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ihnen werden ebenso einer zahlreichen Ge ¬ fitzt eine alte Dame und wirft ihrem Glückskundschafter durch bohrende Blicke zu. Hhr Programm ist abgespielt und ihre Tasche leer. Aber sie kann sich noch nicht entschließen, ihren Platz zu verlassen. Es ist, als wollte sie sich noch an dem klang und dem Anblick des Goldes n eiden. Neben ihr sitzt einer jener Greise von 25 Jahren, deren Nerven eigentlich auf nichts mehr rcagiren; er scheint die erloschenen Lebens geister durch hohes Pointiren noch einmal für kurze Zeil anfachen zu wollen; aber selbst den Dienst scheint ihm das Gold nicht mehr zu leisten ; die Hand legt ebenso müde neue Summen auf den Tisch als sie gewonnene einstreicht. Welche Gegensätze hier auf engem Raum! Wie verschieden die Naturen. Hier ein junger Franzose, der offenbar viel Ver luste zu verzeichnen hat. Deutlich heben sich die blauen Adern von der weißen Stirn ab; der Puls jagt ihm sichtbar durch die Schläfe, die Augen treten aus den Höhlen und heften sich starr auf die Karten und krawpshaft zuckt die Hand nach dem Gewinnst, wenn hier und da mal das Glück ihm einen Brocken zuwirft. Und dort ein etwas älterer Herr, Amerikaner wohl, auf dessen Gesicht kein Zucken die innere Bewegung verräth. Zum sechsten, siebenten Mal ent nimmt er jetzt seinem Portefeuille einen Tausendmarkschein, um ihn b.im Bankier in Gold umzusctzen, und dann fast regelmäßig den Betrag in zwei Sätzen verschwinden zu sehen, Aber die Augen funkelten in unheimlichem Feuer, wie wenn sich eine Katastrophe vorbereitete. — Lange mag man solche» Bildern nicht gcgenüberstehen. Wir verließen die Säle — leichten Herzens. O, welch Gegensatz auch hier draußen. Kann es ein schöneres Fleckchen Erde geben, einen entzücken deren Blick, als hier unter den Palmen- und Myrthenyainen auf das herrliche tiefblaue Meer, ernige Segel am Horizonte und rechts auf hohem unn.ittelbar aus dem Meere aufsteigen dem Felsvorsprung die Hauptstadt Monaco. Dort von Myrthen und Citronen umgeben eine Tauben-Voliöre. Girrend flattern die kleinen unschuldigen Thiere hin und wieder und wir lassen uns vor ihnen im Schatten nieder. Da — uns gegenüber sitzt das junge Ehepaar vom Roulette tisch. AuS der schwarzen Frauengestalt scheint alle Willens- kraft entschwunden; die Hände ruhen matt im Schooß und die Augen scheinen sich in den Sand zu bohren, während der verzweifelte Gatte vie kleinen Notiztäfelchen durchsiehl und immer wieder umwendek, als könne er noch irgend einen Einsatz retten. Solche Gäste sino der soeists fehr unan genehm. Sie werden geau beobachtet, und wenn sie gar zu düster blicken, tritt irgend ein Vertreter der Gesellschaft heran und bewegt sie zu schleuniger Abreise, indem er ihnen selbst die Fahrkarten zu irgend einer der nächsten Stationen in die Hand drückt und sie selbst zum Zuge geleitet. Und dort, nur nicht hier in der Nähe, ksits8 votrs — zsu, lN688ieurs! — So isl'S in der Spielhölle von Morte Carlo. Sie bringt dem erlauchten Fürsten jährlich zwei Millionen Rente und die Gesellschaft bezahlt außerdem sämmtliche Steuern des Fürstenthums — ganz abgesehen von den Gehaltssummen der Croupierschaar und von der Groß- murh, mit der sie armen dcrangirlen Reisenden auf den Weg hilft. Es ist daher kaum anzunchmen, daß sie sich selbst auflösen wird. Ob diese Auflösung wohl die übrige zwili- sirte Welt gegen das fünfzehn Quadrat-Kilometer „große" Fürstenthum noch einmal durchsetzen wird ? so fragten wir uns, als uns der Zug von diesem herrlichsten und zugleich dunkelsten Punkt der Riviera nach Osten entführte. (Or. Kr. im „Reichsboten.") Vermischtes. Die