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Sonnabend, IS. Februar 1WS, abeubS. H S«. 1. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck und veriaa »on Langer t Winterlich tu Nie la. — Mr di« Redaktion verantwortlich: Edwin PlaSnick in 'Niel«. «8. Jahr» Zim««M »s im DMei WSi«p. Ligen »Bericht. 8cd. Berlin, 12. Februar 1909. Gestern standet» di« Heringe im Mittelpunkte der Debatte gelegentlich der Gpeziald ebatte de« Etats -W Reichsamte« de« Innern. Heut« begann der wirtschaftliche Abgeordnete vehrens mit dem Obst. Aber man hielt sich nicht lang« bei den Nahrungsmitteln auf. Kaleidoskopartig sagt gerade bei diesem Etat «in Bild da» andere. Beim Kapitel „ReichSzuschuß -ur Jnvalidenver» stchrrung" beschwert sich Stadthagen über die zu kom plizierte Verwaltung und die allzustrenge Kontrolle der Aerzte. Herr Cuno von den Freisinnigen stimmt ihm gemäßigt bei. ohne die Aerzte anzugretfen, die von Herrn v. Oertzen in Schutz genommen werden. Der Titel „Für allgemeine Interessen de« deutschen Handel« und Gewerbes" entfacht eine ganz interessante Debatte über da« Thema: „Die technischen Hochschulen und die Ausländer". Der in Düsseldorf ansässige Zentrumsgewerkschaftler Schiffer will zum Schutze der heimischen Industrie die Zahl der Aus länder an unseren Hochschulen erheblich beschränkt wissen. Darüber ist der freisinnige Go 1 hein entrüstet. Er plai- diert für internationale Freizügigkeit auf wissenschaftlichem Gebiete. Dagegen führt der freikonseroattve v. Gamp au», eS handle sich hier nicht um wiffenschastliche Interessen, wenn man die Ausländer in unserer Technik unterrichtet. Staatssekretär v. Bethmann-Holweg erhebt sich, um über diese Frage zu schweigen und sich über eine Schlosser- schulenunterstützung für eine sächsische Stadt zu verbreiten. Der freisinnige Dome protestiert gegen den Bersuch, nationalistische und chauvinistische Grundsätze auch für die Wissenschaft aufzustellen. Etwa» über« Ziel hinaus schießt der sozialdemokratische Rechtsanwalt Frank, der vom „Kater" der deutschen Hochschüler und dem Eifer der Ausländer Michl. Eine Behauptung, die der Greifswalder Professor Stengel von den Freisinnigen dahin richtig stellt, daß die Professoren zwar stolz darauf sind, Ausländer in deut schen Wissenschaften zu belehren, daß er aber den Vorwurf gegen die deutschen Studenten energisch zurückweisen müsse. Der konservative Kreth gibt unzweideutig zu erkennen, daß seine Partei für die ausländischen Elemente nicht große Sympathien habe, vrrr . . . Ein anderes Bild. Der sozialistische TewerkschaftSsekretär Legten richtet mit dem Ttaatsekretär über Aufstellung von Streik st attstiken seilen« des statistischen Amtes. Ueber die Bureau stunden — ob sieben oder acht — in den BnreauS der Zentralbehörden wird »ine ganz« Weile dis kutiert. Herr o. Bethmann-Holweg hält sieben Stunden geistiger Beschäftigung für ausreichend. Ein« Resolution aus 8 Stunden Arbeitszeit wird mit 119:110 Hammelsprungstimmen angenommen. Da« hohe Haus aber vertagt sich nach fünfstündiger Arbeitszeit im Plenum. Rechnet man die KommifstonSsttzungen dazu, dann hat e» auch acht Stunden gearbeitet. Herr v. Bethmann unter hält sich noch lange Zett nach SitzungSschluß unten im Saale. Die Reinmachefrauen stehen schon ungeduldig im Hintergrund: Besen über Schulter. Das englische Königspaar in Berlin. Tie Kaiserin und lie Königin von England begaben sich gestern um 12 Uhr im Automobil nach: Schloß Mon bijou zur Besichtigung des HohenzollerwMuseums. Ter Kaiser war dort kurz vorher eingetvoffen und empfing die hohen Damen. Später besuchten die Kaiserin und die Königin