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Auch da» Handwerk sei tu Riesa emporoeblüht; IS Jnnungm Mla e» uud tt sei nicht ausgeschlossen, daß Riesa schon m aüarnüchster Zeit »inen JnnungSauSschuß erhalt«. Gr schloß Alt einem Hoch auf Riesa und sein« Einwohner schaft. Ferner wurden noch Ansprachen gehalten, di« d«, Frau«, denen dl« Erziehung ihrer Kind« zur Lied und »aua zu» Handwerk an« Herz gelegt wurde, und dem Zusammenschluß, der Solidarität und Disziplin unter den Handwerkern galten. All« diese Ansprachen waren mit einem reich«» musikalischen Kranz durchflochten, an dem d« Gesangverein »Amphion- und di« Kapelle de» 82. ,A«ldart.-Regt». gleichen Anteil hatten. Unter der trefflichen, zielsicheren Leitung «seine» Dirigenten, Herrn Kantor DH. Fischer, «sang sich der Gesangverein »Amphion- besonder» urtt dem Lied »Am Ort, wo meine Wiege stanh- von R. Gatzbrenner ein« spontane Ovation. Welchen von den Vorträgen de» »Amphion- die Palme zuerkannt werden soll, ist schwer zu sagen, jedenfalls aber ist sicher, daß mit »Reiter» Morgengesang- einer der tiefsten Eindrücke erzielt wurde. Der den Sängern vom Kommersleiter gezollte Dank war allen Anwesenden sicherlich au» dem Herzen gesprochen. Die Hauptversammlung wurde heute vormittag VslO Uhr durch den Borsitzenden Herrn Kammerrat Schröer eröffnet. Er hieß die Erschienenen im' Namen des Ne- samtvorttanbes willkommen und brachte sodann ein Hoch auf Sa. Majestät den König Friedrich August aus. Hierauf begrüßte er insbesondere den Vertreter der Königlichen Regierung, Regierungsamtmann v. Gehe, die Vertreter der städtischen Kollegien und der /amtlichen sächsischen Gewerbafainmern, den Vertreter des hiesigen Gewerbe» Vereins, Herrn Bergmann, die Vertreter der Riesaer In nungen und einige aus Mittweida und Oschatz erschienene Herren. Hierauf dankte Herr Jäger-Chemnitz namens der Gewerbekammern zu Dresden, Plauen und Chemnitz für die Einladung zuM Berbandstag. Nachdem hierauf die Tagesordnung für den Berbandstag genehmigt worden war, erteilte der Vorsitzende das Wort Herrn Friseur- Obermcister Gustav Memm-Leipzig zu seinem Referat über „Meisterlehre oder Lehrwerkstatt". Der Refe- rent nahm entschieden Stellung gegen einen Vortrag des Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Stiede-Leipzig, den dieser auf dem 10. Deutschen Fortbildungsschultag in Braunschweig gehalten hat. In diesem' Vortrag wird dem Handiverk die Lebensfähigkeit vollständig abgesprochen. Nachdem der Referent dieser Behauptung in sachlichen und entschiede nen Ausführungen entgegeugetreten, wendete er sich ins besondere gegen den Vorschlag des Prof. Stiebe, Lehr werkstätten einzurichten, die den Unterricht in völlig neue Pfade bringen und die Meisterlehre ersetzen, ja über treffe» sollten. Die Fertigkeit, die der Lehrling sich in de» Lehrwerkstätten aneignen solle, sollten ihn befähigen, seine» Beruf selbständig guszuüben. Redner weist nun daraus hin, daß gerade die Meisterwerkstatt den Hand- werkslehrling in ständige Fühlung mit allem bringe, was im Berüse vorkomme. Ferner machte er auf die großen Geldkosten und auf die vielen sonstigen Nachteile aufmerk sam, mit denen die Lehrwerkstätten verbunden sein wür den. Dis Handwerker sollten lernen, sich auf sich selbst zu verlassen und mutig vorwärts zu strebe», ohne sich rechts und links' nach Hilfe umzusehen. Die Handwerker sollte» sich nur vertrauensvoll an dis Stellen wenden, wo sie Hilfe fänden, dann würde» st« auch Lite Wippe der Lehrwerkstätte