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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger MeURl »- Liyri-n). Tclegramm-Adnss, ßH I* SEsprechstell« .TageblattRiesa. Rr. SO der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Riesa. 2S Mittwoch, 31. Januar 1894, Abends. 47. Jahrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestelle«, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei inS HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei tnS Haus 1 Mark 65 Pf. Anzeigen-Annahmr für die Nummer , deS Ausgabetages bis Vormittag 9 llhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraste 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riei». Freitag, den 2. Februar 1894, Vormittags 1« Uhr kommt im Gerichtshause hier ein Kleider- und ein Wäscheschrank, sowie ein Waschtisch gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Riesa, 30. Januar 1894. Der Ger.-Vollz. des Königl. Amtsger. Sekr. Eidam. Auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichtes wird auf folgende, häufig unbeachtet gelassene gesetzliche Vorschrift rücksichtlich der religiösen Erziehung der in gemischter Ehe geborenen Kinder aufmerksam ge macht. Nach 8 6 bis 8 des Gesetzes voin 1. November 1836 sind eheliche Kinder, deren Vater dem evangelischen, deren Mutter aber dem katholischen Glaubensbekenntnisse angehören, in gleichen Kinder, deren Vater dem katholischen und deren Mutter dem evangelischen Glaubensbe kenntnisse zugethan sind, in dem Bekenntnisse des Vaters zu erziehen, und es ist eine Abweichung von diesen Bestimmungen nur dann zulässig, wenn die Eltern vor erfülltem sechsten Lebensjahre deS betreffenden KindeS an Gerichtsstelle und ohne Bei sein anderer Personen eine Uebereinknnft dahin zu Protokoll abgeschlossen haben, daß ihre Kinder in dem Bekenntnisse der Mutter erzogen werden sollen. Auf die religiöse Erziehung derjenigen Kinder, welche zur Zeit einer solchen Vereinbarung bereits das sechste Lebensjahr erfüllt haben, bleibt der Abschluß der letzteren ohne Einfluß. Riesa und Großenhain, den 29. Januar 1894. Die Königliche BczirkSschulinsPektio» für Riesa. Der Stadtrath. vr. Gelbe, I V: Schwarzenberg, Stadtrath. Kgl. Bezirksschulinspektor. Die Anmeldung der Ostern 18V4 in den Schulbezirken Gröba, Bobersen, Merzdorf und Pochra schulpflichtig werdenden Kinder soll, so Gott will, Sonuabenv, den 19. Februar a. e., Mittag L Uhr in den betreffenden Schulhäusern, in Gröba in der neuen Schule, stattfinden. Beizubringen sind eine Taufbescheinigung, ein Impfschein und für die auswärts Geborenen eine standes amtliche Geburtsurkunde. Gröba, den 29. Januar 1894. Der Ortsschulinspektor. k. Werner. . * Oertliches «nd Sächsisches. Riesa, 31. Januar 1894. — Der am Montag Abend von der „Gesellschaft zu Riesa" im Saale des Hotel Hopfner hicrsclbst abgehaltene Maskenball verlief in glänzendster Weise. Der geräumige Saal war herrlich dckorirt, durch Aufstellen der prachtvollsten Zierbäume und Blattpflanzen hatte man die Colonnaden von der Tanzfläche des Saales abgetrennt und so dem l tzteren eine der Anzahl der Theilnehmer entsprechende Größe ge geben. Das Fest war von nahezu sämmtlichen Mitgliedern der „Gescllschafl" mit ihren Angehörigen, wie auch von ei nigen geladenen distinguirten Gästen besucht. Dem Feste lag die Idee: „Ein Jahrmarkt in der Stadt Riesa im Jahre 2000" zu Grunde. In ausgestellten „Jahrmarktsbuden" gelangten durch hübsche, junge entsprechend kostümirte Damen allerhand Waaren, Pfefferkuchen, Zuckerwaaren, Blumen, 2>.ein, Bier rc. rc. zum Verkauf, auch das „Riesaer Tage- blatt vom 29. Januar 2000 ' war in einer solchen erhältlich :und Alles erzielte reißenden Absatz. Ein reges Leben ent wickelte sich auf dem Jahrmärkte; die Besucher, in allerhand der Zeit entsprechenden brillanten Kostümen, wogten ge schlossen und einzeln hin und her, hin und wieder theils reizende Gruppen bildend, theils auch ein Tänzchen riskirend. Eine reisende Musikbande, welche herbcigezogen kam, ließ ihre Weisen ertönen und spielte zum fröhlichen Tanze auf. Das Leben und Treiben im Ganzen war