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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191802051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-05
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.02.1918
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Da» städtische »jährigen Be- bisheriaen Turnen noch Aloin« und Lrtlarbeit zu treiben, wie r« vie berauSgegebenen Richtlinien andenten. Mr den Sommer wird ein Kreiswetturnen in volkrtiimlichen Hebungen arvlant und dieses soll sich auf 100-m»La«f, Handgranatrnweitwurf, Hochsoruna und K»ia«lstoß er strecken. Möglicherweise wird di» KretSveraniialtuna Mr ganz Sachsen in (Lbemnitzabaehalten werden. Dl« auf der Tagesordnung stehende Mahl des ersten KreiSturnwarteS und seine» Stellvertreter» ergab die Wiederwahl de« bis« herigrn ersten, Seminaroberlehrrr« WLHmann (Dresden), and an Stell, de» gefallenen Karl Stein wurde Seminar« oberlehrer Müller in Oschatz neugewählt. Die Abänderung der Kreissatzungen wnrde für den nächsten ordentlichen KreiSturntag aufgehoben, ebenso eine grundlegende Neu« ordnung des Kreisblattes Turner aus Sachsen. —»Verkauft die GasthanSwäsche an den amtlichen Einkäufer! Die Mitteilungen der RrichS- bekleidungsstelle schreiben: I» der letzten Zeit häufen sich di« Fälle, in denen die Besitzer von Gasthöfen usw.. obwohl sie an Gastbauswäsche einen weit über ihren Bedarf hinaus- gehenden Bestand haben, doch sick dem amtlichen Einkäufer der Kriegswirtschafts-Aktiengesellschaft GeschästSabteilung der ReichsbrkleidnngSstelle gegenüber nicht zu einem frei« bändigen Verkauf des überschüssigen Bestandes bereit er klären. Der Bedarf der Allgemeinheit an solcher Wäsche ist außerordentlich groß, und es ist deshalb ein solches Ge bühren sehr zu mißbilligen. Die Reichsbekleidungsstelle wird daher in solchen Fällen künftig von dem ihr zustehen« den SnteianungSrechte Gebrauch machen. ES kann deshalb den beteiligten Besitzern von Hotels, Gast- und Schank« wirtschaften nur dringend empfohlen werden, diese Bestände freihändig an den amtlichen Einkäufer zu veräußern. — In welchen Stunden geschehen biemei- stenKellereinbrüchr? Viele meinen, da» seien die Nachtstunden. Da» trifft aber nicht zu, sondern am Hellen lichten Tag« geschehen die meisten Kelleretnbrüche. Die Diebe wählen dazu mit Vorliebe die Stunden zwischen 12 und 8 Uhr mittags. Nm diese Zeit sind die für die Bereitung des Mittagessens erforderlichen Dinge aus dem Keller herauf geholt, die Familien sitzen bei Lisch, di, Dienstmädchen waschen auf. Im Keller herrscht deshalb in dieser Zett solche Ruhe, daß Diebe oft Zeit haben, «ine ganze Reibe von Kcllerabteilnnaen auszubrechen. Würde der mittag» aus Amt oder Geschäft nach Hanse kommende Hausbewoh ner die wenigen Stufen aus dem Erdgeschosse, das ja doch jeder passieren muß, in den Keller Herunterstrigen, um nur «inen flüchtigen Blick durch den Gang zu werfen, so würde mancher Diebstahl verhütet werden. Das gleiche sollte beim Wiederverlassen de» Hause» nach der Mittagspause ge schehen. Wo eine Dorkellertür vorhanden ist und diese auch über Lag sorgfältig geschloffen gehalten wird, sind Keller einbrüche sehr erschwert. Deshalb müssen die Dienstboten mit Strenge zum jederzeltigen Verschließen auch der Vor tür angebalten werden. —MI. Gefängnisstrafe für Beschädigung vouWeiden und Abreitzen von Weidenkätz- ch « n. Die für die Bienenzucht ««ersetzlichen Weidenkätzchen, di« zu Beginn des Frühjahrs den Bienen fast die einzige Nahrung geben, werden noch immer von gedankenlosen Menschen abgerissen, obwohl solches Gebaren schon durch da» Forst- und Feldstrafgesetz mit