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Beilage zum „Rieloei F«» «» WM, i» >«»»*« » » Ries» - -» »» «—«ta» V«.«..«. »ch»,a< « »'«je Donnerst««, 1. «Sr; I«««, ,i>,i,ds. 8«. SS. Jahr». Bom Landtag. Zweite Kammer. Dre Spe n, 28. Februar. Die Kammer beschsästigte sich in der heutigen Sitzung Hediglichs mit Petitionen Vor Eintritt in die Tagesord nung teilte der Abg- Horst als Vorsitzender der fünften Abteilung mit, daß diese die Wahl des Abg Roch geprüft und als ordnungsmäßig vvrgenomineu erklärt habe- Ohne Debatte und einstimürig beschloß die Kammer auf Antrag der Beschwerde- und Petitionsdepulwtion die Petition der ehemaligen WirtschastAesitzerin Christiane Wilhelmine verw- Gmrupner in Wiesa bei Annaberg, die Gewährung «iner Unterstützung in" Rücksicht auf ein angeblich durch Funkenflug einer Lobomotive entstandenes Brandunglück betreffend und die Petition des' privatisierenden Bäcker meisters Karl Heinrich Schaarschmidt in Chemnitz, den in die Beschäftigung der Lehrer nicht einschlagenden Neben- «rwerb betr- auf sich beruhen zu lassen^ Die^Bcrichte erstat teten bei den Petitionen,^für die Besch^verde- und Petitions deputation die Mgg. Donath und Bunde. Auch die nächste Petition des Jagdvoostands Ernst Lehmann in Nieder- guhrig und Gen-, die Abänderting des § 7 des Jagdgesetzes vom 1- Dezember 1864, Größe der Jagdbezirke betreffend, beantragte die Deputation (Berichterstatter Slbg Schlag) auf sich beruhen zu lassen- Äbg. Trüber sprach hierbei die Ansicht aus, daß das Jagdgesetz abänderungsbedürftig sei, wenn auch nicht im Sinne der Petenten- Abg. Günther wünschte, daß die Regierungsbehörden die an Ke herantretenden Ersuchen! unt Bildung kleinerer Jagd bezirke möglichst berücksichtigen möchten- Nach einem kur zen Schlußworte des Berichterstatters nahm die Kammer hierauf den Deputationsantrag gegen vier Stimmen an- Ohne Debatte und einstimmig ließ sie dann ebenfalls die Petition des Hausbesitzers Max Dittrich in Kteinkarsdvrf, Wasserschäden betreffend, (Berichterstatter Abg Donath) «uf sich beruhen- Stimmungsbild aus dem Reichstag. Gigen-Bericht. nk. Berlin, 28. Februar 1906. Der Reichstag — der heute wieder einen Schwerins lag hatte — tat sich eine rechte Güte an in reichlicher Er« zeigung von Wohlwollen für die Veteranen der Kriege von 1864—1871. Die Veranlassung dazu gab der konser vative Initiativantrag Nißler. Dleser Antrag verlangt die Verabschiedung eines Besetze-, welches jedem Leilneymer an jenen drei Kriege», die mitgesochten haben als Gemeine oder in einer Unteroffiztercharge, das Recht zuerkennt, eine jährliche bare Unterstützung von 120 Mark vom Reiche zu verlangen, vorausgesetzt, daß das Einkommen de« Peienten unter 600 Mark zurtickbletbt oder daß seine Er wer befähig, keit auf ein Drittel vermindert ist oder daß er daS 60. Lebensjahr überschritten hat. Sämtliche Parteien gelangten zu Wort. Für daS Zentrum sprach Herr Jlschert, die Herren Graf Oriola und Prinz Schönaich für die Nationalliberalen, Bock und Zu beil für dis Sozialdemokraten, Dr. Arendt und v. Oertzen für die Reichspartei, Bergmann für die freisinnige Volks partei, Potthoff für die freisinnige Vereinigung, KulerSki für die Polen, Jessen als Däne, Werner und Liebermann von Sonnenberg für die Antisemiten, — und alle, alle wett- eiferten darin, den Veteranen Liebeserklärungen zu machen und