glücklich umschiffe». Redner empfahl so dann nachstehende Resolution zur Annahme r „Der heute am 12. Juli 1909 in Riesa tagende 22. VerVcmdStag des sächsischen JUnUngsverVaUdeS! spricht sich einstimmig da hin aus, daß die Meisterlehre »ach Wie vor die Veste Stätte für die Lehrlingsausbildung ist. Di« Erziehung des Lehrlings muß dem Meister Vorbehalten bleiben. Die Lehrwerkstatt ist nicht geeignet, den Meistjer z» ersetzen. Die zu» praktischen Ausübung des Handwerkes erforder lichen Fähigkeiten sind nUr i» der praktischen Tätigkeit in Lev Werkstatt zu erlernend In der lebhaften Debatte wurde s -wohl den Ausführungen des Referenten mit Nach- druck zugestimmt, anderseits aber auch ausgesprochen, daß die Kritik an dem' Vortrag des Herrn Pros. Stiebe etwas z» hart ausgefallen sei. Auch Herr Obermeister Unrasch. Dresden bemerkte, daß er sich zwar nicht auf den «Stand- punkt des Herrn Prof. Stiede stelle, daß er ihm aber auch nicht unbedingt ablehnend gegenüberstehe. Die Reso- lution wurde hierauf einstimmig angenommen. Es sprach darauf Herr Buchbinder-Obermeister Oskar Klahre-Bautzen über» „Die das Handwerk schädigende Kon kurrenz durch Staats-und Gem'eindeunter- nehmungen, sowie durchdassogenannte Pfu- sch er tum." Der Referent erkannte an, daß seitens der Königs. Regierung viel getan worden sei, der Konkurrenz, die den« Handwerk durch die Sträflingsarbeit in Zucht häusern und Gefängnissen erwachse, soweit wie möglich abzuhelsen. Dahin aber müßten hie Gewerbekammern usw. auch heute noch zu wirken suchen, daß für die «Sträflings arbeit nicht die besten Maschinen aus Staatsmitteln an geschasst würden. Ähr scharf sprach sich der Redner dann in seinen weiteren Ausführungen "gegen dass Psuschertum auS. EL Müsse besonders dahin gestrebt werden, daß hie Gebühren für die Gewerbescheine erhöht würden. JU der langen Debatte wurde u. a. auch angeregt, daß ange- strebt werden solle, daß ein Gewerbe nur von demjenigen aUSgeübt werden dürfe, der auch wirklich die Meister prüfung gemacht habe. Bon Engelhardt-Zwickau wurde lebhaft Klage geführt über die Konkurrenz durch Sträs- lingsarbeit in Zwickau. Der geschästÄführende Vorstand wurde beauftragt, wegen der gerügten Mängel Vezw. Miß stände bei der Königlichen Staatsregierung vorstellig zu werden. „Ueber Mängel im' KonkurSverfah. ren" sprach hierauf Herr Tischlermeister Gustav Heinrich. Ries«. RehUer wieS guf die enormen Verluste hin, die der RMWnalWohlstand alljährlich durch die Konkurse «er. leikrt. Ge Msse «lchk, ob sich der Gesetzgeber schon ein- mol die Frage vo«elegt habe, ob nicht Mittel zu finden eien, dies» Verluste zu vermindern. Es mach« ihm den Eindruck, «al» öd nach den Ursachen der Zahlungsein, tellunge» von Setten der Beauftragten zu wenig nachge. orscht werde. Während da» Gesetz für tzte Aktiengesell. chaft usw. einen Anzeige-wang vorsehe, bestehe «in sol. cher für die privaten Geschäst»leute nicht. Dies sei zweier, et Behandlung. Früher sei ein Konkurs als Unglück, als Beschämung empfunden worden, heute sei das so gut wie nicht mehr der Fall. Man könne sehen, daß das Publi- kum mit vorlieb« zu denen gehe, die in Konkurs Aeraten tnd. Ein Mittel, um ein Herabtvirtschaften eines Ge- chäftes auf das Nichts zu verhindern, liege seiner Mei- nung nach einmal darin, daß eine gesetzlich« Einigung außerhalb de» Konkurses mit etwa 40—50 Prozent an- znstreben sei ohne Bloßstellung des Schuldners, sowie da. rin, daß Manifestanten einer scharfen Strafe und der Veröffentlichung zu