empfindlicher Geld- oder Haftstrafe bedroht ist. Steuerdings sind nun außerdem Li« Weiden mit Stock und Rinde zur Sicherstellung von Kriegs bedarf beschlagnahmt; und wer sich an diese Beschlagnahme verfügung nicht hält, auch wer unbefugt Weiden beschädigt, verwendet, verkauft oder kaust, hat jetzt sogar Gefängnis strafe zu erwarten. ES werden daher alleSpaziergän« a « r, ob alt oder jung, eindringlich davor gewarnt, die Weiden zu beschädigen und Kätzchen zu pflücken. Die Be- schlagnahmcverfügung mit ihrer strengen Strafandrohung geht aber auch die Viumengcschäftsinhaber und Händler an, und auch die Besitzer von Grundstücken, in denen Wei den stehen, sind daran gehalten. Die AussichtSbeamtrn sind angewiesen, auf Durchführung der Vorschriften scharf zu achten. —* Schont dieWäsche! In der letzten Zeit wer- Len für die Wäsche Stärkemittel in den Handel gebracht, die mit Gips, Schwerspat und ähnlichen schädlichen Mine ralien versälscht sind. Das Publikum wird dadurch ge täuscht, daß solche Mittel zwar gut steifen und der Wäsche «in gutes Ansehen geben, diese aber nach kurzer Zeit brüchig und unbrauchbar machen. UrberdieS ist Gips aus der Wäsche infolge seiner Wasserunlöslichkeit nur unter stärk ster mechanischer Beanspruchung der Faser herauSzuwaschen. Uebermatziges Reibe» der Wasche schadet aber bekanntlich ebensoviel wie Behandlung mit scharfen Waschmitteln. Das Publikum und die Wäschereien werden gewarnt, solche Mittel zu gebrauchen. »Leutewitz. Der Unteroffizier in einem Pionier bataillon Martin Zschiitzsch wnrde zum Sergeanten be- fordert. »Zeithain. Dem Soldat Karl Hofmann in einem Inf. Regt, Sohn de» Klrmpnrrmeifter» Fr. Hofmann, wurde das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Oschatz. Trotz aller erdenklichen Bemühungen ist e» nicht gelungen, die zum vollen Betrieb des Gaswerke» nö tigen GaSkohlen zu erhalten. Infolgedessen kann bi» auf weitere» nur noch für Beleuchtung und FrübstückSberei- tung von 5—8 Uhr früh, für Bereitung des Mittagessens von 11—1 Uhr mittags und zur Beleuchtung der Geschäfts und Arbeitsräume, Wohnräume, Gastwirtschaften und de» Bahnhofs von 5—1 Uhr abend» Gas abgegeben werden. Zwickau. Den Bergarbeitern des hiesigen Gtetnkoh- lenreoler» wurde aus ihr erneutes Ersuchen von den WerkS- »erwaltungen eine abermalige Lohnerhöhung im Betrage von 80 Pfg. für die Schicht gemährt. Gleichzeitiawurde die Kinderzulage von 4 auf 6 Mark pro Kind im Monat her- aufgesetzt. Die Folge dieser Lohnerhöhung ist «ine weitere Erhöhung der Kohlen- und Kokspreise seitens der Werke um 25 bis 30 Mark für den Doppelwagen. — Da» städtisch« Realgymnasium rüstet sich zur Feier seines 50 jährigen Be stehens am 18. April. Als ehemalige Schüler genannter Lehranstalt haben verschiedene ältere Herren, die bedeutend« Beträge für die künstlerische Ausschmückung ihrer einstigen Bildungsstätte spendeten, sich zu einem GtiftungSauSschuß vereinigt, der die Errichtung einer JnbiläumSsttftung für Stipendien plant. Zur Erreichung oe« Zieles sollen die ehemaligen Schüler aufgefordert werden, möglichst reich« Spenden der Stiftung -uzuführen. , tu. K lingentbal. unter Vermittelung de» Ober- versicherungSamteS Zwickau ist eine vorläufig« Einigung der Aerzte mit der hiesigen Ortskrankenkasse erzielt worden. Die Aerzte haben sich bereit erklärt, bis zum endgültigen Ausgleiche der Sache durch da» Schiedsamt die Behandlung der Kassenmitglieder in der bisherigen Weis« fortzuführen. tu. Lötznih. Ein 4'/, jährige» Kind d«S ,m Heere be- kindlichen GeschirrsührerS Patschke wollte, während di« Mutter auf kurze Zeit die Wohnstube verlassen batte, «inen Topf Kartoffeln