mit lautem und keckem Finger für sie an der Pforte zum Dorado der Reichskasse zu klopfen. Nur die Elsässer äußerten sich nicht, obwohl sie in dem Antrag eine beson dere Berücksichtigung genossen, denn auch diejenigen Elsässer, die französische KriegSveteianen waren, jetzt aber deutsche Reichsangehörige sind, sollen die Unterstützung erhalten. Die gleiche Gunst erbat sich Herr Jessen für die dänischen Veteranen, die heute zum Reichsoerband gehören. Und im ganzen Hause war nur ein einziger, der sich dem Anträge gegenüber nicht nur kühl, sondern positiv ablehnend ver hielt, und daS war — der Vertreter der Regierung, Herr von Stengel, Reichsschatzsekretär. Nicht, daß Herr von Stengel unseren alten Kriegs kameraden des GeldeSfülle mißgönnte — nein, aber: mir Hammer nix, wies in seinem heimischen Dialekt heißt. Die lex Nißler würde daS Reich mit 50 Millionen jährlich be- lasten, und wenn man sie so auffaßt, daß alle drei der oben genannten Vorbedingungen zusammen erfüllt sein müß ten, um einen Unterstützungsanspruch zu begründen, so würde die jährliche Mehrbelastung immer noch 27 Millio nen betragen. Und eine solche Summe zu bewilligen in einem Augenblick, wo daS Reich und für das Reich zuerst sein Lord Schatzkanzler Herr Stengel und dann die Steuer kommission bis auf die Ansichtspostkarte als Steuerobjett herabgekommen sind, um 240 Millionen zu suchen, daS geht gegen die finanztechnische Skala des Staatssekretärs, und wenn Dr. Arendt sagte: bei Ehrensachen haben finanzielle Bed nken zurück,Ulreien, so nahm sich Herr von Stengel nicht einmal die Mühe, etwas darauf zu erwidern. Der Antrag wird in die Budgetkommission gehen, um dort <ene leichteren Veränderungen zu erleiden, die erforder lich sind, um ihn allen Parteien genehm zu machen. Dann wild er mit überwältigender Majorität angenommen werden und — im Bundesrat vorläufig verschwinden. Die feurigsten Fürsprecher deS konservativen Antrags waren die Sozialdemokraten, denen er nicht weit genug ging. Diese seltene Kriegskameradschaft war beiden Par teien höchst peinlich, und darum sagten sie sich beim ersten Mal, wo sie sachlich übereinstimmten, die größten Unan nehmlichkeiten. Der ungeschickteste Redner der Sozialisten, Herr Zu beil, der jeden zweiten Satz unter schallender Heiterkeit deS HauseS mit den Worten „nach dieser Richtung hin" einleitete, zog sich einen Ordnungsruf zu, und Herr Bebel mußte sich gegen den von Herrn v. Liebermann er hobenen Vorwurf versuchten Hochverrats verteidigen. Taqesgeschichte. Deutsches Reich. Dis Budgetkommission des Reichstages bewilligte gestern den Etat für Samoa unter Ablehnung der Forderungen von 20 000 Mk. für die Entfernung der Eingeborenen von den Wohnsitzen der Europäer und von 151000 Mark für Wegebauten. Dagegen wurden 14 20V Mark Teuerungszulagen bewilligt. Es folgte sodann die Beratung deS Etats von Kiautschau. Auf eine Anfrage des Abg. Bebel nach den Plänen der verbündeten Regier ungen für die Befestigungen in Kiautschau führte Staats sekretär von Tirpitz aus, es sei nicht zutreffend, daß Tsing tau eine Festung ersten Ranges werden solle. Die Lage habe sich zweifellos durch den ostasiatischen Krieg geändert. Was jetzt gefordert werde, sei lediglich die Schlußrate für die Seebefestigung, die bereits im vorigen Jahr bewilligt sei. ES sei absolut nötig für die wirtschaftliche Stellung Tsingtaus, daß eS eine gewisse militärische Sicherheit biete. ES müsse nach der Seeseite stark sein zur Aufrechterhaltung der Neutralität, nach der Landseite, um etwaigen chinesi schen Unruhen gewachsen zu sein. Die Spezialberatuug und die Debatte über die Gehaltserhöhung deS Gouver neurs von Kiautschau wurden vertagt. