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sowie außerdem eine Aelle ln russischer Schrift (wonach er auch russisch spreche) anbringen lassen. Hierin erblickt der Ehrengerichtshof eine unstatthafte öffentliche Anpreisung (Reklame) im Sinne de« 8 3 Abs. L der ärztlichen Standes- ordnung. Da nach dieser Vorschrift dem Arzte jede Re- klame, durch welche er zwecks Erlangung von Praxis bet Englisch, Französisch und Russisch sprechenden oder ver stehenden Personen seine Sprachkenntnisse im Englischen, Französischen und Russischen auf seinem zum Lesen für jedermann angebrachten Namensschilds öffentlich anpretst, als der GtandeSwürde nicht entsprechend, untersagt ist, so hat der Arzt durch Slndringen und Belassen der erwähnten Zusätze auf seinem Namensschilde objektiv gegen die ärzt liche StandeSordnung verstoßen." — Der Kaufmann Nau mann au» Aken a. d. T. ist der Begründer der deutschen Blechemballagen-Jndustrie. Gr begründete in den siebziger Jahren in Leipzig am Bayrischen Bahnhof die erste Blech- emballagenfabrik und erfand ein Verfahren, um Bleche zum Versandt von Konserven verwendbar zu machen, indem er die Bleche durch AuSlegen mit holzfreiem Papier geschmack- l Schuldfragen. Der Gerichtshof sprach eine Zuchthaus strafe von S Jahren au» und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren. — In der 2. Hauptverhandlung de» gestrigen Tages saß da» ledige, am 6. Juli 1886 geborene, noch unbestrafte Dienstmädchen Ida Anna Heide au» Mutzschen auf der Anklagebank. Die Angeklagte wurde beschuldigt, am IS. De- zember 1V06 vor dem Kgl. Amtsgerichte zu Freiberg in einer Alimentation-fache einen Meineid geleistet zu haben. Da die Angeklagte vollauf geständig ist, wurde von der Vernehmung der 2 Zeugen abgesehen. Die Geschworenen mußten daher auch zu der Bejahung der Schuldfrag« kommen, daß die Heide einen ihr zugeschobenen Eid wiffent- lich falsch geschworen habe. Der Gerichtshof warf darauf hin eine Zuchthausstrafe von 1 Jahr 8 Mo naten au«, wovon 3 Wochen durch die Untersuchungs haft angerechnet werden. Ferner wurde auf 8 Jahre Ehrenrechtsverlust und auf dauernde Unfähigkeit, al« Zeuge vor Gericht vernommen zu werden, erkannt. und geruchlos machte. Der Erfinder hatte wenig Glück. Er geriet in Leipzig zweimal in Konkurs und gab schließ, lich die Fabrikation ganz und gar auf, um in Leipzig- Schönfeld ein Buttergeschäft aufzumachen. Schließlich fiedelte er nach Dresden über und begründete hier eine Zigaretten fabrik, die aber ebenfalls verkrachte. Wegen Verdacht» des betrügerischen Bankerotts, Meineids und Betruges wurde er vor Jahresfrist verhaftet und jetzt fand vor dem Schwur gericht in Dresden eine dreitägige Verhandlung gegen den jetzt 60 Jahre alten Erfinder statt. Das Gericht sprach ihn nur eine» Konkursvergehens schuldig und verurteilte ihn zu zwei Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehren- rechtSoerlust. — Der in Hannover festgenommene Ein brecher - Häuptling Kirsch ist, entgegen anders lautenden Nachrichten, noch nicht in Dresden eingetroffen. ES sind inzwischen noch mehrere andere Komplizen des Kirsch in Haft genommen worden und werden zunächst noch mit dem letzteren konfrontiert werden. Der Sozius des Einbrecher» Kirsch, der in Berlin verhaftete und jetzt im Dresdner Untersuchungsgefängnis befindliche Schlaffer CorSki, der seinerzeit den verwegenen' Einbruch bei der Sächs.