au» dem Ofen ziehen, wobei «S einen Lanebrnstehenden Topf mit heißem Kaffee umriß. dessen Inhalt sich über ein dabeiftehende» 2'/, jährige» Kind er goß. Letztere» erlitt so schwere Brandwunden, daß e» bald darauf verstarb. tu. P lauen. Mehr al» 10 v. H. aller Wohnungen darunter an» sehr viele kleine Wohnungen stehen bt«r„leerr bet der geringen Nachfrage nach Wohnungen sind natürlich auch die MtetSpreise nicht überspannt. * * * Meiningen. Der Herzoal. Landrat gibt bekannt: Frau Lina Fa^nstzin. in Witzelroda hat am 27. Januar reatscher «eneralstabsvericht. lfflmtlich.) «rost«» »auvtaaartier. V. Februar 1V18. Westlicher Kri«a»lcha«»Iatz. ... am Abend an der Bahn Voestnghe-Ttaden bei Abwehr eine» englischen Vorstoß«», sowie »wischen Passchcndaele und B«c«laer« beträchtlich steigerte. Auch südlich von der Lvs, am Labassee-Aanal und an der Gcarpe lebte die Feuer- tätiakeit zeitweilig auf. Bei erfolgreichen Erkundungen südlich von Armentieres und bet Gratncourt wurden einige Engländer gefangen. Heerrsarupst« Deutscher Krouhriu». Badische Stoßtrupp» drangen südlich von Beaumont tief in die französischen Stellungen, fügten dem Gegner schwere Verluste zu und kehrten mit 33 Gefangenen und mehreren Maschinengewehren in ihre Linie zurück. H«er«»arupste Herzog Albrecht. Auf den MaaShöhen nördlich und südlich von St. Mihiel lebte die GefechtStättgkett am Nachmittag auf. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. D«r erste Generalauaettermeifter: Ludendorff. gemolkene Milch in den Stall geschüttet, um dem mit der Ueberwachuna de» Melken» betrauten Beamten die tat sächlichen Milcherträge zu verbergen- Diese niedriae, jeder vaterländischen Gesinnung bare Handlungsweise wird öffentlich gebrandmarkt. Tagesgefchichte.. Deutsche» Reich. Die Gstarkrast de» deutschen Volk«» im Jahre 1V17. Die monatlichen Berichte über die Geschäft»erg«bniffe der Sparkaffen, welche da» Amtsblatt des Deutschen Svarkas- senverbande». die.Sparkasse" veröffentlichte, lieben schon erkennen, daß da« Jahr 1917 ein besonder« günstige» war. Aus einen glänzenden Jahresabschluß konnte man umso mehr rechnen, al« der Bearbeiter dieser Statistiken, Spar- kassendlrektor Reusch in Berlin, wiederholt betont hatte, das diese Monatsberichte mit besonderer Vorsicht aufaestellt seien und da» Gchlußergebnis wohl noch eine freudige lieber- raschung bringen werde. Das bat sich bewahrheitet. Die .Sparkasse" berechnet nunmehr den gesamten Jahresumsatz der Deutschen Sparkassen für das abgelaufene Jahr auf Grund eine« umfangreichen amtlichen Materials einschließ lich der 700 Mill. Mark zugeschriebener Zinsen auf minde sten» S'/» Milliarden M. und zwar nach Abzug der Zeich nungen der Sparer auf die Vk. und vn. Kriegsanleihe, die sich auf über 3 Milliarden M. belaufen haben. Dieses Er gebnis ist umso erfreulicher, al» es sich im wesentlichen au» .kleineren Posten" zusammensetzt. Noch niemals war hier- bei eine so weitgehende Beteiligung der breiten Schichten der Bevölkerung zu beobachten, wie im vergangenen Jahre, wa« schon daraus hervorgeht, daß die Zahl der Sparbücher sich um mehr als 1'/, Millionen Bücher vermehrt hat, eine Zahl, welche selbst die günstigsten Friedensjahr« weit hinter sich läßt. An diesem günstigen Ergebnis nehmen alle deut schen Sparkassen teil, deren Berichte übereinstimmend beto nen, daß das vergangene Jahr für sie ein Nekordjahr ge wesen sei. Der Höhepunkt scheint noch nicht erreicht zu sein, denn der Zufluß an Spareinlagen hat sich im Januar in verstärktem Maße fortgesetzt, sodaß vielfach die Sparkassen Mühe hatten, den Andrang zu bewältigen. So bat die Berliner Sparkasse, die