das Virchow-Krankenhaus. Mittags Win 2 Uhr fand bei dem Kaiser und der Kai serin im Kleinen Speisesaal der Majestäten eine Familieu- tafel statt. Ter König saß dabei zwischen der Kaiserin und der Kronprinzessin, gegenüber saß die Königin zwischen dem Kaiser und dem Kronprinzen. Links vom Kaiser schlossen sich an die Prinzessin Heinrich, Prinz Eitel Friedrich, Prinzessin Viktoria Luise, Prinz Adolf zu Schaumburg, Prinzestm August Wilhelm, Prinz .Hein rich; rechts vorn Kronprinzen Prinzessin Eitel Friedrich, Prinz Oscar, Prinzessin Adolf zu Schaumburg, Prinz August Wilhelm. Gleichzeitig fand im Elisabethsaal Mar- schalltasel statt Ter König und die Königin v0n England haben gestern nachmittag 5 Uhr 10 Min. Berlin wieder ver lassen. Tas Königspaar, von dem sich der Hof und oie Umgebungen bereits in» Schlosse verabschiedet 'hatten, wurde vom Kaiser und der Kaiserin, von dem Prinzen paar Heinrich und den» Prinzenpaar Adolf zu Schaum burg nach den» Bahnhof geleitet. Auf dem Wege dorthin wurden die Majestäten trotz der strengen Mlte von einen» zahlreichen Publikum lebhaft begrüßt. Auf dem Bahnsteig hatten sich zur Verabschiedung ei,»gefunden Botschafter Goschen nebst Gemahlin, die Herren der eng lischen Botschaft, der Reichskanzler, der deutsche Bot schafter in London Wolff-Metternich, die Mitglieder der englischen Kolonie. Tie Verabschiedung zwischen den Maje stäten war sehr herzlich. Tie Monarchen küßten einander wiederholt, ebenso küßte der König. die Kaiserin auf die Wange und die Hand. Bei der Abfahrt des Zuges winkte oas Königspaar leid Zurückbleibendcn aus. dem Fenster des Salonwagens freundlich zu. Ter Berliner Korrespondent des Reuterschen Bureaus ist ermächtigt worden, mitzuteilen, daß der König über den herzlichen und begeisterten Empfang, welcher ihm von allen Klassen der Berliner Bevölkerung dargebracht wurde, außerordentlich erfreut und von dein Erfolg seines Besuches sehr befriedigt sei. Der Berliner Korrespondent des Reuterschen Bureaus, ist ermächtigt worden, mitzuteilen, daß auf englischer Seite das Ergebnis der politischen Besprechungen, welche zwischen den englischen und deutschen Staatsmännern in Berlin stattgefundcn haben, als außerordentlich befrie digt angesehen wird und daß die Unterredungen augen scheinlich aus die deutsch-englischen Beziehungen eine ausgezeichnete Wirkung auSgeübt haben. Es wurde dem Reichskanzler versichert, daß die britische Regierung das deuis.'y-fr.inzösische Abkommen uneingeschränkt Und herz lich billige, das als solches begrüßt wird, welches oahin- zielt, ein gutes Einvernehmen zwischen Frankreich: und Deutschland zu pflegen und dadurch auch einen wesent lichen Einfluß auf oie Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Euglcmo nnd' Deutschland auszu üben. Es wurde erklärt, daß die Bestrebungen der bri tischen auswärtigen Politik im nahen Osten auf Vie Wahrung oes Friedens und auf die Aufrechterhaltung Les Stcitusguo gerichtet Wären. Tie politischen Besprech ungen, welche während des Besuches des Königs statt gesunden haben, gipfelten in einer allgemeinen und Auf die Reste-«. Partiewarentage bei Ernst Mittag wir» höflichst anfmerkfam gemacht. Ma» verlange kievecIc-?il8Mei' vollkommener Ersatz für „Tscheche«,vier". ^>6 rNe suk Svw kaseo. so dleickr mo vvüsed» iw kvorel dMi vAdrsocd vov MV« dlellkieoü veraso ^VL»ede, odao «eideo öliwtoa. otmo iBttv wüdv voll Arbeit 1 ädsolui aa,edL6Ued. rcdoot 6»» Osvede uo6 dvviriel eoormo in Leit, ^rdeit uo6 V«I6. Prima Lederfett 1 Pfd -Dose« « 50 Pf-., 5 Psd.-Dosen L Pfv. 40 Pfg., 10 PfV.