-Böhm. Dampfschisfahrtsgesellschaft in Dresden inszenierte und auS- führte, spielt jetzt in Dresden den wilden Mann und simu- ^iert Geisteskrankheit. Er wird in der Jrrenabteilung deS Waldheimer Zuchthauses auf seinen Geisteszustand unter- sucht werden. Freiberg. Dor dem König!. Schwurgericht Freiberg wurde vorgestern nachmittag gegen die am 22. Oktober 1858 geborene BäckerSwitwe Emilie Ernestine Bräuer geb. Bevchel, zuletzt in Langenau, wegen Betrugs und betrüg- lichen Bankerotts verhandelt. Der Tatbestand war fol- gender; Am 19. Juli 1906 brannte daS HauS der Bräuer nieder. Sie sollte das Vermögen der Vaterländischen Feuerversicherungs-Aktien-Gesellschaft Elberfeld um etwa 350 Mk. dadurch geschädigt haben, daß sie eine ganze Anzahl Gegenstände als mitoerbrannt angegeben hat, die zum Teil überhaupt nicht oder nicht in dj-ser Anzahl verbrannten. Ferner ist die Bräner beschuldigt, nachdem sie am 26. Sep- tember 1906 Konkurs angemeldet hatte, Vermögensstücke verheimlicht und beiseite geschafft zu haben. Die Ge schworenen bejahten die Schuldfragen unter Zubilligung mildernder Umstände. Der Gerichtshof erkannte auf 1 Jahr 2 Monate Gefängnis. — Gestern Donnerstag stand eine Hauptverhandlung an gegen die Bergarbeitersehefrau Ro- salie Martha Kahl geb. Opitz in Erbisdorf wegen Ver brechen ,'wider das keimende Leben. Die Angeklagte, ge boren am 7. April 1862 zu Dresden, wurde schon einmal am 2. und 3. Juli 1900 vor dem König!. Schwurgericht zu Freiberg wegen Verbrechen nach 218, 219 43 zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. In der gestrigen Strafsache kamen als Be troffene eine Haustochter in Freiberg und eine Ehefrau aus Langenau in Frage. Die Geschworenen bejahten alle Mlilje Miel W LedeMMUenU. Von Dr. L. Unner. — Nachdruck verboten. ds. Am ergiebigsten an neuen und abenteuerlichen Mitteln zur Verlängerung des Lebens war jene tausend jährige Nacht des Mittelalters, wo Schwärmerei und Aberglaube alle reinen, naturgemäßen Begriffe verbann ten, wo die monströsesten Geburten! des menschlichen Gei stes ausgebrtttet und jene abenteuerlichen! Ideen von Be hexung, Sympathie, Kabbale, Universalmedizin in die Welt gesetzt oder wenigstens ausgebildet wurden. Die größte Bedeutung unter diesen Narrheiten gewann die durch Jahrhunderte sich erstreckende Aufsuchung des sogenann ten „Steins der Weisen", welcher! die Kraft haben sollte, die oeiden größten Güter des Lebens, nämlich Reichtum und langes Leben zu verleihen. Der Stein der Weisen allem geriügte aber nicht dieml Lebensdrange der dama ligen Menschheit; eS wurde eine! Unzahl von Mixturen, Elixieren, Lebens-Essenzen, Teen, Salzen, Tinkturen erfunden, welche alle auf dasselbe Ziel lossteuerten. Hier her gehört das berühmte Elixier des Parazelsus, welches dem Erfinder, Arzt Theophrastus Parazelsus Bvmbas- tus, seinerzeit einen Weltruf sind, ein großes Vermögen verschafft hat. Aus ganz Europa strömten ihm Schüler uud Patienten in Menge zu, welche seiner Behauptung vertrauten, daß der Mensch 1000 oder mindestens 600 Jahre alt werden müsse. Aber trotzdem Sonnte er selbst sein Leben nicht HHHer als auf 48 Jahre bringen. Er starb 1541 zu Salzburg —, allerdings, wie seine Anhänger behaupteten — durch Mord'. Vielleicht wm längsten unter diesen Mitteln hat sich der Tee des Grafen St. Germain