnt. Sie stand ganz allein und beobachtete, wie ich glaubte, mit großem Interesse die ersten Manöver, mit denen wir uns von der Küste entfernten. Orientkrlsis-Nachklänge ! IV. Deatschlaad «vd Rutzlautz. )( Die «offiziöse russische „Rossija" spricht ihre Ge nugtuung über die mit ihren Informationen überein stimmende Erklärung der Norddeutschen Allgemeinen Zei tung aus, die deutsche Regierung habe in der Frage der Aushebung des Artikels 25 des Berliner Vertrages aus Küßland keine Pression ausgelibt und sich an Rußland geivandt, beseelt von den traditionellen freundschaftlichen Aesühlcn. Die „Rossija" ist überzeugt, daß nunmehr allen Lermntungen bezüglich des von der deutschen Regier ung in dieser Frage angeschlagenen, nicht genügend freundschaftlichen Tones schnsinden werden. Zur richtigen Beurteilung der russischen Antwort aus den deutschen Vorschlag sei in Betracht zu ziehen, daß, als Deutsch land in Petersburg mit dem Vorschlag yervortrat, die österreichisch-serbischen Beziehungen den Höhepunkt der Spannung erreicht hatten, Daher sei das Berliner Ka binett mit den: Plan herdorqetreten, der, wie dec deutsche Botschafter erklärte, d°n Ausgang aus der gefährlichen Lage sicherte, «ohne die der russischen Politik zn Grunde liegenden Prinzipien zu verletzen. Die Einzelheiten des Planes sind bekannt. Ter deutsche Botschafter erklärte dabei, falls Rußland es nicht für möglich findet, der srcundschastlicnen Vermittlung Deutschlands entgegenzu kommen, werde dieses seinem Bundesgenossen die Wahl der durch die Umstände bedingten Mittel überlassen müs sen. Daraus geht zur Genüge der Ernst des Moments hervor und ebenso, in welch! hohem Grade das Schicksal Serbiens v«on Rußland» abhing. Rußland mußte einer seits die Unvermeidlichkeit des bewaffneten österreichisch serbischen Konflikts mit allen Folgen, andererseits die Ersetzung eines Mittels, um den Kollektivwillen Europas cnszudrücken, durch ein anderes in Betracht ziehen. In die Aufhebung des Artikels 25 einwilligend, gibt Ruß land keineswegs sein Prinzip zur Abänderung der Ver- iragsbestimmnng auf. Die Zustimmung aller Draktar- mächte ist erforderlich und hat auch die Frage der Einberufung der Konferenz nicht vorher entschieden. Dieses Zugeständnis nahm Von der russischen Regierung; gelegenheit auch im Hinblick aus die Form endgiltig die schwere Verantwortung für das Serbien etwa! ans der Welt zu schaffen, und zwar im Wege eines drohende Unheil und erleichterte den friedlichen Ausgang'Notenwechsels, den das russtschr Kabinett auch für die aus der äußerst zugespitzten Lage. Wie schmerzlich. Erledigung der montenegrinischen Frage empfiehlt. Was auch für die russische Diplomatie die gegen sie gerich-'den Inhalt des gegenwärtigen russischen Vorschlages nn- imatie habe nicht verstanden, zu^ Vorbeugung' eines I drohenden Unheils ihre Eigenliebe zu opfern. Durch die I Annahme des deutschen Vorschlages sicherte Rußland auch das baldige Zustandekommen der Verständigung zwischen Bulgarien und der Türkei und die Aufhebung des Mon tenegro betreffenden Artikels 29 des Berliner Vertrages. Aus dem Gesagten folgt, daß der im kritischen Augen blick zwischen Rußland und Deutschland stattgehabte voll kommen freundschaftliche Gedankenaustausch zweifellos die Lösung der Frage ans einer Grundlage gefördert hat, die keineswegs die Würde Rußlands tangiert. So bald die durch die andauernde politische Krisis hervorge rufene Erregung schwiuden wird, wird sicherlich aner kannt werden, daß 'in diesem Fall weder Von einer Seite eine Einschüchterung stattsand, Koch auf der anderen Furcht! Vorhänden war, sondern nur beiderseits der auf richtige Wunsch bestand, einen friedlichen Ausweg aus der für den Weltfrieden gefährlichen Lage zu finden. Die österreichischen Botschafter haben vorgestern den . Kabinetten der Signatarmächte die Note überreicht, in . der Oesterreich den Wunsch ausspricht, daß die Mächte ihren früheren Zusagen gemäß die Annexion BoSuienS «ud der Herzegowina anerkennen und in die mehrerwähnte