im Jahre 1917 einen Zuwachs von 108 Millionen Mark erfahren hatte, für den Januar be reits eine Mehreinnahme von über 30 Mill. M. zu ver- zeichnen. Der Reich-Verband der deutschen Presto hat an das preußische Abgeordnetenhaus zum Gesetzentwurf über die Neugestaltung des Herrenhauses eine Eingabe gerichtet, worin dem dringenden Wunsche Ausdruck gegeben wird, daß den Tagesschriftstellern eine gesetzlich gewährleistete Vertretung im neuen Herrenhause zugebilligt werde. ES wird ausgeführt, daß weder der Bedeutung noch der beson deren Eigenart dieses Berufsstandes Genüge geschehen würde, wenn die Berufung seiner Vertreter dem freien Er- messen der Krone überlassen bliebe. Eine Berufung tatsäch- licher Vertrauensmänner des gesamten Standes würde vielmehr nur sicherzustellen seien, wenn die von den Tages schriftstellern selbst geschaffene Organisation zur Wahrneb- mung ihrer beruflichen Interessen das Recht erhielte, die Vertreter für das Herrenhaus zu präsentieren. Es wird gebeten, den aus den zusammengefaßten preußischen Zweig organisationen gebildeten preußischen Unterverband des Reichsverband«» der deutsche» Presse mit dem Rechte der Präsentation von mindestens drei Vertretern auszustatten. Die StrcilSewcgiing. AuS Berlin wird durch WTB. gemeldet: In der gestrigen Sitzung des außerordent-ichen Kriegsgerichts vor dem Landgericht H in Berlin stand dieHauptverhand- lunggegen den ReichStagsab geordnete »Tritt in a nn von der Partei der unabhängigen Sozialdemo kratie an. Vorsitzender war Landgerichtsdirektor Neue, Berichterstatter KriegsaerichtSrat Dr. Köhler, Verteidiger die NechtLanwälte Haase und Dr. Herzfeld.. Der Bericht erstatter beantragte wegen versuchten Landesverrats in Tateinheit mit Vergehen gegen .8 9b des Gesetzes über den Belagerungszustand und wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt sechs Jahre Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren. Das Gericht erkannte auf fünf Jahre Festungshaft wegen versuchten Landesverrates in Tateinheit mit Vergehen ge gen das Gesetz über den Belagerungszustand und auf zwei Monate Gefängnis wegen Widerstandes gegen die Siaats- grwalt. Da» Gericht nahm das Vorhandensein mildern der Umstände an und erkannte au? Festungshaft, weil es nicht feststellen zu können glaubte, daß die Straf tat aus einer ehrlosen Gesinnung entsprungen wäre. — Aus den Ausführungen des Angeklagten ReichStaaS- abgeordneten Dittmann ist hervorzuheben, daß es sich sei ner Meinung nach um einen DemonstrationSstreik han delte, dec nur drei Tage dauern sollte. — Dittmann er klärte sich unter der Ausrede, daß Tirpitz der intellektuelle Urheber de- Streiks sei, für nicht schuldig. Die Einigungsverhandlungen die in München zwischen den von der unabhängigen sozialdemokratischen Partei ge führten Ausständigen und der sozialdemokralischen Partei angebahnt wurden, waren, wie das WTB- berichtet, von Erfolg begleitet. In einer am Sonnabend abend im Ge- tverkschaftshause abgehaltenen Sitzung erklärten die Gtrelk- führer, unter dem Drucke der Verhältnisse sich der Aktion der sozialdemokratischen Partei «»schließen zu wollen. Da mit ist die Wiederaufnahme der Arbeit in allen Münchener Betrieben am Montag früh gesichert. Die Streikbewe gung in München hat also nach viertägiger Dauer ihren Abschluß gefunden. Störungen der öffentlichen Ruh« waren im Verlaufe der Bewegung nicht zu verzeichnen. Die Streikbewegung im Dresdner Gebiet kann nach der Dr. Bztg. al» beendet bezeichnet werden. Die streikenden Arbeiter und Arbeiterinnen in den grbtzlrn ten vom Ausstand erfaßten Betrieben, so in der Döhlener Gußstahlfabrik, im Stahlwerk