erhalten, welcher noch heutzutage unter dem Namen des St- Gernrain-Tees ein beliebtes Purgiermittel bildet. Es ist ein .Gemisch von Ssnr.esblättern mit Fliedertee, Fenchel, Anis und gerei nigtem Weinstein, hat aber nur insofern indirekt lebens verlängernde Kraft, als sein Gebrauch! mitunter gesund- heitsgeführlichen Untcrleibsstvckungen vorzubeugen ver mag. Der Erfinder selbst aber behauptet, mit Hilfe seines Tees ein Alter von 350 Jahren erreicht zu haben! Die Erfinder und Verbreiter solcher Gcheimmittel wüsten übrigens, indem sie auf die Dummheit und Leichtgläubigkeit der großen Menge Lauten, in der Regel sehr wohl, was sis taten. Denn wenn auch ihre Mittel den armen Betrogenen nichts nützten, so nützten sie um so mehk ihnen selbst, und es wurden mitunter auf diese Weise riesige Vermögen erworben. Eines der interessantesten Beispiele dieser Arl ist dasjenige des Ncholaus Flamel, eines armen Pariser Schreibers, welcher, um das Jahr 1330 geboren^ mit seiner Frau ein sehr armseligds Leben führte, bis ihms eines Tages der Zufall angeblich ein altes, auf Baumrinden-Papier geschriebenes Manuskript in die Hände spielte, welches ihm alle Geheim ¬ nisse der hermetischen Wissenschaft, wis Stein der Weisen und Bereitung des Lebens-Elixiers, entyüllö hatte. Mit Hilfe Lieser Kenntnisse erwarb Flamel bald ein unge heures Vermögen. Dem Tode Sonnte er freilich trotz seines Lebens-Elixiers nich> entgehen, oder vielmehr — er entging ihm wirklich, indem er aus Besorgnis, 'daß man ihm sein kostbares Geheimnis entreißen möchte, die falsche Nachricht seines Todes verbreitert und zwei Holz klötze an seiner 'wird seiner Frau Stelle beerdigen ließ, während Beide nach Indien flüchteten. Dort würden er und seine Frau 300 bis 400 Jahre später noch lebend angctrosten, wenn man den Berichten eines französischen Reises en, Ngmens Paul Lukas, Glauben beimessen will, welcher von Ludwig XlV. zur Erforschung verschiedener Länder ausgeschickt worden war. In Brussa versicherte demselben ein indischer Derwisch, daß er Flame! und seine Frau, welche ihren Aufenthalt öfter wechselten, sehr gut kenne, daß sie seine intimsten Freunde seien, und dav er sie vor? drei Jahren zum letzten Male gesehen habe! Am vernünftigsten unter diesen Geheimmittel-Fabri- kautcn handelte der französische Graf Villars, welcher im Anfang des 18. Jahrhunderts seinen Anhängern einfach filtriertes Seinewasser für teures Geld verkaufte, unter dem Vorgeben, daß er das Geheimnis dieses Mittels von seinem Onkel ererbt habe, der mit seiner Hilfe mehr als 100 Jahre alt geworden^ und nur durch einen unglück lichen Zufall gestorben sei. So oft dieser Graf einem ^eichenzug begegnete, pflegte er mit einem bedauernden Achse.zuckcn laut zu sagen: „Hätte der Verstorbene von meinem Wasser getrunken, so würde er noch am Leben sein!" In der Tat verspürten Viele nach dem Gebrauch des Mittels einen günstigen Erfolg, aber nicht weil dasselbe wunderbare Kräfte besaß, sondern weil der Verkäufer klugerweise als Gebrauchsanweisung ganz bestimmte Mäßigkeitsvorschriften hinzugefügt hatte, ohne deren strenge Beobachtung das Mittel unwirksam blei ben müsse. Die gesundere Lebensweise, nicht das Seins wasser war es, was dass Wunder der Lcbensverlängerung bewirkte. Wiederholt traten im Laufe der Jahrhunderte Männer apf, welche als einzig sicheres Mittel zur