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Auf Grund der Feststellungen der Kreishauptmannschaft Dresden hinsichtlich der Bilzschen Naturheilanstalt in Rade beul sind nunmehr die Plakate der genannten Anstalt in den städtischen Straßenbahnwagen Dresdens entfernt worden. —bc. Bet der 2. Abteilung der I. Werftdivision in Kiel werden im Februar und im Juni/Juli 1912 sunge Leute als Dreijäh rig-Fr ei willige für die Maschi nistenlaufbahn eingestellt und die 2. Abteilung der II. Werft division in Wilhelmshaven stellt im Februar 1912 drei- jährig-freiwillige Maschinistenanwärter und im April 1912 dreijährig-freiwillige Heizer ein. Für die Einstellung als Maschinistenanwärter (Kapitnlantenlausbahn) ist genügende Fertigkeit im Deutschen, Rechnen und Zeichnen durch eine Prüfung nachzuweisen. Die als Heizer eingestellten jungen Leute können später nach Bestehen einer entsprechenden Prüfung zur Maschinistenlaufbahn zugelassrn werden. Beförderung zum Maat (Unteroffizier) erfolgt nach etwa 2*/z bis 3 Jahren, zum Obermaat (Sergeant) nach etwa 5 bis 6 Jahren, zum Maschinisten (Deckoffizier) nach etwa 10 bis 11 Jahren und zum Obermaschinisten (Oberdeck offizier) nach etwa 15 Jahren Gesamtdienstzeit. DaS Ein kommen beträgt als Maat und Obermaat (als Kapitulant) rund 70 bzw. 95 Mark neben freier Wohnung und Ver pflegung, als Maschinist und Obermaschinist rund 200 und 240 Mark monatlich. Einstellungsgesuche sind möglichst bald an die Kommandos der obengenannten Abteilungen zu richten. Beizufügen sind: 1. Der Meldeschein zum Eintritt als Dreijährig-Freiwilliger, der vom Zivilvorsttzen- den der Ersatzkommission zu beschaffen ist. 2. Nachweis über eine dreijährige Lehr- oder Arbeitszeit als Schlosser, Maschinenbauer, Mechaniker, Dreher, Kupferschmied oder in ähnlichen Berufen durch Einsendung der betreffenden Zeug nisse. 3. Ein selbstgeschriebener Lebenslauf. Mindestalter 17^/, Jahre. Aerztliche Untersuchung wird auf dem zu ständigen Bezirkskommando veranlaßt. — Don einem S to lle n kur i o sn m, das sich im Jahre 1730 gelegentlich des großen Zeithainer Lust lagers zugetragen, wissen die „Curiosa Saxonica" zu er zählen: „Wer hat wohl jemahlen gelesen und gehöret", so heißt eS dort, „daß ein Becker sich unterstanden, einen Stollen zu backen, zu welchem mehr als ein Malter Weitzen gekommen und der über 5 Ellen lang gewesen. In Sachsen aber haben wir eS nunmehr mit leiblichen Augen gesehen und viel Ausländer, so davon gekostet, werden solches ihren Kindern und Kindeßkindern zu er zählen wissen, denn nachdem im Juni 1730 Jhro König!. Maj. von Preußen in dem großen von Jhro Königs. Ma jestät von Pohlen bei Radcwitz und Zeithain formierten Tampement nebst hoher Suite eingctroffen, und mehr al» fünfzig Hertzoge und Fürsten sich ebenfalls eingefunden, ward, auf Köntgl. allergnädigsten Befehl, in einem zu Moritz bei Riesa absonderlich erbauten großen Back-Ofen, der 18 Ellen lang und auch so breit gewesen, ein Butter stollen von 13 Ellen in einem Stücke gebacken, dergleichen noch nie, so lange die Welt gestanden, gesehen und ge gessen worden. Ein Dreßdner Beckermetster, Zacharias genannt, hatte das Glück und die Ehre dieses Merck voll- kommen auSzusllhren. ES sind zu solchem 17 Scheffel Kern-Mehl gekommen, welche« mit einem Faß, oder 4 Tonnen Milch und 60 Schock Eyern eingemachet