Pirna, bei Roastroh u. Schneider irr Heidenau und bei Äterltns u. To. in Mll-> ael« haben gestern die Arbeit wieder ausgenommen. Die Arbeiterschaft des Arsenals ist von der Streikbewegung nicht berührt worden. Die Arbeit ist in Berlin gefteru zum atößlen Teil in allen Betrieben, die vom Streit in Mitleidenschaft ge- zogen worden nnd. wieder ausgenommen worden. Nach ven gestern abend vorliegenden Nachrichten dürfen am 100000 An-ständige die Arbeit wieder ausgenommen haben. In den Betrieben, di« unter militärische Leitung gestellt worden sind, ist die Arbeit gestern vollkommen Uns- genommen worden. ES wird damit gerechnet, daß da, wo noch Arbeiter fehlen, auch diese schnell wieder die Arbeit beginnen werden, so daß die vollständige Beendigung der Ausstandsbewegung voraussichtlich schon heute eingetreten fein wird. Von »er welschen Front. In den Vogesen, Ende Januar 1918. - Wenn ich heute von der welschen Front spreche, so möchte ich diesen Ausdruck keineswegs von unserer Seite, sondern von französischer Seite au» verstanden wissen. Die Revanche-Idee ist im Herzen des französischen Solda ten seit 1871 systematisch genährt und verstärkt worden. Diele französische Regimentsgeschichten enden mit dem Satz: „Und wenn dann einmal wieder di« Freibeitsalockrn Über ganz Elsaß rufen werden, so werden wir die Ge nugtuung haben, daß sich auch unsere Jugend dem alten Nuhns» ihrer Väter wert zeigte!" Das Schicksal dieses langen Krieges hat «S nun für die französische Jugend mit sich gebracht, daß sie schon seit Monaten sticht mehr kür die Befreiung zweier „geraubter" Provinzen kämpft, daß sie vielmehr die Hohlheit der Phrasen erkannt hat, mit denen sich heute noch verschiedene sogenannte starke Männer aus ihren bedenklich wackligen Thronen verteidi gen. Der Welsche ist für den Franzosen der Elsässer geworden wie umgekehrt. . Man erinnert sich heute auch in Frankreich, daß zu Goethe- Zeiten in Straßburg nur deutsch gesprochen wurde, daß tm Elsaß das deutsche Sprachgebiet erhalten blieb, obwohl 1840 daS Französische als Lehrfach in den VolkSschulunter- rtcht eingeführt, um in den KOiger Jahren Unterrichts sprache zu werden. Um 1870 herum sprachen lediglich die obersten Schichten französisch. Die Sprache aller Grab steine auf den kleinen Dorfkirchböfen im besetzten Gebiet heute ist deutsch. Es hat den Eindringlingen nichts ge holfen. daß sie die zu Beginn des Krieges als Geiseln mitgeschleppten Lehrer und Geistlichen heute noch nickt herauSaegeben haben, daß sie der einheimischen Bevölke rung eine weit bessere Verpflegung zu teil werden lassen, als daS übrige Frankreich sie heute genießen kann, vom fehlenden Tabak ganz zu schweigen, daß in den Schulen des besetzten Elsaß heute wieder beide Sprachen gelehrt werden und daß demgemäß sich die Heranwachsende Ju- aend viel besser mit dem Militär unterhalten kann als die Eltern, denen der Besuch der Soldatentheater, in denen oft bekannte Pariser Schauspieler auftreten, bei freiem Eintritt erlaubt ist, wofür nachher in den Pausen ein Teller für freiwillige Gaben herumgeht, die in die Wohl-- tätigkeitskassen der betreffenden französischen Division fliegen. Es ist zu sagen, daß der französische Soldat gern an die Vogesenfront geht, obwohl er hier mehr an Arbeits und Sckanzdienst zu leisten hat als anderswo, obwohl er hier immer besonders bereit und gefaßt sein muß, daß sich, ohne jede artilleristische Vorbereitung, «ine starke, verwegene deutsche Patrouille durch das von 30 bis zu 1200 Meter breite, meist gebirgige, vom Latschcngestrüpp überwucherte Zwischengelände l)eranpirscht. Die Nervosi tät ist doppelt gesteigert. Durch