Streichung des ' Artikels 25 des Berhrmr Vertrages einwilligen sollen. ' Man hält die Zustimmung der Mächte für sich-r. Dem neuen russischen Schritt bezüglich der Montenegro zu gute kommenden Aenderung des Artikels 29 des Berliner Ver trages stimmt mau in Wien völlig zu, .da mau oarin ! eiuen Beweis sür das Bestreben Rußlands nach glatter Erledigung der Angelegenheit durch Notenaustausch ohne Konferenz erblickt. Es gewinnt immer mehr den Anschein, daß eine Konferenz nicht mehr stattsinden wird. England legt aus das Zustandekommen einer Konferenz keinen Mert. Nur die Türkei wünscht noch ernstlich die Konferenz Das Wiener Fremdenblatt schreibt: Es steht außer Zweifel, daß die Mäcyte das an sie gerichtete Ersuchen des Wiener Kabinetts hinsichtlich Aufhebung des Ar tikels 25 des Berliner Vertrages zustimmend beantworten werden. Gcgenäußerungen der Mächte werden die Wirk ung haben, die materiell bereits erledigte bosnische An- tionssession die Bereitwilligkeit des Wiener Kabinetts aussprach, aus die im Artikel 29 des Berliner Vertrages der Monarchie eingeräumten Rechte zu verzichten. Der russische Schritt, fährt das Blatt fort, ist daher bei uns einer sympathischen Aufnahme gewiß; der angeregte Mohns eines Notenwechsels kann nur beitragen, eine rasche Erledigung auch hiescs Punktes durch die Annoend ung eines Gedankens zu bewirken, den das Wiener Kabinett eben im Interesse einer raschen Erledigung der schwebenden Fragen von Anfang an von Mächten zur Berücksichtigung empfahl. Da nunmehr die russische Re gierung ebenfalls diesen W-g vorschlägt, zeigt es siclh daß sich auch in Petersburg die Ueberzeugung Bahn krach, daß er sich, ohne irgend eine völkerrechtliche Auf fassung zu verletzen, als gangbar und praktisch be währt hat. > Die „Rordd. Allgem. Zeitung" sagt in ihrer Wochcnrnndschan: Mit aufrichtiger Befrie digung ist in Deutschland allgemein die friedliche Bei legung der Orientkrisis, zn deren Schlichtung in ker letzten Phase ihrer Entwickelung die Bemühungen der Ber liner Signatarmächte zusammengcwirkt haben, ausge nommen worden. Die Empfindung der Genugtuung über die Vermeidung zwecklosen Blutvergießens erfuhr beson dere Steigerung und 'Verkiesung, als durch die ReichS- togssitzung am letzten Montag offenbar wurde, daß die Haltung, die die deutsche. Politit während des ganzen Verlaufs der KrisiS beobachtet hatte, bei allen bürger lichen Parteien ohne Ausnahme rückhaltlose Billigung und Anerkennung sand, von der sich selbst der Wort führer der Sozialdemokratie nicht ganz nnsznschließen vermochte. Line feste und sichere Grundlage gewann die Erörterung der deutschen Volksvertretung von Beginn an, nachdem der Reichskanzler Fürst von Bülow in cin- gchmden Darlegungen ein klares Bild entworfen hatte von den Entschließungen der deutschen Diplomatie, seit sie von der Absicht Oesterreich-Ungarns, Bosnien und die Herzegowina endgültig in die Habsburgische Mo narchie einzugliedern, Kenntnis erhalten hatte. Tie ans den Akren gegebenen Mitteilungen des Reichskanzlers beseitigen endgültig die in Bildung begriffene Legende, daß er anfänglich nur zögernd und schwankend zur Aktion Oesterreich-Ungarns Stellung genommen habe. Weiter sagt die Nordd. Allgemeine: Der wahre Charakter der deutschen Politik hat sich iw den letzten Monaten von neuem offenbart, und der einmütige Beifall, der ;e zuteil geworren ist, hat das deutsche Volk geschlossen ^eclsr -irrt, jeäsr bsie, äer 8sä ^iläunxen desucllte, weiss, äas Heleaeaquelle bei I^ierenleiden, liarnxries, Oickt und 8tsin s äer kuk äissss 8-rcIss auf äer v/irkunx Der Versand die8er beiden (Zuellen rur ttaus- rrinlclcur betrüg pro^abr üverL'/2 2lLL110LS» L'lkGoLs», das Ist mebr als des Qe- samtvorsandes der ZV/ilduneer (Zuellva »oLto LQk SL« rssSULTL „»vis»«»- »Lck vsors VLotoryvoUo", da Lrsatr veder durek andere (Zuellen, noek durek lcüastttekes,8oxellLante8^ildull8er3alrmöLl!cklsr seiner dsiösn »Itderüdmtsn UsuptgueUen dsrukt, unä rwar Ser I OenrA Victorquelle N vsi klasenkatarrk und Frauenleiden