worden, der Rosinen und Butter, so man darzu genommen zu ge- schweigen. Dieser Stollen ward auf einem großen eisernen Blatt mit etlichen Winden am 25. Junii 1730 in diesen darzu absonderlich angegebenen Ofen gebracht und allda in 9 Stunden so gut und völlig auSgebacken, daß jeder mann sich höchsten» darüber verwundert. Die Länge des selben war, als er auSgebacken, 13 Ellen und die Brette 4i/, Ellen, hatte schöne braune, eine« halben Zolle» stark« Rinde, und war inwendig wie eine Wollen locker. Ma>» Oertliches uns Sächsisches. Riesa, 19. Dezember 1911. —* „Gibt'S zu Weihnachten auch Feri en - vander ungen?" Aber gewiß, mein Kind! Warum auch nicht? So schön wie das Wetter der letzten Tage war, kann's ja kaum zu Ostern sein. Aber selbst wenn sich noch richtiges tüchtiges Winterweiter mit Schnee und Frost rechtzeitig etnstellie, so würde unS dies nur um so mächtiger hinauSlocken. Ich denke, so ein frischer Winterspaziergang soll euch Jungen und Mädchen jetzt gerade recht gut tun, nachdem ihr so emsig bei den Weihnachtsarbeiten gesessen and auch bei eurem fleißigen Stricken und Häkeln, Laub sägen und Kleben die Brust reichlich eingeengt und die Augen angestrengt habt. Hinaus nun mit fröhlichen Weg genossen in die reine, klare Winterluft! Habt keine Sorge, daß ihr draußen frieren werdet, wenn ihr euch einiger maßen warm kleidet und gute wasserdichte Schuhe tragt! Der Marsch wird euch schon warm machen, und unterwegs wird eine kräftige Suppe und ein dampfender Kaffee in der behaglichen Gaststube der Dorfschenke euch gewiß tresflich munden und den Körper gründlich durchwärmen. Und kehrt ihr schließlich heim ins trauliche Stübchen, aus dem Mutters gebratene Aepfel euch schon entgegenduften, dann sollt ihr mal sehen, wie euch daS Abendbrot munden und wie prächtig sich'S hernach schlafen wird im molligen Nest. Auf also zu gesunder Wanderfahrt! Eure lieben Eltern werden gewiß, wenn ihr sie bittet, euch den kleinen Reise- beitrag gern gewähren, falls daS Weihnachtsfest eure Spar kasse bereits geleert hat. Ihr meldet euch wieder vor der Wanderung bei Herrn Frauendorf an und findet euch dann mit dem erhaltenen Ausweise pünktlich am Stellplätze ein. Die Kleinen bloß lassen wir diesmal daheim; die dürfen zum Frjthjahr wieder mitgehen. Wanderheil! Wanderplan für Weihnachten 1911/12. Ausschneiden! Aufheben! Nr. 1. Mittwoch, 27. Dezember: Pochra, Strehla. Kdr. über 10 Jahre. 11 Uhr Kais.-Wtlh.-Platz. 30 Pfg. Führer: Herr Eckner. Nr. 2. Freitag, 29. Dezember: Mehltheuer, Lommatzsch, Heimfahrt mit Bahn 2,44—3,24. Kdr. über 11 Jahre. 9 Uhr Schützenhau». 60 Pfg. Führer: Herren Geißler und Müller. Nr. 3. Mittwoch, 3. Januar: Fahrt nach Wülknitz 1,33—2,02; Lichtensee, Hatdehäuser, Zeithainer Lager. Kdr. über 10 Jahre. Vi2 Uhr Bahnhof. 30 Pfg. Führer: Herren Reuther und Frohberg. Nr. 4. Freitag, 5. Januar: Fahrt nach Oschatz 9,43 bis 10,01; Collm, Wüstes Schloß, Oschatz; Rückfahrt 5,37 bi« 6,02. Kdr. über 11 Jahre. V, 10 Uhr Bahnhof. 