Verlängerung des Lebens strenge Diät und mäßige Lebensweise priesen. Hierher gehören namentlich Cornaro (geb. 1407) und DeskarteZ (geb. 1596). Aber auch eine dem entgegen gesetzte Partei der Gourmands oder Gastronomen gab es, welche gutes Essen und Trinken! als daA beste Mittel der Lebeusverlängerung empfahlen und dafür ebenfalls gute Erfolge anfzuweisen hatten. Man könnte aus der Ge schützte nicht wenige Namen von hochbctagten Gourmands auficht.cn. Einer der bekanntesten ist derjenige des be rühmten Verfassers der „Physiologie des Geschmacks", Brillät-Savarin, welcher in einem Alter von 71 Jahren starb und seiner viel verbreiteten Schrift einen besonderen Abschnitt über die lange Lebensdauer der Feinschmecker eingesührt hat. Er sagt darin wörtlich : „Ich bin glücklich, ja üoerglücklich, meinen Lesern auf Grund meiner jüng sten Studien eine gute Nachricht mitteilen zu können, dast nämlich das Wohlleben der Gesundheit durchaus nicht schädlich ist, und daß die Feinschmecker unter sonst gleichen Umständen länger leben als andere Menschen, — nicht etwa deswegen, weil sie niemals krank würden, sondern weil sie eine größere Dosis Lebenskraft besitzen, und weil alle Teile des Organismus' sich in besserem Zustande befinden, sodaß die Natur mehr Hilfsmittel be sitzt, um den Körper vor Zerstörung zu bewahren." Als hervorragendes Beispiel führt der Verfasser den Erzbischof von Paris, Herrn de; Belloy an, der bei großem Appetit und gastronomischer Lebensweise nahe an IM Jahre alt wurde. Auch' der berühmte Auber wurde 90 Jahre alt, ob gleich er gewohnt war, sehr gut und reichlich zu essen und zu trinken, und dabei möglichste Ruhe des Körpers Wer gemmü? Röllran von Viktor Strahl. L4 „Mein Herr!" rief Rosalie so stolz aus, daß ein weniger dreister Mensch als er die Flucht ergriffen hätte. In demselben Augenblick entriß sie ihren Mantel sei ner Hand und schritt vorwärts. Oer freche Mensch war mit einigenen Schritten neben ihr, riß ihr unvermutet den Schleier ab und starrte ihr unverschämt ins Gesicht. Das junge Mädchen richtete sich stolz auf, die braunen Augen blitzten empört, die Wangen wurden dunkelrot. Er lächelte wie ein Faun und erfaßte sie am Arm. Er beugte sich, um sie zu küssen, sie aber schlug ihn mit beiden Händen ins Gesicht, entriß sich seinem Griff und rief laut um Hilfe. Das reizte ihn nur noch mehr. „So scheu, mein schöner, wilder Vogel! Ich muß einen Kuß bekommen! Ich will einen haben!" Meder trat er dicht an die Bebende heran und wollte sie umschlingen. Da erschollen plötzlich eilige Schritte auf der Brücke und ehe der junge Mensch wußte, wie ihm geschah, wurde er von kräftigen Händen emporgehobcn und über das Geländer in den Bach gestürzt. Der Retter in der Rot war unser Held Hugo Körner. Er war auf dem Wege nach Schloß Wöhlingen, um dessen Bildergalerie zu besichtigen. Rosalie stand überrascht da und ihre Augen hefteten sich mit auflohender Bewunderung auf den ritterlichen Fremdling. . „Ich glaube, mein Fräulein, den Buben sind Sie los" sagte Hugo kalt, sich achtungsvoll verbeugend. „Jetzt können Sie ungehindert Ihren Weg fortsehen." „Ich danke Ihnen", erwiderte sie einfach und innig. „Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen." Hugo blickte mit Entzücken auf das schöne junge Mäd chen und ein ungeahnt seliges Gefühl ließ sein Herz er beben. — Rosalie