-Dosen L Pfd. 3« Pfg. sowie in größeren Packungen * empfehlen r. V. IÜVML8 L 8olw — Hanplstratze 6V. — Mitgl. des Rabatt-Spar-VereinS. Burgunder rvZdpklLLtor Marke Globus empf. als sicher wirkendes Mittel bet Rheumatismus, Gicht, Rückens schmerzen, Hexenschutz «. Seiten stechen. . Drogerie R. v. Rennioirv. mit einem kurzen Schrecklaut in der dunklen Höhlung. wollten herzzerreißende, klagende Laute und jammervolles Stöh- zu einem größeren Haselstrauch, an welchem Nüsse genug hin- sp: gen, um ihn niemals Not leiden zu lassen. Was wollte er also S: ' a f Sehr zufrieden saß er denn auch heute vor seiner Villcggia- den Haufen schoß. Ein an die Füße des Toten gebundener Stein und knackte eine Nuß nach der andern, »vorauf er den rei- ließ denselben dann wahrscheinlich auf immer im Wasser ver ¬ schwinden. Der See war ungemein tief, er gab die Opfer, die er einmal erfaßte, selten wieder zurück. Unter der etwas abergläubischen Bevölkerung hatte sich um mrlos verschwunden. Mehrere Leute wollten in der Nähe des >ee8 einen Schuß gehört haben, und so nahm man an, daß der erbitterte Bräutigam den Franzosen dort stellte und über mehr? G - ----- - - —- - tur fen Kern mit Wohlbehagen verzehrte, die harten Schalen aber verächtlich hinunterschlcnderte. Plötzlich stutzte er, ihm schien eS, als höre er verdächtiges Geräusch. Er ließ sich auf die Vorder ¬ pfotennieder und schaute vorsichtig durch eine Blätterlücke. Was Ermordeten ein wahrer Legendenkreis gebildet. Manche, er sah, mutz e sein moßtesEntsetzenerregen,dennerverschwand nachts den Wald in der Nähe des Gewässers passierten, mit einem kurzen Schrecklaut m der dunklen Höhlung S.öh- Den Weg entlang schritt ein lunger Mann »n Jagerkleidung, ^en vernommen haben. Somied man denn ängstlich dieStelle, Z^^Lasdioppe manchesteriieii gleichfarbigen Beinkleidern : ^enn die Sonne das Firmament verlassen hatte. hohen Juchtenstiefeln, auf dem Haupte eine Spessartmutze und; «... < , . - . »nit umgehängter Jagdtasche und Gewehr. Ein brauner Hüh- . der Jager aus den Baumen hervortrat, bot sich »hm nerhund mit ungemein klugen Augen lief vor ihm her, m- reizvoller Anblick dar. Von drei Seiten mit Wald umge- dem er »nit seiner feinen Nase aufmerksam den Boden prüfte. ! de", lag vor ihm der ourch e»ne üppige Wiese umgrenzte See. Em leichter Wmd bewegte die fast schwarz gefärbten Flute» Der Vormartsschreitelide war schon, sogar sehr schon zu nen- zauberte kleine Wellenkämme hervor. nen. Auf der hohen, schlanken wohlproportionierten Figur saß, und zu stiegen aus dem dichten Gehölz wilde Enten au, ein wundervoll gezeichneter Kopf, Nicht mager, eher ein wemg > und flogen mit lautem „Rrrr" auf einen entfernter gelegenen voll, aber mit emem Ebenmaß des Schnittes, wie es nur sei- Punkt. Aus der Ferne grüßte der spitze Kirchturm eines gro- tcn anzutreffen ist. Das blonde Haar trug er kiirzgei choren und . ßen Bauerndorfes und gedämpft klang das Brüllen der weiden unter der schmalen, etwas gebogenen Nase reckte em nicht zu Viehherden herüber großer, gut gepflegter Schm.rrbart von derselben Farbe seine Der Ankömmling warf sich ins GraS, legte Gewehrund Ta- Spitzen in die Höhe. Das Gesicht zeigte sich, trotzdem man das sH? neben sich und schaute träumend über den See, der Lich- ber emem Jager hatte vermuten können, durchans mcht ver- ^ung zu, wo eben ein junges Mädchen ein Boot bestieg und brannt, sondern wies vielmehr emen etwas bleichen Teint auf. der Mitte zuruderte. Der Hund lag lang ausgestreckt vor sei- Jetzt bewegte er sich in gebückter Haltung und war in solch nein Herrn und betrachtete diesen mit vorwurfsvollen Augen, tiefes Nachdenken versunken, daß er gar nicht merkte, was um die zu sagen schienen: „Was machst Du eigentlich hier, wo nichts Der Totensee. Roman von Martin Wehrau. 