das Dunkel der Nacht zischen immer wieder die Leuchtraketen hoch. Ist der Feind einmal in den Graben gedrungen, so ist eS auch schon um die schwache Postenmannschaft geschehen, die schnell die Hände hoch hebt und es nur selten zum Handgemenge kommen läßt; einerlei, ob das betreffende Regiment nach zwei Belobigungen (citationS), die FouragLre in der Farbe des Bandes des Kriegskreuzes grün und rot, nach vier Belobigungen in der Farbe des Bandes der Militärmedaille gelb und grün oder nach sechs Belobigungen in der roten Farbe des Bandes der Ehrenlegion aus ehrenvollen Schlach ten heimgebracht hat. So eine „division d'altaque", frisch- aufgesüllt mit „rscuperes", Nachgemusterten, sehnt sich auch einmal nach Rühe. Trotzdem die Straskompagnicn. (com- lpagnieS de discipline), sind auch hier äußerst vollzählig besetzt. Wer seinen Revolver oder seine Gasmaske verlor, erhält 25 Tage Strafkompagnie, wo er keine Löhnung erhält — sonst 25 Centimes auf den Tag, dazu 20 Cen times indemnitö, dazu die tägliche Grabenzulage von einem Franken, die zur Hälfte bar ausgezahlt wird, die andere Hälfte in Sparmarken in den sogenannten Carnets de PScule, die erst nach Kriegsschluß flüssig gemacht werden können —, wo eS zwischen dec Arbeit nur ganz kurze Ruhepausen gibt. Auch wer den Urlaub um einen Tag überschreitet, erhält nicht nur diesen Tag beim nächsten Urlaub abgezogen, sondern muß außerdem eine bestimmte Zeit in die Strafkompaguie. Die Strapazen im Gebirgskrieg sucht man den "fran zösischen Soldaten dadurch zu erleichtern, daß man ihm wegen der augenblicklich vorherrschenden vorfrühlingshaf- ten Nässe Gummistiefel amerikanischen Ursprungs zur Ver fügung stellt; daneben sind auch im Gebrauch Stiefelüber züge aus blauem Tuch mit Ledersohle, etwa 40 Zentimeter hoch. Wem eS gelingt, bei einem eigenen oder fremden Patrouillenunternehmen einen deutschen Soldaten zu sangen, erhält 12 Tage Extraurlaub. Auf die amerila- lNischen Soldaten, die hier einmal eingesetzt waren, sind die Franzosen schlecht zu sprechen. Sie redeten den ganzen Tag von amerikanischer Freiheit und ihren demokratischen Grundsätzen, die sich schlecht mit dem Krieg vertrügen. Tatsache ist, wie französische Gefangene verschiedentlich versicherten, daß amerikanische Kameraden bereits reichlich näch der Schweiz übergelaufen sind. Vielleicht arbeiten die Franzosen deshalb so lebhaft an der Befestigung der Schweizer Grenze; oder glauben sie wirk lich noch immer an daS ihnen immer wieder aufgebundene Ammenmärchen, die Deutschen wollten die Schweizer Neu tralität verletzen? Ich konnte mich in den letzten Tagen am sogenannten Schweizer Zipfel wiederholt mit eigenen Augen davon überzeugen, wie sich die französischen Flieger nicht tm geringsten um die Neutralität küm merten, sondern immer wieder das Schweizer Ge biet über flogen, um sich den südlichsten Teil un- feker "Front etwas naher anzusehen, was von Nordosten her etwas mehr gefährlich für sie gewesen wäre. Alfred Richard Meyer, Kriegsberichterstatter. Rechtsauskunftsstellen an der Front. Auch für die wirtschaftlich« Not d«S im Feld« stehen den Soldaten hat man Fürsorge getroffen. Das völlig umgestaltete Wirtschaftsleben in der Heimat, die allzu vie len Notgcsetze und Kriegsverordnungen haben Zustände ge schaffen, die eine wettgehend« Kenntnis in Etlichen Fra gen fordern, die der einfache Soldat unmöglich haben kann. Die in NechtSdtngen schon in FrtedenSzeiten un erfahrene Frau kennt sich erst recht nicht aus und ist macht los dem oft selbstsüchtigen und wucherisch vorgehenden Mit menschen pr el-gegeben.
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