mit demjenigen auf unseren jetzigen Jahrmärkten um deshalb nicht vergleich bar, als dasselbe sich „international" gestalteteHindem man nicht nur ein auserwähltes, sondern in bedeutender Anzahl auch ein ausländisches Publikum zu Gesicht bekam; Türken, Griechen und Griechinnen, Ruffen und Russinnen, -Chinesen und Japanesen, Civil besten Ranges, Militärs hoher Chargen, reizende junge Koketten und ehrwürdige Alte, alles bewegte sich in fröhlichster Laune bunt durcheinander. Auch der Jesuitenorden war vertreten und eine Nonne bil dete ein würdiges Zubehör. Die Damenkostüme konnten wohl kaum schöner und feiner erdacht werden, als man sie hier zu Gesicht bekam. Attlas in den verschiedensten Farben und Formen war bevorzugt. Ob es wohl im Jahre 2000 auf unseren Jahrmärkten so aussehen und so hergehen wird?. Nach der Dcmaskirung um 10 Uhr vergnügte sich die illustre Gesellschaft noch bis in die späten Nachtstunden bei einem heiteren Tänzchen. Zu dem Gelingen des herrlich verlau fenen Festes hatten das Musikkorps des Artillerie-Regiments Nr. 32 mit ihren vorzüglich zur Durchführung gebrachten irefflichen Musikpiecen, wie auch Herr Hotelier Höpfner mit feiner Küche und seinem Keller beigetragen. — Sehr erfreulich ist es auch, zu hören, daß die „Gesellschaft" den Erlös für die aus dem Jahrmärkte zum Verkauf gelangten Waaren in freundlichster Weise unserer Riesaer Ferienkolonie zur Verwendung Übermitteln wird. — Die Theaterdirection der Frau S. Hennig arbeitet mit regem Fleiß und ist eifrigst bestrebt, deut Publicum gute und abgerundete Vorstellungen zu bieten. Auch die gestrige Aufführung verlief in bester Weise und alle Darsteller waren wieder eifrig bemüht, zum Wohlgelingen derselben beizutragen. Heute geht bei hervorragender Ausstattung „,Undine, die Tochter des Meerkönigs", romantisches Gemälde mit Gesang und Tanz, nach einer Bearbeitung von Frau S. Hennig, in Scene, während morgen „Die Anna-Lise"_folgt. Wir wünschen dcr strebsamen Direktion ein recht gut be setztes Haus und damit auch einen wohlverdienten pecu- niären Erfolg. — Der sächsische Eisenbahnralh wird nächsten Donners tag, den 1. Februar, eine Sitzung abhalten, welche in ihren Beichlüssen füc die Handelswelt von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein dürfte. Es bildet nämlich die Berathung der Tarife für Malz, Baumwolle und Roheisen einen Haupt punkt der Tagesordnung. In derselben Sitzung werden auch cndgiltige Bestimmungen über den neuen Sommerfahr plan der sächsischen Eisenbahnen getroffen. — Im Jahre 1893 sind bei der Königlichen Alters- rcntenbank zu Dresden (Landhausstraße 16) im Ganzen 1965 023 Mark in 5 299 Einlagen eingezahlt worden. Damit ist die Summe der in den 35 Jahren des Bestehens der Bank bei derselben überhaupt eingezahlten Beträge auf mehr als 28 Millionen Mark gestiegen. Wird diese Summe nach den Wohnorten der Versicherten, für welche die Ein lagen gemacht sind, vertheilt, so entfällt davon über die Hälfte auf die Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz und über 2 Millionen Mark auf die Amtshauptmannschaft Dresden- Neustadt. Der Höhe nach folgen die Amtshauptmannschaften Zwickau, Döbeln, Meißen, Dresden-Allstadt und Zittau mit je über 500000, Grimma, Freiberg, Pirna mit je über 400000, Leipzig, Bautzen, Großenhain, Oschatz, Flöha, Glauchau je über 300000, Plauen, Rochlitz, Löbau, Borna, Auerbach je über 200000, Chemnitz, Kamenz, Dippoldis walde und Schwarzenberg mit je über 100000 Mark. Unter 100 000 Mark haben nur die Verwaltungsbezirke Annaberg, Oelsnitz und Marienberg beigetragen. Aus nicht sächsischen Ortschaften flössen der Bank nahe an 2'/, Mill. Mark zu. Vom Landtage. Die Zweite Kammer trat gestern zunächst in die allgemeine Vorberathung über das Königl. Decret Nr. 23, den Bau der Bahnlinien: Mlzschhaus- CarlSfeld, Limbach-Wüstenbrand, Waldheim - Kriebethal be treffend, ein. Das Decret wurde einstimmig an die Finanz deputation 6 zur Berichterstattung verwiesen, nachdem sich Abg. Uhlig (Hermsdorf) für die Linie Hohenstein - Limbach verwendet, Abg. Seydler für die Erbauung der Linie