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Die „Nowose Wremja" hatte berichtet, Kaiser Wilhelm habe in einem Ki683kr kauk, MW8lk° 62 im ÜLS8V Les Herrn kskrikdesitrers Leiäier empflsstit, siest - rur VermletllUK von ßskes-dekrüukläreu lurtor eigenem Vtzr8os»!u>8 ^liot-v, rur KewLKrMlK von vsrleksu, rur Lenutrung Lrer Nriou ul« VowiLilsteilv uuä rur vjtjKOLlt» pvlkA von ^Veelisklll, LroisnnnK itiukollcker Rsedlluugell mit llllä olmo Oiteeil-Verklkirr, usrv. ukv. rmu Sklä Verdrillt von Ktnstspnpiereo, kksllckbriekeo, Xdliell unä 80N- stiAell «ir LlLilNsUllK voll ruklbrneu Oouzxms, DiviciovZonsokeinon u. ßelostev Llücken, nur VerVllltllllK voll ^Vortpapivren (llsberveuostunA voll ^Uklosullßkll, Le- sorßung neuer 2ms- sier. Oiviöendeubo^eu u-^v.), «r ^lltbvVLiirllvK offener uu6 geeestsossener Oepots, -ur VON 6 Morn 2nr VorLinsunK Ans Irrwegen. Noma» von Klara Rheinau. SO „Von Freundschaft darf nicht die Rede sein und. . und .. wir sind doch Freunde geweseu, nicht wahr?" Die tiefe, klangvolle Stimme bebte ein wenig bei den letzten Worten und Frau Talbvt fühlte sich seltsam er- griffen. „Freunde!" wiederholte sie in bewegtem Tone. «Für mich und meinen Knaben sind Sie der treueste Frennd gewesen, den der barmherzige Gott einer verlassenen Iran znschicken konnte. Wie können Sie so niedrig von mir denken, um anznurhmen, daß ich ..." Sie hielt inne, die Stimme versagte ihr. „Ich könnte niemals niedrig von Ihnen denken," schal tete Herr Clifford et». „Sie wissen dies." „Aber Sie glauben, daß ich, wenn ich meine frühere Stellung wieder einuehmen würde, nicht länger Ihre Freun din sein wollte," fuhr sie leidenschaftlich fort und die heiße Miste^ die ihre Wange» färbte, verlieh ihren Zügen eine fast jugendliche Schönheit. „Ist da» nicht unedel gedacht? Glauben Sie, ich könnte je vergessen, daß Sie der Freund losen sich annahmc», daß Sie mir Obdach gaben, al» ich obdachlos war, daß ohne Ihre Hilfe ich und mein Sohn vielleicht auf der Landstraße vor Hunger gestorben wä ren l" Erregt sprang sie auf, ohne zu achten, daß ihre Handarbeit zu Boden fiel. „Ja, Sie müssen niedrig von mir denken, wenn Sie mir eine solche Undankbarkeit zu trauen können. Wäre ich deren fähig, so hätte Paul recht, wenn er mir den Nücke» kehrte und seine Mutter verach tete." „Die» würde Paul schwerlich tun," sagte Herr Clifford sanft. „Verzeihen Sie mir, wenn meiue Worte Sie ver- letzten. Ich weiß ja, baß Sie stet» zn viel Aufheben» mach- ten von dein kleinen Dienst, den ich ..." „Dem kleine» Dienst! Sie sollen ihn nicht unterschätzen I Al» ich an jenen» schreckliche»» Winterabend zu Ihnen kam, besaß ich keine» Freund in der Welt, den ich uni ein Ob ¬ dach für die Nacht hätte bitten können. Wir waren den» Hungertod nahe; das Kind . ." Ein schmerzlicher Ausdruck trat iu seine Züge. „Den ken Sie nicht mehr daran zurück," sagte er hastig. „Dem Himmel sei Dank, der Sie zn mir führte. Und nun lasse» Sie uns über Pauls nächste Zukunft entscheiden," fuhr er mit einiger Anstrengung fort. „Da Sie es