errötete und senkte das Antlitz. Ernst Hartmann watete fluchend durch den nur seichten Bach und erklomm das Ufer. Wut verzerrte sein Antlitz. Das Wasser floß ln Strömen von seinen schlotternden Kleidern. „Das sollen Sie mir büßen!" schrie er, als er das Ufer gewonnen hakte und ballte die Hand wider Hugo. „Von einem solchen Wicht fürchte ich mich nicht!" versetzte Hugo mit spöttischem Lächeln. „Sie sehen er bärmlich aus. Lassen Sie sich raten, gehen Sie nach Hause und ziehen Sie trockene Kleider an. Es sollte mir leid tun, wenn Sie sich einen Schnupfen geholt hätten." „Wir treffen uns wieder!" zischte Ernst Hartmann mit einem Blicke tätlichen Haffes. „Ich vergesse und ver gebe niemals! Sehen Sie sich vor!" Er wandle sich um und begab sich nach Hause. Er mußte nun seinen Besuch im Schlosse aufschieben. „Der Mensch wird Sie nicht mehr belästigen, mein Fräulein", richtete Hugo das Wort an das junge Mäd chen. „Jedoch, wenn Sie sich noch fürchten, will ich Sie gern begleiten." „Besten Dank", erwiderte Rosalie, seine Begleitung errötend annehmend. „Ich bin vielleicht ein wenig nervös. Ich gehe nach Schloß Wöhlingen." Er blickte sie mit erhöhter Aufmerksamkeit an. „Wohnen Sie dort?" fragte er schnell. Rosalie nickte ein wenig erstaunt. „Mein Rame ist Hugo Körner" stellte er sich nun vor. „Iurist und nebenbei Landschaftsmaler. Ich bin auch auf dem Wege nach Schloß Wöhlingen und möchte mir von dem Herrn Baron die Erlaubnis erbitten, die Bildergalerie besichtigen zu dürfen. Sollte ich wohl die Erlaubnis er halten ?" Ein warmes, sonniges Lächeln überstrahlte ihr lieb- liches Gesicht. „Ich bin die Tochter des Barons und heiße Sie will kommen, wenn Sie unsere Bildergalerie besichtigen wollen." Hugo war freudig überrascht. Er hatte nicht geahnt, daß das einfache Mädchen die Baronesse von Wöhlingen sei. Er drückte ihr warmherzig seinen Dank für die Er laubnis, die Bildergalerie besichtigen zu dürfen, aus. Aber was waren ihm all' die toten Gestalten auf den Bildern gegenüber diesem atmenden Menschenkind! Ein nichts. Er wünschte kaum noch, die Ahnen derer von Wöhlingen kennen zu lernen — aus Furcht, er selbst könne diesem Geschlecht entstammen — und das hätte vielleicht eine unüberbrückbare Kluft zwischen ihm und der Baronesse gebildet. Wenn sie Geschwister wären! Es überrieselte ihn kalt bei diesem flüchtig durch seinen Sinn huschenden Gedanken. Aber — nein, nein! widersprach sein Herz, überrascht von dem aufwogenden Gefühl der Liebe. Er hatte die Absicht, die Bildergalerien aller Schlösser in dieser Gegend zu besuchen, in der Hoffnung, irgendwo das Bild seines unbekannten Vaters zu entdecken. Unbefangen und heiter plaudernd schritten die jungen Leute dahin, als kannten sie einander schon seit frühester Jugend. Hugo bedauerte im stillen, daß der Weg nicht länger sei. Sie betraten den Park und gingen die Hauptallee hin unter, welche zu dem Portal des Schlosses führte. „Fräulein von Wöhlingen ist die Erbin des Schlosses Wöhlingen", dachte er mit plötzlicher Bitterkeit, als er das edle, graue Gebäude betrachtete, iwährend ich namen los bin, nicht einmal meine Eltern lärme." Rosalie führte ihn ins Empfangszimmer und entfernte sich, um ihren Vater zu suchen. Sie fand den Baron im Bibliothekzimmer. Sein bleiches, abgehärmtes Gesicht erhellte sich, als sie wie der Sonnenschein ins Zimmer trat.'