Wüstenbrand-Limbach seinen Dank ausgesprochen und Abg. Herfurth die Erbauung einer Zschopauthalbahn empfohlen hatte. Endlich ließ die Kammer die Petition der Anna verw. Richter in Rosendorf in Böhmen um Gewährung einer Unterstützung dem Antrag der Petitionsdeputation entsprechend ohne Debatte auf sich beruhen. Großenhain, 28. Januar. Der bisherige Com- mandeur des hiesigen KönigS-Husaren-Regiments, Oberst Frhr. von Hoenning O'Caroll, ist zum Generalmajor und Brigade-Commandeur befördert worden. Sein Nachfolger ist Oberstlieutenant Frhr. von Stralenheim. Oschatz. Vergangene Nacht ereignete sich in der Mühle zu Leuben ein recht bedauernswerthe- Unglück. Der daselbst in der Lehre stehende 16jährige Reif kam auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Ursachen in das Mühlengetriebe und erlitt dabei derartige schwere Verletzungen, daß er kurz darauf, nachdem er in da- hiesige Krankenhaus überführt worden war, verstarb. — Auch die hiesigen städtischen Collegien haben dem von hier nach Leipzig übersiedelnden Herrn Schuldirector Sieber, welcher seit 1871 dem hiesigen Schul wesen mit Erfolg vorstand, vor seinem Weggange ein Zei chcn der Achtung, Aufmerksamkeit und Dankbarkeit zuge wendet. Schon vor längerer Zeit ist in geheimer Sitzung beschlossen worden, dem Scheidenden ein Geldgeschenk von 500 Mark zukommen zu lassen. Am 28. ds. Mts. wurb. diese Gabe Herrn S. durch Herrn Bürgermeister Hartwig überreicht. Dresden. Herr Redacteur Dr. Lohan theilt uns, mii Bezug auf die Notiz, welche den Streit des Herrn Dr. Liman mit Dr. Lohan bez. den „Dresdner Nachrichten" be- trifft, mit, daß die gegen Liman angestrengte Beleidigungs klage ihren Fortgang stimmt, daß darüber am 7. Februar Termin ansteht und daß die Nachricht, Dr. Liman sei zu Conmntionalstrafen bis zur Höhe von 15000 Mk. verur- theilt worden, unwahr sei. Nach Herrn Dr. Lohan's Wissen hat auch der „frühere Brodherr" des Herrn Dr. Liman niemals die Bedingung gestellt, daß derselbe Dresden ver lassen und in diesim Falle von der Einziehung der Straf gelder abgesehen werden solle. Aus dem Erzgebirge, 29. Januar. Obwohl die Spitzen in den letzten Jahren von der Mode sehr begünstigt wurden, ist doch die Spitzenklöppelei immer weiter zurück- gegangen, weil die Maschinenspitzen der geklöppelten Waare einen starken Wettbewerb bereiteten. Die Ausstellung in Chicago, bei der namentlich die sächsischen Klöppelschulen vortrefflich vertreten waren, hat aber doch die Aufmerksam- keit wieder auf Klöppelspitzen gelenkt, weshalb in jüngster Zeit der Absatz hierin wieder besser war. Die ungarische Regierung hat durch ihren Fachschullaufseher Kenntntß genom men von den Lehrplänen in den sächsischen Klöppelschulen und scheint sonach auch die Absicht zu haben, der Klöppelei ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die 2 Klöppelschulen in Nieder haSlau, die von 87 Schülerinnen besucht worden, haben im Jahre 1893 bessere Ergebnisse erzielt, als das im vorher- gegangenen Jahre möglich gewesen war. Der Gewinn für jede Schülerin, der im Jahre 1892 nur Mk. 13,16 betragen hatte, ist nämlich im vergangenen Jahre auf Mk. 14,39 gestiegen. Hätte der Staat in den Klöppelschulen nicht fü> den Nachwuchs guter Klöpplerinnen gesorgt, so wäre deren Zahl in den letzten Jahren bedeutend gesunken. Plauen i. V., 29. Januar. Der Förster W. aul Rittergut Liebau putzte am Freitag der vorigen Woche in seinem Zimmer sein Jagdgewehr, in welchem sich vom Abend vorher noch ein Schuß befand, den herauszunehmen ihm nicht gelungen war. Das Unglück wollte es, daß sich de' Schuß entlud, und zwar gerade in dem Augenblicke, in welchem sich die im 19. Lebensjahre stehende Tochter de Försters im Zimmer befand. Der volle Schuß traf die- in den Oberschenkel und verletzte sie sehr schwer, da d> Pfropfen und Theilchen der Kleidung mit in die Wunt^ gerissen wurden. Der Vater war im ersten Augenblick übe das Unglück seines Kindes so außer Fassung, daß er beim» Hand an sich gelegt hätte. Eisleben. Zu den Erdsenkunaen liegen folgend- Mittheilungen vor: Die Zeißingstraße ist nunmehr auf der