wünschen, will ich Ihr Geheimnis bewahren, aber dies braucht un ser» Plan wegen der Farm nicht zu ändern. Die Aus bildung, die Paul dort erhalten könnte, würde von größ ten» Wert für ihn sein. Lvckhard ist, wie Sie wissen, ein anSgezeichneter Landwirt; jedenfalls ist in diesem Punkt sein Geist vollkommen klar, er ist nnr körperlich unfähig, überall nach dem Rechten zu sehen. Sobald die Idee auf- tauchte, einen Gehilfen oder Schüler, oder wie Sie e» nennen wollen, anzunehmen, dachte ich an Paul. Es schien mir in jeder Beziehung eine prächtige Gelegenheit für ihn. Er wird sich die praktischen, landwirtschaftlichen Kenntnisse aneignen, deren er später bedarf; er wird die Bekannt schaftseine» Groß.. " „O stille, stille l" rief sie, in nervöser Angst sich um- blickend. „Hier haben die Wände keine Ohren," beruhigte er sie lächelnd. „Aber ich kann wirklich nicht einsehen, warum Paul nicht erfahren soll, daß der Gutsherr von ESmond-Hall sein..." i „O, sprechen Sie e» nicht au»l" rief Ne in der glei- chen, erregten Weise. „Ich glaube, e» würde mich töten, wenn Paul die Wahrheit entdeckte." „Aber warum? Sagen Sie mir nur warum? Ich gestehe, baß mir Ihr Widerstreben ganz unbegreiflich er- scheint." Frau Talbot saß einen Augenblick schweigend da; in ihren zarten Zügen malte sich schmerzliche Erregung, dann brach sie plötzlich in die Worte au»: „O, verstehen Sie e» denn nicht? Jetzt liebt mich Paul und achtet mich, aber wenn er die Wahrheit erführe, könnt« die» noch län- ger so sein? Wenn er wüßte, daß ich, eine einzige Toch ter, mein Vaterhaus heimlich verlassen, um die Gattin eines, mir nicht ebenbürtigen Mannes zu werden, wa» würde er von mir denken? Würde er mich nicht verachten, wie ich eS verdiene? Vergangenes Jahr, als jener schreck liche Vorfall in Fairbridge sich ereignete, sagte er, Meta Lockhards Falschheit und Undank gegen ihren Vater set fast der häßlichste Zug in der Sache, und er hoffe, daß sie die gerechte Strafe dafür treffe. Und die» sagte er zu mir .. seine Worte schienen mir da» Herz zu durch bohren." „Paul ist jung und in der Jugend urteilt man sehr strenge," versetzte Herr Clifford, indem er sie mitleidig anblickte. „Wenn er die Wahrheit kennt, wird er nicht bitter von Ihnen denken, glauben Sie mir. Er liebt Sie jetzt, aber er wird die Mutter vergöttern, die so tapfer für seine Existenz und die ihrige kämpfte, die Tag und Nacht für ihn arbeitete, deren einziger Gedanke sein Glück ist. Paul verdankt Ihnen ..." „Er verdankt mir wenigsten» eine»," unterbrach sie ihn eifrig, „den treuesten Freund in der Welt, denn ich brachte den Jungen zu Ihnen! Dafür ist er mir jeden falls Dank schuldig!" „O nein," antwortete Herr Clifford halb traurig, „der Dank muß auf meiner Seite sein! Paul ist mir sehr liet geworden und ich habe sonst so wenig Interesse in mei nem einsamen Leben. Also geben Sie gerne Ihre Ein willigung? Darf ich Paul nach Fairbridge bringen, ihn Farmer Lockhard vorstellen und, wenn sie einander ge fallen, die nötigen Arrangeinent» treffen, ihn auf derFcvm» zu installieren?" „Gewiß, Paul steht ganz zu Ihrer Verfügung," ent gegnete sie ernsthaft, aber ihr Gesicht drückte eine Wehmut au», die Herr Clifford sofort richtig zu deuten wußte. „Sie werden ihn vermissen," sagte er gütig, „e» wird sehr einsam für Sie hier sein, wenn Paul zwölf Meilen entfernt ist." 130,1»