Geschichte vom Geizhalse, der im größten Elend als Bettler lebt, an Entbehrung stirbt und dann einen schweren Geldsack hinterläßt, ist schon oft vorgekommen. Aber der Fall des Pöre Fleutelot, der dieser Tage zu Auxerre im Alter von 85 Jahren starb, ist doch zu großartig, um nicht erwähnt zu werden. Der Alte, so schreibt man der „Voss. Zig.", durchstreifte seit Menschengedenken, wenigstens seit fünf zig Jahren, tagtäglich die Gassen der Stadt, um Holzstücke, Kohlen, Lumpen, Cigarrenstummel und sonstige Abfälle zu sammeln. Er war dabei in Lumpen gehüllt und sah so arm selig aus, daß manche gute Seele ihm freiwillig ein Almosen gab. Als nach seinem Ableben die Gerichtsbehörde in An wesenheit der Erben die überaus schmutzige und verfallene Wohnung versiegelte, wurden im Keller 400 Flaschen Borde aux entdeckt, die förmlich in Staub und Spinngeweben ver schüttet dalagen. Dieser Wein ist 1790 geherbstet; Fleutelot hatte die 400 Flascheu von seinen Eltern geerbt, aber nie angerührt und keine einzige davon getrunken. Während des letzten Krieges blieb sein Haus unangetastet, da Jedermann sich scheute, dem alten, schmutzigen Bettler Einquartierung zu- zuuuithen. Tie Erben wußten, daß er 'Vermögen besitzen müsse. Aber in allen Schränken und Spinden, Stellbrettern und Schreibtischen des Hauses wurden nur Staub und Spinn gewebe entdeckt. Endlich fand man in einem Winkel des Speichers eine alte wurmstichige Kiste, die ohne Schloß rind mehrfach geborsten war. Sie war mit Werthpapieren jeder Größe und Farbe vollgepfropft, alle lagen in größter Unord nung durcheinander. Zusammen waren es für 910000 Fr. Werthpapiere, deren Zinsobschnitte seit 1883 nicht mehr ab getrennt waren und deshalb heute eine Summe von 140000 Fr. darstellen. Auch Geld wurde gefunden. Fleutelot hinter läßt außerdem ein großes Gut bei Villeneuve-sur-Ionne, das seit fünfzig Jahren ganz sich selbst überlassen geblieben ist. Tie Gebäude sind zerfallen, die Ländereien eine Wildniß, die 100 Hektare Holz sind zu einem ordentlichen Urwald gediehen. Der Alte ist vor Hunger und Kälte gestorben. Ein bemerkenswerther Fall unschuldiger Verurtheilung zu Zuchthausstrafe wurde in einer Ver handlung vor der 1. Strafkammer des Landgerichts zu Stutt gart in letzter Woche klargestellt. Derselbe zeigt, wie vor sichtig der Richter bei Verurtherlungen fein muß, selbst dann, wenn der Angeklagte ein Gcständmß avlcgk. Im Oltober halben Stunde eröffnet und schon sind drei Tische dicht besetzt und am vierten wird e« eben arrangin. Welche Gülle hier herrscht, nur unterbrochen durch das Klingen des Geldes uckd das eintönige „fsltss votrs gsu mss8lours — mssnlsurs, ksttss votrs gsul" Der Mann, der das ruft, ist der Dreher der Roulette. Jetzt setzt er die Scheibe in Bewegung, jetzt wirst er die Kugel hinein, bis ie in eins der Felder, roth oder schwarz, fällt und so über den Einsatz entscheidet. Hinter diesem, auf erhöhtem Stuhle sitzt der Obercroupier, der mit ArguSaugen sämmtliche Manipulationen am Spieltische bewacht. Ihm gegenüber sitzt der Bankier, der die Befehle Fortunas unmittelbar ausführt und in ihrem Dienste sich eine staunenSwerthe Fertigkeit erworben hat. Sofort übersieht er, auf drei, vier Nieter weit, wie viel dort gesetzt ist, und zählt, die einzelnen Geldstücke durch die Luft werfend, mit unglaublicher Ge schwindigkeit den Betrag in wohlgeordneten Reihen auf. Hat die Bank gewonnen, so helfen die zahlreich anderen Croupiers, die um den Tisch Herumsitzen, ihm mit langen Holzharken das Verfallene einziehen, und zwei Minuten genügen, um das Neugewonnene den Gold- und Silberrollen anzufügen. Dann dreht sich die Scheibe wieder, und