unterziehen seien. Wie sehr notwendig käs sei, ergeb« die Tatsache, daß die Zahl der eröffneten Konkurse von 1901—1905 um 19 Proz. zugenommen, die Zahl der wegen Massemangel abgelehnten dagegen um 44 Proz. gestiegen sei. Der Referent empfahl folgende Resolution zur Annahme: „Der Sächsische JUnungsver- band beschließt, die Regierung zu ersuchen, ihren Ein. sluß bei der Reichsregierung geltend zu machen, daß die KonkUrSordnung dahin abgeändert wird, daß 1. eine ge. sctzlsche Regulierung außerhalb des Konkurses eingesührt werde, sobald der Massebetrag eine zirka 50prozentige Entschädigung der Gläubiger gestattet; 2. daß eine Kon. kurserös snung dort erfolgt, wo dieser Betrag nicht er- reicht wird: 3. daß die Manifestanten entsprechend zu bestraf'.» sind." Die Resolution wurde mit einem Zusatz, antrag dos Herrn .Stadtrats PietfchM'ann angenommen. Dchjluß folgt,). Oertliches und Sächsisches. »I-Ia.1L IM IMS. —* Herr Assessor Edler von Littro« bet der König lichen Amtehauptmannschaft Großenhain wird vom 1. August d. I. ab mit dem Diensttittel »Regierungsassessor" als Gendarmerie-Sekretär bei der Königlichen Gendarmerie- Obertnspektion angestellt, bleibt jedoch noch bis Ende De- zember 1909 zur AmtShauptmannschaft Großenhain kom mandiert. —* DaS bisher der bekannten Wohltäterin Frau Eckhardt geb. von Wolf gehörig und von ihr bis zu ihrem Tode bewohnt gewesene, auf der Naundorferstraße in Großenhain gelegene Grundstück ist von ihrem Sohne, Herrn Major -. D. Eckhardt auf Ammelshain, unter den kulantesten Bedingungen an den KreiSverein für innere Mission in Großenhain verkauft worden. Dem Vernehmen nach soll dieser Grundstück von dem genannten Vereine unter dem Namen »Eckhardt-HauS- zu wohltätigen bezw. gemeinnützigen Zwecken benützt werden. —* Gutem Vernehmen nach wird die, wie mitgeteilt, vor kurzem beschlossen« Erhöhung des Milchpreises nach neueren Verhandlungen nicht stattfinden, was zu hören den Hausfrauen gewiß angenehm sein wird. —* Bon einem Dache, auf dem er beschäftigt war, abzustürzen, hatte heute ein Arbeiter da» Unglück. Er er- litt «inen komplizierten Armbruch und wurde von Mit gliedern der Santtättkolonne nach dem Krankenhau» gebracht. —* Im Nattkeller hielt am Sonnabend abend der Gewerbeveretu seine 61. Generalversammlung ab. Der Vorsteher, Herr Seilermetster Bergmann, trug zunächst die schriftlichen Eingänge vor. Eine Anzahl Vortrag», angebote wurde abgelrhnt. Der Verband sächsischer Ge werbevereine hält seine» diesjährigen Berbandstag in Pulsnitz ab, an dem der Vorsteher att Abgeordneter teil- nehmen soll. In dem Jahresberichte de» Schriftführer» wmde hervorgehoben, daß der Verein auch im verflossenen Jahre dem Gewerbestande nach Möglichkeit förderlich war und den Wünschen seiner Mitglieder nach anregender Unterhaltung gerecht zu werden suchte. 1 Generalver- sammlung, 4 AuSschußsitzungen und 7 Plenarversamm lungen erledigten die DereinSangelegenheiten. Der Verein zählt jetzt 3 Ehrenmitglieder und 213 Mitglieder. 