95 Pfg. Führer: Herren Hofmann und Müller. Anmeldungen täglich 10—2 Uhr bei Herrn Frauendorf, BiSmarckstraße 15», 3Tr., unter Einzahlung der Reisekosten. Bon neuem zu merken: Ausgetreten« Schuhe, unge- stopfte Strümpfe! Im Rucksack Mundvorrat, Töpfchen und Eßlöffel, sowie Notiz- und Liederbuch mttnehmen l 2. —* Von der hiesigen Polizei festgenommen wurde der Arbeiter Ernst Moritz Heinitz, gebürtig aus Poppitz, der von der Staatsanwaltschaft Dresden wegen Raub steck brieflich gesucht wurde. — Ein hiesiger junger Mann hatte seiner Mutter 30 Mark gestohlen und war mit dem Gelds nach Döbeln gefahren, wo er sich selbst der Polizei stellte. Der Ausreißer ist geistig beschränkt. Er wurde wieder nach Riesa zurückbefördert und vorläufig im Armenhaus unter gebracht. —Bor der 5. Strafkammer de« Dresdner König!. Landgericht» hatte sich der 19 Jahre alte, trotz seines jugendlichen Alter« schon mehrfach bestrafte Dienstknecht Bruno Gustav Scholz au» Strehla, wohnhaft in Tröba, wegen Unterschlagung und wiederholten NückfalldtebstahlS zu verantworten. Anfang Oktober d. I. kaufte der Ange klagte von einem Händler in Strehla ein Fahrrad im Preise von 120 M. auf Abzahlung. Der Verkäufer hatte sich da« Eigentumsrecht an dem Rade bi« zur vollständigen Bezah- lung Vorbehalten. Nachdem Scholz einen kleinen Teil an gezahlt, verkaufte er daS Rad unbefugt für 20 M. Sodann stahl der Angeklagte in Riesa am 19. Oktober d. I. einem Fischhändler auS einem unverschlossenen Schreibtisch 2 Mark bares Geld, aus dem Hofe der Schankwirtschaft „Bürger garten" ein Fahrrad, das einem Schuhmacher gehörte, um eS für 15 M. zu verkaufe«, und am 23. Oktober d. I. seiner Schwester auch ein Fahrrad. Al» der leichtsinnige Bursche dieses dem Gutsbesitzer Sommer in Lichtensee sür 30 M. zum Kaufe anbot, wurde er verhaftet. Scholz erhielt eine 11 monatige Gefängnisstrafe; 1 Monat gilt als verbüßt. — Außerdem war gegen den 32 Jahre alten Viehhändler Josef Zejbrodlick aus Ober-Berkowitz wegen Diebstahl» zu verhandeln. Im September d. I. verübte der Angeklagte bet einem Milchhändler in Leutewitz einen dreisten Dieb stahl, wobei er eine eiserne Kassette mit Inhalt erlangte. Zejbrodlick hatte den Schlüssel zur Wohnung gefunden und damit die verschlossene Türe geöffnet. Die leere Kassette wurde später in einem Steinhaufen vergrabeu aufgefunden. Der Angeklagte hatte den Inhalt, 198 M. bare» Geld, zwei Sparkassenbücher über Einlagen von 1133,30 M. und 1893 Mark, sowie LegitimationSpapierc, eine goldene Damenuhr nebst Kette, ein goldenes Armband und zwei Ringe heraus- genommen. Die Sparkassenbücher sind von dem frechen Dieb verpfändet, die Schmucksachen verkauft worden. DaS Urteil lautete auf 1 Jahr Gefängnis; 1 Monat gilt als verbüßt. —* „Die drei Haulemännchen" ist das Weih- nachtSmärchen betitelt, da» morgen (Mittwoch) abend im „Wettiner Hof" zur Ausführung kommen wird. Ein Be- such dieser Aufführung wird die Weihnachtsfreude unserer Kleinen bedeutend erhöhen. Die Vorstellung ist von Herrn Ballettarrangeur Richter sorgfältig vorbereitet worden, außerdem ist die Aufführung auch um deswillen besuchens- wert, da der Reingewinn zugunsten des Wohltätigkeit»- Vereins Sächs. Fechtschule Verwendung finden soll. —* Bei der gestern auf Riesa-Pausitzer Flur abge haltenen Treibjagd wurden 222 Stück Hasen geschossen. Die Strecke kam in die Wildhandlung von Clemens Bürger. — Die Maul- und Klauenseuche ist am 15. Dezember d. I. im Königreich Sachsen in 227 Ge- meinden und 491 Gehöften amtlich festgestellt worden. Der Stand am 30. November war 256 Gemeinden und 542 Gehöfte. —tzß Auf Anregung der Aerztekammer Dresden haben die fünf sächsischen Aerztekammern beschlossen, an die Regie