wieder starren hundert Augen auf die launische kleine Kugel. Neben uns steht eine Dame — beiläufig ; das schöne Geschlecht ist hier besonders stark vertreten. Sie hat eben zum siebenten oder achten Male hundert Francs pointirt und gewonnen. Es scheint ihr -zu genügen, oder fürchtet sie des Glückes Laune; sie setzt noch einmal 10 Francs, verliert und verläßt den Saal. Allein sie bildet eine Ausnahme, nicht als Ge winnerin, sondern als Gewalthaberin über sich selbst. Da drüben an der anderen Seite des Tisches spielt ein junges Ehepaar, die Dame in tiefer Trauer. Jedesmal sind sie dem Rufe des Croupiers gefolgt, bei jedem Spiele hatten sie gesetzt, aber fast jedesmal verloren. Er hat pointirt, sie hat pointirt, dann wieder beide zugleich; es war vergebens. Sie haben mit Farben und Zahlen gewechselt; denn nicht nur Roth und Schwarz, sondern auch, um den Leidenschaften gerecht zu werden, Zahlen können besetzt werden, die ebenfalls in den Fächern des Rouletts enthalten sind und die natür lich seltener, dann aber einen vervielfachten Betrag gewinnen. Für das Paar erweist sich jede Hoffnung als trügerisch. „Da, wo ich nicht bin, da ist das Glück". Bei den Mit spielern beginnt der Aberglaube sich geltend zu machen. Niemand setzt mehr mit ihm auf dem gleichen Felde, oder war es schon geschehen, so werden die Beträge schnell um- placirt. Endlich scheinen die sämmtliche» Baai mittel dieser Unglücklichen erschöpft. Schweigend stehen sie auf und schreiten mit unsicherem Tritt hinaus. Die Anderen athmen erleichtert auf, und doch Viele von ", ' trostlos dies Haus verlassen. — Wir wenden uns zu den anderen Tischen. Alle sind jetzt von einer zahlreichen Ge sellschaft besetzt. Unaushörüch rollt die Kugel und große Summen Goldes decken die Felder. Ein Herr macht sich das gefährliche Vergnügen, drei, vier Mal den Einsatz mir dem Gewinn stehen zu lassen, da — als der letztere sch.n eine außerordentliche Höhe erreicht hat — ein kleines Miß geschick; statt schwarz fällt roth und die ganze Summe ist verloren. Aber sein Verdruß war vielleicht geringer, als der eines anderen, ziemlich einfach gekleideten jungen Mannes, den wir am Vormittag im Garten beschäftigt gesehen halten. Auf irgend eine Weise war er hereingekommen und hatte lange die Tische geprüft, um den glückverheißendsten heraus zufinden. Endlich war er mit sich im Reine», Mit zag hafter Hand vertrauter sein Fünffrancstück — es schien sein einziges und war der niedrigste der Einsätze — der rothen Farbe an. Die Kugel rollt, immer noch — immer noch. Jetzt ist sie gefallen ; noch kann man nicht erkennen, wohin. Kloirl ruft der Croupier. Rasch fallen die Holzharken über ihre Beute her und unter den Gold- und Silberhaufen ver schwindet auch sein einziges Schäfchen. Lange noch schaut er ihm nach, bis es wieder tönt: ksitS8 votrs zsu! ms8- 8isuv8; rn«88isvu>8, kaits8 votrs zsu I Da wendet auch er sich um und steigt wieder in seinen Garten hinab. Ob er etwas gelernt hatte? Die weit geöffneten Flüzelthürcn laden zum Eintritt in den zweiten Saal. Welche Pracht herrscht auch hier! Und doch nichts Ueberladenes. Der Schöpfer dieser Räume bekundet einen vornehmen Geschmack. Welch' zierliche Dcckentäfelung! Die Fresken, zum Thei von der Meisterhand des Pariser Feyen-Perrin, liebliche Idylle, Fischermädchen, ländliche Szenen voll Unschuld und Hohes. Und darunter: Welcher Gegensatz! Links noch ein Roulettetisch und rechts ein Kartentisch. Ein harmloses Kinderspiel, so erscheint beinahe das Roulette gegen die Karten. Dort wird die Leidenschaft nur erregt, hier kann sie austoben. Hier ist Alles forcirt. Hier darf nur Gold gesetzt werden, der