16 Mit- glieder traten während des Jahre» bei, 15 schieden au». Da» Andenken der Verstorbenen ehrte die Versammlung durch Erheben von den Plätzen. Der Belehrung und Unterhaltung dienten 9 Vorträge, 3 Vergnügen und 2 Au», flüge. Zur Verbreitung der Leipziger Illustrierten Zeitung und der Tewerbeschau waren 3 Lesezirkel eingerichtet. Bon der Sächsischen Mittelstand-Vereinigung erhielt der Verein wiederholt Zuschriften und Aufforderungen zum Anschluß an Petitionen, denen nach sorgfältiger Erwägung immer beigetreten wurde. Eine Erinnerungstafel bekam der Gewerbeverein Strehla anläßlich seine» 50 jähr. Jubiläums, vom Vorort de» verbände» sächsischer Gewerbevereine find wieder 4 Eintrittskarten zu den König!. Sammlungen in Dresden zur Benutzung überwiesen worden. Herr Kassierer Hartmann trug alsdann den Kassenbericht vor. Nach diesem beträgt da» Gesamtvermögen 3572,19 Mk. Dl« Versamm lung sprach die von 3 Mitgliedern geprüft« Rechnung richtig und bewilligte 40 Mk. veitrag zur Stadtbtbliolhe für da» laufende Jahr. In den Ausschuß wählte man die au»scheidenden Herren Hartmann, Mohr, Baum, Nau mann, Müller, Striegln, Schumann und Teichgräber wieder. Den vergnügungSauSschuß bilden di« Herren Naumann, Hofmann, Justin, Keßler, Kreß« und Striegln. Die Versteigerung einer .Anzahl gelesener Zeitschriften brachte den Erlös von 3,95 Mk. Mit der Einladung zum Sächsischen Jnnung»verband»tage und zur Feier de» Stif- tung»feste» schloß der Vorsteher die Generalversammlung. —* Da» Vsrltner Residenz-Ensemble brachte am Sonnabend im Hotel Hvpfner den Schwank »Die Welt ohne Männer- zur Aufführung. ES ist «in tolle» Stück. Doch sucht e» nicht, wie die» bet den meisten Schwank» gang und gäbe ist, durch rin Labyrinth vsu Ver wickelungen auf die LachmnSkeln einzuwirken, sondern sein Autor hat sich auf das Gebiet des Pikante.! begeben. Da» Stück ist voller Zweideutigkeiten und Dreistigkeiten, aber e» unterhielt sein Publikum — wir haben e» ja am Sonn- abend gesehen — trotzdem doch ausgezeichnet. Di« Auf. ührung ließ, vor allem auch sür den Autor, nichts zu vünschen übrig. DaS Spiel war überaus flott und damit sie erste Bedingung erfüllt, die sür den Erfolg eines solchen Stückes nötig ist. — Gestern abend diente der Saal det Hotel zum Stern als Musentempel. In Szene ging bat bekannt« romantische Htldebrandtsche Schauspiel: „Der Trompeter von Säkkingen" vor recht gut besetztem Hause. Dekorationen, Kostüme, Toiletten und sonstige Ausstattung waren sehr lobenswert. Auch die Künstler verdienten sich wieder alle Anerkennung, die da» Auditorium auch durch wiederholten lebhaften Beifall bekundete. Jedenfalls leistet da» Ensemble alle», wa» man nach den Verhältnissen nur immer verlangen kann und die Theaterfreunde haben durch aus Veranlassung, mit ihm zufrieden zu sein. Hoffentlich kann auch die Direktion mit den erzielten pekuniären Er folgen sich befriedigt erklären. —* Da» vom Verband Riesa der „Sächs. Fechtschule gestern veranstaltete Sommer- und Kinderfest konnte leider de» anhaltenden NegenwetterS wegen nicht pro grammgemäß duschgesührt werden. In der Hoffnung, daß sich der Himmel doch noch aufheitern würde, wagte man den vorgesehenen Auszug der Kinder; nach demselben aber setzte der Regen wieder so intensiv ein, daß die anderen Belustigungen nicht auSgeführt werden konnten. Man hegt nun die Absicht, die behördliche Genehmigung voraus- gesetzt, da» Fest am nächsten Sonntag fortzusetzen, um den Wünschen der Kindern gerecht zu werden und wenigstens einigermaßen die hohen Unkosten etwas herabzumindern —- wenn da» Wetter Halbwegs günstig sein sollte. — Infolge mehrfacher Klagen nimmt die Staatsbahn- Verwaltung Anlaß, den Zugschaffnern erneut die sorg fältige Bedienung der Personenwagen, insbesondere in den Borortzügen, zur Pflicht zu machen. Namentlich soll sich dap Personal nach dem Anhalten der Züge auf den Sta tionen unverzüglich davon überzeugen, aus welchen Wagen Reisende auSzustekgen beabsichtigen und ihnen beim Oeffnen der Türen, besonders solcher, die