rung und die Ständekammern eine Petition de» Inhalte» zu richten, daß bei den Beratungen über den Entwurf des neuen sächsischen Volkischulgesetze» darauf Bedacht genommen werde, daß die schulärztliche Ueberwachung auf alle schul pflichtigen Kinder in Stadt und Land ausgedehnt und in den vom Schulgesetze vorgesehenen SchuloerwaltungSorganen wenigsten» je einem Schulärzte Sitz und Stimme verliehen werde. — Nach einer Zusammenstellung in der „Deutsch. Med. Wochenschrift" gab e» im Jahre 1910 in Deutschland 102 Aerztinnen gegen 69 und 55 in den beiden Vorjahren. 28 Städte haben nur je eine Aerztin, 10 je 2, Hamburg hat 4, Dresden, Frankfurt a. M. und München haben je 6, und in Berlin sind 32 tätig. — Der verstorbene Geh. Rat 0r. Leopold hat dem ärztlichen BezirkSoereine Dresden- Stadt die Summe von 3000 Mk. al« Grundstock eine» Baufond« für ein ärztliches DereinShau« hinterlassen, die jedoch der ärztlichen Versorgungskasse anheimfalleu, fall» in den nächsten zehn Jahren der Bau nicht zustande kommt. — Dienstag, IS. Dezember 1S11, abends. «4. Jabrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tag abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mart 5V Psg., durch unsere Tröger jrei inS HauS 1 Mark 65 Psg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 65 Psg., durch den Briefträger frei iuS HauS 2 Mark 7 Pfg. Auch Monatsabonncmcnts werden angenommen. Auzrigen-Annahme für die Nummer des Ausgabetages bis vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: G 0 ethestraste 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur H 8 hnel in Nie > a. . ! ' ------ - >>-»- Die Maul' und Klauenseuche ist in Poppitz erloschen. Poppitz wird nunmehr Beobachtungsgebiet. Von den al» Beobachtungsgebiet bestimmt gewesenen Orten bleibt Heyda Beobachtuugsgebiet zu anderen Geuchenfällen, Mergendorf ist al» Sperrbezirk bestimmt. Der Ort.Leutewitz wird aus dem Beobach, tungsgebtet ausgeschieden. ' Großenhain, am 20. Dezember 1911. 3812» L. Königliche Ai.tshanptmannschakt. * Die Königliche AmtShaupimannschaft will im Hinblick auf etwa in Aussicht ge nommene Gefliigelausstelluugeu nicht unterlassen, die sich hieran beteiligenden Viehbe sitzer besonders darauf hinzuweisen, daß diese Ausstellungen leicht zu einer Uebertragung der Maul- und Klauenseuche auf größere Gebiete Anlaß geben können. Wenn deshalb mit Rücksicht auf die gegenwärtig herrschende Maul- und Klauenseuche nicht von den interessierten Kreisen vorgezogen wird, zur Zeit von solchen Veranstaltungen gänzlich ab zusehen — wa« von einigen Vereinen auch nach gepflogener Rücksprache geschehen ist —, so wird den trotzdem ausstellenden Besitzern, um einigermaßen dieser Ansteckungsgefahr zu begegnen, zur Pflicht gemacht, die Behälter zum Transporte de» Geflügels nach und von dem Ausstellungsorte vorher einer gründlichen Desinfektion durch Abwaschen mit heißer Sodalauge zu unterziehen und auch sonst jede im Interesse der Sache liegende Vorsicht zu gebrauchen. Großenhain, am 11. Dezember 1911. 4121 L. Königliche Amtshanptmanuschaft. Riesaer D Tageblatt und Anzeiger (Elbebiatt mir Anzeiger). Tekegramm-Ldresse: Femsprechstell, .Tageblatt Ries. VK- 20. für die König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, das König!. Amtsgericht und den Rat der Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Gröba.