Minimalsatz sind zehn Franks; hier voll zieht sich auch die Entscheidung schneller; jedes Spiel dauert kaum eine Minute. Mit fabelhafter Geschwindigkeit mischt der Crcupier die Karten und legt sie auf. Auch hier werden Farben oder Zahlen pointirt. Rasch hinter einander werden die Resultate ausgerufen. Das Gold rollt über den Tisch. Namentlich die Holzharken haben ihre Arbeit. Aber schon tönt's wieder : k'sit«8 votrs zsu! Da gilt kein Besinnen, und die Meisten bedürfen dessen auch nicht; sie setzen, wie der Zufall ihnen die Hand führt, Andere meinen ihn zu überlisten. Sie noliren auf Täfelchen, die von reich gallo- nirten Dienern diensteifrigst überreicht werden, sorgfältig die Ergebnisse der einzelnen Spiele und setzen dann nach einem bestimmten Prinzip, bei Farben z. B. auf die bisher am wenigsten vom Glück begünstigte. 'Noch Andere glauben das Glück erkaufen zu können. Sie erstehen sich von den soge nannten prots88sur8 Spielprogramme, auf denen bestimmte Sätze voi gezeichnet sind uno die, „auf Grund jahrelanger Beobachtungen hergestellt", unfehlbar gewinnen müssen. Die einzigen Glücklichen pflegen dabei die proks88sur8 selbst zu sein, kenn sie verkaufen ihre Weisheit nicht billig, und wenn wirklich einmal auf dem vorgezeichneten Wege gewonnen wirb, so entgeht ihnen auch daran ihr Antheil nicht so leicht. Da Eine Stunde im Cafino von Monte Carlo. In wilder Jagd braust der Zug durch lange Tunnels, nur hie und da ein Blick auf das herrliche blaue Meer. Nun verläßt er es und umfährt das kleine Vorgebirge, das die Fürstenresidenz Monaco trägt. Nur noch fünf Minuten und der Zug hält wieder. Monte Carlo! Ein cigenlhüm- liches Gefühl überkommt uns bei dem Namen. Wir steigen aus und geben das Gepäck dem Bahnhofswächter, der uns schon entgegenkommt. Man ist von ausgesuchter Höflich keit hier. Links oben liegt ein stolzer Prachtbau, aus hohem Palmenhain aufragend. Es ist das Casino von Monte Carlo. Aber wir haben noch etliche Stunden Zeit, bis es seine Pforten öffnet. Nur einen Blick auf die gegenüber liegende glänzende Schaufensterreihe. Herrlichere Geschmeide sahen keiner Hauptstadt Schaufenster. Brillanten, Rubinen, Smaragden, oft von Wallnußgröße, zu Hals- und Arm bändern, zu Sternen und Brochen zusammengefügt. Und hier ist der rechte Ort dafür. Da geht Mancher vorüber, dem etwa von ungefähr vierzig, fünfzig Tausend Francs in den Schooß gefallen sind, die er übrig hat. Das Geld brennt in der Tasche und solch ein Schmuck ist eine ange- nehme Erinnerung, die nian schon leichter mit fortnimmt. Aus dem prachtüberladenen Viertel der Hotelpaläste locken uns die einfachen Häuschen und traulichen Gärten rechts hinauf zur alten Stadt. Uralte Kirchen, in der an der Riviera fast immer wiederkehrenden einfacheren Saalform mit nebenstehendem Campanile beweisen, daß Monte Carlo nicht erst ein Product moderner Bedürfnisse ist. Die Häuser, klein und eng aneinander gereiht, ziehen sich am Abhang empor und bilden unregelmäßige Gassen. Hier und da ist ein Plätzlein zum Garten frei geblieben, aus dem oft unsere deutschen Kohlensorten uns grüßen. Immer aber lugen ein paar Feigenbäume über die Mauer oder Orangen und Mispeln, deren Früchte im dunklen Laube „glühen", das ist nicht zu viel gesagt. Es ist, als verlören die Apfelsinen auf ihrer Reise zu uns etwas an der Farbenpracht, die sie in ihrer Heimath ziert. Aber die Sonne steigt höher und die Straßen werden menschenleer. Da winkt eine Osteria mit halbgeöffnetem Vorhang zum Eintritt. Welch eine angeneme Kühle hinter den dicken Steinmauern. Die Wirthin freund lich, aber bestimmt; sie sieht in uns Fremde, Spieler natür lich, die wie tausend