noch nicht zum Oeffnen von innen eingerichtet find, behilflich sein. — Ist eS ratsam, Kindern getstigeGetränke zu geben oder nicht? Darüber besteht immer noch bei vielen Eltern und sonstigen Erziehern Unklarheit. Eine maßgebende und wissenschaftlich zuverlässige Stelle, der nie. mand Parteilichkeit nach der einen oder nach der anderen Seite vorwerfen wird, hat darüber neuestens klar und bündig ihr Gutachten abgegeben, da» Reichsgesund, heitsamt in seinem Gesundheitsbüchlein, das einen län geren Abschnitt über die alkoholischen Getränke enthält (neueste Auflage von 1908): „Für Kinder ist der Alkohol ein schlimmes Gift; Bier, Wein und namentlich Brannt wein sollte man Kindern bis Ablauf der Entwickelungszeit (14. bi» 16. Lebensjahr) überhaupt nicht geben." — Ein Meißner Produktenhändler hatte den Versuch unternommen, den Stoppelrübensamen, der doch eigentlich erst nach Einbringung der Getreideernte gesät wird, mit Kleesamen zu vermischen und schon im Frühjahr mit zu säen. Gr hat damit lt. „M. T." recht gute Erfolge erzielt, denn er kann schon große und starke Rüben ziehen, die er in Geld umsetzt. Auf diese Weise hat er trotz der langen Trokenheit bereit» in die dreißig Schock Rüben von dem in Niederauer Flur liegenden Kleefelde geerntet. 88 Dresden. Mit einem argen Fall von Kur- Pfuscherei beschäftigte sich die 2. Strafkammer des Dresdner Landgerichts. Der „Naturheilkundige" Hermann Alexander Gräff aus Kultn in Böhmen betreibt seit neun Jahren die Naturhetlkunde in Retchenberg bei Moritzburg. Gr will in Prag und Wien Naturwissenschaft und Chemie studiert haben und bezeichnete sich in seinen Reklamen al» „Spezialist der Heilkunde mit giftfreien Pflanzen stoffen". Im September v. I. wurde der Kurpfuscher zu der Familie eine» Schuhmachers in Reichenberg gerufen, deren 5^/, Jahre alter Sohn an DiphtherttiS er- krankt war. Der „Naturheilkundige" erkannte auch die gefährliche Krankheit und kurierte nun blindlings drauf la». Gr verordnete dem schwerkranken Kinde Haisumschläge mit gestandenem Wasser und AuSgurgelungen mit Karls bader Salz und Zitronenwasser. Nach zwei Lagen kam der „Heilkundige" wieder. Er fand bei dem Kinde den gefährlichen DiphtherttiSbelag, entfernte denselben mit einem Instrument und warf die Häutchen achtlos auf den Fuß boden de» Krankenzimmer». Die Folge diese» unglaub- lichen Benehmen» deS KurpfurscherS war, daß auch der 7 jährige Sohn an DiphtherttiS erkrankte. Gräff nahm auch diesen in „Behandlung". Schon am nächsten Tage stellte sich bet den beiden Knaben als Folgeerscheinung Herz- schwäche ein. Der Kurpfuscher „verordnete" den Kindern — kalten Wein und ließ sich dann nicht mehr sehen. Nun riefen die besorgten Eltern den Bezirksarzt herbei, der so- fort an den beiden kranken und den noch drei gesunden Kindern Heilserumeinspritzungen vornahm. Aber e» war zu spät! Die beiden ältesten Knaben waren rettungslos verloren, sie starben unter den Händen de» Arztes. Der letztere hatte sofort eine Isolierung der drei anscheinend noch gesunden Kinder angeordnet. Doch auch diese er. krankten an der gefährlichen Krankheit. Durch die Serum« behandlung gelang es aber, die Kinder am Leben zu er halten. Sie genaßen nach und nach. Aus der Beweis- aufnahme ergab sich, daß der Kurpfuscher die Diphtherie pilze, den Rachenschaum, als Ueberschuß von Eiweiß im Organttmu» angesehen hat. Er verordnete den Kindern — Milch und Geflügel! Als er die lotkranken Kinder untersuchte, und die Diphtherttttbazillen mit einem Metall-