1 lNachdruck nicht gestattet.) Zitternd brachen sich die Sonnenstrahlen in dem grünen Llättermeer des alten Laubwaldes. ES war kühl in dem wei ten Naturdom; man merkte fast nichts von der sengenden Hitze, welche trotz des frühen Julitages die Menschen draußenschwe rer atmen ließ. In den Bäumen saßen Tausende von Sing vögeln und ließen aus vollster Brust ihre Lieder hinausklingen in oie Weite. Ab und zu hüpfte ein Hase über den aus weißem, mehlartigen Sande bestehenden Fahrweg. Fiel einmal von den vereinzelt vorkommenden Nadelhölzern ein Tannenzapfen mit dumpfem Geräusch zur Erde, so stutzte er vorerst ein wenig, machte Männchen und sprang dann ängstlich davon, um in dem Lichten Unterholz eine sichere Zufluchtsstätte zu suchen. Die mehr fach angelegten Birkenschonungen dienten Rudeln von Rehen als Quartier. Sie lagen versteckt in dem hohen Riedgrase und verzehrten die jungen Schößlinge, sehr zum Schaden des Wald bestandes, mit Appetit. Ein Summen und Brummen zog durch die grauen Stämme, hervorgerufen durch die zahlreichen Jn- seltenarten, welchen der Wald als Heimat diente. Bienen flo- aen von Blume zu Blume, sie ihres leckeren Inhalts berau bend, und in harter Arbeit schafften die großen braunen Wald- ameisenan derVervollkommnung ihrer kunstvollen Wohnung. An direkt von der Sonne beschienenen Wegstellen wärmte sich die zierliche Eidechse, dabei ihre lebhaften Augen unruhig hin und her schweifen lassend oder aber es lag zu dem gleichen «weck die giftgeschwollene Kreuzotter zusammengerollt in den' . —... -- - - *>, -n , „ Wagenfurchen Wehe dem, der sie unbedacht zn stvren wagte. L" ^r°°rgmg. Mehr als emmustobere dcrHnnd cm Stück zu sehen »st, als das stille Wasser. Ja, wenn Du wenigstens Eine prachtvolle Son merwolmnnn batte lick ein flinker Wild auf, dein er eurige Schritte laut jagend nachlief. Doch noch einigen Enten den Garaus machen möchtest, damit ich mich - Eichkater anArkoren. Sie befand j?Ä an der Spitze einer riesigen mußte er immer wieder MÜckkehren weil sein Herr durchaus, nicht gar so sehr langweile, aber so ..." 160,20 am Wege stehenden Eiche, welche ihre zahlreichen Acste scb- ^uie Miene machte, die Waste zu gebrauchen. § Plötzlich richtete sich der junge Mann ein wenig in die Höhe nend nach allen Seiten aus'-paunte, gleichsam als wolle sie alle! Der Jäger bog bald in einen Seitenpfad eil», welcher nach nnd zog cineaus rotem Sasfianlcder gefertigte Brieftasche Her- Waldesbewohner einladen in ihr gastliches H ins. Der braune dem sogenannten Totensee sühne. vor, ans welcher in prächtig verschlungener Goldstickerei die Geselle aber schien den Aufenthalt in den schützenden Zivci-! Seinen Namen führte das Gewässer nach einem Darkomm- Jnitalen R. und H. angebracht waren. Einem Aöteil entnahm gen «IS sein alleiniges Vorrecht zu betrachten. Gewiß hätte er nis ans der unglücklichen Zeit des Krieges 1807. Ein fran- er eine Photographie, in der ein unverhoffter Beobachter so- sedem Eindringling gegenüber dasselbe mit aller ihm zu Ge- zosischer Offizier verliebte sich in die Brant eines Waldwärts, fort das Porträt einer hohen Frau erkannt hätte. Auf der Rück- vote stehenden Kraft verteidigt. Und wie bequem war eS, sei- die dm raffinierten Derführungskttnsten des hübschen jungen feite war in klaren, zierlichen Buchstaben zu lesen: „Ihrem neu verwöhnten Gaumen zu befriedigen. Ein starker Ast fü rte Mannes chlie''li<h erlaa. Kurze Zeit darauf war der Verführer treuen Freunde Grafen Rolf Heimbach. 7. Februar 1883.'