Andere ihre Glück hier in die Schranken fordern wollen. Um so anerkennenswerther ihre wohlfeilen Preise, dabei der Wein vorzüglich und die Früchte nicht minder. Merkwürdig, wie bald das Volk an der ganzen Riviera bis Ventimiglia hin seine Muttersprache verlernt hat; kaum 33 Jahre gehört der Strich zu Frankreich, und Alles spricht französisch. Die Leute im Fürstenthümchen haben sich dem natürlich angeschlossen. Bald brachen wir auf. Um 12 Uhr beginnt das Spiel und wir hatten uns zuvor noch umzuziehen. Denn für den Besuch der Säle ist Ge sellschaftsanzug vorgeschrieben. Welch eine Prack t hersrbt hier oben. Welch ein Vestibül, groß genug, um Tausende zu empfangen ; und verwöhnt dürfen sie auch sein. Hier links das Ankleidezimmer. Wir zeigen die Visitenkarten vor. Die 'Namen werden in ein Register eingetragen und auf ein Einlaßkärtchcn gesetzt, durch dessen Uebcrreichuiig man nunmehr für einen Tag die — Ehre Hut, Gast ter großen Unbekannten, der „8oeists snon^m ds8 Kntn8 du mer" zu sein. — Und nun hinein in die Säle. Der erste enthielt die vier großen Rvulettetische. Das Spiel ist erst seit einer ganzen Strecke des GenkungSgebietS durch Bohrlöcher unter sucht worden. Nachdem man am Ksiserschen Garten ohne Schwierigkeiten den Löffelbohrer niedergestoßrn und bei 6 Meter Tiefe starke Wasserzuflüsse gefunden hatte, bohrte man unter großer Behinderung durch Steingeröll vor dem Baumbauchschen Hause an der Biegung der Zeißinzftraße und vertiefte das Bohrloch vor dem Dockhornschen Hause. Gleichzeitig suchte man aus dem Damm der Sangerhäuser Straße vor dem Winklerschen Hause nach einem angeblich vorhandenen alten Kanal. Diluoialwasser bezw. Keller überschwemmungen sind im raschen Aufgehen begriffen. Man versucht jetzt mit großer Anstrengung, den Wasserstand im Keller der Bergschule durch Auspumpen zu erniedrigen. Kreuznach. Der Forstaufseher Gandring aus Kemp feld im Hochwald überraschte dieser Tage im Walde einen bekannten Wilderer, einen Gastwirth aus Langweiler, beim Ausweiden eines Rehes. Der Forstaufseher verhaftete den Wirth, nahm ihm das Gewehr ab und ließ ihn vor sich hergehen. Beim Austritt aus dem Walde drehte sich der Wilddieb plötzlich um und versetzte Gandring mit dem in der Tasche geöffneten Messer einen Stich in die Herzgegend. Als der Aufseher den Wilddieb trotzdem fesseln wollte, erhielt er noch mehrere Stiche, bis er zusammenbrach. Ge rade holte der Wilddieb zum tödtlichen Streiche aus, als Leute erschienen, vor denen er mit beiden Gewehren in den Wald flüchtete. Gandring liegt hoffnungslos darnieder. Der Wilddieb ist später festgrnommen worden. Brieg, 28. Januar. Gestern Abend wurde hier von einem Wachtposten ein Zuchthäusler erschossen. Der Wacht posten befand sich im Jnnenhofe der Strafanstalt, im sogenannten Freihofe. Da bemerkte er, daß sich ein Sträfling seit geraumer Zeit an einem Fenster zu schaffen machte, alsdann das Fenster öffnete und den Kopf aus diesem vor bog, als ob er sich orientiren wollte. Der Posten forderte den Sträfling auf, das Fenster zu schließen und dasselbe zu verlassen. Diese Aufforderung wiederholte der Posten drei mal mit der Drohung, daß er, falls der Sträfling nicht Folge leiste, auf ihn schieße. Trotzdem beachtete der Straf gefangene die Zurufe des Postens nicht, sondern hantirte am Fenster weiter. Da legte der Posten das Gewehr an und schoß auf den Gefangenen. Dieser stürzte, tödtlich getroffen, hinter dem Fenster zusammen. Die sofort cingeleitete Unter suchung hat ergeben, daß der Posten gemäß seiner Instruction gehandelt hat. Den Sträflingen ist streng untersagt, an die Fenster heranzulreten, oder ein solches gar zu öffnen.